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WIEN WIE BESTELLT

Der Name ist Programm. In einer kleinen Seitengasse nahe des Wiener Stephansdoms liegt der Stadtheurige Gigerl. Die Mitarbeiterinnen stecken im Dirndl, die Tischdecken sind rot kariert und hinter der Eingangstür wartet ein vergleichsweise üppiges Angebot an warmen und kalten Speisen als Heurigenbuffet. Die Speisekarte zeigt dann schnell, dass man auch anders will: Die Vorspeisenplatte vereint Kräuterschnecken vom Gugumuck mit Beef Tatar, Ziegenkäse und Pastrami.

Die »Lieblingsteller« ab 16 Uhr bringen unter anderem Bruschetta, Beef Tatar (fein locker, mit untergemischten Sprossen), Ceviche vom Wolfsbarsch (mit viel Passion beim Garnieren mit Maracuja und weniger bei der Beilagenwahl Tortillachips), ziemlich gute Spaghetti Burrata mit Basilikum oder auch großartiges Weißes Zotter-Mousse. Einzelne Portionen könnten größer ausfallen, die meisten Kreationen überzeugen und machen Freude. Eine eigenständige Ergänzung der Wiener Biogastronomie. Die verlässlichste Informationsquelle über das Angebot ist Instagram.

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instagram.com/cafeliebling_im_volkstheater

MARTIN MÜHL

Disclaimer: Restaurantleiter Nikolaus Zelewitz ist mit unserer Chefredakteurin verwandt.

Neben Heurigenklassikern wie Braten gibt es auch fast alles andere, für das Wien kulinarisch stehen will: Schnitzel, Hendl, Blunzngröstl, Gulasch und Kaiserschmarrn. Und einiges ohne Fleisch. Es bleibt dabei etwas rätselhaft, wieso Wurst und Käse fast komplett bio sind, Mehl und Eier aber nicht, weswegen dann auch alle Süßspeisen oder auch Käsespätzle nicht in Bioqualität angeboten werden. Auch die Weinkarte erfüllt die Erwartungen an einen Heurigenbesuch. Bis auf leichtes Chaos im Service und ein Steak, das Medium bestellt und durchgebraten gebracht wurde, zeigt der Stadtheurige aber gelungen jene kulinarische Seite Wiens, für die viele in die Stadt kommen – und das mit nachvollziehbarem Preis-Leistungsverhältnis. Es gibt keinen Grund, den Gigerl allein den Touristinnen zu überlassen. MARTIN MÜHL gigerl.at

Patara

Schon seit 2010 bereichert das Patara Wien: ein thailändisches Restaurant einer internationalen Kette, das wohl auch im Zusammenspiel mit seiner zentralen Lage am Petersplatz in Wien eine internationale und polierte Atmosphäre bietet. Innen geht es in erster Linie bunt zu, ein wilder Materialmix bestimmt die Optik. Im Gastgarten dominiert Schwarz in Schattierungen. Geboten wird im Menu und á la carte eine klassische Ausrichtung thailändischer Küche. Es gibt Meeresfrüchte, Fleisch, Tofu und Gemüse. Geschmacklich dominieren Chili, Pfeffer, Kokos, Zitronengras oder auch Früchte wie Ananas. Dem bioteilzertifizierten Lokal gelingt dabei ein durchgehend hohes Niveau, dies basiert freilich auf Zutatenqualität einerseits, aber spürbar auch auf einem gut geölten System aus Erfahrung und Können in der Küche andererseits. Die Geschmacksausprägungen treffen dabei die Erwartungen, die man an ein thailändisches Lokal mitbringt – wenn jeder Handgriff sitzt, kann aber auch das durchaus begeistern. Die in Honig marinierten gegrillten Schweinefleischspieße verstecken ihren tierischen Ursprung nicht und harmonieren mit der scharfsauren Sauce, die knusprige Frühlingsrollenvariation zeigt, dass auch bei Frittiertem die Füllung unter dem dünnen Teigmantel den Unterschied macht und die slow cooked Biorinderwade fügt sich in die Zitronengras-Chilli-Kokos-Reduktion. Die Weinkarte bietet einige Bioweine, als Hauswein gibt es den Grünen Veltliner vom Bioweingut Ebner-Ebenauer aus Poysdorf. Das Service ist freundlich, flott, souverän, die Preise liegen klar über dem Durchschnitt der Wiener Restaurants – das kann man aber auch über die Qualität der gebotenen Speisen sagen. patara-wien.at

MARTIN MÜHL