In den Köpfen der Anderen

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In den Kรถpfen der Anderen Vier psychische Erkrankungen aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet



Franzisca Fuchs

In den Kรถpfen der Anderen Vier psychische Erkrankungen aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet

Diese theoretische Arbeit entstand im Rahmen des Praxisprojekts an der HAWK Hildesheim im Wintersemester 2014/15



Inhalt Einleitung ›1‹

Medizinisch-Psychologische Betrachtung Der Unterschied zwischen gesundem und krankem Denken ›5‹ Affektive Störungen ›8‹ Depression ›10‹ Angststörungen ›13‹ Soziale Phobie ›14‹ Persönlichkeitsstörungen ›18‹ Borderline-Persönlichkeitsstörung ›21‹ Essstörungen ›24‹ Anorexie ›26‹



Empirische Untersuchung Struktur der Umfrage ›30‹ Fragenkatalog ›32‹

Auswertung der Umfrage Auswertung: Allgemeines ›49‹ Verbreitung der Krankheiten ›50‹ Persönliches Erleben ›54‹ Umgang mit den Krankheiten ›64‹ Wissenquellen ›76‹ Der Umgang mit Betroffenen ›100‹ Selbst- und Fremdbild ›118‹

Fazit ›128‹ Quellenverzeichnis ›132‹



Einleitung

Demnach müsste jeder von uns zumindest eine Person flüchtig kennen, die psychisch krank und deshalb in Behandlung ist. Allerdings halten die Betroffenen ihre Krankheit oft geheim; sie geben nur ungern zu, dass sie in therapeutischer Behandlung sind – oft aus Scham oder aus Angst vor der Stigmatisierung, mit der viele psychisch Kranke zu kämpfen haben. »Der tägliche Kampf, aber auch der tägliche Gegenwind durch andere Menschen raubt unglaublich viel Kraft. Es tut dabei sehr gut, sich auszutauschen und zu sehen, dass andere Menschen auch diese Realität zu spüren bekommen«, äußert die freie Autorin Hengameh Yaghoobifarah gegenüber der Zeit.4 Als Protest gegen die Diskriminierung und Stigmatisierung psychisch Kranker hat sie den Hashtag #isjairre über twitter ins Leben gerufen. Betroffene können durch Verwendung des Hashtags #isjairre ihre Erfahrungen mit Diskriminierung gegenüber psychischer Krankheit teilen und sammeln. Die Aktion soll Aufmerksamkeit auf ein gesellschaftliches Problem lenken. Diskriminierung und Stigmatisierung erschweren den offenen Umgang mit psychischen Krankheiten und behindert dadurch den Heilungsprozess selbst. Daher ist es wichtig, darüber aufzuklären, dass Menschen mit einer psychischen Krankheit nicht ›wehleidig‹, ›aufmerkamkeitsgeil‹ oder schlicht ›einfach nur zu faul zum Arbeiten‹ sind, sondern im Gegenteil ein ernstzunehmendes Problem haben, das sie oft nicht allein bewältigen können.

Psychische Erkrankungen sind heutzutage längst keine Randerscheinung mehr. Selten vergeht eine Woche, ohne dass ein namhaftes Magazin oder eine der großen Zeitungen einen Artikel über Depressionen, Burn-Out oder ein anderes psychologisches Phänomen veröffentlicht, von dem viele Menschen betroffen sind. Trotzdem werden psychische Erkrankungen von vielen Menschen noch nicht ernst genommen, als Aufmerksamkeitshascherei heruntergespielt oder sogar diskriminiert. Die Zahl derer, die sich aufgrund psychischer Probleme in Behandlung begeben, steigt dabei jedoch stetig. Laut der Krankenkasse DAK erfolgt jede achte Krankschreibung aufgrund von psychischen Störungen, was einen Anstieg von 74 Prozent seit 2006 ausmacht.1 Gleichzeitig steigen auch die Zahlen derer, die aus denselben Gründen in Frührente gehen.2 »Die Behandlungskosten für psychische Krankheiten und Verhaltensstörungen [in Deutschland machen] […] mehr als 28 Milliarden Euro pro Jahr […] aus. Das sind gut zehn Prozent der jährlichen Gesundheitskosten«.3 1 http://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2013-10/ psyche-erkrankung-isjairre/ [28.10.14]. 2 Ebd. 3 Ebd.

4 Ebd.

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Dabei kann Stigmatisierung auf den folgenden vier Ebenen stattfinden: (1) Auf der interpersonellen Ebene findet die Stigmatisierung im Rahmen sozialer Beziehungen statt, beispielsweise innerhalb der Familie, im Freundeskreis, am Arbeitsplatz, in der Schule, also überall, wo Erkrankte sich in ihren Alltag in sozialen Gefügen bewegt. Die Stigmatisierung kann sich auf dieser Ebene z.B. durch Ausgrenzung innerhalb sozialer Gruppierungen bemerkbar machen. (2) Die Stigmatisierung auf interpersoneller Ebene wird durch die zweite Ebene beeinflusst, nämlich dem »Bild psychisch Kranker in der Öffentlichkeit«.7 Hier werden oft durch einseitige, stark komprimierte mediale Berichterstattung negative Bilder erzeugt und aufrecht gehalten, die in der Folge zu interpersoneller Ablehnung führen. (3) Des Weiteren findet auch auf Berufsmarkt sehr häufig eine Stigmatisierung statt. Viele Arbeitgeber stellen keine Bewerber ein, sobald diese ihre Krankheit offen legen. Zu groß sind die Vorbehalte und die Angst, der Angestellte könne ständig krankgeschrieben oder weniger belastbar sein. Im öffentlichen Dienst ist das Problem noch größer, hier müssen sich Anwärter vor der

Was ist Stigmatisierung und warum muss man Stigmatisierung bekämpfen, um Genesung zu fördern? Der Begriff ›Stigma‹ bedeutet »im ursprünglichen Sinn […] Zeichen, Brandmal bzw. Stich«.5 Personen, die ein Stigma besitzen, unterschieden sich auf besondere Art von anderen. Heute ist diese Abgrenzung negativ belastet. »Ein Stigma ist ein Merkmal, das eine Person von anderen abgrenzt und ihr negative Eigenschaften zuschreibt, Stigmatisierung bezeichnet den Prozess, bei dem eine Person auf Grund einer Eigenschaft oder eines Verhaltens von anderen zunächst als verschieden wahrgenommen wird, dann wegen dieses Unterschiedes mit unerwünschten Eigenschaften verbunden und in der Folge von der Gesellschaft abgelehnt und gemieden wird«.6 Individuen werden – oft nach Offenlegung ihrer Erkrankung – durch Stigmatisierung nur noch im Bezug ihres Krankheitsmerkmals wahrgenommen. 5 Gaebel/Möller/Rössler, 2005, S. 19. 6 Gaebel/Möller/Rössler, 2005, S. 1.

7 Gaebel/Möller/Rössler, 2005, S. 3.

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Verbeamtung einer amtsärztlichen Untersuchung unterziehen. Erkrankte, die eine Verbeamtung anstreben, verzichten deswegen oft auf eine Behandlung, da diese bei jener Untersuchung zutage käme, was ihre berufliche Zukunft gefährden könnte. Durch die gut gemeinte Voruntersuchung werden paradoxerweise gerade viele Menschen mit unbehandelten psychischen Problemen in öffentliche Einrichtungen eingestellt. (4) Als vierte Ebene wird die »strukturelle Diskriminierung«8 genannt, hierzu gehört z.B. der Mangel an geschulten Fachkräften zur ambulanten Versorgung psychisch Erkrankter.

Alle diese vier Ebenen der Stigmatisierung führen dazu, dass die Betroffenen gehemmt sind, sich bei frühen Anzeichen in Behandlung zu begeben, da sie gleichzeitig persönliche Abweisung, ein schlechtes Bild innerhalb der Gesellschaft und Benachteiligung im Beruf befürchten, während die strukturellen Voraussetzungen für eine Behandlung sowieso schon schlecht für sie stehen. Es wird klar, dass Stigmatisierung ein ernstzunehmendes Problem ist, denn je eher sich Menschen mit einer psychischen Krankheit in Behandlung geben, desto effektiver kann einer Verschlechterung dieser entgegengewirkt werden. In diesem Punkt sind sich psychische und physische Erkrankungen nämlich sehr ähnlich: werden sie nicht behandelt, verschlechtert sich der Zustand des Patienten, die Chance auf eine vollständige Genesung sinkt und der Heilungsprozess verlängert sich. Daher ist es wichtig, die gesellschaftlichen Barrieren aufzuheben, Stigmatisierung zu bekämpfen und Betroffenen die Möglichkeit geben, sich ohne Scham und Angst vor Zurückweisung in Behandlung zu begeben.

8 Gaebel/Möller/Rössler, 2005, S. 4.

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Das Ziel dieser Arbeit In dieser Arbeit sollen vier unterschiedliche psychische Erkrankungen im Bezug auf ihre Übereinstimmung zwischen Selbstwahrnehmung der Betroffenen und Fremdwahrnehmung durch das persönliche Umfeld sowie der Gesellschaft untersucht werden. Die Krankheiten, die für diese Untersuchung ausgewählt wurden, sind Depressionen, die Soziale Phobie (auch Soziale Angststörung genannt), die Borderline-Persönlichkeitsstörung und Anorexie (Magersucht). Diese vier Krankheiten, die häufiger ein Thema in den Medien sind, werden im ersten Teil dieser Arbeit auf medizinisch-psychologischer Basis vorgestellt. Zunächst werde ich hierfür auf die spezifische Störungsgruppe der jeweiligen Krankheit eingehen und anschließend die Krankheit und ihre Symptomatik näher beschreiben. Als Grundlage für diese Zuordnung dient das Diagnoseklassifikationssystem ICD-10 (International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems). Im Rahmen dieser Arbeit wurde eine Online-Umfrage durchgeführt, in welcher

die Fremd- und Selbstwahrnehmung der Erkrankten, der gesellschaftliche Umgang und der Einfluss der Medien auf diese Wahrnehmung erfragt wurden. Im zweiten Teil der Arbeit möchte ich daher die Ergebnisse meiner empirischen Untersuchung vorstellen. Die Frage, die dabei im Fokus steht ist, ob und inwiefern die Fremdwahrnehmung von der Selbstwahrnehmung psychisch Erkrankter abweicht – wie es vorhandene Stigmata vermuten lassen – und in welcher Weise ein persönlicher Bezug oder eigene Betroffenheit von einer anderen psychischen Erkrankung den Blick auf das Störungsbild verändert. Dieser Vergleich soll einen Überblick verschaffen, in welchen Bereichen das gesellschaftliche Verständnis der thematisierten Krankheiten bereits vorhanden ist und wo es noch Vorurteile abzubauen gibt. Die vorliegende Arbeit soll im Weiteren als Bearbeitungsgrundlage für eine gestalterische Auseinandersetzung mit dem Ziel des Stigma-Abbaus psychischer Krankheiten dienen.

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Der Unterschied zwischen gesundem und krankem Denken

Menschen mit psychischen Erkrankungen dagegen haben in der Regel nicht die mentalen Voraussetzungen, um mit diesen Belastungen umzugehen. Durch verschiedene Voraussetzungen ist bei diesen Menschen die Vulnerabilität (Verletzlichkeit) grundsätzlich höher als bei anderen Menschen. Die Ursachen dafür können biologische Faktoren sein, wie z.B. genetische Belastung oder Stoffwechselveränderungen im Gehirn, aber auch familiäre Faktoren wie z.B. die psychische Erkrankung eines Elternteils oder belastende Erfahrungen in der Vergangenheit wie z.B. Trennung oder Tod einer nahestehenden Person. All diese Faktoren haben Einfluss auf die gesunde Entwicklung eines Menschen und können, je stärker ihre Präsenz ist, eine instabile Persönlichkeitsentwicklung bewirken, durch die der Betroffene in der Folge weniger belastungsfähig und damit anfälliger für Überforderung und daraus resultierendes ›Nicht-Funktionieren‹ ist.

Die Krankheitsbilder, die in den folgenden Kapiteln vorgestellt werden, haben trotz ihrer unterschiedlichen Äußerungsformen einen gemeinsamen Ursprung: ihnen liegen ungesunde Gedanken zugrunde. Aber was unterscheidet gesunde von ungesunden Gedanken? Menschen mit einer gesunden Psyche haben im Laufe ihres Lebens eine realistische Sicht auf sich selbst und ihr Können ausgebildet. Sie kennen ihre Stärken, wissen ihre Schwächen auszugleichen und können ihr »Potential voll ausschöpfen [...], um mit Belastungen und Stress in […] [ihrem] Leben fertig zu werden«.1 Sie sind in der Regel so belastungsfähig, dass sie ihre eigenen Probleme bewältigen können und sich darüber hinaus in Andere hineinversetzen und deren Probleme verstehen können. Geistige Gesundheit zeichnet sich nämlich nicht dadurch aus, dass keine Gegebenheit als belastend empfunden wird, sondern dass jedes Problem bewältigt und verarbeitet werden kann, ohne dabei negative Auswirkung auf die Zukunft zu haben. 1 http://www.psychenet.de/psychische-gesundheit/informationen/basiswissen.html [28.10.14].

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Das verbindende Element aller psychischen Krankheiten, bei denen eine körperliche Krankheit oder ein Substanzmissbrauch ausgeschlossen wurde, ist, dass sie einzig im Kopf des Betroffenen existieren und dort auch entstanden sind. Hierbei ist es wichtig zu erwähnen, dass die genetische Disposition zwar eine wichtige Rolle spielt, jedoch allein kein hinreichendes Kriterium für den Ausbruch einer Krankheit ist. Auch Menschen mit einer sehr geringen Veranlagung können, wenn sie unter ungünstigen Umständen aufwachsen oder ein traumatisierendes Erlebnis erfahren, später psychische Probleme haben. 2 Die Werke von Sigmund Freud stellten heraus, dass vor allem extreme innere Konflikte ein Grund für die Ausbildung psychischer Erkrankungen sind. Ein Beispiel dafür ist die Zurückweisung von einem nahestehenden, geliebtem Menschen, so wie z.B. Eltern, die ihrem Kind vermitteln, es nicht zu lieben. Ein Mensch, der von einem anderen geliebten Menschen zurückgewiesen wird, erfährt nicht die erhoffte Gegenliebe, sondern wird verletzt und dadurch in seiner Entwicklung eingeschränkt. Im Falle eines Elternteils wird diese Zurückweisung im Gegensatz zur Zurückweisung in romantischen Beziehungen nicht verarbeitet, sondern unterdrückt, wodurch ein innerer Konflikt entsteht.

Selbiges geschieht, wenn andere Erfahrungen und Ereignisse unterdrückt statt verarbeitet werden, wie es zum Beispiel bei Kindern der Fall ist, die gewalttätig behandelt wurden und ihre Eltern trotzdem abgöttisch lieben und die Erinnerung an Gewalttaten der Vergangenheit sogar sich selbst gegenüber verstecken. Ebenso unterdrücken Heranwachsende eine Wahrheit über sich selbst, wenn sie – den Eltern zuliebe – anderen Hobbys nachgehen und eine andere Karriere einschlagen, als sie in Wahrheit gerne täten.3 Die so erlernte Regel, Emotionen aus Rücksicht gegenüber anderen Personen zu unterdrücken, führt in der Folge zu Problemen in der Persönlichkeitsentwicklung und erschwert es, stabile, gesunde Beziehungen auszubilden. 3 Ebd.

2 http://www.minddisorders.com/Ob-Ps/Origin-ofmental-illnesses.html [29.10.14].

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An den Beispielen sieht man, wie unterschiedliche Arten von Gedanken mit unterschiedlichem Ursprung zu verschiedenen Störungsbildern führen. Alle diese Krankheitsbilder entstehen jedoch durch nicht der Realität entsprechende Sichtweisen des Selbst und der eigenen Vergangenheit. Sie entstehen also zum Großteil durch ungesunde Gedanken.

Die realistische Sicht auf das Selbst spielt vor allem auch bei den in dieser Arbeit thematisierten Störungsbildern eine wichtige Rolle. Sie Selbstsicht der Betroffenen geht bei diesen oft von einer stark negativ geprägten Sicht auf die Selbstrealität aus. Bei Patienten mit Depression liegt ein allgemeiner Überforderungszustand vor und den negativen Erlebnissen wird höhere Gewichtung zugesprochen und auch die Soziale Phobie und die Anorexie zeugen eher von einer unnötig negativen Selbstsicht. Die BorderlinePersönlichkeitsstörung äußert sich dagegen durch Verhaltens- und Denkmuster, die im Laufe des Lebens erlernt wurden, die sich jedoch stark von gesunden Verhaltens- und Denkmustern unterscheiden und dadurch zu Konflikten führen.

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Affektive Störungen

Grundsätzlich ist es für den Menschen gesund, dass er sich in seiner Gefühlswelt zwischen zwei Polen bewegt. »Was wäre die Welt, wenn alle Menschen denselben emotionalen Ausdruck und die gleiche Verteilung der Energie hätten? Wenn alle im engen Sinne ›unipolar‹ wären?«3 – Es gäbe keine Variationen unter den Menschen, in ihrem Erleben, in ihrer Erfahrung. Trauer und Glück sind ganz normale, gesunde Reaktionen auf äußere Umstände und Erlebnisse. »Jeder Mensch kennt Zeiten der Verstimmung und der Niedergeschlagenheit: Das ist auch ein Grund, warum der Begriff ›Depression‹ längst nicht mehr so viel Angst […] einjagt«.4 Zur Krankheit werden diese Emotionen erst, wenn die Pole zu weit auseinander liegen und das Spannungsfeld dazwischen zu groß wird, sodass die Stimmungsveränderung in die positive oder negative Richtung oder – wie bei der bipolaren Störung – in beide Richtungen für das Individuum nicht mehr auszuhalten ist.

Zu den affektiven Störungen gehören nach ICD-10 unter anderem die manischen und depressiven Episoden, die bipolare affektive Störung (auch ›manischdepressiv‹ genannt), welche sich aus einem Wechsel der beiden Episoden auszeichnet, sowie die rezidivierende depressive Störung, die durch wiederholte depressive Episoden gekennzeichnet ist. Die affektiven Störungen zeichnen sich dadurch aus, dass die Stimmung des Betroffenen unangemessen in die positive (Manie) oder negative Richtung (Depression) ausschlägt. Ebenso betroffen von der positiven beziehungsweise negativen Veränderung sind »Affekt, Motivation und Antrieb, Denken und Wahrnehmung«.1 Depressionen und Manien sind die gegenwärtig am häufigsten auftretenden psychischen Erkrankungen, wobei vor allem die Depression heute als Volkskrankheit betitelt wird 2. Dass diese mehr im Fokus der Öffentlichkeit steht als die Manie, mag daran liegen, dass mit der Depression ein höherer Leidensdruck einhergeht als mit der Manie und sie daher öfter als psychisches Problem thematisiert wird.

3 Bock/Koesler, 2005, S. 7. 4 Bock/Koesler, 2005, S.17.

1 Fuchs/Berger, 2003, S. IX. 2 Vgl. ebd.

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»Depression ist nicht Trauer, Manie ist nicht Glück«5, das Erleben während einer depressiven oder manischen Episode reicht weit über das gewöhnliche Erleben von Trauer und Glück hinaus. »Wer depressiv wird, ist verzweifelt traurig. Er trauert und versucht zugleich der Trauer zu entkommen. Er flieht in eine Leere, in eine Distanz von sich selbst, die freilich die eigene Verzweiflung umso mehr nährt, je größer der Abstand wird. […] Wer wirklich glücklich ist, wem das Leben glückt, der braucht nicht manisch werden. Wer manisch wird, ist verzweifelt glücklich. Er sucht das Glück, wo er es nie finden wird – weit weg von sich selbst«.6

Menschen, die eine Manie oder Depression durchleben, entfernen sich dabei von sich selbst und befinden sich in einem Zustand innerer Haltlosigkeit. Das Wissen um diese Selbstentfernung und Haltlosigkeit ist wichtig, um das Verhalten von Menschen während einer manischen oder depressiven Episode nachzuvollziehen. Viele soziale Beziehungen leiden darunter, dass der Betroffene in diesen Phasen nicht er selbst ist und dabei sein Umfeld vernachlässigt oder auch verletzt.

5 Bock/Koesler, 2005, S. 16. 6 Ebd.

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Depression Wenn wir im Allgemeinen von Depressionen sprechen, kann dabei eine depressive Episode, eine rezidivierende Depression oder auch eine Dysthymie (chronische Depression) gemeint sein. Diese Störungen werden unter dem Begriff ›Depression‹ zusammengefasst, da sie die gleichen Symptome aufweisen und sich nur in Dauer, Intensität und Wiederholung der Symptomatik unterscheiden. Eine einzelne depressive Episode kann zwischen mehreren Wochen bis zu mehreren Monaten anhalten1, folgen mehrere depressive Episoden aufeinander, nennt man dies rezidivierende Depression. Von einer chronischen Depression spricht man dagegen, wenn die Symptome über mindestens zwei Jahre anhalten, wenn auch in abgeschwächter Form.2

Oftmals kündigt sich eine depressive Episode bei dem Betroffen zuerst durch körperliche Symptome wie Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Herzrasen und einen Zustand körperlicher Erschöpfung an.3 Diese Symptome werden oft nicht als beginnende Depression erkannt, sondern auf den Stress, der als Auslöser für eine depressive Episode natürlich eine bedeutende Rolle spielt, geschoben. Die emotionalen Symptome, die im weiteren Verlauf das Störungsbild der depressiven Episode charakterisieren, treten nur bei einem Viertel der Betroffenen bereits zu Beginn auf. Zu ihnen zählen Hoffnungslosigkeit bis hin zum Pessimismus, Gefühle von Schuld, Wert- und Hilflosigkeit, Reizbarkeit, Unruhe und schlechtes Konzentrationsvermögen. Der Appetit der Betroffenen kann gesteigert, aber auch gar nicht mehr vorhanden sein.4

1 Vgl. Volk/Travers/Neubig, 1998, S. 15. 2 Vgl. Dilling, Mombour, Schmidt, 2000, S. 172–183.

3 Vgl. im Folgenden Volk/Travers/Neubig, 1998, S. 15. 4 Vgl. http://www.nimh.nih.gov/health/publications/ depression/index.shtml [05.11.14].

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Damit man von einer leichten depressiven Episode sprechen kann, müssen mindestens zwei der Hauptsymptome und mindestens zwei der Zusatzsymptome vorhanden sein. Bei einer mittelgradigen Depression müssen mindestens zwei Hauptsowie mindestens drei Zusatzsymptome und bei einer schweren Depression alle drei Haupt- sowie mindestens vier Zusatzsymptome in Erscheinung treten.5

Durch die körperlichen Symptome und die negativen Gedanken, die im Kopf kreisen, verändert sich das Verhalten der Betroffenen. Früher gern ausgeübte Tätigkeiten wie Sport oder andere Freizeitaktivitäten erscheinen plötzlich zu anstrengend oder können nicht mehr genossen werden, stattdessen findet ein Rückzug statt, soziale Kontakte ebben ab, der Betroffene isoliert sich zunehmend und hat in dieser Isolation nicht die Möglichkeit, seinen eigenen negativen Gedanken zu entkommen. Je tiefer sich jemand in dieser Abwärtsspirale befindet, desto schlimmer, bedrückender und unbesiegbarer werden auch die Symptome, sodass viele Menschen mit Depressionen Suizidgedanken haben oder sogar Suizidversuche unternehmen. Um eine Depression zu diagnostizieren gibt es, wie bei allen anderen Krankheiten, Kriterien, die für eine Diagnose erfüllt sein müssen. Die erforderlichen Symptome sind hierbei in Haupt- und Zusatzsymptome eingeteilt. Anhand der Anzahl der Haupt- und Zusatzsymptome wird auch der Schweregrad der Depression bestimmt.

Die Hauptsymptome sind: »1. gedrückte[...] Stimmung 2. Interessenverlust, Freudlosigkeit 3. Verminderung des Antriebs, erhöhte Ermüdbarkeit«6 Die Zusatzsymptome sind: »1. Verminderte Konzentration und Aufmerksamkeit 2. Vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen 3. Schuldgefühle & Gefühle von Wertlosigkeit 4. Negative und pessimistische Zukunftsperspektive 5. Suizidgedanken, erfolgte Selbstverletzung 6. Schlafstörung 7. Verminderter Appetit«7 5 Vgl. Dilling/Mombour/Schmidt, 2000, S. 172–174. 6 Dilling/Mombour/Schmidt, 2000, S. 169. 7 Dilling/Mombour/Schmidt, 2000, S. 170.

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Depression ist eine Erkrankung, die häufig innerhalb von Familien über mehrere Generationen auftritt. Man geht daher von einer genetischen Disposition aus. »Zwillingsstudien weisen darauf hin, dass im Vergleich zu Einflüssen der gemeinsamen familiären Umgebung genetischen Faktoren die entscheidende Bedeutung zuzukommen scheint«.8 Die genetische Disposition ist allerdings nicht der einzige begünstigende Faktor für die Entstehung einer Depression. Oft sind auch traumatische Erlebnisse in der Kindheit der Grund, dann spricht man von einer erworbenen Veranlagung.9 Weder die genetische noch die erworbene Disposition sind jedoch eine notwendige Bedingung für eine spätere Depression. Gründe für eine Depression können sowohl biologischer als auch psychischer bzw. psychosozialer Natur sein, die Risikofaktoren auf beiden Seiten beeinflussen sich dabei gegenseitig. Je mehr Risikofaktoren sind, desto wahrscheinlicher ist das Ausbrechen der Erkrankung. In den meisten Fällen gibt es einen Auslöser psychosozialer Art, ein einschneidendes Erlebnis wie z.B. Trennung oder das Tod einer nahestehenden Person. Hierbei ist es jedoch sehr wichtig, eine normale Trauerreaktion nicht mit einer Depression zu verwechseln.10 8 http://www.deutsche-depressionshilfe.de/stiftung/depression-und-veranlagung.php [08.11.14]. 9 Vgl. ebd. 10 Vgl. http://www.deutsche-depressionshilfe.de/ stiftung/wie-entsteht-eine-depression.php [08.11.14].

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Angsterkrankungen

Die Agoraphobie beschreibt die Angst vor weiten Plätzen und Menschenansammlungen, da der Betroffene befürchtet, in diesen Situationen nicht flüchten zu können. Soziale Phobien dagegen beeinträchtigen jede Form von sozialer Interaktion, insbesondere innerhalb kleinen Menschengruppen, da die Betroffenen kritische Betrachtungen anderer Personen fürchten. Spezifische (isolierte) Phobien beziehen sich auf bestimmte Situationen, oft die Nähe von bestimmten Gegenständen oder Tieren. Betroffene der Panikstörung leiden unter Panikattacken, also körperlichen Panikreaktionen, die jedoch ohne Auslöser in allen möglichen Situationen auftreten. Die generalisierte Angststörung beschreibt eine immerwährende unterschwellige Angst vor Katastrophen, für deren Eintreffen es jedoch keine Anhaltspunkte gibt. Die Betroffenen dieser Störung gehen immer davon aus, dass bald etwas Schlimmes eintreten wird, z.B. Krankheit oder Tod einer nahestehenden Person. Die Gemeinsamkeit aller phobischen Erkrankungen liegt in der irrationalen Angst vor nicht existierenden Gefahren, die den Betroffenen in seinem täglichen Leben einschränken. Die Angst wird dabei zu einer chronischen Belastung ohne ersichtlichen Grund.

Unter den zahlreichen natürlichen Emotionen ist die Angst ein Gefühl, das jedem bekannt ist. Angst ist in einem gewissen Maß gesund, denn sie schützt davor, uns in Gefahr zu bringen. Solange es sich um eine Angst vor real existierenden Gefahren wie zum Beispiel »Krieg, Unglück, Krankheit oder Verlust«1 handelt, hilft Angst, sich mental vorzubereiten und, wenn möglich, die Gefahr durch Umgehen der Gefahrensituation abzuwehren. »Angst ist ein Schutzmechanismus, der uns davor bewahrt, gutgelaunt und mit ausgebreiteten Armen eine Klippe hinunterzuspringen, weil wir das mal ausprobieren wollen. Angst ist super, weil wir deshalb ein kleines bisschen weniger Unsinn machen.«2, schreibt die Bloggerin Kathrin Weßling auf ihrem Blog ›drüberleben‹. Doch sobald Ängste unbegründet sind, bieten sie keine Schutzfunktion mehr, sondern beeinträchtigen den Menschen in seinem Handeln. Zu den Angsterkrankungen zählen laut ICD-10 die phobischen Störungen, darunter unter Anderem die Agoraphobie, soziale Phobien, spezifische (isolierte) Phobien, sowie die Anderen Angststörungen, darunter unter Anderem die Panikstörung und die generalisierte Angststörung. 1 Bandelow, 2004, S. 18. 2 http://drueberleben.wordpress.com/2010/11/11/ hulk-i/ [31.10.14].

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Aber wo ist die Grenze zu ziehen? Wann wird die extreme Schüchternheit zu einer sozialen Phobie? Wann wird die Angst, ein Elternteil könnte, sterben zur generalisierten Angststörung? Wie bei anderen psychischen Erkrankungen wird diese Grenzüberschreitung zwischen normaler und krankhafter Empfindung erst deutlich, wenn der Betroffene in seinem Alltag eingeschränkt ist, zum Beispiel soziale Interaktion meidet, sich über bevorstehende Situationen bereits Tage vorher Gedanken macht und sich vor einem Treffen mit guten Freunden Mut antrinkt, um an diesem überhaupt teilnehmen zu können. An derartigem Verhalten wird deutlich, dass Angst längst kein Schutzmechanismus ist, sondern dass die ständige Angst eine Belastung für den Betroffenen ist, die ihn daran hindert, sein Leben so zu führen, wie er es eigentlich gern tun würde. Das Leben von Menschen mit einer Angsterkrankung wird von der Angst beherrscht. Sie schränken sich selbst in ihrem Alltag ein, um sich vor angstauslösenden Momenten zu schützen.

Die soziale Phobie Im Gegensatz zur spezifischen Phobie, die die Angst vor »eng umschriebene[n] Situationen wie Nähe von bestimmten Tieren, Höhen, Donner, Dunkelheit, Fliegen, geschlossene Räume, Urinieren oder Defäkieren auf öffentlichen Toiletten, Genuss bestimmter Speisen, Zahnarztbesuch oder auf den Anblick von Blut oder Verletzungen«1 beschreibt, beziehen sich soziale Ängste auf »prüfende[r] Betrachtung durch andere Menschen«2, welcher der Betroffene wesentlich schlechter durch vermeidendes Verhalten entgehen kann als den Ängsten der spezifischen Phobie. Elf Prozent aller Männer und 15 Prozent aller Frauen erkranken mindestens einmal in ihrem Leben an einer sozialen Phobie3, die somit die verbreitetste aller Angsterkrankungen darstellt.4 Betroffene einer sozialen Phobie sind in Situationen, in denen sie mit anderen Menschen zusammentreffen, ständig der 1 http://www.dimdi.de/static/de/klassi/icd-10-gm/ kodesuche/onlinefassungen/htmlgm2013/ block-f40-f48.htm [28.11.2014]. 2 Ebd. 3 Vgl. Kessler et al., 1994, S. 8-19 und Maggee et al, 1996, S. 159-168. 4 Vgl. Kessler et al.; 1994, S. 8-19.

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Meinung, dass die anderen Menschen sie beobachten und ihr Verhalten negativ bewerten. Diese Angst beschränkt sich nicht nur auf Situationen, in denen der Betroffene tatsächlich im Mittelpunkt steht, sondern greift auch in alltäglichen, unpersönlichen Situationen wie z.B. beim »Essen, Trinken, Sprechen oder Schreiben in der Öffentlichkeit«5. Körperliche Symptome, in denen sich die Angst in diesen Momenten manifestiert, sind »Herzrasen, Herzklopfen, Zittern, Schwitzen, Erröten [und] Harn- oder Stuhldrang. Diese Symptome können sich bis zu einer vollständigen Panikattacke steigern.«6 Die Angst vor solchen Situationen wird dadurch noch gesteigert, dass die Betroffenen Angst haben, man könne ihnen diese Symptome ansehen.

»A: Entweder (1) oder (2): (1) deutliche Angst, im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen oder sich peinlich oder beschämend zu verhalten, (2) deutliche Vermeidung, im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen oder von Situationen, in denen die Angst besteht, sich peinlich oder beschämend zu verhalten. Diese Ängste treten in sozialen Situationen auf, wie Essen und Sprechen in der Öffentlichkeit, Begegnung von Bekannten in der Öffentlichkeit, Hinzukommen oder Teilnahme an kleinen Gruppen, wie z.B. bei Parties, Treffen oder in Klassenräumen. B: Mindestens zwei Angstsymptome in den gefürchteten Situationen mindestens einmal seit Auftreten der Störung sowie zusätzlich mindestens eines der folgenden Symptome: (1) Erröten oder Zittern, (2) Angst zu Erbrechen, (3) Miktions- oder Defäktionsdrang bzw. Angst davor. C: Deutliche emotionale Belastung durch die Angstsymptome oder das Vermeidungsverhalten. Einsicht, dass die Symptome oder das Vermeidungsverhalten übertrieben und unvernünftig sind.

Die Diagnostischen Kriterien der Sozialen Phobie nach der ICD-10 sind: 5 Stangier/Fydrich, 2002, S. 10 6 Bandelow, 2004, S. 75

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D: Die Symptome beschränken sich vornehmlich auf die gefürchtete Situation oder auf die Gedanken an diese. E: Die Symptome des Kriteriums A sind nicht bedingt durch Wahn, Halluzinationen oder andere Symptome der Störungsgruppe organische psychische Störungen, Schizophrenie und verwandte Störungen, affektive Störungen oder eine Zwangsstörung und sind keine Folge einer kulturell akzeptierten Anschauung.«7 Die Angst vor gefürchteten Situationen kann bei Betroffenen der sozialen Angststörung dazu führen, dass sie sich sozial komplett isolieren, um eben diese Situa-

tionen zu umgehen. Dieses Vermeidungsverhalten ist in unserer heutigen Gesellschaft tatsächlich möglich und wird praktiziert. Indem Lebensmittel und alle anderen Konsumartikel über das Internet geordert werden, der Beruf (sofern vorhanden) vom heimischen Computer aus erledigt wird und soziale Kontakte nur in anonymen Foren oder Chatrooms gepflegt werden, kann ein extremer Sozialphobiker nahezu allen gefürchteten Situationen aus dem Weg gehen. Dadurch löst er aber nicht sein Problem, sondern versteckt sich bloß vor den symptomauslösenden Situationen. Die durch Vermeidungsverhalten entstehende Isolation führt außerdem eher zu einer Verschlimmerung der ursprünglichen Krankheit und bringt nicht selten Folgeerkrankungen wie Depressionen, ausgelöst durch das zurückgezogene, freudlose Leben, mit sich. »Personen mit Sozialphobie begehen dreizehnmal häufiger Suizidversuche als der Bevölkerungsdurchschnitt.«8 Die Krankheit, die von Unbeteiligten oft leichtfertig als übertriebene Schüchternheit abgetan wird, sollte daher ernst genommen und behandelt werden. Die Auslöser sind auch bei dieser Erkrankung nicht klar festzumachen. Wie bei allen Störungsbildern der in dieser Arbeit behandelten Erkrankungen spielen auch

7 Stangier/Fydrich, 2002, S.14

8 Bandelow, 2004, S. 81

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bei der sozialen Phobie Veranlagung, Erziehung und persönliche Erfahrung eine Rolle. Eine Person, die als Kind bereits schüchtern war, kann aufgrund dessen später zu einem Sozialphobiker werden, aber auch Personen mit von Kind auf starkem Selbstbewusstsein können nach einschneidenden Erlebnissen eine soziale Phobie entwickeln. Die Krankheit tritt relativ häufig auf, denn ihr liegt eine natürliche Emotion zugrunde, die vom Betroffenen nicht mehr kontrolliert werden kann. Bei professioneller Behandlung stehen die Chancen darauf, diese Kontrolle wieder zu erlangen, jedoch sehr gut.


Persönlichkeitsstörungen

»Persönlichkeitsstörungen sind als normale psychische Prozesse aufzufassen, die aber leider zu kostenintensiven, dysfunktionale Lösungen führen. […] [Ihre] Entstehung ist [..] aber in aller Regel gut nachvollziehbar«.5 Jeder Mensch entwickelt im Laufe seines Lebens eine eigene Persönlichkeit. Diese bildet er vor allem durch soziale Interaktion aus. Während der verschiedenen Lebensabschnitte sammelt er soziale Erfahrungen, die ihm bei der Bewältigung späterer Situationen helfen können, er greift also auf Lösungsstrategien zurück, die er in vorhergegangenen Situationen als hilfreich erkannt hat. Das gewünschte Ziel aller sozialen Interaktionen ist dabei die Befriedigung verschiedener Beziehungsmotive, nämlich: »- das Motiv nach Anerkennung, Wertschätzung, positiver Definition - das Motiv nach Wichtigkeit - das Motiv nach verlässlicher Beziehung - das Motiv nach solidarischer Beziehung - das Motive nach Autonomie - das Motiv nach Unverletzlichkeit des eigenen Territoriums und der eigenen Grenzen.«6

Persönlichkeitsstörungen zeichnen sich durch »tief verwurzelte, anhaltende Verhaltensmuster«1 aus, die der Betroffene über sein ganzes Leben hinweg entwickelt hat. In der ICD-10 werden die paranoide, schizoide, dissoziale, emotional instabile, histrionische (›theatralische‹), zwanghafte, ängstliche (vermeidende) sowie die abhängige (asthenische) Persönlichkeitsstörung genannt. 2 Das Störungsbild der in der Gruppe der Persönlichkeitsstörungen klassifizierten Erkrankungen zeigt sich im Verhältnis zu sich selbst und innerhalb von Beziehungen. Denk- und Verhaltensmuster Betroffener mit Persönlichkeitsstörungen sind ich-synton, das bedeutet, sie werden als Teil der eigenen Persönlichkeit angesehen.3 Viele Betroffene erkennen daher erst sehr spät, dass ihr eigenes Denken und Verhalten Problemsituationen entstehen lässt, die mit den verinnerlichten Mustern nicht aufgelöst werden können. Die Problemsituationen beziehen sich dabei in der Regel auf zwischenmenschliche Konflikte, denn »Persönlichkeitsstörungen sind Beziehungsstörungen«.4 Aber wie entstehen solche Denk- und Verhaltensmuster?

5 Ebd. 6 Sachse, 2010, S. 27.

1 Dilling/Mombour/Schmidt, 2000, S. 274­. 2 Vgl. Dilling/Mombour/Schmidt, 2000, S. 276ff. 3 Vgl. Sachse, 2010, S. 37. 4 Vgl. Sachse, 2010, S. 11.

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Da es in verschiedenen Lebensstadien verschiedene Erfolg versprechende Lösungsstrategien gibt, entwickeln sich diese im Laufe des Lebens weiter. Idealerweise hat die Familie für das erfolgreiche Aufwachsen eines Menschen die Aufgabe, durch die bedingungslose Erfüllung der Beziehungsmotive Sicherheit zu vermitteln und Entwicklung zu ermöglichen. Die Liebe und Anerkennung der Eltern sollte also nicht an bestimmte Erfolge gekoppelt, sondern grundsätzlich vorhanden sein. Dadurch macht ein Kind von Anfang an die Erfahrung, ernst genommen zu werden und entwickelt dadurch ein positives Selbstbild. Wichtig ist hierbei, dass das Kind für authentisches, d. h. unverstelltes Verhalten eine positive soziale Rückmeldung bekommt. Das Gegenteil des authentischen Verhaltens ist das so genannte manipulative Verhalten. Dieses wird angewendet, wenn die positive soziale Rückmeldung nicht durch authentisches Verhalten erreicht werden kann; beispielsweise wenn Eltern nur fürsorglich mit ihrem Kind umgehen, wenn es ihm merklich schlecht geht, und es ansonsten nicht beachten. In diesem Fall sieht sich das Kind gezwungen, manipulativ zu handeln, indem es z.B. vorgibt, krank zu sein, um auf diesem Umweg die gewünschte Fürsorge zu erreichen. Es entwickelte also eine Strategie, um auf Umwegen eine Zuwendung zu erreichen, die es durch authentisches Verhalten nicht bekommt.

Diese in einer Lebensphase entwickelten Strategien funktionieren jedoch oft in der nächsten Lebensphase nicht mehr. Das führt zu sozialen Konflikten, da das erlernte manipulative Verhalten aus der vorhergegangenen Lebensphase von anderen oft als unangemessen wahrgenommen wird, worauf negative Resonanz folgt. Solange die Grundannahme herrscht, dass authentisches Verhalten nicht ausreicht, um die gewünschte positive Resonanz zu erreichen, müssen in jeder Lebensphase eine neue manipulative Strategien entwickelt werden, um Konflikte zu vermeiden. Diese negative Grundannahme ist die Grundlage für die Ausbildung von Verhaltensmustern, die eine Persönlichkeitsstörung charakterisieren. Betroffene stehen unter ständigem Druck, neue manipulative Strategien entwickeln zu müssen. Dieser Vorgang ist sehr kräftezehrend und nicht selten verfehlt eine Strategie ihr Ziel. Es erfolgt negative Resonanz und Zurückweisung, wodurch die Grundannahme der eigenen Wertlosigkeit verstärkt wird. Dieses Wechselspiel kann als Teufelskreis gesehen werden, in dem der Betroffene immer manipulativer wird und um immer mehr positive Resonanz kämpft, um vergangene Negativwertungen zu kompensieren.

›19‹


Natürlich kann die toxische Grundannahme der eigenen Wertlosigkeit im Laufe des Lebens zum Positiven korrigiert werden, z.B. durch eine starke Bezugsperson, die dem Betroffenen von sich aus stark positiv entgegentritt. Ebenso kann der Betroffene selbst erkennen, dass sein Denken einer Fehlannahme zugrunde liegt. Auf diese Weise müssen nicht alle negativen, abwertenden Erlebnisse in frühen Entwicklungsphasen zu Persönlichkeitsstörungen führen. Die Probleme, die ein Betroffener aufgrund seiner Persönlichkeitsstörung mit seinem Umfeld hat, entstehen außerdem nicht unmittelbar in der Kindheit, wie oft angenommen wird. Vielmehr wurde in der Kindheit eine Fehlannahme verinnerlicht und dadurch ein Fehlverhalten erlernt,

das in der aktuellen Lebensphase Probleme entstehen lässt. »Die Vergangenheit ist dabei nur so weit bedeutsam, wie die Erfahrungen der Vergangenheit die Gegenwart prägen oder bei der Bewältigung der gegenwärtigen Aufgabe hinderlich sind«, schreibt Ewald Rahn in Borderline, »[v]or allem kann die Vergangenheit nicht dazu dienen, die Verantwortung für die Gegenwart abzulegen. Die eigene Geschichte ist dabei nicht nur Schicksal, sondern auch Produkt zahlreicher eigenverantwortlicher Entscheidungen. So ist die Auswertung der Lebensgeschichte eine Möglichkeit, die eigenen Reaktionen und Verhaltensmuster besser zu verstehen, sie kann aber nicht als Rechtfertigung für Probleme in der Gegenwart dienen«.7 7 Rahn, 2001, S. 21.

›20‹


BorderlinePersönlichkeitsstörung Der Borderline-Typus ist eine Form der emotional instabilen Persönlichkeitsstörung1. Der Begriff ›Borderline‹ ist für das heute darunter klassifizierte Störungsbild noch relativ neu, bereits im 17. Jahrhundert beschrieb der Arzt T. Sydenhan jedoch Menschen, die »durch ihre außerordentliche ›Launenhaftigkeit‹ auffielen. Sie würden ohne jedes Maß jene lieben, die sie alsbald ohne jeden Grund hassen würden; die außerordentlichen Aufregungen des Geistes dieser Kranken entstünden […] aus plötzlichen Ausbrüchen von Wut, Schmerz, Angst sowie ähnlichen Emotionen«. 2 Von der Borderline-Persönlichkeitsstörung herrscht in der Gesellschaft ein sehr unklares Bild, obwohl sie in der letzten Zeit zunehmende Beachtung bekommen hat.3 Zwei Verhaltensweisen, die in der öffentlichen Anschauung oft sofort mit der Borderline-Persönlichkeitsstörung in Verbindung gebracht werden, sind vor allem selbstverletzendes Verhalten und extreme, nicht nachvollziehbare Launenhaftigkeit und Impulsivität. Jeden, der eine dieser Verhaltensweisen zeigt, (oft abwertend konnotiert) als ›Borderliner‹ zu bezeichnen, ist allerdings sehr gefährlich.

»Der inflationäre Gebrauch des Begriffes entwertet ihn […]. Es droht Pathologisierung verschiedenster Phänomene ebenso wie die willkürliche Etikettierung von menschlichen Eigenschaften als krank oder abnorm«.4 Die meisten Menschen wissen nur sehr wenig über das Störungsbild, seine Entstehung und die Gefühle der Betroffenen, da sie diese oberflächlich nur als ›schwierig‹ oder ›anstrengend‹ wahrnehmen. Das liegt vor allem daran, dass das Störungsbild sehr diffus ist. Es bestehen zahlreiche Überschneidungen und Komorbiditäten (d. h. zeitgleiches Auftreten mehrerer Störungen) mit anderen Störungsbildern wie z.B. Essstörungen und affektiven Störungen.5 Betroffene von Persönlichkeitsstörungen denken und handeln außerdem komplett anders als Nicht-Betroffene, sodass das Umfeld die Störung nur schwer nachvollziehen kann. Die bei Persönlichkeitsstörungen bestehende Ich-Syntonie macht es schwierig bis unmöglich, den Betroffenen mit seinem Fehlverhalten zu konfrontieren, da er die Schuld stets bei den Anderen suchen wird. Daher bekommen Interaktionspartner oft gar nicht mit, wie 4 Rahn, 2001, S. 9. 5 Vgl. Tress et al.:, 2002, S. 14.

1 Vgl. Dilling/Mombour/Schmidt, 2000, S. 280. 2 Rahn, 2001, S. 42. 3 Vgl. Rahn, 2001, S. 9.

›21‹


sehr Betroffene unter ihrem eigenen Verhalten leidet. Da viele Patienten mit Borderline dazu tendieren, ihrem Umfeld gegenüber sehr impulsiv zu handeln, kommt es oft zu negativen Reaktionen. Freunde wenden sich ab, weil sie mit den Stimmungsschwankungen nicht umgehen können oder sich manipuliert fühlen. Bei anderen Betroffenen äußert sich die Impulsivität eher in autoaggressivem Verhalten. Diese Personen schämen sich dann oft für ihr Verhalten und können nur schwer aufrichtige Beziehungen aufbauen und halten.6 Grundsätzlich muss man sich bewusst machen, dass Personen, die unter der Borderline-Persönlichkeitsstörung leiden, das gesamte bekannte Spektrum an menschlichen Emotionen sehr viel intensiver Erleben als jemand mit einer gesunden Psyche. Der ständige Wechsel dieser Emotionen ist dabei nicht nur für das Umfeld, sondern vor allem für den Betroffenen sehr anstrengend.7

»Die inneren Spannungen können sich in regelrechten Ausnahmezuständen entladen, in denen die Kontrolle über den eigenen Körper abhanden kommt. Dieser extreme innere emotionale Zustand fordert Gegenreaktionen heraus, die unterschiedliche Wirkungen haben können. Hier kann die Neigung entstehen, den inneren Reiz mit einem ebenso intensiven Gegenreiz zu beantworten. So kommen Verhaltensweisen zustande, die von außen betrachtet widersinnig erscheinen, wie etwa selbstverletzendes Verhalten, hoher Alkoholkonsum und Drogenmissbrauch.«8 Damit die Diagnose ›Borderline‹ gestellt werden kann, müssen fünf der neun folgenden Kriterien bestehen: 1. Angst vor dem Verlassenwerden: »Verzweifeltes Bemühen, tatsächliches oder vermutetes Verlassenwerden zu vermeiden.«9 2. Instabile Beziehungen: »Ein Muster instabiler, aber intensiver zwischenmenschlicher Beziehungen, das durch einen Wechsel zwischen den Extremen der Idealisierung und Entwertung gekennzeichnet ist« 3. »Identitätsstörung: ausgeprägte und andauernde Instabilität des Selbstbildes oder der Selbstwahrnehmung«

6 Vgl. Rahn, 2001, S. 53. 7 Vgl. Rahn, 2001, S. 17.

8 Rahn, 2001, S. 15. 9 Vgl. im Folgenden für die Aufzählung der Kategorien: Rahn, 2001, S. 45–49.

›22‹


4. »Impulsivität in mindestens zwei potenziell selbstschädigenden Bereichen (Geldausgeben, Sexualität, Substanzmissbrauch, rücksichtsloses Fahren, ›Fressanfälle‹ etc.)« 5. Suizidales oder selbstverletzendes Verhalten: »Wiederholte suizidale Handlungen, Selbstmordandeutungen oder -drohungen oder Selbstverletzungsverhalten« 6. »Affektive Instabilität infolge einer ausgeprägten Reaktivität der Stimmung[,] etwa hochgradige episodische Dysphorie (Freudlosigkeit), Reizbarkeit oder Angst, wobei diese Verstimmungen gewöhnlich einige Stunden und nur selten mehr als einige Tage andauern.« 7. »Chronische Gefühle von Leere« 8. »Unangemessene, heftige Wut oder Schwierigkeiten, die Wut zu kontrollieren« 9. »Vorübergehende, durch Belastungen ausgelöste paranoide Vorstellungen oder schwere Dissoziative Symptome.«

Dadurch dass einige der Symptome einer Borderline-Störung auch in anderen Störungsbildern auftreten und auch häufig andere Erkrankungen aufgrund der Borderline-Störung entstehen, suchen viele Betroffene eher wegen der Begleiterkrankungen wie Depressionen oder Essstörungen Hilfe und nicht, weil sie eine Borderline-Störung vermuten.10 Viele Patienten haben, wenn sie die Diagnose ›Borderline‹ erhalten, schon einen langen Leidensweg und verschiedene andere Diagnosen hinter sich. Da die Denk- und Verhaltensmuster der Betroffenen über das ganze Leben ausgebildet und verinnerlicht wurden, stellt die professionelle Diagnose eine große Chance für eine Veränderung dar. »Sobald eine Diagnose mitgeteilt wird, verändert sich die Perspektive auf die Probleme. Verhaltensweisen und Symptome sind dann nicht mehr nur Phänomene, die durch Fehlverhalten erklärbar sind, sondern sie sind Teil einer Erkrankung«.11 10 Vgl. Rahn, 2001, S. 50. 11 Rahn, 2001, S. 32.

›23‹


Essstörungen Die Essstörungen sind eine Störungsgruppe, die in den letzten 20 bis 30 Jahren zunehmend an Beachtung gewonnen hat. Man findet sie in der ICD-10 unter den »Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Störungen«1. Auch ihre Diagnosekriterien konzentrieren sich stark auf die körperlichen Symptome, obwohl den Störungen ganz klar eine psychische Ursache zugrunde liegt, die sich lediglich in körperlichen Symptomen manifestiert. Zu den Essstörungen gehören vorrangig die Anorexia nervosa umgangssprachlich ›Magersucht‹) und die Bulimia nervosa (umgangssprachlich ›Ess-Brech-Sucht‹), von denen es jeweils auch eine atypische Form gibt. Die Anorexie ist im Allgemeinen durch eine krankhafte Gewichtsreduktion durch minimale Nahrungsaufnahme charakterisiert, wohingegen Personen mit Bulimie unverhältnismäßig große Mengen an Essen in sehr kurzer Zeit zu sich nehmen und sie anschließend selbstinduziert erbrechen. Essstörungen haben eine hohe Komorbidität mit anderen psychischen Störungen, bei depressiven Störungen liegt diese bei 50–75 Prozent. 2 Diese depressiven Störungen können vor und auch während der

Essstörung, aber auch nach Überwinden dieser auftreten. In diesem Fall kann man sehr gut erkennen, dass mit dem Bekämpfen der Essstörung lediglich ein Symptom eines tiefer liegenden Problems bekämpft wurde und die depressive Störung als neues Symptom desselben Auslösers auftritt, nachdem das vorherige Symptom beseitigt wurde. Über Essstörungen hört man oft, dass sie ein Problem westlicher Länder seien, in denen ein Überfluss an Nahrung herrscht, da in diesen das gängige Schönheitsideal durch ein schlankes Körperbild geprägt ist, welches einen Verzicht auf übermäßige Nahrung erkennen lässt. Gegenüber dem Mittelalter, in dem üppige Körper das Schönheitsideal waren, das die wohlhabende Oberschicht, der es nicht an Nahrung mangelte, gegenüber dem armen, hungrigen Pöbel allein in ihrer Körperform optisch abgrenzte, hat sich das Bild in den heutigen Industrienationen tatsächlich gedreht. Ein Überangebot an Nahrung ist dort auch den ärmeren Schichten zugänglich und es gilt als Zeichen von Wohlstand, gesund und ausgewählt zu essen, auf seinen Körper zu achten, und ihn durch Sport in Form zu halten.

1 Dilling/Mombour/Schmidt, 2000, S. 243. 2 Vgl. Richter, 2006, S. 36.

›24‹


Es ist jedoch nicht einzig den Körperidealen zuzuschreiben, dass Essstörungen in den Industrienationen ein bekanntes Phänomen sind. In der Vergangenheit gab es einige Studien in Ländern (u.a. Curaçao, Japan, DDR), die nicht zu den hochentwickelten Industrieländern zählen, deren Ergebnisse »dafür [sprechen], dass ›Essstörungen‹ nicht allein als Phänomene zu erklären sind, die im Zusammenhang mit westlichen Kulturen und den dort gängigen Schönheitsidealen stehen. Vielmehr treten sie auch in anderen kulturellen Zusammenhängen in Erscheinung, in denen andere Körperideale vorherrschen. Insofern liegt der Schluss nahe, dass sie im Zusammenhang mit komplexeren (psychosozialen) Ursachen zu sehen sind.«3 Stefanie Richter stellt in ihrem Buch ›Essstörung. Eine fallrekonstruktive Studie anhand erzählter Lebensgeschichten betroffener Frauen‹ fest, dass Essstörungen allgemein »multidimensional – als ein komplexes Zusammenspiel bio-psychosozial-kultureller Dimension -«4 verstanden werden müssen. Sie stellt außerdem verschiedene Erklärungsmodelle für das Entstehen einer Essstörung vor. Dazu zählt beispielsweise das Modell von Hilde Bruch, die Essstörungen »nicht isoliert […] betrachte[t], sondern als Ausdruck einer komplexen Problemlage des Individuums«.5 Nach Bruchs Theorie entstehen Essstörungen durch Defizite in der Ausbildung eines kohärenten Selbstbildes

und eines daraus resultierenden Gefühls der Unzulänglichkeit, das seinen Ursprung in der frühen Mutter-Kind-Beziehung hat. Ihren Beobachten zufolge ist die Ausbildung von zielgerichteten Bedürfnissen (wie z.B. Hunger) etwas, das ein Kind durch seine Bindung zur Mutter erst erlernt und das sich durch adäquate Reaktionen dieser festigt. Erhält ein Kind unangemessene, unstete Reaktionen, bildet es ein inkohärentes Selbstbild aus, dem später mit Kontrollmechanismen wie der Kontrolle des Essverhaltens entgegengewirkt wird, um zumindest in diesem Bereich »Autonomie, Leistung und Kompetenz«6 zu erfahren. Die Bedeutung der Väter im familiären Zusammenhang wird ebenso thematisiert, hierbei wurde anhand von Studien des Klinikers Dörr Zegers festgestellt, dass von den Vätern späterer Essgestörter oft ein hoher Druck ausgeübt wurde, Leistungserwartungen zu erfüllen, während sie in ihrer Rolle als Vater meist unkommunikativ und emotional nicht zu erreichen waren.7 6 Richter, 2006, S. 49. 7 Vgl. Richter, 2006, S. 53.

3 Richter, 2006, S. 43. 4 Richter, 2006, S. 46. 5 Richter, 2006, S. 50.

›25‹


Es entsteht in solchen problematischen Eltern-Kind-Beziehungen ein »Konflikt zwischen eigenen Wünschen und fremden Erwartungen, was zu inneren Spannungen führt. Durch die fehlende Bearbeitung wird ein Anwachsen der Problemaufschichtung weiter vorangetrieben, bis schließlich […] Auffälligkeiten im Essverhalten bzw. in den sozialen Beziehungen«8 beginnen. Die Essstörung ist in diesen Fällen eine ›Pseudo-Lösung‹ für ein tiefer liegendes Problem. Ein Erklärungsmodell, das sich dagegen auf den soziokulturellen Kontext von Essstörungen bezieht, liefert Tilmann Habermas. Er beschäftigt sich mit der Gruppe der Essstörungen, die tatsächlich auf das westliche Körperideal zurückzuführen sind, und grenzt diese »als ›moderne‹ Formen gegenüber früheren Formen ab«9 Die modernen Formen sind charakterisiert durch das Verlangen, einem vorgegebenen Körperideal zu entsprechen, hierbei wird auch die Bulimie als »ein kulturelles Modell des Fehlverhaltens [genannt], das von der Gesellschaft ›angeboten‹ wird«.10 Doch auch hier kann davon ausgegangen werden, dass tieferliegende Ursachen den Betroffenen dazu veranlassen, jenes Körperideal über seine eigene körperliche und geistige Gesundheit zu stellen.

Anorexie Anorexie (Anorexia nervosa) beschreibt einen »absichtlich herbeigeführten oder aufrechterhaltenen Gewichtsverlust«1, weshalb man oft auch von ›Magersucht‹ spricht. Der Begriff ›Anorexie‹ bedeutet wörtlich ›fehlendes Verlangen‹, was darauf hindeutet, dass Betroffene keinen Hunger verspüren. Dies ist jedoch eher im Gegenteil der Fall, Hungergefühle werden anfangs bewusst unterdrückt 2, später werden sie von Betroffenen als angenehm wahrgenommen, weil sie ein Merkmal für das erfolgreiche Reduzieren der Nahrun­g sind. Entgegen der häufigen Annahmen, der Gewichtsverlust würde bei der Anorexia nervosa ausschließlich durch Hungern und Sport herbeigeführt, und selbstinduziertes Erbrechen hingegen sei ein Merkmal der Bulimia nervosa, wurden bei der Anorexia nervosa zwei verschiedene Typen klassifiziert. Der restriktive Typ, auch ›non-purging-Typus‹ genannt, führt die Gewichtsabnahme ausschließlich durch Nahrungsreduktion und Sport herbei, wohingegen der ›purging-Typus‹ auch selbstinduziertes Erbrechen zu Hilfe nimmt, um eine Gewichtsabnahme zu erreichen. Die Übergänge zwischen den Typen sind dabei meist fließend.

8 Richter, 2006, S. 329. 9 Richter, 2006, S. 51f. 10 Richter, 2006, S. 52.

1 Dilling/Mombour/Schmidt, 2000, S. 243. 2 Vgl. Stahr/Barb-Priebe/Schulz:, 1995, S. 23.

›26‹


4. Bei Frauen setzt vorübergehend die Monatsblutung aus (Ausnahme: bei Einnahme hormoneller Kontrazeptiva, z.B. ›Pille‹, Nuvaring etc.), bei Männern nimmt die Libido und die Potenz ab.5 »Erhöhe Wachstumshormon- und KortisolSpiegel, Änderungen des peripheren Metabolismus von Schilddrüsenhormonen und Störungen der Insulinsekretion können gleichfalls auftreten. 5. Bei Beginn der Erkrankung in der Pubertät ist die Abfolge der pubertären Entwicklungsschritte verzögert oder gehemmt (Wachstumsstopp, fehlende Brustentwicklung und primäre Amenorrhoe bei Mädchen; bei Jungen bleiben die Genitalien kindlich). Nach Remission wird die Pubertätsentwicklung häufig normal abgeschlossen, die Menarche tritt aber verspätet ein«.6 Wenn man die Diagnosekriterien betrachtet, wird deutlich, dass drei von fünf sich auf ein bestehendes oder erreichtes niedriges Körpergewicht beziehen. Es werden also Betroffene von der Diagnose ausgeschlossen, die zu Beginn der Erkrankung übergewichtig waren, deren Abnehmverhalten jedoch eindeutig der Anorexie zuzuordnen ist. Bei diesen Personen darf die Krankheit erst diagnostiziert werden, wenn sie bereits so stark abgenommen haben, dass die körperlichen Begleiterscheinungen des niedrigen Gewichts eintreten.7

Die Diagnosekriterien für das Störungsbild der Anorexia nervosa sind: »1. Tatsächliches Körpergewicht mindestens 15 Prozent unter dem erwarteten (Entweder durch Gewichtsverlust oder nie erreichtes Gewicht) oder Quetelet-Index 3 von 17,5 oder weniger. Bei Patienten in der Vorpubertät kann die erwartete Gewichtszunahme während der Wachstumsperiode ausbleiben. 2. Der Gewichtsverlust ist selbst herbeigeführt durch: a. Vermeidung von hochkalorischen Speisen; sowie eine oder mehrere der folgenden Verhaltensweisen: b. selbst induziertes Erbrechen; c. selbst induziertes Abführen; d. übertriebene körperliche Aktivitäten; Gebrauch von Appetitzüglern und/oder Diuretika. 3. Körperschema-Störung in Form einer spezifischen psychischen Störung : die Angst, dick zu werden, besteht als eine tiefverwurzelte überwertige Idee; die Betroffenen legen eine sehr niedrige Gewichtsschwelle für sich fest.«4 3 Quetelet-Index = Body Mass Index – BMI ab dem 16 Lebensjahr. 4 Dilling/Mombour/Schmidt, 2000, S. 244f.

5 Vgl. Dilling/Mombour/Schmidt, 2000, S. 245. 6 Dilling/Mombour/Schmidt, 2000, S. 245. 7 Vgl. Stahr/Barb-Priebe/Schulz, 1995, S. 16.

›27‹


Auffällig ist, dass Essstörungen, insbesondere Anorexie, mehrheitlich bei »heranwachsenden Mädchen und jungen Frauen« auftritt. »Die überwiegende Betroffenheit von Mädchen und Frauen wird – neben der geschlechterspezifisch höheren Bedeutung von Schönheitsidealen und Diätverhalten – durch geschlechtsspezifisch unterschiedliche psychosoziale Entwicklungsbedingungen zu erklären versucht«.8 Junge Frauen während der Adoleszenz reagieren auf psychische Belastungen öfter mit einer Veränderung des Essverhaltens als junge Männer. Ein weiterer Erklärungsansatz ist das durchschnittlich zwei Jahre frühere Eintreten der Pubertät bei Mädchen. Junge Mädchen, die mit der Pubertät, den damit verbundenen körperlichen Veränderungen und ihrer damit zusammenhängenden Rolle als Frau überfordert sind, können durch Gewichtsreduktion diese Veränderungen aufhalten.9

Alexa Franke, die einige Publikationen zu Essstörungen und Stressbewältigung veröffentlich hat, beschäftigte sich mit dem »Körper[...] als Medium und Ort zur Problembewältigung«10. Sie beschreibt diesen als ein Medium, durch das sich das Individuum abgrenzen und darstellen kann. »In der Beschäftigung mit dem eigenen Körper kann Intimität und Autonomie erlebt werden, im Rückzug auf den Körper kann der Fremdbestimmung entgangen werden, schließlich kann er Ort von Kontrollerfahrung werden. Insofern ist der Körper als Medium zu verstehen, über das Menschen Selbstbestimmung, Individuierung, Abgrenzung üben, Stärke und Leistung erfahren und positive Spiegelung erhalten können.«11 Die Gewichtsreduktion wird von Betroffenen der Anorexie daher anfangs oft als Erfolgserlebnis wahrgenommen. Parallel zu den ›Erfolgen‹ beim Abnehmen werden auch die Leistungen in anderen Bereichen gesteigert, sodass die Anorexie zumindest

8 Richter, 2006, S. 44. 9 Richter, 2006, S. 44–45.

10 Richter, 2006, S. 53. 11 Richter, 2006, S. 54.

›28‹


Bei einer Störung, bei der sich die psychischen Probleme in einer derart selbstschädigen Form auf den Körper auswirken, ist auch die Mortalitätsrate ein sehr wichtiger Punkt, der eine Behandlung umso notwendiger macht. Die Ergebnisse verschiedener Studien zur Mortalitätsrate gehen stark auseinander, wobei allerdings Höchstwerte von bis zu 20 Prozent angegeben werden.14 Mag die tatsächliche Rate auch darunter liegen, so stellt die Anorexia nervosa wahrscheinlich dennoch eine der gefährlichsten seelischen Erkrankungen dar.

zu Beginn von den Betroffenen als sehr positiv erfahren wird. Sie erreichen angestrebte Ziele, fühlen sich dadurch bestätigt, sind leistungsfähig und motiviert. Die Gefahr, die von der Krankheit ausgeht, wird dabei geleugnet.12 Vielmehr beharren Betroffene auch bei bereits bedenklich geringem Körpergewicht darauf, noch zu dick zu sein. Der Grund dafür und damit eines der drei zentralen Charakteristika der Anorexie ist eine Störung in der Wahrnehmung des eigenen Körpers, dessen Dimensionen vor allem in den so genannten ›Problemzonen‹ stark überschätzt werden. Daneben werden Warnsignale des Körpers nicht mehr wahrgenommen oder nicht angemessen interpretiert.13

14 Vgl. Richter, 2006, S. 39.

12 Vgl. Stahr/Barb-Priebe/Schulz, 1995, S. 37. 13 Vgl. Stahr/Barb-Priebe/Schulz ,1995, S. 38.

›29‹


Struktur der Umfrage

A

vielleicht betroffen

selbst betroffen

nicht betroffen

Depression

1

selbst selbst betroffen betroffen

vielleicht betroffen

nicht betroffen

B+

N+

B, B_

C, C_

=

N, N_

=

J, J_

= =

K, K_

soziale Phobie

2

selbst betroffen

vielleicht betroffen

nicht betroffen

D+

O+

D, D_

E, E_

›30‚

= =

O, O_


Borderline-Persönlichkeitsstörng

3

selbst betroffen

vielleicht betroffen

(eher) nicht betroffen

F+

P+

F, F_

G, G_

=

P, P_

=

L, L_

=

M, M_

Anorexie

4

selbst betroffen

vielleicht betroffen

(eher) nicht betroffen

H+

Q+

H, H_

I, I_

R

›31‹

=

Q, Q_


1

Fragenkatalog

Fragen zur Krankheit ›Depressionen‹ 1. Leiden Sie oder litten Sie in der Vergangenheit (möglicherweise) an Depressionen? a) Ja. b) Ich bin mir unsicher, vermute es aber. c) Ich bin mir unsicher, vermute es aber nicht. d) Nein.

A Allgemeine Fragen 1. Geschlecht a) weiblich b) männlich c) anderes 2. Alter a) Unter 18 Jahre b) 18-24 Jahre c) 25-39 Jahre d) über 39 Jahre

B+ Fragen zur Krankheit ›Depressionen‹ Die folgenden Fragen richten sich an Personen, die (vermutlich) von Depressionen betroffen sind.

3. Welchen Bezug haben Sie zu folgenden psychischen Erkrankungen: Depression soziale Phobie Borderline-Persönlichkeitsstörung Magersucht (Anorexie) (falls mehrere Antworten zutreffen, wählen Sie bitte die erste zutreffende aus!) a) Ich leide (vermutlich) selbst unter einer oder mehreren der genannten Erkrankungen. b) Jemand aus meiner Familie oder meinem engeren Bekanntenkreis leidet unter einer der genannten Erkrankungen. c) Ich habe keinen persönlichen Bezug zu den genannten Erkrankungen.

1. Wurde diese Diagnose von einem Facharzt gestellt? a) Ja. b) Nein. Befinden Sie sich zur Zeit wegen dieser Erkrankung in Psychotherapie oder haben bereits eine Psychotherapie hinter sich? a) Ja, ich bin zur Zeit in Therapie. b) Ja, ich war in der Vergangenheit in Therapie. c) Nein, ich war noch nie in Therapie.

›32‹


B, B_ Fragen zur Krankheit ›Depressionen‹

1. aufgesetzt | 2. authentisch 1. ziellos | 2. zielstrebig 1. uneinsichtig | 2. einsichtig 1. kalt | 2. emotional 1. energiegeladen | 2. träge 1. exzessiv | 2. maßvoll 1. destruktiv | 2. kreativ

Die folgenden Fragen richten sich an Personen, die (vermutlich) von Depressionen betroffen sind. 1. Nennen Sie kurz die wesentlichen Merkmale der Krankheit: [Textfeld]

3. Wissen folgende Personengruppen von Ihrer Krankheit?

2. Wie würden Sie Ihre Persönlichkeit im Alltag einschätzen? (Wenn Sie unter mehreren der genannten Erkrankungen leiden, konzentrieren Sie sich hier bitte auf Phasen, in denen die Depressionen besonders präsent sind)

Auswahlmöglichkeiten pro Spalte: Ja, zum Teil, Nein

Eltern weitere Verwandte Partner enge Freunde Bekannte Schul-, Studiums- oder Arbeitsumfeld

Auswahlmöglichkeiten pro Spalte: 1., Eher 1., unentschieden/ weder noch, eher 2. 2.

4. Wie wirkt sich dieser Umgang mit der Krankheit auf Ihr Befinden aus? a) sehr positiv b) eher positiv c) neutral d) eher negativ e) negativ

1. zurückgezogen | 2. weltoffen 1. egoistisch | 2. großzügig 1. unsensibel | 2. sensibel 1. faul | 2. fleißig 1. aggressiv | 2. friedlich 1. distanziert | 2. anhänglich 1. unsicher | 2. selbstbewusst 1. abhängig | 2. unabhängig 1. instabil | 2. belastbar 1. irrational | 2. rational 1. chaotisch | 2. ordentlich 1. kompliziert | 2. unkompliziert

›33‹


C, C_

N, N_

J, J_

Fragen zur Krankheit ›Depressionen‹

5. Berichten Sie hier von Ereignissen, in denen sich Ihr Umgang mit der Krankheit positiv oder negativ auf Ihr Befinden ausgewirkt hat (Verständnis, Diskriminierung)

C, C_:Die folgenden Fragen richten sich an Personen, die nicht von Depressionen, jedoch von einer anderen der genannten Erkrankungen betroffen sind. N, N_: Die folgenden Fragen richten sich an Personen, die indirekt von Depressionen betroffen sind. J, J_: Die folgenden Fragen richten sich an Personen, die nicht von Depressionen betroffen sind.

[Textfeld]

6. Stellen Sie sich vor, Ihre Krankheit wäre ein Wesen, das plötzlich vor Ihnen steht. Welche Eigenschaften assoziieren Sie mit diesem Wesen? Bitte entscheiden Sie sich ganz spontan für eine der beiden Möglichkeiten!

1. Ordnen Sie die folgenden Attribute Menschen mit Depressionen zu.

Auswahlmöglichkeiten pro Spalte: 1., 2.

Auswahlmöglichkeiten pro Spalte:

1. klein | 2. groß 1. leicht | 2. schwer 1. kalt | 2. warm 1. schwach | 2. stark 1. weich | 2. hart 1. schmal | 2. breit 1. gut | 2. böse 1. vertraut | 2. fremd 1. leise | 2. laut 1. hell | 2. dunkel 1. langsam | 2. schnell

1., Eher 1., unentschieden/ weder noch, eher 2. 2.

1. zurückgezogen | 2. weltoffen 1. egoistisch | 2. großzügig 1. unsensibel | 2. sensibel 1. faul | 2. fleißig 1. aggressiv | 2. friedlich 1. distanziert | 2. anhänglich 1. unsicher | 2. selbstbewusst 1. abhängig | 2. unabhängig 1. instabil | 2. belastbar 1. irrational | 2. rational 1. chaotisch | 2. ordentlich 1. kompliziert | 2. unkompliziert 1. aufgesetzt | 2. authentisch 1. ziellos | 2. zielstrebig 1. uneinsichtig | 2. einsichtig 1. kalt | 2. emotional

7. Durch welche typischen Gedanken und Gefühle macht sich die Krankheit bemerkbar (z.B. »Ich bin wertlos«, Einsamkeit) ? [Textfeld]

›34‹


1. energiegeladen | 2. träge 1. exzessiv | 2. maßvoll 1. destruktiv | 2. kreativ

5. Stellen Sie sich vor, sie erfahren von jemandem aus Ihrem Umfeld, dass er unter Depressionen leidet. Würden Sie Ihr Verhalten ihm gegenüber ändern? a) Eher ja. b) Eher nein.

2. Aus welchen Quellen stammt Ihr Wissen über die Krankheit? Auswahlmöglichkeiten pro Spalte: Ja, zum Teil, Nein

6. Begründen Sie diese Entscheidung! persönliche Erfahrung Erzählungen von anderen Personen Fernsehen & Radio Filme Internet Magazine Romane Fachliteratur

[Textfeld]

N+ Fragen zur Krankheit ›Depressionen‹ Die folgenden Fragen beziehen sich auf die Krankheit ›Depressionen‹.

3. Sind Sie der Meinung, dass die Krankheit in den Unterhaltungsmedien (Fernsehen, Magazine) angemessen dargestellt wird? a) Ja, in vollem Umfang. b) Eher ja. c) Ich weiß es nicht. d) Eher nein e) Nein, überhaupt nicht.

1. Leidet eine Person aus Ihrem engeren Umfeld an Depressionen? a) Ja b) Nein

4. Warum sind Sie dieser Meinung? [Textfeld]

›35‹


2

D, D_

Fragen zur Krankheit ›soziale Phobie‹

Fragen zur Krankheit ›soziale Phobie‹

1. Leiden Sie oder litten Sie in der Vergangenheit (möglicherweise) unter einer sozialen Phobie? a) Ja. b) Ich bin mir unsicher, vermute es aber. c) Ich bin mir unsicher, vermute es aber nicht. d) Nein.

Die folgenden Fragen richten sich an Personen, die (vermutlich) von einer sozialen Phobie betroffen sind. 1. Nennen Sie kurz die wesentlichen Merkmale der Krankheit: [Textfeld]

2. Wie würden Sie Ihre Persönlichkeit im Alltag einschätzen? (Wenn Sie unter mehreren der genannten Erkrankungen leiden, konzentrieren Sie sich hier bitte auf Phasen, in denen die soziale Phobie besonders präsent ist)

D+ Fragen zur Krankheit ›soziale Phobie‹ Die folgenden Fragen richten sich an Personen, die (vermutlich) von einer sozialen Phobie betroffen sind.

Auswahlmöglichkeiten pro Spalte:

1. Wurde diese Diagnose von einem Facharzt gestellt? a) Ja. b) Nein.

1. zurückgezogen | 2. weltoffen 1. egoistisch | 2. großzügig 1. unsensibel | 2. sensibel 1. faul | 2. fleißig 1. aggressiv | 2. friedlich 1. distanziert | 2. anhänglich 1. unsicher | 2. selbstbewusst 1. abhängig | 2. unabhängig 1. instabil | 2. belastbar 1. irrational | 2. rational 1. chaotisch | 2. ordentlich 1. kompliziert | 2. unkompliziert 1. aufgesetzt | 2. authentisch

1., Eher 1., unentschieden/ weder noch, eher 2. 2.

Befinden Sie sich zur Zeit wegen dieser Erkrankung in Psychotherapie oder haben bereits eine Psychotherapie hinter sich? a) Ja, ich bin zur Zeit in Therapie. b) Ja, ich war in der Vergangenheit in Therapie. c) Nein, ich war noch nie in Therapie.

›36‹


1. ziellos | 2. zielstrebig 1. uneinsichtig | 2. einsichtig 1. kalt | 2. emotional 1. energiegeladen | 2. träge 1. exzessiv | 2. maßvoll 1. destruktiv | 2. kreativ

6. Stellen Sie sich vor, Ihre Krankheit wäre ein Wesen, das plötzlich vor Ihnen steht. Welche Eigenschaften assoziieren Sie mit diesem Wesen?

3. Wissen folgende Personengruppen von Ihrer Krankheit?

Auswahlmöglichkeiten pro Spalte:

Bitte entscheiden Sie sich ganz spontan für eine der beiden Möglichkeiten! 1., 2.

Auswahlmöglichkeiten pro Spalte:

1. klein | 2. groß 1. leicht | 2. schwer 1. kalt | 2. warm 1. schwach | 2. stark 1. weich | 2. hart 1. schmal | 2. breit 1. gut | 2. böse 1. vertraut | 2. fremd 1. leise | 2. laut 1. hell | 2. dunkel 1. langsam | 2. schnell

Ja, zum Teil, Nein

Eltern weitere Verwandte Partner enge Freunde Bekannte Schul-, Studiums- oder Arbeitsumfeld 4. Wie wirkt sich dieser Umgang mit der Krankheit auf Ihr Befinden aus? a) sehr positiv b) eher positiv c) neutral d) eher negativ e) negativ

7. Durch welche typischen Gedanken und Gefühle macht sich die Krankheit bemerkbar (z.B. »Ich bin wertlos«, Einsamkeit) ? [Textfeld]

5. Berichten Sie hier von Ereignissen, in denen sich Ihr Umgang mit der Krankheit positiv oder negativ auf Ihr Befinden ausgewirkt hat (Verständnis, Diskriminierung) [Textfeld]

›37‹


E, E_

O, O_

K, K_

Fragen zur Krankheit ›soziale Phobie‹ E, E_:Die folgenden Fragen richten sich an Personen, die nicht von einer sozialen Phobie, jedoch von einer anderen der genannten Erkrankungen betroffen sind. O, O_: Die folgenden Fragen richten sich an Personen, die indirekt von einer sozialen Phobie betroffen sind. K, K_:Die folgenden Fragen richten sich an Personen, die nicht von einer sozialen Phobie betroffen sind.

1. energiegeladen | 2. träge 1. exzessiv | 2. maßvoll 1. destruktiv | 2. kreativ 2. Aus welchen Quellen stammt Ihr Wissen über die Krankheit? Auswahlmöglichkeiten pro Spalte: Ja, zum Teil, Nein

persönliche Erfahrung Erzählungen von anderen Personen Fernsehen & Radio Filme Internet Magazine Romane Fachliteratur

1. Ordnen Sie die folgenden Attribute Menschen mit einer sozialen Phobie zu. Auswahlmöglichkeiten pro Spalte: 1., Eher 1., unentschieden/ weder noch, eher 2. 2.

1. zurückgezogen | 2. weltoffen 1. egoistisch | 2. großzügig 1. unsensibel | 2. sensibel 1. faul | 2. fleißig 1. aggressiv | 2. friedlich 1. distanziert | 2. anhänglich 1. unsicher | 2. selbstbewusst 1. abhängig | 2. unabhängig 1. instabil | 2. belastbar 1. irrational | 2. rational 1. chaotisch | 2. ordentlich 1. kompliziert | 2. unkompliziert 1. aufgesetzt | 2. authentisch 1. ziellos | 2. zielstrebig 1. uneinsichtig | 2. einsichtig 1. kalt | 2. emotional

3. Sind Sie der Meinung, dass die Krankheit in den Unterhaltungsmedien (Fernsehen, Magazine) angemessen dargestellt wird? a) Ja, in vollem Umfang. b) Eher ja. c) Ich weiß es nicht. d) Eher nein e) Nein, überhaupt nicht. 4. Warum sind Sie dieser Meinung? [Textfeld]

›38‹


5. Stellen Sie sich vor, sie erfahren von jemandem aus Ihrem Umfeld, dass er unter einer sozialen Phobie leidet. Würden Sie Ihr Verhalten ihm gegenüber ändern? a) Eher ja. b) Eher nein. 6. Begründen Sie diese Entscheidung! [Textfeld]

O+ Fragen zur Krankheit ›soziale Phobie‹ Die folgenden Fragen beziehen sich auf die Krankheit ›soziale Phobie‹. 1. Leidet eine Person aus Ihrem engeren Umfeld an einer sozialen Phobie? a) Ja. b) Nein.

›39‹


3

F, F_

Fragen zur Krankheit ›Borderline-Persönlichkeitsstörung‹

Fragen zur Krankheit ›Borderline-Persönlichkeitsstörung‹

1. Leiden Sie oder litten Sie in der Vergangenheit (möglicherweise) unter der Borderline-Persönlichkeitsstörung? a) Ja. b) Ich bin mir unsicher, vermute es aber. c) Ich bin mir unsicher, vermute es aber nicht. d) Nein.

Die folgenden Fragen richten sich an Personen, die (vermutlich) von der Borderline-Persönlichkeitsstörung betroffen sind. 1. Nennen Sie kurz die wesentlichen Merkmale der Krankheit: [Textfeld]

2. Wie würden Sie Ihre Persönlichkeit im Alltag einschätzen? (Wenn Sie unter mehreren der genannten Erkrankungen leiden, konzentrieren Sie sich hier bitte auf Phasen, in denen die Borderline-Persönlichkeitsstörung besonders präsent ist)

F+ Fragen zur Krankheit ›Borderline-Persönlichkeitsstörung‹ Die folgenden Fragen richten sich an Personen, die (vermutlich) von der Borderline-Persönlichkeitsstörung betroffen sind.

Auswahlmöglichkeiten pro Spalte: 1., Eher 1., unentschieden/ weder noch, eher 2. 2.

1. zurückgezogen | 2. weltoffen 1. egoistisch | 2. großzügig 1. unsensibel | 2. sensibel 1. faul | 2. fleißig 1. aggressiv | 2. friedlich 1. distanziert | 2. anhänglich 1. unsicher | 2. selbstbewusst 1. abhängig | 2. unabhängig 1. instabil | 2. belastbar 1. irrational | 2. rational 1. chaotisch | 2. ordentlich 1. kompliziert | 2. unkompliziert 1. aufgesetzt | 2. authentisch 1. ziellos | 2. zielstrebig

1. Wurde diese Diagnose von einem Facharzt gestellt? a) Ja. b) Nein. Befinden Sie sich zur Zeit wegen dieser Erkrankung in Psychotherapie oder haben bereits eine Psychotherapie hinter sich? a) Ja, ich bin zur Zeit in Therapie. b) Ja, ich war in der Vergangenheit in Therapie. c) Nein, ich war noch nie in Therapie.

›40‹


1. uneinsichtig | 2. einsichtig 1. kalt | 2. emotional 1. energiegeladen | 2. träge 1. exzessiv | 2. maßvoll 1. destruktiv | 2. kreativ

6. Stellen Sie sich vor, Ihre Krankheit wäre ein Wesen, das plötzlich vor Ihnen steht. Welche Eigenschaften assoziieren Sie mit diesem Wesen? Bitte entscheiden Sie sich ganz spontan für eine der beiden Möglichkeiten!

3. Wissen folgende Personengruppen von Ihrer Krankheit?

Auswahlmöglichkeiten pro Spalte:

Auswahlmöglichkeiten pro Spalte:

1., 2.

Ja, zum Teil, Nein

1. klein | 2. groß 1. leicht | 2. schwer 1. kalt | 2. warm 1. schwach | 2. stark 1. weich | 2. hart 1. schmal | 2. breit 1. gut | 2. böse 1. vertraut | 2. fremd 1. leise | 2. laut 1. hell | 2. dunkel 1. langsam | 2. schnell

Eltern weitere Verwandte Partner enge Freunde Bekannte Schul-, Studiums- oder Arbeitsumfeld 4. Wie wirkt sich dieser Umgang mit der Krankheit auf Ihr Befinden aus? a) sehr positiv b) eher positiv c) neutral d) eher negativ e) negativ

7. Durch welche typischen Gedanken und Gefühle macht sich die Krankheit bemerkbar (z.B. »Ich bin wertlos«, Einsamkeit) ?

5. Berichten Sie hier von Ereignissen, in denen sich Ihr Umgang mit der Krankheit positiv oder negativ auf Ihr Befinden ausgewirkt hat (Verständnis, Diskriminierung)

[Textfeld]

[Textfeld]

›41‹


G, G_

P, P_

L, L_

Fragen zur Krankheit ›Borderline-Persönlichkeitsstörung‹ 1. kalt | 2. emotional 1. energiegeladen | 2. träge 1. exzessiv | 2. maßvoll 1. destruktiv | 2. kreativ

G, G_: Die folgenden Fragen richten sich an Personen, die nicht von der Borderline-Persönlichkeitsstörung, jedoch von einer anderen der genannten Erkrankungen betroffen sind. P, P_: Die folgenden Fragen richten sich an Personen, die indirekt von der BorderlinePersönlichkeitsstörung L, L_: Die folgenden Fragen richten sich an Personen, die nicht von der BorderlinePersönlichkeitsstörung

2. Aus welchen Quellen stammt Ihr Wissen über die Krankheit? Auswahlmöglichkeiten pro Spalte: Ja, zum Teil, Nein

persönliche Erfahrung Erzählungen von anderen Personen Fernsehen & Radio Filme Internet Magazine Romane Fachliteratur

1. Ordnen Sie die folgenden Attribute Menschen mit der Borderline-Persönlichkeitsstörung zu. Auswahlmöglichkeiten pro Spalte: 1., Eher 1., unentschieden/ weder noch, eher 2. 2.

3. Sind Sie der Meinung, dass die Krankheit in den Unterhaltungsmedien (Fernsehen, Magazine) angemessen dargestellt wird? a) Ja, in vollem Umfang. b) Eher ja. c) Ich weiß es nicht. d) Eher nein e) Nein, überhaupt nicht.

1. zurückgezogen | 2. weltoffen 1. egoistisch | 2. großzügig 1. unsensibel | 2. sensibel 1. faul | 2. fleißig 1. aggressiv | 2. friedlich 1. distanziert | 2. anhänglich 1. unsicher | 2. selbstbewusst 1. abhängig | 2. unabhängig 1. instabil | 2. belastbar 1. irrational | 2. rational 1. chaotisch | 2. ordentlich 1. kompliziert | 2. unkompliziert 1. aufgesetzt | 2. authentisch 1. ziellos | 2. zielstrebig 1. uneinsichtig | 2. einsichtig

4. Warum sind Sie dieser Meinung? [Textfeld]

›42‹


5. Stellen Sie sich vor, sie erfahren von jemandem aus Ihrem Umfeld, dass er unter Depressionen leidet. Würden Sie Ihr Verhalten ihm gegenüber ändern? a) Eher ja. b) Eher nein. 6. Begründen Sie diese Entscheidung! [Textfeld]

P+ Fragen zur Krankheit ›Borderline-Persönlichkeitsstörung‹ Die folgenden Fragen beziehen sich auf die Krankheit ›Borderline-Persönlichkeitsstörung‹. 1. Leidet eine Person aus Ihrem engeren Umfeld an der Borderline-Persönlichkeitsstörung? a) Ja. b) Nein.

›43‹


4

H, H_

Fragen zur Krankheit ›Anorexie‹

Fragen zur Krankheit ›Anorexie‹

1. Leiden Sie oder litten Sie in der Vergangenheit (möglicherweise) an Anorexie? a) Ja. b) Ich bin mir unsicher, vermute es aber. c) Ich bin mir unsicher, vermute es aber nicht. d) Nein.

Die folgenden Fragen richten sich an Personen, die (vermutlich) von Anorexie betroffen sind. 1. Nennen Sie kurz die wesentlichen Merkmale der Krankheit: [Textfeld]

2. Wie würden Sie Ihre Persönlichkeit im Alltag einschätzen? (Wenn Sie unter mehreren der genannten Erkrankungen leiden, konzentrieren Sie sich hier bitte auf Phasen, in denen die Anorexie besonders präsent ist)

H+ Fragen zur Krankheit ›Anorexie‹

Auswahlmöglichkeiten pro Spalte:

Die folgenden Fragen richten sich an Personen, die (vermutlich) von Anorexie betroffen sind.

1., Eher 1., unentschieden/ weder noch, eher 2. 2.

1. zurückgezogen | 2. weltoffen 1. egoistisch | 2. großzügig 1. unsensibel | 2. sensibel 1. faul | 2. fleißig 1. aggressiv | 2. friedlich 1. distanziert | 2. anhänglich 1. unsicher | 2. selbstbewusst 1. abhängig | 2. unabhängig 1. instabil | 2. belastbar 1. irrational | 2. rational 1. chaotisch | 2. ordentlich 1. kompliziert | 2. unkompliziert 1. aufgesetzt | 2. authentisch 1. ziellos | 2. zielstrebig

1. Wurde diese Diagnose von einem Facharzt gestellt? a) Ja. b) Nein. Befinden Sie sich zur Zeit wegen dieser Erkrankung in Psychotherapie oder haben bereits eine Psychotherapie hinter sich? a) Ja, ich bin zur Zeit in Therapie. b) Ja, ich war in der Vergangenheit in Therapie. c) Nein, ich war noch nie in Therapie.

›44‹


1. uneinsichtig | 2. einsichtig 1. kalt | 2. emotional 1. energiegeladen | 2. träge 1. exzessiv | 2. maßvoll 1. destruktiv | 2. kreativ

6. Stellen Sie sich vor, Ihre Krankheit wäre ein Wesen, das plötzlich vor Ihnen steht. Welche Eigenschaften assoziieren Sie mit diesem Wesen? Bitte entscheiden Sie sich ganz spontan für eine der beiden Möglichkeiten!

3. Wissen folgende Personengruppen von Ihrer Krankheit?

Auswahlmöglichkeiten pro Spalte: 1., 2.

Auswahlmöglichkeiten pro Spalte:

1. klein | 2. groß 1. leicht | 2. schwer 1. kalt | 2. warm 1. schwach | 2. stark 1. weich | 2. hart 1. schmal | 2. breit 1. gut | 2. böse 1. vertraut | 2. fremd 1. leise | 2. laut 1. hell | 2. dunkel 1. langsam | 2. schnell

Ja, zum Teil, Nein

Eltern weitere Verwandte Partner enge Freunde Bekannte Schul-, Studiums- oder Arbeitsumfeld 4. Wie wirkt sich dieser Umgang mit der Krankheit auf Ihr Befinden aus? a) sehr positiv b) eher positiv c) neutral d) eher negativ e) negativ

7. Durch welche typischen Gedanken und Gefühle macht sich die Krankheit bemerkbar (z.B. »Ich bin wertlos«, Einsamkeit) ? [Textfeld]

5. Berichten Sie hier von Ereignissen, in denen sich Ihr Umgang mit der Krankheit positiv oder negativ auf Ihr Befinden ausgewirkt hat (Verständnis, Diskriminierung) [Textfeld]

›45‹


I, I_

Q, Q_

M, M_

Fragen zur Krankheit ›Anorexie‹ 1. kalt | 2. emotional 1. energiegeladen | 2. träge 1. exzessiv | 2. maßvoll 1. destruktiv | 2. kreativ

I, I_: Die folgenden Fragen richten sich an Personen, die nicht von Anorexie, jedoch von einer anderen der genannten Erkrankungen betroffen sind. Q, Q_: Die folgenden Fragen richten sich an Personen, die indirekt von Anorexie betroffen sind. M, M_: Die folgenden Fragen richten sich an Personen, die nicht von Anorexie betroffen sind.

2. Aus welchen Quellen stammt Ihr Wissen über die Krankheit? Auswahlmöglichkeiten pro Spalte: Ja, zum Teil, Nein

persönliche Erfahrung Erzählungen von anderen Personen Fernsehen & Radio Filme Internet Magazine Romane Fachliteratur

1. Ordnen Sie die folgenden Attribute Menschen mit Anorexie zu. Auswahlmöglichkeiten pro Spalte: 1., Eher 1., unentschieden/ weder noch, eher 2. 2.

1. zurückgezogen | 2. weltoffen 1. egoistisch | 2. großzügig 1. unsensibel | 2. sensibel 1. faul | 2. fleißig 1. aggressiv | 2. friedlich 1. distanziert | 2. anhänglich 1. unsicher | 2. selbstbewusst 1. abhängig | 2. unabhängig 1. instabil | 2. belastbar 1. irrational | 2. rational 1. chaotisch | 2. ordentlich 1. kompliziert | 2. unkompliziert 1. aufgesetzt | 2. authentisch 1. ziellos | 2. zielstrebig 1. uneinsichtig | 2. einsichtig

3. Sind Sie der Meinung, dass die Krankheit in den Unterhaltungsmedien (Fernsehen, Magazine) angemessen dargestellt wird? a) Ja, in vollem Umfang. b) Eher ja. c) Ich weiß es nicht. d) Eher nein e) Nein, überhaupt nicht. 4. Warum sind Sie dieser Meinung? [Textfeld]

›46‹


5. Stellen Sie sich vor, sie erfahren von jemandem aus Ihrem Umfeld, dass er unter Anorexie leidet. Würden Sie Ihr Verhalten ihm gegenüber ändern? a) Eher ja. b) Eher nein. 6. Begründen Sie diese Entscheidung! [Textfeld]

Q+ Fragen zur Krankheit ›Anorexie‹ Die folgenden Fragen beziehen sich auf die Krankheit ›Anorexie‹. 1. Leidet eine Person aus Ihrem engeren Umfeld an Anorexie?

›47‹


Auswertung der Umfrage

Geschlecht der Befragten

Alter der Befragten männlich

unter 18

weiblich

18-24 25-39 über 39

Welchen Bezug haben Sie zu folgenden psychischen Erkrankungen: Depression soziale Phobie Borderline-Persönlichkeitsstörung Magersucht (Anorexie)

direkt betroffen indirekt betroffen nicht betroffen

›48‹


Auswertung: Allgemeines Art der Auswertung

Am Ende der ersten Befragungsseite steht eine Strukturierungsfrage, deren Beantwortung die Befragten in generell Betroffene, deren Betroffenheit in der Folge noch je Krankheit abgefragt wird, indirekt Betroffene und nicht Betroffene einteilt.

Zu Beginn der Umfrage wurden alle Probanden dazu aufgefordert, ihr Geschlecht und ihr Alter anzugeben, um damit zwei grundlegene soziodemografische Merkmale miteinzubeziehen. Das Alter wurde dabei in vier Altersspannen aufgeteilt, die sich auf bestimmte Lebens- und Entwicklungsphasen beziehen. Der persönliche Entwicklungsstand ist natürlich bei jedem Menschen individuell, die Altersgruppen stellen somit nur grobe Richtwerte dar. Die Gruppe unter 18 Jahren schließt Heranwachsende ein, da sich in der Pubertät oft die ersten Anzeichen einer psychischen Erkrankung zeigen. Die Gruppe der 18-24-Jährigen umfasst junge Menschen in der Phase des frühen Erwachsenenalters. In dieser Phase erfolgt der Übergang zum Erwachsenenleben, der oft bis dahin verborgene Probleme zum Vorschein bringt. Menschen zwischen 25 und 39 Jahren haben sich in ihrem Lebensstil meist etwas gefestigt, beginnen, sich ihr eigenes, vom Elternhaus losgelöstes Leben aufzubauen. Mit Ende 30 (ab 39 wurde hier als Richtwert gesetzt) ist die Persönlichkeitsentwicklung in der Regel zum Großteil abgeschlossen, daher beginnt hier die höchste angesetzt Altersgruppe.

Auswertungsergebnisse Die Gruppe der Befragten war stark überwiegend weiblich, über die Hälfte der Befragten fand sich in der Altersspanne zwischen 18 und 24 wieder. Diese Altersverteilung bietet eine interessante Grundlage bezüglich der Befragung der Betroffenen, da wie zuvor erwähnt viele psychische Erkrankungen in diesem Alter ausbrechen. In Anbetracht dieser Tatsache erscheinen auch die Ergebnisse zur Frage nach der eigenen oder indirekten Betroffenheit schlüssig, nach welcher annähernd die Hälfte der Befragten selbst betroffen und gut ein Drittel zumindest indirekt von einer der vier thematisierten Erkrankungen betroffen ist. Ob diese Erhebung tatsächlich mit der Gesamtgesellschaft übereinstimmt ist anzuzweifeln, da man davon ausgehen kann, dass vorrangig direkt und indirekt betroffene Personen Interesse an der Teilnahme an einer solchen Umfrage haben.

›49‹


Verbreitung der Krankheiten

Befragte, die angaben, von einer der vier Erkrankungen betroffen zu sein, litten an:

Wurde diese Diagnose von einem Facharzt gestellt?

Depressionen

ja nein

Befinden Sie sich zur Zeit wegen dieser Erkrankung in Psychotherapie? aktuell in Therapie in der Vergangenheit in Therapie noch nie in Therapie ja

vermutlich

nein

Wurde diese Diagnose von einem Facharzt gestellt?

Soziale Phobie

ja nein

Befinden Sie sich zur Zeit wegen dieser Erkrankung in Psychotherapie? aktuell in Therapie in der Vergangenheit in Therapie noch nie in Therapie ja

vermutlich

nein

›50‚


Wurde diese Diagnose von einem Facharzt gestellt?

Borderline-Persönlichkeitsstörung

ja nein

Befinden Sie sich zur Zeit wegen dieser Erkrankung in Psychotherapie? aktuell in Therapie in der Vergangenheit in Therapie noch nie in Therapie ja

vermutlich

nein

Wurde diese Diagnose von einem Facharzt gestellt?

Anorexie

ja

nein

Befinden Sie sich zur Zeit wegen dieser Erkrankung in Psychotherapie? aktuell in Therapie in der Vergangenheit in Therapie noch nie in Therapie ja

vermutlich

nein

›51‹


Auswertung: Verbreitung der Krankheiten Art der Auswertung

Auswertungsergebnisse

Die Fragen 1, 2, 3 und 4 nehmen die Rolle der Strukturierungsfragen auf der zweiten Ebene ein. Sie teilen zu Beginn jedes Krankheitskomplexes die Gruppe derer, die von einer der vier Erkrankungen betroffen sind, in die von der aktuell thematisierten Erkrankung Betroffenen (direkt Betroffene) und die anderweitig Betroffenen. Bei der Beantwortung wird zwischen den Antworten ›Ja‹ und ›Ich bin mir unsicher, vermute es aber‹ differenziert, während ›Ich bin mir unsicher, vermute es aber nicht‹ & ›Nein‹ zusammengefasst und als Nicht-Betroffen gewertet werden. Diejenigen, die mit einem klaren ›Ja‹ geantwortet haben, werden anschließend zu den Zusatzfragen für Betroffene (B+, D+, F+,H+) weitergeleitet, wo sie Auskünfte über die fachliche Absicherung der Diagnose und die Teilnahme an einer Therapie geben. Die Anteile innerhalb dieser beiden Diagramme beziehen sich daher nur auf den Anteil der Befragten, der auf die Frage nach der Betroffenheit mit einem klaren ›Ja‹ geantwortet hat.

An den Diagrammen zur Betroffenheit der verschiedenen Krankheiten wird sehr schnell deutlich, dass ein Großteil derer, die an einer der vier Krankheiten leiden, (unter anderem) an einer Depression leiden. Der Anteil derer, die an einer sozialen Phobie leiden bzw. dies vermuten liegt immer noch bei etwa der Hälfte der generell Betroffenen. Die Borderline-Persönlichkeitsstörung und Anorexie wurden im Vergleich sehr viel seltener genannt. Auffällig ist, dass der Anteil der diagnostizierten Fälle bei allen vier Erkrankungen bei über 50% liegt, ebenso wie der Anteil der aktuell oder in der Vergangenheit therapierten Fälle jeweils bei über 50% liegt.

›52‹


Aus diesen Ergebnissen lassen sich verschiedene Schlüsse ziehen. Die als ›Volkskrankheit‹ bekannte Depression ist auch unter den Befragten die verbreitetste und am häufigsten diagnostizierte sowie behandelte Krankheit unter den vier genannten, wohingegen der Anteil der von Borderline und Anorexie betroffenen verhältnismäßig gering ist. Ma kann das häufige Auftreten der Depression innerhalb der Gruppe der generell Betroffenen mit der hohen Komorbidität der anderen Krankheiten mit der Depression erklären. Sowohl Soziale Phobie, Borderline als auch Anorexie treten oft zusammen mit einer Depression auf oder begünstigen ein Entstehen dieser.

Am Überwiegen der fachmännischen Diagnosen lässt sich erkennen, dass viele Betroffene aktiv an ihrem Problem arbeiten und sich professionelle Hilfe suchen. Das Inanspruchnehmen einer Therapie, das bei allen Krankheiten mehrheilich angegeben wurde, lässt ebenso darauf schließen, dass sich die Betroffenen generell mit ihrem Problem auseinandersetzen und professioneller Hilfe gegenüber aufgeschlossen sind.

›53‹


Persönliches Erleben der Depression Nennen Sie kurz die wesentlichen Merkmale der Krankheit:

»Rückzug von der Außenwelt«

»Motivationslosigkeit, Sog aus negativen Gedanken Müdigkeit/ Erschöpfung, Schlafprobleme, Angst, Suizidgedanken«

»plötzliche ›Abstürze‹, Antriebslosigkeit, Traurigkeit« »negative Gedanken, bis hin zu Suizidgedanken, Traurigkeit, die über eine Melancholie hinaus geht«

»akute Suizidalität« »Große Hochs und Tiefs, Stimmungsschwankungen, selbstverletzendes Verhalten, große Einsamkeit, Abschottung der Familie und Freunden, in den Phasen großer Gewichtsverlust.«

»Selbsthass, Schuldgefühle« »Zurückgezogenheit, Verschlossenheit, Nachdenklichkeit, Traurigkeit, gefühlte Einsamkeit, gefühlte Unverstandenheit«

»Ich ziehe mich zurück, will mit niemandem reden und esse nicht.«

»Das Gefühl des Alleinseins und der Wertlosigkeit«

»Keine Kraft, etwas zu machen, unglücklich, Selbstzweifel, kann keine Entscheidungen treffen, fühle mich selbst nicht.«

»Man ist (meist) durchgängig traurig und sehr nachdenklich, lustlos und kann sich zu nichts aufraffen.«

›54‹


Durch welche typischen Gedanken und Gefühle macht sich die Krankheit bemerkbar?

»Ich fühle mich unnütz und wertlos. Ich kann keine Eigenschaften benennen, die ich an mir mag. Mein Leben kommt mir oft langweilig und sinnlos vor. Ich halte mich manchmal selbst nicht aus, weil ich mich so runterziehe. Ich fühle mich alleine und unverstanden.«

»Ich schaffe das nicht!« - »Interessiert sich irgendjemand für mich?« »Unsicherheit und Versagensängste, für die es eigentlich keinen Anlass gibt. Grundloses Weinen. Angst, zurückgewiesen zu werden, auch wenn es dafür keinen Anlass gibt.«

»Bringt doch alles nichts«, »Wofür tue ich das überhaupt?«, »Wie soll man als kleiner Mensch überhaupt gegen die Welt ankommen?« »Ich kann nichts, bin nichts. Ich bin schlecht. Niemand mag mich. Alles ist sinnlos.«

»Ich kann nichts, ich bin nichts, ich schaffe nichts. Ich hasse mich.« »Das Gefühl, immerwieder auf die Fresse zu fliegen und nie aus dem Kreislauf rauszukommen, zwar immer zu kämpfen, aber am Ende wieder ein Schlag ins Gesicht, große Anstrengung, Wut auf mich und mein Umfeld, Angst, mich auf etwas zu freuen«

»Ich habe keinen wichtigen Platz in der Gesellschaft und in meinen Freundesund Verwandschaftskreis. Ich fühle mich mit meinen Gedanken und Gefühlen einsam und übersehen.« »Niemand versteht mich. Werde ich irgendwann mal an dem Punkt sein, dass ich mich umbringen möchte? Wäre den Menschen eh egal, wenn ich plötzlich nicht mehr da wäre? Ich bin abnormal. Ich bin die einzige mit diesen Gefühlen. Warum können sich alle anderen an so kleinen Dingen erfreuen, nur ich nicht? Ich habe Angst davor, morgens aufzustehen und vor meinem Alltag. Ob ich wohl jemals glücklich werden kann?«

»Traurigkeit, Gefühl des Allein-seins, Angst, Zweifel (Selbstzweifel), Gefühl der Wertlosigkeit, Unruhe, Zukunftsängste, Bindungsangst, Misstrauen« »Angst vorm Alleinsein, Zukunftsängste, Selbstzweifel« »Niemand mag mich«, »Niemand interessiert sich für mich«, »Niemand kennt mich wirklich«

›55‹


Persönliches Erleben der sozialen Phobie Nennen Sie kurz die wesentlichen Merkmale der Krankheit:

»Angst vor prüfender Betrachtung durch Lehrende, Eltern«

»Angst vor fremden Menschen, Angst vor unbekannten Situationen«

»Angst-/Panikattacken in verschiedensten Situationen, damit einhergehend Angst davor in S- oder U-Bahnen zu steigen, körperliche Reaktionen (Wechsel von heiß-kalt, Herzrasen, Schweißausbrüche, Atmenot...), Angst vor unbekannten und unberechenbaren Situationen, auch längere Zugfahrten, Flüge o.ä., nicht aus der Situation fliehen zu können«

»Angst unter Menschen zu gehen, wenig soziale Kontakte, immer nur kurze bzw. oberflächliche Freundschaften« »Angst, das Haus zu verlassen« »Ticstörungen, ständige Angst, Sachen nicht bewältigen können, die eigentlich alltäglich sind, psychosomatische Probleme« »Angst, in der Öffentlichkeit aufzufallen Schwierigkeit, Anrufe zu tätigen«

»Ich habe Angst, dass andere Menschen mich unsympathisch, langweilig oder komisch finden. Weiß nicht was ich mit Leuten reden soll, die ich gerade erst kennengelernt habe.«

»Panikattacken, Angst nach draußen/ unter Menschen zu gehen, Unsicherheit«

›56‹


Durch welche typischen Gedanken und Gefühle macht sich die Krankheit bemerkbar?

»Versagensängste, Gefühl der Unfähigkeit in Kontakten und mit Gefühlen«

»Ich bin wertlos, mache alles falsch, keiner liebt mich oder würde mich vermissen«

»Ich hab Angst.«

»Angst, Wertlosigkeit, Nutzlosigkeit«

»Aufregung beim Sprechen vor Lehrenden, wenn es darum geht, etwas Sinnvolles zu sagen«

»Das Gefühl, dass etwas schlimmes passiert, körperliche Symptome, es schaukelt sich gegenseitig hoch«

»Wirke ich auf andere seltsam/ekelhaft/ unsympathisch? Falle ich negativ auf?«

»Ich muss was tun, aber ich schaffe es nicht einmal, aufzustehen!«

»Die anderen lachen mich aus. Ich will unsichbar sein. Bestimmt reden die über mich. Ich fühle mich beobachtet. Ich fühle mich sehr unsicher und klein.«

»Hilflosigkeit«

»Andere Leute finden mich bestimmt doof. Die anderen lästern bestimmt über mich.« »Einsamkeit. Dieses: 1000 Leute um mich herum aber trotzdem bin ich alleine Gefühl.«

›57‹


Persönliches Erleben der Borderline-Persönlichkeitsstörung Nennen Sie kurz die wesentlichen Merkmale der Krankheit:

Durch welche typischen Gedanken und Gefühle macht sich die Krankheit bemerkbar?

»nach sieben jahren Therapie weitesgehend ausgestanden, es überwiegen die posttraumatischen Symptome«

»Haltlosigkeit, Uferlosigkeit, überschäumende Gefühle versus absoluter Leere, große Kreativität, Empathie (meine größte Stärke), oft auch Kraft und Mut, weil ich schon so viel hinter mir habe«

»schwarz-weiß Denken, Stimmungsschwankungen«

»Verwirrung, Selbsthass« »Meist Selbstverletzungszwang, Stimmungsschwankungen«

»Ich hasse mich. Ich bin wertlos. Ich bin nutzlos. Ich bin alleine und anstrengend.«

»starke Stimmungsschwankungen, SVV, Depressionen«

»Ich kann mich nicht kontrollieren. Ich hasse mich selbst. Ich will mich bestrafen. Ich fühle mich ungeliebt. Ich stehe manchmal neben mir und erkenne mich in meiner Handlung nicht wieder. Ich fühle mich als wäre ich ein böser Mensch.«

»Wutausbruch - Weinen, völliger Verlust über sich selbst, himmelhoch jauchzend - zu Tode betrübt.« »Wechselhaft, Wutausbrüche, Zerstörungswut« »Schwarz-Weiß-Malerei, Angst vor dem Alleinesein, Aggressionen, Reizbarkeit, starke Stimmungsschwankungen«

»Wertlosigkeit, Einsamkeit, Traurigkeit« »Drang nach Aufmerksamkeit« »Angst, Agressionen, Traurigkeit, Stimmungsschwankungen«

›58‹


Persönliches Erleben der Anorexie Nennen Sie kurz die wesentlichen Merkmale der Krankheit:

Durch welche typischen Gedanken und Gefühle macht sich die Krankheit bemerkbar?

»Hungern zur Gewichtsreduktion«

»Ich bin fett. Ich bin nichts wert, weil ich es nicht mal schaffe, abzunehmen. Ich bin dumm. Ich kann gar nichts. Ich will nicht leben«

›59‹


Persönliches Erleben der verschiedenen Krankheiten Stellen Sie sich vor, Ihre Krankheit wäre ein Wesen, das plötzlich vor Ihnen steht. Welche Eigenschaften assoziieren Sie mit diesem Wesen? Bitte entscheiden Sie sich ganz spontan für eine der beiden Möglichkeiten!

erstens zweitens

Depression 1. klein 2. groß 1. leicht 2. schwer 1. kalt 2. warm 1. schwach 2. stark 1. weich 2. hart 1. schmal 2. breit 1. gut 2. böse 1. vertraut 2. fremd 1. leise 2. laut 1. hell 2. dunkel 1. langsam 2. schnell

Soziale Phobie 1. klein 2. groß 1. leicht 2. schwer 1. kalt 2. warm 1. schwach 2. stark 1. weich 2. hart 1. schmal 2. breit 1. gut 2. böse 1. vertraut 2. fremd 1. leise 2. laut 1. hell 2. dunkel 1. langsam 2. schnell

›60‹


Borderline 1. klein 2. groß 1. leicht 2. schwer 1. kalt 2. warm 1. schwach 2. stark 1. weich 2. hart 1. schmal 2. breit 1. gut 2. böse 1. vertraut 2. fremd 1. leise 2. laut 1. hell 2. dunkel 1. langsam 2. schnell

Anorexie 1. klein 2. groß 1. leicht 2. schwer 1. kalt 2. warm 1. schwach 2. stark 1. weich 2. hart 1. schmal 2. breit 1. gut 2. böse 1. vertraut 2. fremd 1. leise 2. laut 1. hell 2. dunkel 1. langsam 2. schnell

›61‹


Auswertung: Persönliches Erleben Art der Auswertung

Auswertungsergebnisse

Die Fragen nach den Krankheitsmerkmalen und den typischen Gedanken und Gefühlen waren als offene Fragen gestellt und sollen daher eher persönliche Einblicke für den Leser dieser Arbeit schaffen. Da jedoch bei den Krankheiten Depression und soziale Phobie viele Antworten die selben Merkmale enthielten, wurden diese als Tag-Cloud aufbereitet. Des Weiteren wurden die Befragten aufgefordert, ihre Erkrankung spontan als Wesen zu assoziieren, dem verschiedene Attribute zugeordnet werden sollten. Diese Aufgabe wurde im Hinblick auf eine spätere Ausarbeitungsidee meiner Thesis in die Umfrage aufgenommen und soll auf bildliche Weise die Gefühle der Betroffenen vermitteln.

Die Aufforderung der Krankheitbeschreibung in eigenen Worten und die Frage nach individuellen Gefühlen und Gedanken wurden gestellt, um herauszufinden, ob die Empfindungen der Betroffenen mit den medizinisch-psychologischen Beschreibungen und Kriterien der jeweiligen Erkrankung übereinstimmen. Das soll eine Erkenntnis liefern, ob die tatsächliche oder vermutete Diagnose sich mit den Kriterien deckt. Dies ist nach meiner Einschätzung auf Grundlage der vorangegangenen Auseinandersezungen mit den verschiedenen Krankheiten überwiegend der Fall. Abweichungen gab es jedoch im Komplex zur sozialen Phobie, in dem mehrfach Merkmale und Gefühle beschrieben wurden, die eher einer Agoraphobie oder einer Panikstörung zugeschrieben werden. Ein Erklärungsansatz für diese Abweichung wäre, dass bei diesen Befragten z.B. eine Komorbidität mit einer anderen Störung innerhalb der Gruppe der Angststörungen besteht, natürlich kann aber auch die (möglicherweise Selbst-) Diagnose unangemessen sein.

›62‹


Ohne die individuellen Assoziationen zu den Erkrankungen zu sehr zu interpretieren, kann man feststellen, dass die Assoziationen zu Depression, sozialer Phobie sowie Borderline-Persönlichkeitsstörung sich zum Großteil ähneln, wohingegen die Anorexie in mehreren Attributen stark abweicht. Sie wurde von den Betroffenen im Gegensatz zu den anderen drei Erkrankungen mit großer Mehrheit als klein, leicht, kalt, schmal und vertraut beschrieben. Die ersten vier Attribute ähneln hierbei sehr denen der körperlichen Konstitution der Betroffenen, die an Körpermasse und -gewicht verlieren und dadurch als Folge oft unterkühlte Körpertemperatur haben. Man könnte unter Einbezug des Attributs ›vertraut‹ die These aufstellen, dass sich die Erkrankten mit ihrer Krankheit identifizieren können und sie als Teil ihrer selbst annehmen.

›63‹


Der Umgang mit der Krankheit Depression Wissen folgende Personengruppen von Ihrer Krankheit? Ja.

Zum Teil

Nein.

Eltern weitere Verwandte Partner enge Freunde Bekannte Schul-, Studiums-/Arbeitsumfeld

Wie wirkt sich dieser Umgang mit der Krankheit auf Ihr Befinden aus? sehr positiv eher positiv neutral eher negativ negativ

›64‚


Berichten Sie hier von Ereignissen, in denen sich Ihr Umgang mit der Krankheit positiv oder negativ auf Ihr Befinden ausgewirkt hat.

»Meist Verständnis, gleichzeitig aber auch Belastung für das Umfeld, insbesondere bei Freunden«

.

»Diskriminiert wurde ich nicht direkt, aber es ist für mich klar geworden, dass die meisten Menschen ein stigmatisiertes Bild der Krankheit haben und demnach handeln. Sie behandeln mich wie ein rohes Ei oder tun die Depression als eine Stimmungsschwankung ab. Sie versuchen mir mit gut zureden zu helfen, können sich aber nur schwer in die Krankheit einfühlen, was mir ein unangenehmes Gefühl bereitet. Ich fühle mich nur von meinem Partner im Ansatz verstanden. Für meine Eltern ist es eine Phase und für meine Bekannten scheint es wie ein Todesurteil zu sein. Zumindest schauen sie mich mit diesem unsicheren, ängstlichen Blicken an. Manche übernehmen die von den Medien suggerierten, Angst machenden, Theorien und andere wiederum verleugnen die Krankheit so gut es geht als Schutz. Das macht es mir nicht leicht, mich wirklich verstanden und als Mensch zu fühlen. Vielmehr identifiziere ich mich fast nur noch mit der Krankheit, sobald ich von Menschen umgeben bin, die davon wissen.«

»Wenn ich davon erzähle, dann nur ausgewählten Leuten, diese haben bis jetzt immer mit Verständnis reagiert. Besonders mein enges Umfeld wird von meinen depressiven Phasen auch stark belastet. Meine Mutter ist in diesen Zeiten meine engste Vertraute.« »Der offene Umgang mit den Fakten in meinem persönlichen Umfeld und deren Akzeptanz führte zu größerer Entspannung im Alltag« »Witze darüber (von guten Freunden) nehme ich manchmal als entmutigend wahr, sind aber eigentlich nicht so gemeint« »Ich bin selbst in schwacher Form betroffen gewesen oder bin es wieder und habe es auch in meinem Abitur als P1 Fach gehabt. Es war ein positives Gefühl in der Schule darüber zu reden und andere Betroffene kennen zu lernen und Theorien kennen zu lernen mit der Krankheit umzugehen.«

›65‹


»Da man sich oftmals aufgrund der Depression sozial zurück zieht, verstehen Freunde dies nicht.«

»meist Verständnis und das Angebot, zu helfen, aber auch böses Reden hinterm Rücken, Vorurteile«

»Es wird zwar Verständnis ausgesprochen, aber auf die Krankheit wird nicht geachtet. Sie wird abgetan.«

»Ich werde oft nicht richtig verstanden, und mir wird dann gesagt, ich solle mich zusammenreißen und das Beste aus meiner Situation machen. Immer wieder wird mir gesagt, wie sehr ich mich doch verändert hätte und dass ich mein Potenzial einfach nicht nutzen würe. Ich würde es wirklich gerne, aber es funktioniert nicht.«

»Ich musste einmal eine Vorlesung verlassen, weil ich eine Panikattacke bekommen habe. Mein Kommilitone, der davon wusste, verließ mit mir den Raum und stand mir zur Seite. Meine direkten Arbeitskollegen sind informiert und reagieren verständnisvoll. Wenn sie merken, dass es mir zu viel wird, auch stressmäßig, nehmen sie Rücksicht und lassen es auch zu, dass ich früher Feierabend mache.«

»waren erstaunt weil sie es nie gedacht hätten« »In der Schulzeit sehr sehr negativ durch Diskriminierung, in der ›Klinik-zeit‹ sehr positiv durch großen Rückhalt der Familie.«

»In meiner Schulzeit haben sich viele positiv verhalten und wollten mir helfen, haben es dem Schulpsychologen gemeldet und versucht, mit mir zu sprechen. Privat wurde negativ damit umgegangen. Meine Mutter hatte wenig Verständnis und meinte, ich wäre einfach faul, ist aber dennoch mit mir zur Psychologin gegangen. Mein Vater und meine Oma haben sich von mir abgewendet und meinten, ich sei eine Schande der Familie.«

»Diskriminierung aufgrund häufigen Fehlens im Unterricht.« »Für Depressionen bekommt man sehr wenig Verständnis, da viele denken es sei eine harmlose Krankheit, die sie aber keinesfalls ist.«

›66‹


»kein Verständnis des Umfeldes, Krankheit wird nicht ernst genommen« »Erfahrungsaustausch mit anderen Betroffenen -> positiv« »Krankheit wird abgetan mit ›Geh raus, mach was, hab Spaß ...‹ Kein Verständnis oder Hilfe von Angehörigen« »in akuter Phase nicht als Depression wahrgenommen, das habe ich erst im Nachhinein aufgeklärt. Darüber waren dann viele erstaunt!« »Partner/Arbeitsumfeld: Angst vor Zurückweisung Positiv: Verständnis und Hilfe von Eltern und Freunden« »Ich empfand es als positiv, dass mein Arbeitgeber mir mit meiner Arbeitszeit entgegenkam dass mein Partner versteht, wenn ich mich zurückziehe oder spontan doch keine Kraft habe, Versprochenes, z.B. Unternehmungen, einzuhalten« »Wegen fehlender Kenntnisse des Umfelds, sogar der Eltern, fand ich wenig Verständnis. In der Schule schlug diese Unkenntnis in Ablehnung um, was mich immer noch mehr in die Depression trieb.«

›67‹


Der Umgang mit der Krankheit Soziale Phobie Wissen folgende Personengruppen von Ihrer Krankheit? Ja.

Zum Teil

Nein.

Eltern weitere Verwandte Partner enge Freunde Bekannte Schul-, Studiums-/Arbeitsumfeld

Wie wirkt sich dieser Umgang mit der Krankheit auf Ihr Befinden aus? sehr positiv eher positiv neutral eher negativ negativ

›68‚


Berichten Sie hier von Ereignissen, in denen sich Ihr Umgang mit der Krankheit positiv oder negativ auf Ihr Befinden ausgewirkt hat.

»Kein Verständnis von den Eltern, wenn man das Haus nicht verlassen will. Druck von vielen Leuten wieder rauszugehen.«

.

»Eher wenig Verständnis« »Es gab bisher keine wirklichen Reaktionen. Es sei denn ich hatte z.B. Bauchschmerzen aus Angst oder will nicht in Fahrstühle, das ist okay, manchmal wird gewitzelt, aber richtig negativ war nie jemand.«

»Anerkennen von sozialer Phobie als nicht schlimm, hat sich als positiv bewertet.« »ständiges Nachfragen, warum ich so still sei, ob alles gut mit mir sei (negativ) ›so hab ich dich noch nie erlebt‹ (negativ)«

»In schlechten Phasen hat die Sozialphobie einen engsten Einfluss auf mein Studium, da ich Perioden habe, in denen ich mich nicht überwinden kann, aus dem Haus zu gehen. Durch meinen neuen Partner habe ich es geschafft, eine sehr schlechte Phase zu überwinden und ich bekomme immer wieder neuen Ansporn, Neues auszuprobieren und mich zu überwinden nach draußen zu gehen.«

»Ich war mit meiner Schwester auf einem Konzert, ihr zu Liebe. Es war eine große Herausforderung für mich. Ich war ziemlich unsicher und wäre am liebsten wieder gegangen. Das habe ich ihr auch gesagt, aber sie hatte kein Verständnis, meinte, ich könne ihr das nicht an tun, und so musste ich da bleiben und die Ängste aushalten. Das war der Horror. Manchmal wünsche ich mir mehr Rücksicht von meiner Familie.«

»Keine wirklichen Veränderungen, nur öfter die »Wie geht es dir«-Frage«

»Diskriminierung in der Schule, Rückhalt der Familie« »Unverstandnis für meine Verschlossenheit, Unterdrucksetzen der Eltern, damit man mehr unternimmt, Unverständnis für die wenigen Freunde«

›69‹


Der Umgang mit der Krankheit Borderline-Persönlichkeitsstörung Wissen folgende Personengruppen von Ihrer Krankheit? Ja.

Zum Teil

Nein.

Eltern weitere Verwandte Partner enge Freunde Bekannte Schul-, Studiums-/Arbeitsumfeld

Wie wirkt sich dieser Umgang mit der Krankheit auf Ihr Befinden aus? sehr positiv eher positiv neutral eher negativ negativ

›70‹


Berichten Sie hier von Ereignissen, in denen sich Ihr Umgang mit der Krankheit positiv oder negativ auf Ihr Befinden ausgewirkt hat.

»Wurde wegen meinen Ritznarben oft dumm angemacht und verständnislos angeschaut. Meine Eltern waren immer stinksauer« .

»Verständnis« »Es wissen zu wenige darüber Bescheid, deswegen kann ich nicht so über Erfahrungen sprechen« »-: Diskriminierung +großer Rückhalt der Famile«

›71‹


Der Umgang mit der Krankheit Anorexie Wissen folgende Personengruppen von Ihrer Krankheit? Ja.

Zum Teil

Nein.

Eltern weitere Verwandte Partner enge Freunde Bekannte Schul-, Studiums-/Arbeitsumfeld

Wie wirkt sich dieser Umgang mit der Krankheit auf Ihr Befinden aus? sehr positiv eher positiv neutral eher negativ negativ

›72‚


Berichten Sie hier von Ereignissen, in denen sich Ihr Umgang mit der Krankheit positiv oder negativ auf Ihr Befinden ausgewirkt hat.

»Sie hatten zwar kein Verständnis für die Krankheit, haben sich aber Sorgen gemacht und oft mit mir gesprochen und versucht mir zu helfen und mich »da raus« zu holen.« .

›73‹


Auswertung: Umgang mit den Krankheiten Art der Auswertung

Ebenso ambivalent waren die persönlichen Erfahrungen. Viele Betroffene gaben an, durch einen offeneren Umgang mehr Verständnis und Rücksicht entgegengebracht zu bekommen, jedoch auch mit dem stigmatisierten Bild der Krankheit und den daraus resultierenden unangemessenen Reaktion des Umfelds kämpfen zu müssen. Hierbei wurde mehrfach genannt, dass die Depression nicht als Krankheit ernstgenommen wird und gut gemeinte Ratschläge dem Betroffenen das Gefühl vermitteln, nicht ernst genommen zu werden.

Im Fragenblock zum Umgang wurden je Krankheit die sicher und nach eigener Einschätzung vermutlich Betroffenen befragt, welche Personengruppen von ihrer Krankheit wissen, wie sich dieser Umgang auswirkt und ob sie von (eher) positiven oder (eher) negativen Auswirkungen berichten können.

Auswertungsergebnisse Der Umgang mit der Krankheit Depression:

Auswertungsergebnisse Der Umgang mit der Krankheit Soziale Phobie:

Die Befragung ergab, dass die Personengruppen Eltern, Partner sowie enge Freunde bei der Mehrheit der Befragten zumindest zum Teil von der Krankheit wissen, wohingegen weitere Verwandte, Bekannte sowie das Umfeld seltener mit einbezogen wurden. Dieser Umgang mit der Krankheit wirkte sich mit jeweils unter 5% etwa zu gleichen Teilen negativ wie positiv aus und auch die nur tendenziell positiven bzw negativen Auswirkungen waren mit 25% (eher positiv) und 20% (eher negativ) relativ ausgewogen. Der Rest der Befragten konnte weder positive noch negative Auswirkungen durch seinen Umgang mit der Krankheit feststellen.

Wie auch bei der Depression wurden bei der sozialen Phobie die Personengruppen Eltern, Partner und enge Freunde mehrheitlich ganz oder teilweise über die Krankheit informiert, wohingegen die weiteren Personengruppen mehrheitlich außen vor blieben.

›74‹


Der Anteil derer, die diesen Umgang mit der Krankheit negativ bzw. eher negativ empfinden, überwiegt hier mit 11% ›negativ‹ bzw. 26% ›eher negativ‹ gegenüber denen, die den Umgang ›eher positiv‹ (19%) bzw. ›positiv‹ (4%) bewerten. In den persönlichen Erfahrungen der Betroffenen wird diese Tendenz deutlich. Mehrere Befragte berichten von Unverständnis des Umfelds und der Bedrängnis, sich wieder ›normal‹ zu benehmen.

negativ, wohingegen kein einziger Befragter die Auswahlmöglichkeit ›positiv‹ wählte. Die wenigen Aussagen der Betroffenen zur Auswirkung des Umgang sind wiederum durchwachsen, sowohl von Diskriminierung als auch von Rückhalt wird berichtet, daneben wird außerdem erwähnt, dass zu wenige Bezugspersonen Bescheid wüssten, um überhaupt darüber zu sprechen.

Auswertungsergebnisse Der Umgang mit der Krankheit Anorexie:

Auswertungsergebnisse Der Umgang mit der Krankheit Borderline-Persönlichkeitsstörung:

Die von Anorexie betroffenen Befragten gaben alle an, gegenüber ihren Eltern offen mit der Krankheit umzugehen, weitere Verwandte, enge Freunde und Bekannte werden von allen Befragen zum Teil mit einbezogen. Diesen Umgang bewertete die Hälfte der Befragten als eher positiv und die andere Hälfte lediglich als neutral. Die persönlichen Erfahrungen lassen vermuten, dass Anorexie aufgrund der körperlichen Auswirkungen eher als bedrohliche, ernstzunehmende Krankheit wahrgenommen wird, weshalb eher Hilfe angeboten wird.

Der Umgang mit der Krankheit Borderline-Persönlichkeisstörung ist wesentlich geschlossener als mit den vorher genannten Erkrankungen. Am häufigsten werden die Eltern mit einbezogen, danach folgt der Partner und bei wenigen Befragten auch enge Freunde. Der Einbezug von weiteren Verwandten, Bekannten und dem Umfeld wurde von keinem der Befragten mit einem klaren ›Ja‹ beantwortet, lediglich 30% gaben an, weitere Verwandte zum Teil einzubeziehen und nur 20% gaben selbiges für die Personengruppen Bekannte und Umfeld an. Die absolute Mehheit bewertete den Umgang mit der Krankheit tendenziell

›75‹


Wissensquellen – Depression anderweitig betroffen:

Aus welchen Quellen stammt Ihr Wissen über die Krankheit? Ja.

Zum Teil

Nein.

persönliche Erfahrung Erzählungen von Anderen Fernsehen & Radio Filme Internet Magazine Romane Fachliteratur

Sind Sie der Meinung, dass die Krankheit in den Unterhaltungsmedien (Fernsehen, Magazine) angemessen dargestellt wird? Ja, in vollem Umfang. Eher ja. Ich weiß es nicht. Eher nein. Nein, überhaupt nicht.

›76‹


indirekt betroffen:

Aus welchen Quellen stammt Ihr Wissen über die Krankheit? Ja.

Zum Teil

Nein.

persönliche Erfahrung Erzählungen von Anderen Fernsehen & Radio Filme Internet Magazine Romane Fachliteratur

Sind Sie der Meinung, dass die Krankheit in den Unterhaltungsmedien (Fernsehen, Magazine) angemessen dargestellt wird? Ja, in vollem Umfang. Eher ja. Ich weiß es nicht. Eher nein. Nein, überhaupt nicht.

›77‹


nicht betroffen:

Aus welchen Quellen stammt Ihr Wissen über die Krankheit? Ja.

Zum Teil

Nein.

persönliche Erfahrung Erzählungen von Anderen Fernsehen & Radio Filme Internet Magazine Romane Fachliteratur

Sind Sie der Meinung, dass die Krankheit in den Unterhaltungsmedien (Fernsehen, Magazine) angemessen dargestellt wird? Ja, in vollem Umfang. Eher ja. Ich weiß es nicht. Eher nein. Nein, überhaupt nicht.

›78‹


Warum sind Sie dieser Meinung? anderweitig betroffen:

»verkürzte Darstellung; wird immer als heilbar dargestellt.«

»Wird zu wenig thematisiert und zu selten als Krankheit anerkannt.«

»Es kommt ganz auf die Medien und Filme an, die man konsumiert.«

»Da immer ein sehr einseitiges Bild dargestellt wird«

»Im Endeffekt kann man nie wirklich ganz darstellen, was im Inneren eines Menschen vorgeht, aber man kann es so gut wie möglich mit der Hilfe der betroffenen Person versuchen.«

»Es wird selten berichtet, gibt wenig Dokumentationen.« indirekt betroffen:

»Es werden oft nur extreme dargestellt.«

»Das Thema wird in den Medien nur angeschnitten. Eine umfassende Darstellung kann daher nicht erfolgen (Zeitlimit).«

»Jeder, der einmal schlechte Laune hat und/oder traurig ist, behauptet gerne, depressiv zu sein. Das nervt.«

»es werden meist nur Suizidversuche/ Suizide dargestellt«

»Ich habe bisher nicht genug Filme zu dem Thema gesehen oder Magazine dazu gelesen.«

»Überdramatisierung, Stereotypisierung aufgrund besserer Profilübersicht, wenig Kenntnisse über Erkrankte, wissenschaftliche Kriterien«

»Wird immer noch tabuisiert, oft nicht als richtige Krankheit sondern als persönliche Schwäche dargestellt.«

»Ich denke, dass diese Krankheit nicht differenziert genug dargestellt wird. Zudem wird oft nur Depression geredet, wenn ein Prominenter an Depressionen leidet und bspw. Suizid begangen hat. Sonst scheint das Thema für viele Medien nicht relevant/ interessant genug zu sein.«

»Weil es unter anderem viel zu oft vorkommt, dass sich die depressive Hauptperson des Films/Romans etc. verliebt und ihre Depression auf einmal verschwunden ist. Äußerst unwahrscheinlich..«

›79‹


»Oftmals muss man gezielt danach suchen, um wirklich Informationen über Depressionen zu erhalten, die tiefer gehen, als das Bild vom depressiven Griesgram. In den Medien wie Fernsehen und Radio werden Depressionen wenig oder nicht genug aufgegriffen (Dokumentation außen vor, sind aber auch nicht die häufigsten), herrscht doch immer noch eine negative Einstellung oder wenig Verständnis (»Ich bin ein bisschen depri« im alltäglichen Sprachgebrauch spielt die Krankheit herunter; gut, ist vielleicht etwas zu hoch gegriffen) gegenüber depressiven Menschen vor. Problematisch ist es, wenn man selbst davon betroffen ist, Betroffene kennt, und selbst nicht weiß, wie man damit umgehen kann/sollte, zumal die Aufklärung fehlt (gilt für sämtliche Krankheitsbilder).«

»Es ist sehr schwer das zu verallgemeinern, aber in den typischen Mainstreammassenmedien wird meiner Meinung nach immer noch nicht gut damit umgegangen. Die Leute versuchen immer wieder, Mittel gegen Depressionen zu suchen, anstatt die Ursachen zu bekämpfen. Außerdem wird es oftmals noch diskutiert, inwieweit es eine Krankheit wie eine andere bekannte Krankheit ist. Auf der anderen Seite gibt es mehrere Medien, die es schaffen, die Krankheit akkurat darzustellen. Meistens sind dies Filme, die sich explizit mit der Krankheit auseinandersetzen und sich wirklich Zeit dafür nehmen.« »Eine Darstellung einer Krankheit kann in Magazinen oder dem Fernsehen nie fachlich korrekt sein, da zwar eventuell Fachkräfte befragt wurden, die Beiträge aber nicht von geschulten Fachkräften zusammengefasst werden.« »Meiner Meinung nach werden in den Medien nur die »extremen« Fälle (sprich starke Antriebslosigkeit, große Trauer usw.) gezeigt. Verschwiegen wird, dass auch viele Menschen mit dieser Krankheit leben, ohne dass man es diesen als Außenstehender anmerken würde. Außerdem finde ich sollte mehr Wert darauf gelegt werden, die Bevölkerung über mögliche Früherkennungszeichen aufzuklären und den entsprechenden Umgang mit den betroffenen Personen.«

»solch einen komplizierten Vorgang im Inneren eines Menschen kann man so nicht darstellen.« »Ich beschäftige mich wenig mit Unterhaltungsmedien und habe die Erfahrung gemacht, dass Depressionen sich von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich äußern können.« »Man erfährt fast nichts zu Depressionen«

›80‹


»Weil es nicht richtig gezeigt wird, wie Depressive die Welt sehen, wie sie fühlen, was sie beschäftigt. Es wird nur Grobes dargestellt.«

»Welche Krankheiten werden denn überhaupt in den Unterhaltungsmedien Sachgemäß dargestellt ?« »Meist plakativ dargestellt. Jeder Mensch ist anders.«

»Depressionen in ihren verschiedenen Facetten werden nie ganz dargestellt. Medien zeigen nur die »Klischeedepression« mit Niedergeschlagenheit und SVV.«

»Es leiden total viele Menschen an Depression, manche eben in mehreren Schüben, andere nur einmal und wieder andere bipolar. Ich finde, Depression wird in den Medien viel schlimmer dargestellt als es ist, und die Häufigkeit wird heruntergespielt.«

»Es werden meist nur die Extreme dargestellt.« nicht betroffen:

»Die Krankheit ist sehr vielfältig und es werden viele einfachen Vorurteile gestreut.«

»Es wird meist nicht auf die Ursachen/ Gründe einer Depression eingegangen. In den Filmen/Fernsehen wird Depression meist so dargestellt, dass die Personen nichtmehr geheilt werden können und sich selbst verletzen/ Suizidgedanken haben. Ich finde, es wird oft sofort verallgemeinert, denn nicht jeder, der depressiv ist, denkt sofort daran, sich umzubringen, dazwischen liegt ein Entwicklungsprozess.«

»Es werden wenn dann nur Klischeebilder gezeichnet. Eine wirkliche Auseinandersetzung geschieht in der breiten Medienwelt nicht.«

»Es werden Stereotypen behandelt, die nicht auf jede Depression gleichermaßen angewendet werden können.‹«

»Weil es verschiedene Meinungen in den Medien gibt. Einmal wird darauf hingewiesen, wie verherend diese Krankheit sein kann, andererseits wird nie dargestellt, dass Menschen, wenn es ihnen akut schlecht geht, meistens am fröhlichsten erscheinen.«

»Da ich mich fachlich nie damit beschäftigt habe, weiß ich nicht, ob die Darstellung angemessen ist oder nicht.«

›81‹


Wissensquellen – Soziale Phobie anderweitig betroffen:

Aus welchen Quellen stammt Ihr Wissen über die Krankheit? Ja.

Zum Teil

Nein.

persönliche Erfahrung Erzählungen von Anderen Fernsehen & Radio Filme Internet Magazine Romane Fachliteratur

Sind Sie der Meinung, dass die Krankheit in den Unterhaltungsmedien (Fernsehen, Magazine) angemessen dargestellt wird? Ja, in vollem Umfang. Eher ja. Ich weiß es nicht. Eher nein. Nein, überhaupt nicht.

›82‹


indirekt betroffen:

Aus welchen Quellen stammt Ihr Wissen über die Krankheit? Ja.

Zum Teil

Nein.

persönliche Erfahrung Erzählungen von Anderen Fernsehen & Radio Filme Internet Magazine Romane Fachliteratur

Sind Sie der Meinung, dass die Krankheit in den Unterhaltungsmedien (Fernsehen, Magazine) angemessen dargestellt wird? Ja, in vollem Umfang. Eher ja. Ich weiß es nicht. Eher nein. Nein, überhaupt nicht.

›83‹


nicht betroffen:

Aus welchen Quellen stammt Ihr Wissen über die Krankheit? Ja.

Zum Teil

Nein.

persönliche Erfahrung Erzählungen von Anderen Fernsehen & Radio Filme Internet Magazine Romane Fachliteratur

Sind Sie der Meinung, dass die Krankheit in den Unterhaltungsmedien (Fernsehen, Magazine) angemessen dargestellt wird? Ja, in vollem Umfang. Eher ja. Ich weiß es nicht. Eher nein. Nein, überhaupt nicht.

›84‹


Warum sind Sie dieser Meinung? anderweitig betroffen: »Ich denke, soziale Phobie ist besonders heute, wo Menschen mehr über digitale Medien miteinander kommunizieren, ein wichtiges Thema. Allerdings wird dieser großen Beudeutung in den Medien wenig Raum gegeben. Viele Menschen wissen nichts darüber.«

»Weil die meisten Darstellungen bezüglicher psychischer Erkrankungen sehr generalisiert werden und dem Menschen nur bedingt gerecht werden. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass sich grobe Merkmale bei jeder Person feststellen lassen, dass sich die Krankheit aber bei jedem Einzelnen wiederum unterschiedlich stark auswirkt. So wie auch nicht jeder Mensch die gleiche Therapie oder denselben Therapeuten benötigt, sondern auch dort unterschiedliche Bedürfnisse hat. In den Medien wiederum wird es stark stigmatisiert und relativ oberflächlich dargestellt.«

»Es fehlt in primär unterhaltenden Medien (Film, Serien etc.) an einer wirklichen Aufarbeitung der Ursachen und Symptome, stattdessen werden ganz bestimmte Stereotypen ganz bestimmter Krankheiten, die das populäre Bild bestimmen, gepflegt (vgl. Big Bang Theory, Beautiful Mind, Green Mile, etc. etc.)«

»Meiner Meinung nach gibt es noch zu wenige Filme,« die zu 100% aus der Sicht der Erkrankten spielen. Man bekommt immer nur ein Teil davon mit, wie sich die Betroffenen fühlen.

»generell werden psychische Krankenheiten meiner Meinung nach immer noch nicht voll akzeptiert und im TV oft so dargestellt, dass sich die Betroffen einfach nur nicht »aufraffen« können und nicht gesund werden wollen, generell finde ich es sehr Vorurteil belastet«

»Eher nein, da es zu selten Thema ist in den Medien. Und wenn es Thema ist, wird es verharmlost (z. T. lächerlich) dargestellt«

»Symptome werden meist gut dargestellt und vorallem der Umfanng mit solchen Krankheiten wird meist vorbildlich gezeigt.«

»zu oberflächlich«

›85‹


»Man erfährt nichts/ nahezu nichts in den Medien«

»Wird zu extrem dargestellt« »Da ich niemanden kenne, der von dieser Krankheit betroffen ist, kann ich mir kein Urteil über die Angemessenheit der Darstellung bilden.«

indirekt betroffen: »Sollte Authismus auch eine soziale Phobie sein, wird aus meiner Sicht dieses Thema wenigstens teilweise im TV behandelt. Vermutlich findet man jedoch im Internet eine ausführlichere Darstellung, wonach man aber nur dann sucht, wenn man durch die Betroffenheit nach Antworten sucht.«

»Ich habe leider kaum Wissen über Sozialphobien, die nicht aus der Unterhaltungsbranche stammen. Aus diesem Grund kann ich diese Frage nicht angemessen beantworten.«

»Ich habe erst wenig in den Medien darüber gesehen/gelesen/gehört.« »von sozialer Phobie habe ich noch nie etwas gesehen.« »Wird meiner Meinung nach beinahe überhaupt nicht dargestellt und wenn dann als ›seltsamer Nerd‹ o.ä.« »Meine Erfahrung ist, dass es relativ wenig Medien gibt, die sich damit wirklich auseinandersetzen. Ich kenne mehrere Fernsehbeiträge über die Krankheit, erinenre mich aber nicht, dass wirklich irgendwo etwas hängen geblieben ist. Ich erinnere mich gerade an keinen Film, der sich mit der Thematik auseinandersetzt.«

›86‹


nicht betroffen: »Eher ein Tabu-Thema.« »Ich habe noch nicht viele Berichte über eine soziale Phobie gesehen Kommt sowohl in ernst gemeinten als auch in satirischen Zusammenhängen vor.« »Ich habe von der sozialen Phobie als psychische Krankheit nie in den Medien gehört, erst im Studium habe ich darüber erfahren.« »Hab im Fernsehen davon noch nichts richtig mitbekommen.« »habe persönlich keinerlei Erfahrungen mit Sozialer Phobie und kann deshalb nicht beurteilen, ob diese Darstellung realistisch ist. Ich könnte außerdem keine Informationsquelle sagen, wo über Soziale Phobie gesprochen wurde und habe mich auch noch nicht mit dem Thema befasst.«

›87‹


Wissensquellen – Borderline anderweitig betroffen:

Aus welchen Quellen stammt Ihr Wissen über die Krankheit? Ja.

Zum Teil

Nein.

persönliche Erfahrung Erzählungen von Anderen Fernsehen & Radio Filme Internet Magazine Romane Fachliteratur

Sind Sie der Meinung, dass die Krankheit in den Unterhaltungsmedien (Fernsehen, Magazine) angemessen dargestellt wird? Ja, in vollem Umfang. Eher ja. Ich weiß es nicht. Eher nein. Nein, überhaupt nicht.

›88‹


indirekt betroffen:

Aus welchen Quellen stammt Ihr Wissen über die Krankheit? Ja.

Zum Teil

Nein.

persönliche Erfahrung Erzählungen von Anderen Fernsehen & Radio Filme Internet Magazine Romane Fachliteratur

Sind Sie der Meinung, dass die Krankheit in den Unterhaltungsmedien (Fernsehen, Magazine) angemessen dargestellt wird? Ja, in vollem Umfang. Eher ja. Ich weiß es nicht. Eher nein. Nein, überhaupt nicht.

›89‹


nicht betroffen:

Aus welchen Quellen stammt Ihr Wissen über die Krankheit? Ja.

Zum Teil

Nein.

persönliche Erfahrung Erzählungen von Anderen Fernsehen & Radio Filme Internet Magazine Romane Fachliteratur

Sind Sie der Meinung, dass die Krankheit in den Unterhaltungsmedien (Fernsehen, Magazine) angemessen dargestellt wird? Ja, in vollem Umfang. Eher ja. Ich weiß es nicht. Eher nein. Nein, überhaupt nicht.

›90‹


Warum sind Sie dieser Meinung?

»Die Borderline-Persönlichkeitsstörung ist ein sehr weites Feld und kann in unheimlich vielen Facetten auftreten. Dies wird oft übersehen und daher oft falsch, da unzureichend, dargestellt.«

anderweitig betroffen: »Bis auf einen vermutlichen Fall in meinem Umfeld ist mir die Erkrankung noch nicht in auffälliger Weise begegnet«

»Es deckt sich mit dem, was ich persönlich auch so erlebe.« »Borderline wird nicht richtig beschrieben. Es wird nie explizit auf die Krankheit, die sehr bedrohlich ist, eingegangen... in den Medien wird das Thema selten angesprochen, außer man goggelt genau nach der Definition und interessiert sich dafür. Viele wissen nicht was Bordeline ist.

»Weil ich mich noch mit keiner Darstellung aus den Medien vefasst habe.« indirekt betroffen: »Diese Krankheit ist die einzige, über welche ich bereits häufig interessante und lehrreiche Dokumentationen gesehen habe.

»Ich kenne mehrere Menschen in meinem Umfeld, die unter Borderline leiden. Diese Krankheit hat viele Gesichter, ich habe aber das Gefühl dass die meisten nicht wissen, was darunter zu verstehen ist, außer der Selbstverleugnung durch Ritzen.«

»Ich weiß es nicht, weil ich selber noch nie in Kontakt mit dieser Krankheit gekommen bin. Mein Gefühl ist aber, dass die Darstellung in den Medien sehr ambivalent ist. Wieder gibt es einige wenige Filme oder Serien, die sich versuchen, differenziert mit dem Thema auseinanderzusetzen, wohingegen die Mainstreammedien das nicht machen.«

nicht betroffen: »Kein vertieftes Wissen und mir ist eine Darstellung in Unterhaltungsmedien noch nicht explizit aufgefallen.«

»Kenne keine Filme o.ä, die offen darüber gehandelt hätten. einziges Beispiel, das mir einfällt, ist Kurt Cobain«

»In letzter Zeit sind immer wieder Berichte über Borderline Patienten im Fernseh erschienen. Allerdings finde ich ist das bis jetzt nicht genug und es müsste noch mehr »Aufklärungsarbeit« geleistet werden.«

›91‹


Wissensquellen – Anorexie anderweitig betroffen:

Aus welchen Quellen stammt Ihr Wissen über die Krankheit? Ja.

Zum Teil

Nein.

persönliche Erfahrung Erzählungen von Anderen Fernsehen & Radio Filme Internet Magazine Romane Fachliteratur

Sind Sie der Meinung, dass die Krankheit in den Unterhaltungsmedien (Fernsehen, Magazine) angemessen dargestellt wird? Ja, in vollem Umfang. Eher ja. Ich weiß es nicht. Eher nein. Nein, überhaupt nicht.

›92‹


indirekt betroffen:

Aus welchen Quellen stammt Ihr Wissen über die Krankheit? Ja.

Zum Teil

Nein.

persönliche Erfahrung Erzählungen von Anderen Fernsehen & Radio Filme Internet Magazine Romane Fachliteratur

Sind Sie der Meinung, dass die Krankheit in den Unterhaltungsmedien (Fernsehen, Magazine) angemessen dargestellt wird? Ja, in vollem Umfang. Eher ja. Ich weiß es nicht. Eher nein. Nein, überhaupt nicht.

›93‹


nicht betroffen:

Aus welchen Quellen stammt Ihr Wissen über die Krankheit? Ja.

Zum Teil

Nein.

persönliche Erfahrung Erzählungen von Anderen Fernsehen & Radio Filme Internet Magazine Romane Fachliteratur

Sind Sie der Meinung, dass die Krankheit in den Unterhaltungsmedien (Fernsehen, Magazine) angemessen dargestellt wird? Ja, in vollem Umfang. Eher ja. Ich weiß es nicht. Eher nein. Nein, überhaupt nicht.

›94‹


Warum sind Sie dieser Meinung? anderweitig betroffen:

»Wird zu wenig darauf eingegangen.«

»Magersucht ist eine sehr sichtbare psychische Erkrankung und deshalb wahrscheinlich mehr diskutiert als die anderen.«

»Wird wenn bei Nachmittagssendungen von RTL behandelt und dass das kein Qualitätsfernsehen ist, liegt auf der Hand.«

»Gehört meines Erachtens zu den besser und häufiger aufbereiteten Formen psychischer Erkrankungen, sowohl hinsichtlich der Ursachen als auch der Behandlung. Entsprechend der Häufigkeit unter jungen Menschen«

»Weil die Medien gerne polarisieren« indirekt betroffen: »Das Krankheitsbild wird zeitweise auch öfter im Zusammenhang mit Bulimie im TV dargestellt.«

»eher klischeelastig« »Es wird recht häufig berichtet. Meiner Meinung nach auch recht differenziert.«

»oft realistische Darstellung« »Ich habe zwar schon viele Berichte zu dem Thema gesehen, allerdings fällt es mir sehr schwer, mich in diese Krankheit einzufühlen. Ich kann sie schlicht weg nicht richtig verstehen. Ich würde mich erst im Stande sehen, guten Gewissens mit ›Ja‹ oder ›Nein‹ auf diese Frage antworten zu können, wenn ich den Eindruck hätte, ich könnte mich in die Betroffenen einfühlen. Und das kann ich nicht.«

»Modellshows ignorieren und produzieren Vorstellung davon, sehr dünn = gut oft nicht als Krankheit, sondern als abstoßend, selbst schuldig dargestellt« »Ich kenne aus dem Unterricht viele gute Filme zu dem Thema.« »Wird besser dargestellt als die anderen genannten Krankheiten. Wird eher als Krankheit akzeptiert. Oft werden die Kranken als willensschwach und komplett unsicher dargestellt.«

»Die Krankheit wird angemessen dargestellt und von der Gesellschaft auch somit als ernstes Problem wahrgenommen«

›95‹


»Ich finde Anorexie wird zu vereinfacht dargestellt, das heißt, das Bild das sich in den Medien findet ist zumeist folgendes (vereinfacht): insbesondere junge Mädchen finden sich zu dick, da ihnen tagtäglich das Bild von Supermodels vorgesetzt wird, deshalb fangen sie an zu hungern. Meist werden andere Probleme und Gründe außen vorgelassen. Es kommt zu einer Überbetonung des rein körperlichen Aspektes.«

»Gerade in den Unterhaltungsmedien wird ein zu positives Bild vom Abnehmen als solches und ein zu negatives Bild gleichzeitig von über die Norm gehende Körper. Werbungen von Abnehmprodukten und-programmen überwiegen doch sehr die Anzahl von ernsthaften Thematisierungen von Anorexie.« »Wird besser dargestellt als die anderen genannten Krankheiten. Wird eher als Krankheit akzeptiert. Oft werden die Kranken als willensschwach und komplett unsicher dargestellt.«

»Ich finde es ziemlich zutreffend, da man bei diesen Patienten im Vergleich leichter herausfinden kann, was in ihnen vorgeht.«

»Schwer zu sagen, aber mein Gefühl ist, dass Anorexie immer noch zu wenig als »Krankheit« angesehen wird. Medienprogramme wie »Germanys Next Topmodel« zeigen sogar explizit, dass Magersucht nichts Schlimmes ist (mit ihrem Menschenbild). In vielen Serien und Filmen wird das Thema leider zu oberflächlich behandelt.«

»Man hört finde ich oft etwas davon in den Medien, aber es ist nicht angemessen. Es werden nur die Fälle betrachtet bei denen sich kleine Mädchen auf 30 Kilo runter hungern. Dass auch viele Männer daran leiden und auch jemand, der 80 Kilo wiegt, daran leiden kann, wird nie erwähnt !!«

»Ich denke es kommt darauf an, welche Medien man in Betracht zieht. In einigen Fällen wird die Krankheit sehr verharmlost, in anderen total aufgebauscht.«

»Ich kenne niemanden, der darunter leidet, obwohl laut Medien ja nahezu »jeder« Star daran erkrankt sein könnte.«

›96‹


»Weil nicht jeder Mensch mit Anorexie dürr sein muss.«

»In Magazinen zum Beispiel (vor allem in Magazinen für jüngere Mädchen) wird das Thema zwar teils thematisiert, auf der nächsten Seite jedoch ist ein dünnes Model zu sehen Das passt für mich nicht zusammen. Dieses Thema steht immerwieder im Fokus der Medien, allerdings tun nicht viele etwas dagegen. Modezeitschriften und die Werbung tun ihr bestes – sie zeigen stehts junge dünne Mädchen, die Perfekt aussehen.«

»weil es oft nicht ganzheitlich gesehen wird (Problematik mit Familie/Umfeld, andere psychische Faktoren), sondern oft nur auf Diätwahn bezogen wird. Dass Anorexie jedoch nicht nur etwas damit zu tun hat, wird meistens nicht erwähnt!« »Es werden nur weibliche Betroffene gezeigt. Starke Verharmlosung der Krankheit, es entsteht der Eindruck, als ginge es den Betroffenen nur um Aussehen.«

»Viele betroffene Menschen gehen mit ihrer Geschichte in die Medien/wenden sich an Zeitschriften. Über die Krankheit is viel bekannt.«

nicht betroffen »Da es ist fast nie ausschließlich um Anorexie geht, sondern eher um Magersucht und Bulimie. Man unterscheidet nicht.« »Ich denke, dass die Auslöser der Krankheit und die Verhaltensweise ausreichen diskutiert und dargestellt werden und dies auch der Realität entspricht.«

›97‹


Auswertung: Wissensquellen Art der Auswertung

Die Gesamtheit der Befragten tendierte bei der Frage nach der Angemessenheit der Krankheitsdarstellung zu ›Nein‹. Anderweitig Betroffene antworteten ausnahmslos mit ›Eher nein.‹, von den indirekt Betroffenen antwortete die absolute Mehrheit so. Etwa die Hälfte der NichtBetroffenen wählte ›Ich weiß es nicht‹. diejenigen, die sich für eine Richtung entscheiden konnten, tendierten stark zu ›Nein‹. Aus den Begründungen ergibt sich der relativ einheitliche Tenor, dass die Darstellung der Krankheit Depression in den Unterhaltungsmedien unangemessen ist, da sie nur bestimmte Aspekte der Krankheit beleuchtet, keinen umfassenden Überblick bietet und dadurch die Bildung von Vorurteilen und Stereotypen fördert.

Die Gruppe der Befragten, die zu Anfang der Umfrage angaben, indirekt oder gar nicht von einer der genannten Krankheiten betroffen zu sein sowie diejenigen, die die Frage nach der spezifischen Betroffenheit von der jeweils thematisierten Krankheit verneinten, wurden über ihr Wissen zur dieser Krankheit befragt. Hierzu wurde in Erfahrung gebracht, aus welchen der genannten Quellen diese Personengruppen ihr Wissen über die Krankheit beziehen. Anschließend folgte die Frage, inwieweit die Krankheitsdarstellung in den Unterhaltungsmedien als angemessen empfunden wird und warum dieses Empfinden vorliegt. Auswertungsergebnisse Wissensquellen – Depression

Auswertungsergebnisse Wissensquellen – Soziale Phobie

Bei allen drei Gruppen von Befragten war das persönliche Gespräch eine der häufigsten Informationsquellen. Eine signifikante Unterscheidung gab es zwischen indirekt Betroffenen, die das Internet wesentlich häufiger als Informationsquelle angaben, und nicht Betroffenen, für die Fernsehen und Radio dagegen das am häufigsten genutzte Medium darstellte.

Sehr auffällig ist hier, wie oft überhaupt Informationsquellen genutzt werden. Man erkennt ganz klar, dass anderweitig Betroffene wesentlich mehr Informationen zur sozialen Phobie beziehen als indirekt oder nicht Betroffene. Von indirekt Betroffenen wurde keine der genannten Quellen von mehr als 50% überhaupt genutzt.

›98‹


Alle Gruppen gaben mehrheitlich an, dass die Darstellung der Krankheit in den Unterhaltungsmedien eher nicht oder überhaupt nicht angemessen sei. Die Begründung dafür war, dass die Krankheit nicht ausreichend thematisiert wird und wenn, dann nur sehr oberflächlich oder in Form von stereotypen Charakteren zu Unterhaltungszwecken.

auch, dass die Krankheit aufgrund ihres Facettenreichtums umzureichend und dadurch falsch dargestellt wird. Des Weiteren wurde mehrfach genannt, dass die Borderline-Persönlichkeitsstörung – ebenso wie die soziale Phobie – nicht ausreichend thematisiert wird, um ein Urteil über eine angemessene Darstellung fällen zu können.

Auswertungsergebnisse Wissensquellen – BorderlinePersönlichkeitsstörung

Auswertungsergebnisse Wissensquellen – Anorexie Auch im Bezug auf diese Krankheit gaben die meisten Befragten an, ihre Informationen unter Anderem im persönlichen Gespräch zu gewinnen, Fernsehen und Radio waren ebenfalls häufig genannte Quellen. Unter den anderweitig und indirekt Betroffenen stellte außerdem das Internet eine häufig genutzte Quelle dar. In allen Befragungsgruppen wurde die mediale Darstellung tendenziell als angemessen bewertet. Dies wurde in den persönlichen Kommentaren beispielsweise dadurch begründet, dass die Anorexie eine sichtbare Erkrankung ist, weshalb sie eher ernst genommen wird. In anderen Kommentaren wurde jedoch kritisiert, dass die Ursachen und die Entstehung der Krankheit sehr einseitig beleuchtet und häufig nur auf das Erreichen des gängigen Schönheitsideals bezogen werden, während psychosoziale Faktoren außen vor bleiben.

Wie bereits bei der Depression stellt das persönliche Gespräch auch im Bezug auf die Borderline-Persönlichkeitsstörung bei allen Befragungsgruppen eine der häufigsten Informationsquellen dar. Doch auch das Internet wurde von indirekt und nicht Betroffenen häufig genannt. Über die Angemessenheit konnte die absolute Mehrheit in allen drei Befragungsgruppen keine Entscheidung treffen. Die Tendenzen zu ›Ja‹ und ›Nein‹ waren im Vergleich relativ ausgewogen mit einer Tendenz zu ›Nein‹. Auch die persönlichen Meinungen waren sehr ambivalent, es gab Aussagen, dass sich die Darstellung mit persönlichem Erleben deckt, aber

›99‹


Der Umgang mit Betroffenen von Depression Stellen Sie sich vor, sie erfahren von jemandem aus Ihrem Umfeld, dass er unter Depressionen leidet. Würden Sie Ihr Verhalten ihm gegenüber ändern?

Eher ja.

Begründen Sie diese Entscheidung! anderweitig betroffen: »Ein mehr sensibel ausgerichteter Umgang«

Eher nein.

anderweitig betroffen

»damit die Person sich traut, offen zu reden und ich die Person deswegen nicht weniger mögen würde«

indirekt betroffen »Es ist erforderlich, Rücksicht zu nehmen, um den Zustand nicht zu verschlimmern.«

indirekt betroffen

»Ich glaube nicht, dass es der Person hilft, von Vornherein anders behandelt zu werden als andere Menschen. Die Person sollte sich nicht ständig wie ein Patient fühlen müssen.« »Man bemüht sich, die Person mehr in seine Aktivitäten einzubeziehen, um der Person zu zeigen, dass das Leben auch positive Seiten hat. Ich würde außerdem zu professioneller Hilfe raten, damit diese Strategien lernt, um mit depressiven Episoden besser umzugehen.«

nicht betroffen

›100‹


»Es kommt darauf an, wie sehr man in Kontakt zu dieser Person steht. Ist die Person allerdings durch Einsamkeit depressiv geworden, würde ich mich wohl mehr mit dieser Person beschäftigen«

»Wenn derjenige es mitbekommen würde, dass man ihn wie einen Kranken behandelt, würde er sich bestimmt nicht besser fühlen. Vielleicht könnte man etwas feinfühliger sein, aber auch nicht übertrieben«

»Die depressiven Menschen, die ich kenne, wollen nicht als krank behandelt werden. Außerdem bin ich auch so sehr rücksichtsvoll und passe mich so gut es geht den Bedürfnissen meines Gegenübers an, weshalb ich mein Verhalten nur ändern würde, wenn mein Gegenüber das ausdrücklich und begründet wünscht.«

»ich würde mich verantwortlich fühlen, würde ggf. einen Non-Suizid-Vertrag mit ihm schließen« »Es kommt immer darauf an, aber wenn ich es als nötig erachten würde, dann würde ich mein Verhalten natürlich ändern. Wenn ich den Eindruck habe, dass die Gründe der Depression nicht innerhalb meines Wirkungsbereiches liegen und ich denke, dass ich mich bisher richtig verhalten habe, dann sehe ich keinen Grund etwas zu ändern. Aber es kommt vor allem immer darauf an!«

»Nicht nur eher nein, sondern auf gar keinen Fall. An Depression leidet man ja nicht von heute auf morgen, also verändert die Person an sich ja nicht und die meisten wollen dieses übervorsichtige verhätscheln sowieso nicht.«

»Ich würde es in dem Maße ändern wollen, wie es dem Betroffenen mehr hilft. Wenn eine Änderung allerdings dazu führen sollte, dass nur noch mehr Druck ausgeübt wird, alsdass es zu Schuldgefühlen aufgrund des Gefühls eine Last für andere zu sein, würde ich versuchen mein Verhalten nicht zu ändern, auch wenn es ja in dem Sinne geändert wäre, als dass es nicht mehr natürlich so ist, sondern absichtlich ›natürlich‹ (falls das Sinn macht).«

»Er oder sie bleiben der Mensch, der er/ sie für mich war und auch mit der Krankheit bleibt. Sollte derjenige allerdings lieber öfter allein sein wollen, wäre das okay. Würde die Person gerne abgelenkt werden, wäre das aber auch okay. So wie es dann eben passt.« »Weil diese Person sich dann erst recht ausgeschlossen und entfremdet fühlt.«

»die Person an sich ändert sich doch nicht«

›101‹


»Schwer zu sagen. Ich würde versuchen, mein Verhalten nicht zu verändern, da ich glaube, dass man dem Gegenüber mit vielen Änderungen nichts gutes tut. Ein wirklich guter Gesprächspartner verhält sich auch schon vor einer Depression genau so, wie er es gegenüber einer Person mit Depression machen würde. Ich habe aus meinem Umfeld ein Beispiel, wo es genau so abgelaufen ist bei mir. Ich verhalte mich zu ihm genauso wie ich es vorher gemacht habe. Auf der anderen Seite kann ich nicht sagen, dass mich so etwas nicht beeinflusst. Wenigstens im Unterbewusstsein werde ich wohl leider doch etwas ändern.«

»Natürlich verändert man sein Verhalten gegenüber einer kranken Person, dies hat allerdings nichts mit Depressionen zu tun, sondern findet bei jeder chronischen Krankheit automatisch statt. Ob das hilfreich ist, ist zwar fraglich, aber leider nicht zu ändern.«

»Eher ja, aber das kommt auf die Person an. Wenn sie möchte, dass ich sie weiterhin so behandle, wie vorher, respektiere ich diesen Wunsch, falls sie jedoch mit irgendeinem Aspekt meines Verhaltens ihm/ihr gegenüber nicht einverstanden ist oder es sie dazu bringt, sich unwohl zu fühlen, ändere ich das. Der Grund ist, dass ich es moralisch wichtig finde, auf seine Mitmenschen einzugehen und, gerade wenn die Person wie erwähnt aus dem (engeren) Umfeld kommt, diese es nicht noch schwerer haben, als das dank der Depression sowieso der Fall ist.«

»Weil ich Angst hätte, der Person etwas Falsches einzubinden, weil er es anders verstanden hat. Ich würde sehr sensibel und vorsichtig mit ihm umgehen, das sie teilweise Sachen anders intepretieren können.«

»Ich würde mein Verhalten nich offentsichtlich ändern, aber ich würde zum Beispiel nicht weiterhin meine Probleme bei dieser Person abladen bzw. hätte mehr Verständnis für Ihre Launen. Sprich ich würde insgesamt einfach mehr Rücksicht nehmen und versuchen durch Kleinigkeiten die Person wieder aufzumuntern.«

»Ich würde extrem darauf achten, die Person in keiner Art und Weise zu verletzten oder zu enttäuschen« »Ich würde meine Sinne sensibilisieren, um den Menschen möglichst wenig zu belasten.« »Warum sollte man sein Verhalten ändern, nur weil jemand krank ist? Jeder sollte ganz normal behandelt werden!«

»Ich würde mehr auf die Person achten«

›102‹


nicht betroffen:

»Es ist noch derselbe Mensch, obwohl er teilweise von der Krankheit beherrscht wird.«

»Ich würde versuchen, mit der Person zu sprechen und einfühlsamer sein. Wenn es jedoch abgeblockt wird, würde ich das normale Verhalten wieder annehmen, bis ich das Gefühl habe, es wird gefährlich.«

»Ich glaube, dass derjenige dann viel sensibler mit den Themen umgeht, wie man mit ihm spricht, was man spricht etc und dass man darauf achten muss, ihn nicht weiter in sein Loch hinein zu schubsen.«

»Ich glaube, ich wäre vorsichtiger und ängstlicher im Umgang mit der Person.«

»Ich würde eher aufmerksamer werden.« »Vielleicht würde ich sensibler mit ihm/ ihr umgehen, und z.B. kritische Aussagen, oder solche, die so aufgefasst werden könnten, vermeiden. Wenn ich denjenigen gut kenne, würde ich ihm auf jeden Fall zu verstehen geben, dass ich ihm gerne zuhöre und vllt auch gezielte Fragen stellen.«

»Der Mensch mit seiner ganzen Persönlichkeit sollte im Mittelpunkt stehen, nicht die Erkrankung.« »Man muss mehr auf die Person eingehen z.B. sich öfter melden etc., um nicht zuzulassen, dass sie sich komplett aus ihrem Umfeld zurückzieht. Ich würde auch nachsichtiger mit ihm sein, um es nicht zu riskieren, dass die Person sich von mir zurück zieht«

»Besser auf ihn eingehen.« »Unterstützung bieten, anders auf jemanden zugehen«

»diejenige Person hat ein Problem, deshalb würde ich mich – je nachdem, wie eng ich zu der Person stehe – mich stärker um die Person kümmern, damit sie die Depressionen überwinden kann«

»Ich würde mich rücksichtsvoller gegenüber Fehlern der Person verhalten und versuchen, ihr den Tip zu geben, eine psychologische Beratung in Anspruch zu nehmen.« »Wenn es der anderen Person hilft – warum nicht?«

›103‹


Der Umgang mit Betroffenen von sozialer Phobie Stellen Sie sich vor, sie erfahren von jemandem aus Ihrem Umfeld, dass er unter einer sozialen Phobie leidet. Würden Sie Ihr Verhalten ihm gegenüber ändern?

Eher ja.

Begründen Sie diese Entscheidung! anderweitig betroffen: »Man versteht die Reaktionen der betreffenden Person besser, aber das Verhalten zu verändern wirkt unauthentisch«

Eher nein.

anderweitig betroffen

»Ich würde wahrscheinlich versuchen, es nicht zu ändern, allerdings weiß ich nicht, wie sich solch ein Wissen vielleicht unbewusst auswirkt.« »Eine vorhandene Erkrankung dieser Art führt zur anderen Bewertung bzw. Überbewertung bestimmter Dinge, die man dann besser nicht tun oder sagen sollte, um so unauffällig Rücksicht zu üben und der erkrankten Person trotzdem das Recht auf Selbstbestimmung zu erhalten, d.h. sie nicht als ›krank‹ zu behandeln.«

indirekt betroffen

»wahrscheinlich war bis dahin alles in ordnung; höchstens verständnisvoller«

nicht betroffen

»Wenn man betroffene Menschen kennen lernt und man sieht, wie es demjenigen geht, setzt man sich nochmal mehr mit der Krankheit auseinander aus Interesse.

›104‹


»Ich würde annehmen, dass Menschen mit so einer Phobie sich schämen und in einem Dilemma stecken, weil es nicht selbstverständlich ist, dass jeder Verständnis für die Situation aufbringen kann. Für mich ist klar, dass diese Menschen jemanden brauchen, der ihnen hilft, weil niemand alleine mit Problemen klarkommen sollte. Daher finde ich es selbstverständlich, dass ein Offenlegen der Krankheit auch eine Änderung des Verhaltens mit sich führen muss, um seinem Gegenüber zu zeigen, dass man dahintersteht. Das soll sich nicht darauf beziehen, dass ich diesen Menschen in eine Rolle drängen wollen würde, die ihn dazu bewegt sich mit der Krankheit nur noch identifiziert zu fühlen. Sondern eher das Gegenteil.«

»Es sind ganz normale Menschen, jemanden der sich ein Bein gebrochen hat, bin ich auch nicht gravierend anders gegenüber. Für mich macht es kein Unterschied in meinem Verhalten der jeweiligen Person gegenüber« »Ich wäre vorsichtiger im Umgang mit dieser Person, aus Angst, die Krankheit zu verschlimmern mit grobem Verhalten.« »Ich würde in für die Person schwierigen Situationen (große Menschenmengen, neue Leute treffen usw.) sensibler darauf achten, wie es der Person gerade geht« »Bringt nichts, Verhalten zu ändern. Person ist die selber nur mit einer Krankheit«

»Ich würde öfter versuchen, mit ihm zu sprechen und ihm zu zeigen, dass er wichtig ist und keine Angst haben braucht und mir etwas anvertrauen kann wenn er Probleme hat«

»Ich denke, dass es vielleicht für die Person unangenehm wäre, wenn ich mein Verhalten ihm gegenüber ändere. Ich würde mich nur zurücknehmen und vllt ihn darauf ansprechen.«

»Ich würde nicht direkt mein Verhalten ändern, aber versuchen, noch aufmerksamer und aufnahmebereiter zu sein, um die Person gut unterstützen zu können.«

»Ich denke, ich würde mich in erster Linie verstärkt über die Krankheit informieren, woraus sich eine Verhaltensänderung ergeben kann. Versuchen, den/die Betroffene nicht noch zusätzlich zu belasten«

›105‹


»Versuchen zu helfen, ihn zu verstehen, vorsichtiger mit ihm umgehen, um ihn nicht zu verletzten« »Das würde dieser Mensch sicher nicht wollen«

»Da rationale Sichtweise der Dinge durch Ängste manchmal verloren geht, zeige ich der Person, dass es in Ordnung ist, dass sie jetzt Angst hat, dass sie die Angst aber auch überwinden kann. Ich bin einfühlsamer.«

»Damit die Person nicht das Gefühl hat, aufgrund der Erkrankung anders behandelt zu werden«

»Ich wäre sicherlich bemüht, die Person in keine für sie unangenehme Situation zu bringen.

indirekt betroffen:

»Weniger direkten Körperkontakt, ihn nicht zu überfüllten Partys o.ä einladen, nicht zu aufdringlich sein«

»Aus Rücksicht und um demjenigen durch genaueres Zuhören und Zusehen eventuell auch helfen zu können.«

»Eher ja, wenn es dem Betroffenen hilft (siehe Depressionen). Je nach Phobie, kann ja unter Umständen auch eine Herausforderung hilfreich sein. Es ist aber nicht wirklich am Umfeld zu entscheiden, was diesbetreffend eine angmessene Herausfordung ist, steckt man doch selbst nicht in der Haut des Betroffenen und hat in den meisten Fällen keine klinische Ausbildung.«

»versuchen, auf die Bedürfnisse einzugehen, Rücksicht zu nehmen.« »Das würde ich als unhöflich empfinden.« »Anpassung und Vermeidung dienen eher der Aufrechterhaltung« »Versuch ein gewisses Maß an Normalität zu schaffen.«

»Wenn diese Person beispielsweise eine Ausrede erfindet, um nicht zu einem Treffen kommen zu müssen und ich dies bemerken würde, würde ich vermutlich nicht weiter nachhaken, da das recht unangenehm für die Person wäre.«

»Wenn er/sie vorher mit mir zurecht kam, wird es auch weiterhin so sein, wenn er mir von seiner Phobie erzählt hat.« »Man nimmt mehr Rücksicht und passt auf, wenn man doch in eine Menschenmenge muss.«

›106‹


»Weil ich leider nicht weiß, wie man mit Leuten umgeht, die diese Krankheit haben, würde ich sicherlich versuchen mich mit ihm zu unterhalten, um ganz viel über die Krankheit zu erfahren. Auf der einen Seite, um ihm/ihr zu helfen, aber auf der anderen Seite auch, weil ich einfach sehr neugierig bin.«

»Ich hätte keine Ahnung, wie ich mein Verhalten ändern sollte, um ihm damit zu helfen.«

»Vorsicht und Sensibilität sind danach geboten. Ich hätte Angst den Kontakt zu dieser Person zu verlieren, weil ich vielleicht dann zu scheu mit ihr umgegangen wäre.«

»Ich denke, mit der richtigen Unterstützung kann man Phobiekern helfen, damit umzugehen und z.B. auch Sachen machen, die sie sich normalerweise nicht trauen würde.«

»Ich würde besonders vorsichtig mit dieser Person umgehen. Große Veranstaltungen meiden.«

»Ich würde versuchen, dass er /sie weniger Angst hätte, ihr bei Seite stehen, wenn ich weiß, dass ihr die Situation unangenehm werden könnte«

»Keine Überforderung mit vielen Personen.« »Immer noch derselbe Mensch«

»Wenn ich zu einem Menschen trotz seiner sozialen Phobie Kontakt habe, ist das vielleicht ein Schritt, ihn von seiner Phobie zu lösen.«

»Verhalten wird zwangsweise geändert, da diese Person möglicherweise nicht mehr unter andere Menschen möchte, sich zurückzieht.«

»Ich würde mehr auf die Person achten« »Der Mensch hat ein Problem, aus diesem Grund möchte ich ihm helfen«

nicht betroffen: »Weil ich zu meinen Freunden immer herzlich und offen bin und diese Person auch zu mir offen sein kann. Wenn sich das natürlich ändert, würde ich das Gespräch suchen.« »Ich hätte Sorge, was falsch zu machen.«

›107‹


Der Umgang mit Betroffenen der Borderline-Persönlichkeitsstörung Begründen Sie diese Entscheidung!

Stellen Sie sich vor, sie erfahren von jemandem aus Ihrem Umfeld, dass er unter der BorderlinePersönlichkeitsstörung leidet. Würden Sie Ihr Verhalten ihm gegenüber ändern? Eher ja.

anderweitig betroffen: »Ich glaube, eine besondere Rücksichtnahme ist in diesem Fall nicht hilfreich, da sie die Symptome nicht abfedern hilft. Allenfalls ist größere Gelassenheit im Umgang angebracht«

Eher nein.

anderweitig betroffen

»Ich habe diese Erfahrung bereits durchlebt und daher habe ich daraus für mich gelernt und bin zu dem Entschluss gekommen, dass es nichts bringen würde mein Verhalten zu ändern, zumindest im Bezug auf diese Krankheit. Ich denke es ist zwar gut zu wissen, wenn jemand betroffen ist und es lässt einen vielleicht nachsichtiger werden, aber ich denke nicht, dass dies wünschenswert für die Person ist. In meinem Fall hat meine Erfahrung dazu geführt, dass der Borderline Erkrankte dicht gemacht hat und um sich geschlagen hat nach einer Änderung des Verhaltens. Im Sinne davon, dass man zu nachsichtig mit ihm wurde etc.«

indirekt betroffen

.

nicht betroffen

›108‹


indirekt betroffen

»Ich weiß nicht, wie ich mich verhalten würde. Ich kenne mich mit der Krankheit noch viel weniger aus und kenne nur einige Kleinigkeiten aus Filmen/Serien oder dem Internet und würde sicherlich nicht wissen, wie ich damit umgehen muss und würde versuchen die Krankheit zu verstehen.«

»Vorsichtiger, freundlich und verständlich« »Um Stabilität und Normalität zu bieten.« »Auch da sollte man versuchen zu helfen und versuchen sich in dessen Situation reinzudenken.«

»Man wird immer anders auf einen chronisch Kranken reagieren.«

»Ich erlebe Borderlinemenschen so, dass ich selten weiß, was morgen geschieht, also ist auch vor der Bekanntgabe der Diagnose vom gesamten Umfeld eine spontane Anpassungsfähigkeit gefragt.«

»Ich könnte die Launen besser verstehen und wäre dadurch nachsichtiger.« »Ich würde mehr auf die Person achten« nicht betroffen:

»Erstmal nicht, ich müsste mich da besser informieren.«

»Weil ich der Person helfen wollen würde, ich das aber eigentlich nicht kann.«

»Auch hier halte ich es für wenig sinnvoll, der Person das Gefühl zu geben, sie sei ein Patient und kein vollwertiger Teil der Gesellschaft.«

»Ich wüsste nicht, welches Verhalten ihn positiv beeinflussen würde.«

»Eher ja, wenn es helfen kann. Ansonsten würde ich versuchen, stabil und verlässlich zu interagieren, aber da muss ich in jedem Fall an mir arbeiten.«

»Ich denke, die Person ist dann anstrengend, aber sein Verhalten dann zu ändern ist schwierig.« »Einem Freund, einer Freundin würde ich eine psychologischen Betreuung vorschlagen. Ich würde meine Erwartungen was eine Freundschaft angeht herunterschrauben.«

»Um alles zu verhindern, was diese Person zu selbstverletzendem Verhalten bringen könnte«

›109‹


»Ich denke, bei einem Borderliner kann man so viel falsch machen, das die ›Beziehung‹‹ kaputt macht, da muss man sich drauf einlassen, sich informieren und bei Bedarf dann mal z.b etwas Abstand einnehmen, um den B. über seine Gefühle ins Klare kommen zu lassen.« »Persönliche Bindungen und das ›NichtVerlassen-werden‹ ist für einen solchen Patienten wichtig, deswegen würde ich ihm Rückhalt geben« »Borderline stellt für mich eine recht problematische psych. Erkrankung dar. Je nachdem, wie eng ich mit der Person befreundet bin, würde sich mein Verhalten sicherlich ändern.« »Menschen mit dieser Krankheit sind oft selbstmordgefährdet, hochsensibel. Eine Änderung des Verhaltens ist aufgrunddessen angebracht.«

›110‹


Der Umgang mit Betroffenen von Anorexie Stellen Sie sich vor, sie erfahren von jemandem aus Ihrem Umfeld, dass er unter einer sozialen Phobie leidet. Würden Sie Ihr Verhalten ihm gegenüber ändern?

Eher ja.

Begründen Sie diese Entscheidung! anderweitig betroffen: »Weil, eine solche Erkrankung nicht direkt etwas mit der Persönlichkeit zu tun hat.«

Eher nein.

anderweitig betroffen

»In der Regel managen solche Menschen ihren Alltag dank langer Erfahrung recht erfolgreich (aus eigener Anschauung) und wollen daran nichts ändern, eine Änderung des Verhaltens führt oft im Gegenteil zu Trotzreaktionen. Solange sie keine unmittelbaren gesundheitlichen Probleme bekommen, sehe ich keinen Anlass«

indirekt betroffen

.

»geht mich nichts an« »Wenn ich wüsste, dass jemand in meinem Umfeld unter Anorexie leidet, würde ich mit demjenigen sensibler umgehen und versuchen, vorsichtiger zu sein mit dem was ich sage und tue.«

nicht betroffen

»Ändert nichts an ihm selbst, würde eventuell helfen wollen.«

›111‹


»Ich bin der Meinung, dass wenn man schon sehr stark in einer Krankheit steckt, dann hat das oft die Ursache von ungesunden Mustern, die man schon lange mit sich herum trägt. Ich glaube Menschen mit einer Magersucht haben eine völlig falsche Wahrnehmung. Diese Wahrnehmung zu beeinflussen, stelle ich mir als Laien, der den Grad eines Bekannten oder vielleicht gute Freundin hat, sehr schwierig vor. Diese Einstellung muss von innen kommen. Ich kann nur diese Person versuchen dabei zu unterstützen, aber ich wüsste von meiner Seite aus, ohne Hilfestellung, nicht, was ich tun könnte.«

»Ich würde Rücksicht nehmen bezogen auf mein eigenes Essverhalten, bzw. keine Snacks etc. anbieten, weil ich weiß, dass klare Routinen sehr wichtig sind.« »Das hilft der Person auch nicht weiter, denke ich.« »Hilfe anbieten, kognitive Schemata bearbeiten, professionelle Hilfe einschalten« »Menschen mit Anorexie oder einer anderen psychischen Krankheit sind trotzdem genauso Menschen wie du und ich.«

»Ich habe eine Freundin, die darunter leidet und ich hab in keinem Moment darüber nachgedacht, deswegen in irgendeiner Form anders zu ihr zu sein«

»Ich achte sehr auf Personen in meinem Umfeld, von denen ich denke, dass sie zu wenig essen.

»Ich denke, man müsste einfühlsamer sein.«

»Ich würde die Person weiterhin ›normal‹ behandeln, wie ich zuvor auch mit ihr umgegangen bin. Natürlich würde ich jedoch auch, abhängig von der Beziehung, die ich zur jeweils betroffenen Person habe, das Gespräch suchen bzw. meine Gesprächs- oder auch Zuhörbereitschaft signalisieren ggf. weiterführende Hilfen gemeinsam aufsuchen o.ä. Jedoch würde ich die Person nicht unter Druck setzen, jetzt unbedingt etwas essen zu müssen, dauerhaft darauf hinweisen etc.«

»Betroffene würden einem das übel nehmen« indiekt betroffen: »Weils immer wichtig ist auf krankheitsbedingte Verhalten einzugehen.« »Ich würde darauf achten, die Krankheit nicht zu fördern«

›112‹


»Um ihn zu beschützen oder ihm zu helfen«

»Ich würde ganz normal weiterhin mit der Person umgehen, da Belehrungen den Betroffenen nichts bringen, sie müssen selbst einsehen, dass ihr Verhalten schädlich ist«

»In diesem Fall finde ich die Intervention von außen sehr wichtig, um das Selbstbild des Betroffenen wieder aufzubauen.«

»Ich wüsste nicht, inwiefern ich mich anders verhalten sollte, nur weil ich weiß, dass der andere extrem unzufrieden mit sich ist... Ich wüsste wirklich nicht, was ich tun sollte«

»Ich wüsste noch nicht wie, aber ich würde versuchen, zu helfen.« »Nur, wenn er oder sie Hilfe möchte«

»Mein Gefühl ist: Eher ja. Ich glaube (mit meiner Laienmeinung), dass das eine sehr zerstörerische Krankheit ist, die sich so ausbreitet, dass die kranke Person gar nicht unbedingt mitbekommt, dass sie krank ist (was natürlich nicht immer stimmt). Ich weiß natürlich nicht, ob mein Verhalten gut ist, aber ich glaube ich würde schon eher darauf achten, ob und wann die Person etwas isst.«

»Ich würde aus Angst um diese Person darauf achten, ob sie genug isst.« »Ich denke nicht, dass es etwas bringen würde, mein Verhalten zu ändern« »Ich würde aufmerksam und aufnahmebereit sein wollen und mein Verhalten der Person gegenüber stärker reflektieren (in Bezug auf Essen, Sport, Schönheitsideale, Körpernormen, Kontrolle etc.). Wenn ich mir aufgrund der körperlichen Verfassung große Sorgen machen müsste, würde ich auch vorsichtig aktiv werden – habe ich in der Vergangenheit getan und es hat zum Glück nicht geschadet, die Person hat die Krankheit in den Griff bekommen und sieht sich seit nun fast 20 Jahren als geheilt.«

»Gerade bei Anorexie verhält sich die betroffene Person sehr oft dünnhäutig. Bei normalem Umgang, schotten sich diese oft ab und fühlen sich angegriffen.« Ich würde aufpassen, dass ich nichts falsches sage, was den Betroffenen in Verlegenheit bringen könnte.«

»Ich würde versuchen, die Person zu unterstützen und nicht zu triggern (nicht vom Essen/Abnehmen sprechen usw.)«

›113‹


»Ich würde mir unwohl vorkommen beim Essen wenn die Person neben mir ist«

»Ich würde versuchen, die Person davon zu überzeugen, dass sie nicht weiter abnehmen braucht, sondern so schön ist, wie sie ist.«

»Ich würde versuchen, auf Grundlage einer eigenen Erfahrungen Rat zu geben. Zunächst Situationen mit Essen vermeiden, um eine normale Beziehung aufrecht zu erhalten, die Person zu stabilisieren und nicht auf ihre Krankheit zu reduzieren (indem man sie z.B. zum Essen zwingt)«

»Weil dieser Hintergrund ein anderes Licht auf den Menschen wirft. Meine Freundin hatte es, ich bin so gut es geht normal mit ihr umgegangen, ich war aber auch vorsichtig, was ich sage und wie ich es sage.« »Ich wage mich ohnehin nicht, über den Körper oder die Erscheinung eines Menschen zu urteilen. Und das ist wohl die größte Angriffsfläche eines Menschen mit Anorexie.«

»Ich denke, wenn ich mein Verhalten durch Mitleid beeinflussen lasse, könnte dies der betroffenen Person eher schaden.« nicht betroffen

»Mein Verhalten, z.B. unbewusste Äußerungen, kann die Person beeinflussen. Ich würde bewusster mit der Person umgehen, ihr aber versuchen, nicht das Gefühl zu geben, ich würde sie besonders behandeln. Schon das ich ihr Hilfe bieten möchte und Verständnis zeigen, aber nicht mich von ihr beeinflussen lassen«

»Versuchen demjenigen Hilfe zu suchen« »Die Person muss lernen, ihr Essverhalten in den Griff zu bekommen und ein stabiles Umfeld erschaffen. Mehr als sonst kann ich (man) aber auch nicht tun.«

»Ich würde mich vorsichtiger gegenüber der Person verhalten.«

»Einem Freund, einer Freundin würde ich eine psychologischen Betreuung vorschlagen. Ich würde meine Erwartungen was eine Freundschaft angeht herunterschrauben.«

»Ich könnte mit dem Betroffenen nicht über Essen etc. reden, da anorektische Menschen oft sehr irrational über Essen denken. Ich habe Angst davor, dass ich den kranken triggere oder selbst getriggert werde.«

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»Habe leider keinen Bezug zu dieser Erkrankung, stelle mir aber vor, dass sie durch den menschlichen Kontakt nicht so beeinflussbar ist wie die vorher genannten.« »Ich würde mein Verhalten ändern, da ich Angst um die Person hätte. Ich würde sie unterstützen wieder ein ›normales‹ Leben zu leben und ihre Krankheit los zu werden.« »Es liegt nicht in meinem Ermessen, einen Menschen vom Essen und von einem schönen Körper zu überzeugen. Ansprechpartner sollte hier ein Facharzt sein.«

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Auswertung: Der Umgang mit Betroffenen Art der Auswertung

nicht Betroffenen bereits über drei Viertel. Je weniger persönlicher Bezug zu der Krankheit und dem Erkranktsein im Allgemeinen bestand, desto mehr wurde also zu einer Veränderung des eigenen Verhaltens tendiert. Das Ändern bzw. Nicht-Ändern des Verhaltens war durchweg mit gutem Willen begründet. Diejenigen, die ihr Verhalten nicht ändern würden, gaben an, die Person nicht ausschließen und ihr nicht das Gefühl des ›Andersseins‹ vermitteln zu wollen und dass sich in ihren Augen der Mensch hinter der Krankheit nicht verändere. Diejenigen, die ihr Verhalten ändern würden, begründeten diese Entscheidung damit, dass sie hilfsbereiter und aufmerksamer mit den Betroffenen umgehen würden.

Die Gruppe der Befragten, die zu Anfang der Umfrage angaben, indirekt oder gar nicht von einer der genannten Krankheiten betroffen zu sein sowie diejenigen, die die Frage nach der spezifischen Betroffenheit von der jeweils thematisierten Krankheit verneinten, wurden über ihren Umgang mit den Betroffenen der jeweiligen Krankheit befragt. Hierbei wurde zuerst eine Selbsteinschätzung abgegeben, ob der Befragte sich gegenüber einer betroffenen Person anders verhalten würde als vor der Bekanntgabe der Krankheit, anschließend wurde zur Begründung dieser Entscheidung aufgefordert.

Auswertungsergebnisse Umgang mit Betroffenen von Depression

Auswertungsergebnisse Umgang mit Betroffenen von sozialer Phobie

Unter den anderweitig Betroffenen entschied sich etwa ein Drittel für die Antwort ›Eher ja.‹, die restlichen zwei Drittel für ›Eher nein.‹ Von den indirekt Betroffenen gab knapp über die Hälfte an, ihr Verhalten zu verändern und unter den

Im Bezug auf die soziale Phobie gab bereits die Hälfte der anderweitig Betroffenen, 60% der indirekt Betroffenen sowie knapp unter drei Viertel der nicht Betroffenen an, ihr Verhalten eher zu ändern.

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Auswertungsergebnisse Umgang mit Betroffenen von Anorexie

Ein Beibehalten des eigenen Verhaltens wurde auch hier wieder mehrfach damit begründet, dass sich die Person an sich nicht verändern würde und somit auch das Verhalten gleich bleiben könne. Eine Verhaltensänderung dagegen wurde damit begründet, dass Personen mit einer sozialen Phobie mit bestimmten Situationen überfordert sein könnten und dass es daher angebracht wäre, in diesen Situationen verstärkt Rückhalt zu geben oder die Situationen zu meiden.

Im Bezug auf die Anorexie gaben weniger als ein Viertel der anderweitig Betroffenen, knapp über die Hälfte der indirekt Betroffenen und zwei Drittel der nicht Betroffenen an, ihr Verhalten gegenüber den Betroffenen eher zu verändern. Aus dieser Entscheidung sprach häufig die Sorge um die körperliche Verfassung der erkrankten Person und die Angst, durch falsches, ›triggerndes‹ Verhalten, eine Verschlimmerung zu verursachen. Ebenso bestand der Wunsch, zu helfen, wenn sich eine Möglichkeit dazu bietet.

Auswertungsergebnisse Umgang mit Betroffenen der Borderline-Persönlichkeitsstörung Unter den Anderweitig Betroffenen herrschte die einheitliche Meinung, das eigene Verhalten gegenüber Betroffenen der Borderline-Persönlichkeitsstörung nicht zu ändern. Diese klare Entscheidung wurde damit begründet, dass Personen mit Borderline nach eigener Erfahrung eher feindselig auf eine offensichtliche Änderung ihnen gegenüber reagieren würden. Unter den indirekt und nicht Betroffenen war das Meinungsbild weitestgehend so wie bei der sozialen Phobie. Begründungen für Verhaltensänderungen waren hier dadurch motiviert, mehr Stabilität und Rückhalt bieten zu wollen.

›117‹


Depression – Selbst- und Fremdbild Selbst betroffen:

erstens

eher erstens

eher zweitens

zweitens

erstens

eher erstens

eher zweitens

zweitens

1. zurückgezogen 2. weltoffen 1. egoistisch 2. großzügig 1. unsensibel 2. sensibel 1. faul 2. fleißig 1. aggressiv 2. friedlich 1. distanziert 2. anhänglich 1. unsicher 2. selbstbewusst 1. abhängig 2. unabhängig 1. instabil 2. belastbar 1. irrational 2. rational 1. chaotisch 2. ordentlich 1. kompliziert 2. unkompliziert 1. aufgesetzt 2. authentisch 1. ziellos 2. zielstrebig 1. uneinsichtig 2. einsichtig 1. kalt 2. emotional 1. energiegeladen 2. träge 1. exzessiv 2. maßvoll 1. destruktiv 2. kreativ

von anderer Krankheit Betroffen: 1. zurückgezogen 2. weltoffen 1. egoistisch 2. großzügig 1. unsensibel 2. sensibel 1. faul 2. fleißig 1. aggressiv 2. friedlich 1. distanziert 2. anhänglich 1. unsicher 2. selbstbewusst 1. abhängig 2. unabhängig 1. instabil 2. belastbar 1. irrational 2. rational 1. chaotisch 2. ordentlich 1. kompliziert 2. unkompliziert 1. aufgesetzt 2. authentisch 1. ziellos 2. zielstrebig 1. uneinsichtig 2. einsichtig 1. kalt 2. emotional 1. energiegeladen 2. träge 1. exzessiv 2. maßvoll 1. destruktiv 2. kreativ

›118‹


indirekt betroffen:

erstens

eher erstens

eher zweitens

zweitens

erstens

eher erstens

eher zweitens

zweitens

1. zurückgezogen 2. weltoffen 1. egoistisch 2. großzügig 1. unsensibel 2. sensibel 1. faul 2. fleißig 1. aggressiv 2. friedlich 1. distanziert 2. anhänglich 1. unsicher 2. selbstbewusst 1. abhängig 2. unabhängig 1. instabil 2. belastbar 1. irrational 2. rational 1. chaotisch 2. ordentlich 1. kompliziert 2. unkompliziert 1. aufgesetzt 2. authentisch 1. ziellos 2. zielstrebig 1. uneinsichtig 2. einsichtig 1. kalt 2. emotional 1. energiegeladen 2. träge 1. exzessiv 2. maßvoll 1. destruktiv 2. kreativ

kein Bezug: 1. zurückgezogen 2. weltoffen 1. egoistisch 2. großzügig 1. unsensibel 2. sensibel 1. faul 2. fleißig 1. aggressiv 2. friedlich 1. distanziert 2. anhänglich 1. unsicher 2. selbstbewusst 1. abhängig 2. unabhängig 1. instabil 2. belastbar 1. irrational 2. rational 1. chaotisch 2. ordentlich 1. kompliziert 2. unkompliziert 1. aufgesetzt 2. authentisch 1. ziellos 2. zielstrebig 1. uneinsichtig 2. einsichtig 1. kalt 2. emotional 1. energiegeladen 2. träge 1. exzessiv 2. maßvoll 1. destruktiv 2. kreativ

›119‹


Soziale Phobie – Selbst- und Fremdbild Selbst betroffen:

erstens

eher erstens

eher zweitens

zweitens

erstens

eher erstens

eher zweitens

zweitens

1. zurückgezogen 2. weltoffen 1. egoistisch 2. großzügig 1. unsensibel 2. sensibel 1. faul 2. fleißig 1. aggressiv 2. friedlich 1. distanziert 2. anhänglich 1. unsicher 2. selbstbewusst 1. abhängig 2. unabhängig 1. instabil 2. belastbar 1. irrational 2. rational 1. chaotisch 2. ordentlich 1. kompliziert 2. unkompliziert 1. aufgesetzt 2. authentisch 1. ziellos 2. zielstrebig 1. uneinsichtig 2. einsichtig 1. kalt 2. emotional 1. energiegeladen 2. träge 1. exzessiv 2. maßvoll 1. destruktiv 2. kreativ

von anderer Krankheit Betroffen: 1. zurückgezogen 2. weltoffen 1. egoistisch 2. großzügig 1. unsensibel 2. sensibel 1. faul 2. fleißig 1. aggressiv 2. friedlich 1. distanziert 2. anhänglich 1. unsicher 2. selbstbewusst 1. abhängig 2. unabhängig 1. instabil 2. belastbar 1. irrational 2. rational 1. chaotisch 2. ordentlich 1. kompliziert 2. unkompliziert 1. aufgesetzt 2. authentisch 1. ziellos 2. zielstrebig 1. uneinsichtig 2. einsichtig 1. kalt 2. emotional 1. energiegeladen 2. träge 1. exzessiv 2. maßvoll 1. destruktiv 2. kreativ

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indirekt betroffen:

erstens

eher erstens

eher zweitens

zweitens

erstens

eher erstens

eher zweitens

zweitens

1. zurückgezogen 2. weltoffen 1. egoistisch 2. großzügig 1. unsensibel 2. sensibel 1. faul 2. fleißig 1. aggressiv 2. friedlich 1. distanziert 2. anhänglich 1. unsicher 2. selbstbewusst 1. abhängig 2. unabhängig 1. instabil 2. belastbar 1. irrational 2. rational 1. chaotisch 2. ordentlich 1. kompliziert 2. unkompliziert 1. aufgesetzt 2. authentisch 1. ziellos 2. zielstrebig 1. uneinsichtig 2. einsichtig 1. kalt 2. emotional 1. energiegeladen 2. träge 1. exzessiv 2. maßvoll 1. destruktiv 2. kreativ

kein Bezug: 1. zurückgezogen 2. weltoffen 1. egoistisch 2. großzügig 1. unsensibel 2. sensibel 1. faul 2. fleißig 1. aggressiv 2. friedlich 1. distanziert 2. anhänglich 1. unsicher 2. selbstbewusst 1. abhängig 2. unabhängig 1. instabil 2. belastbar 1. irrational 2. rational 1. chaotisch 2. ordentlich 1. kompliziert 2. unkompliziert 1. aufgesetzt 2. authentisch 1. ziellos 2. zielstrebig 1. uneinsichtig 2. einsichtig 1. kalt 2. emotional 1. energiegeladen 2. träge 1. exzessiv 2. maßvoll 1. destruktiv 2. kreativ

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Borderline-Persönlichkeitsstörung – Selbst- und Fremdbild Selbst betroffen:

erstens

eher erstens

eher zweitens

zweitens

erstens

eher erstens

eher zweitens

zweitens

1. zurückgezogen 2. weltoffen 1. egoistisch 2. großzügig 1. unsensibel 2. sensibel 1. faul 2. fleißig 1. aggressiv 2. friedlich 1. distanziert 2. anhänglich 1. unsicher 2. selbstbewusst 1. abhängig 2. unabhängig 1. instabil 2. belastbar 1. irrational 2. rational 1. chaotisch 2. ordentlich 1. kompliziert 2. unkompliziert 1. aufgesetzt 2. authentisch 1. ziellos 2. zielstrebig 1. uneinsichtig 2. einsichtig 1. kalt 2. emotional 1. energiegeladen 2. träge 1. exzessiv 2. maßvoll 1. destruktiv 2. kreativ

von anderer Krankheit Betroffen: 1. zurückgezogen 2. weltoffen 1. egoistisch 2. großzügig 1. unsensibel 2. sensibel 1. faul 2. fleißig 1. aggressiv 2. friedlich 1. distanziert 2. anhänglich 1. unsicher 2. selbstbewusst 1. abhängig 2. unabhängig 1. instabil 2. belastbar 1. irrational 2. rational 1. chaotisch 2. ordentlich 1. kompliziert 2. unkompliziert 1. aufgesetzt 2. authentisch 1. ziellos 2. zielstrebig 1. uneinsichtig 2. einsichtig 1. kalt 2. emotional 1. energiegeladen 2. träge 1. exzessiv 2. maßvoll 1. destruktiv 2. kreativ

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indirekt betroffen:

erstens

eher erstens

eher zweitens

zweitens

erstens

eher erstens

eher zweitens

zweitens

1. zurückgezogen 2. weltoffen 1. egoistisch 2. großzügig 1. unsensibel 2. sensibel 1. faul 2. fleißig 1. aggressiv 2. friedlich 1. distanziert 2. anhänglich 1. unsicher 2. selbstbewusst 1. abhängig 2. unabhängig 1. instabil 2. belastbar 1. irrational 2. rational 1. chaotisch 2. ordentlich 1. kompliziert 2. unkompliziert 1. aufgesetzt 2. authentisch 1. ziellos 2. zielstrebig 1. uneinsichtig 2. einsichtig 1. kalt 2. emotional 1. energiegeladen 2. träge 1. exzessiv 2. maßvoll 1. destruktiv 2. kreativ

kein Bezug: 1. zurückgezogen 2. weltoffen 1. egoistisch 2. großzügig 1. unsensibel 2. sensibel 1. faul 2. fleißig 1. aggressiv 2. friedlich 1. distanziert 2. anhänglich 1. unsicher 2. selbstbewusst 1. abhängig 2. unabhängig 1. instabil 2. belastbar 1. irrational 2. rational 1. chaotisch 2. ordentlich 1. kompliziert 2. unkompliziert 1. aufgesetzt 2. authentisch 1. ziellos 2. zielstrebig 1. uneinsichtig 2. einsichtig 1. kalt 2. emotional 1. energiegeladen 2. träge 1. exzessiv 2. maßvoll 1. destruktiv 2. kreativ

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Anorexie – Selbst- und Fremdbild Selbst betroffen:

erstens

eher erstens

eher zweitens

zweitens

erstens

eher erstens

eher zweitens

zweitens

1. zurückgezogen 2. weltoffen 1. egoistisch 2. großzügig 1. unsensibel 2. sensibel 1. faul 2. fleißig 1. aggressiv 2. friedlich 1. distanziert 2. anhänglich 1. unsicher 2. selbstbewusst 1. abhängig 2. unabhängig 1. instabil 2. belastbar 1. irrational 2. rational 1. chaotisch 2. ordentlich 1. kompliziert 2. unkompliziert 1. aufgesetzt 2. authentisch 1. ziellos 2. zielstrebig 1. uneinsichtig 2. einsichtig 1. kalt 2. emotional 1. energiegeladen 2. träge 1. exzessiv 2. maßvoll 1. destruktiv 2. kreativ

von anderer Krankheit Betroffen: 1. zurückgezogen 2. weltoffen 1. egoistisch 2. großzügig 1. unsensibel 2. sensibel 1. faul 2. fleißig 1. aggressiv 2. friedlich 1. distanziert 2. anhänglich 1. unsicher 2. selbstbewusst 1. abhängig 2. unabhängig 1. instabil 2. belastbar 1. irrational 2. rational 1. chaotisch 2. ordentlich 1. kompliziert 2. unkompliziert 1. aufgesetzt 2. authentisch 1. ziellos 2. zielstrebig 1. uneinsichtig 2. einsichtig 1. kalt 2. emotional 1. energiegeladen 2. träge 1. exzessiv 2. maßvoll 1. destruktiv 2. kreativ

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indirekt betroffen:

erstens

eher erstens

eher zweitens

zweitens

erstens

eher erstens

eher zweitens

zweitens

1. zurückgezogen 2. weltoffen 1. egoistisch 2. großzügig 1. unsensibel 2. sensibel 1. faul 2. fleißig 1. aggressiv 2. friedlich 1. distanziert 2. anhänglich 1. unsicher 2. selbstbewusst 1. abhängig 2. unabhängig 1. instabil 2. belastbar 1. irrational 2. rational 1. chaotisch 2. ordentlich 1. kompliziert 2. unkompliziert 1. aufgesetzt 2. authentisch 1. ziellos 2. zielstrebig 1. uneinsichtig 2. einsichtig 1. kalt 2. emotional 1. energiegeladen 2. träge 1. exzessiv 2. maßvoll 1. destruktiv 2. kreativ

kein Bezug: 1. zurückgezogen 2. weltoffen 1. egoistisch 2. großzügig 1. unsensibel 2. sensibel 1. faul 2. fleißig 1. aggressiv 2. friedlich 1. distanziert 2. anhänglich 1. unsicher 2. selbstbewusst 1. abhängig 2. unabhängig 1. instabil 2. belastbar 1. irrational 2. rational 1. chaotisch 2. ordentlich 1. kompliziert 2. unkompliziert 1. aufgesetzt 2. authentisch 1. ziellos 2. zielstrebig 1. uneinsichtig 2. einsichtig 1. kalt 2. emotional 1. energiegeladen 2. träge 1. exzessiv 2. maßvoll 1. destruktiv 2. kreativ

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Auswertung: Selbst- und Fremdbild Art der Auswertung

Außenstehende sie eher als egoistisch einschätzten. Während selbst, anderweitig und indirekt Betroffene den Charakter von Depressiven als eher friedlich einschätzten, sahen nicht Betroffene sie als tendenziell aggressiv. Ein zu erwartender Unterschied ergab sich in der Frage nach der Einsichtigkeit. Betroffene bewerteten sich selbst als eher einsichtig, Außenstehende als eher uneinsichtig. Auffällig ist, dass manche Attribute von allen Befragungsgruppen mit starker Tendenz ausgewählt wurden, hierzu zählen: zurückgezogen, sensibel, unsicher, instabil, kompliziert, ziellos.

Alle vier Befragungsgruppen, direkt, anderweitig, indirekt und nicht Betroffene, wurden dazu aufgefordert eine (Selbst-) Einschätzung der Persönlichkeit mit der jeweils thematisierten Krankheit nach ihrem eigenen Empfinden vorzunehmen. Dazu wurden Polpaare (›1‹. und ›2‹.) von Charaktereigenschaften vorbereitet, wobei die Befragten jeweils zwischen ›1.‹, ›Eher 1.‹, ›Unentschieden/weder noch‹, ›Eher 2.‹ und ›2.‹ auswählen konnten. Die Auswahl ›Unentschieden/weder noch‹ wurde bei der Auswertung nicht eingerechnet, da es bei den Polpaaren darum ging, eine assoziative Tendenz festzustellen.

Auswertungsergebnisse soziale Phobie – Selbst- und Fremdbild

Auswertungsergebnisse Depressionen – Selbst- und Fremdbild

In der Art, wie Menschen mit einer sozialen Phobie sich selbst sehen und wie sie von den anderen Befragungsgruppen gesehen werden, gab es einige Abweichungen. Selbst und anderweitig Betroffene tendierten im Bezug auf das Polpaar ›egoistisch/großzügig‹ (wenn auch nur leicht) zu ›großzügig‹, während bei den indirekt Betroffenen die Tendenz mit etwa 60% in Richtung ›egoistisch‹ ging, nicht Betroffene tendierten sogar mit 80% in diese Richtung. 70% der nicht Betroffenen beschrieben Sozialphobiker eher als aggressiv, wohingegen die Antworten der

Das Selbst und Fremdbild der Krankheit Depression ist sehr ähnlich, wenn man vergleicht, zu welchem der beiden Pole die Einschätzungen jeweils tendieren. Zwar gibt es Unterschiede in der Ausprägung der Tendenz, im Großen und Ganzen ist das Bild jedoch kongruent. In einigen Punkten gab trotzdem es Unstimmigkeiten. Betroffene sahen sich selbst tendenziell eher großzügig, wohingegen

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Auswertungsergebnisse Anorexie – Selbst- und Fremdbild

anderweitig und indirekt Betroffenen hier stärker in Richtung des Pols ›friedlich‹ ausfielen und das Selbstbild unentschieden war. Des Weiteren bewerteten sich Betroffene zu 88% als chaotisch, während alle anderen Befragungsgruppen sie mit Tendenzen zwischen 66% und 78% als ordentlich empfanden. Auch hier wurde auffällig viele Attribute einstimmig zugeordnet, darunter: zurückgezogen, sensibel, distanziert, unsicher, abhängig, instabil, irrational, kompliziert, träge.

Auch die Anorexie betreffend wurden einige Attribute einstimmig zugeordnet, darunter zurückgezogen, sensibel, distanziert, unsicher, abhängig, instabil, irrational, kompliziert. Unstimmigkeit herrschte dagegen darüber, ob Betroffene eher egoistisch oder eher großzügig sind. Selbst und anderweitig Betroffene tendierten hierbei zu großzügig, wohingegen indirekt und nicht Betroffene mit 60% bzw. 80% in Richtung des Attributs ›egoistisch‹ tendierten. Eine große Diskrepanz herrschte im Bezug auf das Polpaar ›chaotisch/ordentlich‹. Betroffene bewerteten sich selbst zu 88% tendenziell als ›chaotisch‹, während die anderen Befragungsgruppen mit 60-80% in Richtung ›ordentlich‹ tendierten.

Auswertungsergebnisse Borderline-Persönlichkeitsstörung – Selbst- und Fremdbild Eigenschaften, die von allen Gruppen sehr eindeutig der Borderline-Persönlichkeitsstörung zugeordnet wurden, waren abhängig, instabil, irrational, chaotisch, kompliziert, uneinsichtig und exzessiv. Alle diese Punkte decken sich mit den tatsächlichen Merkmalen des Störungs-Typus ›Borderline‹. Ein Merkmal, das nicht einstimmig zugeordnet wurde, waren dagegen ›faul‹ bzw. ›fleißig‹, hier tendierten direkt und anderweitig Betroffene zu ›faul‹, indirekt Betroffene jedoch zu ›fleißig‹.

Auswertungsergebnisse im Vergleich Einige Attribute wurden einstimmig allen Erkrankungen zugeordnet, nämlich instabil und kompliziert. Die Attribute zurückgezogen, sensibel, unsicher, abhängig und irrational wurden drei der Vier Erkrankungen zugeordnet. Damit ergibt sich ein Selbst- sowie Fremdbild, das allgemein von Schwäche gekennzeichnet sind.

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Fazit Die Erwartungshaltung an die Umfrage war ursprünglich, die Differenzen zwischen dem Selbst- und Fremdbild der Betroffenen der unterschiedlichen Krankheiten sichtbar zu machen. Aus diesem Grund waren die Polpaar-Zuordnungen als die Kernfragen der Umfrage gedacht, aus denen man diese Differenzen ablesen sollte. Beim Erstellen der weiteren Fragen befürchtete ich, auf offene Fragen wenige ausformulierte Antworten zu erhalten, aus diesem Grund wurden diese abwechselnd mit Multiple Choice-Fragen gestellt, um im Falle des Überspringens der offenen Fragen zumindest einige statistische Erkenntnisse erfassen zu können, die mir bei meiner weiteren Bearbeitung des Themas hilfreich wären. Bei der Auswertung war ich daher umso erstaunter, wie viele lange und ausführliche Antworten auf die offenen Fragen in den verschiedenen Themenkomplexen gegeben wurden. Diese freien Antworten ergaben für mich neben den Statistischen Erhebungen sehr interessante Erkenntnisse und neue Denkanstöße.

Da diese Arbeit die theoretische Grundlage für eine gestalterische Auseinandersetzung mit dem Ziel des Stigma-Abbaus bieten soll, war mein persönliches Ziel neben der grundsätzlichen Auseinandersetzung mit den vier Krankheiten eine genaue Definition meiner Problemstellung. Meine Erwartung an die Umfrageergebnisse war, dass sich signifikante Unterschiede in der Selbst- und Fremdwahrnehmung der Krankheiten abzeichnen würden und dass die außenstehenden Personengruppen zum Teil ein komplett falsches, stigmatisiertes Bild haben und die Erkrankten aufgrund dessen ablehnen würden.

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Die unerwartete Erkenntnis, die aus den umfangreichen Beantwortungen der offenen Fragen spricht, ist jedoch, dass sehr viele Teilnehmer meiner Umfrage das öffentliche Bild der Erkrankungen sehr kritisch sehen und auch wenn sie keine persönliche Erfahrung mit den Krankheiten haben, ein Verständnis dafür mitbringen, dass die psychologischen Entstehungshintergründe sehr viel komplexer sein müssen, als in den Medien oft dargestellt. Grundsätzlich gab es kaum Befragte, die einem Erkrankten Hilfe verwehren würden, gleichzeitig stand jedoch immer die Frage im Raum, wie diese Hilfe aussehen könnte. Betrachtet man außerdem die freien Beantwortungen der Betroffenen, die zum Teil davon berichten, dass gut gemeinte Ratschläge ihnen persönlich das Gefühl geben, mit ihrer Erkrankung nicht ernst genommen zu werden, ziehe ich daraus folgendes Ergebnis:

Am Beispiel der Depression wird deutlich, dass der Ratschlag, unter Leute zu gehen und sich von seinem Kummer abzulenken, ein angemessener Ratschlag für Menschen mit einer normalen Trauerreaktion ist, Menschen mit einer Depression jedoch nur eingeschränkt hilft. Das Problem hierbei ist nämlich, dass Menschen, die nie selbst unter einer Depression gelitten haben, den Unterschied zwischen Traurigkeit und Depressionen nicht kennen und nicht nachfühlen können. Auch das Bild, das die Medien von der Krankheit Depression formen, stellt nicht heraus, dass eine Depression eine andere Emotion ist als die normale Traurigkeit. Diese These lässt sich auch auf die weiteren Krankheiten beziehen. Erst wenn Außenstehende begreifen, dass eine soziale Phobie etwas Anderes ist als extreme Schüchternheit ist, die BorderlinePersönlichkeitsstörung etwas Anderes als nur die Charaktereigenschaft der Launenhaftigkeit bedeutet und Menschen mit Anorexie tiefer liegende Probleme haben als eine Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper, erst dann können sie im Rahmen ihrer Möglichkeiten angemessen agieren.

Damit diejenigen, die Hilfe und Rückhalt bieten wollen, angemessen auf Erkrankte reagieren können, muss erst ein neues Verständnis der Krankheiten geschaffen werden.

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Die meisten Befragten hatten großes Interesse daran, Betroffenen in ihrem Umfeld zu helfen. Diese Menschen, die grundsätzlich bereit sind, sich mit den Erkrankten auseinanderzusetzen und nur nicht die ausreichende Kenntnis haben, um die richtige Art von Hilfe zu bieten, stellen eine ideale Zielgruppe für meine weitere Arbeit dar. Auch wenn es wünschenswert wäre, die negativen Reaktionen gegenüber den Betroffenen zu bekämpfen, so ist es doch realistischer, die Menschen zu erreichen, die grundsätzlich aufgeschlossen sind, etwas über die Krankheit zu erfahren. Das gibt ihnen eine bessere Verständnisgrundlage, um Betroffene in ihrem Umfeld angemessen unterstützen zu können, ohne dabei die erwähnten ›gut gemeinten Ratschläge‹ zu geben, die trotz des guten Willens eher eine negative Reaktion bei den Betroffenen hervorrufen.

Die theoretische Auseinandersetzung mit dem Thema hat mich somit zu einer definierteren Problemstellung für meine weitere Bearbeitung geführt. Es ist nicht unbedingt die Differenz zwischen Selbstund Fremdwahrnehmung, die aufgebrochen werden muss, vielmehr ist es notwendig, Nicht-Betroffenen einen Einblick zu geben, dass die Gefühlswelt psychisch Kranker in einigen Bereichen ein Spektrum beinhaltet, das ein gesunder Mensch nur schwer nachvollziehen kann und auf das anders reagiert werden muss als auf bekannte Emotionen. Erst dann können die Menschen, die Hilfe leisten wollen, dies auch effektiv tun.

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