Freie Szene - Freier Fall?

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INTERVIEW

Interview mit Klaus Lederer Der individuelle Körper, das soziale Gewebe, das kulturelle Leben: Sie alle werden von der weiterhin grassierenden Pandemie nachhaltig bedroht. Ein Ende ist auch wegen schleppend vorangehender Impfprozesse noch nicht in Sicht, angesichts neuerlicher Mutationen scheint es sogar wieder in noch weitere Ferne zu rücken. Doch sind viele der Probleme, über die in der Musikszene seit März 2020 hitzig debattiert wird, keinesfalls neu oder gar allein der Pandemie geschuldet – sondern werden nur von ihr verstärkt. Klaus Lederer (Die LINKE) ist Bürgermeister und Senator für Kultur und Europa in Berlin und als solcher Ansprechpartner für die vielseitige Musikszene der Stadt. Im Gespräch mit field notes diskutiert er die Situation der Solo-Selbstständigen und Freiberufler*innen der Freien Szene, die Wichtigkeit von Orten des Austauschs, Forderungen nach Absicherungsmechanismen und welcher Einsatz die Gemeinschaft weiterbringen könnte. Eins wird dabei schnell klar: Bei auf Berlin bezogenen Lösungsansätzen allein wird es nicht bleiben können.

An der derzeitigen Gesamtsituation lässt sich freilich nichts beschönigen. Gibt es dennoch etwas, das in Hinblick auf die freie Musikszene der Stadt in den vergangenen Monaten gut gelaufen ist? Worauf lässt sich vielleicht aufbauen? Wir müssen uns damit auseinandersetzen, dass die Kultur im Allgemeinen und die Musikszene im Besonderen extrem betroffen sind. Die Einrichtungen und insbesondere diejenigen, die nicht gut belüftet sind und zu denen eine gewisse Ungezwungenheit gehört, waren die ersten, die geschlossen haben und nicht wenige von ihnen haben bis heute nicht wieder aufgemacht. Ich habe zum Beispiel ein Jazz-Konzert mit einem extrem ausgeklügelten Hygienekonzept und großen Abständen erlebt. Das sind aber nicht

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