Ostwest

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Proteste nach Janukowitsch-Kurswechsel  Sie selbst bekomme dies auch zu spüren. "Die in der Gesetzgebung verankerten Menschenrechte sind für Janukowitschs Mafia unbedeutend. Für sie zählt nur Bereicherung, Korruption und das System, das sie mittlerweile aufgebaut haben", klagte sie an. Lange sieht es so aus, als würde sich an der Situation Timoschenkos nichts zum Positiven verändern. Vor dem EU-Gipfel in Vilnius zur östlichen Partnerschaft im November 2013 beharrt die EU zunächst auf Timoschenkos

Freilassung, damit das Assoziierungsabkommen unterzeichnet werden kann.  Doch die Regierung unter Präsident Janukowitsch beschließt überraschend die Abkehr vom EU-Kurs - auch wegen des Drucks aus Moskau. Der Kreml hatte im Falle einer Assoziierung mit Handelsnachteilen gedroht. Es folgte eine bis dahin beispiellose Protestwelle in der Ukraine, die das Land zu zerreißen droht. Trauriger Höhepunkt sind die gewaltsamen Ausschreitungen zwischen Regierungsgegnern und Sicherheitskräften mit mehr als 70 Toten und Hunderten Verletzten. Eine Vereinbarung zwischen Opposition und Regierung zum Ausweg aus dieser Krise kommt viel zu spät, Präsident Janukowitsch entgleitet die Kontrolle über die Ukraine, Timoschenko kommt frei. Die Zukunft des Landes ist jedoch äußerst ungewiss.

‡ HINTERGRUND

Die Parlamentswahlen 2012 verfolgt Timoschenko aus der Haft heraus. Doch mehrfach gelingt es ihr, sich an die Öffentlichkeit zu wenden, beispielsweise Sprachaufnahmen nach draußen zu schmuggeln: "Jeder Mensch in der Ukraine lebt in einem kriminellen Land, das Janukowitsch aufgebaut hat. Jeder kann sehen, dass das Gesetz missachtet wird, dass die Menschen total erniedrigt werden."

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