Ostwest

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Nächtlicher Besuch in Simferopol Die Spannungen hatten sich bereits in der Nacht verschärft. Am Flughafen der Regionalhauptstadt Simferopol waren ungefähr 50 bewaffnete Personen aufgetaucht und hatten zeitweilig die Kontrolle über das Inlandsterminal übernommen.  Die uniformierten Bewaffneten halten sich noch immer in der Nähe des Terminals auf.

Teilweise sind sie mit leichten Maschinengewehren ausgerüstet, viele tragen Sturmgewehre. Die ARD-Korrespondentin Golineh Atai fotografierte militärische Lastwagen ohne Nummernschilder auf dem Parkplatz des Flughafens.   Wer die Männer sind, ist zurzeit noch unklar. Die Führung in Kiew hält die Uniformierten für russische Soldaten in neutralen Uniformen. Dagegen berichtet die russische Agentur Interfax, es handele sich um pro-russische "Selbstverteidigungskräfte". Einen Zusammenhang zur russischen Armee gebe es nicht, hieß es unter Berufung auf "informierte Kreise".  Der Betrieb auf dem kleinen Flughafen läuft laut der Website des Flughafens normal weiter. Der Zugang sei offen und Passagiere würden abgefertigt, berichtet auch die Nachrichtenagentur AFP. Flughafen Sewastopol blockiert Einige Stunden später brachten ähnlich gekleidete und ausgestattete Bewaffnete den Flughafen der Stadt Sewastopol

unter ihre Kontrolle. Mindestens eine Zufahrtsstraße wurde mit Armeelastern gesperrt. Auch davor patrouillierten Uniformierte ohne Dienstgrad- und Hoheitsabzeichen.  Der Flughafen von Sewastopol liegt einige Kilometer nördlich der Stadt und wird überwiegend militärisch genutzt. Die einzige Start- und Landebahn kann aber auch von zivilen Maschinen angeflogen werden. Sewastopol ist die Heimatbasis der russischen Schwarzmeerflotte.  Der Chef des ukrainischen Nationalen Sicherheitsrates, Andrej Parubi, gab am frühen Nachmittag im Fernsehen bekannt, dass sich beide Flughäfen wieder unter Kontrolle der ukrainischen Behörden befinden. Er musste allerdings einräumen, dass die Zufahrtsstraßen zum Flughafen Sewastopol noch immer von den Bewaffneten kontrolliert werden. ‡ CHRONOLOGIE DES EUROMAIDAN

Ein ranghoher Vertreter der Sicherheitskräfte deutete nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters die Verhängung des Ausnahmezustands an, um die Lage auf der Krim in den Griff zu bekommen. Dann könnte die ukrainische Armee dorthin entsandt werden.  In der Bucht von Balaklava soll mindestens ein russisches Kriegsschiff kreuzen, wie die BBC berichtet. Verschiedene regionale Medien zeigten außerdem mindestens zehn oder zwölf russische Helikopter, die den ukrainischen Luftraum durchflogen. Sie könnten zum Flughafen von Sewastopol geflogen sein.

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