finanzwelt Ausgabe 02/2018

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Rendite auf 0,0 %! Erklärtes Ziel: Die Rendite der 10-jährigen Anleihen soll bei null (0,0 %!!) fixiert bleiben. An dieser Politik wird sich auf absehbare Zeit auch nichts ändern. Entsprechend sehen die Erwartungen und Prognosen aus: Die derzeit unter 0,6 % liegenden Renditen für 10-jährige Euro-Anleihen (Bund) wird demnach in 12 Monaten bei 1 % liegen, meint SEB, oder bei 1,2 %, wenn man die Schätzung der HSHNordbank zugrunde legt. Auch im Dollar geht es aufwärts, von derzeit 2,12 % für Dreimonatsgeld soll es auf etwa 2,75 % hinaufgehen. Die Richtung ist unumstritten, die Experten sind sich nur beim Ausmaß nicht ganz einig. Das sieht man beim Vermögensver-

walter PIMCO ganz ähnlich, wie Frank Witt, Leiter der Geschäftsführung in Deutschland erläutert: „Auch wenn der aktuelle Konjunkturzyklus seinen Höhepunkt wohl bereits erreicht hat, so erwarten wir, dass sich das globale Wirtschaftswachstum im Jahresverlauf fortsetzen wird. Klar ist aber, dass die konjunkturellen Risiken nicht zuletzt aufgrund des Rückzugs der Notenbanken zunehmen. Die jüngsten Kursausschläge an den Aktienmärkten waren zudem ein deutlicher Hinweis darauf, dass die Anleger nervöser werden.“

Kursausschläge sorgen für Unruhe Die von Witt genannten Kursausschläge haben bereits für viel Unruhe gesorgt: Allein zwischen Ende Januar und Anfang März brach der DAX um 12 % ein. Die Volatilität, das Risiko der Aktienanlagen, steigt fühlbar an, und damit die Nachfrage nach „Sicherheit“ in den Depots der Anleger, was gewöhnlich Umschichtungen von Aktien zu festverzinslichen Papieren und Immobilien bewerkstelligt. Mit Anleihen und „Betongold“ Sicherheit ins Portfolio hineinkaufen sagt sich leicht, hat aber seine Tücken, wenn die Zinsen steigen und damit gerade die Anleihemärkte in Bewegung kommen. Bis Anfang dieses Jahres gab es einen engen Gleichlauf (hohe Korrelation) von Aktienkursen und Renditen. Das ist mittlerweile vorbei und erschwert das Anlagegeschäft: Mit steigenden Renditen sinken die Kurswerte (Buchwerte) der Anleihen und das (bei gegebener Änderung des Marktzinses) umso stärker, je länger die Restlaufzeit der Papiere ist. Allerdings warnen die PIMCO-Experten davor, die aktuellen Trends einfach fortzuschreiben: „Die enge Korrelation zwischen den langfristigen Anleiherenditen auf der einen und Aktienkursen auf der anderen Seite wird dagegen

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Dass es jetzt nach oben geht mit Zinsen und Renditen, macht jede neue Nachricht aus den großen Notenbanken klar: Die US-Fed erhöht bereits ihre Zinsen und denkt darüber nach, wie der große Bestand an Anleihen abgebaut werden kann, der als Ergebnis der quantitativen Lockerung (Ankauf von Staatsanleihen) in der Bilanz der Notenbank gelandet ist. Die EZB hält zwar ihre Leitzinsen noch bei null, fährt aber ihr Ankaufsprogramm herunter. Es dürfte Ende des Jahres ausgelaufen sein. Die britischen Währungshüter haben ihre Zinssenkung zur Abfederung des Brexit bereits zurückgenommen und signalisieren angesichts der beachtlichen Inflation (um 3 %) mittlerweile recht deutlich weitere Zinsschritte. Die Schweizer SNB hat ihre Interventionen gegen den Franken beendet, pumpt also kein Geld mehr über den Devisenmarkt in die Wirtschaft. Lediglich die japanische Notenbank schert aus diesem Trend aus: Sie hat ihre Leitzinsen im negativen Bereich fest zementiert und hält darüber hinaus auch den Markt für Staatsanleihen fest im Griff mit ihren Ankäufen.


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