LIFESTYLE clean energy (2013-1)

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mehr nur Elektrizität transportieren, sondern auch jede Menge Daten, die Erzeuger und Verbraucher von Strom austauschen, um diesen so effizient wie möglich zu nutzen – dann, wenn er verfügbar ist. Denn Sonne und Wind sind keine steuerbaren Erzeuger wie die konventionellen Kraftwerke. Ihre Produktion richtet sich nach den Wetterbedingungen und ist damit volatil. Auch Bürger und Unternehmen werden dabei neue Erfahrungen mit dem Konsum von Strom machen, indem sie Informationen über das aktuelle Stromangebot und die entsprechenden Tarife einholen und ihren Verbrauch danach ausrichten. So können sie Strom nutzen, wenn er am billigsten ist, und gleichzeitig durch die Entlastung der Netze zur Stabilisierung des Systems beitragen. Dabei müssen sie sich um nichts kümmern, weil intelligente Stromzähler die Steuerung der Nachfrage für sie übernehmen. Und schließlich wird es nicht ohne neue Stromspeicherkonzepte gehen, denn nicht alle Schwankungen im durch Sonne und Wind erzeugten Stromangebot lassen sich durch Lastmanagement ausgleichen. Bereits jetzt gibt es in Deutschland etwa 40 Gigawattstunden Speicherkapazität, fast ausschließlich in Form von Pumpspeicherkraftwerken – der bisher technisch und ökonomisch ausgereiftesten Speichertechnologie. Nach Berechnungen der Deutschen Bank wird jedoch spätestens 2040 um die 40 Terawattstunden regelmäßige Speicherung notwendig sein, also die tausendfache Menge. Das Fraunhofer ISE rechnet etwas konservativer mit

30 Terawattstunden im Jahr 2050. Das Ausbaupotenzial für Pumpspeicherkraftwerke ist in Deutschland jedoch aufgrund der geographischen Bedingungen relativ gering. NEUE SPEICHER GESUCHT Um den Ausbau der Speicherkapazitäten entsprechend voranzutreiben, gibt es daher zwei Möglichkeiten – die Beschleunigung der Marktfähigkeit alternativer Stromspeicher sowie die Kooperation mit anderen Ländern zur Nutzung der dort vorhandenen Speicher. Norwegen etwa verfügt über ein Pumpspeicherpotenzial von zirka 80 Terawattstunden. Die Verlegung eines UnterseeGleichstromkabels, das Strom aus erneuerbaren Energien von Deutschland nach Norwegen transportieren kann, um ihn dort zu speichern, ist bereits in Planung. Die Bundesministerien für Wirtschaft, Umwelt und Bildung fördern zudem seit 2011 die Forschung, Innovation und Markteinführung von Speichertechnologie, in der ersten Förderphase bis 2014 mit 200 Millionen Euro. Zusätzlich plant das Bundesumweltministerium ein Programm zur Förderung von stationären Batteriespeichersystemen für netzgekoppelte Photovoltaikanlagen durch zinsgünstige Darlehen. Zwar wurde jüngst bekannt gegeben, dass das Förderprogramm aufgrund fehlender Einnahmen aus dem Energie- und Klimafonds eventuell nicht wie angekündigt Anfang Mai 2013 starten wird, doch plant die Koalition laut Handelsblatt ein vom EEG unabhängiges Gesetz, das den

PUMPSPEICHERKRAFTWERKE Bei Pumpspeicherkraftwerken wird überschüssiger Strom dazu benutzt, um Wasser von einem niedriger gelegenen in ein höheres Becken zu pumpen und dort zu speichern. Mit Hilfe des zu einem späteren Zeitpunkt herabströmenden Wassers werden Turbinen angetrieben, die in Bedarfszeiten Strom generieren.

WASSERSTOFF Wird elektrische Energie genutzt, um Wasser mittels Elektrolyse in Wasserstoff und Sauerstoff zu spalten, kann der gewonnen Wasserstoff entweder direkt in Wasserstofftanks oder in unterirdischen Wasserstoffspeichern gelagert werden. In Brennstoffzellen eingesetzt kann er anschließend zusammen mit Sauerstoff zu Wasser verbrannt werden, wobei wieder elektrische Energie frei wird.

AKKUMULATOREN Akkumulatoren sind wiederaufladbare Speicher für elektrische Energie auf elektrochemischer Basis und in ganz unterschiedlichen Variationen und Anwendungsgebieten im Einsatz. Am bekanntesten sind die Lithium-Ionen-Akkus, die beispielsweise den Strom für den Antrieb von Elektroautos speichern. Weiterhin gibt es etwa Blei-Säure-Batterien, Redow-Flow-Akkus sowie NatriumSchwefel-Akkus.

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