Magazin «umwelt» 2/2015 - Leben mit Naturgefahren

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umwelt 2/2015 > DOSSIER NATURGEFAHREN

Integrales Risikomanagement

bezüglich Hochwasser, Lawinen, Felsstürzen und Rutschungen. Wir wissen deshalb heute viel besser, was wo passieren kann.

hjb. Integrales Risikomanagement berücksichtigt alle Naturgefahren, beteiligt alle Akteure und bezieht alle drei Dimensionen der Nachhaltigkeit – Ökologie, Wirtschaft, Gesellschaft – ein. Es kombiniert Massnahmen zur Vorbeugung von Naturereignissen, zu deren Bewältigung wie auch für die Regeneration danach. Im Zentrum stehen dabei umfassende Gefahren- und Risikogrundlagen. Das angestrebte Sicherheitsniveau ist Gegenstand eines permanenten Risikodialogs mit allen Betroffenen. Dabei dürfen auch heikle Fragen nicht ausgeklammert werden: Welche Sicherheit ist zu welchem Preis möglich? Welche verbleibenden Risiken müssen in Kauf genommen werden? Wie viel sind wir bereit zu investieren, um einen Todesfall in einem bestimmten Zeitraum zu vermeiden?

In der Ereignisanalyse von 2005 steht auch der Satz: «Längst nicht alle Betroffenen wussten genug, um im Rahmen ihrer Möglichkeiten (…) rechtzeitig und eigenverantwortlich zu handeln.» Wäre dies heute anders?

Ja, denn seither wurde einiges getan, um die Warnung und die Alarmierung zu verbessern – sowohl für die Einsatzorgane wie auch für die Bevölkerung. Viele Akteure haben dafür intensiv mit dem BAFU zusammengearbeitet: MeteoSchweiz, die nationale Alarmzentrale (NAZ) des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz (BABS), die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) und das ihr angegliederte Institut für Schnee- und Lawinenforschung (SLF) und der Schweizeri­ sche Erdbebendienst (SED). Dank der grossen Anstrengungen aller Beteiligten ist man heute viel rascher im Bild als vor 10 Jahren. So haben beispielsweise Fachleute auf allen Ebenen über die Gemeinsame Informations­ plattform Naturgefahren (GIN) online Zugang zu den Wetter- und Niederschlagsprognosen sowie zu sämtlichen Messstationen. Und die Bevölkerung kann sich dank der Internetseite www.naturgefahren.ch jederzeit über die ak­ tuelle Gefahrenlage informieren. Wir sind gut unterwegs. Allerdings ist sicher­ zustellen, dass die finanziellen Ressourcen zur Aufrechterhaltung dieser Strukturen und Diens­ te auch künftig zur Verfügung stehen.

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1972 Quelle: WSL

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Es zeigt sich einfach, dass Unwetterereignisse zur Natur gehören. Die Natur hat Sonnen- und Schattenseiten, mit denen wir leben müssen. Im Regensommer 2014 führte die sehr lange Nässeperiode zu zahlreichen Erdrutschen. Bei diesen Prozessen sind wir noch gefordert. Es gilt, rechtzeitig zu erkennen, wann es mit Rutschun­ gen wirklich kritisch werden kann. Andererseits

SCHÄDEN DURCH HOCHWASSER, MURGÄNGE, RUTSCHUNGEN UND STURZPROZESSE SEIT 1972 Jährliche Schäden in Millionen Franken

Von 1972 bis 2014 verursachten Hoch­ wasser, Murgänge, Rutschungen und Sturzprozesse Schäden im Umfang von insgesamt rund 13,7 Milliarden Franken. Die Schadensbilanz ist stark durch einzelne Grossereignisse geprägt. Allein die Hochwasser vom August 2005 schlugen mit rund 3 Milliarden Franken zu Buche.

2014 mussten lokal wiederum extreme Ereignisse bewältigt werden. Was lehrte uns der verregnete Sommer dieses Jahres?

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