BIORAMA 69

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P.b.b. — 11Z038861 M — 1040 Wien

KOSTENLOS — ABER ABONNIERBAR

ausgabe 69 — Oktober 2020 / November 2020. www.biorama.eu

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SIE SAGEN: GELD RETTET DIE WELT.

Gibt es die sinnvollen Investitionsmöglichkeiten, die die Klimawende braucht? Professioneller jagen: Soll die Freizeitjagd abgeschafft werden? Mehr lieben: Beziehung funktioniert auch im Polykül. Besser schlafen: Yogaübungen als Nachrichten ans Nervensystem.

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E d i t o r ia l , Im p r essu m

Was kostet die Welt?

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er letzte, fünfte Sachstandsbericht des Intergovernmental Panel on Climate Change ipcc der uno aus dem Jahr 2015 enthält erstmals ein Kapitel zu den Auswirkungen der Erderwärmung auf »wirtschaftliche Schlüsselbereiche und -dienste«. Unter diesem etwas technischen Titel werden Rechnungen dazu angestellt, wie viel uns der Klimawandel derzeit kostet und demnächst – rein monetär – kosten wird. Es ist wohl der Versuch, den periodisch herausgegebenen Nachrichten zur Zerstörung unseres Lebensraums den nötigen Nachdruck zu verleihen.

Bild  Michae l Mickl

CoverBild  isto ck. com/dee pblue 4you , Isto ck .com/powe rof fo reve r, istock.com/thumb, istock.com/acilo

Und das geht bekanntlich am besten über das Bruttoinlandsprodukt. Mehrere Prozent des weltweiten bip werden es sein: Bis zur nächsten Jahrhundertwende könnten es sieben Prozent jährlich werden, wurde im Sommer 2020 an der University of Cambridge errechnet. Abhängig davon, ob wir die Pariser Klimaziele erreichen. Oft wird es weltweit oder für Regionen oder Wirtschaftssparten auch in Milliarden oder Billionen angegeben. Und es gibt unterschiedliche Versuche, zwischen »unmittelbaren Kosten« des Klimawandels und »drohenden Umweltschäden« zu unterscheiden. Das University College London und die ngo Carbon Disclosure Project kommen im Oktober 2020 auf 1,8 Billionen US-Dollar für die unmittelbaren Kosten der Erderwärmung in den kommenden 50 Jahren, wenn sie auf unter zwei Grad begrenzt werden kann. Im Weiter-wie-bisher-Szenario der CO2-Emissionen gleich drei Mal so viel. Die Eindämmung des Klimawandels könnte uns also einiges ersparen, doch auch sie braucht Kapital. Die Europäische Union möchte eine Billion Euro bis zum Jahr 2030 in den Klimaschutz investieren – und baut hier nicht nur auf staatliches Geld, sondern auch darauf, dass privates Kapital verstärkt in klimapositive Unternehmungen investiert wird. Angeblich lässt sich mit unserem wertvollsten Kapital gutes Geld machen. Dafür Anreizsysteme zu schaffen ist im allgemeinen Interesse – genauso wie ein Einsatz dafür, dass auch bei Finanzdienstleistungen nachvollziehbar ist, wofür etwas einen grünen Anstrich bekommt. Und auch wenn die wenigsten von uns sich als InvestorInnen verstehen, unser Geld ist doch auf die eine oder andere Weise irgendwo veranlagt – und sei es nur ein Bankkonto – und arbeitet womöglich gegen uns. Nachschauen lohnt sich. Wir wünschen gute Lektüre!

Irina Zelewitz, Chefredakteurin zelewitz@biorama.eu

Thomas Weber, Herausgeber weber@biorama.eu @th_weber

impressum HERAUSGEBER Thomas Weber CHEFREDAKTEURIN Irina Zelewitz AUTORINNEN Sergiu Florean, Martin Mühl, Ursel Nendzig, Annemarie Harant, Jürgen Schmücking, Leonie Stieber, Anika Suck, Thomas Weber, Nikolaus Zelewitz GESTAL­ TUNG Michael Mickl Lektorat Mattias Feldner COVER­ MONTAGE Selina Alge ANZEIGENVERKAUF Herwig Bauer, Micky Klemsch, Bernadette Schmatzer, Thomas Weber DRUCK Walstead NP Druck GmbH, Gutenbergstraße 12, 3100 St. Pölten PRODUKTION & MEDIENINHABERIN Biorama GmbH, Wohllebengasse 16 / 6, 1040 Wien GESCHÄFTSFÜH­ RUNG Martin Mühl KONTAKT Biorama GmbH, Wohllebengasse 16 / 6, 1040 Wien; www.biorama.eu, redaktion@ biorama.eu BANKVERBINDUNG Biorama GmbH, Bank Austria, IBAN AT44 12000 10005177968, BIC BKAUATWW ABONNEMENT siehe Website: www.biorama.eu ERSCHEINUNGSWEISE 6 Ausgaben pro Jahr ERSCHEINUNGSORT Wien. BLATTLINIE biorama ist ein unabhängiges, kritisches Magazin, das sich einem nachhaltigen Lebensstil verschreibt. Die Reportagen, Interviews, Essays und Kolumnen sind in Deutschland, Österreich und der ganzen Welt angesiedelt. Sie zeigen Möglichkeiten für ein Leben mit Qualität für den Menschen und den Planeten Erde. Ohne dabei den Zeigefinger zu erheben. biorama erscheint sechs Mal im Jahr.


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Au f tak t

69 Inhalt 03 Editorial 08 Street Talk 10 Global Village 12 Meine Stadt 14 Gesucht: Transparenz Der Markt für nachhaltige Investments wächst und bekommt die Chance auf Transparenz. 26 Der vegane Weg Unterwegs auf dem Jakobsweg 30 Kommt Wild aus dem Wald? Nachhaltiges Wild: Durchblick im Wildbretdschungel. 32 Soll die Freizeitjagd

abgeschafft werden? Pro/Contra Freizeitjagd

36 Liebe mal vier Liebe zwischen mehreren Menschen ist nicht unbedingt komplizierter als zwischen zweien. Wie Polyamorie funktioniert. 42 Sex Positivity Worum geht s bei den Partys des Kollektivs »Hausgemacht in Wien«? 43 Das große 1×1 Sex und Menstruation: Ein Aufklärungsversuch.

Saubere Windel, trockene Tücher Auf der Suche nach Schadstoffen in der Kinderabteilung.

56 »Schlafen ist wie atmen« Yoga kann guten Schlaf fördern. Drei einschläfernde Übungen. 63 Drinnen ist out, draußen ist in. Besonders in diesem Winter zieht es uns für gesellige Zusammenkünfte ins Freie, gemütlicher ist das um einen Wintergrill. Set fire to the dark!

14 Gesucht: Transparenz

Die Frage, wie Geld möglichst sinnvoll angelegt werden kann, stellt sich potenziellen InvestorInnen, Regulationseinrichtungen und auch Unternehmen. Derzeit tut sich in dem Markt so viel wie nie zuvor.

Marktplatz 60 Marktplatz Kosmetik 9 × Algenkosmetik made in Germany 62 Marktplatz Food Tipps fürs Wildbretbrett

Kolumnen 64 Aus dem Verlag 66 Elternalltag

Bild  istock.co m/MaYcaL, i stock.co m/MHJ, Lu na wo lf, istock.co m/b lack sa lmo n, PLAI FESTIVAL

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12 Meine Stadt: Temeswar

… ist Europäische Kulturhauptstadt 2021.

26 Der vegane Weg

Den Jakobsweg kann man mit oder ohne spirituelle(r) Motivation gehen. Und vegan.

43 Sex während der Menstruation Ein kleiner Guide für einen entspannteren Umgang, weniger schmutzige Laken und mehr Freude damit.

51 Toxische textilien

In Kindermode sind Schadstoffe besonders gefährlich. Woran man sich beim Einkauf orientieren kann.


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Le se r i nne n m ein u n g

Wir müssen reden …

LeserInnen an und über uns Mails, Tweets und hoffentlich Liebesbriefe an die Redaktion – und unsere Antworten. Betrifft:

ein »Dunkle Cloud am Klimahimmel« und »Und Pasta« in biorama 65 (Februar/März 2020) »Sehr geehrte Damen und Herren! Vielen herzlichen Dank für Ihren aufschlussreichen Artikel zum Thema Energieverbrauch, der durch Digitalisierung entsteht. Ich werde den Artikel weiterverteilen und hoffentlich fruchtet das mehr als meine eigenen bisherigen Bemühungen, die Menschen in meinem Umfeld für das Thema Ressourcen- und Energieverbrauch durch ihr Verhalten im »digitalen Raum» zu sensibilisieren. Das Einzige, was mir in Ihrem Artikel gefehlt hat, ist der Hinweis darauf, unter welchen Bedingungen die bei uns ausgemusterten Computer, Smartphones etc. in asiatischen oder afrikanischen Ländern ausgeschlachtet werden (unter anderem auch von Kindern, denen aufgrund von Armut gar nichts anderes übrig bleibt). In Ihrem Bericht über verschiedene Zahnpasten fehlt mir der Hinweis, ob die Pasten Titandioxid enthalten. Dieser Zusatzstoff ist ja nicht ganz unumstritten. In einem kürzlich ausgestrahlten Fernsehbericht wurde darauf hingewiesen, dass man den Stoff, wenn möglich, vermeiden sollte. Allerdings habe ich bisher noch keine Zahnpasta gefunden, die Fluorid enthält (das hätte ich noch gerne drin), aber kein Titandioxid. Vielleicht sind Sie ja im Zuge Ihrer Recherchen auf eine solche Zahnpasta gestoßen. Wenn ja, würde ich mich freuen, wenn Sie mir die Marke mitteilen könnten.«

back! Zwar haben wir uns in der Ausgabe mit dem Schwerpunkt zu den Klimakosten unseres digitalen Lebensstils nicht mit dem Thema Elektroschrottexport beschäftigt, aber in einer früheren Ausgabe schon gezielt. Sie finden unsere Beiträge dazu in unserer Dezemberausgabe des Jahres 2018 auf issuu.com/biorama58 und über biorama.eu/tag/elektroschrott. Auch mit Ihrer Frage zu Titandioxid in Zahnpasta haben wir uns bereits beschäftigt, Sie finden unseren letzten Beitrag dazu auf biorama. eu/titandioxid-als-weissmacher. Das im Artikel von 2018 angekündigte Urteil der EU-Kommission hat inzwischen Titandioxid als Stoff »mit Verdacht auf krebserzeugende Wirkung durch Einatmen« eingestuft. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (efsa) kommt – zuletzt in einer von der EU-Kommission beauftragten Studie 2019 – weiterhin zu dem Schluss, dass es bei der oralen Aufnahme von Titandioxid als Lebensmittelzusatzstoff auf Basis der verfügbaren Daten keine Hinweise auf Gesundheitsbedenken für VerbraucherInnen gibt. Das naheliegende Fazit unterschiedlicher Stellen: Für eindeutigere Aussagen zu den Risiken bedarf es weiterer Forschung. Wir haben den Beitrag zu Naturkosmetik-Zahnpasten biorama.eu/naturkosmetikzahncreme jedenfalls um drei ergänzt, die Ihre Wunschkriterien erfüllen. Wir freuen uns auf Ihre nächsten Anregungen! Betrifft:

Ihr Magazin »Seit einiger Zeit lese ich regelmäßig Ihr Magazin »biorama« und bin wirklich beeindruckt von Ihren sehr fundierten und gut recherchierten und auch in die Tiefe gehenden Beiträgen. Da ich verschiedene solcher Zeitungen lese, finde ich Ihr Magazin am besten. Weiter so! Freundliche Grüße aus dem Rheinland sendet Ihnen allen,« Waltraud Offermann, per Mail

– Rosa Maria Rieder, Mintraching, per Post

Liebe Rosa Maria Rieder! Wir bedanken uns für das sehr konkrete Feed-

Vielen Dank für Ihre motivierenden Worte! Wir geben uns Mühe, Ihrem Anspruch gerecht bleiben zu können.

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street talk Wir fragen. 7 materielle Antworten.

» Achtest du in Geldangelegenheiten auf Nachhaltigkeit?«

Kurt Walter Mach

interview und Bild Leonie STieber

Pawel

30, PR-Freelancer und Orientalistikstudent Der Finanzwelt sind Nachhaltigkeit und Klimawandel wurscht. Da geht es nur ums Geld. Ich hoffe, dass die Banken sehen, dass wir ihre KundInnen der Zukunft sind. Denn Dinge wie Crowdfunding können nicht die Lösung sein, nur ein Schritt dahin.

Mariusz

27, Anwalt Ich investiere in esg*-Sachen. Das hat Zukunft. Und wir sollten uns darüber Gedanken machen, was mit unserer Zukunft passiert. Ich streue meine Investments ein bisschen. Es wäre ziemlich dumm, in etwas zu investieren, das der Umwelt hilft, gleichzeitig aber auch in ein Produkt, das durch Ausbeutung von Menschen entsteht.

Ich habe ganz spontan vor ein paar Tagen ein Flugticket nach Stuttgart gekauft und mir dann gedacht: »What the fuck! Wa­ rum?« Ich kann eigentlich ganz leicht mit dem Zug nach Stuttgart fahren. Wir müssen an unserem Denken und unseren Gewohnheiten arbeiten. Die Menschen, die ich hier vor ein paar Monaten bei der Black-LivesMatter-Demo gesehen habe, die denken schon neu. Ich versuche, auch die Leute um mich herum positiv zu beeinflussen, aber es ist ur fucking schwierig, weil sie wollen sich einfach nur einen neuen Porsche kaufen.

93, Dermatologe Geld zu investieren kommt für mich derzeit nicht infrage. Projekte, in die ich investieren würde, wären Umweltschutz und das Flüchtlingsproblem. Ich glaube eigentlich nicht, dass wir Geld brauchen, um nachhaltig handeln zu können. Das gilt für die kleinen und die großen Akteure.

Lukas

24, Finanzexperte Ich habe nichts zu investieren, ich bin gerade erst mit der Universität fertig geworden. Aber wenn ich an dem Punkt im Leben bin, dann werde ich definitiv in etwas Nachhaltiges investieren. Zum Beispiel in Wasserprojekte oder erneuerbare Energie. Dinge, die leider manchmal übersehen werden. Wo wir unser Geld reinstecken, zeigt die Richtung, in die es laufen wird, nicht?

*esg steht für: »Environment«, »Social« und »Governance« und ist ein Ansatz zur Messung der Nachhaltigkeit einer Investition. Dabei wird beurteilt, inwieweit ein Unternehmen die Punkte Umwelt, Soziales und (verantwortungsvolle) Unternehmensführung berücksichtigt.


Fritz und Gabi

64, ehemals für die Stadt Wien tätig Fritz: Es hat sich noch nie so konkret die Frage gestellt, aber grundsätzlich würde ich das schon machen. Rascher Wechsel der Anlageformen ist noch nicht wirklich Thema, ich glaube, die ÖsterreicherInnen sind da noch zu konservativ. Um unsere Umweltziele zu erreichen, werden jede Menge Investitionen notwendig sein, etwa in verschiedene Energieformen. Gabi: Nicht nur in Energieformen, auch in zwischenmenschliche soziale Projekte. Wenn viele kleine Beträge einbringen, ergibt das auch ein großes Ganzes. Die Wirtschaft wird sich umstellen müssen, als Kon­sumentInnen haben wir Einfluss.

Die Tomate aus dem spanischen Folien­ tunnel hat eine geringere CO2-Bilanz als die durchschnittlich regional produzierte im hiesigen Supermarkt. > Mehr auf biorama.eu/regionalitaet

Alissa

41, Bewegungstherapeutin Ich hab schon länger vor, die Bank zu wechseln. Ich hab’s mir schon ein paar Mal angeschaut und war kurz davor – aber ich hab noch nicht so ganz durchgeblickt. Es müsste noch einfacher sein. Besonders wichtig ist mir, dass ich weiß, was im Hintergrund gemacht wird, wo mein Geld angelegt wird: Es gibt momentan nichts Wichtigeres als Umweltschutz.

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Gl o b al Vil l ag e

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Tschechien:

Polen:

Auch die Haltung in sogenannten ausgestalteten Käfigen wird in Tschechien ab dem Jahr 2027 abgeschafft.

Aus für in Wildnis geborene Tiere im Zirkus und Pelztierfarmen binnen eines Jahres.

Das tschechische Parlament hat am 16. September beschlossen, dass ab 2027 Legehennen nicht mehr in Käfigen gehalten werden dürfen, auch nicht in den neueren sogenannten ausgestalteten Käfigen. Diese Regelung betrifft mit 84 Prozent aller Legehennen etwa 4,5 Millionen Tiere. In der Europäischen Union leben rund 50 Prozent aller Hühner in Käfighaltung. Die bis vor Kurzem auch in Europa weitverbreiteten Käfige, in denen die Tiere weniger als ein din-A4-Blatt Platz haben, sind in der EU seit 2012 verboten, ausgestaltete Käfige sind noch erlaubt. In diesen werden die Hennen in Gruppen in Etagen gehalten und haben etwa fünf Bankomatkarten mehr Platz als in der Vorgängerversion der Käfige. Die europäische Bürgerinitiative »End the Cage Age« setzte sich gegen die Käfighaltung in Europa ein und sammelte rund 1,5 Millionen Unterschriften in 21 Ländern. In Österreich ist jede Form der Käfighaltung seit 2020 verboten, in Deutschland leben noch etwa sechs bis sieben Prozent der Legehennen in ausgestalteten Käfigen. Was allerdings noch legal ist: der Import von Eiern aus Käfig­ haltung. In verarbeiteten Produkten muss dann auch innerhalb der EU die Herkunft der verwendeten Eier nicht angegeben werden. Leonie Stieber

Bisher war Polen einer der weltweit größten Pelzlieferanten. Dort gibt es derzeit rund 800 Pelzfarmen, in denen fünf Millionen Tiere in winzigen Drahtgitterkäfigen eingesperrt sind und wegen ihres Fells getötet werden. Im September 2020 stimmte das polnische Parlament für ein Pelzfarm-Verbot mit einer Übergangsfrist von einem Jahr. Laut der Tierschutzorganisation Peta wurde der Gesetzesentwurf nach der Veröffentlichung einer Undercover-Recherche aus Polens größter Pelzfarm durch den Vorsitzenden der Regierungspartei PiS, Jarosław Kaczyński, eingereicht. Das löste eine Debatte zwischen der Regierungspartei und Geg­ nerInnen des Gesetzes unter ihren KoalitionspartnerInnen aus. Mit Unterstützung der liberalen Opposition wurde es schließlich angenommen. Und es gibt noch mehr gute Nachrichten für den Tierschutz in Polen: Mit einer ebenfalls einjährigen Frist dürfen im polnischen Zirkus keine Wildtiere mehr eingesetzt werden, sprich Tiere, die in freier Natur geboren wurden. In Österreich sind Wildtiere im Zirkus seit 2005 verboten, in Deutschland jedoch immer noch erlaubt. Hier gibt es allerdings kommunale Verbote für Zirkusbetriebe mit Wildtieren, bisher schon in 111 Städten. Nationale generelle Tieroder Wildtierverbote im Zirkus bestehen immerhin schon in 21 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union. Leonie Stieber

Der letzte Winter für polnische Pelzfarmen

Bild  Istock.co m/c he e gi n tan, Istock.co m/me tinkiyak

Legehennen endgültig Aus dem Käfig befreit


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Me i ne Sta dt

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MEINE STADT:

Temeswar Lieblingsplätze und Eco-Hotspots

Text

Sergiu Florean

Übersetzung Thomas Weber

Sergiu Florean engagiert sich für die Professionalisierung von Social Entrepreneurship in Rumänien. 2015 gründete er die Asociația Ecosens mit und managt nun deren Social Business: das Reciproc Café (Strada Mărășești 14, Timișoara), ein dem verantwortungsvollen Konsum gewidmetes Fairtrade-Café, Bistro und Lebensmittelgeschäft. Er ist unter anderem Gründungsmitglied von asat, einer Gesellschaft zur Unterstützung kleinbäuerlicher Landwirtschaft.

Ein Nachmittag in der Fundația Triade

Was einen Besuch der Fundația Triade immer wieder reizvoll macht, ist die einzigartige Mischung aus Wohnraum und Kunstpräsentation – eine Art lebendige Museumssammlung, die sich über mehrere große Räume erstreckt und wirklich zum Betrachten einlädt. In einem davon ist die als Casa Jecza bekannte Jecza-Sammlung zu sehen: Hunderte Werke des Bildhauers Peter Jecza (1939–2009), die permanent ausgestellt werden. Auch andere bekannte KünstlerInnen aus Temeswar sind hier mit ihren Arbeiten vertreten. 2011 wurde außerdem die Galeriei Jecza de artă contemporană eröffnet, die sich der Gegenwartskunst widmet. Besonders eindrucks- und stimmungsvoll ist auch der Skulpturenpark vor dem Haus und Innenhof. triade.ro

Slow Shopping im Monoton Authentische Produkte und Objekte von DesignerInnen, KünstlerInnen und Marken aus Rumänien gibt es im Monoton. Egal ob man sich selbst oder jemand anderen beschenken möchte, im Laden in der FußgängerInnenzone der Stadt findet man nicht nur Geschenke, sondern immer auch die Geschichte hinter dem Geschenk. Denn der Laden informiert genau, woher seine ausgewählten Artikel stammen: Illustrationen, Einrichtungsgegenstände, Keramikschmuck – und auch Kleidung und Accessoires, wobei hier leider nicht auf Biotextilien gesetzt wird. monoton.ro


Curtea Culorilor – The Court of Colors Den Käse, den die Frauen der Curtea Culorilor herstellen, schätzt man weit über die Region hinaus. Es gibt ihn sogar in einigen Restaurants in Sibiu/Hermannstadt und Bukarest. Bei uns in Temeswar gibt es ihn jeden Mittwoch und Samstag am Markt auf der Piața Volantă (neben dem Casa Tineretului) zu kaufen. Curtea Culorilor wurde 2011 von Adriana Formenti und der Karmeliterbewegung gegründet und beschäftigt sozial bedürftige Frauen. Adriana selbst stammt ursprünglich aus Norditalien, von wo sie die Käserezepte mit nach Rumänien brachte. Auch Obst und Gemüse vermarktet Curtea Culorilor – alles wird ohne Spritzmittel und synthetische Kunstdünger kultiviert. Biozertifizierung spielt in Rumänien leider noch kaum eine Rolle. Eine Ausnahme wäre das Weingut Terra Natura, das in seinem Onlineshop nicht nur eigene Bioweine, sondern auch andere bäuerliche Bioprodukte aus dem Kreis Timiș vermarktet. curtea-culorilor.org shop.terranatura.ro

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Bild  SEBA TATARU, Fundația T ri ade, MONOTON, PLAI FESTIVAL, Cu rtea C ulori lor

Faber & Ambasada: Alternative Lebenskultur an der Bega. 2020 wurde die Initiative Faber in einer ehemaligen Industriehalle am Ufer des Flusses Bega gegründet. Faber ist vieles in einem: ein Bistro, ein kultureller Ort und ein Kreativ­labor, das zeitgemäße Arbeitsbereiche zur Verfügung stellt, in dem Prototyping-Workshops stattfinden, Tagungen und Veranstaltungen. Den Ort teilt sich Faber mit Ambasada, einem mit Unterstützung des Europäischen Sozialfonds gegründeten Social Business, das als Spin-off des plai Festivals dessen Spirit fortsetzt. fabercommunity.com plai.ro/ambasada

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Gesucht: Transparenz Die Frage, wie Geld möglichst sinnvoll angelegt werden kann, stellt sich potenziellen InvestorInnen, Regulationseinrichtungen und auch Unternehmen. Derzeit tut sich in dem Markt so viel wie nie zuvor.

Faktencheck Green Finance Grundlegende Informationen zum Thema, zusammengestellt vom Klima- und Energiefonds. faktencheckenergiewende.at

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s gibt praktisch keine Anbieter von Finanzund hier vor allem Anlageprodukten mehr, die kein Angebot haben, das irgendwie auf Nachhaltigkeit setzt, und die Suche nach entsprechenden Investmentmöglichkeiten wird mit einem oberflächlichen und schwer einzuordnenden Überangebot beantwortet. Diese Entwicklung hat sich in den vergangenen Jahren intensiviert und erreicht nun jährlich neue Höhepunkte. Öffentliche Einrichtungen – sei es auf EU- oder Landesebene in Österreich oder Deutschland – versuchen diese Entwicklung gleichermaßen zu beschleunigen wie auch zu gestalten. Aktuell tut sich sehr viel und es sind klarere und transparentere Reglements im Entstehen. Für einzelne InvestorInnen sind diese aber nach wie vor nicht leicht verständlich. Aber schon die eigene Recherche oder die Nachfrage bei BeraterInnen der eigenen Bank oder FinanzanbieterInnen hat Auswirkungen. Die aktuelle Entwicklung hat dabei für verschiedene MarktteilnehmerInnen verschiedene Ursachen und Ausgangspunkte. Das klassische Sparbuch hat dank zu niedriger Zinsen schon lange an Attraktivität verloren. Wer Formen sucht, sein Geld möglichst sinnvoll und mit individuell gestaltetem Fokus anzule-

gen, findet verschiedene Formen nachhaltiger Investments. Nicht zuletzt Fonds, Vorsorgekassen, Lebensversicherungen und auch Crowdinvestment-Angebote. Welche davon wie attraktiv sind, hängt nicht zuletzt davon ab, wie sehr man mit dem Investment beschäftigt sein und sich involvieren will. Die wachsende Nachfrage sorgt für mehr Angebot und entsprechende Produkte.

Verschiedene Motive und ziele Unabhängig von InvestorInneninteressen braucht es, um die Pariser Klimaziele zu erreichen, außerdem Investments: Bis 2030 müssen laut Nationalem Energie- und Klimaplan in Österreich jährlich rund 17 Milliarden Euro in Klimaschutzmaßnahmen investiert werden, um die derzeitigen Klima- und Energieziele 2030 zu erreichen. »Dieser Plan berücksichtigt dabei weder das Ziel der Klimaneutralität 2040 noch die neuen Vorschläge der EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen für eine Zielanhebung für 2030 auf mindestens minus 55 Prozent, die das Klimaschutzministerium unterstützt. Die öffentliche Hand kann das nicht allein stemmen. Um diese Finanzierungslücke zu schließen, gilt es, Investitionen aus

Bild isto ck. com/rus m

Text Martin Mühl


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dem Privatsektor zu mobilisieren. Der Finanzbereich ist daher ein zentraler Hebel für den Klimaschutz«, erklärt Michaela Seelig vom österreichischen Klimaschutzministerium. Aktuell kann davon ausgegangen werden, dass sich diese Ausrichtung auch finanziell auszahlt und Regionen, Länder und Organisationen, die sich hier entsprechend aufstellen, damit auch wirtschaftlich erfolgreich sein können. Ebenso wie ihre InvestorInnen. Und schließlich bedeutet der Klimawandel für Unternehmen ein zunehmendes Risiko: physisch etwa durch Unwetter, weniger Schnee und Naturkatastrophen. Rechtlich durch Haftungsfragen bis hin zu Kompensationsklagen. Politisch und regulatorisch durch veränderte Rahmenbedingungen. Und letztlich sozial, etwa durch geändertes Konsumverhalten und Imageschäden, wie der Faktencheck Green Finance des Klima- und Energiefonds skizziert. »In der Global Risks Landscape 2020 des Weltwirtschaftsforums ist der Klimawandel bzw. das Versagen im Klimaschutz und in der Klimawandelanpassung als höchstes Risiko eingestuft. Zahlreiche weitere Umweltrisiken befinden sich unter den Top-10-Risiken«, steht in der Einleitung des Leitfadens zum Umgang

mit Nachhaltigkeitsrisiken der Finanzmarktaufsicht. Mit einer Kursänderung ist es künftig einfacher, Investments zu bekommen, Kredite oder auch schlicht neue Absatzmärkte. Unternehmen, die in fossiler Energieerzeugung tätig sind, haben es heute schon schwerer, Investoren zu finden und ihren Unternehmenswert zu halten.

Kriterienkatalog

Der Leitfaden zum Umgang mit Nachhaltigkeitsrisiken der österreichischen Finanzmarktaufsicht bietet einen guten Einblick in das Thema Umweltrisiken für Unternehmen. fma.gv.at

Im Kern geht es bei nachhaltigem Investment um zwei Themen: zum einen das Vermeiden von Investments in unerwünschte Branchen wie Waffen, Öl, Kohle und, abhängig von der Auslegung, Atomenergie. Und um soziale Standards: Kinderarbeit, die Nichteinhaltung von ArbeitnehmerInnenrechten oder auch die Zerstörung der Lebensräume und die Nichtbeach-

»Potenziellen AnlegerInnen sind viele Angebote immer noch zu intransparent und sie wünschen sich ein größeres Angebot, aus dem sie wählen können.« — Elisabeth Müller, esg Plus


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Nac h h altig e Ver anl agu ng

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tung der Rechte indigener Völker sollen vermieden werden. Genauso wichtig ist auf der anderen Seite die Förderung mancher Branchen und Bereiche: erneuerbare Energien, Artenschutz und Biodiversität, neue, umweltfreundliche Technologien und auch Bildung und Gesundheit. Diese Ziele wurden auch durch die Definition der 17 nachhaltigen Entwicklungsziele (sdgs) und anderer esg-Ziele nur ausformuliert, aber nicht verändert. Dass hier zunehmend Regularien und Druck auch von öffentlicher Seite wie den Vereinten Nationen oder der EU-Kommission kommen, begrüßt etwa der wwf. Erika Singer, Programm-Managerin Sustainable Finance beim wwf: »Für eine effektive Transformation des Finanzsektors braucht es mehr Druck durch klare, regulatorische Vorgaben. Regelungen für mehr Transparenz schaffen Vergleichbarkeit und können das Bewusstsein dafür schärfen, was mit dem investierten Geld passiert. Ziel für AnlegerInnen und FinanzdienstleisterInnen ist eine Investition in ein zukunftsfähiges, nachhaltiges Geschäftsmodell – mit möglichst minimierten Risiken. Wer heute in ein Kohlekraftwerk investiert, hat wohl ein sehr kurzsichtiges Zukunftsbild.«

Transparenz als Grundlage Eine zentrale Stelle im deutschsprachigen Raum für nachhaltige Investments ist das Forum Nachhaltige Geldanlagen (fng), ein seit 2001 tätiger Fachverband für nachhaltige Geldanlagen in Deutschland, Österreich und der Schweiz mit 170 Mitgliedern. Das fng veröffentlicht unter anderem jährliche Marktberichte für Deutschland, Österreich und die Schweiz und macht den Markt für nachhaltige Geldanla-

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Anlegertypen 2019 in %

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Private Privateund und institutionelle institutionelle InvestorInnen InvestorInnen PrivatinvestorInnen machen aktuell 25% PrivatinvestorInnen machen aktuell 25% der österreichischen InvestorInnen der österreichischen InvestorInnenaus, aus,die in nachhaltige Fonds und Madate investieren. die in nachhaltige Fonds und Mandate investieren.

Quelle: FNG – Forum Nachhaltige Geldanlagen

gen etwas durchschaubaVorsorgekassen sind mit einem Anteil von rer. Seit 2012 erstellt das die wichtigsten fng außerdem Nachhalinstitutionellen tigkeitsprofile von Fonds Investorinnen in und AnbieterInnen und Österreich. fasst diese für eine leichtere Vergleichbarkeit in der »fng-Matrix« zusammen. Zusammen mit dem 400 Organisationen umfassenden Dachverband European Sustainable Investment Forum (Eurosif ) vergibt das fng seit 2008 ein Transparenzlogo für nachhaltige Publikumsfonds und ist Initiator und Herausgeber des 2015 gestarteten Qualitätssiegels für nachhaltige Publikumsfonds. Grundlage für das Siegel ist noch vor inhaltlichen Kriterien Transparenz. Für eine Weiterentwicklung sorgen laut fng sowohl eine steigende Nachfrage als auch gesetzliche Regularien: »Besonders auffäl»Im Bereich der Kreditverlig ist, dass sich das gabe hätten Banken die Anlagevolumen in Fonds und Mandate, Möglichkeit, durch Richtdie den Privatanlelinien, gezielte Beratung gerInnen zugeordnet . werden, im letzten und geeignete ProduktJahr nahezu verdoplösungen nachhaltiges pelt hat! ÄnderunVerhalten bei Endkongen der gesetzlichen RahmenbedingunsumentInnen und Wirtgen, die Nachhaltigschaftstreibenden keit auf dem Anlagemarkt begünstigen zu fördern.« und für mehr Trans— Erika Singer, wwf parenz sorgen, sind die wichtigste treibende Kraft.« Für das fng zeigt sich, dass die von der EU-Kommission eingeleiteten MaßForum Nachhaltige nahmen im Rahmen des Aktionsplans FinanGeldanlagen zierung nachhaltigen Wachstums bereits eiSeit 2001 der Fachverband nen Anstoß am Finanzmarkt geben konnten: für nachhaltige Geldanlagen »Die Offenlegungspflichten zu Nachhaltigin Deutschland, Österkeitsrisiken, die Taxonomie sowie die standarreich, Liechtenstein und der Schweiz mit mehr als 170 disierten Referenzwerte für CO2-Benchmarks Mitgliedern: Banken, Kapiwurden bereits von der EU-Kommission betalanlagegesellschaften, schlossen und sind zum Teil bereits in Kraft Versicherungen, Ratingagengetreten. Mit dem European Green Deal und turen, Investmentgesellder erneuerten Sustainable-Finance-Strategie schaften, VermögensverwalterInnen, FinanzberaterInnen der EU-Kommission sind weitere Verschärund NGOs sowie rund 30 fungen zugunsten von Sustainable Finance zu interessierte Privatpersonen. erwarten.« Ab 2021 gibt es eine Offenlegungsforum-ng.org pflicht für VermögensverwalterInnen und AnlagenbesitzerInnen zum Umgang mit Nach-

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Nac h h a ltig e Ver a n l ag u n g

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18 haltigkeitsrisiken. Den in Österreich höheren Marktanteil von 15,9 Prozent an nachhaltigen Fonds und Mandaten im Gegensatz zu 5,4 Prozent in Deutschland führt fng auf die Vorsorgekassen in Österreich zurück: »Diese größte Gruppe unter den institutionellen InvestorInnen trug im Wesentlichen dazu bei, dass Nachhaltigkeitszertifizierungen breit genutzt und als Nachhaltigkeitsstandard anerkannt sind.«

Ursprung im Aktivismus

In Deutschland machen kirliche Institutionen und Wohlfahrtsorganisationen

27%,

Versicherungen zirka 19% und die öffentliche Hand r und 17% aus.

2020 um 1623 Prozent zulegen konnte, brachte es der »konventionelle« Vergleichsindex msci World im gleichen Zeitraum auf 191 Prozent. Sich positiv entwickelnde Unternehmen legen nicht nur an der Börse zu, sondern zahlen auch jährlich Dividenden.

Ein Pionier im Bereich nachhaltigen Investments ist Max Deml. Der Wahlwiener nutzte bereits in den 1980er-Jahren als StudierenWWF Bankenstudie der Aktien, um gegen Missstände aufzutreten. 2018–2019 Gemeinsam mit KollegInnen kaufte er einzelDer WWF hat das Retailgene Aktien von Vorgängern der heutigen Bank Datenabgleich schäft der österreichischen Austria oder von Steyr Daimler Puch und sorgGeht es um Wertpapiere, hat in den letzten JahBanken nach Nachhaltigte bei Aktionärsversammlungen lautstark dafür, ren das Tool Cleanvest für Aufsehen gesorgt. keitskriterien untersucht. dass die Unternehmen nicht ganz ohne WiderDie Plattform lässt über 4800 in Österreich erwwf.at/de/bankenrating2019 spruch agieren konnten. Bereits 1991 gründehältliche Fonds nach Nachhaltigkeitskriterien te er Öko-Invest, ein kleines Medienunternehfiltern und zeigt deren Performance an. Entwimen, das Abos und Bücher mit Einblick und ckelt wurde das Tool vom Wiener Unternehkonkreten Tipps für das Finanzgeschäft und men esg Plus, einem Social-Impact-Unternehnachhaltige Aktien anbietet. men, dessen Gründerteam vorher unter andeEr hat nicht nur das Aktienpotenzial von rem beim wwf in dessen Green-Finance-Team Tesla früh erkannt (und mittlerweile zum Vertätig war. Grundlage des Tools sind internatiokauf geraten, da zumindest weiteres Wachstum nal erhältliche Daten, die vom Team teilweise zwischenzeitlich bereits eingepreist schien), in Handarbeit abgeglichen werden. Die Daten sondern auch früh das Potenzial von Tomkommen beispielsweise von RepRisk, einem ra gesehen. Die Aktie des an der Osloer Börse Schweizer Data-Science-Unternehmen, das notierten Entwicklers von Leergutrücknahmeauf Machine Learning (KI) setzt und sich auf automaten und Pfandsystemen hat sich in den esg- und Business-Conduct-Risikoforschung letzten Jahrzehnten vervielfacht – der Kursfokussiert. Ziel ist hier nicht die Vergabe von gewinn liegt jenseits der 7000 Prozent. Der Ratings, sondern die Identifizierung von Risivon Max Deml 1997 entwickelte internatioken durch eine Auflistung von Verstößen gegen nale Natur-Aktien-Index indigene Rechte oder Fällen von Kinderarbeit. nx-25 enthält 25 Unteresg Plus bekommt von RepRisk pro Jahr allein nehmen, darunter Gebeim Bereich indigener Rechte eine Liste von rit, Tesla, Tomra, Umwelt700 bis 800AnlegerVorfällen, die dann einzeln mit den Anlegertypen bank, Vestas Wind und Fonds abgeglichen werden. Sipri, das Stocktypen 2019 in % die österreichischen Titel holm International Peace Research Institute, ist 2019 in % Mayr-Melnhof und Vereine wissenschaftliche Einrichtung, die in den bund. Während der nx1960er-Jahren als Stiftung von der schwedi25 im Zeitraum von April schen Regierung gegründet wurde, um globale PrivateEntwicklungen und institutionelle InvestorInnen 1997 bis Mitte September im Bereich Frieden und SicherPrivate und

11

Private und

25

89

institutionelle InvestorInnen

institutionelle InvestorInnen 2019

Institutionelle InvestorInnen sind mit einem Marktanteil von rund 89% in Deutschland PrivatinvestorInnen weiterhin stärkste Treiber. machen aktuell Quelle: FNG – Forum Nachhaltige Geldanlagen der österreichischen InvestorInnen aus, die in nachhaltige Fonds und Madate investieren.

25%

75

PrivatinvestorInnen machen aktuell 25% der österreichischen InvestorInnen aus, die Die deutschen Privatinvestitionen in nachhaltige Fonds und Madate investieren. in nachhaltige Fonds sind im Jahr 2019 um

96% gewachsen.


»Bis 2030 müssen laut Nationalem Energieund Klimaplan in Österreich jährlich rund 17 Milliarden Euro in Klimaschutzmaßnahmen investiert werden, der Finanzbereich ist daher ein zentraler Hebel für den Klimaschutz.« —  Michaela Seelig, Klimaschutzministerium

B ild Thomas Topf

heit zu erforschen, und etwa Verstrickungen in Waffenhandel offenlegt. Unternehmen und Einrichtungen wie diese bilden die Informationsgrundlage für esg Plus und Cleanvest, bei der finanziellen Performance kommen die Zahlen von Morningstar, dem internationalen Standard in diesem Bereich, zum Einsatz. esg Plus, das gerade auch mit Cleanvest nach Deutschland expandiert, erfreut sich mit seinen Services einer hohen Nachfrage. Elisabeth Müller, Leiterin von esg Plus Österreich: »In Umfragen merken wir nicht nur eine steigende Nachfrage nach unseren Lösungen, sondern auch, dass den potenziellen AnlegerInnen viele Angebote immer noch zu intransparent sind und sie sich ein größeres Angebot an nachhaltigen Investmentprodukten wünschen, aus dem sie wählen können.« Cleanvest ist für NutzerInnen gratis. Sie können auf der Website Kriterien – Ausschlussgründe und Wünsche – auswählen und unmittelbar sehen, wie sich das auf das verfügbare Angebot auswirkt. Jedes der neun Kriterien kann auf »egal«, »wichtig« oder »strikt« gesetzt werden. Es wird zudem angezeigt, wie ein Fonds bei den einzelnen Kriterien auf einer Skala von 1–10 abschneidet. Aktuell gibt es, setzt man alle Kriterien auf »strikt«, ganze zwei Treffer. esg Plus bietet seine Services auch Finanzunternehmen und institutionellen Anlegern an, die damit ihre Portfolios durchleuchten können.

Internationale Standards entstehen Es gibt aber nicht nur private Organisationen, die in diesem Bereich tätig sind. Seit 2015 arbei-

»Ökologischen Umbau ermöglichen« Die Prinzipien nachhaltigen Investments sind seit 30 Jahren die gleichen, sagt Max Deml, Geschäftsführer des Öko-Invest-Verlags. BIORAMA: Was haben Sie 1991 bei der Gründung von Öko-Invest unter Nachhaltigkeit verstanden und wie haben sich Ihre Kriterien verändert? Max Deml: Statt von »nachhaltiger« Geldanlage sprach man damals zum Beispiel von ethisch-ökologischer Geldanlage, »grünem Geld« oder »socially responsible investments« (sri). In den vergangenen Jahren hat sich die Abkürzung esg – für Environmental-, Social- und Governance-Faktoren – etabliert. Die Anlagekriterien sind großteils die gleichen – also negativ formuliert »keine Rüstung, keine Atomkraft, keine Kinderarbeit« und so weiter oder positiv etwa »erneuerbare Energien« –, sie wurden aber im Lauf der Zeit etwas umfassender formuliert.

Nachhaltige Aktien, Fonds und Indizes haben eine bessere Performance als durchschnittliche Aktien. Diese Entwicklung scheint unumkehrbar. Wieso ist der Anteil nachhaltiger Aktien und Fonds immer noch so gering? Der Anteil ist zwar noch gering, aber er wächst seit Jahren wesentlich schneller als der Gesamtmarkt. Und unumkehrbar ist an der Börse nichts – es gab auch einige Pleiten großer deutscher Solarkonzerne, die seinerzeit im Solaraktien-Index ppvx der weltweit größten Photovoltaikunternehmen vertreten waren. Wie hat sich der Solaraktien-Index im Gegensatz etwa zu Erdölaktien entwickelt? Zwischen 2003 und 2007 ist der erwähnte ppvx etwa um rund 2000 Prozent gestiegen, aber in und nach der Finanzkrise 2008 um bis

Max Deml gibt im Öko-InvestVerlag ein Börsenbrief-Abo mit Empfehlungen für nachhaltige Investments und das Handbuch Grünes Geld heraus.

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Nac h h a ltig e Ver a n l ag u n g

Zum Nachschlagen für alle, die es genau wissen wollen:

das Handbuch

»Grünes Geld 2020«,

Öko-Invest-Verlag, 2020.

zu 80 Prozent gefallen. Trotzdem liegt der ppvx seit 2003 mit einem Plus von rund 750 Prozent weit vor dem fossilen Index-Pendant aus Erdölaktien mit rund 35 Prozent Zuwachs in diesen 17 Jahren. Auch in den ersten knapp neun Monaten des »Covid-19«-Börsenjahrs 2020 lief der ppvx mit einem Plus von rund 70 Prozent um rund 120 Prozentpunkte besser als der Erdölaktien-Index, der über 50 Prozent verloren hat. Der Ölpreisverfall hat auch zu einem Kurssturz bei den Ölkonzernen geführt, die nicht nur hohe Umsatzverluste hatten, sondern oft Milliardenabschreibungen auf die noch gar nicht geförderten Ölreserven im Boden vornehmen mussten, die als Teil des Firmenvermögens verbucht sind. Sie haben 1997 mit dem Natur-AktienIndex »nx-25« einen Index entwickelt. Wie funktioniert dieser? Die 25 Aktien dieses internationalen Index wurden nach strengen Kriterien – inhaltlicher, nicht finanzieller Art – ausgewählt. Wenn ein Unternehmen diese Kriterien nicht mehr erfüllt oder von der Börse geht, wie zum Beispiel die Naturkost-Supermarktkette Whole Foods Market, die von Amazon übernommen wurde, entscheidet ein derzeit vierköpfiger Beirat, welches Unternehmen dann nachrückt. Die 25 Aktien werden einmal jährlich mit jeweils vier Prozent im Index gewichtet. Hohe Kursgewinne wie dieses Jahr über 400 Prozent bei Tesla werden so im Index »eingefangen«, das heißt, dass ein späterer Kursrückgang dann nicht mehr so ins Gewicht fällt. Vom Aktienhandel profitieren Unternehmen nur sehr indirekt. Inwieweit sind Aktien und Fonds überhaupt eine Möglichkeit der Gestaltung? Es gibt nicht nur Aktienfonds, sondern etwa auch Sachwertfonds oder Beteiligungsgesellschaften, bei denen das Geld beispielsweise in neue Solar- oder Windkraftparks fließt. Und hier kann man sehr viel bewegen, wie der Aufschwung der erneuerbaren Energien zeigt: Lag der Ökoanteil im deutschen Strommix vor 30 Jahren noch bei rund vier Prozent, sind es heute über 40 Prozent, vor allem finanziert durch InvestorInnen in Wind- und Solarenergie, die diesen – auch politisch gewollten – ökologischen Umbau erst ermöglicht haben.

tete die Europäische Kommission an einem Aktionsplan, der sicherstellen soll, dass sich künftig das komplette Finanzbusiness an Nachhaltigkeitskriterien orientiert – Orientierung ist hier die Einhaltung der 2015 in Paris vereinbarten Klimaziele. Ein Ergebnis dieser Bemühungen ist der 2018 veröffentlichte »Aktionsplan nachhaltige Investments«, dem Ende 2019 zehn Maßnahmenpakete folgten. Unter anderem die Entwicklung einer klaren Taxonomie zur Definition nachhaltiger Geldanlagen. Ziel war laut bmk ein »harmonisiertes Klassifikationssystem für Investitionen, das ökonomische Aktivitäten identifiziert, die den Nachhaltigkeitszielen der EU dienen, und die Festlegung einheitlicher Kriterien für die Feststellung, ob eine Wirtschaftstätigkeit ökologisch nachhaltig ist«. Die sechs Umweltziele der Taxonomie sind: Klimaschutz, Klimawandelanpassung, Wasser, Kreislaufwirtschaft, Umweltverschmutzung, Ökosysteme. Es gibt die Intention, langfristig soziale Ziele in die Taxonomie aufzunehmen. Laut dieser Taxonomie sind die Kriterien erfüllt, wenn ein Unternehmen substanziell zu einem der Klimaziele beiträgt, keines der anderen Ziele maßgeblich verletzt, minimale soziale Standards eingehalten werden und sich die Einordnungen mit technischen Screening-Kriterien überprüfen lassen. Der Aktionsplan ist aber auch Vorbild für die Nationalstaaten, um in dem Bereich aktiv zu werden. In Deutschland wurde im Juni 2019 der Sustainable-Finance-Beirat eingesetzt, um die deutsche Bundesregierung bei der Ausarbeitung und Umsetzung ihrer Sustainable- Finance-Strategie zu beraten. In Österreich arbeiten das Klimaschutzministerium, das Finanzministerium sowie das Umweltbundesamt ebenfalls seit 2019 an einer Green Finance Agenda. Ein relativ neues Tool ist pacta. Das steht für »Paris Agreement Capital Transition Assessment« und ist ein vom Non-Profit-Thinktank »2° Investing Initiative« entwickeltes Modell zur Klimaverträglichkeitsprüfung von Finanzportfolios. Aktuell befindet sich die erste national akkordierte österreichische Teilnahme an dieser Initiative in einem Testlauf. Die Green Finance Agenda in Österreich wird viel mehr umfassen als die Einordnung von Aktien und Fonds, Bonds und Anleihen in ein möglichst transparentes System. Max Deml weist darauf hin, dass es neben Aktienfonds

B ild Öko -Inve st-Ve rlag

20


auch direktere Anlage»Lag der Ökoanteil im deutschen Strommix vor 30 formen wie SachwertJahren noch bei vier Prozent, sind es heute über 40 fonds beziehungsweise Prozent – vor allem finanziert durch InvestorInnen in Beteiligungsgesellschaften gibt, bei denen das Wind- und Solarenergie, die diesen – auch politisch geGeld zum Beispiel in neue wollten – ökologischen Umbau erst ermöglicht haben.« Solar- oder Windkraftparks fließt. Zentral ist —  Max Deml, Öko-Invest auch das Retailgeschäft der Banken, da auch in Österreich und DeutschSachwertfonds land große Anteile des Geldes auf Konten, SparSinger: »Nachhaltigkeit muss in das gesamte ermöglichen wie Kredite den büchern und anderen Formen liegen und umgeKerngeschäft der Banken Einzug finden. Im Aufbau neuer Infrastruktur kehrt durch Kredite finanziert werden. Es geht Investmentbereich haben sich schon erste Löund Unternehmen. darum, die Werkzeuge auch Projekten und Unsungen etabliert – große, börsennotierte Unternehmen zugänglich zu machen, die nicht an ternehmen unterliegen zum Beispiel Transder Börse sind. Hier geht es zum Teil darum, parenzstandards, was Ratings möglich macht neue Formen zu entwickeln, die oft auch mehbeispielsweise in Bezug auf Nachhaltigkeitsrere kleinere Projekte sammeln und damit für kriterien. Auch im Bereich der Kreditvergabe größere Anleger attraktiv machen. »Jede Bürhätten Banken die Möglichkeit, durch Richtligerin und jeder Bürger kann sich mit nachhalnien, gezielte Beratung und geeignete Produkttigen Investitionen am Klimaschutz beteiligen. lösungen nachhaltiges Verhalten bei EndkonZum Beispiel über nachhaltige WertpapieranlasumentInnen und Wirtschaftstreibenden zu gen oder die Anlage des eigenen Geldes auf eifördern.« Dabei kann nicht nur entschieden Cleanvest nem grünen Sparbuch. Eine andere Möglichkeit werden, welche Projekte Kredite bekommen Ein Werkzeug, um Fonds ist Crowdfunding, bei dem viele Privatpersonen und welche nicht, sondern es können auch Konnach verschiedenen Kriterikleinere Beträge investieren, oder auch direkte ditionen von Nachhaltigkeitskriterien abhängig en (aus)zusortieren. Investitionen in eine eigene Photovoltaikanlage gemacht werden. cleanvest.at oder ein E-Auto«, sagt Michaela Seelig. Denn, so ist man im bmk überzeugt: Das eiEs Lohnt sich nachzufragen gentliche Problem ist nicht, dass den PrivatanNeben Aktien und Fonds und ihren indirekÖko-Invest legerInnen das Geld fehlt. Dieses ist vorhanten Auswirkungen gibt es viele weitere InvesEin kleiner Verlag, der den und da nachhaltige Projekte trotz natürtmentformen und direktere Mittel zur GestalInvestmenttipps im Nachhaltigkeitsbereich im Abo lich vorhandenen Risikos als zukunftssicherer tung: Das kann vom Crowdinvestment, hier gibt anbietet. gelten, ist nachhaltiges Investment auch ates z. B. mit Green Rocket einen Anbieter, der oeko-invest.net traktiv. Die Aufgabe besteht darin, die Projeksich auf nachhaltige Projekte fokussiert, bis zu te und Unternehmen richtig zu bewerten und direkten Beteiligungen reichen. Seit einigen sie mit den InvestorInnenen aller GrößenordJahren werben Finanzinstitute damit, dass Innungen zusammenzuführen. Erst im Sommer vestments eine Möglichkeit sind, die Welt nach hat der Bankenverband angekündigt, sein komden eigenen Vorstellungen zu gestalten. Diese plettes Geschäftsmodell nachhaltig ausrichten Aussage darf getrost in den Bereich des Marzu wollen – allerdings noch vergleichsweise ketingsprechs geschoben werden. Ganz falsch unkonkret. Der wwf arbeitet bereits mit Banist die Aussage aber auch nicht: Alle haben ken zusammen und sieht eine große Chance Geld auf Konten, bei Banken, Kredite, beruflidarin, dass diese hier aktiver werden. Erika che Vorsorgekassen und das eine oder andere Investment. Es lohnt sich nachzufragen, was mit dem Geld geschieht, wie dieses genutzt Spezialbanken mit Nachhaltigkeitswird und welche Einblicke die Finanzinstitute fokus spielen in Deutschland eine hier gewähren. Je direkter die Verbindung und besondere Rolle und machen zirka je aktiver der eigene Umgang mit dem Theder nachhaltigen ma sind, desto größer sind die Auswirkungen Geldanlagen aus. und Möglichkeiten.

15%

21


B io r a m a 6 9

Zahlen über zahlen Die Klimawende baut auf institutionelle wie private Investitionen.

1 Billion €

für den European Green Deal Die Hälfte der Billion soll sich aus vier Linien speisen:

?

• 279 Milliarden Euro private und öffentliche Investitionen generiert über das Investitionsförderungsprogramm #InvestEU • 114 Milliarden Euro nationale Kofinanzierung einzelner Projekte in den EU-Mitgliedstaaten generiert.

rund

500 Mrd aus dem

• 100 Milliarden Euro aus dem »Mechanismus für einen gerechten Übergang« • 25 Milliarden Euro aus dem Innovation and Modernisation Fund des EU-Emissionshandelssystems

EU-Haushalt

Quelle: »Europäischer Grüner Deal«, Dezember 2019, und Österreichisches Bundeskanzleramt.

Die Top

5

der Ausschlusskriterien für nachhaltiges Investment

Die Top Five in Österreich 2019

Die Top Five in Deutschland 2019

Waffenund undRüstung Rüstung 1.1.Waffen

Korruptionund undBestechung Bestechung 1.1.Korruption 154,1Mrd Mrd 154,1

28,7Mrd Mrd 28,7

Arbeitsrechtverletzungen 2.2.Arbeitsrechtverletzungen

Kohle 2.2.Kohle 28,6Mrd Mrd 28,6

Kernenergie 3.3.Kernenergie 23,6Mrd Mrd 23,6

Menschenrechtsverletzungen 4.4.Menschenrechtsverletzungen

152,9Mrd Mrd 152,9

Umweltzerstörung 3.3.Umweltzerstörung Menschenrechtsverletzungen 4.4.Menschenrechtsverletzungen

23,5Mrd Mrd 23,5

Arbeitsrechtsverletzungen 5.5.Arbeitsrechtsverletzungen

152,1Mrd Mrd 152,1 135,2Mrd Mrd 135,2

Kohle 5.5.Kohle 23,4Mrd Mrd 23,4

120,5Mrd Mrd 120,5 Quelle: FNG – Forum Nachhaltige Geldanlagen

Bild  istock.co m/MHJ

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Nac h h a ltig e Ver a n l ag u n g


Übersicht Anlegertypen nachhaltiger Fonds und Mandate in Deutschland Übersicht AnlegerInnentypen nachhaltiger (in Milliarden Euro) Fonds und Mandate

in Deutschland (in Milliarden Euro)

154,3 Mrd

+48%

82,3 Mrd

+11%

8,5 Mrd

2017

121,7 Mrd

+27% +96%

9,4 Mrd

2018

Private Investoren

18,3 Mrd

2019

Institutionelle Investoren

institutionelle investorinnen sind in Deutschland weiterhin stärkste Treiber mit einem marktanteil von rund

Private InvestorInnen

Institutionelle InvestorInnen

89%

89%

Übersicht Anlegertypen nachhaltiger Fonds und Mandate in Österreich Übersicht AnlegerInnentypen nachhaltiger Fonds und Mandate (in Milliarden Euro)

in Österreich (in Milliarden Euro)

11%

+55%

10,10 Mrd

Private und 3,27 Mrd

+31%

institutionelle InvestorInnen 2019 6,75 Mrd

+17%

2017 Private Investoren

11

15,61 Mrd

20,44 Mrd

3,82 Mrd

2018

25%

89

+77%

2019 Institutionelle Investoren

Anlegertypen 2019 in %

privatinvestorinnen machen aktuell der österreichischen investorinnen aus, die in nachhaltige Fonds und madate investieren.

Private InvestorInnen

Institutionelle InvestorInnen

Quelle: FNG – Forum Nachhaltige Geldanlagen

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B io r a m a 6 9

V e r ant wo r tl ich e Ver a n l ag u n g

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Das Geld wächst auf Olivenbäumen Crowdinvestment nachhaltiger Unternehmensideen ist ein direkter Weg verantwortungsvoller Veranlagung. Das bietet derzeit zum Beispiel Mani Bläuel. Ein österreichisch-griechisches Familienunternehmen im Familieninterview.

Von 2015 bis 2019 gab es in Griechenland Kapital­ verkehrskontrollen, um den Abfluss von Einlagen und Kapitalflucht einzudämmen. BürgerInnen konnten beispielsweise nur eine begrenzte Menge Bargeld täglich beheben oder ins Ausland überweisen.

D

er griechische Biooliven(öl)produzent Bläuel Greek Organic Products ist in Österreich und Deutschland besser unter seiner Marke Mani bekannt. Unter dem Titel Olivenbäumchen-Darlehen kann man beim österreichischen Tochterunternehmen Mani Bläuel nun über Nachrangdarlehen in Projekte des Unternehmens in Griechenland investieren. Der/die DarlehensgeberIn kann so indirekt in Unternehmensprojekte in den Bereichen Vorfinanzierung von Rohstoffen, Expansion und Produktentwicklung in Griechenland investieren. Und bekommt wahlweise drei Prozent Zinsen jährlich überwiesen oder vier Prozent Zinsen über einen Warengutschein für das Mani-Sortiment.

BIORAMA: Sie sagen, die Darlehen haben mehr AnlegerInnen gefunden, als Sie erwartet hatten. Hat die Beliebtheit mit der griechischen Krise zu tun? Burgi Bläuel: Ja, ich denke schon. Wir hatten begonnen, nachzudenken, ob wir etwas tun oder beitragen können. Es gab eine Sympathiewelle und beispielsweise die Bewegung »Griechenland blüht«, aber keine Möglichkeiten dafür, direkt in Griechenland auf verantwortungsvolle Weise zu investieren, und es hat sich auch niemand getraut. In unser Unternehmen trauen sich die Leute zu investieren.

Gibt es vergleichbare Projekte wie Ihres in Griechenland? Felix Bläuel: Nein, ich behaupte, es gibt derzeit keine vergleichbaren Möglichkeiten, in Griechenland zu investieren. Und griechische Unternehmen haben leider keine Möglichkeiten, Geld auf die Weise zu akquirieren, wie wir das konnten. Wir sind eine 100% griechische Firma mit 100% österreichischen EigentümerInnen. Wir hoffen, dass die Möglichkeiten, die es hier in Österreich für Crowdfunding gibt, Schule machen und sich auch in anderen Ecken Europas etablieren. Burgi Bläuel: Hätten wir keine österreichische Firma, könnten wir das nicht machen. Das ermöglicht uns rechtlich, die griechische Firma über die Nachrangdarlehen unserer KundInnen zu unterstützen. Inhaltlich ermöglicht es uns auch, vor Ort umfassender nachhaltig zu investieren, als wir uns das früher leisten konnten – etwa auch Sozialprojekte zu unterstützen. Momentan fallen unsere Träume auf den Boden. Es ist sehr schön, was für uns derzeit möglich ist. Sie leben in Griechenland. Wie ist die Reaktion Ihrer griechischen Umgebung auf Ihre Finanzierungslösung? Burgi Bläuel: Unsere MitarbeiterInnen sind froh, dass es uns als Unternehmen gut geht, aber in Griechenland ist man hier sehr skeptisch und empfindet das Crowdfunding auch irgendwie als

Bild  rei nhard ges s l, ma ni

Interview Irina Zelewitz


Bettelgang. Und ich war zugegeben anfangs auch unsicher. Aber als wir die ersten InvestorInnen gewonnen haben, hat sich mir erschlossen, dass es sich hier um wunderbare Kooperationen handelt und wir eine ganz neue Qualität der Einbindung von KundInnen haben – und insofern auch eine andere KundInnenbindung. Gibt es griechische AnlegerInnen? Felix Bläuel: Unsere AnlegerInnen sind vor allem aus Österreich und Deutschland. Obwohl wir ein großes Netzwerk in Griechenland haben, haben wir keine griechischen AnlegerInnen. Wir stoßen auf viel Unverständnis dort betreffend das Grundkonzept. Auch die Unternehmen, die mit uns zusammenarbeiten, fragen sich, wie das überhaupt funktioniert, dass Menschen bereit sind, Geld zu investieren ohne Absicherung im klassischen Sinn. In Griechenland war es gerade jahrelang normal geworden, dass man mit seinem Geld nicht machen kann, was man möchte. Umso schräger mutet den GriechInnen an, dass hier ÖsterreicherInnen und Deutsche Geld investieren. Wie verändert es ein kleines Unternehmen, das sich auf Produktion und Handel von Olivenprodukten spezialisiert hat, wenn man als KundInnen plötzlich auch AnlegerInnen hat? Felix Bläuel: Es ist ein beachtlicher Einmalaufwand, aber glücklicherweise in unserer Größenordnung vergleichsweise unkompliziert. Das ist im Aufwand nicht zu vergleichen mit dem Unterfangen, klassische Bankleistungen oder etwa Fonds anzubieten. Und wir hatten den Vorteil, dass wir ein vergleichbares Crowdfunding beim Unternehmen Gea beobachten konnten und schauen konnten, wie es dort funktioniert. Und von dort haben wir auch Unterstützung bekommen, um ein ähnliches Modell für unser Unternehmen umzusetzen. Sollte es bei kleinen nachhaltigen Anlage­ formen externe Überprüfungen nicht nur der finanziell-rechtlichen Grundlage, sondern auch der Einhaltung von Nach­ haltigkeitsstandards geben? Fritz Bläuel: Die gibt es derzeit nicht, würde es sie geben, würden wir uns ihnen sehr wahrscheinlich unterziehen. Derzeit versuchen wir nach bestem Wissen und Gewissen, den Anforderungen des Alternativen Finanzierungs-

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gesetzes (AltFG) nachzukommen, und setzen auf Vertrauen und Transparenz durch laufende Information über unsere Website – ich blogge hier regelmäßig, darüber, was mit dem Geld vor Ort passiert, und über die wirtschaftliche Situation der Firma im Detail.

Fritz Bläuel, Burgi Bläuel und Geschäftsführer Felix Bläuel.

Es gibt keine Einlagensicherung. Aber viel Transparenz. Ist es gewöhnungsbedürftig, wenn KundInnen, die früher Oliven bei Ihnen gekauft haben, nun vielleicht auch eine Meinung zu Unternehmensentscheidungen äußern? Fritz Bläuel: Nein, wir reden gerne darüber. Nachhaltige Unternehmungen brauchen (Start-)Kapital. Was machen Sie, damit andere es leichter haben, Unternehmen aufzubauen? Fritz Bläuel: Ich hatte kein Geld, als ich begonnen hatte, aber das Glück, das Olivenöl der Bäuerinnen und Bauern rein auf Vertrauen beruhend zu bekommen, um mir den Export zu ermöglichen – und bezahlt habe ich sie nachher, bis ich irgendwann meinen ersten Bankkredit aufnehmen konnte. Damit, dass ich die Abhängigkeit durch die Finanzierung durch Banken nun wieder reduzieren konnte, schließt sich für mich ein kleiner Kreis. Wir sind keine Bank, aber wir können als Beispiel wirken und wir teilen sehr gerne unser Know-how. Felix Bläuel: Das können Sie ruhig verbreiten: JedeR, die oder der Lust hat, etwas Vergleichbares auszuprobieren, kann sich an uns wenden und wir teilen unser Erfahrungswissen. Und zwar nicht nur zum Crowdfunding, sondern auch zur Unternehmensführung insgesamt.

Investitionen wie auch Nachrangdarlehen sind mit Risiken verbunden, einschließlich des Risikos eines teilweisen oder vollständigen Verlusts des investierten Geldes.


Biorama 69

G e h e n

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Der vegane Weg Tausende pilgern jedes Jahr den Jakobsweg entlang. Das geht mit und ohne spirituellen Antrieb – und es geht auch vegan!

Ein paar wichtige Phrasen für vegane PilgerInnen: »Tienes leche de soya?« Spanisch für: Haben Sie Sojamilch? Wird aber genauso gut in Portugal verstanden. »Es posible preparar un plato vegano?« Spanisch für: Ist es möglich, ein veganes Gericht zuzubereiten? Mit »Bom Caminho« wünscht man sich in Portugal, mit »Buen Camino« in Spanien einen »guten Weg«.

»

I

ch bin dann mal weg« – egal ob persönli­ che Entwicklung und Veränderung oder Einklang mit der Umwelt und sich selbst gesucht wird, die großen PilgerInnen­ routen bieten ein gesichertes Wegenetz, die basale Infrastruktur und viel Natur auf dem Weg zum Ziel. Sehr beliebt ist der Jakobsweg. Die jährli­ chen Besuchszahlen haben sich seit 2010 mehr als verdoppelt. 2019 kamen mit über 146.000 PilgerInnen größtenteils SpanierInnen in San­ tiago de Compostela an. Die Anzahl der deut­ schen Wanderinnen und Wanderer lag mit 26.000, nach den italienischen, auf Platz drei. Doch »den einen« Jakobsweg gibt es gar nicht. Stattdessen verlaufen verschiedene Routen durch Spanien und Portugal zur Ka­ thedrale in Santiago de Compostela, wo die Überreste des Apostels Jakobus begraben lie­ gen sollen. Im christlichen Glauben ist er der Patron der PilgerInnen und soll spanischen Legenden zufolge die Iberische Halbinsel, den Teil Europas, der südwestlich der Pyre­ näen liegt, bereist haben, um dort das Evan­ gelium zu verkünden. Der längste und bekannteste Jakobsweg ist der sogenannte Camino Francés, der ab der

französischen Grenze 800 Kilometer durch Spaniens Norden verläuft. Die meisten Pil­ gerInnen brauchen für diese Strecke ungefähr fünf Wochen. Bei weniger Zeit bietet sich der portugiesische Jakobsweg an, der sich mit sei­ nen 240 Kilometern auch in zwei Wochen zu­ rücklegen lässt. Mit weniger als der Hälfte an PilgerInnen ist der Weg weniger überlaufen als der Camino Francés und bietet landschaft­ lich beeindruckende und abwechslungsreiche Aussichten. Da er sehr eben verläuft, ist er vor allem für AnfängerInnen geeignet. Der Weg beginnt in Porto und führt an der Küste nach Norden zur spanischen Grenze. Dort kann im Landesin­ neren weitergegangen werden und statt Küs­ te und Meer wechselt die Landschaft zu Wäl­ dern, Flüssen und kleinen Dörfchen. Die Route kann beliebig individuell geplant werden. Unterwegs gibt es unzählige Herber­ gen und auch in der Hauptreisezeit ist immer ein Schlafplatz auffindbar. Falls die öffentli­ chen Herbergen belegt sein sollten, kann auf private Unterkünfte entlang des Weges aus­ gewichen werden, die zwar etwas teurer sind, dafür meistens aber auch luxuriöser und mehr Privatsphäre bieten.

B ild   Luna Wo lf

Text Leonie Stieber

Sobald der Weg die Stadt Porto hinter sich gelassen hat, führt er die ersten drei Tagesetappen direkt an der Küste entlang.


Perfekte Reisezeit: Mai und September Der »Camino« kann prinzipiell das ganze Jahr über gegangen werden, empfehlenswert sind die Monate zwischen Mai und September, da es in der anderen Jahreshälfte häufig regnet und nicht alle Herbergen geöffnet sind. In den Sommermonaten Juli und August wird es vor allem in Portugal sehr heiß. Hier empfiehlt es sich, frühmorgens aufzubrechen, um die Nachmittage mit Temperaturen über 30 Grad in der Herberge zubringen zu können. In den Monaten Mai und September sind weniger PilgerInnen unterwegs und auch die Temperaturen machen diese zur perfekten Reisezeit! Ab Oktober steigt die Niederschlagsmenge im Norden Portugals dann fast um das Dreifache.

Noch mehr Genuss im Rezeptkistl

Wanderurlaub trotz Corona Nachdem der Jakobsweg-Tourismus in Galicien, der Region im Nordwesten Spaniens, in der auch Santiago de Compostela liegt, im Frühjahr 2020 für über drei Monate untersagt war, haben die öffentlichen Herbergen seit dem 1. Juli wieder geöffnet. Auch zur Hauptreisezeit zwischen Juni und September ist man auf den Pfaden alleine unterwegs, da sich die Gruppen der Wanderinnen und Wanderer tagsüber gut verteilen – bis sie abends in den Herbergen wieder aufeinandertreffen. Die Fortbewegung zu Fuß tut nicht nur dem Körper gut und vermittelt ein neues Gefühl für räumliche Entfernung, es ist auch die umweltschonendste Art und Weise des Reisens. Eine Pilgerreise vegan zu gehen passt hervorragend zu diesem Grundgedanken. Für den CO2-Fußabdruck spielen bekanntlich auch An- und Abreise eine große Rolle, mit Bus oder Bahn sollten aus Österreich wie aus Deutschland rund zwei Tage pro Strecke eingeplant werden.

Richtig packen Auch wenn die ersten Kilometer mühsam erscheinen, nach wenigen Tagen ist man »eingelaufen« und spürt, wie die Beinmuskulatur stärker wird und das Gehen dem Rücken guttut – solange nicht zu viel Unnötiges im Rucksack ist. Laut dem Rucksackhersteller Deuter liegt die maximal zumutbare Dauerlast bei 20 bis 25 Prozent des Körpergewichts. Die Faustregel für das Gewicht des Rucksacks: das eigene Körpergewicht geteilt durch mindestens vier oder eher fünf. Unbedingt einpacken: eine dichte Tupperdose und Besteck!

Mit unserem Bio-Rezeptkistl verwöhnen wir dich jede Woche mit neuen, genussvollen Rezepten und liefern dir alle benötigten BioZutaten in der richtigen Menge sowie eine kinderleichte Kochanleitung ganz bequem nach Hause. Ab sofort gibt es eine noch größere Auswahl an köstlichen Rezepten zum Ausprobieren und Tauschen nach Herzenslust. Jetzt entdecken auf www.adamah.at/genussrezeptkistl


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Ge h e n

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Tipps für unterwegs

SANTIAGO Teo

Santiago: Wo sich Eintreten nach Heimkommen anfühlt. Ein kleines Café abseits der touristischen Straßen ist das Cadrado Doce. Neben Kaffee verkauft es auch in Santiago gebrautes Craft Beer sowie kleine Snacks und Kuchen, immer auch mit veganen Varianten. Willkommen im Wunderland der Kuchen. Bei Alice in Wonderpie gibt es eine große Auswahl an veganen Kuchen und Torten. Weitere Highlights sind: der ausschließlich vegane Biosupermarkt A tenda das herbas und das vegane und sehr beliebte Restaurant Entre Pedras, das zusätzlich viele glutenfreie Gerichte anbietet. entrepedras.eu

TEO: Albergue de Peregrinos de Teo

Pontevedra

Um in Teo ruhig schlafen zu können, sollte hier ausnahmsweise ein Schlafplatz reserviert werden, in der letzten Herberge vor Santiago kann es voll werden.

Pontevedra: In der sogenannten Kinderbar (elpatiokinderbar.es), die direkt am Jakobsweg liegt, gibt es nicht nur einen Spielbereich für Kinder, sondern auch explizit vegane Frühstücksoptionen. Etwas weiter durch die Innenstadt liegt das Biorestaurant Hortasán Cociña mit vielen veganen und vegetarischen Gerichten. In Pontevedra gibt es auch den Unverpackt-Laden EcoCabana sowie die Biosupermärkte Biotienda Xeno und EcoSabor.

Tui

tui In der Altstadt direkt hinter der spanischen Grenze liegt das Café »Ideas Peregrinas«, in dem es neben Biokaffee auch vegane Essensoptionen gibt.

Viana do Castelo: Albergue de Peregrinos São João dos Caminhos

Viano do Castello Castello de Neiva

Sei trotz anpreisender Beschreibung im Reiseführer gewarnt: Die Stadt wirkt durch touristische Plätze und Gassen schnell überlaufen und auch die offizielle PilgerInnenherberge ist mit sechs Euro zwar günstig, bei hoher Nachfrage schläft man jedoch in einem turnhallengroßen Schlafsaal auf dem Boden. Am besten fragt man vorher am Telefon oder der Rezeption kurz nach, ob noch Betten verfügbar sind. In der Altstadt direkt hinter der spanischen Grenze liegt das Café »Ideas Peregrinas«, in dem es neben Biokaffee auch vegane Essensoptionen gibt.

Castelo do Neiva: Albergue Castelo do Neiva

PORTO

Porto: Francesinhas Al Forno da Baixa Hier kann die regionale Spezialität, die »Francesinha«, ein überbackenes Sandwich aus Toast, Wurst und Spiegelei, serviert mit Bratensoße, in vegan probiert werden. Sei aber gewarnt: mag nicht jedeR. Im Sommer stehen entlang des Weges kleine Obststände und reife Obstbäume – im September sind die Feigen reif und geben Energie für den Weg! Ein anschaulicher Saisonkalender für Spanien, der Vorfreude macht und mit dem einige Vokabeln gelernt werden können: soydetemporada.es

B ild Conrad St ein verlag, lu na Wolf

Die auf einem Hügel gelegene öffentliche PilgerInnenherberge bietet einen wunderschönen Ausblick auf den Sonnenuntergang über dem Meer. Auf Wunsch fährt die Herbergsmutter müde Wanderinnen und Wanderer zum kleinen Supermarkt an der Küste, bei dem für ein veganes Abendessen eingekauft werden kann.


Vegane SelbstversorgerInnen

Berauschende Einstimmung: Von den Atlantikwellen begleitet wandert man bequem auf Holzstegen Richtung Santiago.

Für eine entspannte vegane Wanderung auf dem »Camino« ist die Selbstversorgung die beste Option. Fast alle Herbergen auf dem Weg verfügen über eine Küche zur freien Nutzung. Dort kann abends gekocht werden und die Mitwanderinnen und Mitwanderer werden kennengelernt. Übriggebliebenes ist ein perfektes Mittagessen für den nächsten Tag. In allen größeren Ortschaften auf dem Weg findet man Supermärkte, ihr Biosortiment ist in Portugal und Spanien mittlerweile gut ausgebaut. Dort können neben frischem Obst und Gemüse auch Hülsenfrüchte, Haferflocken, Sojamilch, Nüsse und andere Basics eingekauft werden. Ein erfrischendes veganes Mittagessen für zwischendurch ist auch Gazpacho als Fertiggericht.

Keine Angst vor Sprachbarrieren!

Die Herberge »Albergue Castelo do Neiva« liegt nur noch einen letzten kurzen Anstieg entfernt.

Die Meeresbucht bei Arcade liegt in der spanischen Provinz Pontevedra. Die gleichnamige Provinzhauptstadt hat schon seit fast 20 Jahren eine nahezu autofreie Innenstadt.

Egal wann und wo: Frag nach! Auch wer kein Spanisch oder Portugiesisch spricht, kann mit wenigen einfachen Vokabeln sein Anliegen verständlich machen. (Notiere dir hierfür die wichtigsten Vokabeln auf einem Blatt oder in einer Handynotiz, damit du sie auch ohne Internet parat hast.) Es ist überraschend, wie viele Cafés unterwegs Sojamilch haben, auch wenn es nicht auf der Karte steht. Teilweise bereiten die Gaststätten auf Nachfrage sogar ein speziell zusammengestelltes veganes PilgerInnenmenü zu. Generell gilt: Lass den Weg auf dich zukommen. Es macht genauso wenig Sinn, die gesamte Route von vornherein bis ins Detail zu planen, wie sich darauf festzulegen, was man am nächsten Tag essen möchte. So kannst du dich über kleine Überraschungen, wie ein veganes PilgerInnenmenü oder ein Tofu-Sandwich im unscheinbaren Kiosk am Wegrand, noch mehr freuen. Und obwohl zweifelsfrei die Ankunft für viele das größte Highlight der Reise ist, bringt der Weg selbst viele bleibende Momente. Wer es schafft, etwas von der Entschleunigung, die durch das Gehen erreicht wird, mit nach Hause zu nehmen, hat schon einen erheblichen Teil des Weges verstanden.

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Empfehlung »Caminho Português – Outdoor-Pilgerführer« von Raimund Joos (Conrad Stein Verlag, 2020, 13. Auflage). Bisher beschreibt nur dieser Reiseführer sowohl die Route, die ausschließlich an der Küste entlangführt, als auch die »traditionelle Route«, die ab der spanischen Grenze im Landesinneren verläuft. Herbergen und Etappen werden sehr anschaulich beschrieben, sodass die Route individuell zusammengestellt werden kann.


W i l d b ret

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Kommt Wild aus dem Wald?

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Woran erkenne ich nachhaltiges Wildbret? Durchblick im Dschungel.

»Wild auf Wild«, die Plattform des Deutschen Jagdverbands, stellt Rezepte und eine Datenbank mit Kontakten zu JägerInnen, Metzgereien und Forstverwaltungen, die Wildbret anbieten, zur Verfügung. wild-auf-wild.de

Jagd Österreich propagiert ein »Wildes Österreich« und vermittelt (u. a. via App) zu JägerInnen sowie zu Gaststätten, die sich verpflichtet haben, hauptsächlich heimisches Wild zu verarbeiten. wild-oesterreich.at

R

ichtiges Wildbret – also Fleisch von wild lebenden Tieren, die in freier Wildbahn gelebt haben und auch dort erlegt wurden – ist ein ausgesprochenes Naturprodukt. »Es ist als nachwachsende ›Ressource‹ regional verfügbar, das Wild erleidet keinen Schlachtstress und wird nicht medikamentös behandelt«, sagt Martin Grasberger, Chefredakteur der Zeitschrift »Weidwerk«. Vor allem Reh und Wildschwein profitieren von der Kulturlandschaft – und vermehren sich entsprechend stark. In forstwirtschaftlich genutzten Wäldern sowie Schutzwäldern ist es darüber hinaus notwendig, Reh und Rotwild (also Hirsch und Hirsch­ kuh) zu regulieren, um Verbissschäden an Bäumen zu minimieren. Als Bio darf Wildbret allerdings nicht vermarktet werden, weil sich nicht überprüfen lässt, was ein Wildtier wirklich gefressen und wo es gelebt hat. »Das Reh kann auch auf einem kürzlich gespritzten Raps- oder Getreideacker gefressen haben«, sagt Henrik Staar. Er ist Betriebsleiter des Brandenburger Guts Hirschaue, das sich nicht nur dem Ökolandbau, sondern auch der Gatterwildhaltung verschrieben hat – beides zertifiziert nach strengen Bioland-­Kriterien. Die 150 Rothirschkühe

und die 500 weiblichen Tiere vom Damwild samt Nachwuchs und einigen Zuchthirschen werden ausschließlich mit Futter aus Ökolandbau gefüttert und verbringen ihr ganzes Leben unter freiem Himmel. Auch erlegt werden sie im Gehege. Deshalb gilt die Biohaltung im Gatter als schonendste Form der Nutztierhaltung. Mit Wildbret haben wir es aber ebenso wenig zu tun wie mit Jagd oder gar mit der verpönten »Gatterjagd« (die auch viele JägerInnen ablehnen). Wir sprechen von Wildfleisch – im Gegensatz zum Wildbret aus freier Wildbahn.

Das Gatter am anderen Ende der Welt In der Praxis – vor allem der gastronomischen – wird das allerdings nicht immer so genau genommen. Steht etwa »Hirsch« auf der Karte, ist nicht klar, ob es sich um Rotwild handelt oder um Damwild (eine bereits von den RömerInnen aus Kleinasien eingeführte, gerne in Parks gehaltene Hirschart), ob das Tier wirklich wild gelebt hat, ob es im Gehege aufgewachsen ist oder ob wir eingeflogene Tiefkühlware serviert bekommen. Im Restaurant gehen wir gern gutgläubig von einem regionalen Naturprodukt aus. Doch Schätzungen zu-

Bild Wie smay erhof

Text Thomas Weber


BIO AUSTRIA-Bäuerin Claudia Stadler aus St. Florian bei Linz

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Biobauer und WildfleischProduzent Hannes Wiesmayr züchtet Damwild im Biogatter – und verzichtet auf Mastfutter.

Foto: © BIO AUSTRIA/ Christoph Liebentritt

folge stammen bis zu 40 Prozent des in Deutschland verzehrten Wildfleischs aus dem Ausland: Hase aus Argentinien oder China, Wildschwein aus Italien, Spanien oder Frankreich. Besonders beliebt: der sogar auf Deutsch vermarktete »Neuseelandhirsch« aus dem Gatter. Wie aber lässt sich sicherstellen, dass ich wirklich nachhaltiges Wildbret bzw. Wildfleisch kaufe? Kennzeichnungspflicht gibt es keine. Im Restaurant empfiehlt es sich, aktiv nachzufragen, woher das Fleisch stammt. »Jede Art von Wildfleisch, das quer über die Kontinente transportiert wird, ist in Hinblick auf die aktuelle Klimasituation bedenklich«, meint Klaus Schachenhofer, Generalsekretär von Jagd Österreich. Importware aus dem Gatter sei oft unter Einsatz in der EU verbotener Wachstumshormone gemästet. Seine klare Empfehlung: ein Einkauf direkt beim Jäger/ der Jägerin. »Fleisch aus dem Wildgehege ist dann vertretbar, wenn es keine gestressten Abschüsse gibt, sondern selektive, beruhigte Einzelabschüsse von nicht angetriebenem Wild«, sagt Hannes Wiesmayer, »wenn im Wildgatter naturähnliche Lebensumstände gewährt sind und wenn Biofutter verabreicht wird«. Wiesmayer ist Jäger und Biobauer. Er vermarktet in Hennersdorf bei Wien sowohl Wildbret aus freier Wildbahn als auch Wildfleisch vom Damwild aus dem Biogehege. Dort verzichtet er sogar auf das in der Biohaltung erlaubte Mastfutter. »Die Tiere sollen langsam wachsen, das bringt das beste Wildfleisch«, ist er überzeugt. Bio gewinnt in der Gatterfleischproduktion übrigens an Bedeutung. 2022 soll es durch die neue EU-Bio-Verordnung erstmals einheitliche Biorichtlinien für Gatterhirsch geben. Aber auch die Jagdpraxis ökologisiert sich. Während einzelne DirektvermarkterInnen bereits ausschließlich mit blei­ freier Munition erlegte Wildtiere feilbieten, testen Fachmedien bereits Munition aus natürlich abbaubaren Kunststoffhülsen, die im Revier draußen verrotten.


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JAgd

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Pro/Contra

SOLL DIE FREIZEITJAGD ABGESCHAFFT WERDEN? JA.

freizeitjagd

GastKommentar Martin Balluch

Martin Balluch ist promovierter Mathematiker und Philosoph, Mitbe­ gründer der Veganen Gesellschaft Österreich und seit 2002 Obmann des Vereins Gegen Tierfabriken.

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ussten Sie, dass in Österreich jährlich etwa 100.000 Fasane, Enten und Rebhühner aus Massentierhaltung – vorzugsweise aus Tschechien und Ungarn importiert – angekauft, ins Jagdrevier transportiert, ausgesetzt und wieder abgeschossen werden? Wussten Sie, dass man Feldhasen massiv mästet und die kleinen Beutegreifer in diesen Revieren ausrottet, um in fröhlicher Gesellschaftsjagd 600 Hasen an einem Tag abzuknallen? Wussten Sie, dass es noch immer 85 Jagdgatter in Österreich gibt, in denen man nach Preisliste Treibjagden auf gefangene Tiere veranstaltet, die vorher dafür gezüchtet worden sind? Wussten Sie, dass man in Österreich – auch in seinen Nationalparks – etwa 1800 Schnepfen, 3000 Wildgänse, 600 Blässhühner, 400 Auerhühner, 1500 Birkhühner, 8000 Murmeltiere und 9000 Dachse pro Jahr abknallt? Alle diese Jagdarten haben eines gemeinsam: Sie dienen ausschließlich der Belustigung einiger weniger Menschen zum Nachteil von Natur und Tieren.

Wildfütterung und Wintergatter Der Verfassungsgerichtshof war bei unseren

bisherigen Anträgen auf Jagdfreistellung von Grundstücken, deren BesitzerInnen diese Art der Belustigung aus ethischen Gründen unterbinden wollten, leider der Ansicht, dass die Jagd dennoch eine wichtige Rolle für die Gesellschaft spielt. Und zwar würde dadurch der Wald vor Verbiss geschützt. Seltsam nur, dass trotz hoher Jagdstrecken und behördlicher Abschusspläne für Wildschweine, Rehe, Hirsche und Gämsen der Wildschaden im Wald ungeheure Ausmaße angenommen hat. Der Grund ist leicht zu identifizieren: die massiven Wildfütterungen landauf, landab mit zahlreichen Wintergattern. Naiv würde man vielleicht erwarten, dass das Füttern von Wildtieren doch eine gute Sache wäre. Dann essen sie den Wald nicht, und überhaupt käme das den Tieren zugute. Doch weit gefehlt. Zahlreiche Studien, zuletzt von der Veterinärmedizinischen Uni Wien, zeigen, dass Wiederkäuer im Winter das Verdauungssystem umstellen, woran sie die Fütterung hindert. So verbrauchen sie viel mehr Energie und werden auch magenkrank. Zusätzlich bindet die Fütterung die Tiere in die Nähe, sodass dort eine unnatürlich hohe Wilddichte ent-

Bild Istock.co m/Dgwildlife, Privat

… Denn es ist allerhöchste Zeit, das »Hobby« Jagd durch ein professionelles und effektives Wildtiermanagement zu ersetzen.


steht, mit allen Zusatzproblemen von Krankheiten und Parasiten bis zum massiven Verbiss. Und natürlich füttert die JägerInnenschaft nicht aus Tierliebe, sondern um kapitale Trophäen zu erzielen, was ihnen das Kraftfutter verspricht. Alle 70 gut durchgefütterten Individuen kommt ein superkapitales Geweih zustande. Die Wilddichte ist aber dadurch fünf bis zehn Mal so hoch, wie es die Natur verträgt.

Die Lösung: Kanton Genf Das Problem ist, dass zahlungskräftige Menschen mit Hang zu Massenabschüssen oder Trophäen völlig das Ökosystem und dessen Ansprüche aus den Augen verlieren. Im Kanton Genf, wo in den 1970er-Jahren ein Jagdverbot erlassen wurde, geht man andere Wege. Dort prüft man nach Kriterien der Ökologie und des Schadens an der Landwirtschaft, welche Maßnahmen zu treffen sind, und greift Ultima Ratio auf die Tötung zurück. Und die wird effektiv und ohne Traditions-Trara durchgeführt: Kirrung in der Nacht mit Abschuss mit Schalldämpfer und Nachtsichtgerät. Kosten: ein Häferl Kaffee pro BürgerIn und Jahr.

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Pro/Contra

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SOLL DIE FREIZEITJAGD ABGESCHAFFT WERDEN? Nein. … Denn es steht ein funktionierendes System aus privaten JägerInnen hinter dem derzeitigen Wildtiermanagement.

Christine Fischer ist Akademische Jagdwirtin und bloggt auf hirschundco.com. Sie ist unter anderem Verfasserin von »Social Media Guidelines für die Jägerschaft«.

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ines vorweg: Ohne Jagd geht es nicht. Die Annahme, dass durch ein Verbot der Freizeitjagd weniger Tiere geschossen würden, ist illusorisch. Der Unterschied ist, dass die staatliche Wildhut – auf Kosten der SteuerzahlerInnen – dafür zuständig wäre und nicht mehr die privaten JägerInnen. Im Kern geht es also um eine radikale Umkehr in der Wildtierbewirtschaftung. In meiner Heimat, der Schweiz, haben wir die öffentliche Debatte und den politischen Diskurs zu diesem Thema bereits hinter uns. Im Stadtkanton Genf ist die Jagd seit über 40 Jahren verboten. Im Kanton Zürich ist die Ini­ tiative »Wildhüter statt Jäger« 2018 hingegen krachend gescheitert. Kantonsweit betrug der Neinstimmen-Anteil 84%. Kein einziger Kantonsrat hat für die Initiative votiert: 165 zu 0 betrug das Abstimmungsresultat im Züricher Rathaus. Noch nicht einmal die Grünen konnten sich für die Idee begeistern.

Die Mär vom selbstregulierenden Wald Und das aus gutem Grund: Die Botschaft, der Wildbestand würde sich von selbst regulieren, ist naiv und irreführend. Sie impliziert eine Streichelzooromantik, die mit der Realität

nichts zu tun hat. Die Befürchtungen um den Zustand unserer Wälder und Schäden am Kulturland sind real. Auch zusätzliche Einzäunungen, die nötig wären, sind nicht wünschenswert und würden nicht zuletzt unseren Wildtieren schaden. Im »jagdfreien« Kanton Genf wird das Wild heute von staatlichen JägerInnen mit modernsten, auch militärischen Hilfsmitteln vor allem nachts erlegt.

Keine Profis, aber auch keine AmateurInnen Die Darstellung der privaten JägerInnen als unverantwortliche AmateurInnen entspricht nicht den Tatsachen. Es wird Zeit, den immensen gesellschaftlichen Beitrag, den sie im Kontext komplexer, großer Zusammenhänge leisten, anzuerkennen. In Österreich trägt die Jagd jedes Jahr 731 Mio. Euro zur Wertschöpfung am regionalen Bruttoinlandsprodukt bei. Dazu kommt nochmals ein Wert von rund 240 Mio. Euro für ehrenamtliche Arbeitsleistungen im Zeichen des Natur- und Artenschutzes. Auch das Beispiel Genf hat bewiesen, dass der fehlende Einsatz der privaten JägerInnen nicht folgenlos bleibt. Das Wildkaninchen ist dort mittlerweile ausgestorben und die Rebhuhnpopulation trotz zusätzlicher Auswilderung auf einen

Bild Istock.co m/JMroce k, Privat

GastKommentar Christine Fischer


kleinen Restbestand zusammengeschmolzen. Von den Kosten für die SteuerzahlerInnen ganz zu schweigen. Über 1,5 Mio. Franken jährlich schlagen im Kanton Genf allein für die Anstellung der zwölf professionellen Wildhüter zu Buche – weitere Kosten, u. a. für den Verwaltungsaufwand sowie Entschädigungszahlungen für Wildschäden, noch nicht mit eingerechnet.

Teure Romantik Verwerflich ist es nicht, zur Jagd zu gehen und Ressourcen nachhaltig zu nutzen. Verwerflich ist es vielmehr, der Bevölkerung eine Welt voller Naturromantik vorzugaukeln, die es in unserer vom Menschen geprägten Kulturlandschaft längst nicht mehr gibt. Es ist bigott, sein Schnitzel aus dem Supermarkt zu essen und gleichzeitig die Jagd grausam zu finden. Ich wünsche mir die Rückkehr zu einem sachlichen Dialog und eine klare Differenzierung zwischen Fakten und Ideologien. Wir sollten alle ein persönliches Interesse daran haben, dass in einer freiheitlich liberalen Gesellschaft nicht jedes Feld vom Staat bestellt wird, schon gar nicht dann, wenn ein funktionierendes System aus passionierten und fähigen Menschen dahintersteht.


P o lyamo r ie

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Liebe mal vier Liebe zwischen mehreren Menschen ist nicht unbedingt komplizierter als zwischen zweien. Wie Polyamorie funktioniert.

Text Anika Suck

Polyamorie Nach der Definition des Sozialwissenschaftlers Stefan Ossmann ist Poly­ amorie eine »konsensuale Beziehung zwischen mehr als zwei Personen basierend auf emotionaler Liebe und intimen Praktiken über einen Zeitraum hinweg«. Sie ist eine Kategorie der einvernehmlichen NichtMonogamie, zu der auch das Swingen, offene Beziehungen und die Beziehungsanarchie gehören.

*Namen von der Redaktion geändert.

»W

ir haben damals gedacht, wir trennen uns«, sagt Franziska*. Sie und Polly* sind seit mehr als sechs Jahren ein Paar. Dann erlebten sie eine Beziehungskrise. Monate später sind die beiden nicht nur noch immer zusammen, sie sind jetzt sogar zu viert. Franziska ist außerdem mit Lona* zusammen, Polly mit Valentina*. Die vier Frauen sitzen im Wohnzimmer von Lonas Studio. Polly und Valentina sind auf der Couch eng zueinander gerutscht, Franziska und Lona sitzen sich gegenüber. Sie sind zwischen Mitte zwanzig und Anfang dreißig, alle studieren in Wien. Zusammen sind sie ein Polykül: eine polyamore Beziehung, also eine Beziehung, die aus mehr als zwei Menschen besteht. Polly und Franziska wollten einander nicht aufgeben. Sie redeten viel miteinander und beschlossen, dass sie zwar zusammen sein, aber nicht mehr alles in ihrem Leben miteinander teilen wollten. Sie räumten die gemeinsame Wohnung um, sodass jede ihr eigenes Schlafzimmer hat. Dann kam die Idee, andere Menschen in ihre Beziehung miteinzubinden. Schon nach einer Woche auf Onlinedating-

Platt­formen hatte Polly ein Date mit Valentina und Franziska ein Date mit Lona. Plötzlich waren alle verliebt. »Das war eigenartig. Es hat voll bei allen vieren eingeschlagen«, erzählt Franziska.

Eine bessere Beziehung zu mehrt? Polly und Franziska teilen jetzt ihre Zeit zwischen jeweils zwei Partnerinnen auf. Man übernachtet mal da, mal dort. Ab und zu frühstücken alle zusammen. Streit gab es bis jetzt – also innerhalb eines Monats – noch keinen. »Dass es so entspannt ist, hat auch keine von uns erwartet«, meint Valentina. Doch warum klappt es für sie nicht auch mit monogamen Beziehungen? Repräsentative Daten wurden noch kaum erhoben, die Forschung zu dieser Beziehungsform ist international überschaubar. Stefan Ossmann, Sozialwissenschaftler an der Uni Wien, hat für seine Dissertation über Polyamorie 33 Menschen befragt und dabei viele Motive für polyamore Beziehungen identifiziert. Er fasst die Motive, polyamore Beziehungen einzugehen, aufgrund der von ihm erhobenen Daten folgendermaßen zusammen: Am


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häufigsten haben sich die Befragten für Polyamorie entschieden, weil sie sich in eine andere Person verliebt haben. An zweiter Stelle steht der Wunsch nach mehr Freiheit in einer Be­ziehung, gefolgt von Affären, dem Wunsch nach Sex mit einer anderen Person und Langeweile in der Beziehung. Auch bei unserem Polykül sind die Beweggründe der einzelnen Frauen unterschiedlich. »Als ich Polly kennengelernt habe, habe ich stark mit meinen Bindungsängsten gehadert«, erzählt Valentina. »Aber dass sie schon eine Beziehung hat, hat meine Ängste außer Kraft gesetzt. Die logischen Schritte, die man in einer monogamen Beziehung miteinander geht, die mir Angst gemacht haben, gibt es mit Polly nicht.« Was wann und auf welche Art in den Beziehungen passiert, besprechen die Frauen immer miteinander. »Es ist nichts selbstverständlich wie in einer monogamen Hetero­beziehung«, meint Lona. »Ich wache jeden Morgen neben der Person auf, für die ich mich aktiv entschieden habe, und nicht immer neben derselben, weil man es halt so macht«, erklärt Franziska. »Dadurch ist es jedes Mal etwas Besonderes.« Polyamorie hat den Vorteil, dass man die eigenen unterschiedlichen Seiten mit dazu passenden Menschen ausleben kann. Mit der einen Partnerin kann man gut alte Filme im Kino ansehen und mit der anderen geht man zum Boxen. »Ich bin bei der Franziska anders als bei der Valentina, aber ich brauch mich bei keiner von beiden verstellen. Das bin trotzdem ich«, erzählt Polly. Alle vier sagen, da sei jetzt ein Mehr an Menschen und damit an positivem Input, von dem alle profitieren würden. »Es wird uns ja von der Gesellschaft vermittelt, dass es diese eine Person gibt, die alle deine Bedürfnisse erfüllen muss«, sagt Valentina. »Aber das ist unrealistisch. Man hat ja auch nicht nur eine Freundschaft, die alle diese Bedürfnisse erfüllt.«

»Ich wache immer neben der Person auf, die ich mir bewusst ausgesucht habe.« — Franziska*, 32

Polygamie Polyamorie darf nicht mit Polygamie verwechselt werden: Bei Letzterer geht es um die feste Bindung im Sinne einer Verpartnerung oder Ehelichung zwischen mehr als zwei Personen, die in vielen Ländern illegal ist.

Offene Beziehung »In einer offenen Beziehung stehen Menschen, die miteinander, aber auch zu anderen intime Beziehungen haben und dafür Regeln aufstellen. Klassischerweise handelt es sich um ein Paar, bei dem eineR oder beide auch außerhalb der Beziehung sexuelle Kontakte haben – und dafür, anders als beim Swingen, Verantwortung übernehmen.« – Stefan Ossmann

Ist Polyamorie eine Entscheidung? Stefan Ossmann hat aus den Interviews, die er erhoben hat, zwei Typen von polyamoren Menschen herausgefiltert, die er folgendermaßen kategorisiert: Es gibt die intrinsisch motivierten polyamoren Menschen, deren Natur einfach darin liegt, mehrere PartnerInnen zu haben. Das kann daran liegen, dass sie meinen, Menschen seien einfach nicht darauf ausgerichtet, monogam zu leben. Oder sie möchten Sex mit mehr als einer Person haben. »Diese Menschen kann man dazu zwingen, nicht poly zu leben, aber der Impuls wird immer da sein«, sagt Ossmann. »Das ist genau wie bei Homosexuellen, die diese Gefühle unter­ drücken müssen.« Dann gibt es laut Ossmanns Kategorisierung die Menschen, die »poly by choice« sind, also sich diesen Lifestyle ausgesucht haben, wie unser Vierer-Polykül. Diese Menschen können auch wieder zu monogamen Beziehungen wechseln. Für die vier ist es noch zu früh, um zu sagen, ob ihr Modell zukunftsfähig ist. Teilweise wissen ihre Eltern schon Bescheid, teilweise wartet man noch ab. Das Outing, also sich dem Umfeld als nicht-monogam zu offenbaren, ist etwas, vor dem vielen die Knie schlottern. Valentina hat ihren Eltern noch nicht erzählt, dass ihre Freundin noch eine Freundin hat: »Ich glaube, sie würden es nicht verstehen. Es ist schon stressig genug, eine Freundin mitzubringen, dann brauche ich nicht auch noch über ihre Freundin, die nicht ich bin, zu reden.« Die anderen drei haben bei ihren Outings als Polyamore nur gute bis gleichgültige Reaktionen erlebt.

»Mir gefällt am besten das Mehr an Liebe, das ich zwischen uns allen spüre.« — Lona*, 27:


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Po lyamo rie

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Fünf Prozent empfinden vermutlich poly

B ild  MVG Verlag

Polyamorie ist nicht neu, auch wenn der Begriff nicht im Duden steht. Wie viele Menschen heute in Polykülen leben, lasse sich nur sehr grob abschätzen, sagt Ossmann: »Ich schätze, dass es fünf Prozent der Menschen sind, die poly empfinden. 0,5 Prozent praktizieren es auch und 0,05 Prozent sind geoutet.« Poly­amore Menschen finden sich in allen sozialen Schichten und in jedem Alter. Gängiger sei es unter Menschen, die nicht hetero seien, meint Ossmann. »Polyamorie kommt aus dem schwulen und dem feministischlesbischen Bereich.« Sichtbarer sind allerdings diejenigen, die in den sozialen Netzwerken offener mit ihren Beziehungen umgehen. So könne der Eindruck entstehen, Polyamorie sei ein neuer, junger Trend, erklärt der Sozial­ wissenschaftler. »Heute können viel mehr Menschen etwas mit der Begrifflichkeit anfangen als noch vor ein paar Jahren«, so Ossmann. Unbeforscht ist bisher, ob mit der besseren Sichtbarkeit auch die Akzeptanz in der Gesellschaft für Polyküle steigt. Gerade die sei es jedoch, die es polyamoren Menschen schwer mache, sagt Ossmann: »Ein banales Beispiel: Es gibt keine Betten für mehr als zwei Personen. Wenn ich eines will, muss ich es selbst bauen.« Das zeige, dass die Gesellschaft nicht auf Beziehungen, die aus mehr als zwei Personen bestehen, ausgerichtet sei. Das gemeinsame Bett ist noch das kleinste Problem, denn Polyamorie hat keine Rechtsbasis. Was passiert zum Beispiel mit dem gemeinsamen Kind einer Dreierbeziehung, wenn die biologische Mutter stirbt? Wer heiratet wen, wenn sich alle lieben? Ähnlich wie bei dem

»Ich kann mit mehreren Partnerinnen auch mehr ich selbst sein.« — Polly*, 26

Bett für mehr als zwei Personen müssen polyamore Menschen ihren eigenen Weg finden und beispielsweise einen selbst gestalteten Vertrag aufsetzen, der das regelt, was bei Partnerschaften und Ehen das Gesetz übernimmt.

»Genau wie bei Freundschaften gibt es für mich nicht nur eine romantische Beziehung.« — Valentina*, 25

Besser mit Eifersucht umgehen Für die rechtlichen Fragen interessiert sich unser Polykül noch nicht. Stattdessen arbeitet es an denselben Problemen wie Menschen in monogamen Beziehungen. Eifersucht sei auf jeden Fall ein Thema, sagen die vier. Als monogame Person kann man sich vielleicht nicht vorstellen, nicht eifersüchtig zu sein, wenn man weiß, dass der Partner oder die Partnerin in jemand anderen verliebt ist. Unser Polykül erzählt statt von Eifersucht von Euphorie. »Es war ein total schönes Gefühl, sich von den Dates zu erzählen«, sagt Lona. »Ich will ja, dass es meinem geliebten Menschen gut geht. Und was gibt es Schöneres, als verliebt zu sein?« Fühlt sich jemand mit ihrem Arrangement nicht wohl und kämpft mit der Eifersucht, sprechen die vier intensiv darüber. »Der Unterschied zu einer monogamen Beziehung ist, dass man besser über Eifersucht reden kann, weil alle sie haben«, erzählt Lona. Regeln sind ein wichtiger Teil vieler Polyküle. Das kann so aussehen, dass man gewissen Hobbys nur mit einer Partnerin/einem Partner nachgeht oder nicht vor der/dem anderen schmust. Polyamore sind oft besser in der Kommunikation als monogame Paare, das bestätigt der Sozialwissenschaftler Ossmann. Dazu müsse man auch sehr genau wissen, was man selbst von einer Beziehung wolle. Um ein Polykül erfolgreich führen zu können, müssten die einzelnen Individuen mit sich im Reinen sein. »Wir kommunizieren viel, das muss man in solchen Konstellationen einfach«, sagt Valentina. »Ich habe gedacht, dass es viel schwieriger wird, aber das ist es nicht. Es ist einfach normal.«

Zum Weiterlesen Was Nicht-Monogamie noch alles sein kann und wie diese Beziehungen funktionieren, beschreiben die Autorinnen Janet Hardy und Dossie Easton in ihrem Ratgeber »Schlampen mit Moral« (im Original »The Ethical Slut«).

» Schlampen mit Moral« von Janet Hardy und Dossie Easton, mvg Verlag, 2020.

*Namen von der Redaktion geändert.


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S e x P o s itivity

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Ausgemacht

Unter dem Motto »Zusammen kommen« haben die SexpositivPartys auch nach Wien gefunden. Organisatorin Fredi Ferková erklärt im Interview, auf welchem Konsens der Gäste sie aufbauen. BIORAMA: Sind wir alle sexnegativ? Fredi Ferková : Ich glaube, das gibt es nicht

wirklich. Auch Asexualität gehört zum Spektrum der Sex Positivity. Sex Positivity bedeutet, sich auf positive Weise mit der eigenen Sexualität auseinanderzusetzen. Es gibt Leute, die sich damit mehr beschäftigen, und andere, die das weniger tun.

Fredi Ferková ist Gründerin des Kollektivs Hausgemacht, ehemalige Journalistin und heute SocialMedia-Managerin. hausgemachtinwien.at

Verortest du ein kollektives Problem im Umgang mit Sexualität? Uns ist aufgefallen, dass unsere Generation weniger Sex hat als manche der früheren. Da gibt es solide Statistiken dazu. Beim Ausgehen fällt einem auch auf, dass es tendenziell in erster Linie ums Saufen geht und weniger um die Sexualität. Wir wollten einen Raum schaffen, wo das ein bisschen anders ist. Eure Partys. Sie richten sich an ein sexpositives Publikum. Gibt es für euer Konzept ein Vorbild? Wir waren im Berliner Kit Kat Club und haben dessen Programm einfach nachgemacht. Sex-Positivity-Partys gibt es seit den 70er-Jahren. In Österreich gab es sie bisher nicht. Worum geht es beim Konzept Body Positivity? Um einen Umgang mit dem Selbst, bei dem man sich so mag und akzeptiert, wie man ist. Manche finden hier auch den Begriff der Body Neutrality passender. Es gibt jedenfalls für Männer und Frauen realitätsferne Beautystandards. Herkules und Barbie, weiß, »abled«, trainiert. Kaum jemand entspricht dem, und doch vergleicht sich fast jedeR mit diesen Typen. Das ist toxisch und das muss man aufbrechen. Und wenn man zum Beispiel auf einer unserer Partys ist, sieht man auch, dass alle urschön sind.

Wie haben Body Positivity und Sex Positivity für dich miteinander zu tun? Sehr viel. Unser Konzept umfasst, dass du sein kannst, was du sein möchtest. An einem Ort, an dem dir niemand so schnell suggeriert, dass daran etwas nicht stimmt. Und doch werbt ihr mit einer »strengen Tür«, die Menschen nach Hause schickt, die nicht ins Konzept passen. Es gibt in Österreich keine ausgebaute Kultur für Veranstaltungen dieser Art, wir wollen sicherstellen, dass Leute kommen, die dazu beitragen, dass sich alle wohlfühlen. Und wir achten beim Einlass auf ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis. Wir haben einen feministischen Zugang und haben als OrganisatorInnen beschlossen, dass wir Partys dieser Größenordnung, auf denen weniger als 50% der Menschen weiblich gelesen werden, schnell eher unangenehm finden und daher nicht möchten. Wir möchten auch an der Tür sicherstellen, dass unsere Veranstaltungen nicht mit einem Swingerclub verwechselt werden. Was darf hier nicht verwechselt werden? Bei Swingerpartys zahlen beispielsweise Männer oft mehr Eintritt als Frauen, und was hier dahintersteht, passt nicht in unser Konzept. Unser Fokus gilt der Musik. Auch wenn die Leute wenig anhaben und es auf unseren Partys Darkrooms gibt, 80 Prozent der Fläche sind Tanzfläche. Ich schätze, drei Viertel der Leute haben keinen Sex auf unseren Partys. Wann findet die nächste statt? Bei unseren Partys geht es schon auch um Speichelaustausch, also: Sobald der Impfstoff draußen ist.

Bild  Privat, Isto ck. com/Bigmou se 108

Interview Irina Zelewitz


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Das groSSe 1×1 für Sex und Menstruation Sex und Menstruation – zwei Themen, die vor allem in Kombination noch immer viele Mythen und Missverständnisse nach sich ziehen. Das muss nicht sein.

Bild  istock.co m/Pho tography Firm, Privat

S

tarten wir beim Thema Periodensex mit einer kurzen Aufklärungsstunde für alle, die sich vor einem großen Blutbad fürchten. Insgesamt verlieren Personen mit Menstruation nur rund 30–70 Milliliter Periodenblut pro Monat – das entspricht also nur einer kleinen Kaffeetasse und keinem litergroßen Eimer. Warum es manchmal gerade beim (vaginalen) Sex blutiger wird? Es wird angenommen, dass sich durch die Muskelkontraktionen während des Geschlechtsverkehrs tatsächlich mehr Gebärmutterschleimhaut löst. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass die Periode danach kürzer ausfallen kann, weil die Schleimhaut schneller abgeblutet wird.

Mythen und Missverständnisse Noch immer bestehen beim Thema Sex und Periode gerade bei der jungen Generation viele Missverständnisse. Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass das tabuisierte Thema auch in Filmen und Jugendmedien in den wenigsten Fällen auftaucht und auch die Mainstre-

am-Werbung durch den Einsatz von blauem Blut nach wie vor Unreinheit in Sachen Periodenblut suggeriert. Auch in sexualpädagogischen Workshops kommen ganz grundlegende Fragen, Unsicherheiten, Ängste und viele Mythen bezüglich der Regelblutung der Frau auf: Will ein Mädchen Sex während der Regelblutung, was kann man tun gegen Regelbeschwerden, kann ein Mädchen während der Regelblutung schwanger werden oder wenn sie noch gar nicht ihre Tage hatte? All diese Fragen könnten oder dürften mitunter nicht im Freundeskreis oder in der Familie besprochen werden, sagt Sozialarbeiterin Martina Gröschl, die die Jugendsuchtberatung Wiener Neustadt (Niederösterreich) leitet. »Es stimmt überhaupt nicht, dass Jugendliche – und auch Erwachsene – rund ums Thema Sex keine Fragen mehr haben, weil eh alles im Internet steht«, denn man müsse auch zu filtern lernen: Wo werden nur Mythen reproduziert, wo findet man fundierte Information? »Natürlich finden sie on-

Text Annemarie Harant

Martina Gröschl leitet die Jugendsuchtberatung der Jugendberatungsstelle Wiener Neustadt und arbeitet an Niederösterreichs Plattform für Mädchenarbeit »Lotta Girlsbase«. auftrieb.co.at


se x

44 line Pornos, auch welche im Zusammenhang mit Menstruation, aber sie suchen ja Informationen über echte Sexualität.« Laut einer Befragung der Menstruationsplattform Erdbeerwoche unter 1100 Jugendlichen in Österreich aus dem Jahr 2017 glauben beispielsweise 53 Prozent der Buben, dass Menstruation der Verhütung dient. Hinzu kommt, dass die Begriffe Menstruation und Masturbation gerne verwechselt werden, und 17 Prozent der Mädchen und jeder dritte Junge geben an, gar nicht zu wissen, was Menstruation bedeutet. Das Frauengesundheitszentrum Graz hat 2017 in einer verhältnismäßig kleinen Studie 150 junge Mädchen befragt und hierbei herausgefunden, dass zehn Prozent der Mädchen überhaupt mit niemandem über ihre Periode sprechen. In eine ähnliche Richtung deuten auch die Erfahrungen von Martina Gröschl: »Die Mädels sagen gern ›da unten‹ und haben wenig Gespür für ihren Körper. Und je mehr Werbung und Umwelt einem gerade als jungem Menschen suggerieren, dass der Körper klinisch sauber sein muss, desto mehr Distanz entwickelt man zu seinem Körper.« Insgesamt sei das Thema Menstruation bei den jungen Menschen, mit denen Gröschl zu tun hat, schon ein Tabu, Fragen zu Sex während der Menstruation würden selten direkt gestellt. »Auf das Thema angesprochen reagieren die meisten Jugendlichen und jungen Erwachsenen in unseren Workshops – unabhängig vom Geschlecht – uns gegenüber mit: ›Wäh! Das will ich überhaupt nicht.‹ Wir versuchen, Verständnis dafür zu erreichen, dass diese Fragen individuell zu beantworten sind, und wir möchten ihnen ein partnerschaftliches Verständnis von Sex näherbringen – eines, in dem man miteinander über Sex redet.«

»Auf das Thema angesprochen reagieren die meisten Jugendlichen und jungen Erwachsenen in unseren Workshops – unabhängig vom Geschlecht – uns gegenüber mit: ›Wäh! Das will ich überhaupt nicht.‹« —  Martina Gröschl, Leiterin der Jugendsuchtberatung

Warum Sex während der Menstruation sogar Vorteile hat Gemäß einer internationalen Studie der Zyklus-App Clue und des Kinsey Institute Condom Use Research Team gehen nur 15 Prozent aller befragten Frauen während der Menstruation ihren gewohnten sexuellen Aktivitäten nach. Wer sich an den ersten Tagen der Periode vor Regelschmerzen krümmt, kann das gut nachvollziehen. Aber egal ob alleine oder mit PartnerIn: Sex löst Glückshormone aus, die bei der Entspannung helfen können und deswegen ein heißer Tipp gegen Regelschmerzen sind. Auch interessant: Die Hormone in der Zyklusphase der Menstruation können bei manchen Frauen das Lustempfinden aktivieren, wodurch aufgrund der erhöhten Durchblutung im gesamten Uterus-Bereich sogar die Orgasmusfähigkeit gesteigert werden kann. Zusätzlich hat das Menstruationsblut den Vorteil, dass es sich um einen Mix aus Scheidenflüssigkeit und Gebärmutterschleimhaut und somit um ein natürliches Gleitgel handelt.

Periodensex-Tipps für Anfänger­ Innen und Fortgeschrittene 1. Drüber reden! Damit es zu keinen blutigen Überraschungen kommt: Drüber reden hilft auch bei diesem Thema! Es muss keiner und keinem der Beteiligten peinlich sein und Blut lässt sich – egal ob vom Körper oder vom Laken – abwaschen.

2. Tampon oder Menstruationskappe entfernen Während des Penetrations-Sex sollte kein Produkt in der Vagina getragen werden. Es gibt zwar Produkte und sogar Menstruationstassen, die damit werben, dass sie auch während des Geschlechtsverkehrs verwendet werden können, aber die Notwendigkeit soll hier infrage gestellt werden. Apropos Menstruationskappe und Sex: In einer Umfrage der Erdbeerwoche im Sommer 2020 unter 2165 Frauen in Österreich und Deutschland gaben knapp 20 Prozent der Menstruationstassennutzerinnen an, dass sich ihr Sexleben durch die Menstruationstasse verbessert hat, zum Beispiel weil sie ihren Körper besser kennengelernt haben.

Bild  tinder, isto ck. com/Photog raphyFirm

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3. Verhütung?! Abhängig vom Zyklus können die potenziell fruchtbaren Tage auch schon während der Menstruation beginnen, da Spermien mehrere Tage in der Gebärmutter überleben können. Alle, die nicht schwanger werden – oder ein Kind zeugen – möchten, sollten also auch in der ersten Zyklusphase an Verhütung denken. Abgesehen vom Schutz vor Krankheiten empfiehlt es sich auch aus anderen Gründen, ein Kondom zu benutzen. Die Scheidenflora verändert sich meist während der Periode und kann aus dem Takt geraten, sodass auch ein erhöhtes Risiko besteht, sich Infektionen zuzuziehen. Was viele auch nicht wissen: Während die Scheide ein saures Milieu bevorzugt, ist Sperma basisch und kann somit die empfindliche Vaginalflora auch mal stören, was die Entstehung von Intiminfektionen begünstigt. Ein Kondom kann somit auch vor harmlosen, aber lästigen Erscheinungen wie einem Scheidenpilz schützen.

4. Nimm ein Handtuch oder wechsle den Ort Wer Flecken auf dem Leintuch oder sonst wo vermeiden will, legt einfach ein Handtuch unter. Falls doch mal was danebengeht, einen alten Haushaltstrick anwenden: Den Stoff mit kaltem Wasser auswaschen. Auch dunkle Bettwäsche schützt vor Flecken. Wer es sich noch einfacher machen will, wechselt einfach in die Dusche oder Badewanne.

5. Relax Wie immer beim Sex: Entspannung hilft! Und gerade bei Regelschmerzen kann Sex in unterschiedlichster Form eine entspannende Wirkung haben. Einfach ausprobieren, was guttut!

6. Spiel & SpaSS Meistens geht es beim Thema Sex während der Menstruation nur um das Vermeiden von Kontakt zu bestimmten Körperflüssigkeiten. Für alle Fortgeschrittenen geht es aber auch anders: Wer sich besonders wohlfühlt, kann das Menstruationsblut ja auch spielerisch in den Liebesakt einbauen. Somit sind der Fantasie auch in dieser Zyklusphase keine Grenzen gesetzt.

Der TinderCharakter Es geht nicht immer nur um Sex: Wer Tinder nützt, landet mit etwas höherer Wahrscheinlichkeit in einer Langzeitbeziehung. Text Leonie Stieber

N

ur wer sich über die drei Kriterien Standort, sexuelle Orientierung und Alter findet und aus dem Meer der Selfies »matched«, also gegenseitiges Interesse bekundet, kann über die Smartphone-Dating-App Tinder durch Textnachrichten Kontakt aufnehmen. Trotz dieses recht oberflächlichen Konzepts überwiegt bei den Nutzer­ Innen das Motiv der Suche nach einer dauerhaften Beziehung. Und die ist verhältnismäßig erfolgreich. Das liegt jedoch nicht an der App, sondern an den Eigenschaften der NutzerInnen, wie eine im August in »Frontiers in Psychology« veröffentlichte groß angelegte Studie norwegischer ForscherInnen nahelegt. Studierende Singles, die Tinder nicht nutzen, wurden mit solchen, die auf Tinder sind, verglichen – und der Beziehungsstatus zu zwei Zeitpunkten erfragt. Wer Tinder nützt, war zum Zeitpunkt der zweiten Befragung mit einer leicht höheren Wahrscheinlichkeit in einer Langzeitbeziehung. Und das liegt womöglich weniger an der Funktionalität der App als an den Eigenschaften der untersuchten Tinder-NutzerInnen. Sie sind tendenziell jünger, überwiegend männlich, kinderlos und seltener religiös. Sie neigen eher zu Alkohol- und Drogenkonsum, haben einen ängstlicheren und weniger aufgeschlossenen, aber auch extrovertierteren und umgänglicheren Charakter. Auch wenn also die Merkmale, nach denen Tinder sichtbar filtert, eher oberflächliche sein mögen, es zieht Menschen mit charakterlichen Gemeinsamkeiten an. tinder.com


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Hochwasserschutz mit Öffentlichkeitsbeteiligung Hochwasser ist ein Teil des natürlichen Wasserkreislaufes. Gerade im stark verbauten Siedlungsbereich kommt es bei Hochwasserereignissen oft zu Schäden – das muss nicht sein. Hochwasserrisiken nachhaltig zu minimieren bedeutet neues Risiko zu vermeiden, bestehendes Risiko zu verringern, Folgen zu minimieren und das Bewusstsein zu stärken. Konkrete Maßnahmen dazu sind im zweiten Hochwasserrisikomanagementplan festgelegt. Alle sechs Jahre wird der Plan

evaluiert und neu ausgearbeitet, von Dezember 2020 bis Juni 2021 können sich die BewohnerInnen, Unternehmen, ngos und Interessensvertretungen von Hochwasserrisikozonen an der Maßnahmenplanung beteiligen und mitbestimmen.

7% Schadensbeseitigung nach Hochwasserereignissen

9%

Planungen

Jedes Jahr werden in Österreich rund 200 Millionen Euro in Hochwasserrisikomanagement investiert.

20%

Instandhaltungen

Schutz vor Naturgefahren

64%

Entgeltliche Einschaltung DES BMlrt

Ökologische Aufwertung durch Hochwasserschutz Maßnahmen zum Schutz vor Hochwasser können sich gut in die Landschaft einfügen und bieten einen Mehrwert für Mensch und Natur. Flussbettaufweitungen und Rückhaltebecken speichern größere Mengen Wasser und können naturnah gestaltet werden. Ein naturnahes Flussbett fördert den Wasserrückhalt im Gewässerbett und reduziert im Hochwasserfall Überflutungen im Umland. Gleichzeitig kann sich der Fluss in einem breiteren Bachbett natürlich entwickeln und Schotterinseln ausbilden, die Lebensraum für die aquatischen Organismen sind.

Integrativer Hochwasserschutz der Gemeinde Oslip im Burgenland: Neben dem Erhalt von Bauminseln wurde das Flussbett aufgeweitet und durch natürliche Elemente restrukturiert.

Bild Istock.com / da-vooda, Istock.com/ appleuzr, Martin Wenk

Baumaßnahmen


Mehr Natur für unsere Flüsse Mit Wasserschutzprojekten und Renaturierungen werden stark verbaute Flussabschnitte wieder naturnaher und für Wasserlebewesen besser nutzbar gemacht. Im Zuge des Projekts iris werden für sieben Flussabschnitte in Österreich ökologische Maßnahmen erarbeitet. Im Jänner 2019 startete das integrierte life Projekt iris (Integrated River Solutions in Austria), bei dem Hochwasserschutz und Naturschutz vereint werden sollen. life ist ein EU-Förderprogramm, das Umweltund Naturschutzvorhaben finanziell unterstützt. Aktuell werden vom Projektteam räumlich übergeordnete und koordinierte Maßnahmen erarbeitet, die Synergien aus allen Bereichen nutzen und Gewässerökologie, Naturschutz und Hochwasserschutz in Einklang bringen. Bis 2021 werden Maßnahmen und Konzepte ausgearbeitet, danach geht es in die Umsetzung.

Im Zuge des LIFE Projekt IRIS werden sieben Gewässer in Österreich bearbeitet.

s Mehr Info t: k zum Proje

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life-iris.a

gut für Erholungszwecke genutzt werden? Gibt es positive Auswirkungen auf den Tourismus?

Bild Privat, IRIS

Helena Mühlmann ist Projektleiterin des integrierten LIFE Projekts. Sie brachte den Förderantrag bei der EU ein und wickelt das Projekt im Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus (BMLRT) ab. Was bedeutet »integriertes Flussraummanagement«? Die Maßnahmen sollen gleichzeitig Ökologie und Hochwasserschutz verbessern. Neben der Verbesserung des Lebensraumes für Gewässerlebewesen und Auenbewohner beobachten wir auch, was die Menschen in einer Region von den Maßnahmen haben: Kann das Gewässer nach der Renaturierung

Warum gibt es in Österreich immer noch so viel Verbesserungspotenzial bei der ökologischen Qualität von Fließgewässern? Da der Schutz des Menschen vor Hochwassergefahren Priorität hat, ist die Ökologie bei der Gewässerplanung in der Vergangenheit oft zu kurz gekommen. Moderner Hochwasserschutz muss immer auch eine ökologische Verbesserung mit sich bringen: Vergrößerte, natürliche Überflutungsräume und Flussaufweitungen, die (Wieder-)Anbindung von Seitenarmen und Nebengewässern sowie der Erhalt und die Schaffung von Auwaldflächen.

Entgeltliche Einschaltung DES BMlrt

Die integrierte Wasserplanerin

Wie lange gibt es diesen Ansatz schon? Die EU fördert Umweltprojekte über das Förderungsprogramm life seit 1992. Allein in Österreich wurden mit Hilfsmitteln aus diesem Programm bereits 110 Projekte umgesetzt. Abgesehen davon berücksichtigt Österreich ökologische Aspekte bei flussbaulichen Projekten schon seit den 1990er-Jahren: Da wurde die »ökologische Funktionsfähigkeit« im Österreichischen Wasserrechtsgesetz verankert.


Tiroler

o d i a k k o H o i B

Das Beste vom Berg

Bereits seit 31 Jahren führt die Familie Glatzl aus Haiming ihren Betrieb biologisch und zählt damit zu den Vorreitern biologischer Landwirtschaft in Tirol. Kleinstrukturierte, familiengeführte Landwirtschaft steht im Vordergrund. biovomberg.at Das Gütesiegel „Qualität Tirol“ steht für den Tiroler Ursprung.


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Unt e r d i e Hau t

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Saubere Windel, tr ckene Tücher Auf der Suche nach Schadstoffen in der Kinderabteilung.

N

iemand reagiert auf Schadstoffe in der Kleidung so empfindlich wie Kinder. Vor allem jene mit Hautkrankheiten und Allergien reagieren schnell einmal mit Ausschlag. Wer ein Kind einkleiden will, ist deshalb gut beraten, sich vor dem Kauf ein bisschen einzulesen.

Bild  Jörg Ja hn, isto ck. com/Jungle OutThe re, isto ck. com/ve ctorikart

Warum so empfindlich? Schadstoffe in der Kleidung können allen schaden, nicht nur Kindern. Die Hautärztin Karin Jahn-Bassler stuft die Gefahr für Kinder jedoch höher ein. »Aufgrund der noch nicht ausgereiften Barriere der Haut können bei Kindern vermehrt Inhaltsstoffe aus den Textilien aufgenommen werden«, sagt die Ärztin. Lothar Ziegler, der Geschäftsführer von Lotties, einem Label besonders gut verträglicher Kinderkleidung, betont in diesem Zusammenhang die hohe Zahl an Kindern mit Neurodermitis – einer Krankheit, die die Haut austrocknet und empfindlich gegenüber vielen Textilien macht. Mit einem Anteil von 23 Prozent aller Neurodermitiskranken in Deutschland sind Babys und Kleinkinder die am stärksten betroffene Gruppe.

Wie kommt Schlechtes in die Haut? Fertige Kleidungsstücke enthalten oft Rückstände sehr vieler Chemikalien. Nicht alle davon sind schädlich und auch von den problematischen gelangen nur wenige tatsächlich in die Haut. Typisch für Hautproblemverursacher

sind Farbstoffe und Rückstände von Chemi­ kalien, die die Kleidung während des Transports schützen sollen. »Intakte Haut lässt nur fettlösliche Substanzen passieren, die meisten verwendeten Mittel sind allerdings fettunlöslich«, gibt Karin Jahn-Bassler Entwarnung. Fettlöslich bedeutet, dass sich Inhaltsstoffe in Verbindung mit Schweiß aus den Textilien lösen können. Heinrich Planck, Vorsitzender der Fördergemeinschaft Körperverträgliche Textilien e. V. (fkt), die das Prüfsiegel »medizinisch getestet – schadstoffgeprüft« vergibt, nennt hier zum Beispiel billige Elastane, etwa in Strümpfen, die bei Kontakt mit Schweiß zu Hautreizungen führen können. Auch Pigment­drucke auf Unterwäsche können sich negativ auswirken.

Die üblichen Verdächtigen Die zertifizierte Prüfstelle fkt testet auf Anfrage der HerstellerInnen, ob Inhaltsstoffe, die sich beim Tragen aus ihren Kleidungsstücken lösen können, zu negativen Wechselwirkungen mit den Hautzellen führen. Der Löwenanteil der Kleidung auf dem Markt sei heute unbedenklich, so fkt-Vorsitzender Heinrich Planck. »Bügelfreie Baumwollhemden fallen allerdings regelmäßig durch.« Ein Baumwollhemd, das die Aufschrift »bügelfrei« trägt, ist in der Regel mit einem Harz behandelt, das in Kontakt mit Feuchtigkeit Formaldehyd freisetzt, was wiederum ­Al­­­lergien auslösen kann und im Verdacht steht, krebserregend zu sein. Bedenklich sind auch Weichmacher, die

Text Anika Suck

Baumwolle Weltweit wird nur in 18 von rund 80 Baumwollanbauländern Biobaumwolle angebaut. Viele davon liegen in Afrika. Dort gehen achtzig Prozent aller eingesetzten Pestizide in die Baumwollproduktion.

Karin Jahn-Bassler ist Fachärztin für Hautkrankheiten.


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Unt e r d ie Hau t

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Welche Farben sind unbedenklich?

Michaela Knieli ist Expertin für Ökotextilien. Die Umweltberatung bietet einen Shopfinder auf umweltberatung.at/ oekomode

Kunstfasern Kunststofffasern nehmen weniger Feuchtigkeit auf und sind weniger luft- und feuchtigkeitsdurchlässig. Man neigt darunter eher zum Schwitzen – und Schweiß kann Schadstoffe aus dem Textil lösen.

Für Kinder mit empfindlicher Haut kann es sich lohnen, Kleidung in bestimmten Farben zu meiden. Jahn-Bassler warnt vor dem Al­ lergierisiko von sehr dunklen Farben. Diese können Allergien auslösen und sollten deshalb vor allem nicht in Form von Unterwäsche und Strumpfhosen getragen werden. Baby­k leidung enthalte zudem oft Weiß­ macher, also Stoffe, die Weiß noch weißer aussehen lassen. »Problematisch ist, dass diese optischen Aufheller sich nicht besonders fest an die Baumwollfasern binden und somit durch den Körperschweiß abgelöst werden und zu Allergien führen können«, erklärt die Dermatologin. Besonders gut halten sich Farben im Stoff, die durch eine chemische Reaktion entstehen. Die Produkte der Marke Lotties werden entweder aus farblich wachsender Baum­wolle hergestellt oder nach dem Einfärben zweifach mittels Elektrolyse gewaschen, um die Schadstoffe aus der Farbe zu entfernen. Auf Nummer sicher geht, wer ungefärbte Baumwolle kauft.

Warum ist Bio besser? Bio steht bei Kleidung dafür, dass die Roh­stoffe (meistens Baumwolle) ohne synthetischen Dünger und Pflanzenschutzmittel und unter Einhaltung basaler Arbeitsstandards angebaut wurden. Einige Textilgütesiegel gehen darüber hinaus: Sie beziehen sich auf das Endprodukt und schließen somit den Produktionsprozess und hier soziale, ökologische und für die Verbraucher­Innen gesundheitsrelevante Kriterien mit ein. Dazu gehören allen voran der Global Organic Textile Standard (gots) wie auch ivn best, »Oeko­-Tex Made in Green« und Fairtrade. Damit ein Kleidungsstück etwa das Siegel gots

tragen darf, muss sichergestellt werden, dass eine Reihe problematischer Substanzen nirgends im Produktionsprozess zur Verwendung gekommen ist: Hierzu zählen giftige Schwermetalle, Formaldehyd, aromatische Lösungsmittel, Chlorphenole und bestimmte Halogenverbindungen. Michaela Knieli, Ökotextilexpertin bei »die Umweltberatung«, einem Service der Wiener Volkshochschulen, betont zudem, dass man beim Kauf von nicht nachhaltiger Kinderkleidung zwar nicht die Gesundheit der eigenen Kinder gefährde, TextilarbeiterInnen und die Umwelt jedoch belaste, die bei der Produktion mit den giftigen Chemikalien in Berührung kommen.

Wie zieh ich das Kind jetzt schadstofffrei an? Beim Kauf neuer Kleidung kann man eine Reihe von Dingen beachten. Riecht ein Kleidungsstück sehr stark, kann das auf Reste von Chemikalien, wie Insektenschutzmittel, hinweisen. Prinzipiell sollte Kinderkleidung vor dem ersten Tragen mehrmals gewaschen werden, um etwaige Reste herauszuspülen. Steht auf dem Etikett »separat waschen« oder Ähnliches, empfiehlt die Hautärztin Jahn-Bassler, sich den Kauf des Stücks zwei Mal zu überlegen. Das sei ein versteckter Warnhinweis dafür, dass Farben und Chemikalien nicht fest mit der Faser verbunden sind. Das Problem von Chemierückständen habe man bei Secondhandkleidung nicht, betonen sowohl Knieli als auch Jahn-Bassler. Da sind die Schadstoffe meist bereits herausgewaschen. Apropos Waschen: Der Gründer der Kinderkleidungsmarke Lotties, Lothar Ziegler, empfiehlt, Babykleidung immer bei sechzig Grad zu waschen. Egal, was auf dem Etikett steht.

Bild privat, i sto ck.com/Jungle Out There, isto ck. com/ve ctorikart

typischerweise in den Sohlen von Laufsöckchen und Schuhen sowie in Regenkleidung stecken. Weichmacher können die Fortpflanzungsfähigkeit sowie die Drüsenfunktion beeinträchtigen, in Kinderspielzeug sind sie deshalb auch verboten.


VERPACKUNGEN AUS KUNSTSTOFF SIND VÖLLIG ÜBERFLÜSSIG. SCHNELLER, ALS MAN DENKT, LANDEN SIE ALS WERTLOSER ABFALL IM MÜLL.

»

Denken Sie so? Wenn Sie da nicht einem Märchen aufgesessen sind …

PLASTIKMÄRCHEN TEIL 1/2

Entgeltliche Einschaltung

»


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B io r a m a X X   PLASTIKMÄRCHEN

E r l e nd Lo r em ip su m

TEIL 1/2

Entgeltliche Einschaltung

TATSACHE IST: VERPACKUNGEN SCHÜTZEN LEBENSMITTEL UND GETRÄNKE. SIE ERMÖGLICHEN DEN TRANSPORT UND DIE HYGIENISCHE LAGERUNG VON PRODUKTEN UND VERLÄNGERN DEREN HALTBARKEIT BETRÄCHTLICH. Warum ist das wichtig? Etwa ein Drittel

170 Millionen Tonnen CO 2 bei der Her-

der weltweit produzierten Lebensmittel

stellung und Entsorgung von Lebens-

landet im Abfall. In Europa sind es

mitteln.

jährlich 88 Millionen Tonnen oder rund

Die richtige Verpackung reduziert Lebensmittelverschwendung um bis zu

75 %

170 Kilo pro Person. Was für eine

Kunststoffverpackungen sind beson-

unglaubliche Verschwendung – nicht

ders leicht, sie sind dünn und brechen

nur in finanzieller Hinsicht! Für die

nicht. Dennoch schützen sie Produkte

achtlos weggeworfenen Lebensmittel

beim Transport und bei der Lagerung

benötigt man in der Herstellung nämlich

zuverlässig vor äußeren Einflüssen.

Land, Energie und jede Menge Wasser.

Denn im Gegensatz zum Einsatz von

Laut Angaben des Europäischen Parla-

Verpackungen ist die Verschwendung

ments entstehen in der EU jährlich

von Lebensmitteln ein völliger Irrsinn.


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CO2-AUSSTOSS AM BEISPIEL EINER FELDGURKE Die dünne Folie verhindert Lebensmittelverschwendung und damit eine weitere CO2 Belastung, die bis zu zehn Mal so hoch wäre wie die Belastung durch die Herstellung der Verpackung.

2 Gramm Kunststoff. Die verpackte Gurke ist im Kühlschrank 11 Tage länger haltbar als eine unverpackte.

Die Emissionen für die Herstellung der Verpackung liegen bei weniger als 2 Prozent.

2 % VERPACKUNG

Entgeltliche Einschaltung

98 % HERSTELLUNG UND LOGISTIK DER GURKE

HABEN SIE GEWUSST, DASS ... › Kunststoffverpackungen in

› nur 1,5 Prozent des weltweit

› Kunststoffverpackungen

Europa nur 19 Prozent des

geförderten Erdöls für die

wahre Leichtgewichte sind?

gesamten Verpackungsmülls

Herstellung von Kunststoff-

Verpackungen aus Glas

ausmachen? Papier und

verpackungen genutzt

oder Metall wiegen oft das

Karton liegen bei 41 Prozent,

werden? Energie- und Heiz-

Zehnfache, was sich negativ

Glas bei 18 Prozent (Rest:

versorgung sowie Transport

auf den CO2 -Fußabdruck

Holz und Metalle).

verbrauchen hingegen

auswirkt. Kunststoff ist

87 Prozent.

besser fürs Klima. EN UNTERSTÜTZ G N LI C SIE RECY SIE ENTSORGEN FF O ST KUNST EN G N U K C VERPA RICHTIG IM CK GELBEN SA

Noch mehr Fakten


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sc h l af en

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»Schlafen ist wie atmen« Text Leonie Stieber

Serge Brand forscht an den Medizinischen Fakultäten der Universitäten Basel, Kermanshah (Iran) und Teheran an den Auswirkungen von Bewegung auf Schlafstörungen.

S

chlaf funktioniert nicht ohne Entspannung. Mit diesem Zusammenhang beschäftigt sich die Psychologin und Leiterin des privaten Wiener Instituts für Bewusstseins- und Traumforschung, Brigitte Holzinger. Sie sagt, der Schlüssel zur Entspannung sei unsere Atmung. Diese nämlich ist Teil unseres vegetativen Nervensystems, das für die unwillkürliche Regulation des Körpers verantwortlich ist. Die Atmung ist darin der einzige Parameter, auf den wir in Grenzen willentlich Einfluss nehmen können. Sympathikus und Parasympathikus bilden das vegetative Nervensystem und stellen den Körper entweder auf eine Aktivitätssteigerung oder auf eine Ruhe- und Regenerations­ phase ein: Der Parasympathikus, mitunter auch Ruhenerv genannt, sorgt für die Entspannung unseres Körpers und ist an der Steuerung der inneren Organe und des Blutkreislaufs beteiligt. Wenn er über die Atmung beeinflusst wird, kann er andere Funktionen »mitnehmen«: Die Verdauungsaktivität wird angeregt, der Blutdruck und die Herzfrequenz sinken.

Brigitte Holzinger rät dazu, den Zustand der Entspannung »zu üben«. Je öfter man das tue, desto leichter falle es, den Entspannungszustand zu erreichen. Neben der Möglichkeit, das Erreichen des tiefen Entspannungszustands bewusst zu üben, kann auch durch Bewegung Einfluss auf unsere Schlafqualität genommen werden. Denn »Bewegung führt plausiblerweise dazu, dass sich der Körper erholen muss«, erklärt der auf Schlafforschung spezialisierte Schweizer Psychologe Serge Brand. Denn nach der Bewegung würden vor allem im tiefschlafreichen Schlaf in der ersten Schlafhälfte viele Wachstumshormone ausgeschüttet, um das strapazierte Gewebe zu erneuern. Mit dem Ausschütten dieser Wachstumshormone wiederum würden jene Substanzen gedrosselt, die ein Aufwachen begünstigen. Bei der Art und der Dauer der Bewegung gibt es zwei Faustregeln, erläutert Serge Brand. Die erste lautet ganz einfach: »Je häufiger, intensiver und regelmäßiger man sich bewegt, desto rascher wird der Schlaf erfolgen, ohne Unterbrechung verlaufen und erholsam sein.« Die zweite ist möglicherweise komplizierter,

Bild Istock.co m/Ekate ri na Zirina, Unive rsi täre Psychiatris che Kli nike n Ba se l

Yoga kann guten Schlaf fördern. Drei einschläfernde Übungen.


Text Irina Zelewitz

sie betrifft die Herangehensweise: »Bin ich stolz auf meine Leistung? Bin ich zufrieden mit der Bewegung? Habe ich Freude an der Bewegung gehabt?« Neben körperlichen Prozessen spielen auch diese kognitiv-emotionalen Prozesse bei der Bewertung des Bewegungsverhaltens eine – sehr vernachlässigte – Rolle. Können die obigen Fragen mit »Ja« beantwortet werden, sei man entspannter und zufriedener mit sich selbst; entsprechend gelinge das Ein- und Durchschlafen besser.

Zum Einschlafen Was uns schöner einschlafen und aufwachen lässt.

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Morgens Yoga, abends Laufen? Während als Schlafhygieneregel oft empfohlen wird, dass nach 14 Uhr kein aktiver Sport mehr betrieben werden soll, hat Brand mit seiner Arbeitsgruppe genau das Gegenteil festgestellt. Je mehr sich die von ihm untersuchten jungen Erwachsenen im Training abends verausgabt hatten, desto schneller sind sie objektiv eingeschlafen und desto höher war die Schlaf­ effizienz. Bei der Frage, wann die Bewegung am besten erfolgt, gehen die Lehrmeinungen auseinander. Die folgenden drei Übungen befassen sich vor allem mit der Atmung und beeinflussen so den Parasympathikus. Sie können kurz vor dem Schlafengehen praktiziert werden und haben das Ziel, den Körper in einen tiefen Entspannungszustand zu versetzen. Das »Tor zum Schlaf«, wie Holzinger es nennt. Am besten werden die Übungen an einem ungestörten Ort durchgeführt. Als Unterlage dient entweder eine Decke oder Matte auf dem Boden oder das Bett. Die Übungen können beliebig oft wiederholt werden, bis sich ein Gefühl der Ruhe und Entspannung ausbreitet.

Bild Primave ra

Atme aus! Übung eins kann entweder in einer bequemen Sitzposition oder auf dem Rücken liegend durchgeführt werden. Die Augen sind dabei geschlossen. Der Fokus liegt auf der Atmung. Hier ist darauf zu achten, dass

Der Schlafwohl-Balsam von Primavera ist schnell zum Klassiker geworden. Jetzt gibt es dieselbe Duftmischung aus Lavendel, Vanille und Neroli auch als Stick. Vorteil: Eignet sich besser für die Anwendung unterwegs und verbreitet sich weniger stark als Duftwolke in der Umgebung (die ja vielleicht gar nicht schlafen möchte). Vegan produziert und Natur k­osmetik-zertifiziert nach NatrueStandard. primaveralife.com

Englisch Tea Shop Sleepy me Der »Wellness-Tee« aus Lavendel, Hopfen, Baldrian und Zitronenmelisse wird seinem Namen gerecht: Der beruhigende Kräutertee ist eine harmonische Mischung – nicht nur der Kräuter, sondern auch ihrer Produktionsprinzipien. Bio- und Fairtrade-zertifiziert. Und 2020 hat der Bioteeproduzent aus Sri Lanka vollkommen auf plastikfreie Verpackungen umgestellt. ets-tee.de

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Die Stellung des Kindes

Brigitte Holzinger Die Psychologin Brigitte Holzinger leitet das Institut für Bewusstseins- und Traumforschung in Wien und gibt auch online Schlaftipps für Krisensituationen. traum.ac.at

FüSSe hoch! Übung zwei wird auf dem Rücken liegend durchgeführt. Die Beine werden gegen die Wand gelehnt, sodass diese ungefähr im 90-Grad-Winkel nach oben zeigen. Die Hände liegen entweder auf dem Bauch oder entspannt neben dem Körper und auch hier liegt der Fokus auf einer bewussten und tiefen Atmung. Bei dieser Übung fließt, zusätzlich zu der Wirkung des Atmens, das Blut aus den Beinen in Richtung Körperzentrum. Wenn die

Übung drei beginnt sitzend auf den Knien. Dann wird der Oberkörper nach vorne gebeugt und auf den Knien abgelegt. Die Arme ruhen entweder unter der Stirn oder ausgestreckt neben dem Körper. Diese Übung dehnt sanft den seitlichen Rücken. Dadurch kann bis in die Flanken hinein geatmet werden, die Atmung wird noch weiter vertieft und die bewusste Atmung hilft beim Entspannen. »Schlafen ist wie Atmen, es läuft so unmerklich ab, dass wir ihm gar keine Aufmerksamkeit schenken müssen«, beschreibt Brigitte Holzinger den ange­ strebten Zustand menschlich-automatisierter Erholung.

Bild  coc hi c pho tog ra phy, istoc k.c om/tonioyumu i, Istoc k.c om/Ekaterin a Z i rin a

Die Übungen können auch tagsüber durchgeführt werden. Das Zur-Ruhe-Kommen wird so geübt und fällt auch abends leichter.

die Lunge komplett mit Luft gefüllt wird und das Ausatmen länger dauert als das Einatmen. Die tiefe Atmung beeinflusst unser parasympathisches System, die unwillkürliche Steuerung unserer inneren Organe und unseres Blutkreislaufs. In Zusammenhang mit einer tiefen Atmung wird unser Puls etwas langsamer und der Blutdruck etwas niedriger. Wird die Übung liegend ausgeführt, sendet ein Organismus im Mittel­ o hr das Signal zur Entspannung und Regeneration an den Rest des Körpers. Hervorgerufen wird dieses durch den Wechsel in die hori­ zontale Ebene.

Beine wieder heruntergenommen werden, wird dem Körper, durch Einnahme der horizontalen Ebene, erneut das Signal zur Entspannung gegeben. Darüber hinaus fließt das Blut zurück in die peripheren Blutbahnen, bis in die äußersten, ganz kleinen Adern. Physiologische Messungen haben ergeben, dass der Körper im Entspannungszustand beginnt, die Temperaturunterschiede zwischen der Peripherie, also den Händen und Füßen, und dem Körperzentrum auszugleichen, bestätigt Holzinger. Die angeregte Blut- und Wärmezirkulation fördert so unseren Schlafrhythmus und leitet den Entspannungsprozess ein.


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ollkommen unverdient ist die Alge in vielen Köpfen vor allem als potenzielle Plage abgespeichert. Wir haben den Algen einiges zu verdanken, sind sie doch die wichtigsten Sauerstofflieferanten der Erde. Sie binden Kohlendioxid und wandeln zum Beispiel drei Mal mehr Kohlendioxid in Sauerstoff um als alle Nutzpflanzen.

Das tun sie als Grünalgen, als Braunalgen, als Rotalgen und auch als Mikroalgen. Die Mineralien und Nährstoffe aus dem Meerwasser sind in Algen konzentriert – in einem Kilogramm Algen durchschnittlich die zehntausender Liter Meerwasser. Algen sind beliebte Texturgeber und Wirkstoffliefer­ anten in Naturkosmetik.

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Lavera Hydro Sensation Mizellenwasser

Das Hydro Sensation Mizellenwasser mit BioAlge und natürlichen Hyaluronsäurenvon Lavera wirbt mit hoher Verträglichkeit bei gleichzeitig gründlicher Reinigung. Angenehm subtil medizinischer Duft. Nach dem Natrue-Standard zertifizierte Naturkosmetik. vegan. lavera.de

Das Zellaktivierende Meeres-Gel von Oceanwell ist zur Anwendung als feuchtigkeitsspendende und glättende (nicht klebrige!) Maske geeignet, gleichzeitig auch als Ergänzung der Tagespflege oder bei Problemhaut als deren Ersatz. Die Bio-Laminaria-Alge produziert das Kieler Unternehmen in einer biozertifizierten Open-Water-Algenfarm. Explizit unisex und multi-purpose: Es ist auch als Lippenpflege empfohlen. Natrue-zertifiziert. So auch die Glättende Augencreme, die mit hochkonzentriertem Algenextrakt, Aloe vera und Hamamelis gegen Fältchen und Schwellungen zum Einsatz kommen soll. Umso erfrischender, wenn man sie gleich im Kühlschank lagert! oceanwell.de

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Börlind Anti-Pollution & Moisture Serum

Alverde Aqua Hydro Wa s c h g e l f ü r normale und Mischhaut

Das Aqua Hydro Waschgel für normale und Mischhaut von Alverde mit natürlichen Braunund Grünalgen und Aloe vera lässt sich fein aufschäumen, schon eine erbsengroße Portion reinigt gründlich und sein frischer Duft erinnert an Gurke. Vegan produziert und Naturkosmetik-zertifiziert nach Natrue-Standard. alverde.com

Anakena Gesichtscreme

Die eher reichhaltige Anakena-Gesichtscreme mit Guaven- und Algenextrakten verströmt den Kokosduft, den man von Kosmetik nach traditionellen polynesischen Rezepturen erwartet. Der ist intensiv, aber nicht süß und entsteht durch Papaya und das als Monoi de Tahiti bekannte Kokosöl-Mazerat der Tiaré-Blüte. Die Körperlotion enthält außerdem auch noch Guave- und Kurkumaauszüge. Beide im Pumpspender, beide Ecocert-zertifiziert. anakena.de

Börlinds Anti-Pollution & Moisture Serum bei feuchtigkeitsarmer Haut mit Hyaluronsäure aus dem chinesischen Zitterpilz setzt vor allem auf den Grünen Kaviar – eine Delikatesse in der philippinischen und japanischen Küche. Der Extrakt soll die Hautstruktur verbessern und straffend wirken. Eco-control-zertifiziert und vegan. börlind.com

Ta u t r o p f e n Anregendes Gesichtswasser für normale bis Mischhaut

Das anregende Gesichtswasser für normale bis Mischhaut aus der Balance-SolutionsSerie von Tautropfen kombiniert Algen und Meersalz in der schönen Milchglasflasche. Das duftet kaum. Auch die Erfrischende Gesichtsemulsion für normale bis Mischhaut bringt cremige Feuchtigkeit. Die Braunalge dafür kommt aus dem bretonischen unesco-Biosphärenreservat Iroise im Nordatlantik. Icada-natural-zertifiziert. tautropfen.com


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Mar k t pl atz Fo o d

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Jagdsaison

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Tipps fürs Wildbretbrett!

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3 Text und bild Jürgen Schmücking

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as mit Wild und Bio ist so eine Sache. Wild ist wild beziehungsweise sollte wild sein. Bio steht dagegen für strenge Kontrolle. Sobald ich hundertprozentige Kontrolle darüber haben will (und das muss ich, wenn ich über Biozertifizierung nachdenke), was Hirsch und Co. futtern, muss ich sie einsperren. Dann sprechen wir von einem Gehege anstatt vom Revier. Auf jeden Fall sollte auch darauf geachtet werden, dass Wildfleisch nicht aus einer Gatterjagd kommt. Das ist oft nicht auf den ersten Blick zu erkennen. Ein genauerer Blick auf Herkunft und JägerInnenschaft kann aber hilfreich sein. Die Vielfalt verarbeiteter Wildprodukte ist gerade jetzt im Herbst beachtlich. Hier eine kleine Auswahl.

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Wildschwein, Salami

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Hirsch, Schinken

Darf eigentlich auf keinem Wildbretbrett fehlen. Richtig gute Wildschweinsalami kommt aus der Toskana oder aus dem Piemont. Salame de Cinghiale heißt sie dort und ist meist aus – plus/minus – zwei Dritteln Wildschweinfleisch, der Rest kommt vom Hausschwein. Oft von recht unterschiedlichen Rassen. Eine überzeugende italienische Wildschweinsalami von der Familie Savigni liefert Porcella. porcella.at

Ein kapitaler Hirsch ist – egal, was JägerInnen sagen – schon ein besonderes Jagderlebnis. Also gehört auch der Schinken vom Hirsch zu den eher außergewöhnlichen Produkten der Jagd. Luftgetrocknet, mild geräuchert, gesalzen und gereift ist so ein Schinken (meist von der hinteren Keule) eine nussig-elegante Delikatesse. Großartigen Hirschschinken gibt es von Hirschen des Nationalparks Hohe Tauern bei Döllerers Genusswelten oder bei der Domaine Kilger. domaines-kilger.at, doellerer.at

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Wildschwein und Feldhase, Pastete

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Pongauer Rotwild, Sugo

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Gams, Wurzen

Von November bis März sind zwei Wiener Jägerinnen unterwegs und jagen Hasen oder auch Wildschweine. Dann hängen sie die Flinte an die Wand, ziehen sich die Kochschürze an und produzieren (derzeit) sensationell gute Pasteten aus diesem Wildbret und anderen – ausschließlich biozertifizierten – Zutaten. Das Unternehmen heißt Wildkulinarik und arbeitet ohne Pökelsalz und Geschmacksverstärker. Damit sind Wildschwein und Hase zurück an der Tafel und sorgen für große kulinarische Momente. wildkulinarik.at

Konstantin Filippou, Wiener Sternekoch mit griechischen Wurzeln und selbst ein Wilder, hat das Rezept für dieses Sugo beigesteuert. Faschiertes vom Pongauer Rotwild bildet die Basis, verfeinert wird mit Biogemüse und Kräuterseitlingen. Das Glas kurz im Topf erhitzen und mit Pasta oder Polenta servieren. Wer mehr Zeit hat, macht einfach eine Wildlasagne oder füllt selbstgemachte Ravioli damit. porcella.at

Gams ist, ebenso wie Steinbock, nicht jedermanns Sache. Als Frischfleisch oft recht eigenwillig und intensiv, aber als Rohwurst ein Traum. Überhaupt die Gams. Meist in großen Höhen über 1000 Metern unterwegs, ernähren sich die Kletterer großteils von den Gräsern und Kräutern der Alpenflora. Wer in einer alpinen Region also Gamswurzen in einem Laden entdeckt – zuschlagen. Die Würste sind an Würzigkeit kaum zu überbieten und wilder als die Gams ist gar nicht möglich. alpensepp.com


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W i nt e r g r il l e n

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Drinnen ist out, drauSSen ist in. Besonders in diesem Winter zieht es uns für gesellige Zusammenkünfte ins Freie, gemütlicher ist das um einen Wintergrill. Set fire to the dark!

K

altes Besteck, fröstelnde Finger und lauwarme Koteletts? Wir wollen Wärme von innen, legen den Rost beiseite und wollen direkt an die Flamme. Schmorgerichte vom Feuer lassen sich wunderbar vorbereiten und skalieren. Fine Dining für die kleine Runde im privaten Hinterhofgarten oder Open-Air-Weihnachtsfeier am öffentlichen Grillplatz? Alles machbar.

Bild Istock.co m/rtsubi n

Nachhaltig in Wärme und Herkunft Mehr noch als im Sommer: Der Ofen muss brennen! Bei der Wahl des Brennstoffs gilt es auf Brennwert und Herkunft zu achten. Ein erheblicher Teil der am Markt erhältlichen Grillkohle wird aus Tropenholz gewonnen. Empfehlenswert sind daher Produkte, die explizit aus anderen Rohstoffen hergestellt sind, wie die NeroNative-Grillkohle, die Maiskohle von Maister oder, puristisch, heimisches Buchenholz. Die Basis eines gelungenen Feuereintopfs ist das Geschirr. Länder, auf deren Besuch wir dieses Jahr großteils verzichten mussten, zeigen, wie’s geht. Die nordafrikanische Tajine besticht durch gleichmäßige Verteilung der Wärme und schonendes Dämpfen und Garen im eigenen Saft; besonders zu empfehlen für Gemüsegerichte aller Art. Regionstypische Aromaten lassen schnell Urlaubsfeeling aufkommen!

Wilder Schweinebauch In Dalmatien ermöglicht die Glut am Deckel – der Haube – einer Peka Oberhitze-Garen ohne Back-

rohr – ideal für Gerichte, die eine saftige Kruste vertragen. So etwa Schopf, Schulter oder Bauch eines Wild- beziehungsweise tiergerecht gehaltenen Biohausschweins. Dieses Jahr besonders naheliegend, denn die Afrikanische Schweinepest ist in Europa weiter auf dem Vormarsch – von einer notgedrungen erhöhten Verfügbarkeit von Wildschwein- und Schweinefleisch aus artgerechter Haltung ist daher auszugehen. Wärmend, herzhaft, deftig, diese Attribute machen die südfranzösische Eintopflegende Cassoulet zum Paradegericht für unser Vorhaben. Auf glühenden Kohlen steht unser Dutch Oven, reichlich Enten- oder Gänseschmalz folgen, nach und nach Zwiebeln, Karotten, Staudensellerie, Lammschulter, Bauernwürste, Knoblauch und Tomaten. Alle Zutaten Farbe nehmen lassen, anschließend mit den über Nacht eingeweichten und für 90 Minuten gekochten weißen Bohnen vermengen, großzügig pfeffern, salzen und beiseitestellen. Den geleerten Bräter legen wird großzügig mit Scheiben von Bauchspeck aus, um ihn anschließend in drei Schichten mit erstens der Hälfte unserer Bohnenmasse, zweitens confierten Entenkeulen (oder Gänsekeulen) und drittens der zweiten Hälfte unsere Masse zu befüllen und mit Wasser sowie trockenem Madiran aufzufüllen. Der vielleicht größte Vorteil des Wintergrillens gegenüber dem großen sommerlichen Bruder: Allfällige Hawaiihemden verschwinden unter dicken Pullovern und niemand wird sich über zu warme Drinks beschweren.

Text Nikolaus Zelewitz

Madiran ist eine klassische Begleitung zum Cassoulet. Gekocht wird es nach Belieben mit Weiß- oder Rotwein, im Zweifel fällt die Wahl auf den im Languedoc regionstypischen roten, der jahrhundertelang vor allem die am Jakobsweg durchwandernden PilgerInnen versorgte.

Bezugsquellentipps Bioland-zertifiziertes Gänseschmalz: fleischer-laden.de Bioentenschmalz gibt’s zum Beispiel über biohof-weber.at oder man macht es selbst, z. B. mit der Bioente von Eiermacher: bio-ente.at


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au s d e m ver l ag

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club

UnD sonst so, im bioramaUniversum ... Event

Biogastrotrophy Gesucht: das beste Auswärtsbioessen

Immer mehr Menschen kaufen für den Hausgebrauch Bioprodukte ein. Dieser erfreulichen Entwicklung hinkt die Gastronomie hinterher. Und weil wir alle auch immer öfter außer Haus essen, suchen wir auch heuer wieder gemeinsam mit Bio Austria die besten BiowirtInnen Österreichs. 47 Biobetriebe können noch bis 31. Oktober online bewertet werden. Jener mit den meisten Stimmen gewinnt einen von drei Preisen und darf sich ganz offiziell – und gewissermaßen doppelt zertifiziert – als beliebtestes Biolokal des Landes bezeichnen. Alle, die abstimmen, können attraktive Preise gewinnen – von einem Urlaub am Biobauernhof über Biolebensmittelgutscheine bis zu einem Wochenende im »BioParadies Salzburger Land« – und biorama-Abos biogastrotrophy.at

Bier club Supersud Ab Oktober starten die KollegInnen vom craft bier fest den Bier Club Supersud – und der bietet viele Vorteile: ür eine Jahresmitgliedschaft von 39 Euro bekommt F ihr Eintritt zu allen Craft Bier Festen 2020 und 2021 (später für ein Jahr) as österreichische Bier­ D magazin (Abo für 4 Ausgaben) Clubkarte 6-Pack Überraschungsbiere 10 Jetons (Wert 10 Euro)

Event

Der Geschmack von Holz

LeserInnen haben uns auf eine Geschmackserkundung in den Wald begleitet. Wir waren im Wald. Genauer gesagt im Biosphärenpark Wienerwald, und dort dem »Geschmack von Holz« auf der Spur. Angeleitet vom Waldökologen, Tischler und Buchautor Artur Cisar-Erlach. Das Fazit dieser biorama-LeserInnen-Safari: Die kulinarische Bedeutung von Holz wird unterschätzt.

B ild B iorama

Wel dein/ cher ist e Lie BioW blingsin Ös irt/in terr eich?


Verkehr

13,8

MILLIONEN TONNEN

Print

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CO2EMISSIONEN 1990:

Coming soon:

Biorama Business

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Biorama Niederösterreich #6

Gebäude, Energie 76,8 MIO. TONNEN* und Industrie, Abfallwirtschaft biorama – Das Magazin für nachhaltigen Lebensstil widund Landwirtschaft met sich dem Arbeitsstil. Seit der Erstausgabe 2005 steht biorama für redaktionelle Kompetenz basierend auf ökoloMILLIONEN gisch-sozialen Werten. 2020 folgt nun die Line Extension biorama TONNEN business. Nachhaltigkeit betrifft uns nicht nur als KonsumentInnen und als WählerInnen, sondern auch in unserem Berufsleben. biorama business zeigt, was nachhaltiges Wirtschaften bedeuten kann.

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Die sechste BIORAMANiederösterreich-Regionalausgabe Im Herbst erscheint bereits zum sechsten Mal die Regionalausgabe von biorama für Niederösterreich. Für all unsere LeserInnen, die mit der Geografie Österreichs nicht vertraut sind, weil sie zum Beispiel in Deutschland zuhause sind: Das Bundesland umgibt die österreichische Bundeshauptstadt Wien, enthält Berge, Seen, die eine oder andere Barockstadt, recht viel Gegend und knapp 1,7 Millionen EinwohnerInnen. Natürlich tut sich hier einiges, das aus biorama-Perspektive berichtenswert ist. Wir berichten.

Verkehr

CO2EMISSIONEN HEUTE:

Gebäude, Energie und Industrie, Abfallwirtschaft und Landwirtschaft

53,9 MILLIONEN TONNEN

78,1 MIO. TONNEN*

24,2

MILLIONEN TONNEN

STEIGERUNG UM

10,4 MILLIONEN TONNEN

REDUKTION UM

9,1

MILLIONEN TONNEN

Die CO2-Emissionen des Verkehrs sind in Österreich im Vorjahr zum fünften Mal in Folge gestiegen, auf 24,2 Millionen Tonnen. Es geht auch ganz anders. biorama Business #1 erscheint Ende 2020 zum Schwerpunkt Mobilität.

3× Print

BIORAMA BIOKÜCHE 2021

Das BIORAMA-Bookazine für alle ÖsterreicherInnen, die Wert auf biologische Küche legen, geht in die dritte Runde! Wir zeigen die Vorzeigebetriebe der Biogastronomie, Biomärkte und Biocatering genauso wie jene, die deren Grundlagenarbeit machen: BioproduzentInnen von Vorarlberg bis zum Neusiedler See. Ein Schwerpunkt widmet sich österreichischen Mehlspeisen, Rezepte gibt’s wie immer obendrauf!

abo

BIORAMA im Kurz-Abo BIORAMA zum Kosten: 3 Ausgaben direkt in deinen Briefkasten!

Auch wenn biorama ein Gratismagazin ist, kannst du es abonnieren. Für kurze Zeit gibt’s jetzt ein klassisches Kennenlernabo, mit dem du drei Ausgaben bekommst und unsere unabhängige redaktionelle Arbeit unterstützt. biorama.eu/abo


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E lt e r nal ltag

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Gut so

Wir Eltern haben eine ganz besondere rosarote Superpower-Brille. Die funktioniert so: Die anderen scheinen immer ärmer dran als wir.

Autorin Ursel Nendzig, Mutter zweier Söhne, berichtet live aus der Achterbahn.

G

estern war ich mit meinen Söhnen auf einem riesigen Spielplatz, ich muss dazu sagen: seit Langem einmal wieder. Die beiden Buben, jetzt acht und zehn Jahre alt, brauchen mich dort schließlich nicht mehr. Und ja, ich schicke sie ansonsten allein auf Spielplätze, ohne dass sie dort im Schutz meiner gezeigt, wie man super Matschbälle Rotorblätter spielen würden. Und auch ja, ich bin macht, wobei, das wussten die schon), mir ziemlich sicher, dass sie dort mit den anderen sind zum Kiosk gelaufen, Eis für alle kauKindern ziemlich oft ziemlichen Scheiß bauen. Erst fen, haben nur zweimal blutende Verletkürzlich zum Beispiel, da musste ich sie zurechtzungen hergezeigt und ansonsten saß ich weisen, weil ich mitbekam, dass sie Hunde­gackida, habe Thermoskannenkaffee getrunken Sackerl mit Wasser gefüllt und herumgeschossen und beobachtet. Die Frau mit dem Baby im haben. Ja, ist nicht super. Nein, habe ich ihnen Tragetuch, unendlich geduldig wippend, bis nicht erlaubt. Aber he, ist es nicht irgendwie das Kleine endlich die Augen zumacht. Den einfach großartig, dass Kinder so sind? Dass Vater, tief gebeugt über seinen Einjährigen, sie wild sind und unvernünftig und einfach der an den Händen laufen lernt. Eltern mit deppert? Dass sie wissen wollen, wie weit sie Augenringen, mit fleckigen Jogginghosen, mit gehen können? In Kauf nehmend, dass die Frau vom Trafikanten mit dem kleinen weißen Hund sie zu» Oh, die Armen, deren Kinder sind rechtstutzt? Haltet mich für blöd, aber ich finde das super. überhaupt nicht mehr niedlich Ich begrüße es ausdrücklich, und reden frech zurück, die dass meine Kinder nicht nur von mir erzogen, überwacht brauchen sie bald nicht mehr und und zurechtgewiesen werden, fangen an zu schweißeln.« sondern auch von anderen. Wie sollen sie sonst ein Gefühl filzigen Haarnestern, mit schmerzenden Rücken, dafür entwickeln, was die gesamte Gevollkommen in der Betreuung ihrer Kinder aufgesellschaft als annehmbar definiert und hend. Da ist es mir aufgefallen: Diese Zeit ist vorüber. nicht nur diese eine weirde Mutter? Aus. Vorbei. Aber ich schweife ab. Worauf ich Und ich habe mich erinnert, wie es war, damals. Wie eigentlich hinauswollte: Ich war auf ich die Eltern der großen Kinder sah und mir dachte: einem Spielplatz, mit meinen Jungs, Oh, die Armen, deren Kinder sind überhaupt nicht mehr seit Langem einmal wieder. Und ich niedlich und reden frech zurück, die brauchen sie bald habe mich unglaublich gut gefühlt. nicht mehr und fangen an zu schweißeln. Aber die BeWeil ich festgestellt habe, wie super obachtung ist nicht die: Endlich sind meine Kinder groß, gerade alles ist. Meine Buben sind habe ich mich herausgewurschtelt und sitze einfach chillig herumgelaufen, haben den kleineauf einer Bank. Sondern die: Es ist immer am besten, wie es ren Kindern meiner Freundin auf gerade ist. Ich bemitleide also immer die anderen. die Wippe geholfen (und ihnen

illustrat ion Nana Mandl

Text Ursel Nendzig


Sagen Sie jetzt „Aufrunden“ an der Kasse*. Das gesammelte Geld fließt zu 100% in ökologische Züchtungsprojekte. Jeder Cent zählt! www.kernkraft-ja-bitte.de *Nur in teilnehmenden Märkten


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