DiALOG - Das Magazin für EIM, Ausgabe 2017

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Auf dem Weg in die Zukunft

Digitaler Wandel: Mensch, Motivation, Methodik

Wandel beginnt in den Köpfen „Wir werden uns immer mehr bewusst, dass die wichtigsten Fragen nicht technische, sondern menschliche Fragen sind“, schrieb der legendäre Management-Pionier Peter Drucker bereits 1967. Heute, wo wir den digitalen Wandel hautnah erleben, lassen sich aus dieser Mahnung eine Reihe von Fragen ableiten, die Unternehmen sich mit Blick auf die digitale Transformation stellen müssen. Wir sprachen darüber mit Steffen Schaar, Mitglied der Geschäftsleitung von The Quality Group. Das Unternehmen hat sich besonders durch die Kombination von prozessorientierter Beratung mit technischem Lösungsknow-how einen Namen gemacht.

Redaktion: Herr Schaar, unter dem Schlagwort „Digitale Transformation“ scheint ein neues Zeitalter in Wirtschaft und Gesellschaft anzubrechen. Man denkt sofort an Technologien und die IT-Branche sieht darin auch große Marktpotenziale. Aber sind die Technologien nicht die Spitze des Eisberges?

siert daran, Abläufe effizienter zu gestalten, wenn sie einen Sinn darin sehen. Sie wissen, dass Wissens-Management, Qualitätssicherung und Qualitätsausbau, Transparenz der Prozesse sowie compliantes Handeln zu den herausragenden Wettbewerbsfaktoren gehören. Die Prozesse müssen darauf ausgerichtet sein.

Schaar: Veränderung kommt vom Menschen. Der Mensch muss die Geschäftsprozesse gestalten, sie dürfen ihm nicht übergestülpt werden. Es wird immer viel Geld in IT-Projekte investiert, aber viele Projekte scheitern oder weichen zumindest enorm vom veranschlagten Budget ab. Warum ist das so? Weil vor allem in Technologien gedacht wird, nicht in den Organisationsprozessen, die von den entsprechenden Technologien unterstützt werden sollen. Die Prozesse sind aber eine Angelegenheit der Menschen, insbesondere der Menschen und Mitarbeiter, die in den Fachabteilungen die Abläufe zugrunde legen. Bei aller Digitalisierung müssen doch die gesamte Unternehmensorganisation und die direkt in die Prozesse involvierten Mitarbeiter auf die digitale Reise mitgenommen werden.

Redaktion: Wir erleben gerade, dass eine Reihe dieser Faktoren nicht von allen in der Wirtschaft ernst genommen werden - wie uns das Beispiel VW zeigt.

Redaktion: Menschen hängen oft an den gewohnten Abläufen und Prozessen. Sie tauschen sie ungern gegen neue ein. Schaar: Da muss ich Ihnen widersprechen. Menschen sind vielmehr interes72

DiALOG - Ausgabe März 2017

und digitaler Transformation muss mehr denn je die ständige Erneuerungs- und Controlling-Kultur in den Köpfen der Menschen verankert werden. Redaktion: Kommen wir zurück zu den Treibern, die den digitalen Wandel beschleunigen: Die mobilen Systeme, v. a. Smartphones, die Vernetzung und das damit verbundene Datenwachstum (Big Data) sowie die Cloud. Wie müssen sich Unternehmen darauf einstellen? Schaar: Wir erleben mit der Digitalisierung eine neue Ära im Umgang mit Informationen sowohl mit Blick auf den Verbraucher wie auch auf die Anbieter von Produkten und Dienstleistungen. Auf die Unternehmen bezogen bedeutet dies Integration von Wissen und Prozessen statt Abteilungsdenken, Transparenz statt nur Daten zu sammeln und anzuhäufen und Geschäftsprozess-Denken statt IT-Denken.

„EIM ist für uns eine Methodik, die Tugenden, Wertvorstellungen, Maßstäbe und Qualitätsbewusstsein anspricht.“ Schaar: Das von Ihnen genannte Beispiel zeigt, dass gerade strukturiertes Informations-Management mit abteilungsübergreifenden Prozessen für ein hohes Maß an Transparenz sorgen kann und damit solche weitreichenden strategischen Fehlleistungen rechtzeitig erkannt und vermieden werden können. Eine durchdachte Prozess-Organisation hilft beim Bewerten und Analysieren von Risiken, die bei strategischen Maßnahmen auftreten können. Wie auch im von Ihnen angesprochenen Beispiel hat der Spruch „Gut ist der Feind von exzellent“ – tragische Bedeutung, denn „gut“ war gestern. In Zeiten von Agilität

Redaktion: Was genau meinen Sie mit Geschäftsprozess-Denken versus IT-Denken? Schaar: Allzu oft hat die IT in den letzten Jahren die Entscheidung treffen dürfen, welche Potenziale die Fachbe-


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