finanzwelt Ausgabe 02/2018

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Hinter diesen offen zutage liegenden Hindernissen steckt das von Wladimir Putin geschaffene politische System Russlands. Die oberste Priorität wird dabei der Sicherung der Macht zugewiesen.

Hemmschuh: Machtsicherung Die Machtsicherung hat zwei zentrale Konsequenzen: Die Modernisierung der Wirtschaft und der notwendige Strukturwandel werden durch interne Umverteilung und Subventionierung stark gebremst, um soziale Konflikte zu vermeiden oder wenigstens einzugrenzen. Zum anderen ist unternehmerischer Erfolg aus Sicht des Regimes ein Problem, weil mit dem Vermögen auch Macht entsteht, die nur in erwiesenermaßen loyalen Händen geduldet wird. Damit werden die Investitionsanreize gerade bei den unternehmerisch und wirtschaftlich erfolgreichen Schichten der Bevölkerung geschwächt. Daher ist es bislang kaum gelungen, die technologischen Potenziale Russlands zu nutzen und aus den Beschränkungen eines Rohstofflandes herauszuführen. Hinzu kommt die grassierende Korruption nicht zuletzt unter den Stützen des Regimes, die politischen Schutz genießen.

Zusammen mit den durch die westlichen Sanktionen entstandenen Schäden ist die russische Wirtschaft in der Ära Putin so weit beschädigt, dass das Wachstumspotenzial nach IWF-Schätzungen auf 1,5 % zurückgefallen ist. Und diese Schwäche strahlt zwangsläufig auf die unmittelbaren Nachbarn aus und prägt so die Wirtschaft östlich des tiefen Grabens, der den russischen Einflussbereich vom „Westen“ trennt.

Unterschiedliche Investitionsschwerpunkte Dies lässt sich auch an den Fonds mit entsprechenden Investitionsschwerpunkten nachvollziehen: So weisen die Fonds mit der weiteren Abgrenzung (einschließlich Russland) in aller Regel ein hohes Gewicht an russischen Energieunternehmen auf, entsprechend deren Gewichtung im speziellen MSCI Index für Osteuropa. Das gilt etwa für den „Schroders International Selection Fund Emerging Europe“ (LU0106820292), der 2017 einen Wertzuwachs von 12,2 % brachte. Unter den fünf größten Positionen (Quelle Morningstar) sind mit Lukoil, Tatneft und Gazprom drei der russischen Energieriesen vertreten mit einem Gewicht von fast 20 % am Portfolio. Hinzu kommt noch die russische

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Sberbank (fast 10 %). Erst an fünfter Stelle findet sich mit der ungarischen OTP Bank ein nicht-russisches Unternehmen (3,6 %). Ganz ähnlich das Bild beim im letzten Jahr allerdings deutlich schwächer performenden „DWS Osteuropa“ (LU0062756647), der 6,2 % erzielte. Dort findet sich Rosneft anstelle Tatneft und die polnische Versicherung PZU mit rund 3,4 % anstelle der ungarischen OTP. Ganz anders sieht das Portfolio des „Trigon New Europe Fund“ (EE3600102372) aus, der von der estnischen Gesellschaft Trigon aufgelegt und erfolgreich gemanagt wird. 24,3 % sind ein beachtliches Ergebnis für 2017. Hier finden sich drei Banken, ein Pharmaproduzent und mit der ungarischen MOL ein Energieunternehmen unter den fünf größten Positionen. Die kleine, aber feine Trigon hat nicht nur 5 Morningstar-Sterne für diesen Fonds, sondern auch eine Reihe weiterer Auszeichnungen, etwa von Lipper. Allerdings ist der Fonds mit 2,29 % Verwaltungsgebühren nicht gerade billig. Ebenfalls recht gut bewertet (5 Sterne) und aus unserer Sicht interessant ist der „INVL Baltic“ (LTIF00000096), der von Lettland aus gemanagt wird und mit 18,9 % im letzten Jahr ebenfalls eine ordentliche Performance lieferte. (mk)


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