Magazin «umwelt» 2/2015 - Leben mit Naturgefahren

Page 35

DOSSIER NATURGEFAHREN < umwelt 2/2015

Im SKH-Team dabei war auch Urs Nigg von der Sektion Hochwasserschutz im BAFU. «Für die innerstaatliche Politikdebatte hatte das SHK neutral zu prüfen, ob bei den Notfalleinsätzen der Hilfskräfte Fehler gemacht worden waren», berichtet er. Das war eine diffizile Aufgabe im schon damals politisch tief gespaltenen Land. Andererseits galt es abzuklären, welche Vorsorge­ massnahmen möglich sind. Industrieanlagen wie diejenigen in der Provinz Ayutthaya lassen sich nicht in die Berge versetzen. «Mit sorgfältigen Objektschutzmassnahmen und der Hochlage­ rung von sensiblen Objekten kann man jedoch Schäden entscheidend mindern», sagt Urs Nigg. Was aus seiner Analyse, den vorgeschlagenen Schutzmassnahmen und raumplanerischen Re­ glementen umgesetzt werde, werde sich zeigen. PLANAT in ganz Europa Das Know-how im Bereich des integralen Risiko­ managements wird in der Schweiz seit 1997 in der Nationalen Plattform Naturgefahren (PLANAT) gebündelt und stetig verbessert. «Die PLANAT als ausserparlamentarische beratende Kommission des Bundesrats ist in Europa die älteste Plattform dieser Art», berichtet Wanda Wicki, die bis Ende 2014 die PLANAT-Geschäftsstelle leitete. Ein Aus­ tausch unter den mittlerweile 18 europäischen Plattformen finde seit 2011 jährlich statt. «Nicht alle Länder haben ausreichende Kapazität für ein Risikomanagement. Durch aktive Netzwerke können sie jedoch gestärkt werden.» So stellte Kosovo vor zwei Jahren den Antrag an die PLANAT, die Regierung in Pristina beim Aufbau einer eigenen Landesstrategie im Umgang mit Naturgefahren fachlich zu unterstützen. Daraus sei eine «spannende strategische Zusam­ menarbeit» entstanden, sagt Wanda Wicki. Sie plädiert für möglichst viele Plattformen analog der PLANAT. «Für uns steht der partizipative An­ satz im Vordergrund.» Eine übergeordnete und vernetzte Strategie könne nur mit der Einbin­ dung aller zuständigen Akteure erreicht werden. «Weil die wirtschaftlichen Verluste infolge Naturkatastrophen sehr hoch sind, benötigen ge­ fährdete Länder entsprechende Unterstützung», ergänzt Markus Zimmermann, der die DEZA in der PLANAT vertritt und seit Anfang der 1990erJahre als Mitglied des SKH auf Gefahrenpräven­ tion spezialisiert ist. Die Risiken umfassend zu kennen, sei von grösster Bedeutung, betont er. Die öffentlichen und privaten Investoren sollen durch eine sachgerechte Planung neue Risiken

vermeiden und bestehende nach einer klaren Priorisierung verringern. Zusätzlich müssen Regierungen ein günstiges Umfeld für die Kata­ strophenvorsorge schaffen. Diese Punkte hatte die Schweizer Arbeitsgruppe zur 3. Weltkonfe­ renz zur Verringerung der Katastrophenrisiken hervorgehoben, die im Frühling 2015 in Japan stattfand (siehe Kasten). In dieser Arbeitsgruppe vertreten sind die DEZA, das BAFU, die PLANAT, das Bundesamt für Bevölkerungsschutz (BABS) sowie ein Netzwerk von Nichtregierungsorga­ nisationen, die sich mit der Verringerung von Katastrophenrisiken befassen. Weiterführende Links zum Artikel: www.bafu.admin.ch/magazin2015-2-08

Weltkonferenz zur Verringerung der Katastrophenrisiken vm. Naturkatastrophen treffen reiche und arme Staaten gleichermassen und verursachen grosse menschliche und ökonomische Verluste. Die Verringerung von Katastrophenrisiken (Disaster Risk Reduction, DRR) steht deshalb weit oben auf der internationalen Agenda. Dies zeigte auch die­ 3. Weltkonferenz zur DRR vom 14. bis 18. März 2015 in Sendai (Japan), an der Delegierte aus 187 Staaten, regierungsunabhängige Organisationen, die Wissenschaft und der Privatsektor das Sendai-Rahmenwerk zur Minderung von Kata­ strophenrisiken 2015 – 2030 verabschiedeten. Die Schweiz hatte sich massgeblich an der Vorbereitung der Konferenz beteiligt. Dies war schon bei der 2. Weltkonferenz 2005 im japanischen Kobe der Fall ge­wesen, wo das Dokument «Hyogo Framework for Action: 2005–2015» verabschiedet wurde. Wie damals setzte sich die Schweiz auch diesmal bei der Gestaltung des neuen Rahmendokuments für die Stärkung eines integralen DRR-Ansatzes ein – mit dem Ziel, die Verbindung zwischen humanitärer Hilfe, einer risikobewussten nachhaltigen Entwicklung und dem Klimawandel zu fördern.

KONTAKTE Carolin Schärpf Abteilungsstab Gefahrenprävention, BAFU 058 465 60 99 carolin.schaerpf@bafu.admin.ch

Hugo Raetzo Sektion Rutschungen, Lawinen und Schutzwald BAFU 058 464 16 83 hugo.raetzo@bafu.admin.ch

35


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.