Dolomitenstadt - Das Magazin 03/2012

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Nationalpark-Direktor Hermann Stotter mit LA Bgm. Elisabeth Blanik und Osttirol Werber Franz Theurl bei der Eröffnung des Wasserschaupfades an den Umbalfällen.

Tourismusrückgang gibt es bislang keine. Eher das Gegenteil ist der Fall. Regionen mit geschützter und intakter Natur boomen, vielleicht auch deshalb, weil ihre Bewohner dazu stehen. Emotionslos und nüchtern betrachtet, lässt das Schutzgebiet sogar ohne touristische Umwegrentabilität einige Kassen der Region klingeln. Allein im Zeitraum von 2009 bis 2013 investierte der Nationalpark Hohe Tauern knapp 1,9 Millionen Euro in die Infrastruktur der Osttiroler Nationalparkgemeinden. Hinzu kommen mehrere Hunderttausend Euro aus Sponsorenmitteln und Patenschaftsfonds. Geld, das ohne den Nationalpark nie geflossen wäre. Die Neugestaltung des Wasserschaupfades Umbalfälle, der jährlich 50.000 Besucher anlockt, zählt zu diesem Maßnahmenbündel, ebenso die Zirbenausstellung und der Almblumenweg in St. Jakob im Defereggental. Neu gestaltet wurde auf Nationalparkkosten auch die Ausstellung „Tauernwelten“ in Matrei. Satte 120.000 Euro steuert das Schutzgebiet pro Jahr zur Erhaltung des Wanderwegenetzes bei. „Wir tragen 70 Prozent der Wege- und Brückenerhaltungskosten“, erklärt Nationalparkdirektor Hermann Stotter. Der Park zahle die Stunden der Wegarbeiter und sichere so Arbeitsplätze und Infrastruktur. „Tourismusregionen wie Kitzbühel oder Seefeld würden sich über einen solchen Geldsegen zur Erhaltung des Wegenetzes freuen“, unterstreicht Florian Jurgeit von der Nationalparkverwaltung Tirol. Gefördert wird auch die „Kulturlandschaft“, also Bergregion, die von den heimischen Bauern noch bewirtschaftet wird. Im Jahr 2011 schüttete der Nationalpark 224.000 Euro als Prämien zum Schutz dieser Kulturlandschaft aus. Für die Erhaltung des

regionaltypischen Landschaftsbildes wurden 127.000 Euro gezahlt. Ein Beispiel: Wer eine „nationalparktypische Haustierrasse“ hält, bekommt dafür 1.500 Euro. Es gibt auch zertifizierte „Nationalpark-Almen“. Sie erhielten aus den Fördertöpfen des Schutzgebietes 166.000 Euro. „Auf bestimmten Almen führen wir vertraglich mit den Grundbesitzern abgesichert größere Naturschutzmaßnahmen durch“, erklärt Jurgeit. Dazu zählt, dass man etwa Moorgebiete einzäunt und den Randbereich nicht mehr beweidet sowie den Bürstlingsrasen nach Natura 2000-Vorgaben bewirtschaftet. Besonders hinterfragbar ist die Kritik am Nationalpark vor dem Hintergrund, dass die Verwaltung des Schutzgebietes Millionen in dessen touristische Bewerbung und Kommunikation investiert. Ein großer Teil davon wird direkt an Osttirols Tourismuswerber überwiesen. Zwischen 2006 und 2009 flossen immerhin 800.000 Euro an Sondermitteln für Werbezwecke an den Tourismusverband bzw. die Osttirol Werbung. Dieses Sonderprogramm ist inzwischen ausgelaufen, Werbekampagnen mit Natio-

nalparkbezug werden aber noch immer mit 60.000 bis 100.000 Euro pro Jahr subventioniert. Allein 2011 investierte die Nationalparkverwaltung 262.331 Euro in Öffentlichkeitsarbeit. Die EU bezahlt darüber hinaus das vier Mal pro Jahr erscheinende Magazin „Tauernblicke“, mit Reportagen aus den drei Nationalpark-Bundesländern Tirol, Salzburg und Kärnten. Es wird in einer Auflage von 700.000 Exemplaren an alle Haushalte dieser Bundesländer verschickt. Weitere Mittel flossen in den Bereich Bildung (458.800 Euro), naturschonenden Tourismus (440.500 Euro), den Schutz der Natur (310.700 Euro) sowie in den laufenden Betrieb (488.000 Euro). Aktuell versehen 34 Mitarbeiter, darunter acht Volontäre und zwölf Ranger, ihren Dienst im Osttiroler Teil des Schutzgebiets. Elf Angestellte arbeiten allein in der Verwaltung in Matrei und im Haus des Wassers in St. Jakob in Defereggen. Die zwölf Ranger führten im Vorjahr 1.760 Veranstaltungen durch und begrüßten 11.771 Teilnehmer zu Exkursionen, eine Bilanz, auf die sie stolz sind. Zum Vergleich: 1993 unternahmen die vier

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