Dolomitenstadt - Das Magazin 03/2012

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90-minütigen Verbrennungsvorgang jedoch recht schadlos. Da sie nicht in die Urne passen, werden sie von den Angestellten des Krematoriums gesammelt und an einen Metallverwerter verkauft. Der daraus gewonnene Erlös wird dann einmal im Jahr einem wohltätigen Zweck zur Verfügung gestellt. Den will Bergmeister auch mit der Internetseite www.trauerhilfe.at erfüllen. Dort kann man für den Verstorbenen virtuelle Kerzen anzünden, entweder kostenlos oder um neun Euro. Das Geld, das dabei eingenommen wird, geht ab wohltätige Zwecke: „Bislang haben wir an das AfrikaProjekt von Dr. Franz Krösslhuber und an die Selbsthilfegruppe Osttirol gespendet, können aber, wenn es im Sinne des Verstorbenen ist, auch an einen Zweck spenden, den er oder seine Angehörigen vorgegeben haben.“ Wie lange Klaus Bergmeister seiner Aufgabe noch nachgehen wird, ist ungewiss. „Aber ich habe gelernt, dass das Le-

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Der „Alte Friedhof“ in Lienz. Gräber, die nicht gepflegt werden, werden nach Zehnjahresfrist aufgelassen.

ben endlich ist“, schmunzelt er, wenn er an seinen Rückzug aus dem Geschäft denkt. Zu zermürbend ist seine Arbeit zu jeder Tages- und Nachtzeit in einem Beruf, der keinen Urlaub oder Feiertag kennt. Und dennoch steht bereits ein Nachfolger fest. Sohn Christian wird den Familienbetrieb übernehmen. Hineingewachsen in die Rolle ist er schon. „Mit acht Jahren trug ich die ersten Kränze oder Kerzen und mit 14 half ich bei der Einsargung“, erinnert sich der mittlerweile 23-Jährige. „Mein Vater hat mich langsam an den Tod herangeführt. Anfangs begleitete ich ihn zu den friedlich entschlafenen Menschen im Altersheim. Dies steigerte sich immer weiter, bis ich dann auch zu schweren Verkehrsunfällen mitgenommen wurde“, erinnert sich Christian, der nicht nur das Geschäft seines Vaters weiterführen will, sondern auch dessen Philosophie.


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