DiALOG - Das Magazin für EIM, Ausgabe 2017

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Verzahnung der digitalen Welt Legal Tech und so viel mehr...

Lieber Herr Schaar, zunächst möchte ich vieles von dem zurückgeben, was Sie in mir sehen. Ich habe Sie über EIM-Lösungen und IT sprechen „erlebt“, wie ich das zuvor noch nicht kennengelernt habe (und wahrscheinlich auch nicht hören wollte). Der Mensch ist in Ihren Ausführungen und Überlegungen immer im Mittelpunkt und das gefällt mir. Wobei Sie natürlich auch ein alter Hase sind und das, wovon Sie sprechen über Jahre erlebt und umgesetzt haben. Warum spreche ich mit gefühlter Erfahrung im zarten Schwabenalter (40 – also g´scheid)? Ich denke das bringt der Job als Legal Interim Manager/Projektjurist mit sich. Immer in einem neuen Umfeld, unter neuen Kollegen, in neuen Branchen und mit unterschiedlichen Aufgaben. Nie mit einer wirklich langen Einarbeitungszeit wird vom Kunden zu Recht erwartet, dass schnell geliefert wird. So habe ich quasi eine Schnellbleiche durch mehr als 15 Interim Einsätze durchlebt. Ich gebe zu, dass ich auch vom Naturell her ein wissensdurstiger Luftikus (…mein Taufname der ersten Ballonfahrt – die Ballonfahrer wissen, wovon ich rede) bin. Es zieht mich immer wieder in neuen Branchen, Firmen und Geschäftsmodelle. Die Verzahnung der digitalen Welt ist da draußen überall und auch wir Juristen werden immer mehr damit konfrontiert. Ok, ich gebe gerne zu, dass ich mich seit meiner Jugend mit IT beschäftigte. So hatte

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DiALOG - Ausgabe März 2017

ich mir von meinem Kommunionsgeld einen 8088 Rechner mit Monochrombildschirm geleistet und seither bin ich irgendwie immer am Ball geblieben, also vielleicht nicht ganz Digital Nerd aber auch nicht ganz unbeleckt. Da musste ich schon mal im Rahmen meines MBA in Kopenhagen erklären lassen, wie man heute international kommuniziert (Facebook – 2008). Auch gestehe ich, dass ich mit meinen Arbeitsstunden nicht wirklich sparsam umgehe und die eine oder andere Nachtschicht schon anfällt (nachdem ich meine Kids ins Bett gebracht habe). Aber was ist nun mit diesem Legal Tech? Ich glaube, dass wir immer dazu neigen, für alles Worthülsen zu brauchen. Alle sprechen gerade davon – wirklich alle? Für mich ist der Beruf des Juristen sehr breit gefächert: da gibt es die Anwaltschaft (unterteilt in wenige Wirtschaftsanwälte in großen Einheiten und ein Heer von sogenannten Waldund Wiesenanwälten), Unternehmensjuristen/Syndikusanwälte, Staatsdienern und so Leuten wie mir, die sich in Innovationen Nischen betätigen. Legal Tech kommt jetzt hauptsächlich bei der Minderheit der Juristen an. Von der großen Zahl an Rechtsanwälten (über 170.000) in Deutschland haben viele schon beim neu eingeführten besonderen elektronischen Postfach (BeA) Schwierigkeiten. Also sollte man die Kirche im Dorf lassen. Den Beruf und die Beratungsbranche wird es auch in einigen Jahren noch in der jetzigen Form geben. Wir werden

nicht alles durch die „IBM Watsons“ dieser Welt wegrationalisieren. Einiges wird die Art und die Prozesse der Arbeit vieler Kollegen verändern, ich prognostiziere, dass es die Kollegen aber immer noch geben wird. Oft beiße ich auf Granit, wenn ich das Thema Interim und Outsourcing bei General Counsel vorstelle. Zu sehr ist man in der alten Welt verhaftet. Die JUVE (Branchenzeitschrift) hat in Ihrer Januarausgabe unlängst davon berichtet. Und ja, Veränderung ist aus meiner Sicht auch der Schlüssel – aber nicht durch Legal Tech sondern mit Legal Tech, denn am Ende ist es immer wieder der Mensch, Mitarbeiter bei dem etwas ankommen muss. Wir Juristen sind Servicedienstleister (auch wenn sich manche meiner Kollegen auf den Status als Organ der Rechtspflege zurückziehen – was wir natürlich auch sind) und werden das bleiben. Wir sollten offen sein für neue HR Tools (wie meine Interim und Outsourcing Lösungen) genauso wie für die Errungenschaften der Digitalisierung. Es geht nicht um zwei Welten sondern um Mehrwerte, die wir für unsere Kunden schaffen sollten(dann sind auch Schlagworte wie: „more for less“ keine Angstbotschaften). Es stehen viele Herausforderungen vor der Türe für unsere Kunden: Im Jahr 2017 im Bereich der Arbeitnehmerüberlassung (AÜG-Novelle zum 01.04.2017) oder im Bereich Datenschutz (EU-Grundverordnung zum 01.05.2018) aber auch um diese Themenmonster Compliance und Corporate Governance mit


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