Eigenwerk-Magazin #03 Stoff

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Wie sieht Dein Arbeitsalltag aus? Einen großen Teil macht die Büroarbeit aus. Dort legen wir für Produkte, für die wir uns entschieden haben, die Designs, Prints und Farben fest. Diese Informationen geben wir weiter an Fabrikanten, die für uns Test-Stücke erstellen. Dann stehen viele Fabriktermine in meinem Kalender. Vor Ort schaue ich mir Muster an und lasse mir Beispiele vorstellen. Bei Gefallen platzieren wir direkt vor Ort eine Order. Der schönste Teil ist natürlich, beruflich shoppen zu gehen, d. h. ich mache den „Reality Check“ und prüfe, was beim Wettbewerb so hängt. Entweder kaufe ich das ein oder mache Fotos. Selbstverständlich beobachte ich auch die Catwalks und Messen! Internetrecherche ist ein Muss, aber auch Zeitschriften sichten. Es ist wichtig, dass man immer auf dem Laufenden ist. Gibt es einen Glamourfaktor? Klaro, wenn man tatsächlich zu Fashion Weeks kommt, auf wichtige Messen oder in die großen europäischen Modemetropolen, um den Markt zu beobachten. Erkläre mir doch mal, wie geht Trendscouting? Wie legt Ihr Eure Trends fest? Wir unterscheiden in zwei Saisons pro Jahr: Spring/ Summer und Autumn/ Winter. Zunächst geht eine umfangreiche Recherche

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voraus, danach wird vom Chefdesigner ein Konzept erstellt mit Farben und Fashionthemen. Zur Orientierung gibt es von Trendforschungsinstituten für jede Saison umfangreiche Bücher, in denen verschiedene Trends abgebildet sind. Auch diese sind das Ergebnis einer umfassenden Recherche, Beobachtung und Analyse der Catwalks, Streetstyles, etc. Man wählt aus, was zum eigenen Unternehmen passt, orientiert sich aber auch am Wettbewerb. In der Regel ist es von Vorteil, wenn alle eine ähnliche Linie verfolgen. Das hört sich erstmal Bei meiner Tätigkeit fließt seltsam an. Sieht ein Kunde aber z. B. der eigene Geschmack einen bestimmten natürlich mit ein Rotton bei fast allen Anbietern, wird dieser dadurch für ihn zum Musthave! Bei vielen Sachen muss man im Schnitt ein Jahr drauf Bereust Du es manchmal kein rechnen, bevor es tatsächlich eigenes Label zu haben? auf den Markt kommt. Es ist ein Drahtseilakt: Können wir das jetzt Für den Traum vom eigenen Label schon machen oder kommt das war ich immer zu realistisch und noch nicht an? Es bleibt letztlich gleichzeitig zu ängstlich. Natürein Glücksspiel, ob man mit sei- lich fließt aber auch bei meiner nem Instinkt richtig liegt. Tätigkeit der eigene Geschmack mit ein. Manchmal muss man Beeinflussen die Trends auch dich sich jedoch zügeln und an die persönlich? Zielgruppe denken. Ich glaube, je mehr Erfahrung man gemacht hat Natürlich! Ich bin selbst sehr und je mehr Kontakte man hat, empfänglich für die Trends. Das umso mehr denkt man dann auch Bedürfnis, den eigenen Kleider- darüber nach, sein eigenes Ding schrank zu komplettieren, ist zu machen. Wer weiß…? Eines groß. Sehr gefährlich… (lacht). Tages…? Zurzeit möchte ich aber Insgesamt wird man durch diesen erst Berufserfahrung sammeln. Beruf mode-mutiger. Ich kann zur Arbeit gehen, wie ich will, es gibt Wohin kann es für Dich im Unterkeinen Dress Code. Im Gegenteil: nehmen noch gehen? Es kann passieren, dass man seine Klamotten, einen Schal oder Das ist von Unternehmen zu einen Pulli, auf den Kopierer Unternehmen verschieden. legen muss, weil eine Kollegin das Manche stufen ab nach Assistenz Design so toll findet. Oder man und Designer, andere nennen es wird gefragt, ob man ein Stück Junior und Senior. Danach kann als Farbmuster raus schneiden der Designchef kommen oder könnte. Head of Design. Andere werden


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