Buchstaben »u«, »n« und »d« besitzen? Peirce selbst scheint diese Frage für das Wort »man« zu bejahen, dessen Natur als Replika-Zeichen er als »really working general rule that three such patches seen by a person who knows English will effect his conduct and thoughts according to a rule«36 identifiziert. Die grafische Regelhaftigkeit, die letztendlich auch Ausdruck im Qualizeichen-Bündel des Sinzeichens findet, muss also Teil des Legizeichens sein.37 Sie ist aber für Peirce, der an dieser Stelle die Schrift als ein primär symbolisches Phänomen versteht, nicht der entscheidende Aspekt für die Zeichenhaftigkeit von »man«. Es wird also im Weiteren nötig sein, ein anderes Schriftverständnis als Peirce zu entwickeln, das Schrift nicht nur über symbolische Legizeichen analysiert, sondern sie auch in ihrer Sin- und Qualizeichenhaftigkeit betrachtet. Der Aspekt des Sinzeichens ist dabei besonders interessant, da jegliche Verkörperungen innerhalb des Repräsentamens zu diesem Zeichenaspekt strömen, hier also Körper und Existenz des Zeichens verankert sind. Das Qualizeichen ist deshalb zentral, da hier der materielle Überschuss des Zeichens entsteht. Weiterhin wird auch die Konventionalität von Schrift hinterfragt werden müssen – diese beschränkt sich nämlich bei weitem nicht auf die Auswahl von Buchstaben, sondern beinhaltet eine Vielzahl typografischer Entscheidungen, denen ein symbolischer Status zugeschrieben werden muss. Ein Beispiel dafür ist der Dramensatz, der mit sehr genau reglementierten typografischen Auszeichnungen arbeitet, die weder auf Anmutung, Ähnlichkeit noch Kontiguität bauen und auf der Bühne reproduzierbar ganz unterschiedliche pragmatische Ergebnisse, wie das Verbalisieren einer zu sprechenden Passage oder das Ausführen einer Regieanweisung, auslösen.38 Damit wäre die amediale Reinheit des Legizeichens, wie sie Peirce noch zu postulieren scheint39 – und damit auch letztendlich das Unterfangen, Sprache auf Legizeichenebene übermedial zu beschreiben –, natürlich aufgegeben. Für die Genauigkeit bei der zeichentheoretischen Beschreibung von Schrift und ihren spezifischen Eigenschaften wird auf
30 — Repräsentamen und Materialität
36 Peirce: CP, 4.447.
37 Diese Regelhaftigkeit ist
keineswegs trivial und speist sich nicht aus einer klar abgegrenzten Menge von Eigenschaften, mit der alle typografischen Variationen eines Buchstabens identifizierbar wären. Der Schrift-Type ist also kein BuchstabenSkelett. Vgl. Frederik Stjernfelt: Diagrammatology. An Investigation on the Borderlines of Phenomenology, Ontology, and Semiotics, Dordrecht: Springer, 2007, S. 132.
38 Vgl. Wehde: Typographi-
sche Kultur, S. 123f. 39 Vgl. Peirce: CP, 4.447.