Uwe Dressler - Malerei nach der Malerei - Painting beyond painting

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UWE DRESSLER

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UWE DRESSLER Malerei nach der Malerei

Katalog zur Ausstellung in der Galerie JUDITH DIELÄMMER Grevenbroich 23.10. - 20.11. 2020

1. Auflage 2020 - 250 Exemplare © Uwe Dressler

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Malerei nach der Malerei

Die hier gezeigten Bilder von Uwe Dressler sind am Computer entstanden und auf Aluminium Verbundplatten gedruckt. Und dennoch handelt es sich um Malerei. Malerei nach der Malerei. Uwe Dressler, der seit seiner frühen Kindheit eigentlich alles künstlerisch be- und verarbeitet, was ihm vor Augen kommt oder in die Hände fällt, hat sich nach einer klassischen Schriftsetzer Ausbildung und anschließendem Grafikdesign Studium an der Fachhochschule Niederrhein in Krefeld zunächst nur widerwillig mit dem Computer beschäftigt. Boten ihm doch Zeichnung, Malerei und Fotografie scheinbar unbegrenzte Möglichkeiten des künstlerischen Ausdrucks. Hauptsächlich durch berufliche Anforderungen, Uwe Dressler hat später etliche Jahre als Trainer Grafikprogramme geschult, veränderte sich auch seine eigene Einstellung zur Computertechnik, die ihm ganz neue Möglichkeiten in seinem künstlerischen Schaffen eröffnete. Uwe Dressler schafft Bilder aus Bildern - aus seinen eigenen Bildern. Er scannt eigene Zeichnungen, Malereien oder auch Fotografien ein, um Teile daraus am Bildschirm neu zu arrangieren. Dazu nutzt er das Programm „Photoshop“, das erstmals 1990 erschien, mittlerweile in der 21. Fassung vorliegt und längst zum Standard für alle professionell arbeitenden Grafiker und Bildbearbeiter geworden ist. Die Möglichkeiten dieses Programms sind für den Laien nahezu unvorstellbar und auch Profis laufen durchaus Gefahr, sich in den Tiefen des Programms zu verirren, wie die in diesen Text eingestreuten Zitate aus einem Photoshop-Handbuch eindrücklich belegen. Uwe Dressler arbeitet an seinem Monitor ähnlich wie auf einem Leuchttisch. Er wählt aus dem stetig wachsenden Fundus seiner eingescannten Vorlagen einzelne Elemente und Strukturen aus, weist ihnen Größe, Position und Stellenwert in einer neuen Komposition zu. Dabei arbeitet er auf unterschiedlichen Bildebenen, mit sogenannten „Layern“. Mit ihnen kann er einzelne Elemente betonen oder in ihrer Wirkung zurücknehmen.

Der DIFFERENZ-Modus arbeitet Unterschiede zwischen zwei Ebenen heraus – nur komplett schwarze Resultate deuten auf identische Pixel in der oberen und der unteren Ebene hin. Ebenso wie der verwandte AUSSCHLUSS-Modus funktioniert DIFFERENZ nicht im Lab-Farbmodus.

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Der Modus INEINANDERKOPIEREN multipliziert, abhängig von der Originalfarbe, die normalen oder die umgekehrten Farbwerte. Mittlere Farbtöne werden geändert, Lichter und Schatten des Originals bleiben jedoch erhalten.

Jede Ebene ist zudem vielfältig veränderbar. Es können partielle Farbkorrekturen oder -veränderungen vorgenommen werden, die Deckkraft einzelner Bildteile kann erhöht oder verringert werden, die Reihenfolge der Ebenen kann vertauscht werden, um nur einige Beispiele zu nennen. Diese Arbeit ist sehr experimentell, oft wird das gewünschte Resultat nicht mit den durchgeführten Arbeitsschritten erreicht und Uwe Dressler geht einige Schritte zurück, setzt andere Werkzeuge ein oder verwirft bereits geschaffene Bildteile. In manchen Fällen allerdings sind die Ergebnisse nach einem Arbeitsschritt interessanter und besser als erwartet, die Bildgestaltung nimmt eine neue Wendung.

Indisch 29,7 x 21 cm, 2003

Blaupause 21 x 14,8 cm, 2006

Madeira-Impression 100 x 170 cm, 2020

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Zuweilen spielt Uwe Dressler bewusst mit der Wahrnehmung des Betrachters, indem er seine ursprünglichen Malspuren fragmentiert oder versetzt und somit deutliche Hinweise auf die Malerei nach der Malerei gibt. Durch das Hinzufügen harter Schnittkanten und gezielter Farbkontrastierung gelingt es ihm außerdem, seinen Bildern eine große Tiefenwirkung zu geben. Bei intensiver Betrachtung treten einzelne Bildteile plötzlich als dreidimensionale Räume in Erscheinung. Das Leitbild der Ausstellung und gleichzeitig auch die neueste Arbeit mit dem Titel „Madeira-Impression“ von 2020, wiedergegeben auf dem Plakat, der Einladungskarte und dem Titel des Kataloges, besteht im Wesentlichen aus zwei Hauptmotiven des Bildes „Blaupause“ aus dem Jahr 2006 und aus dem Bild „Indisch“ aus der Serie „Mai-Aquarelle“ von 2003. Bildbeherrschend ist dabei ein kräftiges, aus vier dunklen Kreisformen gebildetes Element in der unteren Bildhälfte. Je zwei Kreise sind leicht versetzt untereinander angeordnet, wobei der rechte untere Kreis mit einem schwungvollen Bogen rechts aus dem Bild herausführt. Das zweite Element in der linken unteren Bildecke ist eine leuchtend grüne Strichzeichnung, die an ein feingliedriges äsendes Tier mit langem, geneigtem Hals erinnert, wobei sich der Kopf außerhalb des Bildraumes befindet. Diese Strichzeichnung ist mit einer leuchtend rot gemalten Fläche unterlegt, die sehr abstrakt die Silhouette einer äsenden Ziege zeigt. Die obere Bildhälfte wird dominiert von Elementen aus dem Bild „Indisch“ aus der Serie „Mai-Aquarelle“ von 2003, das vollständig im Bildhintergrund liegt. Einzelne Teile dieses Bildes, besonders die namensgebenden an indische Schriftzeichen erinnernden Strukturen im rechten oberen Bildbereich, treten in


Der Modus NEGATIV MULTIPLIZIEREN hellt die Farben auf - wie zwei Spotlights oder Dias, die Sie übereinander projizieren. Simulieren Sie Überstrahlung, indem Sie das obere Duplikat einer Ebene mit Gaußschem oder Radialem Weichzeichner bearbeiten.

dunklem Graugrün kräftig hervor. Die Farbigkeit und Intensität des neu entstandenen Bildes „Madeira-Impression“ unterscheiden sich stark von den beiden Ausgangsbildern: Das dumpfe Hellblau des Löschpapiers aus dem Bild „Blaupause“ wird zu einem leuchtenden Purpur, das partiell von Ocker überlagert wird. Die leichten graugrünen und rotbraunen Flächen des Aquarells „Indisch“ bleiben mit stärker hervortretenden Rändern farbverändert im Hintergrund. Neben den bereits genannten Schriftzeichen tritt nur eine längliche graugrüne Farbfläche hervor, verbindet sich mit der linken oberen Kreisform und gibt den Kreisen so einen zusätzlichen Schwung nach oben. Völlig anders verlief der Herstellungsprozess des Bildes „zertrumpelt“, in dem Uwe Dressler seine Sorgen über die Zustände in den Vereinigten Staaten von Amerika zum Ausdruck bringt. Er benutzt dazu zahlreiche malerische und zeichnerische Elemente aus seinem Fundus.

Weicher als der Modus DIFFERENZ arbeitet der Modus AUSSCHLUSS. Obenliegende weiße Pixel kehren die Werte der darunterliegenden Farbe um, Schwarz oben verändert nichts.

Interessanter als die Herkunft der einzelnen kleinteiligen Bildelemente ist deren Symbolkraft in der chaotisch anmutenden Komposition: Im Zentrum des Bildes stehen eine schwarze und eine weiße Fläche gegeneinander, die von metallisch grauen Strukturen, an Stacheldraht erinnernd, überlagert werden. Oben rechts im Bild schwebt einem Vogel gleich (böse, wer hier einen Geier assoziiert), die seit den 80er Jahren als Trump-Markenzeichen bekannte helmartige orange Haartolle. Einzelne, die Farbigkeit des Sternenbanners aufgreifende rote, blaue und weiße Farbfelder haben mit der ihnen zugeschriebenen Symbolik (weiß steht für Reinheit und Unschuld, rot für Tapferkeit und Widerstandsfähigkeit, blau für Wachsamkeit, Beharrlichkeit und Gerechtigkeit) nicht die Kraft, sich gegen die zentralen Bildthemen Rassenkonflikt, Chaos und Gewalt zu behaupten. Es gibt vieles zu entdecken in den Bilderwelten von Uwe Dressler, die Zeichnungen, Fotografien und Malerei umfassen, oder wie hier besonders eindrucksvoll präsentiert Malerei nach der Malerei. Volker Dressler, im Oktober 2020

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Feldforschung Digitalprint auf Aluverbundplatte 170 x 75 cm - 2013

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Island Digitalprint auf Aluverbundplatte 75 x 100 cm - 2020

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Ich rege mich nicht auf! Digitalprint auf Aluverbundplatte 75 x 100 cm - 2020

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Versteckspiel im GrĂźnen Digitalprint auf Aluverbundplatte 90 x 130 cm - 2020

vom Acker Digitalprint auf Aluverbundplatte 130 x 90 cm - 2020

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Sommer in Coronien Digitalprint auf Aluverbundplatte 100 x 80 cm - 2020

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Nächste Doppelseite: Geflecht Digitalprint auf Aluverbundplatte 100 x 80 cm - 2020

Kunstkritiker, von schwarzer Wolke umhĂźllt Digitalprint auf Aluverbundplatte 130 x 90 cm - 2020

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Sommerregen Digitalprint auf Aluverbundplatte 170 x 75 cm - 2013

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ins Blaue Digitalprint auf Aluverbundplatte 170 x 75 cm - 2020

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bengalisch Digitalprint auf Aluverbundplatte 170 x 75 cm - 2020

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zertrumpelt Digitalprint auf Aluverbundplatte 130 x 90 cm - 2020

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Madeira-Impression Digitalprint auf Aluverbundplatte 170 x 75 cm - 2020

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Kalifkaputt Digitalprint auf Aluverbundplatte 100 x 70 cm - 2020

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Herbstgewitter Digitalprint auf Aluverbundplatte 170 x 75 cm - 2013

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in den Meeren Digitalprint auf Aluverbundplatte 50 x 70 cm - 2020

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ohne Titel Digitalprint auf Aluverbundplatte 100 x 70 cm - 2012


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Hallo Manfred! Digitalprint auf Aluverbundplatte 60 x 42,5 cm - 2020

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UWE DRESSLER Erftstraße 92 . D-41460 Neuss Mobil +49 (0)1 60 - 7 97 59 00 uwe.dressler@dressler-design.de www.dressler-design.de

V I TA 1959

geboren in Grevenbroich, NRW

1975-1978

Ausbildung zum Schriftsetzer

1983-1992

Studium Visuelle Kommunikation an der Fachhochschule Niederrhein Illustration bei Prof. Manfred Vogel

1992-1993

Ausbildung zum Computergrafiker, Essen

1993-2003

Dozententätigkeit im Bereich DTP/Grafikdesign/Bildbearbeitung

2000

Mitbegründer der Produzentengalerie Judith Dielämmer,

seit 1985

Künstlerisch tätig in den Bereichen Malerei, Zeichnung, Fotografie, Digital Art und Objekt. Zahlreiche Ausstellungen und Teilnahmen an Gruppenausstellungen in NRW und Brandenburg

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