miju #9

Page 36

der Natur gearbeitet, vor allem im Weingarten«, begründet Niki seine Berufswahl. Deshalb sieht er sich auch explizit als Weinbauer. Das Bad in der Menge braucht er nicht unbedingt. Mit der ständigen Betriebserweiterung wird es sich aber nicht länger vermeiden lassen. »Derzeit verkaufen wir ab Hof, in unserem Heurigen und an die Gastronomie. Mit zunehmender Menge werde ich aber verstärkt mit dem Handel zusammenarbeiten müssen und dann sind Messeauftritte nicht mehr vermeidbar.« Starwinzer-Allüren sucht man beim jungen Windisch vergebens. Und doch ist er beherzter Weinbauer. Das merkt man an seinem Enthusiasmus über das gewachsene Interesse seiner Frau am Wein. »Früher hat sie gerade einmal einen Gspritzten getrunken, heute will sie am Abend, dass ich uns eine Flasche Wein aufmache«, freut sich Niki darüber, dass seine Frau, genau wie seine Eltern, durch ihn den Zugang zum Wein gefunden haben. Die junge Frau Windisch ist Lehrerin und nebenbei gemeinsam mit Nikis Mutter Küchenchefin im Heurigen, den seine Eltern aufgebaut haben. Nebenbei erledigt sie die Büroangelegenheiten des Weinguts Windisch »und das passt so. Ich habe nie eine Weinbäuerin

gesucht. Außerdem käme sie mir rein wirtschaftlich zu teuer, weil sie als Lehrerin mehr verdient, als mich ein Arbeiter kostet«, kommt scherzhaft wieder der rechnende Unternehmer durch. Die Betriebsumstellung war anfangs nicht einfach. Vater Windisch redete zwar im Keller nie mit, im Weingarten musste er sich aber an die neuen Standards erst gewöhnen. Die unterschiedlichen Zugänge der Generationen waren, wie bei so vielen, auch bei den Windisch-Männern Thema. Nicht auf Quantität, sondern auf Qualität zu arbeiten, auszudünnen und Trauben zu halbieren, gibt eben Diskussionsstoff. Niki Windisch musste viel Zeit in den Betrieb investieren. Anfangs waren es 100 bis 120 Stunden pro Woche. Jetzt sind es mit dem Heurigen ungefähr 80. Der Sonntag soll als Familientag erhalten bleiben, deshalb träumt er auch nicht von einem riesigen Imperium. Das Weingut soll auf höchstens 15 Hektar erweitert werden und ein Familienbetrieb bleiben. Nikis Sohn will auch Winzer werden. Niki Windisch freut das, aber Träumer ist er ja so überhaupt keiner: »Ich schätze, das will er jetzt, wie alle 4-Jährigen, weil es der Papa macht, aber das kann sich jederzeit ändern.«

miju9_15 menschlebensterbenerkennenweinessensportbuch


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.