Magazin «umwelt» 2/2015 - Leben mit Naturgefahren

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umwelt 2/2015 > EDITORIAL

Gemeinsam für Sicherheit Sicherheit ist ein Grundbedürfnis des Menschen. Zwar wissen wir alle, dass sie nie absolut sein kann. Dennoch sollen Ge­ fahren möglichst aus unserem Alltag gebannt werden. Dass die Schweizer Bevölkerung in Wohlfahrt lebt, hat auch mit den bedeutenden Fortschritten bei der Sicherheit vor Naturgefah­ ren zu tun, die in den letzten 150 Jahren durch gemeinsame Anstrengungen verschiedener Bundesämter, der Kantone, der Gemeinden und Privater erzielt wurden. Hochwasser, Lawinen, Steinschlag und Rutschungen wird es hierzulande immer geben. Auch dass wieder einmal ein schweres Erdbeben die Schweiz heimsucht, ist nur eine Frage der Zeit. Spätestens seit den Hochwassern von 1987 ist uns bewusst, dass sich die Schäden durch Naturereignisse mit technischen Massnahmen allein nicht ausreichend begrenzen lassen. Bereits vor Jahren wurde daher der Paradigmenwechsel von der reinen Gefahren­ abwehr zum integralen Risikomanagement eingeleitet. Organisatorische und planerische Massnahmen zur Risikominderung haben seither an Bedeutung gewonnen. So wurden etwa die Vorhersage und die Warnung erheblich verbessert. Diese Anstrengungen haben bereits wiederholt Früchte getragen. Die Erfolge bergen aber auch ein Problem: Schnell wähnt man sich in zu grosser Sicherheit. Oft wird zu spät klar, dass wir uns zu weit in gefährdete Räume vorgewagt haben. Selbst ein reiches Land wie die Schweiz kann die Kräfte der Natur nie völlig beherrschen. Wir tun gut daran, den Gefahren möglichst auszuweichen, anstatt sie mit immer höherem Aufwand zu bekämpfen. Der Schutz vor Naturgefahren wird auch in den kommenden Jahren ­ und Jahrzehnten neue Herausforderungen bringen und viele Ressourcen in Anspruch nehmen. Da ist nicht bloss der Klimawandel mit seinen schwer abschätzbaren Folgen für Naturprozesse. Mit der Siedlungsentwicklung wächst auch das Schadenpotenzial rasant. Nur eine vorausschauende Raum­ planung und naturgefahrengerechtes Bauen können verhindern, dass die Risiken ebenso rasant wachsen und die Schäden untragbar werden. Integrales Risikomanagement ist eine Verbundaufgabe, die alle in die Pflicht nimmt: vom Bund, den Kantonen und Gemeinden über die For­ schungsinstitutionen, die Bauwirtschaft, die Versicherungen bis hin zu jeder Einzelperson. «Gemeinsam für Sicherheit» – für den Umgang mit Natur­ gefahren ist dies zweifellos eine gültige Formel.

Josef Hess, Vizedirektor BAFU

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