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Nicht einmal Bilderbücher mit Botschaft brauchen

Eine Leopardin als Busfahrerin, ein Dachs, der seine Höhle ausmistet, Sandkuchenrezepte von John Cage, Hymnen an die Nacht, den Mond und eine nicht zu bändigende

Fantasie: Ein bunter, abwechslungsreicher Bilderbuchfrühling wartet auf Entdeckung

Der Dachs mistet seine Höhle aus und findet so manches, was er nicht mehr braucht: ein Spiel, einen Stein, eine Feder, ja sogar einen Schlüssel. Ob er weiß, dass es dazu einen globalen Trend gibt?

Jedenfalls lösen alle Dinge Erinnerungen aus, trotzdem beschließt der Dachs, sich von ihnen zu trennen. Draußen findet er genug Tiere, die damit noch etwas anfangen können.

Wie bei Natalia Shaloshvili (s.o.) ist auch hier die pädagogische Botscha so gut verpackt, dass sie nicht sauer aufstößt. Der Bär nimmt etwa das geschenkte Spiel zum Anlass, neue Regeln dafür zu erfinden, die Heuschrecke nutzt den Stein, um sich darauf zu sonnen. Ein herzerwärmendes, aber auch philosophisches Bilderbuch von dem kongenialen Duo Lorenz Pauli und Kathrin Schärer. KB

Natalia Shaloshvili ist eine Kinderbuchautorin und -illustratorin aus der Ukraine, die in Großbritannien lebt, einen georgischen Nachnamen trägt und auf Russisch schreibt.

Das klingt wie eine personifizierte Völkerverständigung, und um Gemeinsamkeit statt einem Gegeneinander geht es auch in ihrem liebenswerten, Hoffnung machenden Bilderbuch. Im Original heißt es „Leoparda“. Das erklärt beinahe, warum seine tierische Heldin aussieht wie ein Tiger mit schwarzen Flecken.

Nachts schlä Frau Leo auf einem Baum, tagsüber arbeitet sie als Busfahrerin und kutschiert die Tiere zu ihren „Tierterminen“. Alle sind zu- frieden, bis der Bus von einem Auto überholt wird. „Sensationell!“, finden das alle.

Und bald sitzen weniger Tiere im Bus und mehr im eigenen Gefährt. Was folgt, scheint unausweichlich: Stau, Gestank und Gezänk. Frau Leos Baum wird gefällt, sie schlä nun im Bus.

Als aus dem Ast, den Frau Leo gerettet hat, ein erstes Blättchen wächst, hat sie eine Idee. Die glücklicherweise wieder ansteckend wirkt: Sie steigt aufs Rad um.

KIRSTIN BREITENFELLNER

Die Abbildung oben stammt aus dem besprochenen Buch (Copyright: Natalia Shaloshvili / Knesebeck Verlag)

Der Komponist John Cage (1912–1992) hat Schlüsselwerke der Neuen Musik geschaffen, darunter das berühmte Stück „4’33“, in dem für genauso viele Minuten nichts zu hören ist. Sein mit der befreundeten Designerin Lois Long verfasstes Kinderbuch handelt von dem, was den Kleinsten alles bedeutet: Matsch.

Entstanden in den 1950er-Jahren, wurde es nun zum ersten Mal ins Deutsche übersetzt. Der Untertitel „Das Backbuch“ deutet auf das Kunstwerk Matschkuchen hin, für den man nur Sand, Wasser und Sonne braucht. Die Anleitungen sind durchaus detailliert, die Illustrationen berückend simpel und vorwiegend, ja, matschfarben.

Für Fortgeschrittene gibt’s dann die „Matschtorte“ – mit Pusteblumenkerzen auch für Geburtstage geeignet. Köstlich! KB