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Perfekte Geldanlage

Kunst findet man nicht nur in Museen und Galerien, sondern auch in Unternehmen und bei Privatsammlern. Vor allem bei onlineaffinen. Denn der Kunstmarkt verändert sich; wertvolle Stücke dienen auch zur Diversifizierung des Vermögen-Portfolios. Versicherer unterstützen den Vertrieb mit ihrem Spezialwissen und breiten Netzwerken.

Zum fünften Mal haben die Art Basel und UBS ihren Global Art Market Report veröffentlich. Der Bericht präsentiert eine umfassende Analyse des globalen Kunstmarktes im Jahr 2020, einschließlich der Auswirkungen der COVID-19-Pandemie. Weiter gibt er Auskunft über die wichtigsten Trends, die den Markt 2021 und darüber hinaus prägen werden. Danach erreichte der weltweite Absatz von Kunst und Antiquitäten 2020 schätzungsweise 50,1 Mrd. US-Dollar, was einem Rückgang von 22 % gegenüber 2019 entspricht, aber immer noch über dem Tiefststand während der Rezession von 2009 liegt, als der Umsatz um 36 % auf 39,5 Mrd. US-Dollar zurückging. Ein Rekordhoch erzielte der OnlineGesamtumsatz mit 12,4 Mrd. US-Dollar; er verdoppelte damit den Wert gegenüber 2019. Der Anteil der Online-Verkäufe stieg ebenfalls von 9 % des Gesamtumsatzes im Jahr 2019 auf 25 % im Jahr 2020, insbesondere der Anteil des elektronischen Geschäftsverkehrs im Kunstmarkt überstieg den des allgemeinen Einzelhandels. 66 % der befragten Sammler waren der Meinung, dass die Pandemie ihr Interesse am Sammeln erhöht hat, 32 % gaben an, sogar signifikant mehr Interesse zu haben. Die Sozialen Medien waren weiterhin ein wichtiger Kanal im Kunstmarkt. Etwa ein Drittel der Sammler kaufte Kunst über Instagram im Jahr 2020. Frauen gaben im Jahr 2020 mehr aus als Männer, wobei ihre durchschnittlichen Ausgaben im Vergleich zum Vorjahr um 13 %, stiegen. Christine Novakovic, CEO der UBS Europe SE und Head of Wealth Management Europe und Vorsitzende des UBS Art Board, sagt: „Das Jahr 2020 markierte einen Wendepunkt für die digitale Innovation im Kunstmarkt. Der Wechsel zu Online-Plattformen ermöglichte das Sammeln von Kunst, erhöhte Transparenz und stärkte den Markt, selbst als nationale Lockdowns Galerien, LiveAuktionen und Museen zwangen, ihre Türen zu schließen. Die Pandemie hat gezeigt, dass wir Kunst brauchen, um über die schwierigen Zeiten hinauszublicken, um unsere Ansichten und Emotionen auszudrücken und Momente der Leichtigkeit in diesen Zeiten zu finden. Kunstsammler blieben auch in den schwierigsten Zeiten leidenschaftlich engagiert und widmeten sich dem Sammeln von Kunst mit klaren Zielen und einem langfristigen Plan.“

Krisen als Treiber

Welche Rolle spielt Kunst hinsichtlich der Vermögensanlage? Christina Dopplinger, Underwriting Manager Fine Art & Private Clients, Germany bei AXA XL sieht die aktuellen Krisen als Treiber: „Es ist kein Geheimnis, dass sich Kunst unter Investoren großer Beliebtheit erfreut. Dies lässt sich unter anderem daran ablesen, dass die drei führenden Auktionshäuser Christie’s, Sotheby’s und Phillips ihre Verkäufe in den ersten sechs Monaten 2022 gegenüber dem Vorjahr um 25 % auf 7 Mrd. Dollar steigern konnten.“ Ähnlich wie in der aktuell schwie- rigen Zeit mit hoher Inflation, geopolitischen Unsicherheiten und den Aus- beziehungsweise Nachwirkungen der COVID-19-Pandemie hätten auch während der Finanzkrise 2008 viele Auktionshäuser Rekordergebnisse erzielt, da sich eine große Zahl von Investoren auf der Suche nach sicheren Anlagemöglichkeiten der Kunstwelt zugewandt hätten. Alina Sucker-Kastl, Underwriting Manager Art & Private Clients Hiscox Deutschland, ist nicht unbedingt ein Fan von Social Media-Käufen: „In Zeiten hoher Inflation spielt die Vermögensanlage in Kunst eine weiterhin wichtige Rolle und gewinnt aufgrund der unsicheren Lage am Immobilienmarkt an Attraktivität. Führende Contemporary-Art Künstler und Künstlerinnen konnten in den vergangenen Jahren eine höhere Rendite als der DAX erzielen. Wichtig ist, dass man in der Anlage gut beraten wird. Welche Künstler haben das Potenzial für eine hohe Wertsteigerung? Wie erkenne ich eine herausragende Arbeit aus dem Gesamtrepertoire?“ Gerade der Kauf beim Künstler direkt möge attraktiv scheinen, dennoch lohne es sich oft – vor allem wenn man in der

Kunstszene nicht tiefer bewandert sei – mehr in die Hand zu nehmen und bei etablierten Galerien Kunstwerke zu erwerben. Die Erfahrung und der Name der Galerie gäben dem Werk die Substanz, die es brauche, um später auch am Secondary Market erfolgreich verkauft werden zu können. Stephan Schwarzl, Leiter Kunstversicherung bei Helvetia, sieht Kunst als Diversifizierung des Portfolios: „Neue Rekordpreise auf Auktionen sind ein sichtbares Zeichen für einen kontinuierlich wachsenden Markt. Auch in Hinsicht auf eine zu erwartende Rendite. Eine Vielzahl der Vermögensverwalter sehen daher Kunst als Bestandteil eines diversifizierten Portfolios.“ Und der Kunstsammler könne neben dem guten Gefühl einer soliden Geldanlage auch noch die schönen Seiten der Kunst genießen. Mit seinem emotionalen und kulturellen Wert habe Kunst als Anlageklasse nahezu allen anderen Assets etwas voraus.

NFT in aller Munde

Ein durchaus wichtiger Aspekt sind Veränderungen am Kunstmarkt in den vergangenen Jahren. So erläutert Schwarzl: „Die Verschiebung der Marktverteilung hin zu moderner und zeitgenössischer Kunst hält an. Alte Meister nehmen laut einiger Studien nur noch ca. 10 % des weltweiten Marktes ein. Hinzu kommt ein rasant wachsender Online-Kunstmarkt.“ Alles Zeichen für eine Verjüngung der Sammlergemeinde und für die Tatsache, dass Kunst als Vermögenswert, aber auch als wichtiger Teil des LifeStyle gesehen werde. Sucker-Kastl sieht das ähnlich: „Der Kunstmarkt ist seit jeher ein Markt im stetigen Wandel. In den letzten Jahren ist neben dem Onlinehandel, der sich gerade in den Coronajahren fest etabliert hat, das Thema NFT in aller Munde.“ Mit der Zeit werde sich zeigen, in welcher Form sich rein digitale Kunstwerke zu welchem Kurs durchsetzen würden. Was man in den vergangenen Jahren am Markt diesbezüglich gesehen habe, habe viel mit „Ausprobieren“ zu tun. Spannend sei jedoch für alle Beteiligten des Kunstmarkts, dass dieser neue Trend ganz neue Käufer auf das Tableau bringe. Wenn das Thema der IT-Sicherheit, insbesondere von Social Engineering Fällen, umfassend beantwortet sei, werde das Thema NFT sicher zukünftig eine große Rolle spielen bezüglich des Echtheitsnachweises von existierenden Kunstwerken. Schwarz: „Gerade Contemporary Künstler und Künstlerinnen haben hier eine große Chance, ihre Kunst zu schützen und am zukünftigen Erfolg des Werkes neben dem Artist Resale Right (ARR) zu partizipieren.“ Auch Dopplinger setzt auf den Online-Trend: „Der Markt hat sich durchaus verändert. Dies bezieht sich sowohl auf die Käuferschaft als auch auf den Ort des Geschehens. Aufgrund der zunehmenden Möglichkeiten im Zusammenhang mit der Digitalisierung und nicht zuletzt durch die pandemiebedingten Reise- und Kontaktbeschränkungen nimmt die Zahl der Online-Ausstellungen und -Auktionen stetig zu.“ Um als Sammler oder Investor Kunst besichtigen und kaufen zu können, müsse man heute nicht mehr unbedingt zu den Insidern gehören, die von Händlern, Galerien und Auktionshäusern persönlich eingeladen würden.

Makler nicht allein gelassen

Klar ist, dass Makler für ihre Kundenberatung und die Versicherung von Kunst fachkundige Unterstützung benötigen. Und die bekommen sie auch, so Dopplinger: „Als Spezialversicherer im Segment Kunst für private Sammler, Firmensammlungen, Galerien und Museen liegt uns die spürbare Zufriedenheit des Kunden sehr am Herzen. Daher ist es für uns selbstverständlich, unser spezialisiertes Wissen mit Maklern zu teilen, die für Kunden die bestmögliche Beratung sicherstellen wollen.“ Die Kunstexpertinnen und -experten der AXA hätten langjährige Erfahrung im Riskmanagement, Un- derwriting, Vertragsgestaltung, Schadenabwicklung sowie bei sämtlichen Beratungsleistungen wie etwa Versicherungswertermittlungen von Kunstobjekten, von denen Makler profitieren könnten. Für alle Kunstwerke seien insbesondere der Transport und die Lagerung von extremer Wichtigkeit.

Auch Schwarzl sagt: „Kunstsammler sind so unterschiedlich wie die Kunst, die sie sammeln. Und haben daher auch besondere Bedürfnisse, wenn es um den richtigen Versicherungsschutz geht. Unsere Kunden dürfen eine optimale und individuelle Gestaltung der Policen und einen umfassenden Service erwarten“. Aus einem wachsenden Kunstmarkt ließen sich auch veränderte Ansprüche an eine Versicherung ableiten. Mitunter seien hohe Kapazitäten notwendig. Weiterhin sei eine regelmäßige Überprüfung von Kunstwerten in bestehenden Verträgen notwendig. Diese Aktualisierung reagiere auf Entwicklungen auf dem Kunstmarkt und garantiere in einem Schadenfall die richtige Entschädigung. Helvetia Deutschland arbeite mit eigenen Kunstsachverständigen, die Vertriebspartner auch in Sachen Wertermittlung unterstützten. SuckerKastl ergänzt: „Wir bei Hiscox verfügen aufgrund unserer internationalen langjährigen Expertise als Kunstversicherer über ein weitreichendes Netzwerk an renommierten Restauratoren sowie ein internes und externes Netzwerk an Gutachtern und Kunsthistorikern. Jedem Hiscox-Makler steht ein lokal zuständiger Sales Underwriter zur Seite, der auch gerne die Makler beim Kundenbesuch begleitet.“ Für die Erstellung von Listungen und Bewertungen von Kunstsammlungen und Schmuckgegenständen greife man auf langjährige Partner zurück, die die Sammlungen der Kunden objektiv einschätzten. Die Kosten der Bewertung vor Ort übernehme man nach Absprache mit dem jeweiligen Underwriter und sei darüber hinaus auch gerne behilflich bei der Auswahl der richtigen Sicherungen und Transportunternehmen. (hdm) über ETFs und Mandate dem Impact Investing zum Durchbruch an den öffentlichen Märkten verhelfen. Diese These wird durch die Studie bestätig: 58 % der Umfrage-Teilnehmer glauben, dass sich das steigende Interesse an thematischen Fonds im Laufe der Zeit in Impact Investing weiterentwickeln wird. 64 % sind der Meinung, dass das Netto-NullZiel Impact Investing begünstigen wird,

Geld in großem Stil anlegen, um den Götzen des puren Kapitalismus zu frönen, ist mega out. Die Zauberformel der Neuzeit lautet stattdessen Impact Investing. Nahezu weltweit wird institutionelles Kapital – und damit auch das Vermögen der Kunden – in eine nachhaltige Zukunft investiert. Wer Greenwashing betreibt, gehört schnell zu den bösen Buben.

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