Magazin «umwelt» 2/2015 - Leben mit Naturgefahren

Page 11

DOSSIER NATURGEFAHREN < umwelt 2/2015

westliche Stadtgrenze bei Schlieren. «Nach diesem Ereignis legte man die Eingänge von einigen neuen Häusern an der Löwenstrasse beim Hauptbahnhof ein paar Dezimeter höher und versah sie mit Treppenstufen», sagt Matthias Oplatka, Projektleiter beim Amt für Abfall, Was­ ser, Energie und Luft (AWEL) des Kantons Zürich. Das ist eine ä ­ usserst wirksame Massnahme gegen die Gefahr von Überschwemmungen. Doch diese Weisheit ging bald wieder vergessen. Heute sind die meisten Eingänge ebenerdig. 1937 wurde für das Etzelwerk der Sihlsee bei Einsiedeln (SZ) aufgestaut. Das Kraftwerk liefert Bahnstrom für die Schweizerischen Bundesbah­ nen (SBB) und für Privatbahnen. Der Sihlsee hält bei intensiven Niederschlägen Wasser zurück, und die Zürcher glaubten jahrzehntelang, die Hochwassergefahr der Sihl sei damit gebannt. Dank Wetterglück keine Überschwemmungen Doch im August 2005 war die Situation äusserst kritisch. «Wäre der Sihlsee nur um vier Zenti­ meter mehr angestiegen, hätte man aus Gründen der Stauanlagensicherheit so viel Wasser ablassen müssen, dass es in ­Zürich zu Überschwemmun­ gen gekommen wäre», weiss Matthias Oplatka,

Schwere mögliche Folgen für den Zürcher Hauptbahnhof ld. Laut der SBB-Medienstelle könnte der Bahnknoten Zürich durch ein Hochwasser teilweise oder komplett lahmgelegt werden. Die Auswirkungen wären für den Bahnverkehr in der ganzen Schweiz massiv. Von den rund 1 Million Passagieren, die die SBB pro Tag befördert, ist rund die Hälfte im Grossraum Zürich unterwegs. Die SBB rechnet damit, dass die Sihl ab einem Abfluss von 360 bis 400 Kubikmeter pro Sekunde in der Allmend Brunau über die Ufer tritt. Eine halbe Stunde bis drei Stunden später würde die Flut den Bahnhof Wiedikon erreichen und etwas später die Gleisanlagen des Hauptbahnhofs. Die unterirdischen Anlagen wären ebenfalls betroffen. Die eigentliche Verfüllung der unterirdischen Bahnhöfe und Tunnels würde sich über eine Zeitspanne von mehreren Stunden bis zu einem Tag erstrecken. Betroffen wären auch der neue Bahnhof Löwenstrasse, der S-Bahnhof Museumstrasse und die Bahntunnels nach Oerlikon und Stadelhofen. Die SBB geht im Falle eines Hochwassers von keinen Personenschäden aus, weil im ganzen Hauptbahnhof eine Anlage für die Evakuierung installiert ist. Via Lautsprecher können die Menschen in den Hallen und Passagen sowie auf den kommerziellen Flächen mit vordefinierten Texten in Deutsch, Französisch, Italienisch und Englisch je nach Ereignis informiert werden. Eine Evakuierung des Hauptbahnhofes würde vom Führungsstab der Stadt Zürich sowie vom Notfall- oder vom Krisenstab SBB ausgelöst.

11


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.