Magazin «umwelt» 2/2015 - Leben mit Naturgefahren

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Hier gedeihen etwa 50 Moosarten: Hochmoor La Vraconnaz (VD). Bild: Pro Natura Vaud, Benoît Renevey

HOCHMOOR LA VRACONNAZ

Im ersten Pro-Natura-Schutzgebiet Etwa 2 Kilometer Luftlinie von SainteCroix (VD) entfernt liegt auf 1200 m ü. M. das erste Naturschutzgebiet von Pro Natura. Es wurde 1911 vom Schweize­ rischen Bund für Naturschutz – dem Vorgänger von Pro Natura – gegründet. «La Mouille de La Vraconnaz» nennen die Einheimischen dieses Hochmoor. Eingebettet in eine feuchte Mulde, ist dieses Moor von bewaldeten Bergrücken umgeben, welche die Grenze zwischen Waadt, Neuenburg und dem franzö­ sischen Département Doubs bilden. Seit dem 17. Jahrhundert baute die Bevölkerung der Gegend hier Torf als Brennstoff ab. Nach einer intensiven Nutzung bis zum Beginn des 20. Jahr­ hunderts wurde das Moor nur noch sporadisch und seit 1962 gar nicht mehr bewirtschaftet. Im September 1987 lösten sintflutartige Regenfälle einen Erdrutsch aus, der die Gegend

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völlig verändert hat. Heute liegen die Spuren dieser Naturkatastrophe unter der Vegetation verborgen, doch einige Wasserlöcher sind geblieben. Erinnerung an Skandinavien Vom Weiler La Vraconnaz folgt man entweder dem Fussweg in Richtung Crêt de la Chèvre oder dem Pfad am Rand des Naturschutzgebiets, der bei nasser Witterung allerdings kaum begehbar ist. Sich zu verirren, ist eigentlich un­ möglich, solange das Moor rechts liegt und der Wald links. Auf der Wanderung durch Wälder, Lichtungen und Weiden begleiten uns das Plätschern des Baches und die Gesänge des Baumpiepers sowie des Wiesenpiepers, der im Jura nur in den Hochmooren nistet. Beide Wege führen schliesslich zu einem Aussichtspunkt mit einem gran­ diosen Blick über das ganze Hochmoor:

Sanfte, mit Heidekraut und roten Gräsern bewachsene Hügel, verkrüppelte Bäume und die Kreten des Chasseron im Hinter­ grund prägen das Landschaftsbild. Der Rückweg in Richtung Rochettes ver­ läuft einen Bergföhrenwald entlang. Die Baumart ist typisch für vom Austrocknen bedrohte Hochmoore. Zuweilen erinnert die Gegend an skandinavische Landschaf­ ten. Hier gedeihen etwa 50 Moosarten, aber auch Moorbeeren, Scheidiges Woll­ gras und Teufelsabbiss. Die Wanderung dauert rund zweiein­ halb Stunden und führt teilweise über den Sentier des Bornes (Lehrpfad).

Cornélia Mühlberger de Preux

Weiterführende Links zum Artikel: www.bafu.admin.ch/magazin2015-2-14


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