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NEU ODER NOCH GUT

Empfehlungen, Warnungen, warnende Empfehlungen. Von Neuentdeckungen und alten Perlen. Auf dass uns Weghören und -sehen vergeht.

FLORIAN ENDRES / »DIE VIER JAHRESZEITEN MIT DEN REBHÜHNERN« / Mother Willow, 2023.

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man ihn auch ohne Glück leicht zu Gesicht bekommt. Der schillernde Fasanhahn ist unverkennbar. Die Fasanhenne allerdings wird leicht mit dem Rebhuhn verwechselt. Weshalb eine abschließende Gegenüberstellung der deutlich größeren Fasanhenne (1200 Gramm) und dem Rebhuhn (300–450 Gramm) fehlt. Etwas einseitig, aber ernsthaft um Aufklärung bemüht.

Vorgelesen für alle, die sich für Kinderbuch-Wissen über Wildtiere interessieren und die das eher unscheinbare Rebhuhn begeistern kann.

Dieser Tage einen Verlag zu gründen, erfordert Leidenschaft. Im vorliegenden Büchlein des neuen Verlags Mother Willow (auf Deutsch etwa: Mutter Weidenbaum) begrüßt ein illustrierter Florian seine LeserInnen auch gleich mit einem »Waidmannsheil«. Auch als Jäger treibt den Autor und Co-Verlagsgründer die Leidenschaft. Hauptdarsteller ist aber das Rebhuhn. Wir begleiten den scheuen, durch die Intensivierung der Landwirtschaft stark gefährdeten Vogel durchs Jahr. Das beginnt hier im Juni – wenn man mit viel, viel Glück am Wegesrand eine Henne mit Küken beobachten kann. 50.000 Brutpaare dieser einstigen Allerweltsart dürfte es in Deutschland noch geben. Viele JägerInnen setzen sich tatsächlich für ihren Erhalt ein. Dass die Landwirtschaft trotzdem nur positiv erwähnt wird, der Fuchs aber der Bösewicht bleibt, den es deshalb zu »entnehmen« gilt, ist tendenziös – und hängt wohl damit zusammen, dass das Buch vom Bayerischen Landesjagdverband unterstützt wird. Hinten dran finden sich vier informative Seiten über den Fasan. Das ist stimmig, als auch das ursprünglich aus Asien stammende Tier von JägerInnen gehegt, gepflegt und geschossen wird. Weshalb der Fasan nicht gefährdet ist und

Gesehen für alle, die sich am großen Krabbeln, Fressen und Gefressenwerden im Schatten einer mächtigen Eiche erfreuen können.

Urtümlich, überzeitlich, beständig; das ist die Eiche. Mehr als tausend Jahre kann sie alt werden. Und das Keimen der Stieleiche (Quercus robur), die sich Laurent Charbonnier und Michel Seydoux als Schauplatz ihrer Naturdoku ausgesucht haben, wird auf das Jahr 1810 datiert. Sollten ihr nicht Klimawandel, Motorsäge oder Wirbelsturm zu Leibe rücken, hat der Baum noch einiges vor sich. Wo genau er steht, erfahren wir nicht: irgendwo in Frankreich vermutlich, einigermaßen solitär, am Ufer eines Gewässers, das sich durch eine Waldlandschaft zieht, wie die Drohnenaufnahmen zei- gen. Eigentlich ist sein Standort auch unerheblich. Denn was wir in 80 Minuten mit wortloser Opulenz ganz ohne wertenden Kommentar zu sehen bekommen, steht repräsentativ für die Natur vor unserer Haustür. Wobei der Untertitel »Unser Zuhause« natürlich die Tierwelt meint, die der Baum beheimatet, schützt und nährt. Wenn nicht gerade eine Wildsau ihre Schwarte an der Borke wetzt, ist das spektakulär, und wird sich draußen auch nicht einfach so beobachten lassen; etwa die Metamorphose des Haselnussbohrers (einem Rüsselkäfer) oder die Hektik einer Mäusefamilie, als ihr Bau und Eicheldepot von einem Frühlingsregen geflutet wird. Zwei Mal erleben wir – untermalt vom dynamischen Soundtrack – auch richtiges Drama: als der Eisvogel warnt, weil sich eine Äskulapnatter den Baum hochschlängelt, wo im Kobel das Eichhörnchen seine Jungen aufzieht und im Nest die Küken der Eichelhäher auf Futter warten; und bei der wilden Flucht eines Eichelhähers durch einen Habicht – diese Verfolgungsjagd ist richtig großes Kino.