Das Magazin der Deutschen Oper Berlin Nr. 9

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DE UTSCH E OPE R B E R LI N

Z U K U N F T G R O S S E

OPER

Magazin Nr. 9 | Okt. 2010 – Jan. 2011 | spielzeit 2010|11

Wolfgang Amadé Mozart DON GIOVANNI

Hector Berlioz DIE TROJANER REVOLUTIONS-WOCHEN

2010 2011

In Kooperation mit


2010 2011

DE UTSCH E OPE R B E R LI N

Premieren

Saison der Wiederentdeckungen

16. Oktober 2010 Wolfgang Amadé Mozart

6., 10., 17. Oktober 2010 Eugen d’Albert

DON GIOVANNI

TIEFLAND

Dirigent Roberto Abbado Inszenierung Roland Schwab

Dirigent Yves Abel Inszenierung Roland

5. Dezember 2010 Hector Berlioz

30. Oktober; 3., 11. November 2010 In memoriam Christoph Schlingensief Walter Braunfels

DIE TROJANER – LES TROYENS

Dirigent Donald Runnicles Inszenierung David Pountney

Schwab

JEANNE D’ARC – SZENEN AUS DEM LEBEN DER HEILIGEN JOHANNA

Dirigent Ulf Schirmer Idee, Konzeption Christoph Schlingensief

23. Januar 2011 Richard Strauss DIE LIEBE DER DANAE

5. Dezember 2010

Dirigent Andrew Litton Inszenierung Kirsten Harms

DIE TROJANER

(siehe linke Spalte)

6., 9. Januar; 20. Februar 2011 Alberto Franchetti

13. März 2011 Richard Wagner

GERMANIA

TRISTAN UND ISOLDE

Dirigent

Dirigent Donald Runnicles Inszenierung Graham Vick

Ulrich Windfuhr Inszenierung Kirsten Harms 23. Januar 2011

(siehe linke Spalte)

15. Mai 2011 Camille Saint-Saëns

DIE LIEBE DER DANAE

SAMSON UND DALILA – SAMSON ET DALILA

30. Januar; 3., 15. Februar 2011 Ottorino Respighi

Dirigent Alain Altinoglu Inszenierung Patrick Kinmonth

MARIE VICTOIRE

Dirigent

Michail Jurowski Inszenierung Johannes Schaaf

12. Juni 2011 Berliner Premiere Giuseppe Verdi MACBETH

Dirigent Maurizio Benini Inszenierung Robert Carsen

Eine Produktion der Oper Köln, Premiere 1998

www.deutscheoperberlin.de

Telefon 030. 343 84 343


MAGAZIN 03 Titel: DON GIOVANNI | Wolfgang Joop fotografiert von André Rival

Foto: Günter Karl Bose

A

INHALT …WENN MAN SICH GEHEN LÄSST

Christian Baier Gespräch mit Regisseur Roland Schwab und Popmusik-Redakteur Tobias Rapp HERRSCHER UNSERER ZEIT

Uwe Friedrich Gespräch mit Regisseur David Pountney DER RICHTIGE ZEITPUNKT

Uwe Friedrich Gespräch mit GMD Donald Runnicles

04 08 12

Der Rinke-Fragebogen Dirigent Ulf Schirmer

14

Revolutions-Wochen

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EUROPA IM AUFRUHR Fotostrecke

Revolutions-Wochen VERNICHTUNG DES ALTEN

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Felix Schnieder-Henninger Gespräch mit dem Historiker Alexander Demandt Revolutions-Wochen Curt A. Roesler

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service

28 30

editorial

D’ARC – SZENEN AUS DEM LEBEN DER HEILIGEN JOHANNA , Franchettis GERMANIA und Respighis MARIE VICTOIRE

gleich vier jener Produktionen neuerlich im Repertoire zur Diskussion stellt, die für die große Reihe der seit 2006 hier dem Vergessen entrissenen Werke stehen mögen, so darf diese Entscheidung als zeichenhaft verstanden werden: Nicht für stures Beharren auf unterstellte »akademische Vorlieben«! Sondern viel mehr und viel eher für die tiefe Überzeugung, in den letzten Jahren zusammen mit dem kundigen Publikum den richtigen und hoffentlich nachhaltig freigeräumten Weg gegangen zu sein. Schauen Sie doch einfach mal, ob das nicht auch Ihre Überzeugung sein könnte …

Andreas K. W. Meyer

REVOLUTIONS PER MINUTE

repertoire

llzu lange ist es nicht her, da konnte man etwa durch das dicht musiktheaterbesetzte Ruhrgebiet fahren und durfte sich sicher sein, dass an einem der zahlreichen Häuser Aubers FRA DIAVOLO gespielt wurde – ein Repertoireklassiker, der über ein sattes Jahrhundert hinweg für volle Reihen gut war. Aber es ist dann wohl doch schon wieder ganz schön lange her (so um die 25 Jahre etwa), denn FRA DIAVOLO gehört mittlerweile der theatergeschichtlichen Vergangenheit an,scheint vergessen,wäre demnach in längstens zehn Jahren eine Wiederentdeckung, eine »Ausgrabung« also. Eine Rarität vor dem kritischen Urteil des Opernkenners freilich noch nicht … Haare sollten da nicht gespalten werden bezüglich der Frage nach den Unterschieden zwischen Wiederentdeckung, Rarität und Neubelebung, gilt es doch hier weniger einem semantischen Problem als vielmehr musikhistorischer Überlegung. Wenn die Deutsche Oper Berlin in einer Saison mit Gnecchis CASSANDRA ,Braunfels’ JEANNE

Das magazin deutsche oper der Deutschen Oper Berlin ist eine Beilage der Tageszeitung Der Tagesspiegel Berlin © 2010 Herausgeber: Deutsche Oper Berlin Vermarktungs GmbH Richard Wagner Str. 10 10585 Berlin Redaktion: Dramaturgie, Presse / verantwortlich: Andreas K.W. Meyer, Felix Schnieder-Henninger [Deutsche Oper Berlin] Ulrich Amling [Der Tagesspiegel] Gestaltung: lmn Berlin | Leipzig Produktion: Goldmann-Zeitungsdruck



MAGAZIN 05 Premiere 16. Oktober 2010. Weitere Vorstellungen: 21., 23., 26., 29. Oktober; 4. November; 22., 25., 29. Juni

Don Giovanni

D

ie Begegnung,herbeigeführt und moderiert von Christian Baier, Schwabs langjährigem Dramaturgen,erscheint wie ein soziales Experiment: Auf der einen Seite der Opernregisseur Roland Schwab (Jahrgang 1969) und auf der anderen Pop -Journalist Tobias Rapp (Jahrgang 1971). Der eine bringt einen der schlimmsten und begehrtesten Herzensbrecher der Operngeschichte auf die Bühne. Der andere hat alle Tabubrüche und Entgrenzungen im Berlin von heute miterlebt und die erste umfassende Analyse der Berliner Club-Szene geschrieben. Wie lassen sich also Kunst und Leben, Konzept und Erfahrung verschränken oder ergänzen? Sieht eine Inszenierung von Mozarts DON GIOVANNI in Berlin anders aus als in Wien? Was verbindet den Berliner Partybesucher mit Don Giovanni, dem einsamsten aller Liebenden? Ekstase? Höllenfahrt?

Herr Schwab, Sie zögerten lange, bevor Sie das Angebot annahmen, DON GIOVANNI an der Deutschen Oper Berlin zu inszenieren. Warum? Don Giovanni ist keine herkömmliche Operngestalt. Jede Zeit muss sich ihm neu nähern, und in jeder Stadt hat er ein anderes Gesicht. Ich musste mir erst einmal klar werden, wie Don Giovanni in Berlin aussehen könnte. Zu Mozarts Zeiten barg die Figur anarchistisches Potential. Es reichte aus, ihn viele Frauen verführen und einen Mord begehen zu lassen, um ihn mit einer grandiosen Höllenfahrt zu bestrafen. Für einen Regisseur heute gibt es zwei Wege, Don Giovanni zu fassen: Entweder ihn auf eine Karikaturebene zu biegen, das funktioniert auch mit Wagner-Figuren sehr gut,oder seiner Dämonie gerecht zu werden. Aber wie kann sich eine Karikatur eine Höllenfahrt verdienen, die stärkste Finalszene der gesamten Opernliteratur? Will man DON GIOVANNI ehrlich inszenieren, steht man erst einmal vor einem Dilemma: Welche Grenzen kann ein DON GIOVANNI heute noch sprengen,welche Tabus brechen, vor allem in Metropolen wie Berlin? ROLAND SCHWAB

Berlin zeigt, dass es nicht nur einen Lebensraum zwischen gesellschaftli-

Foto: André Rival

TOBIAS RAPP

BERLIN WOHIN MAN GEHT, WENN MAN SICH GEHEN LASST

Regisseur Roland Schwab und SPIEGEL- Redakteur Tobias Rapp über Rausch und Freiheit auf der Bühne und im Leben

PREMIERE


MAGAZIN 06

Wolfgang Amadé Mozart

GIO vanni DON

Dramma giocoso in zwei Akten Libretto von Lorenzo da Ponte

Musikalische Leitung Inszenierung Bühne Kostüme Künstlerische Produktionsleitung Chöre Choreographische Mitarbeit Don Giovanni Donna Anna Don Ottavio Der Komtur Donna Elvira Leporello Masetto Zerlina

chen Tabus gibt, sondern auch die Möglichkeit, jenseits von Tabuisierungen zu leben. Das macht das Leben nicht einfacher. Auch wenn man ohne ein so großes Wort wie »Tabu« auskommt, stellt sich nicht nur, aber auch für Berlin die Frage: Was ist eigentlich mein Begehren? Berlin stellt durch seine Club- und Partyszene einen Freiraum zur Verfügung, der es Menschen aus vielen Ländern möglich macht, auf diese Frage eine individuelle Antwort zu finden. Mit kaum einer anderen Frage kann man Menschen so sehr in Verlegenheit bringen wie mit der: »Was willst du wirklich?« Don Giovanni gilt durch seinen Lebenswandel als der große Provokateur. Aber Frauenaufreißen schockt heute niemanden mehr. Es ist eher eine Fleißaufgabe im Internet. Fast jeder Mann, der eine Maus bedienen kann und genügend Geduld hat, kann heute auf Don Giovannis 1003 Frauen kommen. Seine erotische Ausstrahlung von früher ist heute einem Mysterium gewichen. Er verführt nicht mehr zu einem verruchten One-Night-Stand,sondern stellt dezidiert die Frage nach Freiheit. Um sie zu beantworten, sucht er durch amoralische Handlungen seine Grenzen und findet sie – nirgendwo: Die Frauen geben sich ihm hin,eine Zerlina kriegt er immer rum,selbst eine Donna Elvira,die er verlassen hat,kann sich von ihm nicht lösen,einen Mord begeht er nebenbei, der irdischen Gerichtsbarkeit entzieht er sich ohne Mühen. Aber wo, wo ist endlich die Grenze, an der sich seine wahre Freiheit beweisen kann? – Das ist der ROLAND SCHWAB

Roberto Abbado Roland Schwab Piero Vinciguerra Renée Listerdal Christian Baier Thomas Richter Silke Sense Ildebrando D’Arcangelo /Michael Volle Marina Rebeka Yosep Kang Ante Jerkunica Ruxandra Donose / Nicole Cabell Alex Esposito/Erwin Schrott Krzysztof Szumanski Martina Welschenbach/Jana Kurucová

Ausgangspunkt meiner Inszenierung: Don Giovanni jenseits des Hedonismus, in dem sich so leicht die Orientierung verlieren lässt, Don Giovanni in Kontemplation. Berlins Image changiert zwischen Freiheit und Freizügigkeit, dem ursprünglichen Biotop Don Giovannis … Berlin vermittelt sehr erfolgreich das Gefühl, dass die Freiheit noch nicht gänzlich der Sicherheit geopfert wurde. Das hängt damit zusammen, dass im Unterschied zu anderen Städten vergleichbarer Größe viele Lebensbereiche in Berlin noch finanzierbar sind, und der Existenzdruck daher nicht so groß ist. Öffnet man das Zeitfenster der letzten vierzig Jahre, war Berlin immer gut im sozialen Experiment, in der Abweichung, im Lebenskünstlerischen. Im Gegensatz zum Online-Dating ist das Club- und Partyleben eine kollektive und nicht eine vereinzelte Erfahrung. Der sexuelle Aspekt wird dabei oft übertrieben. Nicht das Versprechen sexueller Befriedigung treibt die Leute in die Partynächte hinaus, sondern die Gemeinschaftserfahrung. Dieses emotionale Erlebnis wird durch die Musik unterstützt. Techno und House funktionieren über Rhythmus und Sound. Die Clubs sind mit Soundtechnik ausgestattet, die – ähnlich wie Sex – in Verbindung mit Drogen körperliche Intensitätszustände bis hin zu ekstatischen Momenten hervorrufen kann. Die 72-Hour-Party-People haben ihre ganz eigene Höllenfahrt hinter sich.

TOBIAS RAPP

ROLAND SCHWAB

Du auch?

TOBIAS RAPP Ich weiß, wovon ich rede. (lacht) Und ich finde es ganz schön, dass in einer entzauberten Welt wie der unseren eine solche Höllenfahrt noch möglich ist. Das Tolle ist: Sie endet nicht mit Tod, sondern irgendwann wacht man auf, und es geht wieder … Aber es gibt auch Leute, für die ist das kein Wochenendvergnügen, sondern sie betreiben es sieben Tage die Woche mit hohem existenziellem Einsatz: Drogen verändern – zeitweilig zumindest – die Persönlichkeit, man verrät und verliert Freunde, Beziehungen gehen kaputt, weil man dem großen Versprechen einer Nacht hinterherläuft. Ich kenne viele, denen die Rechnung dafür präsentiert wurde in Form einer sozialen, psychischen oder finanziellen Höllenfahrt.

Die Hölle als unabdingbarer Preis des Genusses? ROLAND SCHWAB Man kann Don Giovanni als einen Flaneur sehen, der von Kick zu Kick, von emotionalem Schnäppchen zu emotionalem Schnäppchen lebt. Wenn Mozarts Oper beginnt, hat für mich der Verführer diese Lebensphase längst hinter sich. Er hat alle Parties besucht,alle Drogen konsumiert, alle Frauen aufgerissen.Er hat sich vollkommen verausgabt, sich ekstatisch veräußert. In Form unzähliger Doubles und Kopien kann er sich zusehen, wie er weiter und immer weiter agiert. Und er muss erkennen: Es funktioniert immer. Die sinnentleerte Routine ist die eigentliche Hölle, eingepfercht zu sein zwischen all die geistes- und kulturgeschichtlichen Sichtweisen auf und die gesellschaftlichen Erwartungen an seine Person. Mir geht es bei der Deutung der


MAGAZIN 07

Figur um die Ernüchterung, die aus einem Flaneur einen Pilger werden lässt, der ein Ziel vor Augen hat,und sei es die eigene Auslöschung. Oder die eigene Erlösung. Herr Rapp, mit sehr großem Respekt und ohne jedwede moralische Wertung geben Sie uns in Ihrem Buch Einblicke in eine Bevölkerungsschicht, die von Adrenalinstoß zu Adrenalinstoß, von Lebensparty zu Lebensparty lebt. Das legendäre »Berghain« machen Sie als kultischen Tempel mit Initiationsriten, als internationale Pilgerstätte, als »Mitte der Welt« begreiflich. Die große Party als Religionsersatz? House entstand in den achtziger Jahren in Chicago und Detroit mit stark religiösen Untertönen. Eine starke homosexuelle und farbige Szene deutete die Rhetorik der Bürgerrechtsbewegung für die Artikulation ihrer Probleme um. Etwas von diesem religiösen Touch ist geblieben: Der Arbeitsplatz des DJs heißt »Kanzel«, die Wochenendparty erreicht einen Höhepunkt meist zu der Zeit, wenn draußen zur Sonntagsmesse geläutet wird. Religion ist institutionalisierte Transzendenz: Man will glauben, dazu muss man die Grenze der Beweisbarkeit überschreiten. Nicht anders funktioniert die Club-Szene.Man will es sich richtig besorgen, dafür muss man viele Grenzen überschreiten, die einem das Leben außerhalb des Clubs setzt. Das »Berghain« steht für mich in einer Reihe mit den großen Berliner Musikinstitutionen wie der Deutschen Oper Berlin oder der Philharmonie, die für viele Menschen den Status von »Kulturkirchen« haben: Es geht um Selbstverschwendung, um die ganz große Utopie von Ekstase.

TOBIAS RAPP

Genau um diese Grenzüberschreitung geht es mir auch bei DON GIOVANNI. Die Oper zwingt einen Regisseur, Farbe zu bekennen,was seine Einstellung zu den wesentlichen Ingredienzien der Lebensparty, der Lebensmesse betrifft. Don Giovanni ist nicht Casanova, der die Frau zum Selbstzweck verführt. Ihm ist sie Instrument auf der Suche nach Transzendenz. In der Erotik, dieser physischen und psychischen Selbstverschwendung, verwischen alle Grenzen der äußeren Zivilisation, verlieren die Parameter gesellschaftlichen Anstands ihre Gültigkeit. Albert Camus sagt: »Die Lust kennt keine Lüge.« Man muss sich gehen lassen. Doch wohin geht man, wenn man sich gehen lässt? Don Giovanni will es ROLAND SCHWAB

wissen. Im übertragenen Sinn begibt er sich noch einmal ins »Berghain«, um inmitten des großen Rausches die große Ernüchterung zu erfahren und dann für immer klar zu sehen, wer er eigentlich ist. In Ihrer Inszenierung spielt Berlin eine wichtige Rolle. Es erwarten uns Bilder und Zeichen, die typisch sind für diese Stadt … ROLAND SCHWAB Wenn ich auf der Autobahn fahre und das Schild lese »Sei Stadt,sei Wandel, sei Berlin!«, beschleicht mich ein phobisches Gefühl. Welchen Wert hat dieser Wandel? Ich bin fasziniert von dem Fortschritt Berlins, aber gleichzeitig ist stets ein leichtes Unbehagen dabei.

Ja, eine Stadt voll Geschichte, ohne Tradition. Darin liegt ein latentes Unglückspotential. Ich bin ein Modernist und finde den Wandel prinzipiell gut, aber manchmal muss ich mir schon Mühe geben. In den ständigen Veränderungen kann man sich ganz leicht verlieren.

TOBIAS RAPP

Es gibt einen Wandel, der einem Unglücklich-Sein entspringt: Man verändert sich ständig, man setzt sich ständig neue Masken auf und wählt immer neue Kostüme für sich, weil man kein Gefühl dafür hat, wer man wirklich ist. Don Giovanni nimmt vor jeder Frau eine neue Gestalt an,eine andere Pose ein.Er selbst sagt zu Donna Anna: »Wer ich bin, erfährst du nie.« Genauso ist es mit den unzähligen Interpretationen, die die Figur im Lauf der Zeit hat über sich ergehen lassen. Jede Epoche verwandelt Don Giovanni in jene hormongesteuerte Leitfigur, die sie braucht.

ROLAND SCHWAB

Eine Figur voll Tradition, ohne eigene Geschichte … TOBIAS RAPP

Herr Rapp, Sie sind kein Opernbesucher. An der Deutschen Oper Berlin sahen Sie bislang nur DIE WALKÜRE . Herr Schwab, Sie sind kein Partygänger. Wann werden Sie beide einander wiedertreffen? TOBIAS RAPP

Zur Premiere von DON GIO-

VANNI . ROLAND SCHWAB (lacht) Und anschließend geht’s zur 72-Hour-Party, einverstanden?

Don Giovanni Keine Kunstfigur der Oper hat so viele Deutungen erfahren wie der ausschweifende »Verführer von Sevilla«,der »Archetypus des Frauenhelden«. Die herausfordernde Unmoral seines Lebenswandels hat Legionen von Künstlern, Dichtern, Philosophen und Psychologen inspiriert. Mozarts »Dramma giocoso« nach einem Libretto von Lorenzo da Ponte basiert auf der Sage um Don Juan,die ein spanischer Mönch zur »Züchtigung der Unmoral« erdachte. Im 17.und 18.Jahrhundert war der Stoff nicht nur wegen seiner Frivolität reizvoll,sondern auch weil er – Komödie und Tragödie in einem – gegen jede Ständeklausel verstieß. Auch Mozarts Vertonung ist keinem Genre zuzuordnen,musikalisch geht er völlig neue Wege. DON GIOVANNI wurde 1787, am Vorabend der Französischen Revolution, in Prag uraufgeführt. Die »Wiener Fassung«, ein Jahr später, fand nicht den Geschmack des Publikums. Erst im 19. Jahrhundert trat die »Oper aller Opern« ihren Siegeszug an.

Tobias Rapp

geb. 1971, war bis 2009 Musikredakteur der taz und arbeitet jetzt als Popredakteur beim Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL . Sein Buch Lost and Sound. Berlin, Techno und der Easyjetset gilt als eine der wichtigsten Bestandsaufnahmen der Berliner Club-Szene. Mittlerweile gibt es drei Auflagen und eine englische Übersetzung.

Roland Schwab 1969 in Saint Cloud geboren, studierte Musiktheater bei Götz Friedrich in Hamburg und sorgte bereits mit seinen ersten Mozart-Inszenierungen am Theater Meiningen für Aufsehen. Er arbeitet u. a. in Münster, Passau, Dortmund, Freiburg, Dessau, Bonn sowie in Österreich an den Landestheatern in Linz und Innsbruck. Seine Arbeiten für die Deutsche Oper Berlin, MOZART-FRAGMENTE und TIEFLAND, weisen ihn als einen Regisseur starker Bilder und phantastischer Räume aus.

Christian Baier

geb. in Wien, MusiktheaterDramaturg (Wiener Festwochen, Wuppertaler Bühnen, Theater Dortmund), derzeit Künstlerischer Produktionsleiter der Deutschen Oper Berlin und ständiger Gast-Dramaturg des Balletts Dortmund, Romancier (»Joseph.Ein deutsches Schicksal«,»Romantiker«, «Panzerschlacht«) und Librettist.



MAGAZIN 09 PREMIERE

Premiere: 5. Dezember 2010. Weitere Vorstellungen: 11., 16., 19. Dezember 2010; 6., 11., 20. März 2011

UNSERER

HERRSCHER ZEIT DIE TROJANER

David Pountney über das Genie Berlioz und den Respekt eines Regisseurs vor opulenten Werken Der Komponist Hector Berlioz hatte sich so ausführlich mit der Geschichte des Trojanischen Kriegs beschäftigt, dass er schließlich überzeugt war, Dido und Aeneas müssten auch ihn kennen. Heute gehört diese große Erzählung nicht mehr unbedingt zum Bildungskanon. Wann haben Sie das antike Epos kennengelernt? DAVID POUNTNEY Ich hatte Lateinunterricht in der Schule. Wir haben damals auch ein bisschen Vergil gelesen. Ich habe dann relativ früh in meiner beruflichen Karriere die Oper gehört. Damals fand eine der Pionieraufführungen statt. Sir Colin Davis hat das Werk damals wiederentdeckt und in London mustergültig aufgeführt. Als ich 1970 meine erste Stelle als Assistent an der Scottish Opera antrat, gab es ein Gastspiel in Edinburgh mit Janet Baker als Dido und Ron Dowd als Aeneas. Ich war damals völliger Opernneuling, aber die Liebe zu dieser Oper ist geblieben.

Konnten Sie mit dem ausufernden Werk sofort etwas anfangen? DIE TROJANER gelten, ebenso wie Wagners Musikdramen, nicht als Oper für Einsteiger. Ich habe Berlioz schon immer sehr gemocht.Ich fand die Verschiedenartigkeit der Partitur von Anfang an faszinierend. Mit Wagner kann man seine Werke eigentlich nicht vergleichen. Wagner ist wie ein großer Mercedes, der alles andere mit seiner gewaltigen Kraft überrollt. Berlioz ist viel widersprüchlicher, es gibt viel mehr unverdaute originelle Einfälle. Er gibt alle

Foto: Karl Forster

DAVID POUNTNEY

Probleme ganz ungeniert an die ausführenden Künstler weiter. Wagner ist technisch betrachtet viel leichter aufzuführen. Denken Sie bloß an die rhythmischen Schwierigkeiten gleich im ersten Chorauftritt. Der gesamte Aufbau dieser Grand Opéra, gepaart mit den geradezu bizarren Einfällen in der Handlung, der hohen musikalischen Geschwindigkeit, der dynamischen Extreme – hier sehen wir einen ungeheuer originellen Geist beim Verfertigen seiner Gedanken. Der dramaturgische Aufbau der TROJANER ist in seiner groß gedachten Konzeption musikgeschichtlich beispiellos, und spätere Komponisten waren kaum je wieder so kompromisslos. Viele Regisseure fürchten sich vor dem großflächigen Szenenaufbau der französischen Grand Opéra. Deshalb kürzen sie dann das Werk zusammen, um passend zu machen, was sich nicht in ihr Konzept fügt. Wie wollen Sie gemeinsam mit dem Dirigenten Donald Runnicles mit der Partitur umgehen? Wir haben uns bemüht, so viel wie möglich zu erhalten.Ich habe relativ viel Erfahrung mit der Form der Grand Opéra. Ich habe in Wien Wagners RIENZI inszeniert und wahrscheinlich mehr Ballettmusik drin gelassen als jeder andere Regisseur in jüngerer Zeit.Ich habe Rossinis GUILLAUME TELL und Halévys JÜDIN auf die Bühne gebracht. Die meisten deutschen Regisseure haben Probleme mit diesem Genre, aber ich glaube an die Kraft dieser nun wirklich großen Form. Es heißt DAVID POUNTNEY

immer, in den Grand Opéras stecke viel zu viel schlechte Musik. Aber man macht die Musik nicht besser, wenn man durch Kürzungen versucht, sie in Richtung deutsches Musikdrama zu trimmen. In den TROJANERN , GUILLAUME TELL und DON CARLO gibt es ohnehin keine schlechte Musik. Im Grunde müsste man Wagners GÖTTERDÄMMERUNG übrigens auch als Grand Opéra bezeichnen.Man darf nicht so tun, als seien sie schlank und stringent konzipiert wie eine Oper des 20. Jahrhunderts. Diese Werke sind opulent, lang, haben Nebengeschichten und Abschweifungen von der Haupthandlung. All das ist Teil der Gesamtstruktur,und ein Regisseur muss das respektieren. Es hilft übrigens gar nicht, gegen diese Struktur anzukämpfen, das Ergebnis wäre immer peinlich. Auch wenn Wagner und Berlioz vollkommen verschiedene Lösungen für die ästhetischen Probleme ihrer Zeit fanden, so eint sie doch der hohe Anspruch an das Theater. Auch Berlioz träumte einerseits vom großen Publikumserfolg, schreckte jedoch davor zurück, sein Werk in die Mittelmäßigkeit des alltäglichen Schlendrians an der Pariser Oper zu entlassen. Muss man da als Regisseur nicht einigen Mut mitbringen gegenüber dem Anspruch des Komponisten? DAVID POUNTNEY In der Regel haben wir an unseren Häusern nicht mehr die Probleme der musikalischen Umsetzung, vor denen Berlioz zurückschreckte. Wir haben ausreichend Probenzeit, ein Orchester, das diese Musik wirklich spielen kann, einen sehr


MAGAZIN 10

Hector Berlioz

DIE

TROJANER Große Oper in fünf Akten (zwei Teilen) Dichtung vom Komponisten nach Vergil

Musikalische Leitung Inszenierung Bühne Kostüme Lichtgestaltung Dramaturgie Chöre Choreographie Künstlerische Produktionsleitung Énée Chorèbe Panthée Narbal Cassandre Didon Anna Zwei trojanische Soldaten Hécube Priam Hylas/Iopas Ascagne

guten Chor. Uns mangelt es heute an der Zeit, uns auf ein so groß konzipiertes Werk und auf das langsame Erzähltempo einzulassen. Und es ist ein finanzielles Problem, die großen szenischen Anforderungen umzusetzen.Technisch ist das an der Deutschen Oper Berlin kein Problem, aber es ist nach wie vor teuer, DIE TROJANER angemessen auf die Bühne zu bringen. Auch in Deutschland kommen DIE TROJANER von Zeit zu Zeit auf die Bühne, aber wenn sie die Wahl haben, greifen hiesige Theaterleiter doch lieber zu Wagners RING, wenn sie ihr Haus an die Kapazitätsgrenze führen möchten. Im Ausland steht Wagner in stärkerer Konkurrenz zu Berlioz. Haben Sie eine Vermutung, warum er es hierzulande noch schwerer hat als andernorts? Der Fairness halber muss man schon zugeben, dass die großen Wagnerschen Musikdramen rigoroser und logischer sind in ihrer Konzeption. Wenn man diese erstaunlichen Kunstwerke sozusagen als eigenen kulturellen Besitz hat, dann fallen die Schwächen der TROJANER vielleicht noch mehr auf.Für mich machen hingegen die vermeintlichen Schwächen des Werks den eigentlichen Reiz aus. Berlioz ist nicht der konsequente Hugenotte, der sich zielstrebig in die Handlung wirft und diese auf kürzestem Weg erzählt. Es ist eine völlig andere Kultur. Für einen Wagnerliebhaber ist Berlioz wahrscheinlich nicht recht satisDAVID POUNTNEY

Ian Storey Markus Brück Ben Wager/Krzysztof Szumanski Reinhard Hagen Petra Lang/Anna Caterina Antonacci Kate Aldrich Liane Keegan Jörn Schümann, Seth Carico / John Paul Huckle Fionnuala McCarthy Lenus Carlson Yosep Kang / Gregory Warren Heidi Stober/Jana Kurucová

faktionsfähig. Im Gegensatz zu den Deutschen spielten wir Briten in der Operngeschichte nur eine Nebenrolle. Vielleicht haben wir deshalb ein Herz für die anderen Randfiguren, etwa für Janácˇek oder eben Berlioz. Am internationalen Durchbruch beider Komponisten, wahrlich nicht die Schwächsten der Musikgeschichte, waren britische Künstler federführend beteiligt. Vielleicht finden diese Außenseiter bei uns mehr Verständnis. Für uns ist Wagner ein Ausländer. Und wenn wir uns schon um einen Ausländer kümmern, dann können wir auch gleich einen nehmen, für den sich niemand sonst interessiert. Der Untergang Karthagos und der Aufstieg Roms, das ist zunächst nicht mehr als eine trockene Geschichtsstunde. Was interessiert Sie an der historischen Geschichte der TROJANER ? Für mich ist das Stück vor allem eine große Debatte zwischen den maskulinen und femininen Aspekten des Lebens. Zwischen der Utopie und der Realität. Das aggressive, militaristische Reich ist die Männerdomäne, und die Frauengesellschaft bildet mit Karthago ein Gegenbild. Das hebt die Oper für mich aus der reinen Geschichtsstunde in eine andere Dimension. Kassandra steht im ersten Teil als ungeheuerliche Frauengestalt gegen den männlichen Wahn, das interessiert mich. Wie man weiß, ist die friedliche Utopie

DAVID POUNTNEY

Donald Runnicles David Pountney Johan Engels Marie-Jeanne Lecca Davy Cunningham Katharina John William Spaulding Renato Zanella Christian Baier

immer schwächer als die Verrückten mit den Waffen. Das können wir jeden Tag sehen, aber wir dürfen nicht nachlassen, nach dieser friedlichen Utopie zu streben. Wie verhängnisvoll der Militarismus ist, kann man natürlich nicht nur an der deutschen Geschichte ablesen. Auch Großbritannien ist in seiner Kolonialgeschichte über viele Länder und Menschen hinweggetrampelt. Viele haben aus der Geschichte gar nichts gelernt und würden es wieder tun, wenn sie nur die Gelegenheit dazu hätten. Deshalb dürfen wir nicht aufhören, diese Geschichten immer wieder neu zu erzählen. Wir Europäer stecken gerade mittendrin in zwei Kriegen, über deren Sinn man streiten kann. »Nichts Neues unter der Sonne«, könnte das deprimierende Fazit dann allerdings auch lauten. Das ist richtig. DI E T RO JA N E R ist aber keine tagespolitische Oper. Ich kann Ihnen versprechen,dass Sie in meiner Inszenierung nicht den Irak-Krieg auf der Bühne sehen werden, denn das wäre der Inbegriff aller Klischees. In der Vorbereitung spielen die tagespolitischen Überlegungen aber sehr wohl eine Rolle.Der selbstzerstörerische Zug beim Hereinholen des Trojanischen Pferdes, das Dröhnen der Nationalhymnen, der unsinnige Patriotismus, diesen ganzen Apparat zeigt Hector Berlioz auf wunderbare Weise auf. DAVID POUNTNEY


MAGAZIN 11

Wenn Sie den Irak-Krieg nicht zeigen werden, wofür wir Ihnen sehr dankbar sind, verraten Sie uns, was Sie stattdessen zeigen? Im ersten Teil befinden wir uns in einem mit Kriegsrost überzogenen Raum. In der zweiten Hälfte ist der vorher strenge Raum weiß verkleidet und ein riesiger Tisch wird das Zentrum bilden. Das Herzstück der Handlung ist ein Ort zum gemeinsamen Essen. Durch das Eindringen der Trojaner bricht der zerstörerische Rost immer tiefer in den idyllischen Raum ein. Die Bühnensprache beruht auf dem Kontrast zwischen dem harten Metall der männlichen Kriegswelt und der genussreichen Frauenwelt, in der es um die angenehmen Dinge geht. Essen, Liebe und was man sich sonst so zu Hause wünscht.

DAVID POUNTNEY

Bezeichnen Sie sich als politischen Regisseur ?

Foto: DIE TROJANER | Wolfgang Joop fotografiert von André Rival

DAVID POUNTNEY Ich bin mir der gesellschaftlichen Zusammenhänge dessen, was ich auf die Bühne bringe,immer sehr bewusst.Insofern würde ich mich schon als politischen Regisseur bezeichnen. Das liegt vielleicht daran, dass ich Geschichte studiert habe. Diese Leidenschaft pflege ich noch immer. Ich lese immer noch gerne Geschichtsbücher. Ich habe allerdings gar keine Neigung, mich irgendwie parteipolitisch zu engagieren. Neben den politischen Inhalten geht es aber auch um die Psychologie der Figuren, darum, wie sie sich selbst und ihr Zusammenleben organisieren.

Bei den Premieren geben sich viele Politiker gerne kulturinteressiert und schauen sich an, was die Künstler der Gesellschaft zu sagen haben. Gibt es an diesen Abenden die Gelegenheit, auf die Herrscher unserer Zeit einzuwirken? DAVID POUNTNEY Eins zu eins kann das Theater sowieso fast nie einwirken. Das ist auch nicht die Aufgabe des Theaters oder überhaupt eines Künstlers. Wenn die Kunst eine innere Wahrheit hat, dann ist sie auch politisch. Wenn wir mit den TROJANERN zum Nachdenken anregen können über diesen männlichen Drang,Frau und Familie zu verlassen, um durch weitere Eroberungen in einem anderen Land Ruhm zu sammeln, dann haben wir schon etwas erreicht.

Das Gespräch führte Uw e F r i e d r i c h

David Pountney ist einer der gefragtesten und kreativsten Opernregisseure weltweit. Seine Inszenierungen leben von großer Vitalität,überraschen oft und sind ohne Furcht,das Publikum zu unterhalten und zu berühren.Er studierte in seiner Heimatstadt Oxford und an der Universität Cambridge.Sein Durchbruch als Regisseur gelang ihm 1972 mit K AT JA K A BA NOWA beim Wexford Festival. 1975–80 war er Künstlerischer Leiter der Scottish Opera. Intendant Sir Peter Jonas engagierte David Pountney von 1983 bis 1993 als Hausregisseur an die English National Opera bzw. später an die Bayerische Staatsoper. Er hat einen Faible für Rares und Innovatives: In seiner Regie wurden Glass’ S AT YAGR A H A (Rotterdam) und T H E VOYAGE (New Yorker Met) sowie Werke von Maxwell Davies,Holloway,Harvey,Blake und Osborne uraufgeführt.Regelmäßig arbeitet er an der Wiener Staatsoper und am Opernhaus Zürich. David Pountney inszenierte 1989 erstmalig für die Bregenzer Festspiele, seit Dezember 2003 ist er deren Intendant. An der Deutschen Oper Berlin führte er zuerst 1987 Regie (Busonis DOKTOR FAUST ),es folgten 2005 CAVALLERIA RUSTICANA / PAGLIACCI.


MAGAZIN 12

Premiere DIE TROJANER

Donald Runnicles’ Grand Projet Berlioz

DERRICHTIGE

ZEITPUNKT

Erstmalig seit seinem Amtsantritt leitet der Generalmusikdirektor eine Neuproduktion Schon Götz Friedrich hat von einem BerliozZyklus geträumt, und doch hat es über zwanzig Jahre gedauert, bis sich endlich auch ein Berliner Opernhaus an die Monumentalwerke heranwagt. Woran kann das gelegen haben?

aber nicht besonders populär. Weshalb mögen so viele Musiker diese Klänge, die der normale Opernliebhaber eher als »spröde« beschreibt?

Um DIE TROJANER aufzuführen, bedarf es der gemeinsamen Anstrengung und Begeisterung eines ganzen Opernhauses. Das Werk ist nicht einfach zu besetzen, es erfordert Sänger und Sängerinnen mit besonderen Stimmlagen, einen großartigen Chor und ein erstklassiges Orchester. Kirsten Harms und ich haben sofort gewusst, dass wir DIE TROJANER nach 80 Jahren wieder nach Berlin bringen wollen, und wir glauben, dass jetzt der richtige Zeitpunkt dafür ist.

die Besetzung betrifft – aufwändig sind und daher so selten gespielt werden. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass das Publikum irrsinnig begeistert auf das Werk reagiert. Musiker mögen wiederum die Klänge, weil die Musik und Orchestrierung so einmalig sind. Diese Einmaligkeit möchten wir dem Publikum nahebringen und hoffentlich dazu beitragen, dass Berlioz an der Deutschen Oper Berlin zum Publikumsliebling wird.

DONALD RUNNICLES

Gerade DIE TROJANER sind lang. Werden sie an der Deutschen Oper Berlin ungestrichen gespielt? Und wenn nicht: Nach welchen Kriterien verabschiedet sich ein Dirigent von musikalischen Passagen?

Vielleicht sind die DIE TROJANER nicht so populär, weil sie – was

DONALD RUNNICLES

DONALD RUNNICLES Bitte haben Sie Verständnis,dass wir noch nichts verraten können.Es wird weitere Berlioz-Werke geben und wir freuen uns auf eine spannende Reise, die im Dezember mit den TROJANERN beginnt!

Die Fragen stellte Uwe Friedrich

Alle Dirigate von Donald Runnicles in 2010 |11 12., 18., 24. Sep. – Wiederaufnahme

PELLEAS UND MELISANDE,

Claude Debussy 17. Sep.

KONZERT mit Werken von Franz Schubert,

Der Chor der Deutschen Oper Berlin ist sicher einer der auch international besten unserer Zeit. Das Orchester hingegen hat wenig Erfahrung mit den Klangdifferenzierungen der französischen Schule. Wie werden die großen Kollektive mit der Partitur zurechtkommen, und wie macht man in kurzer Zeit einen Sprung in eine neue Klangwelt?

Gustav Mahler 19., 22., 25. Sep.

CASSANDRA , Vittorio Gnecchi / ELEKTRA , Richard Strauss 6. Nov.

17. FESTLICHE OPERNGALA FÜR DIE DEUTSCHE AIDS-STIFTUNG 21. Nov.

Berlioz wird in der Regel eher verehrt als geliebt. Seine Instrumentierungskünste sind unter Musikwissenschaftlern berühmt, beim Publikum

Ich sehe es als meine Aufgabe, dass Chor und Orchester mit der Partitur »zurechtkommen«. Nicht von ungefähr stand im März 2010 die PELLEAS UND MELISANDE -Symphonie auf dem Programm eines unserer Konzerte. Und wir beginnen die Spielzeit 2010/2011 mit PELLEAS UND MELISANDE , damit sich Orchester und Chor in das französische Repertoire vertiefen. Deshalb würde ich nicht von einem Sprung in eine neue Klangwelt sprechen, sondern wir begeben uns auf eine Reise in eine neue Klangwelt und nehmen uns bewusst Zeit dafür. DONALD RUNNICLES

KAMMERMUSIK-MATINEE 5. Dez.; 11., 16., 19. Dez.; 6., 11., 20. März

Premiere DIE TROJANER , Hector Berlioz 9., 14., 18. Dez.

TANNHÄUSER , Richard Wagner 12., 17. Dez.

HÄNSEL UND GRETEL ,

Engelbert Humperdinck 4. Feb.

KONZERT mit Werken von Wolfgang Amadé Mozart, Richard Strauss 26. Feb.; 3., 7., 25., 29. März.; 2. April

OTELLO , Giuseppe Verdi 13. März; 17., 22., 26., 30. März; 3. April

Welches Berlioz-Werk kann auf DIE TROJANER folgen?

Premiere TRISTAN UND ISOLDE , Richard Wagner

Foto: Michael Winokur/ San Francisco Opera

Uns war es wichtig, das Werk an einem Abend zu spielen, deshalb gibt es Striche. Es ist müßig, darüber zu spekulieren, ob Berlioz nicht selbst Striche gemacht hätte. Er hat DIE TROJANER ja nie vollständig aufgeführt erlebt. Ich halte es aber für möglich. Es gibt die Ballettmusiken oder die epischen Märsche, die am ehesten für die Handlung verzichtbar sind. Wir haben uns an der Deutschen Oper Berlin für eine pragmatische Lösung enschieden, die dem Werk und hoffentlich dem Publikum gerecht wird. DONALD RUNNICLES




MAGAZIN 15

Der Rinke -Fragebogen: Saison der Wiederentdeckungen

Ulf Schirmer

STABHOCHSPRUNG

Walter Braunfels’ JEANNE D’ARC – SZENEN AUS DEM LEBEN DER HEILIGEN JOHANNA steht am 30. Oktober, 3. und 11. November wieder auf dem Spielplan. Wie schon zur szenischen Uraufführung im April 2008 dirigiert auch diesmal Ulf Schirmer die »Wiederentdeckung des Jahres« (Opernwelt-Umfrage). Der Ligeti- und Dohnányi-Schüler zählt zu den profiliertesten Dirigenten Deutschlands und arbeitet seit Jahren eng mit der Deutschen Oper Berlin zusammen, zuletzt leitete er hier die Premieren TANNHÄUSER und DIE FRAU OHNE SCHATTEN.Ulf Schirmer ist Generalmusikdirektor am Opernhaus Leipzig und Chefdirigent des Münchner Rundfunkorchesters. »Groß wird dieser Abend dadurch, dass die Deutsche Oper allererste Kräfte in die Arena schickt: Ein Sängerensemble ohne eine einzige Schwachstelle, einen großartigen Chor und Dirigenten. Ulf Schirmer hat sich tief in die Klangwelt der ›Johanna‹ hineingewühlt. Den großen Volksszenen gestattet er Wucht, ohne sie an den Effekt zu verraten. Aber noch imponierender ist, wie Schirmer mit dem Orchester der Deutschen Oper Braunfels eigentümlicher Klangsprache nachspürt, ihrer harmonischen Verästelung, ihren Atmosphärenwechseln und zartbitteren Momenten. Ovationen – sie dürften vielen Intendanten die Ohren klingen lassen.« M Ü NC H N E R M E R K U R , 28. 04. 2008

1_ Was war heute morgen Ihr erster Gedanke? Dass ich nun endlich diesen verflixten Fragebogen ausfüllen werde. 2_ Wenn Sie sich eine (künstlerische) Wahlver-

wandtschaft wünschen könnten: Wen hätten Sie dann als Mutter? Vater? Geschwister? Kinder? Mutter: Hildegard von Bingen, Vater: Wassily Kandinsky, Schwester: Jenny Lind. 3_ Aus welcher Aufführung sind Sie anders her-

ausgekommen als Sie hineingegangen sind? CARMEN – in Wiesbaden 1988; ich bekam während der Torero-Arie einen Bandscheibenvorfall. 4_ Macht die Kunst den Künstler eigentlich zum

besseren oder schlechteren Menschen? Weder – noch, möglicherweise wird er / sie differenzierter.

Foto: Christian Kaufmann

5_ Was wäre für Sie die Erfüllung eines künst-

lerischen Traums? Sämtliche Opern von Richard Strauss dirigieren zu können. 6_ Könnten Sie sich in einen Künstler verlieben,

dessen Werk Sie überhaupt nicht mögen?

Ja, bis zu einem gewissen Grad trenne ich zwischen Mensch und Werk.

13_ Wen würden Sie heute gerne kennen lernen? Winston Churchill.

7_ Was schätzen Sie an einem Menschen am meisten? Den Menschen.

14_ Was – wenn überhaupt – schätzen Sie an

ihren Gegnern? Fehlerfreies Wiedergebenkönnen von Argumenten, gegen die man argumentiert.

8_ Ihre größte Fähigkeit?

Lästige Pflichten erfüllen zu können, wie z. B. das Beantworten eines solchen Fragebogens.

15_ Was wäre für Sie die berufliche Alternative?

Intendant. 16_ Ihr größter Traum?

9_ Was können Sie überhaupt nicht?

Stabhochsprung!

Und wenn es noch so naiv klingt: Für alle Menschen in Frieden genug zu essen.

10_ Wobei fühlten Sie sich zum letzten Mal erwischt? Vor drei Wochen – beim Kaschierungsversuch eines verkehrten 3/4 Taktschlags.

17_Wie würden Sie gerne in Erinnerung blei-

11_ Auf welchen Gegenstand können Sie nicht

Diesen Fragebogen hätte auch Marcel Proust gleich zweimal ausgefüllt.Für die monatlich erscheinende Tagesspiegel-Beilage Spielzeit hat der Dramatiker und Journalist Moritz Rinke brandneue Fragen erdacht – mit freundlicher Genehmigung darf er im Magazin der Deutschen Oper Berlin erscheinen.

verzichten? Brille. 12_ Welche drei Filme sind am besten?

Pasolinis Das 1. Evangelium nach Matthäus, Kurosawas Ran, Scotts Blade Runner (in der 7. Fassung).

ben? Als Mensch.


MAGAZIN 16

IN

EUROPA AUFRUHR Revolutions-Wochen


MAGAZIN 17

GERMANIA

Foto: Barbara Aumüller

Revolutions-Wochen

Widerstand und Wiedergeburt, von Luise zu Angela

Wenn sich 2011 die Französische Revolution zum 222. Mal jährt, werden im Rahmen der Revolutions-Wochen vom 6. Januar bis 25. Februar sechs Werke gezeigt, deren Musik und Geschichten diesen epochalen Umbruch und seine Folgen vorwegnehmen oder reflektieren.


MAGAZIN 18

Revolution als spektakul채re Kulisse

Revolutions-Wochen

Foto: Bernd Uhlig

ANDREA CHENIER


MAGAZIN 19

DIALOGE DER KARMELITERINNEN

Foto: kranichphoto

Schrecken des Terrors Die Zerbrechlichkeit aller Fundamente der Zivilisation


MAGAZIN 20

Foto: Bettina Stoess

DIE HOCHZEIT DES FIGARO

Standesherrschaft am Vorabend der Revolution


MAGAZIN 21

TOSCA

Foto: Bettina Stoess

Revolutions-Wochen

Napoleon in Italien Eifersucht und groĂ&#x;e Geschichte


MAGAZIN 22

MARIE VICTOIRE

Todesangst

Revolutions-Wochen


MAGAZIN 23

Foto: Bettina Stoess

»Es ist eine Illusion zu glauben,eine Stunde Null nach Belieben herbeiführen zu können. Denn die Menschen, die das wollen, kommen doch unvermeidlich aus der Welt, die sie vernichten wollen und bringen daher Vorstellungen und Vorurteile mit in die neue Welt, die sie schaffen wollen.« Alexander Demandt


Revolutions-Wochen

MAGAZIN 24

VERNICHTUNG DES ALTEN »Es ist besser, das Alte mit Stumpf und Stiel auszurotten, als ewig zu flicken und nie ein vollkommenes Ganzes zustande zu bringen«, meinte ausgerechnet der Benimm-Papst, Adolph von Knigge. Ist Ausrottung die einzige Möglichkeit eines radikalen Änderungswunsches? ALEXANDER DEMANDT Die Äußerung des Herrn von Knigge ist gewiss kein Beweis von gutem Benimm. Die Forderung nach Tabula rasa, durch Vernichtung des Alten Platz für das Neue zu schaffen, ist eher ein Ausdruck der Verzweiflung als der Überlegung. Es ist eine Illusion zu glauben, eine Stunde Null nach Belieben herbeiführen zu können.Denn die Menschen,die das wollen,kommen doch unvermeidlich aus der Welt, die sie vernichten wollen, und bringen daher Vorstellungen und Vorurteile mit in die neue Welt, die sie schaffen wollen. Daher empfiehlt sich noch immer die Devise des römischen Kaisers Marc Aurel,des Philosophen auf dem Thron: Hoffe nicht auf Platons Staat, sondern sei zufrieden, wenn es Schritt um Schritt vorangeht.

Oft entwickelt sich das Neue und wird wie das Alte – nur wesentlich billiger. Lohnen sich all die Opfer und unvorstellbaren Grausamkeiten einiger Revolutionen, wenn sich weiterhin nur eine Minderheit Geld und Macht teilt? ALEXANDER DEMANDT Die Frage nach dem Verhältnis zwischen den Kosten und dem Ertrag von Revolutionen geht davon aus, dass diese geplant werden könnten. Sie brechen aus.In der Regel werden sie von aktiven Minderheiten erzwungen, indem sie der jeweils beteiligten Mehrheit Erfolge versprechen, die doch selten eingelöst werden. Das Sprichwort: »Die Revolution frisst ihre

ENZYKLOPÄDIE DES AUFRUHRS

Historiker Alexander Demandt über Ursachen und Wirkungen revolutionärer Prozesse in Gesellschaft und Kultur

eigenen Kinder« lässt sich mit einer Fülle von historischen Belegen bestätigen.

Warum reagieren wir heute dennoch immer wieder aufgeregt, wenn von Revolution die Rede ist?

Die Französische Revolution hat den Egoismus der herrschenden Adelsklasse in einen Egoismus des Nationalstaats verwandelt. Besitzstandswahrung ist die wahrscheinlich produktivste Triebfeder der Menschheit – und zugleich seine elendste. Wozu Revolutionen, wenn es nicht gelingt, den Eigentumsbegriff ein für alle Mal grundlegend neu zu deuten?

ALEXANDER DEMANDT

Die Französische Revolution ist wie alle Umstürze dieser Art das Ergebnis ihrer Vorgeschichte, genauer: Das Resultat einer verfehlten Politik. Die jeweils zum Ausbruch kommenden Spannungen haben sich in aller Regel lange vorher angekündigt und einen Reformbedarf zum Ausdruck gebracht, der nur durch die anscheinend unvermeidliche Borniertheit der herrschenden Klassen, der Nutznießer des alten Systems, nicht dazu geführt hat, die Herrschafts- und Besitzverhältnisse den veränderten Gegebenheiten anzupassen. Karl Marx, der die Revolutionen als die Lokomotiven des Fortschritts bezeichnet hat, führte sie darauf zurück, dass die Produktivkräfte im Widerspruch zu den Produktionsverhältnissen gerieten, und mit dieser Formel könnte man auch die Französische Revolution erklären. Denn im Laufe des 18.Jahrhunderts hatte das Bürgertum die Führung in der Wirtschaft gewonnen und war sich in der Aufklärung ihres Wertes bewusst geworden,was schließlich zur Gewaltaktion geführt hat.

ALEXANDER DEMANDT

Heute löst eine Revolution die andere ab. Ständig gibt es Mode-, Marketing- oder Technik-Revolutionen – alles Posen der Konsumwirtschaft.

Wenn heute der Revolutionsbegriff in aller Munde ist, so beruht dies auf dem emotionalen Reizwert des Wortes und dem Erregungsbedürfnis der Öffentlichkeit. Insbesondere die Sensationsgier der Medien reflektiert auf Zuspruch, wenn von Revolutionen, Krisen, Katastrophen und Ähnlichem die Rede ist. Interessant ist die Entwicklung in der Benennung des Umsturzes von 1989. Im Allgemeinen ist von »Wende« die Rede, aber unverdrossen wird auch von der »Deutschen Revolution« gesprochen. Damit soll etwas Großartiges in unser postheroisches Zeitalter herübergerettet werden, unangesehen der Tatsache, dass das Wort »Revolution« seine pathetische Würde den Blutopfern verdankt. Revolution und Kunst. Die Kunst träumt immer wieder das Unvorstellbare herbei. Dann wieder eröffnet erst die Revolution der Kunst gänzlich neue Spielräume. Wie sehr braucht der Umsturz die Kunst und die Kunst den Umsturz?

Die Frage nach dem Verhältnis zwischen Revolution und Kunst sollte man allgemeiner fassen und auf die Beziehungen zwischen Kunst und Umbruchzeiten ausweiten. Hier gibt es einen wechselseitigen Einfluss. Ändert sich die sozialpolitische Großwetterlage, so hat das auch Folgen für die Ausdrucksformen der Bildenden Kunst und der Literatur. So haben sich mit der Durchsetzung des Christentums völlig neue Inhalte und Stilelemente eingebürgert. Umgekehrt sind mit der Reformation katholische Auftraggeber an die Bildhauer und Maler seltener gewor-

ALEXANDER DEMANDT


MAGAZIN 25

Ursprünglich war die Oper aristokratisch und entrückt. Dann kam die Französische Revolution und die Oper wurde größer, lauter und überwältigend. Das Bürgertum hatte dem Adel die Oper weggenommen, die Masse (Chor) trat als neuer, eigenständiger Protagonist auf die Bühne und revolutionierte in der Form der »Grand Opéra« die Musikgeschichte. In den größer werdenden Theaterbauten und Orchestergräben, den immer länger dauernden Werken spiegelte sich machtvoll die Potenz der neuen Herren und des technisch-industriellen Aufschwungs,den sie betrieben.Und dadurch änderten sich auch die Geschichten,die die Oper von nun an erzählte.

den, und die neuen Themen hießen nun Landschaft, Porträt, Stillleben, Genre und Ähnliches. Manche Kunsthistoriker haben das bedauert,unter ihnen Jacob Burckhardt, dem die Malerei der protestantischen Niederländer keinen Ersatz für die lebens- und farbenfrohe Kunst der italienischen Renaissance bot. Wie Umstürze oft Folgen für die Kultur haben, so können auch kulturelle und künstlerische Leistungen einen sich anbahnenden gesellschaftlichen Klimawechsel ankündigen. Ein berühmtes Beispiel ist das Bild »Der Schwur der Horatier« von Jacques Louis David,der 1784 in der Akademie zu Paris ausgestellt wurde und ungeheures Aufsehen erregte. Man verstand das Bild, das auf jeden barocken Schmuck verzichtete und sich glasklar auf eine Aussage beschränkte, als Aufforderung zu politischer Tat und als Verherrlichung des Patriotismus. Manche der anachronistischen Aspekte der Oper müssten einen Historiker eigentlich elektrisieren: Der schweifende Umgang mit der Zeit, die gegenwartsunabhängige Definition von Realismus und Schönheit … Warum sieht man Sie eher selten in die Oper gehen? ALEXANDER DEMANDT Jede Kunstgattung hat ihren Höhepunkt, ihren Zeitbezug, aber geht darin nicht auf. Wäre es anders, müsste man Passionen, Kantaten, Motetten als anachronistisch bezeichnen, weil die Glaubensgrundlage aus der Zeit ihrer Entstehung verschwunden ist. Es kennzeichnet geradezu große kulturelle Leistungen, dass ihre Eindruckskraft weit über die Entstehungsbedingungen hinausreicht. Und das war schon immer so. Frühe und zeitlose Beispiele dafür bietet der Kunstraub, auch

über Kulturgrenzen hinweg, der den ästhetischen Wert von Kunstwerken unabhängig von den Verhältnissen ihrer Entstehung und ihrer primären ideologischen Funktion dokumentiert. Mit der Kunst steht es ähnlich wie mit der Philosophie: Nicht alles passt in jeden Kopf. Die Menschen sind unterschiedlich geprägt, sei es durch Erbe, sei es durch Erziehung. In der Regel kann der Einzelne nicht beeinflussen, was ihm gefällt. So geht es mir mit der Musik. Ich bin auf Johann Sebastian Bach festgelegt, schätze seine Sangbarkeit, seine klare Harmonik und die unerschöpfliche musikalische Phantasie, die mich auch nach Jahrzehnten noch Entdeckungen in Stücken machen lässt, die ich seit meiner Schulzeit kenne. Im Übrigen unterscheide ich mich von vielen Freunden und Bekannten durch meinen geringen Bedarf an kommerziellem Kulturkonsum. Ich musiziere selbst, und zwar intensiv, ich male, dichte, schreibe meine Bücher und befinde mich gegenüber meinen eigenen Plänen ständig in Zeitnot. Außerdem bekenne ich mich als Technik- und Medienmuffel, habe aber ein ungebrochenes Verhältnis zur Gartenarbeit. Letztendlich will ich nicht ausschließen, dass man mich in diesem oder jenem Punkt auch noch eines besseren belehrt. Warum nicht in Sachen Oper? Rebellion gegen die Oper: Welcher These geben Sie den Vorzug: »Die Oper ist eine einmalige, europäische Kulturleistung, die schützenswert ist« oder »Die ideologisch belastete Oper dient nur noch einer elitären Minderheit«? ALEXANDER DEMANDT Niemand kann daran zweifeln, dass die Oper eine europäische Kulturleistung darstellt, wenngleich es

auch asiatische Kunstformen verwandter Art gibt. Selbstverständlich verdient die Oper Förderung. Dass sie ideologisch belastet ist, könnte man von allen anderen Kunstgattungen ebenso behaupten. Kunst ging immer nach Brot und musste dies, wie alle Kultur auf ein Mäzenatentum angewiesen war und ist und sein wird. In früheren Jahrhunderten haben die Fürsten und Bischöfe die Kunst getragen.In der Politik ist an ihre Stelle die gewählte Regierung getreten,die damit auch die Pflicht übernommen hat, das kulturelle Erbe zu pflegen. Gewiss ist Kultur in einer Demokratie für alle da. Dennoch kann man in einer differenzierten Gesellschaft nicht verlangen, dass sich alle Bevölkerungsschichten in gleicher Weise von allen staatlich geförderten Kulturangeboten angesprochen fühlen.Wichtiger ist, dass niemand ausgeschlossen wird, und das ist auch eine Frage der Preisgestaltung. Das Gespräch führte Felix Schnieder-Henninger

Alexander Demandt , geboren 1937, ist einer der angesehensten Historiker, Kulturwissenschaftler und Sachbuchautoren deutscher Sprache. Zuletzt erschienen von ihm eine Biographie Alexanders des Großen (2009) und Über die Deutschen. Eine kleine Kulturgeschichte (2007). Er lehrte bis zu seiner Emeritierung 2005 als Professor für Alte Geschichte an der Freien Universität Berlin. Neben seinem Schwerpunkt »Spätantike« beschäftigt ihn das Phänomen von Umbruch und Niedergang in der Geschichte. Einem breiteren Publikum wurde er durch die ZDF-Serie ZDF History bekannt.


MAGAZIN 26

Revolutions-Wochen

Dramaturg Curt A. Roesler über die sechs Werke der Revolutions-Wochen

revolutions

VON MOZART ZU POULENC

per minute

mit 33 1/3 rpm (»revolutions per minute«) nischen Terrors 1793/94, während die »letz- Gertrud von le Fort, eine enge Freundin drehten sich die ersten Opernschallplatten in meinem Besitz. Eine Gesamtaufnahme, die ich mir damals nicht leisten konnte, die ich aber dank der Aufmerksamkeit eines rührigen Gymnasiallehrers zusammen mit ein paar Schulkameraden kurz nach deren Erscheinen im Musikraum der Kantonsschule Winterthur hörte, war DIE HOCHZEIT DES FIGARO .Vier schwarze Scheiben kosteten zusammen 100 Schweizer Franken. Für mich damals ein Vermögen. Umso andächtiger und aufmerksamer lauschte ich den Klängen eines Orchesters, von dem ich nicht wusste, dass ich ihm eines Tages als Dramaturg der Deutschen Oper Berlin so nah kommen würde. DIE HOCHZEIT DES FIGARO steht mit gutem Grund am Anfang dieser Betrachtungen der Revolutions-Wochen: 1786 uraufgeführt, ist sie die älteste der sechs Opern in diesem Zyklus, sie ist die einzige, deren Handlung laut Libretto vor der Französischen Revolution spielt und sie wird in der ältesten Inszenierung (1978) gezeigt. Genau genommen ist diese Oper sogar die einzige im Zyklus, die revolutionäres Handeln, die Umdrehung der Werte am Ende des 18. Jahrhunderts, zum Inhalt hat – literarisch wie musikalisch.Die fünf anderen Werke zeigen die Folgen der Revolution und individuelles Verhalten dazu: Drei von ihnen spielen (oder beginnen zumindest) in der Zeit des jakobi-

ten« beiden in napoleonischer Zeit spielen. Die Geschichte der Oper von 1600 bis heute ist eine Geschichte der Reform.Monteverdi, Metastasio,Gluck,Wagner sind die berühmtesten Reformer und Revolutionäre, zwischen ihren umwälzenden Neudefinitionen der musikdramatischen Kunst stehen zahllose kleinere Umgestaltungen, deren Auswirkungen begrenzter waren, aber doch zu einer Art permanenter Revolution beitrugen. So betrachtet ließe sich fast jedes Meisterwerk zwischen Monteverdis ORFEO und Lachenmanns MÄDCHEN MIT DEN SCHWEFELHÖLZERN in »Revolutions-Wochen« integrieren. Die Revolutions-Wochen an der Deutschen Oper Berlin jedoch beziehen sich ausschließlich auf Werke, die mit der Revolution von 1789 in Verbindung gebracht werden können. Am 17. Juli 1794 wurden sechzehn »Unbeschuhte Karmelitinnen« aus Compiègne in Paris hingerichtet, eine Woche und einen Tag später kam der hochbegabte Lyriker André Chénier unter die Guillotine. Besondere Brisanz erlangten die Hinrichtungen in der Rückschau dadurch, dass sie zu den letzten Exzessen der »terreur« gehörten: Drei Tage nach Chéniers Kopf rollte der Kopf Maximilien Robespierres in den Korb und damit hatte die Schreckensherrschaft ein Ende. In der Novelle Die Letzte am Schafott lässt

der als karmelitische Märtyrerin 1942 in Birkenau umgebrachten Edith Stein, das Schicksal der Nonnen von Compiègne Literatur werden. Eine – ausgedachte – Novizin, die sich bewusst für den Tod entscheidet, steht im Zentrum der Handlung, die Georges Bernanos in einem nachgelassenen Stück (ursprünglich einem Filmszenario) aufnimmt, das unter dem Titel BEGNADETE ANGST 1951 in Zürich uraufgeführt wurde. Dieses Stück wiederum ist die Vorlage der Oper DIALOGE DER KARMELITERINNEN von Francis Poulenc. Der Regisseur Günter Krämer verfolgte seine Arbeit in tiefer Betroffenheit über das Schicksal Edith Steins und formte daraus mit äußerster Konzentration auf die Psychologie der Handelnden ein individuelles Drama des Bekenntnisses und des Widerstands. Das genaue Gegenteil finden wir in ANDREA CHENIER von Umberto Giordano. Er gehört zu dem Zweig des Verismo, der die »Grand Opéra« mit ihren historisierenden Handlungsfäden in den Fin de Siècle verlängert. Musikalisch wörtliche Zitate, etwa der Carmagnole oder des Revoutionsliedes »Ça ira«, und Stilzitate wie das des Menuetts verorten die Handlung ganz präzise im »Ancien Régime« und im »terreur«. Die pointierten Übertreibungen mit einem wörtlichen »Aus-den-Fugen-geraten« der al-


MAGAZIN 27

Revolutions-Wochen ten Weltordnung in dieser Produktion von John Dew (Regie), Peter Sykora (Bühne) und José-Manuel Vázquez (Kostüme) transportieren diesen Anspruch der Moderne vom Ende des 19. Jahrhunderts in unsere Zeit, stets dem Melos der italienischen Gesangslinie vertrauend. Die Weiterentwicklung des Konzepts von Giordano, die der 13 Jahre jüngere Ottorino Respighi in M A RI E V IC TOI R E betrieb, geht so weit, dass man schon wieder von einer Umdrehung (Revolution) sprechen könnte. Es ist somit nicht verwunderlich, dass die wenigen Zeitgenossen, die das nicht aufgeführte Werk kannten, darin die Zukunft der Oper erblicken wollten. Das Orchester spielt hier die Hauptrolle – darin ist der Einfluss Richard Wagners zu erkennen, der damals noch, 30 Jahre nach seinem Tod, als moderner Opernkomponist galt. Jede Regung der Handelnden wird kommentiert und die motivische Arbeit ist außergewöhnlich dicht,ganz anders als in der zeitgenössischen italienischen Oper. Wie in ANDREA CHENIER begegnen wir den gleichen Personen »vorher« und »nachher«, und wie im leider nicht mehr im Repertoire befindlichen OBERST CHABERT von Waltershausen erleben wir die Tragödie des unerwartet überlebt Habenden. Die Inszenierung der Respighi-Oper von Johannes Schaaf zeichnet den Werdegang des unmöglichen Liebespaares an den zufälligen Haltepunkten der Geschichte bis in die geheimsten Regungen nach. Während sich die Handlung von MARIE VICTOIRE über sieben Jahre bilderbogenartig hinzieht, sind die aristotelischen Regeln der Einheit (von Zeit, Raum und Handlung) in TOSCA streng eingehalten. Die Zeit ist an einem historischen Ereignis festzumachen,der Schlacht bei Marengo am 14. Juni 1800. Zieht man die Distanz von 483 km zwischen Marengo und Rom in Betracht, die von den Meldereitern zurückgelegt werden mussten, die im Abstand von etwa 8 Stunden völlig gegensätzliche Berichte überbrachten, so wird man den 17. Juni als Tag, an dem TOSCA spielt, annehmen müssen. Baron Scarpia, der Polizeichef von Rom steht unter dem Schutz der habsburgischen Königin Marie Caroline von Neapel, die, auf der Durchreise nach Wien, ein Fest für den vermeintlichen Sieger, den österreichischen

General Melas gibt, bei dem Floria Tosca als Sängerin auftritt. Der Voltairianer Mario Cavaradossi hofft auf Napoleon als Beschützer einer wieder zu errichtenden römischen Republik und bricht trotz Folter in sein berühmtes »Vittoria!« aus, als die korrigierende Nachricht eintrifft. Das besiegelt natürlich nur seine Hinrichtung, doch auch Scarpia nützt es nichts,dass – trotz des Sieges Napoleons in Oberitalien – Rom wieder so weit von einer Republik entfernt ist wie in den Jahrhunderten seit dem Scheitern von Cola di Rienzo. Er wird von Tosca umgebracht. Die Inszenierung von Boleslaw Barlog in Bühnenbildern und Kostümen von Filippo Sanjust ist der Klassiker im Repertoire der Deutschen Oper Berlin, sie ist seit 1969 auf dem Spielplan und wird in einer 1987 von Götz Friedrich gründlich erneuerten Fassung gespielt. Wie MARIE VICTOIRE gehört GERMANIA von Alberto Franchetti in die Reihe der Wiederentdeckungen. Kirsten Harms gab mit dieser Premiere 2006 den künstlerischen Kurs ihrer Intendanz vor.Ein umsichtiges Heranführen an vergessene Traditionen, eine Neuüberprüfung von Werken, über die die Zeiten aus unterschiedlichsten Gründen hinweggegangen sind. Nur notorische Sammler von 78-er Schallplatten kannten die zwei Ausschnitte aus der Oper, die Enrico Caruso kurz nach der Uraufführung, die er unter der Leitung von Arturo Toscanini gesungen hatte, aufgenommen hat. Der plakative Titel mag viel dazu beigetragen haben, dass gerade in Deutschland sich kaum jemand an das Werk traute. Und auch, als die Deutsche Oper Berlin diesen Blick von außen auf die deutsche Geschichte mit einem unverkrampften Umgang mit Traditionen plante, ahnte noch niemand etwas von einem »Sommermärchen« und Tausenden von Autos mit schwarz-rot-goldenem Wimpel, was die Fußball-Weltmeisterschaft im Sommer 2006 mit sich brachte. Auch in GERMANIA gibt es ein »Vorher« und»Nachher«um ein historisches Ereignis. Es ist die Völkerschlacht bei Leipzig, letzter Ausläufer der Revolutionswirren,der die Restauration besiegelt und den persönlichen Konflikt Rickes, die zwischen zwei Männern steht (von denen wiederum einer ein Totgeglaubter ist, der wiederkehrt), tragisch beendet.

r e vo l u t i o n s -woche n 6 . j a n . – 2 5. f e b . 2 0 1 1 6., 9. Jan.; 20. Feb. 2011

Alberto Franchetti [1860 –1942] GERMANIA Dirigent: Ulrich Windfuhr Inszenierung: Kirsten Harms Mit u. a. Carlo Ventre, Silvio Zanon, Lise Lindstrom 14. Jan.; 17. Feb. 2011

Wolfgang Amadé Mozart [1756–1791] DIE HOCHZEIT DES FIGARO Dirigent: Friedemann Layer Inszenierung: Götz Friedrich Mit u. a. Simon Pauly, Michaela Kaune, Jana Kurucová 26., 29. Jan.; 16. Feb. 2011

Umberto Giordano [1867–1948] ANDREA CHENIER Dirigent: Paolo Carignani Inszenierung: John Dew Mit u. a. Salvatore Licitra / Robert Dean Smith [Feb.], Seng Hyoun Ko, Maria Guleghina 15. Jan.; 19. Feb. 2011

Giacomo Puccini [1858–1924] TOSCA Dirigent: Alexander Joel Inszenierung: Boleslaw Barlog Mit u. a. Tatjana Serjan / Hui He, Riccardo Massi / Roberto Aronica 30. Jan.; 3., 15. Feb. 2011

Ottorino Respighi [1879 –1936] MARIE VICTOIRE Dirigent: Michail Jurowski Inszenierung: Johannes Schaaf Mit u. a. Takesha Meshé Kizart, Markus Brück, Gaston Rivero 12., 18., 25. Feb. 2011

Francis Poulenc [1899–1963] DIALOGE DER KARMELITERINNEN Dirigent: Yves Abel Inszenierung : Günter Krämer Mit u. a. Rachel Harnisch, Julia Juon, Michaela Kaune


Eugen d’Albert

tiefland 1 Dirigent: Yves Abel Inszenierung: Roland Schwab Egils Silins, Petra Maria Schnitzer, Torsten Kerl u. a. 10., 17. Okt. 2010 Wolfgang Amadé Mozart

KinderMusikTheater nach Wolfgang Amadé Mozart

das märchen von der zauberflöte 3 Dirigent: Evan Rogister Inszenierung: Gerlinde Pelkowski Jörg Schörner, Heidi Stober, Hulkar Sabirova, Yosep Kang, Simon Pauly u. a. 31. Okt. 2010

don giovanni 1 Dirigent: Roberto Abbado Inszenierung: Roland Schwab Ildebrando d’Arcangelo, Marina Rebeka, Ruxandra Donose, Alex Esposito u. a. 16. [Premiere], 21., 23., 26., 29. Okt.; 4. Nov. 2010

SPIELPLAN

20102011 Vorstellungen und Konzerte 10. Oktober 2010 – 16. Januar 2011

Gioacchino Rossini

der barbier von sevilla 1 Dirigent: Guillermo Garcia Calvo Inszenierung: Katharina Thalbach Antonino Siragusa/Bogdan Mihai (Nov.), Joyce DiDonato/Jana Kurucová (Nov.), Dalibor Jenis / Markus Brück (Nov.) u. a. 24., 28. [Familientag], 31. Okt.; 20. Nov. 2010

2. konzert des orchesters der deutschen oper berlin 40. Bühnenjubiläum von Kammersänger Matti Salminen Dirigent: Ulf Schirmer Solist: Matti Salminen Werke von Wagner, Beethoven, Verdi, Rossini u. a. 1. Nov. 2010

17. festliche operngala für die deutsche aids-stiftung

In memoriam Christoph Schlingensief Walter Braunfels

Dirigent: Donald Runnicles Moderation: Max Raabe Joyce DiDonato, Matti Salminen, Franco Vassallo, Andreas Scholl u. a. 6. Nov. 2010

jeanne d’arc – szenen aus dem leben der heiligen johanna 2

Wolfgang Amadé Mozart

Dirigent: Ulf Schirmer Idee, Konzeption: Christoph Schlingensief Regieteam: Anna-Sophie Mahler,Carl Hegemann, Søren Schuhmacher Daniel Kirch, Mary Mills, Morten Frank Larsen u. a. 30. Okt.; 3., 11. Nov. 2010

2

die zauberflöte 1 Dirigent: Evan Rogister Inszenierung: Günter Krämer Ante Jerkunica/ Hyung-Wook Lee, Thomas Blondelle/Clemens Bieber/Yosep Kang, Burcu Uyar/Hulkar Sabirova, Heidi Stober/ Martina Welschenbach, Simon Pauly u. a. 19., 27. Nov.; 4., 15. [Familientag], 27. Dez. 2010


jeanne d’arc – szenen aus dem leben der heiligen johanna | Fotos: Thomas Aurin

Gaetano Donizetti

Giuseppe Verdi

lucia di lammermoor 1

la traviata 1

Dirigent: Guillermo Garcia Calvo Inszenierung: Filippo Sanjust Vincenzo Taormina, Jane Archibald, Yosep Kang, Arutjun Kotchinian u. a. 21., 26., 28. Nov. 2010 Hector Berlioz

die trojaner [les troyens] 1 Dirigent: Donald Runnicles Inszenierung: David Pountney Ian Storey, Kate Aldrich, Petra Lang, Markus Brück u. a. 5. [Premiere], 11., 16., 19. Dez. 2010 Kinder tanzen für Kinder nach Pjotr I. Tschaikowskij

der nussknacker Choreographie: Felicitas Binder Musik vom Tonträger 6., 14., 21. Dez. 2010

Dirigent: Yves Abel/Roberto Rizzi Brignoli [Jan.] Inszenierung: Götz Friedrich Irina Lungu/Patrizia Ciofi [31. Dez. abds.; Jan.], David Lomeli/Yosep Kang [31. Dez. nachm.]/ Vittorio Grigolo [Jan.], Markus Brück/ Nicola Alaimo [31. Dez. nachm.] / Leo Nucci [Jan.] u. a. 22., 29., 31. [15 + 19 Uhr] Dez. 2010; 8., 21. Jan. 2011 Revolutions-Wochen Wolfgang Amadé Mozart

die hochzeit des figaro 1 Dirigent: Friedemann Layer Inszenierung: Götz Friedrich Simon Pauly, Jacquelyn Wagner/Michaela Kaune [14. Jan.], Martina Welschenbach, Krzysztof Szumanski, Jana Kurucová u. a. 25., 30. Dez. 2010; 2., 14. Jan. 2011 Revolutions-Wochen Alberto Franchetti

Richard Wagner

germania 1

tannhäuser und der sängerkrieg auf wartburg 1

Dirigent: Ulrich Windfuhr Inszenierung: Kirsten Harms Carlo Ventre, Silvio Zanon, Lise Lindstrom u. a. 6., 9. Jan. 2011

Dirigent: Donald Runnicles/Evan Rogister [ Jan.] Inszenierung: Kirsten Harms Reinhard Hagen/Robert Holl [ Jan.], Robert Dean Smith/Jon Fredric West [ Jan.], Markus Brück, Manuela Uhl/Petra Maria Schnitzer [ Jan.] u. a. 9., 14., 18. Dez. 2010; 16 Jan. 2011 Engelbert Humperdinck

hänsel und gretel 4 Dirigent: Donald Runnicles/ Evan Rogister [23. Dez.] Inszenierung: Andreas Homoki Julia Benzinger/Jana Kurucová, Martina Welschenbach/Heidi Stober, Burkhard Ulrich/Jörg Schörner u. a. 12., 17., 23. [14 + 18 Uhr] Dez. 2010 – jeweils Familientag

familientage neu in 2010|2011 An den Familientagen kosten Karten für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren bereits im telefonischen Vorverkauf und an der Billettkasse einheitlich nur euro 6,–.

Revolutions-Wochen Giacomo Puccini

tosca 2 Dirigent: Alexander Joel Inszenierung: Boleslaw Barlog Tatjana Serjan, Riccardo Massi, Franz Grundheber u. a. 15. Jan. 2011

1_ Chor und Orchester der Deutschen Oper Berlin 2_Chor, Kinderchor und Orchester der Deutschen Oper Berlin

3_ Mitglieder des Orchesters der Deutschen Oper Berlin 4_Kinderchor und Orchester der Deutschen Oper Berlin


deutsche oper berlin Bismarckstraße 35, 10627 Berlin Zentrale: +49 [0] 30 - 343 84 01 www. deutscheoperberlin.de

KARTEN

Sie können Ihre Karten für die Saison 2010|2011 wie gewohnt telefonisch, schriftlich oder direkt an der Billettkasse der Deutschen Oper Berlin kaufen. Ab sofort können Sie Ihre Karten mit print at home zu Hause ausdrucken. Auf www.deutscheoperberlin.de können Sie Ihre Wunschplätze direkt aus dem Saalplan erwerben. Telefon: Karten-Service: +49 [0] 30 - 343 84 343 [Mo–Fr: 8–18 Uhr; Sa–So: 11–16 Uhr] Abonnement-Service: +49 [0] 30 – 343 84 230 [Mo–Fr: 10–16 Uhr] Fax: +49 [0] 30 - 343 84 246 E-Mail: info@deutscheoperberlin.de Billettkasse: Bismarckstraße 35, 10627 Berlin Mo–Sa [auch an Feiertagen]: 11 Uhr bis Vorstellungsbeginn, an veranstaltungsfreien Tagen bis 19 Uhr. So: 10–14 Uhr und eine Stunde vor Beginn. Frühveranstaltungen: eine Stunde vor Beginn. Für reservierte bzw. vorbestellte Karten wird eine Servicegebühr in Höhe von euro 2,– je Karte erhoben. Die Karten werden auf Wunsch zugesandt. Wir erlauben uns den Hinweis, dass es inszenierungsbedingt zu Beeinträchtigungen der Sicht auf die Bühne kommen kann. Weiterhin bitten wir, die Übertitel als einen Service zu betrachten, von dem nicht auf allen Plätzen zur Gänze profitiert werden kann. ZWEI BESONDERE ABONNEMENTS

Zyklus »Revolutions-Wochen«

Wählen Sie vier Vorstellungen: Wenn sich 2011 die Französische Revolution zum 222. Male jährt, präsentiert die Deutsche Oper Berlin die Revolutions-Wochen. Das Programm besteht aus sechs Werken, in denen sich dieser epochale Umbruch und dessen Folgen für Europa spiegeln. Es finden sich die Dauerbrenner ANDREA CHENIER, TOSCA und DIE HOCHZEIT DES FIGARO ebenso darunter wie die selten gespielten DIALOGE DER KARMELITERINNEN oder die Wiederentdeckungen GERMANIA und MARIE VICTOIRE.

Preise : 210,– | 156,– | 108,– | 61,– euro Zyklus »Französische Oper«

Wählen Sie vier Vorstellungen: Nachdem in den letzten Jahren vor allem das

italienische und deutsche Repertoire im Zentrum des Spielplans standen, beginnt mit der neuen Spielzeit die Erschließung der großen Musiktradition unseres französischen Nachbarn. Generalmusikdirektor Donald Runnicles eröffnete die Saison mit PELLEAS UND MELISANDE. Im Dezember folgt die Berlioz-Premiere DIE TROJANER. Zum Spielzeitende

steht eine Neuproduktion von SAMSON UND DALILA auf dem Programm. Der Abonnenment-Zyklus wird ergänzt: MARIE VICTOIRE, DIALOGE DER KARMELITERINNEN, CARMEN .

Preise: 230,– | 180,– | 132,– | 68,– euro

Abonnenten-Bonus Für jeden Abonnement-Platz laden wir Sie ein, eine unserer wiederentdeckten Opern GERMANIA, JEANNE D’ARC oder MARIE VICTOIRE in der Preiskategorie Ihres Abonnements kostenfrei zu besuchen.

TREUECARD

SERVICE – RUND UM DIE VORSTELLUNG

Anfahrt: U2 »Deutsche Oper« | U7 »Bismarckstraße« | Bus 101 & 109 Die Deutsche Oper Berlin ist für Rollstuhlfahrer barrierefrei. Parkhaus Deutsche Oper: Operntarif von euro 3,– jeweils ab zwei Stunden vor Beginn bis 2 Uhr [Sonderkonditionen: Als Abonnent erhalten Sie bei Vorlage des Parktickets an der 1. Garderobe rechts ein Auslassticket gegen Zahlung von nur euro 2,50] Das Restaurant Deutsche Oper begrüßt Sie als Gäste nicht nur in den Pausenfoyers, sondern auch täglich ab 9 Uhr im Restaurant, das anspruchsvolle und leichte deutsche Küche bei ausgezeichnetem Service bietet. Der Shop Musik & Literatur in der Deutschen Oper Berlin hält nicht nur ein auf den Spielplan der Deutschen Oper Berlin abgestimmtes Sortiment an Büchern, CDs und DVDs, sondern auch eine Auswahl an Literatur, Kunstbuch, Kultur- und Theatermagazinen bereit [in der Garderobenhalle Mo–Sa 16 –19 Uhr, im Foyer ab Einlass bis zur letzten Pause].

Nach dem Kauf von Karten für mehr als neun Kontakte unterschiedliche Vorstellungen innerhalb ei- Parkhaus Tel.: 030 - 343 84 652 ner Saison erhalten Sie auf Wunsch kostenlos martens@deutscheoperberlin.de die TreueCard [je Vorstellung ist nur eine Ein- Restaurant & Bar Tel.: 030 - 343 84 670 trittskarte anrechenbar]. Die TreueCard er- www.rdo-berlin.de | eat@rdo-berlin.de möglicht ab dem 10. Vorstellungsbesuch eine Shop Musik & Literatur Tel.: 030 - 343 84 649 Ermäßigung von 30% auf Karten der Preiskate- Internet: www.velbrueck.de/dob/ gorie A, B und C und 10% auf Karten der Preiskategorie D. Ausgenommen sind Fremdveran- Publikationen & Informationen staltungen, Veranstaltungen zu Sonderpreisen Gerne senden wir Ihnen kostenlos unsere und Vorstellungen des Staatsballetts Berlin. Publikationen oder unseren Newsletter: Tel.: Die TreueCard gilt nur für Sie persönlich für [0]30 343 84–343 | info@deutscheoperberlin.de. die Saison 2010|2011. Für die Antragstellung bitten wir um Vorlage der entsprechenden DER FÖRDERKREIS Eintrittskarten und um ein Passfoto [sofern die … der Deutschen Oper Berlin hat sich die Unterstützung des Hauses durch finanzielle TreueCard erstmalig ausgestellt wird]. und ideelle Beiträge zur Aufgabe gemacht. Kontakt: Dr. Katrin Schwenk CLASSICCARD – FÜR ALLE BIS 30 Tel.: 030 – 343 84 240 | Fax: 030 – 343 84 686 Zum einmaligen Grundpreis von euro 15,– E-Mail: foerderkreis@deutscheoperberlin.de können junge Menschen bis 30 mit der ClassicCard ein Jahr lang aus über 1.500 TopKonzerten, Opern- und Ballettaufführungen DER JUGENDCLUB wählen und diese von den besten Plätzen aus Sie sind unter 30 Jahren alt und möchten erleben – und das zum Festpreis von euro 8,– Opern zu ausgewählten Terminen zu günstifür Konzerte und euro 10,– für Oper und gen Konditionen besuchen und darüber hinBallett, sooft sie wollen. Diese Vorzugsbedin- aus mit den »Machern« ins Gespräch kommen gungen gelten an den Abendkassen für Eigen- und sich mit Gleichgesinnten über Gesehenes veranstaltungen von Deutscher Oper Berlin, und Gehörtes austauschen. JahresmitgliedKomischer Oper Berlin, Konzerthaus Berlin, schaft: einmalig euro 15,–; die Tickets für Rundfunk-Orchester und Chöre GmbH so- Schüler euro 10,– / für Azubis, Studenten wie Staatsoper im Schiller Theater und Staats- euro 15,–. ballett Berlin. Die ClassicCard können Sie www.jugendclub-deutscheoperberlin.de an den Tageskassen der beteiligten Institutionen sowie bei Dussmann das KulturKaufhaus erwerben. Alle Infos unter www.classiccard.de


MAGAZIN 31

2010 2011

DE UTSCH E OPE R B E R LI N

Angela Gheorghiu + Jonas Kaufmann ADRIANA LECOUVREUR – 2. + 5. Oktober Konzertante Premiere

Angela Gheorghiu

Jonas Kaufmann

Foto: Uli Webber

Foto: Bettina Stoess

GROSSE STIMMEN – GROSSE OPER

Ildebrando d’Arcangelo DON GIOVANNI – ab 16. Oktober Premiere

Patrizia Ciofi

Ildebrando d’Arcangelo

Vittorio Grigolo

Anja Harteros

Foto: Borgh

Matti Salminen

Foto: Fadil Berisha

Matti Salminen Konzert – 1. November

Foto: Markus Tedeskino

Foto: Ana Bloom |Virgin Classics

Foto: Tania Niemann

Joyce DiDonato

Foto: SF Opera

Joyce DiDonato DER BARBIER VON SEVILLA – 24., 28., 31. Oktober

Patrizia Ciofi + Vittorio Grigolo LA TRAVIATA – 8., 21. Januar

Anja Harteros Konzert – 4. Februar LA TRAVIATA – 6. Februar

Maria Guleghina ANDREA CHENIER – 26., 29. Januar; 16. Februar Im Rahmen der Revolutions-Wochen (6.Januar–25. Februar)

www.deutscheoperberlin.de Telefon 030. 343 84 343


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