Komplex N°9 2016

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Während das fertige Gebäude auf den Computeranimationen bereits seine Eleganz zeigt, fordert die Umsetzung in der Realität die Planer und Bauleiter ebenso wie die Handwerker auf dem Bau. «Das Ambassador House ist das grösste Umbauprojekt in der Geschichte von Halter», sagt Felix He­ getschweiler, Geschäftsführer von Halter Gesamtleistungen. Seit er am 4. August 2014 den Auftrag für die Ausführung der Arbeiten erhalten hat, sind acht Mitarbeiter ständig mit der Planung der nächsten Schritte und der Organisation der Baustelle beschäftigt. «Eine Vorlaufphase gab es nicht, deshalb mussten wir rollend planen», sagt Hegetschweiler. Wie ein Fussballtrainer, der die nächsten Spielzüge vorausdenken muss, plante auch er mit seinen Spezialisten – immer den gesamten Verlauf im Blick. Dabei stellten das enge Zeitkorsett und die Dimensionen des Gebäudes eine grosse Herausforderung dar. Hegetschweilers Rezept: detaillierte Planungsdossiers für die einzelnen Gewerke und eine offene Zusammenarbeit mit den Schlüsselunternehmungen. «Nur so bekommt man Zeit, Qualität und Finanzen in den Griff», sagt er. Schlusspfiff 2017

Das A und O sind reibungslose Abläufe und ein ausgeklügeltes Logistikkonzept. Wo soll der Fassadenbauer starten? Welche Leitungskanäle werden zuerst erstellt? Wie kommt der Schutt von der Baustelle weg, und wo liefern Hunderte von Lastwagen neue Materialien an? All diese Fragen mussten im Vorfeld geklärt werden. Erschwerend kommt die Situation vor Ort dazu: Entlang der Gebäuderückseite verläuft eine fünfspurige Bahnlinie, der Zugbetrieb darf nicht gestört werden. Auf der gegenüberliegenden Seite sowie im Norden des Gebäudes setzen Nachbarbauten Grenzen. Dazu kommt eine Hochspannungsleitung, die im Süden nahe am Gebäude vorbeiführt und den Bauablauf massiv einschränkt. Einzig die Freifläche unter der Stromleitung steht für die Baustelleninstallation zur Verfügung. Diese wird aber grösstenteils für Büros und Lagerflächen genutzt. Den Materialumschlag regelt deshalb eine Online-Logistik-Plattform: Jeder Lieferant und Unternehmer kann dort ein Zeitfenster für das Entladen und die Nutzung der vier Baukräne reservieren. Die Lastwagen fahren beim Haupttor am Südende der Baustelle vor und gelangen entlang der Ostfassade zum Abladeort. Schliesslich verlassen sie das Gelände am Nordende über die Alpenstrasse. Klar

geregelt sind auch die Abläufe auf dem Bau selber. Wie ein Drehbuch legen die Dossiers die Abfolge der Arbeiten fest. Zur perfekten Organisation gehört zudem ein Orientierungssystem: Das ganze Gebäude ist in Sektoren unterteilt, an denen sich Planer, Bauleiter und Handwerker orientieren können. Klar definierte Fluchtwege regeln den Notfall. Doch trotz aller Vororganisation gibt es Überraschungen – so wie auch im Fussball die gegnerische Mannschaft plötzlich die Taktik ändern kann. Im Ambassador House sind es vor allem bauliche Gegebenheiten, die erst bei den Abbrucharbeiten zutage treten. Ein Beispiel: Ursprünglich sollten die neuen Lüftungsrohre durch die alten Steigzonen geführt werden. Als man diese aufbrach, stellte sich heraus, dass Verstrebungen – die aufgrund der Statik nicht entfernt werden durften – die Führung der Rohre verunmöglichten. Zusammen mit den Haustechnikplanern mussten die Spezialisten von Halter eine andere Lösung finden. Jetzt werden die Schächte selbst wie vorgefertigte Kanäle ausgekleidet und dienen als luftführendes Medium. «Solche Situationen erfordern schnelles Handeln und ein Team, das kreative Lösungsideen entwickeln kann», sagt Hegetschweiler. Dabei dürften die Kosten aber nie aus dem Ruder laufen. Mit dem Beginn der zweiten Halbzeit werden im Ambassador House die Fassadenelemente montiert und die Installationsarbeiten für die Haustechnik ausgeführt. Während die Führungscrew dieselbe ist, wurde die Mannschaft, also die Unternehmungen, grösstenteils ausgewechselt: Die Abbrucharbeiter haben den Ball an die Lüftungsinstallateure, Fassadenbauer, Sanitärfachleute und Elektriker weitergegeben. Dank den vorbereiteten Dossiers und der Effizienz von Planern und Bauleitern hat man die Arbeiten im Griff. Der Schlusspfiff wird pünktlich im April 2017 ertönen können. Bis dahin wird die Mannschaft von Felix Hegetschweiler aber noch viele Kilometer zurücklegen und sicher auch über so manches Bein stolpern: «Andere gehen ins Fitnesscenter, wir kombinieren hier im Ambassador House die Arbeit gleich mit dem Sport», sagt Bauleiter Bangoji – fast wie ein Profifussballer. www.ambassadorhouse.ch Halter AG, Gesamtleistungen > Seite 150


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