Eigenwerk-Magazin #03 Stoff

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Furoshiki Text // Christian Geppert Fotos // Claudia Frickemeier

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apan steht wie kaum ein anderes Land für den Kontrast zwischen Moderne und Tradition. Auf die Technik bezogen, geben die Japaner den Puls der Zeit vor und sind auch uns in vielen Bereichen eine ganze Länge voraus. Außerdem sind Jahrtausende alte Traditionen noch immer präsent und prägen die Bevölkerung. Und so haben viele Ideen bis in die heutige Zeit überlebt. Manches mag auf uns ein wenig kurios wirken, doch bieten die alten Ideen auch viele nützliche Ansätze, die besonders heute, zu Zeiten immer größer werdender Umweltverschmutzung, Sinn machen. Ein ganz simpler ist die Idee des Furoshiki. Furoshiki ist eine Jahrtausende alte Falttechnik für Stoffe, die unzählige Möglichkeiten bietet. Ein Furoshiki ist ein einfaches quadratisches Tuch, das als Verpackung, Tragebeutel und Geschenkverpackung dient. Die ersten Erwähnungen dieser Verpackung- und Tragetechnik lassen sich schon in der Literatur

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der Nara-Zeit (710-794) entdecken. Hier wird das Tuch als tsutsumi (Bündel) bezeichnet. Das Furoshiki, was übersetzte "Bade-Tuch" bedeutet, diente der Aufbewahrung der Kleidung im Badehaus. Durch die individuelle Gestaltung des Tuches, auf das Wappen oder persönliche Merkmale gestickt wurden, fand man nach dem Baden seine Kleidung schnell wieder und das Tuch diente als Unterlage beim Umkleiden. Die einfache Falttechnik des Tuchs wurde erweitert und diente auch dem Transport aller möglichen Gegenstände. So gibt es heute viele unterschiedliche Techniken, das Tuch zu falten. Je nach Gegenstand, etwa Flaschen, Bücher oder Lebensmittel, geht man dabei anders vor und nutzt unterschiedlich große Tücher. So sind sie heute beliebte Tragetaschen für die japanische Bento-Box (für die Mittagspause) und dienen gleichzeitig als Tischset oder Serviette. Mittlerweile wird die Technik vom japanischen Umweltministerium wieder

in den Fokus der Bevölkerung gerückt, da sie als umweltbewusst und nachhaltig den weit verbreiteten Plastiktüten den Rang ablaufen soll. So bietet das Ministerium eine ausführliche Anleitungen verschiedener Falttechniken auf ihrer Homepage an und schreibt Furoshiki-Designwettbewerbe aus.

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er Lust bekommen hat, sich in der japanischen Falttechnik zu versuchen, benötigt lediglich ein quadratisches Tuch. Furoshiki lassen sich im Internet kaufen, oder auch ganz einfach selber nähen. Dazu benötigt man weder eine Nähmaschine, noch ein Bügeleisen. Die Ränder des Tuchs einfach mit der Hand umfalten und mit einem verdeckten Saumstich versehen. Fertig ist das Furoshiki. Die Falttechniken sind dagegen etwas komplizierter, doch mit ein bisschen Übung bekommt man die perfekte Verpackung für alle Bedürfnisse hin. http://www.env.go.jp/en/ focus/060403.html


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