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Kunstversicherung – Exponiert

EXPONIERT

Der Markt ist milliardenschwer und hat immer etwas von Rififi. Wo Kunst ist, sind Gauner alle Couleur nicht weit. Davon betroffen sind nicht nur Museen und teure private Sammlungen, sondern auch Firmen, die sich wertvolle Werke gerne in Vorstandsetagen hängen. Letztlich helfen nur Risk-Management und eine Kunstversicherung. Makler sollten keine Berührungsängste haben.

„Gestohlenes Gemälde bei Auktion in München aufgetaucht“, „Hunderte Meisterwerke von Anselm Kiefer und Markus Lüpertz sind in China verschwunden“, „Das gestohlene Picasso-Gemälde ‚Frauenkopf‘ taucht nach neun Jahren wieder auf“ – dies sind drei wahllos aufgegriffene Meldungen aus der Süddeutschen Zeitung von diesem Jahr. Die Liste ließe sich schier endlos verlängern. Diese News zeigen aber vor allem eines: Kunstdiebstahl und Kunstraub sind mehr denn je en vogue. Ob aus Museen, privaten Sammlungen oder Firmenbesitz. Möglich ist das oft auch deswegen, weil die Werke trotz großen Werts nicht ausreichend gesichert werden. Dahinter steckt nicht nur Nachlässigkeit, viele Sammler verzichten wegen der oft hohen Prämien einfach auf einen ausreichenden Versicherungsschutz. Ihr Motto: Wird schon gutgehen. Es stellt sich da natürlich die Frage nach dem Risk-Management seitens der Sammler. Wie markant sind hier die Unterschiede zwischen privaten und institutionellen Kunstsammlern, etwa Firmen?

Publikum steigert das Risiko

Stephan Schwarzl, Leiter Kunstversicherung bei der Helvetia, sagt dazu. „In der Regel werden große Sammlungen – ob privat oder institutionell – von eigenen, fest angestellten Mitarbeitenden betreut. Vorwiegend im

institutionellen Bereich wurde die Funktion des Registrars geschaffen, also Mitarbeitende, die über die reinen kunsthistorisch-wissenschaftlichen Belange hinaus auch den LeihgabenLeihnahmen-Verkehr, Versicherungen, Transportabwicklung etc. betreuen.“ Kunstsammler ohne eigene Angestellte, seien auf die Unterstützung durch ein spezialisiertes Netzwerk angewiesen. Sicherungen vor Ort, Fragen zu konservatorischen und restauratorischen Fragen, Leihverkehr, Bewertung, Verkauf, Versicherung, Hilfe im Schadenfall und mehr würden im Einzelfall gesucht und angefordert. Daher sei ein Partner wie die Helvetia Kunstversicherung wichtig, die nahezu alle dieser möglichen Anforderungen im eigenen Hause oder innerhalb ihres eigenen Expertennetzwerkes erfüllen könne. Alina Sucker-Kastl, Underwriting Manager Art & Private Clients bei Hiscox Deutschland, sieht jedoch Unterschiede bei den diversen Zielgruppen: „Das Risk-Management einer jeden Kunstsammlung ist sehr individuell gestaltet. Es gibt Privatsammlungen mit einem höchst professionellen Risikomanagement, bei denen nicht nur eigene Kuratoren für den Kunden tätig sind, sondern auch sammlungseigenes Sicherheitspersonal oder Berater für das Risikomanagement. Generell beobachten wir jedoch, dass institutionelle Sammlungen von Museen, aber auch Firmensammlungen, generell professioneller betreut werden als die durchschnittliche Privatsammlung.“ Der unterschiedliche Ansatz ergebe sich unter anderem durch das unterschiedliche Risiko. Je mehr Transporte pro Jahr stattfänden oder je eher Zugangsmöglichkeiten zur Sammlung für externes Publikum bestehe, desto höher sei das Risiko. Roland Brandt, Underwriting Manager Art & Specie Crisis Management & Special Risks, Germany AXA XL, lässt jedoch aufhorchen: „Eine pauschale Aussage lässt sich hier nicht treffen. Viele private Kunstsammler haben beispielsweise eine besondere Beziehung zu ihren ‚Schätzen‘ und arbeiten bereits seit vielen Jahren mit spezialisierten Versicherern detailliert an deren Absicherung, die weit über eine Finanztransaktion im Schadenfall hinausgehen kann und sollte. Im Bereich der Firmensammlungen hingegen haben wir bei Neukunden bereits einige Überraschungen erlebt, da sie teils zwar über detaillierte Risikomanagement-Pläne hinsichtlich ihrer eigentlichen Geschäftstätigkeit verfügen, ihre Sammlerobjekte sich darin jedoch nicht wiederfinden.“ Die spezifischen Bedürfnisse unterschieden sich von Kunde zu Kunde sehr stark und hingen von einer Vielzahl von Faktoren ab. Zu diesen zählten zum Beispiel standortbezogene Risiken wie Einbruchdiebstahl, Brand, Leitungswasserschäden oder Naturgefahren. Da sowohl Sammlungsobjekte vermögender Privatkunden als auch Teile von Firmensammlungen häufig nicht ausschließlich am Platz verblieben, sondern als Leihgaben zeitweise in Museen und Ausstellungen gezeigt würden, ergäben sich hier spezifische weitere Risiken im Zusammenhang mit dem oft grenzüberschreitenden Transport sowie der Ausstellung selbst. Nicht zuletzt durch die Auslagerung von Kunstgegenständen zu Restaurationszwecken oder zeitweiligen Unterbringung in Depots könnten sich weitere Risikoszenarien ergeben.

Alina Sucker-Kastl Underwriting Manager Art & Private Clients Hiscox Deutschland

Das kann fast jeder Makler

Dem freien Vertrieb stellen sich weitere Fragen: Welche fachlichen Voraussetzungen müssen Makler mitbringen, um in diesem Versicherungsbereich aktiv sein zu können? Sind dies am Ende nur einige Großmakler? Brandt erklärt dazu: „Wenn es darum geht, im Auftrag eines Kunden die bestmögliche Lösung für seine spezifischen Risiken im Kunstbereich zu finden, kann Kunst-Expertise eine zentrale Kompetenz des Maklers sein. Aufgrund der Komplexität der Anforderungen ist diese in vielen Fällen jedoch nur ein – wenn auch wichtiger – Aspekt von vielen.“ Grundsätzlich empfehle sich für einen Vermittler die Zusammenarbeit mit einem spezialisierten Kunstversicherer, um dessen Kernkompetenzen im Bereich Underwriting, Schaden- und Riskmanagement für die optimale Absicherung des Kunden sicherzustellen. Sucker-Kastl sieht‘s ganz entspannt: „Die Kunstversicherung eignet sich für jeden Makler, der über Kunden mit einer entsprechenden Kunstsammlung verfügt. Diese kann beispielsweis 50.000 Euro wert sein oder auch 50 Mio. Euro. Es kommt für den Makler vor allem darauf an, den richtigen Versicherer mit entsprechendem Expertenwissen an seiner Seite zu haben, damit der Kunde zu allen Aspekten seiner Sammlertätigkeit bestens beraten werden kann.“ Wichtig seien hierbei Diskretion und ein Serviceversprechen, das in hoher Qualität eingehalten werde. Für Schwarzl gibt es manchmal gar keine Wahl: „Gerade kleine und mittelständische Makler betreuen Kunden, die neben den allgemeinen Sparten auch Bedarf an Spezialversicherungen haben. Was tut also ein Makler, wenn sein größter Gewerbekunde auf einmal bei seinen privaten Liebhabereien Versicherungsberatung anfordert?“ Genau dann sei ein spezialisierter Versicherer wie die Helvetia Kunstversicherung der richtige Partner. (hdm)

Roland Brandt Underwriting Manager Art & Specie AXA XL

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