BIORMA 74 – DEUTSCHLANDAUSGABE

Page 42

B IO R A M A 7 4

STAD T L A N DWIR TSCH A F T

42

Bringen erstmals »heurige« Bioerdäpfel aus Wien in den Handel: Klaudia Atzmüller, Geschäftsführerin von Ja! Natürlich, und Karl Mayer, Gutsverwalter des Bio-Zentrums Lobau.

NEUE WIENER HEURIGENKULTUR Neben »heurigen« Erdäpfeln gedeihen in den Wiener Außenbezirken auch ­ Tofu-Soja, Braugerste und Fenchel. TEXT Thomas Weber

D

ass Wien die einzige Weltstadt ist, auf deren Hängen Wein wächst, wird von der Tourismuswerbung wie eine Monstranz vor sich hergetragen. Was aber selbst alteingesessene WienerInnen oft überrascht: Es werden da draußen, wo sich die Reihenhäuser ins Ackerland fressen und mittlerweile U-Bahnen in Stadterweiterungsgebiete führen, auch allerlei Feldfrüchte, Erdäpfel und Glashausgemüse angebaut. Schon seit Jahrhunderten. Zum Lokalkolorit der Vorstadt tragen also nicht nur Weingärten und Heurigenkultur bei, sondern auch die Äcker, aus denen im Hochsommer die ersten »Heurigen« gegraben

werden. So heißt hier im Osten Österreichs die erste Erdäpfelausbeute einer Erntesaison: eher kleine, besonders aromatische Kartoffeln, die ungeschält gegessen werden können. Einziger Nachteil: Sie sind deshalb nicht lange lagerfähig und sollten bald verarbeitet werden. Auch sonst blüht und gedeiht die Vielfalt auf Wiens Feldern. Im äußersten Favoriten, dem südlichsten Stadtteil, wächst Fenchel im Vertragsanbau für Sonnentor ebenso wie Braugerste für Ottakringer oder Soja. Gleich auf ganzen 30 Hektar wachsen 2021 Sojabohnen, die im Spätherbst für einen großen Vermarkter erstmals zu Tofu aus der Großstadt ­verarbeitet


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.