LIFESTYLE clean energy (2013-1)

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Interview © Dr. Uwe Kurzke

FLORIAN SIMON EILER

Kurz gefragt:

Dr. Uwe Kurzke

Pellworm auf dem Weg zur Plus-Energie-Insel Nach einem Workshop zur Regionalentwicklung auf Pellworm hat sich 2008 die Arbeitsgemeinschaft Energie gegründet. Ihr Ziel ist es, sich aus möglichst vielen Blickwinkeln mit dem Thema regenerative Energie zu beschäftigen. Daher sind neben dem Kur- und Tourismusservice Pellworm, Vertretern des Gemeinderats, des Fremdenverkehrsvereins sowie der Schule auch die Geschäftsführer der Biogasanlage und des Windparks vertreten. LIFESTYLE clean energy sprach mit Dr. Uwe Kurzke, dem Vorsitzenden der Arbeitsgruppe. Herr Dr. Kurzke, Sie sind hauptberuflich Arzt. Wie viel Zeit nimmt der “Nebenjob“ als Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Energie in Anspruch? Als einziger Arzt auf der Nordseeinsel bin ich – von kurzen Urlaubszeiten abgesehen – über 24 Stunden an 365 Tagen im Jahr rufbereit. Für die ehrenamtliche Tätigkeit bleibt dennoch Zeit genug, zumal dann, wenn einem die Insel und ihre Bewohner und das langfristige, auch sozioökonomische Überleben der Insel am Herzen liegen. Das beschlossene Pellwormer Energiekonzept wurde im Jahr 2000 vorgestellt. Wie viel konnte davon bis heute umgesetzt werden?

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PRACTICE

Das erste Energiekonzept für Pellworm wurde bereits 1995/1996 erstellt. Damals ging es zunächst um die Frage, ob eine autarke Versorgung der Insel möglich ist. Diese Überlegungen wurden damals vorwiegend vom Verein “Ökologisch Wirtschaften“ vorangetrieben. Zur Expo 2000 wurde das Energiekonzept zum ersten Mal fortgeschrieben, infolgedessen wurden die Planungen für die Biogasanlage vorangetrieben. Seit zirka 2008 beschäftigte sich die Arbeitsgruppe mit einer weiteren Fortschreibung des Energiekonzepts: Es entstand ein Masterplan, der neben einer umfassenden Energiebilanz der Insel Pellworm für den Zehnjahreszeitraum 2010 bis 2020 ein umfassendes Aufgabenprogramm beschreibt, um Pellworm zur PlusEnergie-Insel zu entwickeln, wobei sowohl ein Ausbau der regenerativen Energieerzeugung als auch Einsparmaßnahmen sowie Elektromobilität eine wichtige Rolle spielen. Dient die Energieerzeugung auf Pellworm nur dem Eigenverbrauch oder werden inzwischen Überschüsse verkauft? Mehr als die Hälfte des erzeugten Stroms wird “exportiert“ und stellt heute bereits für mehr als 42 Familien auf Pellworm eine wichtige Einnahmequelle dar.

Hat das Pellwormer Energiekonzept auch neue Arbeitsplätze geschaffen? Derzeit steht die Gründung der Pellwormer Energie-Akademie kurz bevor. Ab Pfingsten 2013 wird das “Watt und mehr – Zukunftsforum Pellworm“ seine Arbeit aufnehmen. In diesem Zusammenhang werden die ersten Arbeitsplätze entstehen, die nicht unmittelbar mit der Produktion regenerativer Energien stehen. Stehen alle Bewohner Pellworms hinter dem Konzept? Wichtig für den Masterplan war, möglichst viele Bewohner mit einzubeziehen. Von daher kann mit Recht behauptet werden, dass vielleicht nicht alle Bewohner, aber doch ein sehr hoher Anteil, sich mit dem Thema regenerative Energie identifiziert und stolz auf seine fortschrittliche Insel ist. Direkte Gegner des Konzepts sind mir nicht bekannt. In allen Bereichen wird bereits bei der Ideenentwicklung darauf geachtet, auch kontroverse Meinungen einzubinden und ein Modell im Konsens zu entwickeln. Herr Dr. Kurzke, vielen Dank für das Gespräch!


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