Magazin «umwelt» 2/2015 - Leben mit Naturgefahren

Page 31

DOSSIER NATURGEFAHREN < umwelt 2/2015

beratende Position zu übernehmen – «als Ergänzung zu den vorhandenen Fachkräften, als Aussenstehende, die den Kopf frei haben», wie Martin Buser anmerkt. Beratend können sie etwa bei Notfall- und Evakuations­ planungen mitwirken, mit konkreten Hinweisen zum rechtzeitigen Wegfahren von Autos aus der Gefahren­ zone oder zum Räumen von Kellern. Das Konzept der lokalen Beraterinnen und Berater findet Anklang: Rund 300 von ihnen sind schon im Einsatz. Die allermeisten Kantone haben die Ausbil­ dungsunterlagen des BAFU bereits angefordert. Noch immer viele gleichgültige Hausbesitzer Auch die kantonalen Gebäudeversicherungen spielen eine wichtige Rolle bei der Sensibilisierung für Naturge­ fahren. Denn es liegt in ihrem ureigenen Interesse, dass Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer die Naturgefahren kennen und sich entsprechend verhalten. Dass diesbe­ züglich nach wie vor Handlungsbedarf besteht, zeigte 2014 eine Studie der Präventionsstiftung der Kantonalen Gebäudeversicherungen (KGV). Eine Umfrage unter Hausbesitzenden und Bauherren hatte darin zutage gefördert, dass deren Interesse am Thema Naturgefah­ renprävention «eher gering zu sein scheint» und «die ­Risikowahrnehmung beziehungsweise die Einschätzung des Risikos generell wenig stark ausgeprägt ist». Das sei umso ärgerlicher, bemerkt Martin Buser, als man «mit dem nötigen Wissen und – salopp formuliert – drei Sandsäcken vor dem Kellerfenster einen Schaden von einigen Tausend Franken verhindern kann». Verschiedene Akteure versuchen dieses Manko zu be­ heben. Zum einen bietet der Schweizerische Ingenieurund Architektenverein (SIA) Weiterbildungskurse und die Broschüre «Baugesuch. Achtung! Naturgefahren.» auf seiner Webseite zum Download an (www.sia.ch). Zum andern betreibt der SIA zusammen mit den kan­ tonalen Gebäudeversicherungen und anderen Partnern das Portal www.schutz-vor-naturgefahren.ch. Auch die nationale Plattform Naturgefahren (PLANAT) stellt auf ihrer Internetseite Informationen für Bauherren und Gebäudeeigentümer zur Verfügung. Die Gebäudeversicherungen selber schalten regel­ mässig Kampagnen, bieten Wetteralarme und Informa­ tionsmaterialien an oder stehen beratend zur Seite. Und schliesslich sind auch die Naturgefahrenkarten (siehe Seiten 16–19) mehrheitlich im Internet einsehbar. Naturgefahren in der Schule Der Umgang mit Naturgefahren ist neuerdings auch Lehrstoff in der Schule. Im neuen Lehrplan 21, welchen die Kantone in den kommenden Jahren einführen kön­ nen, ist die Naturgefahren-Prävention Teil des Fachs Natur Mensch Mitwelt (NMM). Ein entsprechendes

Ein Klick auf www.naturgefahren.ch – und man weiss über alle drohenden Gefahren Bescheid.

Unterstufenprojekt gebe es bereits im Kanton Genf, weiss Martin Buser: «Naturgefahren umgeben uns ein Leben lang. Deshalb ist es nötig, Kinder und Jugendliche schon früh damit zu konfrontieren und sie so auch als Multiplikatoren des Wissens einzusetzen.» Im hochwassergefährdeten Stadtberner Mattequartier haben die Anstrengungen offenbar bereits einiges be­ wirkt. Das Verhalten der Bewohnerinnen und Bewohner habe sich geändert, freut sich Martin Buser: «Sie sind aufmerksam, halten sich an den definierten Schwellen­ wert und setzen gezielt Dammbalken und Sandsäcke ein. Damit konnten in den letzten Jahren schlimmere Schäden verhindert werden.» Weiterführende Links zum Artikel: www.bafu.admin.ch/magazin2015-2-07

KONTAKT Martin Buser Sektion Risikomanagement BAFU 058 464 10 26 martin.buser@bafu.admin.ch

31


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.