Komplex N°9 2016

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Sämtliche Wohnungen besitzen grosszügig dimensionierte Aussenräume.

«Standard Nachhaltiges Bauen Schweiz»

Durch die Dämmung der Gebäudehüllen liegt der Energieverbrauch der Wohnanlage zukünftig 30 Prozent unter den Anforderungen der kantonalen Energieverordnung. Sonnenkollektoren werden für die Stromproduktion und das Erwärmen des Brauchwassers eingesetzt. Es besteht die Absicht, auf fossile Brennstoffe vollständig zu verzichten, wenn auch ein langjähriger Vertrag mit einem Gasanbieter für den Altbaubestand zunächst nicht annulliert werden kann. Weil es bei dem Gesamtvorhaben jedoch nicht nur um Energieeffizienz, sondern um nachhaltiges Bauen im weiteren Sinne ging, entschied sich die Bauherrschaft gegen eine Minergie-Zertifizierung. Vielmehr zählt die Überbauung Nessleren als Pilotprojekt zum «Standard Nachhaltiges Bauen Schweiz». Schon in der Vorprojektphase setzten sich Bauherrschaft, Architekten, Fachplaner und Spezialisten mit dem Thema Nachhaltigkeit an einen Tisch, um Ziele und Massnahmen zu definieren, welche die drei Felder Gesellschaft, Wirtschaftlichkeit und Umwelt betreffen. Zu den gesellschaftlichen Aspekten zählt beispielsweise der Mietermix, zu den wirtschaftlichen etwa die Entscheidung für den präfabrizierten Holzelementbau und die weitgehende Nutzung der vorhandenen Bausubstanz. Nachhaltiges Bauen, so beweist das Projekt Nesslerenweg Wabern auf

Zwei Strategien der Erweiterung: Aufstockung und neue Raumschicht

das Überzeugendste, steht keineswegs im Widerspruch zu den ökonomischen Interessen der Bauherrschaft. Ganz im Gegenteil. Die Baumassnahmen, die im Frühling 2015 begonnen haben, gliedern sich in drei Etappen. Zunächst wurde die Einstellhalle erweitert, um den Autoverkehr möglichst weitgehend aus der Siedlung zu verbannen. Dann erfolgt die Sanierung und Aufstockung der Häuser in zwei Schritten. Die eine Hälfte der Häuser wird im Herbst 2016 fertiggestellt sein, die andere ein Jahr später. www.nessleren.ch Halter AG, Gesamtleistungen > Seite 150

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sollen für Familien, aber auch für Wohngemeinschaften passend sein und die Möglichkeit bieten, ein Home-Office einzurichten. Mit Balkonen, Loggien, Terrassen oder Aussensitzplätzen besitzt jede Einheit einen direkten Bezug zum Aussenraum. In den Kellergeschossen entstehen darüber hinaus flexibel nutzbare Räume, die wahlweise dazugemietet werden können. Auch wenn die Fassaden des Bestands zukünftig mit einer verputzten Aussenwärmedämmung versehen sind, legen die Architekten grossen Wert darauf, dass sich Alt und Neu optisch unterscheiden. Der Sockel, mural geprägt, gibt sich schlicht und klar; der Aufbau aus Holz mit einer hinterlüfteten Holzschalung als Fassade zeigt eine andere Materialität und eine mit Vor- und Rücksprüngen deutlich expressivere Formenwelt. Die Zeitschichten bleiben mithin ablesbar; es ging hier nicht darum, ein nicht unterscheidbares Ganzes entstehen zu lassen.


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