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Neue Finanzierungsquellen suchen auch Open-Source-Konzepte zur Stadtentwicklung. Seite 40/78

verschlechterte Kreditkonditionen klagen, von Oktober 2008 bis August 2009 verdreifacht. Auch große Unternehmen hatten in dieser Zeit Schwierigkeiten, sich per Bankkredit zu finanzieren. Deshalb sammelten sie abseits der Hausbanken so viel Geld ein wie noch nie – per Unternehmensanleihe. Im ersten Horrorhalbjahr 2009 war dieser Ausweg teuer: Selbst Konzerne wie Thyssen-Krupp mussten damals mehr als 8 Prozent Zinsen bieten, um überhaupt Geldgeber zu finden. Die Entfremdung der Firmenkunden von ihren Banken rührt auch aus der neuen Art, wie die ihr Firmenkundengeschäft betreiben. „Die Ansprechpartner werden zu oft ausgetauscht und entscheiden nichts mehr selbst“, sagt Genske. „Die Kontinuität einer persönlichen

Beziehung ist weg.“ Die Kreditvergabe regelt nicht der Berater, sondern das Backoffice, das mit nackten Zahlen arbeitet. Ein Computerprogramm berechnet anhand der Finanzkennziffern der Unternehmen, welches kreditwürdig ist und welches nicht. „Erklären Sie Ihre Ideen mal einem, der nur auf die Zahlen sieht“, sagt Kirsch. Den Kennziffer-Businesstalk beherrscht der rheinische Geschäftsmann im Pullover zwar auch. Leichter ist der Umgang mit stillen Teilhabern. „Ein stiller Teilhaber darf rein juristisch nur das Geld geben und Zinsen kassieren“, erklärt Kirsch. „Der hätt nix zu kamelle.“ Das Werben um stille Teilhaber macht die beiden Unternehmer unabhängiger von ihren Banken – und sie dort gleichzeitig beliebter. „Um Gottes willen“, hatte Genske zuerst befürchtet, „vielleicht sehen die Banken meine Teilhaber als böse Konkurrenz und strafen mich ab.“ Das Gegenteil passierte. Wird das Teilhabermodell richtig gestrickt, dann gelten die stillen Einlagen als Eigenkapital, das heißt als Sicherheiten. Davon können Unternehmen aus Bankensicht gar nicht genug haben. Dank der besseren Kapitalausstattung der Firma verbessert sich ihr bankinternes Rating, die Kredite fließen wieder, und das zu günstigeren Konditionen als vorher. „Jetzt bin ich für Banken wieder interessant“, sagt Genske. „Wir wollen ja gar nicht ganz von der Bank weg“, sagt Kirsch. „Wir brauchen die ja schon. Aber vielleicht ein bisschen weniger.“ Genske ist von seinem Finanzierungsmodell so begeistert, dass er darin nicht weniger als die Rettung des Kleinunternehmers vor Kreditkummer und Bankenwillkür sieht: „Der Mittelstand muss sich etwas einfallen lassen.“ Damit trifft er derzeit einen Nerv. Das belegt die Resonanz, die der Möbelhändler, der auch über den Einzelhandelsausschuss der IHK gut in Köln vernetzt ist, vor einigen Monaten mit einer Pressemitteilung ausgelöst hat – bundesweit landet er als Erfolgsbeispiel in den Medien. Klingt ja auch gut: Unternehmer bekommen Geld ohne Bankengenörgel und Anleger mehr Zinsen als üblich. „Das ist eine Win-Win-Situation“, sagt Genske. Dass stille Teilhaberschaften in der Krise populärer werden, erwartet auch Lothar Schmitz, ein Sprecher der IHK Köln: „Der Druck durch abgelehnte Bankenfinanzie-

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