Dolomitenstadt - Das Magazin 03/2012

Page 77

die toilette, das bad und die kraft des designs Martin Bergmann in seinem Wiener Atelier. Der gebürtige Lienzer betrachtet Design als Kommunikationsprozess und ortet einen unaufhaltsamen Paradigmenwechsel. Das Design der Zukunft ist nicht nur ökologisch, sondern übernimmt auch soziale Verantwortung.

Bill Gates möchte die Toilette neu erfinden und ein gebürtiger Lienzer hilft ihm dabei: Martin Bergmann, Mitbegründer des Designstudios EOOS. Die Red Dot Awards sind die Oscars des lndustriedesigns und fast schon ein Freibrief für weltweite Erfolge jener Produkte, auf denen der Rote Punkt klebt. Wie zum Beispiel auf einer minimalistischen Duschkabine des Sanitärspezialisten Duravit, gestaltet vom Wiener Designbüro EOOS. „Open Space“ nennt sich die Dusche. Klappt man sie zu, wird auf fast magische Weise ein Ganzkörperspiegel daraus. Sieht toll aus und schafft Platz im Bad. Zu den Mitbegründern von EOOS zählt ein gebürtiger Lienzer: Martin Bergmann. Er hat beruflich eine weite Reise hinter sich, war sogar Burgschauspieler, hat mehrere Handwerke erlernt und die Designakademie absolviert, bevor er 1995 gemeinsam mit Gernot Bohmann und Harald Gründl eine Firma ins Leben rief. Dieses Trio arbeitet heute noch zusammen und leitet ein Unternehmen, dessen Entwürfe weltweit gefragt sind. Die Kundenliste von EOOS liest sich wie das Who is Who nobler Einrichtungs- und Designmarken: Alessi, Bulthaup, Bene, Walter Knoll und Zumtobel finden sich hier, auch Matteograssi, Keilhauer, Lamy, Adidas und Armani. EOOS entwirft Möbel und Lampen, Kugelschreiber und Gläser, ganze Geschäfte oder einfach einen Lippenstift. Viele der Entwürfe sind preisgekrönt, wie die Duschkabine „Open Space“. Sie ist der insgesamt achte Red Dot in der Trophäensammlung von EOOS, der erste in der Königsklasse, der Kategorie „Best of the Best“. Und doch freut sich

Martin Bergmann noch mehr über eine andere Auszeichnung, bei der es auch um ein Sanitärmöbel geht, um das Klo. Mitte August war Bergmanns Partner Harald Gründl in Seattle und traf dort MicrosoftGründer Bill Gates. Der ist nicht nur zweitreichster Mann der Welt, sondern auch ein Philanthrop. Gates rief mit seiner Frau 1999 die „Bill & Melinda Gates Foundation“ ins Leben, eine Organisation, die Entwicklungsprojekte vorwiegend in der dritten Welt unterstützt und heute bereits mehr als 800 Mitarbeiter beschäftigt. Rund 35 Milliarden US-Dollar hat der legendäre Unternehmer für Gesundheitsinitiativen, Schulungs- und Forschungsprojekte zweckgewidmet, darunter auch die Initiative „Reinventing the Toilet.“ Nicht Handy-Apps und PC-Betriebssysteme fehlen den Ärmsten der Armen, sondern ein Ort, an dem man hygienisch sein Geschäft verrichten kann. 2,6 Milliarden Menschen haben keine Toilette, die diesen Namen verdient. Das Wasserklosett der industrialisierten Welt ist keine Lösung für Länder, in denen

77


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.