Biorama #47

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P.b.b. — 11Z038861 M — 1040 Wien —— www.facebook.com/biorama

KOSTENLOS — ABER ABONNIERBAR

ausgabe 47 — Februar / März 2017. www.biorama.eu

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Kokosnuss Wieso der Boom der Trendfrucht sein eigenes Ende einläutet. Myanmar: Wie biologische Landwirtschaft in das südostasiatische Land kommt. Eco Fashion: Wie Berlin zur Hauptstadt grüner Mode wurde. Pasta: Fettucce, Rigatoni und Fusilli in Bio-Qualität.

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auftakt

inhalt

07 Editorial 08 Global Village Die Welt im Großen & Kleinen

Magazin 14 Haarige Sache: Kokosnuss Wie der Boom der Trendfrucht mit dem Palmöl-Boom zusammenhängt 18 Myanmar: Rebell am Reisfeld Clara Maier war auf einer Öko-Lehrfarm in Südostasien 28 usa: Der Architekt, der die Natur liebte Erwin Uhrmann hat sich auf die Spuren John Lautners begeben 34 Auf zwei Rädern Die Freiheit des Radfahrens im Winter 40 Berlin: Eco-Fashion Hauptstadt Kristin Kasten hat sich die grüne Modemetropole zeigen lassen 56 Eingebrockt & Ausgelöffelt Anna und Esa haben einen winterlichen Salat eingeglast

Marktplatz

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58 Frostschutz Natürliche Kosmetik für die kalte Jahreszeit 60 Und damit Pasta! Nudeln in Bio-Qualität und ein Geheimtipp

Kolumnen 54 Glasgeflüster 62 Elternalltag 64 Die Welt, die wir uns wünschen 66 Biss zum Ende

bio in myanmar Das Land zwischen Thailand und Indien löst sich langsam aus einer jahrzehntelangen Militärdiktatur. Mit der Öffnung kommt aus Bewusstsein für ökologische Landwirtschaft nach Myanmar, hat Clara Maier festgestellt.

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40 eco-fashion in berlin Trotz aller Versuche: Zur richtigen Modemetropole hat Berlin es nie gebracht. Die Konkurrenz scheint unerreichbar. Wenn es um Eco-Fashion geht, ist Berlin allerdings Weltspitze.

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frostschutz aus der natur Zwar hat man schon wieder Lust auf Frühling, doch der wird noch ein Weilchen auf sich warten lassen. Sylvia Buchacher präsentiert Produkte, die der Haut bei kaltem Wetter Gutes tun.

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john lautner Den Architekten kennt man vor allem für seine Mid Century Modern Häuser an der amerikanischen Westküste. Erwin Uhrmann hat nach den Wurzeln seines Werks gesucht.

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editorial, impressum

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Eskapismus. Und: Kiwi ab Hof

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Thomas Weber, Herausgeber weber@biorama.eu @th_weber

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biorama im Abo: 6 Ausgaben / Jahr für nur EUR 25,— monopol.at / shop

impressum HERAUSGEBER Thomas Weber CHEFREDAKTEUR Thomas Stollenwerk
 AUTOREN Sylvia Buchacher, Jasmin Eiglmeier, Irene Maria Gruber, Kristin Kasten, Micky Klemsch, Sarah Krobath, Clara Maier, Ursel Nendzig, Jürgen Schmücking, Wolfgang Smejkal, Manuela Tomic, Sina Trinkwalder, Erwin Uhrmann, Helena Zottmann ART DIRECTOR Sig Ganhoer GESTALTUNG Sig Ganhoer, Michael Mickl LEKTORAT Wolfgang Smejkal, Adalbert Gratzer ANZEIGENVERKAUF Herwig Bauer, Micky Klemsch (Leitung), Gabriel Roland, Bernadette Schmatzer, Thomas Weber DRUCK Niederösterreichisches Pressehaus, Druck- und Verlagsgesellschaft m.b.H. Gutenbergstrasse 12, 3100 St. Pölten PRODUKTION & MEDIENINHABERIN Biorama GmbH, Wohllebengasse 16 / 6, 1040 Wien GESCHÄFTSFÜHRUNG Martin Mühl KONTAKT Biorama GmbH, Wohllebengasse 16 / 6, 1040 Wien; www.biorama.eu, redaktion@biorama.eu BANKVERBINDUNG Biorama GmbH, Bank Austria, IBAN AT44 12000 10005177968, BIC BKAUATWW ABONNEMENT siehe Website: www.biorama.eu ERSCHEINUNGSWEISE 6 Ausgaben pro Jahr ERSCHEINUNGSORT Wien VERLAGSPOSTAMT 1040 Wien

BLATTLINIE Biorama ist ein unabhängiges, kritisches Magazin, das sich einem nachhaltigen Lebensstil verschreibt. Die Reportagen, Interviews, Essays und Kolumnen sind in Deutschland, Österreich und der ganzen Welt angesiedelt. Sie zeigen Möglichkeiten für ein Leben mit Qualität für Mensch und den Planeten Erde. Ohne dabei den Zeigefinger zu erheben. Biorama erscheint sechsmal im Jahr.

foto Michael Winkelmann

en allermeisten Trendberichten folgend, die regelmäßig rund um den Jahreswechsel so erscheinen, wird 2017 wohl eher ein durchwachsenes Jahr – im besseren Fall. Freilich: An Dauerkrise und Katerstimmung haben wir uns mittlerweile gewöhnt. Dass da und dort Populisten mit ihren einfachen Botschaften Gehör und Zustimmung finden – auch nichts ganz Neues. Begrüßenswert, immerhin: Regionale Ernährung wird (noch) wichtiger. Dennoch erfreut sich ausgerechnet die Kokosnuss – in unseren Breiten Inbegriff der Exotik – immer größerer Beliebtheit. Wie ihr auf www. biorama.eu lesen könnt, müssen die Exotik von einst und die Vorzüge der Regionalität ohnehin längst kein Widerspruch mehr sein: »Kiwi, Feige, Knoblauch – Unerwartetes aus der Region«. Selbst Gojibeeren werden mittlerweile auch bei uns und in Bio-Qualität kultiviert. Wer weiß, vielleicht gibt es in ein paar Jahren nicht nur Kiwis, sondern auch Kokos ab Hof. Oft braucht es nur einen »Verrückten«, der die richtige Sorte ausprobiert – und zumindest in solargeheizten Gewächshäusern ist nichts undenkbar. Einer der Trends 2017 und wohl auch der folgenden Jahre bleibt Eskapismus. Wir sprechen von Weltflucht. Dagegen ist nichts einzuwenden. Kino, Serienschauen den neuen Roman von Juli Zeh lesen, Gartenarbeit – all das ließe sich ja auch unter »Eskapismus« subsummieren. Wenn wir bei biorama uns hauptsächlich positiven Artikeln und engagierten Persönlichkeiten widmen, dann hat das dennoch nichts mit Weltflucht zu tun. Eher entspricht das unserer Vorstellung von Constructive News. Sie sollen inspirieren, zum Nachahmen motivieren. Und wem das gedruckt nicht genügt – immerhin sind sechs Ausgaben aufgeteilt auf ein Jahr gar nicht soooo viel – der oder die kann auch unseren Newsletter abonnieren (biorama.eu/newsletter). Auf unserer Website gibt es täglich Berichtenswertes. Auch uns auf Twitter und Instagram (@biorama_mag) zu folgen, lohnt sich. Unter fb.com/stoepselfestival posten wir neben den Infos zu unserem Stöpsel Festival für Kinder und Eltern (15. Juni, wuk Wien) auch regelmäßig die Beiträge des wunderbaren Kinderbuchblogs von Irene Maria Gruber.

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bild der ausgabe

08 Bild der ausgabe

Ziegenbäume Im Süden Marrokkos, in der Souss-Ebene zwischen Marrakesch und Essaouira, wachsen Arganbäume. Aus ihren Nüssen wird Arganöl gewonnen, das in immer mehr Lebensmitteln und vor allem in Naturkosmetik steckt. Für Besucher haben sich die Ziegen der Gegend eine besondere Choreografie überlegt: Sie besteigen die Ölbäume, um deren Blätter zu essen. Übrig bleiben dann die Nüsse. Dass die äußere Schale der Nüsse von den Ziegen gerne abgeknabbert wird, erleichtert sogar die Verarbeitung der kostbaren Früchte. So sind die Ziegen gern gesehene Baumbesteiger.

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bild Yavuz Sariyildiz / Shutterstock

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street talk Wir fragen, fünf Menschen antworten.

» Bei welchem Thema vertraust du am liebsten einfach auf dein Bauchgefühl?«

Gabriel 20, Student

Mario 38, Informatiker

Ich versuche nach dem Bauchgefühl zu gehen, wenn es um meine Ausbildung geht. Unglaublich viel Geld ist mir weniger wichtig, sondern, dass ich mit meinem Job zufrieden bin.

Bei Entscheidungen für oder mit der Familie denke ich mit dem Bauch, denn da ist das Herz entscheidend. Bei der Arbeit ist man dagegen nicht allein, da muss sich der Kopf durchsetzen.

Sebastian 24, Student

Sarah 27, Studentin

In Situationen, in denen ich nicht weiß, ob ich weiterklettern soll, höre ich auf mein Bauchgefühl, denn mit der Logik klettert man nicht so gut.

Wenn es um meine Freunde oder Familie geht, frage ich meinen Bauch. Bei Politik oder dem Studium ist das weniger der Fall.

Ich habe meine Kinder zwar nicht geplant, aber die Entscheidung für die Familie und gegen die Karriere war die wahrscheinlich wichtigste, aber auch beste meines Lebens.

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Interview und bild Jasmin Eiglmeier

Vera 65, Rentnerin

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global village

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USA

UK

Gemüse-Hochstapler

Bezahlbar ins Grüne

Das Start-up Aerofarms aus New Jersey betreibt eine Vertical Farm.

In Großbritannien sollen 17 neue Gartenstädte gegen Wohnungsknappheit helfen.

Über Urban Farming wird viel geschrieben. Dazu werden meist Grafiken von begrünten Hochhaus-Utopien gezeigt. In der Praxis ist Urban Farming nicht so einfach. Das hat auch mit Immobilienpreisen zu tun. In den meisten Städten lässt sich mit Wohnraum, Büros und Geschäftsräumen mehr verdienen als mit Agrarnutzung. Urban Farming wird deshalb von vielen Experten skeptisch beäugt und viele Beispiele für funktionierende Landwirtschaft im städtischen Raum gibt es nicht. In Newark, New Jersey, in Sichtweite der Skyline von Manhattan, betreibt das Unternehmen Aerofarms drei Farmen in zuvor leerstehenden Industriehallen und einem alten Nachtclub. In bis zu acht übereinander gestapelten Hochbeeten, die von effizienten leds beleuchtet werden, wachsen dort Pflanzen. Die Wurzeln der Pflanzen hängen dabei in einem Aerosol aus Nährstoffen und Wasserdampf –Aeroponik nennt man das. Wenig Platz, wenig Energie und wenig Wasser, wenig Entfernung zur Metropole – so kann Urban Farming funktionieren. Michelle Obama war schon da und die Investment-Bank Goldman Sachs ist ein Partner des Unternehmens. www.aerofarms.com

Wohnraum ist rar rund um die britische Hauptstadt. Und seit London zum urbanen Spielplatz der Superreichen aus aller Welt geworden ist, findet man dort als Mensch mit einem durchschnittlichen Einkommen inzwischen nur noch schwer Raum zum Wohnen. Da werden schon einmal Kellerräume oder Garagen für ein paar Hundert Pfund im Monat vermietet. Im 19. Jahrhundert war die Situation schon einmal ganz ähnlich. Damals entstand das Konzept der Gartenstädte. Rund um Zentren der europäischen Industrialisierung entwickelte die Stadtund Raumplanung damals ausgedehnte Grüngürtel, die für erschwingliches Wohnen am Rand der Großstädte sorgen sollten – kombiniert mit der Möglichkeit, selbst Gemüse anzubauen und das eine oder andere Rind oder Schwein zu halten. 17 neue Gartenstädte sollen in den kommenden Jahren im UK entstehen. Die Regierung möchte so den Bau von 200.000 neuen Wohnungen ermöglichen und dem ehrgeizigen Vorhaben mit Fördermillionen und vereinfachten Regeln bei der Ausweisung von Bauland unter die Arme greifen. Auf »Raus aus der EU!« folgt dann für manchen das »Raus ins Grüne!«

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HAARIGE SACHE:

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Die Kokosnuss ist das nächste große »Superfood«. Und für viele gilt Kokosöl als gute Alternative zu Palmöl. Wieso eigentlich?

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Hans »Banana« Horvath * Botanisch betrachtet ist die Kokosnuss übrigens gar keine Nuss, sondern eine Steinfrucht.

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Shahreen / Shutterstock

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trendfrucht

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enn es um Food Trends geht, ist der Biofachhandel in einer Vorreiterrolle. Was der Lebensmittelhandel zur nächsten neuen Superfood-Sensation erklärt, gibt‘s im Bioladen oft schon lange. Das lässt sich gerade beim Trend zur Kokosnuss beobachten. Auf der BiobranchenMesse Biofach in Nürnberg werden in diesem Jahr gleich 274 Produkte auf Kokosbasis präsentiert. Eine erstaunliche Zahl. Zum Vergleich: Die Avocado bringt es dort nur auf 34 Produkte, die Kichererbse auf 40, Palmöl immerhin auf 51. Als Aroma von Kosmetik oder Süßigkeiten ist Kokos seit Ewigkeiten etabliert. Inzwischen schafft es die vielseitige Tropenfrucht aber auch in allen möglichen anderen Formen in den Handel.

Böse Ölpalme, gute Kokospalme? Kokos wächst in feuchtwarmen Tropen – das machte sie vor langer Zeit zur exotischen Sehnsuchtsfrucht. Größter Exporteur von Kokos ist Indonesien. Das Land in Südostasien ist gleichzeitig auch der weltgrößte Palmölproduzent. Wo so viele Palmen wachsen, besteht Verwechslungsgefahr. Kokospalmen und Ölpalmen sind zwei unterschiedliche Pflanzen, die sich nicht einmal sehr ähnlich sehen. Das Fett der Ölpalme, das in einer unglaublichen Vielzahl von alltäglichen Produkten steckt, hat einen desolaten Ruf. Zu recht. Die Rodung tropischen Regenwaldes um Anbauflächen zu gewinnen und schließlich der Anbau der Ölpalmen in Form von Monokulturen sind für die Umwelt eine Belastung. Gerade im tropischen Regenwald stellt das einen Angriff auf die Biodiversität dar. Die Geschäftsmethoden der großen Player des Palmöl Business‘ treffen außerdem häufig die bäuerliche Landbevölkerung in den Anbaugebieten. Durch die riesigen Plantagen wird sie ihrer traditionellen Lebensgrundlage beraubt. Landgrabbing gehört in der Palmölbranche Südostasiens zum Geschäftsmodell einiger Unternehmen. Der schlechte Ruf der Ölpalme ist nicht ganz irrelevant für den Boom der Kokospalme. Der Anbau von Kokospalmen funktioniere ganz anders als der von Ölpalmen, heißt es oft, viel weniger industriell und mit viel weniger Schattenseiten. Kokosanbau in kleinbäuerlicher Produktion bedeutet allerdings sehr oft vor allem eins: Armut. Zum Beispiel auf den Philippinen. Die sind mit einer Jahresproduktion von rund 15 Millionen Tonnen der zweitgrößte Kokoslieferant der Welt. Laut einer Studie der Organisation Oxfam leben mehr als 60 Prozent der Kokosbauern des Landes unterhalb der Armutsgrenze. Sie profitieren nur wenig vom Boom der Kokosnuss. Trotzdem werden Kokosprodukte gerne als die »gute« Alternative zu palmölbasierten Produkten präsentiert und wahrgenommen. Das passt schließlich gut zum sommerlich leichten Image der haarigen Nüsse.

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Kokoszucker wird aus dem Nektar der Kokosblüten hergestellt und schmeckt nicht wirklich nach Kokos. Um Kokoszucker herzustellen wird der Nektar erhitzt, sodass die Flüssigkeit verdampft. Inzwischen kann man Kokosblütenzucker auch in Europa kaufen.

Kokoswasser ist nicht mit Kokosmilch zu verwechseln. Es wird aus der unreifen, grünen Kokosnuss gewonnen. Die süßliche Flüssigkeit erfreut sich weltweit als isotonisches Getränk großer Beliebtheit.

Kokosmus wird manchmal auch als Kokosbutter bezeichnet und kommt in der asiatischen Küche vielseitig zum Einsatz. Eignet sich auch gut als Brotaufstrich und für Getränke wie Pina Cola oder Batida de Coco.

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Kokosmilch Kokosöl-Produktion auf der indonesischen Insel Lombok.

Kokosöl ist auch keine Lösung Als der wwf im vergangenen Jahr beim Institut Agripol eine Studie in Auftrag gab, um herauszufinden, wie sich ein Verzicht auf Palmöl auswirken würde, lautete das Ergebnis: Auch die Alternativen zur Ölpalme würden die großen sozialen und ökologischen Probleme beim Anbau nicht lösen »Soja und Kokosnussöl wachsen in den gleichen oder ökologisch ähnlich sensiblen Regionen,« heißt es da, »sodass der Austausch des einen Öls durch ein anderes das Problem nicht löst, sondern nur verlagert und teilweise gar verschlimmert.« Würde man versuchen, die gigantische Nachfrage nach Palmöl durch Kokosöl zu decken, bräuchte man dafür mehr Fläche, es entstünden ähnliche Treibhausgasemissionen und Arten würden davon ebenfalls bedroht. Denn: Aus einem Hektar Anbaufläche lassen sich zirka 3,3 Tonnen Palmöl gewinnen. Auf der gleichen Fläche ließen sich allerdings nur 0,7 Tonnen Kokosöl erwirtschaften, für die man noch dazu Unmengen von Wasser braucht. Produkte auf Kokosbasis sind somit wirtschaftlich und ökologisch nicht wirklich eine sinnvolle Alternative zu Palmöl-Produkten. Das Zynische: Erst der Boom der Kokosnuss macht ihren Anbau in Monokulturen in letzter Zeit wirtschaftlich attraktiv. Der gute Ruf der Kokosnuss wird somit langfristig zum Nachteil.

wird durch das Auspressen des weißen Fruchtfleisches reifer Kokosnüsse gewonnen und verleiht etwa Saucen und Currys eine spezielle Note. Gehört inzwischen auch in Europa zum Supermarkt-Standardrepertoire.

Kokosmehl wird aus dem getrockneten und entölten Fruchtfleisch gewonnen. Als gluten- und cholesterinfreies Mehl, das dezent nach Kokos schmeckt, lässt es sich zum Backen und als Saucenbinder verwenden.

Bio-Kokospalmen Wer dem sorglosen Image der Kokosnuss ein Stück näher kommen will, sollte zumindest zu Bioware greifen. Mittelfristig bleibt sie die einzige Alternative zur Nuss von der Monokultur-Palme. Dabei gedeiht Kokos in Mischkulturen, zusammen mit Ananas, Bananen, Pfeffer oder Kaffee. Unter Kokospalmen lässt sich sogar Weidewirtschaft betreiben. Wer die Vorzüge pflanzlicher Fette nutzen möchte, muss dafür allerdings gar nicht zwingend auf Weitgereistes aus den Tropen setzen. Denn auch Öle aus nördlicheren Breiten sind so gesund wie manch exotisches Superfood.

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Kokosöl eignet sich hervorragend in der Küche und wird darüber hinaus auch zum Wellness- und Beautyöl gehypet. Es enthält Antioxidantien, die den Alterungsprozess von Zellen verlangsamen sollen.

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Rebell im Reisfeld: Macht es öko! Khaing Dhu Wan ist Idealist. Er will die Agrarböden Myanmars vor der Ausbeutung, die Bauern vor den Tricks der Großkonzerne schützen und obendrein ethnische Minderheiten vereinen. Dazu hat er in Hmawbi, 50 Kilometer nordwestlich von Yangon, Land gekauft und eine Öko-Lehrfarm aufgebaut.

Text und Bild Clara Maier

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» Dort drüben , sagt er in brüchigem Englisch und zeigt auf das Lehmhaus hinter dem Bambus, ziehen bald wieder 40 junge Bäuerinnen und Bauern aus dem ganzen Land ein. «

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ie Bananenstauden und Reisfelder saugen gierig den Regen auf. Ein schwarz gefiederter Truthahn wackelt über die Gemüsebeete, Küken stecken ihre Köpfe zwischen den Mangos hervor, die an dünnen Ästen baumeln. Im vergangenen Mai saß ich mit Khaing Dhu Wan unter seinem Wellblechdach, auf das unentwegt das Wasser plätscherte. Zu Beginn der Regensaison hatte er Zeit, mir seine Öko-Lehrfarm und ngo need Myanmar (Network for Environmental and Economic Development) zu erklären.

belächeln uns, wenn wir rein organisch bewirtschaften«, erzählt Khaing und schmunzelt durch den Dreitagebart. »Aber wenn sie sehen, wie schön unsere Okras, wie groß unsere Kürbisse werden, beginnen sie, sich dafür zu interessieren.«

Bio-Dünger mit Vorzeigeeffekt »Dort drüben«, sagt er in brüchigem Englisch und zeigt auf das Lehmhaus hinter dem Bambus, »ziehen bald wieder 40 junge Bäuerinnen und Bauern aus dem ganzen Land ein. Sie bleiben zehn Monate und lernen, warum es sich lohnt, ökologisch anzubauen.« Der alte Holztisch, auf dem jetzt eine Katze eingerollt schläft und schnurrt, wird dann von Papierstapeln und Buntstiften belagert. Die Teilnehmer basteln hier Permakultur-Karten: Beobachtungen an Wind und Sonne zeichnen sie im richtigen Einfallswinkel auf die Gebäude und Agrarflächen der Farm ein, um dann an den bestgeeigneten Stellen anzupflanzen. Gemeinsam bewirtschaften sie die fünf Hektar, stellen Lehmziegel für neue Bauwerke her, flechten Dächer aus Palmenwedeln, produzieren Bio-Dünger wie etwa Aminosäure aus Fisch und Palmzucker. Alles Fertigkeiten, die sie später auf ihrer eigenen Farm gebrauchen können. »Die Nachbarbauern

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Fünf Hektar werden biologisch bewirtschaftet.

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ben muss. Viele werden gezwungen, Darlehen aufzunehmen und geraten in eine wirtschaftliche Abhängigkeit. Um dem zu entkommen, lernen die Jungbauern auf der need-Farm, eine ökologische Kreislaufwirtschaft zu betreiben und langfristig davon zu profitieren.

Gemeinsam ernten statt Fronten verhärten Neben der Öko-Ausbildung verfolgt die ngo ein zweites Ziel: die Zivilgesellschaft stärken. Auf der Farm leben Myanmare aus den verschiedenen ethnischen Gruppierungen des Landes zusammen, die sich in ihren Heimatregionen in teils bewaffneten Konflikten gegenüberstehen. Dort kämpfen sie für mehr Autonomie, hier bei need ackern sie zusammen die Reisfelder um, säen Samen, verkochen geerntete Bohnen und Bambussprossen, erfahren über Menschenrechte, erstellen Social-Media-Kampagnen. »Dabei lernen sie sich langsam kennen. Anfangs ist das oft holprig und distanziert«, berichtet Loa Khaoung, der beim need-Programm an einem reibungslosen Ablauf mitwirkt und sich auf einen Plastikstuhl zu uns an den Tisch gesellt hat. »Beim Chinlone- oder Badmintonspielen werden aber viele zu guten Freunden, von denen sie sich nach den zehn Monaten nur schwer trennen wollen. Das ist schön zu sehen.« »Und wichtig für unser Land«, ergänzt Khaing.

»Die Konzerne erkannten darin ihre Chance: Sie verteilen großzügig Gratissamen und chemische Dünger und versprechen damit eine tolle Ernte.« Gratis hat seinen Preis Nachhaltig betreibt in Myanmar noch selten jemand seine Landwirtschaft. Mehr als ein Viertel der Bevölkerung lebt in Armut, in ländlichen Gebieten steigt der Anteil gar auf die Hälfte. Hier gilt es, schnell, mit bewährten Methoden Geld zu verdienen. Die Konzerne erkannten darin ihre Chance: »Sie verteilen großzügig Gratissamen und chemische Dünger und versprechen damit eine tolle Ernte«, weiß Khaing. Viele Bauern greifen zu, ohne zu bedenken, dass jenes Hybridsaatgut zwar ertragreich ist, jedoch im Gegensatz zu samenfestem Saatgut im Folgejahr nicht wieder ausgesät werden kann und neu zugekauft werden muss. Auch die vermeintlichen Gratisdünger haben ihren Preis. Sie führen dem Boden zwar schnell Nährstoffe zu, schwächen aber dessen selbstregulierenden Zyklus. Anstatt der anfangs noch geringen Mengen fordert das Erdreich immer mehr der chemischen Mittel – die der Bauer nun erwer-

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23 »Dabei lernen sie sich langsam kennen. Anfangs ist das oft holprig und distanziert … Beim Chinlone- oder Badmintonspielen werden aber viele zu guten Freunden, von denen sie sich nach den zehn Monaten nur schwer trennen wollen. Das ist schön zu sehen. Und wichtig für unser Land. « Auf seiner Lehrfarm finden bis zu 40 junge Bäuerinnen und Bauern Platz zum Lernen. Links: Nachhaltiger Mango-Anbau ist für die meisten Bauern des Landes »Neuland«.

Bio-Lebensmittel Messe Am 13. November fand im niederösterreichischen Wieselburg die Messe Bio Österreich statt. In den Messehallen machte auch die Go, Get, Eat, Organic! -Info- und Werbekampagne halt. Die Kampagne wirbt für biologische Produkte als Kooperation von Europäischer Union, der Republik Bulgarien und der Bulgarian Organic Products Association (BOPA). Der Hauptaugenmerk lag darauf, die österreichischen Lebensmittelhersteller über das Thema bio aufzuklären und ihnen das europäische Bio-Logo zu zeigen. Außerdem hatte die Messe das Ziel, den Blick der Besucher und der Öffentlichkeit auf das große Engagement der biologischen Landwirtschaft zu richten. Es wurden kurze Infos zu den beworbenen Produkten und der Vielfalt der Bio-Erzeugnisse der Kampagne Go, Get, Eat, Organic! gegeben. Die Besucher der Messe in Wieselburg bekamen eine Einführung zu den Hauptaspekten der europäischen Bio-Landwirtschaft und wie sie sich von der Herkömmlichen unterscheidet. Go, Get, Eat, Organic! wurde von der Bulgarian Organic Products Association, der größten BranchenVereinigung von BioBauern und -Lebensmittelherstellern in Bulgarien initiiert. 80 der größten Bio-Lebensmittelhersteller und mehr als 4200 Bio-Landwirte sind Teil davon und produzieren damit 45 Prozent aller biologischen Produkte in Bulgarien. BOPA verpflichtet sich zur Weiterentwicklung der biologischen Landwirtschaft, indem die Qualität der Erzeugnisse und die Konkurrenzfähigkeit sowie

der Marktanteil an Bio-Produkten in der EU und anderswo kontinuierlich gesteigert wird. Die Zielsetzungen der Kampagne sind vor allem die Verbreitung der Vorteile einer biologischen Landwirtschaft mit viel Rücksicht auf den Umweltschutz, die Sicherung des Tierwohls, die Aufrechterhaltung der Natur und die Entwicklung in ländlichen Gegenden. Des Weiteren möchte die BOPA Bio-Produkte weiter verbreiten und insbesondere den Einzelhandel dabei unterstützen, den Absatz europäischer Bio-Lebensmittel innerhalb des Landes zu erhöhen.

DIE KAMPAGNE WIRD FINANZIELL VON DER EUROPÄISCHEN UNION UND DER REPUBLIK BULGARIEN UNTERSTÜTZT.

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In einem Holzhaus gedeihen Pilze.

Flucht und Aufschwung Erst als ein junger Mann Reis und gebratene Melanzani bringt, fällt mir auf, dass schon Mittag ist. Sein Gesicht ist mit der eierschalenfarbenen Thanaka-Paste bemalt, der landestypischen Schminke aus geriebener Baumrinde. Frauen wie Männer tragen sie. Er lächelt zurückhaltend, aber herzlich. Als wir die großen Schüsseln ausgelöffelt haben, erzählt Khaing, wie need entstanden ist: Wegen des repressiven Militärregimes (siehe Infobox) sei er vor rund 20 Jahren, wie viele Myanmare, nach Thailand geflüchtet. In Chiang Mai hatte er freie Hand und konnte 2006 need gründen. »Als sich die Lage besserte und die Grenzen geöffnet wurden, habe ich Land gekauft und bin vor vier Jahren nach Myanmar zurückgekehrt.« Seine vom Kauen der Betelnüsse typisch rot gefärbten Zähne grinsen zufrieden. Jetzt erlebt er den Aufschwung mit, im März vergangenen Jahres löste eine neue Regierung das Militärregime ab. Khaing erkennt darin Chancen für sein Land, eine Umverteilung des Geldes und eventuell Steuereinnahmen, die den Bauern zugute kommen. »Aber jetzt müssen wir erst einmal abwarten. Es gab zu viel Korruption. Die Regierung hat kein Geld, um sofort alle Probleme zu lösen.«

Im Styropor sprieSSt das Geld Die Farm entwickelt sich inzwischen stetig weiter. Nach und nach entstehen neue Gebäude – unterstützt von der Child’s Dream Foundation, einer gemeinnützigen Schweizer Organisation. Die need-Familie lebt vom geernteten Gemüse oder tauscht es am Markt gegen Fisch und Fleisch. Auch die Kursteilnehmer werden damit versorgt. »Es ist wichtig, dass das Programm kostenlos ist. Sonst würde vermutlich kaum jemand teilnehmen. Viele Farmen können es sich nicht einmal leisten, zehn Monate lang auf eine Arbeitskraft zu verzichten«, weiß Khaing, der auch immer wieder hartnäckig versucht, von der regionalen Politik finanzielle Spritzen zu ergattern. Doch jetzt springt er auf und zeigt mir ein

weiteres Projekt: Pilze, die in einer dunklen Holzhütte aus Styroporkugeln wachsen. »Das sind meine Soldaten. Sie wachsen schnell und lassen sich gut verkaufen.« Er lacht. Inzwischen ist mir klar, dass es Khaing Dhu Wan nie ums Geld ging. Doch auf die fruchtbare Idee, Pilze zu Barem zu machen, ist er stolz. Auf der need-Farm sind auch Freiwillige aus aller Welt willkommen. Sie geben etwa Englischkurse oder arbeiten am Feld mit. www.facebook.com/need.organics

Hintergrund: die politische Situation in Myanmar Myanmar hat ein fast 50 Jahre andauerndes Militärregime (1962 bis 2011) hinter sich, das die Eliten bereichert hat, die Bevölkerung verarmen ließ und von weltweiten Menschenrechtsorganisationen stark kritisiert wurde. Jegliche Regimekritiker wie Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi wurden unterdrückt, sie stand 20 Jahre lang immer wieder unter Arrest. Ein Liberalisierungsprozess ist seit 2010 im Gang, die ersten demokratischen Wahlen wurden international jedoch als nicht frei eingestuft. Erst 2016 kam Suu Kyi, inzwischen 70 Jahre alt, mit der Nationalen Liga für Demokratie (ndl) an die Macht. Die Wahlen wurden im ganzen Land bejubelt, Poster der Volksheldin hängen in den Wohnzimmern. In die neue Regierung steckt man große Hoffnungen: Unter anderem soll sie die Armut bekämpfen, die Wirtschaft vorantreiben, die Korruption beenden, ethnische Konflikte lösen und den Friedensprozess vorantreiben.

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Saisonal kochen ist viel mehr als Rote-Rüben-Salat und Kohlgemüse. Wintersalate – vor allem Asiasalate, Vogerlsalat und Zuckerhut haben Hochsaison – Sellerie, Pastinaken, Lauch, Chicorée, aber auch Kürbisse bringen wichtige Vitamine und jede Menge Geschmack auf die Teller.

Es müssen keine kulinarisch langweiligen Zeiten anbrechen, nur weil derzeit regional und saisonal die klassischen Wintergemüse den Speiseplan dominieren. Neben dem Umstand, dass es mittlerweile (wieder) eine große Vielfalt an heimischem Gemüse auch in den Supermärkten gibt, ist erfreulich, dass genau diese Gemüse besonders gut an Klima und Lichtverhältnisse angepasst sind, und daher teilweise mit geringerem Pestizideinsatz angebaut werden können. Darüber hinaus verringert sich durch die kürzeren Transportwege auch der ökologische Fußabdruck.

Saisonaler Salat Freilandsalat ist bei uns erst ab Ende April zu finden. Im März gibt es bereits heimischen Häuptelsalat, aus Glashaus oder Folientunnel, aber auch noch Ware aus dem Ausland. Im Winter kommt Häuptelsalat vorwiegend aus Italien, Frankreich und Belgien und ist nicht selten stark pestizidbelastet. Ähnlich ist es bei frischen Kräutern. Schnittlauch ist erst ab März wieder aus heimischem Anbau erhältlich, Petersilie und Dille folgen Anfang Mai. Bis dahin kann man sich mit Topfware behelfen oder auf die Vorräte im Tiefkühler bzw. auf getrocknete Kräuter zurückgreifen.

BILDER Shutterstock

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Pastinaken mit Ahornsirup und Thymian Für 6 Personen laut Rezept: 6 große Pastinaken 1 großes Stück Butter Thymian, ca. 8 kleine Zweige Ahornsirup, 4 Teelöffel Salz, Pfeffer Backrohr auf 200 Grad vorheizen. Pastinaken schälen und die dünnen Enden abschneiden. Pastinaken halbieren, sehr große vierteln. Gemüse und Butter in eine Bratform geben, mit Salz und Pfeffer würzen. 35 bis 40 min. braten, bis die Pastinaken goldfarben sind. Thymian von den Zweigen streifen – die Blättchen können zusätzlich fein gehackt werden – zusammen mit dem Ahornsirup in die Bratform geben. Pastinaken in diesem Sud wenden. Weitere 20 min. braten, bis die Pastinaken ganz weich sind und die Oberfläche klebrig wird. Wer es genauer wissen will, der schaut in den Statusbericht, den global2000 jährlich für Rewe erstellt: Im März und April gibt es noch gelagertes, heimisches Wintergemüse zu kaufen: Erdäpfel, Chinakohl, Rote Rüben, Karotten und Pastinaken. Auch Grünkohl und manche italienischen Wintergemüsesorten werden zunehmend in Österreich angebaut und sind noch auf dem Markt. Beim Obst gibt es noch Äpfel aus der Herbsternte. Zitrusfrüchte wie Orangen und Mandarinen aus Südeuropa sind ebenfalls eine gute Vitaminquelle, sollten aber unbedingt aus biologischem Anbau stammen, weil im konventionellen Anbau die Schale nach der Ernte mit chemisch-synthetischen Fungiziden behandelt wird. Das erste Gemüse ab März sind Radieschen.

Pestizid Reduktions Programm global 2000 untersucht im Rahmen des Pestizid Reduktions Programms (prp) seit nunmehr 15 Jahren wöchentlich Obst und Gemüse des Rewe-Konzerns auf Pestizidrückstände und legt dabei deutlich strengere Maßstäbe an, als das der Gesetzgeber tut. Für das prp hat global 2000 die prp-Obergrenzen festgelegt. Diese beruhen auf dem Vorsorgeprinzip und basieren auf von der EU festgelegten Werten für die chronische Gesundheitsgefährdung. Da Obst und Gemüse sehr oft mit mehr als einem Wirkstoff belastet sind, wurde auch eine maximale Summenbelastungsobergrenze eingeführt. Dabei stellt sich regelmäßig heraus: Wer regional und

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www.global2000.at/sites/ global/files/statusbericht_8_2015.pdf bzw. aktuelle Untersuchungungsergebnisse: www.billa.at/prp

saisonal einkauft, ist auch was die Pestizidrückstände anbelangt auf der sicheren Seite. Dass durch kürzere Transportwege auch der eigene ökologische Fußabdruck überschaubar gehalten werden kann, ist da ein erfreulicher Effekt. Wem es wie der Autorin geht, bei dem sammeln sich hin und wieder wilde Mischungen von winterlichem Wurzelgemüse im Kühlschrank. Die Kochbuchautorin Katharina Seiser hat auf ihrem Blog www.esskultur.at ein Rezept mit dem klangvollen Titel »Wildes Wurzelkorma« veröffentlicht, das auf sehr geschmackvolle Weise einen mittelgroßen Vorrat an heimischem Wintergemüse in ein wärmendes Essen verwandelt. Pastinaken haben in den letzten Jahren ebenfalls wieder die heimischen Küchen erobert. Sie sind ein altes Gemüse und wurden nach und nach von den Erdäpfeln aus dem Speiseplan verdrängt. Jetzt kommen sie wieder zurück und mit ihnen viele Rezepte, die gut in  den Winter passen.

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Gemüse im Spätwinter

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John Lautner

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Erwin Uhrmann

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Der Architekt, der die Natur liebte John Lautner ist bekannt für seine futuristisch anmutende Architektur. Ein einfaches Holzhaus am Lake Superior in Michigan war ihm ein Leben lang Rückzugsort und Inspiration. Dort verbrachte der Architekt seine Kindheit und schuf die Grundlagen für seine organischen Gebäude.

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LAUTNER John Lautner

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ie Stadt Marquette ist ein kleines Juwel am nördlichen Ende der usa. Im Sommer lässt es sich ideal an den hellen Sandstränden des Lake Superior baden. Am Abend sind die Bars mit Studierenden der Northern Michigan University gefüllt. In klaren Winternächten leuchten die Polarlichter. Die Natur regiert seit Jahrhunderten das Geschehen in der Stadt, die nach dem französischen Jesuiten und Entdecker Jacques Marquette benannt ist. Ihm folgten Pioniere in die Gegend, die Erz abbauten, aber auch Individualisten und gebildete Naturliebhaber. Der Architekt John Lautner wurde 1911 in Marquette geboren. Sein Vater John sr. hatte sich nach Reise- und Studienjahren dort niedergelassen, um am damals noch kleinen College zu lehren, wo auch die Künstlerin Vida Gallagher studierte. Die beiden wurden ein Paar, heirateten. Kurz nach der Geburt von John jr. begann Vida mit dem Architekten Joy Wheeler Dow ein Haus für die Familie zu planen, das sie »Keepsake« (Erinnerungsstück) nannte. »Alles war schön. Ich liebte es, im Wald und am See zu spielen. Wir haben kein Geld gebraucht«, berichtete Lautner später über seine Kindheit.

Wie die Ägypter Nach einigen Jahren suchten die Lautners den idealen Ort für eine Hütte am Lake Superior, in der sie Nachmittage und Wochenenden verbringen konnten. Fündig wurden sie am äußersten Punkt einer Halbinsel nahe Marquette, wo sich zwischen Kiefern und Birken eine markante Felsformation über die blaue Oberfläche des Sees erhebt. Weil sie das Szenario an Norwegen erinnerte, ließ sich Vida Lautner bei der Planung von alten nordischen Holzhäusern inspirieren. Die Lautners nannten ihr Projekt Midgaard, in der nordischen Mythologie das Land der Menschen, das über eine Brücke mit dem Land der Götter verbunden ist. Familienmitglieder, Nachbarn, Freunde und Studierende arbeiteten drei Sommer lang auf der Baustelle. In den Pausen und beim Essen wurde über Philosophie, Geschichte, Soziologie, Wirtschaft, Literatur, Musik, Theater und Reisen diskutiert. Vida Lautner gestaltete mit ihrer Tochter Cathleen die Interieurs, bemalte Treppengeländer, Lampen und Möbel. John Lautner selbst beschrieb den Bau von Midgaard später als »Anfangspunkt seiner Architektur«. Er und sein Vater hätten gearbeitet wie die Ägypter. Die Holzstämme mussten mit einem Boot über den See transportiert und über Schienen aus Baumstämmen und Seilwinden auf den Fels transportiert werden. In späteren Jahren seines Lebens beklagte sich der Architekt oft, dass genau diese einfachen Techniken in Vergessenheit geraten seien. Nach der Schule besuchte er das College in Marquette und studierte geisteswissen-

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John Lautners Elternhaus steht auf der Halbinsel Marquette im US-Bundesstaat Michigan.

»Alles war schön. Ich liebte es, im Wald und am See zu spielen. Wir haben kein Geld gebraucht.« john lautner über seine kindheit.

schaftliche Fächer. Vida Lautner las die damals frisch publizierte Autobiografie des Architekten Frank Lloyd Wright und erzählte ihrem Sohn von Wrights neu gegründeter Architekturschule. John Junior, der sich für Architektur begeisterte, einem akademischen und praxisfernen Studium aber mit Skepsis gegenüberstand, wurde bei Wright vorstellig. Kurze Zeit später zogen er und seine spätere Ehefrau Mary in Wrights ganzheitliche Architekturschule auf seinem Anwesen Taliesin in Wisconsin. Wrights Prinzipien einer amerikanischen Architektur stimmten mit der Naturverbundenheit und dem kreativen Geist des jungen, schüchternen Lautner überein.

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LAUTNER John Lautner

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Chemosphere – Lautners Häuser wurden zum Inbegriff des Space Age.

Lehre bei Frank LLoyd Wright Wrights Methoden glichen tatsächlich mehr einer Lehre als einem Studium. Feldarbeit, Ställe ausmisten, Kochen gehörte ebenso zum Programm wie der praktische Umgang mit Stein, Holz, Glas und Metall. War man fortgeschritten, so vertraute Wright einem die Leitung seiner eigenen Bauprojekte an. An den Abenden wurde in Taliesin Musik vorgetragen und diskutiert. Ein Leben, das dem in Marquette nicht unähnlich war. Lautner verbrachte sechs Jahre bei Wright, ehe ihn dieser nach Los Angeles schickte, um dort ein Projekt zu betreuen. Ende der 1930er Jahre spürte der angehende Architekt, dass es an der Zeit war, sich von seinem Lehrmeister zu lösen und seine eigenen architektonischen Visionen zu realisieren. Los Angeles hingegen beschrieb Lautner nicht als Traumfabrik: »Es war so hässlich, und ich war körperlich krank in den ersten Jahren.« Trotzdem war die Umgebung für einen Architekten ideal, da es reichlich experimentierfreudige Kunden gab.

Modernstes Wohnhaus der Welt Lautner machte sich nach einigen Jahren Arbeit in

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Architekturbüros selbstständig. Er konnte gut auf seine Kunden eingehen, aus nahezu jedem Baugrund etwas entwickeln, egal ob es ein enges Stück Strand in Malibu oder eine Waldlichtung war. Kein Haus, so sein Credo, sollte dem anderen ähneln. Das Schaffer-Haus plante er am dicht bewaldeten Picknickplatz seiner Auftraggeber, ohne einen Baum dafür zu fällen. Dabei ließ er mithilfe von Glaswänden und drehbaren Türen die Grenzen zwischen Innen- und Außenraum verschwimmen. Ende der 1950er Jahre wollte der junge Luftfahrtingenieur Leonard Malin ein Haus von Lautner. Er hatte von seinem Schwiegervater ein scheinbar unbrauchbares, steiles Stück Land in den Hollywood Hills bekommen. Bei der Begutachtung der Böschung kam Lautner wohl eine der bedeutendsten Ideen der modernen Architekturgeschichte. Er ersann ein achteckiges, einstöckiges Haus, nur durch eine Betonsteele mit dem Boden verbunden, einem schwebenden ufo gleich. Chemosphere wurde zum »modernsten Wohnhaus der Welt« (Encyclopedia Britannica). Neben Privathäusern baute Lautner auch Coffeeshops

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und öffentliche Gebäude. Seine Architektur wurde zum Inbegriff des Space Age. Bob Hope, dessen Haus Lautner in Palm Springs geplant hat, sagte etwa: »Wenn die Marsmenschen kommen, dann wissen sie wenigstens gleich, wo sie hin müssen.« Hollywood hat den Architekten, dessen Arbeit eine Symbiose zwischen Natur und Zukunftsvision stets geblieben ist, schon lange entdeckt. Einige der Filme, die in Lautners Gebäuden gedreht wurden, erreichten Kultstatus, nicht zuletzt aufgrund der futuristischen Optik. Chemosphere ist der eigentliche Hauptdarsteller in Brian de Palmas Film »Body Double« (1984), Sean Connery erhält im Elrod Haus in Palm Springs eine Abreibung als James Bond (»Diamantenfieber«, 1971). Der Nachtclub Jack Rabbit Slims in »Pulp Fiction«, wo Uma Thurman und John Travolta tanzen, ist ein Nachbau von John Lautners Googie Coffeeshop. »The Big Lebowski« (1998), »A Single Man« (2009) – die Liste ließe sich noch lange fortsetzen.

»Wenn die Marsmenschen kommen, dann wissen sie wenigstens gleich, wo sie hin müssen.« bob hope über sein lautner-haus. John Lautner nannte seine organische Bauweise »Real Architecture«, mit der er »lebensspendende Freiräume« schaffen wollte, um »die Bedürfnisse der Menschen« in jeder Hinsicht zu erfüllen. In den Sommern und wann immer es ihm möglich

war, zog sich Lautner in das fast 4.000 Kilometer entfernte Midgaard zurück und verließ das Haus auf dem Felsen nur selten. 1994 starb er in Los Angeles. Lautners Wunsch gemäß befindet sich Midgaard nach wie vor im Familienbesitz seiner Nachfahren. Vida Lautners künstlerischer Nachlass wird derzeit vom De Vos Art Museum in Marquette aufgearbeitet. Um John Lautners architektonisches Erbe kümmert sich die John Lautner Foundation in Los Angeles.

Johanna und Erwin Uhrmann besuchten im Sommer 2016 die Kindheitsorte von John Lautner in Marquette, Michigan. Der Zugang zu den privaten Häusern Midgaard und Keepsake wurde dankenswerterweise von den Familien Lautner und Morris ermöglicht.

Das Haus für Joanne und Gilbert in Malibu entstand 1979.

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»Radfahren kommt dem Flug der Vögel am Nächsten.« louis j. halle, amerikanischer naturforscher und autor (1910–1998)

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Fahrrad

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»Wenn du niedergeschlagen bist, wenn dir die Tage immer dunkler vorkommen, wenn dir die Arbeit nur noch monoton erscheint, wenn es dir fast sinnlos erscheint, überhaupt noch zu hoffen, dann setz dich einfach aufs Fahrrad, um die Straße herunterzujagen, ohne Gedanken an irgendetwas außer deinem wilden Ritt.« arthur conan doyle, britischer schriftsteller (1859–1930)

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»Das Fahrradfahren hat mehr für die Emanzipation der Frauen getan als alles andere. Es gibt Frauen ein Gefühl der Freiheit und der Selbstbestimmtheit.« susan b. anthony, amerikanische frauenrechtlerin (1820–1906)

»Besorg dir ein Fahrrad. Wenn du lebst, wirst du es nicht bereuen.« mark twain, amerikanischer schriftsteller (1835–1910)

»Radfahren ist ein großer Teil der Zukunft. Es muss so sein. Es läuft etwas falsch in einer Gesellschaft, die mit dem Auto zum Training ins Fitnessstudio fährt.« bill nye, amerikanischer wissenschaftler und fernsehmoderator

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Grüne Modehauptstadt

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Kristin Kasten

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Green Fashion Tours Kristin Kasten Hannes Kutza

sind viele Kleider in Berlin Grüne Labels, Modemessen, Fashion Shows und sogar ein Masterstudiengang zur Nachhaltigkeit in der Mode – Berlin ist Deutschlands grüne Modehauptstadt.

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s ist ein grauer Winternachmittag im Berliner Bezirk Neukölln. Auf dem Hermannplatz ist Markttag. Zwischen arabischen Imbissbuden und Bratwurstständen werden grell leuchtende Daunenjacken und im Wind flatternde, bunt gemusterte Blusen zu Schnäppchenpreisen verscherbelt. Mitten im Gewusel begrüßt

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Anna Perrottet die Teilnehmer der heutigen Green Fashion Tour durch Neukölln. Die Bekleidungsgestalterin, die regelmäßig Einkaufsfreudige und Interessierte zu den Hotspots der Grünen Modeszene führt, drückt jedem eine Green Fashion Roadmap in die Hand. Darauf sind über 30 grüne Modeläden in verschiedenen Berli-

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ner Kiezen eingezeichnet. »Gerade arbeiten wir an der vierten, aktualisierten Ausgabe, weil laufend so viele Shops dazugekommen.« Warum gerade in Berlin so viele grüne Modelabels ihr Zuhause haben, fragt eine Neuseeländerin, die an der Tour teilnimmt. »Nach der Wende gab es hier jede Menge leerstehende Gebäude und die Mieten waren günstig«, sagt Anna Perrottet, das sei einer der Gründe, warum viele aus der Kreativszene nach Berlin geströmt sind. Berlin und die Mode – eine Liebe in der Warteschleife. Seit Jahren versucht sich Berlin mit der Fashion Week einen Namen als Modemetropole zu machen.

»Sobald wieder über eine Katastrophe in einem Billiglohnland berichtet wird, sagen viele Menschen, dass sie gerne nachhaltige Kleidung kaufen wollen, aber nicht wissen wo.«

Bislang vergeblich. Die internationale Modeszene belächelt das Engagement der Spreemetropole. Mit den renommierten Messen in Mailand, Paris und New York kann Berlin nicht mithalten. Nach wie vor fehlen bei den Shows die großen Namen der Branche. Nur wenn es um grüne Mode geht, ist Berlin plötzlich in aller Munde. Mit dem Green Showroom und der Ethical Fashion Show im Postbahnhof am Ostbahnhof wartet Berlin gleich mit zwei Fachausstellungen auf, die sich ausschließlich mit nachhaltiger Mode beschäftigen. Und nicht nur zur Fashion Week ist Berlin ein Magnet für grüne Modelabels aus aller Welt. Quer durch die Stadt präsentieren sich zahlreiche internationale Labels mit ihrer modernen Eco-Fashion in den Shops. Berlin hat seine Nische gefunden und diese Nische ist grün. Zwar ist das Thema nachhaltige, faire Mode auch in der Hauptstadt noch nicht Mainstream, aber es ist auf einem guten Weg. Die schnell wachsende Zahl an Stores und Labels spiegelt sich auch in den bundesweiten Zahlen wieder: So ist der Umsatz mit Fairtrade-Textilien von 2011 bis 2015 von gut 16 auf über 71 Millionen Euro gestiegen.

sende Transparenz durch soziale Medien. Sie schärfen das Konsumbewusstsein der Menschen und rütteln an den eingefahrenen Praktiken der Fast-Fashion-Unternehmen. »Sobald wieder über eine Katastrophe in einem Billiglohnland berichtet wird, sagen viele Menschen, dass sie gerne nachhaltige Kleidung kaufen wollen, aber nicht wissen wo«, sagt Anna Perrottet. »Mit unseren Touren wollen wir das ändern und gleichzeitig auf die Produktionsbedingungen bei der Herstellung von Kleidung aufmerksam machen.« Das Angebot an fairer und upgecycelter Mode in Berlin ist zwar groß, ohne Insider-Tipps sind die Läden trotzdem nicht immer leicht zu finden. Und so zieht die Grüne-Mode-Fachfrau mit Touristen, Shoppingfans, Studentengruppen und Modexperten aus aller Welt durch Berliner Kieze und zeigt ihnen, wo sie grüne Mode kaufen können. »Wenn es um grüne Mode geht, ist Berlin ein ziemlich luxuriöser Ort. Gerade hier in Neukölln wächst die Szene schnell.« Im Reuterkiez, zwischen Szenekneipe und rauem Neuköllner Charme, halten wir vor einem hell erleuchteten Laden an, auf dessen Wänden GraffitiTags prangen. »Standard Saubere Sachen ist Neuköllns erster Konzept-Store für faire Mode«, sagt Anna, »er hat gerade seinen ersten Geburtstag gefeiert.« Gegründet haben ihn Katharina Beth und Katrin Hieronimus, die eine Kostüm-, die andere Bühnenbildnerin. »Wir wollen Verantwortung tragen und finden, nachhaltige und fair gehandelte Produkte sollten Standard werden«, sagen sie. Auf einer Kleiderstange hängen Jeans

Insider-Tipps bei green fashion tours Zu dieser Entwicklung tragen Medienberichte über Skandale und Katastrophen in der Textilbranche ebenso bei wie das Engagement zahlreicher ngos und die wach-

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Auf Themen-Walks wird Interessierten vermittelt, wie Berlin zur Eco-Fashion-Metropole wurde.

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44 des holländischen Unternehmens MUDJeans, das aus alten Hosen neue Garne spinnt, auf einem Tisch stehen Espressotassen aus recyceltem, gepressten Kaffeesatz von dem Berliner Unternehmen Kaffeeform, daneben hängen T-Shirts der Fair-Share-Kollektion, von denen pro T-Shirt 14 Cent in existenzsichernde Löhne gesteckt werden. Auch im Laden nebenan gibt es einiges zu entdecken. Hier betreibt Moritz Wolfgruber seine UpcyclingHutmanufaktur Captn Crop. Aus alten Kaffeesäcken, Vorhängen, Sonnenschirmen oder Klamotten stellt er seit sieben Jahren Hüte her. »Ich mag die gebrauchten Materialien mit Patina und einer Geschichte einfach mehr als neue Stoffe. Es ist interessant mit ihnen zu arbeiten – und es ist nachhaltiger.« Gerade tüftelt er an einem Hut für eine Kundin, die ihm ein altes Shirt mitgebracht hat, das nun den Hut schmücken soll. »Das ist ein feiner Stoff, nicht so leicht zu verarbeiten«, sagt er. Seine Hüte verkauft er nicht nur direkt im Store, sondern auch in seinem Webshop und über Da Wanda. Nur wenige Gehminuten entfernt liegen die nächsten Läden auf unserer Tour: Wesen und Shio – mehr Auswahl an grüner Mode und Alltagsgegenständen auf so kurze Entfernung geht kaum.

Berlin – Grüne Modehauptstadt Und der Bezirk Neukölln ist keineswegs der einzige Hotspot für grüne Mode in der Hauptstadt. Auch in Schöneberg, Friedrichshain, Kreuzberg, Prenzlauer Berg werden Green-Fashion-Touren angeboten – und in Mitte. Hier, in Sichtweite des Friedrichstadtpalasts, hat der Upcycling-Designer Wilfried Pletzinger, 53, seinen Store. An Kleiderstangen reihen sich quietschbunte Hosen, Jacken und Oberteile aneinander – ein wilder Farbmix. Für seine Klamotten benutzt der Designer Originalteile aus den 70er, 80er und 90er Jahren, aber

Arianna Nicoletti vom Label Anuc mit Tourguide Anna Perrottet.

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Captn Crop: Hutmacher Moritz Wolfgruber in seinem Atelier.

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auch übriggebliebene Restwaren aus aktuellen KollektiM onen. »Ohne Touristen würde ich hier nicht stehen, die machen etwa die Hälfte meiner Kunden aus. Aber ich Y beklag mich nicht.« Alle Akteure der grünen Modeszene CM haben den gleichen Kampf, sagt der Designer, wer sich nicht gegen die Billigkonkurrenz der Fast-Fashion-Ket- MY ten durchsetzen könne, verliere. Vor allem die schnell CY steigenden Mietpreise machen den jungen Labels das CMY Leben schwer. »Es gibt Leute, die sagen, ich sei am falschen Ort, sollte lieber nach Kreuzberg oder Friedrichs- K hain gehen, aber da gibt doch auch keiner 200 Euro für 'ne Hose aus. Und die Miete, die ich hier zahle, würde ich auch in anderen Stadtteilen zahlen. Die Tatsache, dass mein Store eine halbe Treppe runter ist, macht ihn sogar ein bisschen günstiger.« Die Berliner Modedesignerin Arianna Nicoletti, die seit 2010 zusammen mit drei Kollegen das UpcyclingLabel Aluc betreibt, kennt die Problematik. »In unserem ersten Store in Mitte sind wir nur ein gutes Jahr geblieben, dann haben sie die Miete um 30 Prozent erhöht und wir so, wie bitte? 30 Prozent? Ne, für diesen Preis bleiben wir nicht.« Das sei ein generelles Problem in Berlin. »Man bekommt Verträge für ein Jahr und dann machen sie, was sie wollen. Die Situation wird immer schwieriger.« Trotzdem wachse die Szene in Berlin schnell, immer mehr nachhaltige Designer eröffnen ihre Läden. »Das Publikum stimmt einfach. Viele Berliner haben nachhaltige Lebensziele. Und du hast tausende Vereine und Projekte, die sich für verschiedenste Themen engagieren.« Zudem sei Berlin die erste Stadt gewesen, die eine grüne Modemesse für das Fachpublikum hatte und damit Unternehmen in die Stadt lockte, die auf faire und ökologische Produktion setzen.

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»Vor allem die schnell steigenden Mietpreise machen den jungen Labels das Leben schwer.«

Heute ziehen gleich zwei Großevents die internationalen Top-Player des Eco-Fashion-Segments zur Berliner Fashion Week an: Der Green Showroom und die Ethical Fashion Show. »Seit 2011 ist die Anzahl der Aussteller auf beiden Events konstant gestiegen, von 39 auf 170 Teilnehmer«, sagt Magdalena Schaffrin, 37, Modedesignerin und Creative Director der Ethical Fashion Show. Sie war es, die den Green Showroom 2009 zusammen mit der Designerin Jana Keller gründete. »Wir wollten eine Messe organisieren, auf der die Mode im Vordergrund steht und die Nachhaltigkeit selbstverständlich ist. So haben wir es – ganz naiv – bei einer Tasse Kaffee beschlossen und später dann auch mit den ersten 16 Ausstellern umgesetzt.« Als Ausstellungsort wählten die beiden Designerinnen das Hotel Adlon am Brandenburger Tor. »Wir haben uns damals bewusst für ein Fünf-Sterne-Hotel entschieden, weil wir von vornherein klar machen wollten, dass bei uns keine Säcke gezeigt werden, sondern hochwertige Mode.« Schließlich sei grüne Mode längst im High-Fashion-Bereich angekommen. Bereits zwei Jahre später verkauften sie den Green Showroom an die Messe Frankfurt, die ein Jahr später die Ethical Fashion Show mit an die Spree brachte. »Die Stadt Berlin redet sich ja gerne klein, aber das muss sie nicht«, sagt Magdalena Schaffrin, »sie ist längst ein Ort, an dem sich neben den nationalen Marken auch die meisten internationalen ethisch korrekt produzierenden Marken präsentieren – sie ist die grüne Modehauptstadt.« Vor allem in den letzten zehn Jahren sei die grüne FashionSzene in Berlin stark gewachsen. »Immer mehr Menschen machen sich Gedanken darüber, wie sie leben, was sie essen und wie sie sich kleiden wollen. Und Berlin bietet den Menschen die Freiräume dafür«.

starkes netzwerk Auch Ellen Köhrer, Journalistin, Buchautorin und Bloggerin, hält Berlin für einen Vorreiter in Sachen grüner Mode. Vor dreieinhalb Jahren startete sie ihren Blog »Grün ist das neue Schwarz«, in dem sie über nachhaltige Mode schreibt. Im April 2016 erschien zudem in Zusammenarbeit mit Magdalena Schaffrin ihr erstes Buch »Fashion Made Fair« im Prestel Verlag. »In Berlin ist die Bandbreite an grünen Labels und Stores enorm und nach wie vor tut sich viel.« Neben einem starken Netzwerk, gebe es auch zahlreiche Events zum Thema

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Upcycling-Designer Wilfried Pletzinger.

grüne Mode – nicht nur während der Fashion Week. »Und an der esmod, der Internationalen Kunsthochschule für Mode, gibt es deutschlandweit sogar den ersten Master-Studiengang zur Nachhaltigkeit in der Mode.« Wer in Berlin eco-faire Mode shoppen will, habe eine große Auswahl, benötige aber mitunter Zeit, wenn er mehrere Läden abklappern will, weil sie im ganzen Stadtgebiet verstreut seien. »Mein Lieblingsladen ist Möon in der Schönleinstraße, in dem es neben Klamotten auch Schuhe und Schmuck gibt. Auch bei Folkdays in Kreuzberg kaufe ich gerne mal was.« Doch zum nachhaltigen Modebereich gehören für Ellen Köhrer nicht nur neu produzierte Waren, sondern auch Second-Hand-Kleidung. »Die Sachen sind ja schon vorhanden, sprich, du brauchst null Wasser oder Energie und hast keinen CO²-Ausstoß. Und gerade hier in Berlin gibt es eine wahnsinnige Bandbreite an SecondHand-Läden, für jeden Geschmack und Geldbeutel ist was dabei – vom Ein-Euro-Billigshop bis hin zu Designerläden.« Und so trifft man die grüne Modebloggerin auch schon mal in dem Second-Hand-Laden Soeur im Prenzlauer Berg.

Mode und Accessoires von anderen Labels, »vor allem von kleinen Brands, um sie zu unterstützen.« Auch aus der Nachbarschaft kämen immer mal wieder Designer, die ihre Produkte im Süßstoff verkaufen wollen. »Ich mag dieses Miteinander hier in Neukölln sehr.« Das sei eben Berlin, sagt Anna Perrottet. In der Branche kenne jeder jeden, die Labels helfen sich, tun sich zusammen, tauschen sich aus. Für sie stehe daher fest, dass Berlin hierzulande in Sachen grüner Mode die Nase vorn hat. Und sie geht sogar noch einen Schritt weiter: »Berlin ist nicht nur die grüne Modehauptstadt Deutschlands, sondern Europas.«

Buchtipp: »Fashion Made Fair – Modern, Innovativ. Nachhaltig« von Ellen Köhrer und Magdalena Schaffrin ist im Prestel Verlag erschienen.

Lokale Brands In Neukölln ist es derweil dunkel geworden. Anna Perrottet steht vor dem letzten Laden der heutigen Green-Fashion-Tour. Süßstoff heißt er und preist auf einem Schild bio, faire und vegane Produkte an. Jenny Tenner, 31, führt den Laden zusammen mit der Mutter ihres Freundes. Die Modedesignerin hat seit 2010 ihr eigenes Label Börd Shört und ist vor drei Jahren nach Berlin gekommen. »Hier gibt es ein großes Eco-FashionNetzwerk und jeder kennt sich – das genieße ich sehr«, sagt sie. Neben ihrem eigenen Label verkauft sie auch

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Jeans vom niederländischen Label Mud.

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THE HOUSE. Die Zukunft des Wohnens

THE HOUSE ist Europas erstes 100 % ökologisches Plus-Energiehaus mit einer exklusiven Energie-Garantie.

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ie Zukunft des Wohnens ermöglicht, energieunabhängig, CO2 neutral und smart sowie zugleich stilvoll und luxuriös zu leben. Das Wohnhaus wird durch einfache Physik – durch aus der Natur entlehnte Grundprinzipien – zum ökologischen Kraftwerk. Kernstück für die Biolinie des Wohnens ist neben dem primären Baustoff Holz die solare Außenfassade, die Solarwabe. Die Solarwabe ist eine zellulose Wabe nach dem Vorbild der Bienenwabe, die das Haus im Winter warm und im Sommer angenehm kühl hält.

Wabe ein. Dort wird diese erwärmt und sorgt somit für einen Wärmepolster, der das Haus in ein warmes Klima hüllt. Diese autonome Klimazone reduziert den Wärmeverlust auf beinahe Null und schaltet Wärmebrücken aus. Das Resultat sind warme Innenoberflächen zum Wohlfühlen. Im Sommer wird durch diesen Effekt die Wand gekühlt. Neben der Solarwabe wird auf Warmwasseraufbereitung, Wärmerückgewinnung und Energiegewinnung aus der Kraft der Sonne gesetzt. Anstelle von Energiekosten fällt jährlich ein Energieüberschuss an. In 30 Jahren spart man durch THE HOUSE rund 125.000 Euro. Und das garantiert das unternehmen: Sollte im nächsten Jahrzehnt Energiekosten anfallen, zahlt diese das Unternehmen! THE HOUSE schafft eine umwelt- und klimafreundliche Alternative zum herkömmlichen Wohnbereich, der in Österreich für 65 Prozent der CO2 Emissionen verantwortlich ist. Im Einklang mit der Natur leben und Verantwortung übernehmen für die Zukunft nächster Generationen wird mit THE HOUSE zum Kinderspiel.

Diese smarte Wabentechnologie ermöglicht ohne Anwendung komplizierter Technik emissionsfreies wohnen. In der kalten Jahreszeit dringt das Sonnenlicht durch den niedrigen Sonnenstand bis tief in die

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Mehr Infos: thehouse.at

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Diese spezielle Zellulosewabe im Inneren der Gebäudehülle wandelt Sonnenlicht in Wärme um und hält diese fest. Das Licht selbst fungiert als Dämmung, die Wärme geht nicht verloren und die Zufuhr zusätzlicher Energie ist nicht notwendig.

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Die Hauptkläranlage Wien reinigt alle Abwässer aus fast allen Wiener Leitungen, bevor sie in die Donau geleitet werden. Neben der Hauptkläranlage gibt es in Wien auch einige kleinere private Kläranlagen.

Abwasser — eine klare Sache

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Helena Zottmann

Duschen, Kochen, Waschen, die Klospülung, aber auch Niederschlagswasser, das über Hausdächer, Straßen und Parkplätze abrinnt – das alles wird irgendwann zu Abwasser. Noch bis vor wenigen hundert Jahren landete dieses Wasser ungesäubert in Flüssen und Seen, wo die Entsorgung der Natur überlassen wurde. Das verschmutzte Wasser gelangte über kurz oder lang ins Grund- und somit auch ins Trinkwasser und führte zu Seuchen und Krankheiten. Bis man den Zusammenhang zwischen dem verunreinigten Wasser und den Krankheiten erkannte – die Lösung waren Kanalisation und Abwasserreinigung.

tisch immer in Kläranlagen. Dort wird es in mehrstufigen Verfahren von Verschmutzungen befreit. Am Beginn der Kläranlage befinden sich Grob- und Feinrechen und ein Schotterfang, die größere Schmutzteile entfernen. Danach folgen biologische und biochemische Verfahren, die aus dem Abwasser mithilfe von Mikroorganismen Verunreinigungen aber auch von übermäßigen Nährstoffen reinigen. Nährstoffe wie Stickstoff, Phosphor oder Kohlenstoff können in der Landwirtschaft als Dünger wiederverwendet werden, während sie im Wasser zu Veralgung führen würden.

Abwasser ist sauberes Wasser

Millionen Kubikmeter Wasser werden täglich in Kläranlagen bewältigt, allein in der Hauptkläranlage Wien

Heutzutage landet Abwasser in Mitteleuropa prak-

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Unvorstellbar viel Wasser

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Der internationale Weltwassertag steht heuer im Zeichen des Abwassers. Aber was ist das eigentlich genau und wer kümmert sich darum? Zeit, sich mit dem Abwasser einmal genauer zu beschäftigen.

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sind es an trockenen Tagen 680.000 m3, an regnerischen Tagen oder bei Schneeschmelze sogar bis zu 1,6 Mio. m3. Wassermassen, die man sich gar nicht vorstellen kann. In vielen Ländern der Welt gibt noch heute keine geregelte Abwasserwirtschaft. Über verschmutztes Wasser werden giftige Stoffe oder Bakterien transportiert und die können Krankheiten wie schwere Durchfallerkrankungen verursachen. Jedes Jahr sterben sehr viele Menschen an solchen Erkrankungen.

Danke, Kläranlage! In Österreich kümmern sich zahlreiche Klärwärterinnen und Klärwärter darum, dass sauberes Wasser aus der Kläranlage kommt. Sie haben die Technik im Griff und greifen bei Verstopfungen oder anderen Problemen ein. Nach der Klärung ist gereinigtes Abwasser zwar immer noch kein Trinkwasser, kann aber bedenkenlos in die Flüsse geleitet werden, wo es im natürlichen Wasserkreislauf durch Verdunstung, Wolkenbildung und Regen irgendwann wieder zu Trinkwasser wird. Heuer steht der Weltwassertag unter dem Motto »Abwasser«. Er findet am 22. März auf der ganzen Welt statt. Ziel ist es, auf die Bedeutung des Wassers als Lebensgrundlage für die Menschheit aufmerksam zu machen.

Trinkwasser und Toiletten für jeden! Immer noch hat nicht jeder Mensch der Welt Zugang zu sauberem Trinkwasser und Sanitäranlagen. Daher widmet sich eines der 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen (SDG) ganz diesem Thema. Im September 2015 einigten sich Vereinten Nationen (UN) auf 17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung, die sogenannten »sustainable development goals«, kurz sdg. Man will die Armut der Welt bekämpfen (sogar beenden), den Hunger der Welt auf Null bringen und allen Menschen gute Gesundheit und Wohlbefinden ermöglichen. Das sind große Anforderungen, aber das sagte schon Hermann Hesse: »Damit das Mögliche entsteht, muss immer wieder das Unmögliche versucht werden.« Wasser ist weltweit so wichtig, dass es dafür ein eigenes sdg gibt: Der Zugang zu sauberem Wasser und zu Sanitäranlagen für alle Menschen der Welt ist das erklärte Wasser-Ziel. So will man dieses Thema an die Tagesordnung aller Länder heften. Auch heute noch sind in vielen Ländern der Welt Aufklärungsarbeit und Hilfsprojekte in den Bereichen Abwassermanagement notwendig. Die sdg widmen sich diesen Themen, um die Wichtigkeit weltweit zu verdeutlichen.

Klärwärterinnen und Klärwärter arbeiten auch im Labor: Überprüfung von Wasserproben und Forschung ist Teil der regelmäßigen Arbeit in einer Kläranlage.

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Einen Überblick über alle 17 sdg gibt es unter www.un.org/sustainabledevelopment/ sustainable-development-goals

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stefan Wildt Stefan Wildt ist Sachverständiger in Wasserfragen und Mitarbeiter bei der Wasserwirtschaft im Amt der Tiroler Landes­regierung. Er beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit der Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung.

Bei einer Kläranlage kommt dreckiges Wasser hinein und sauberes Wasser heraus. Wie sauber ist das gereinigte Wasser? Der Ablauf einer Kläranlage ist gereinigtes Abwasser, also kein Trinkwasser. Wir entfernen bei der Reinigung Grobstoffe, aber auch Nährstoffe wie Kohlenstoff, Stickstoff, Phosphor – alles, was die Gewässer durch übermäßigen Nährstoffgehalt belasten würde.

Trinkwasser in Österreich stammt aus dem Gebirge oder aus Grundwasservorkommen. Aber könnte man aus dem Ablauf einer Kläranlage auch wieder Trinkwasser machen? Ja, technisch ist das möglich, allerdings mit großem Aufwand. Schmeckt das Wasser dann nach Chlor? So wie in manchen Urlaubsländern? Auch in Urlaubsländern wird Trinkwasser nicht aus einem Kläranlagenablauf gewonnen, sondern aus Trinkwasservorkommen. Aber in Gegenden wo mit Keimbelastungen im Trinkwasser zu rechnen ist, muss das Wasser häufig desinfiziert werden. Wird dazu Chlor eingesetzt, schmeckt oder riecht man das unter Umständen. Wie finden Sie das UN-Nachhaltigkeitsziel zu sauberem Trinkwasser und Sanitäranlagen? Trinkwasser und Sanitäranlagen sind wesentliche Faktoren einer hohen Lebensqualität. Wer einmal in einem Land war, wo einwandfreies Trinkwasser schwer zu bekommen ist, der schätzt es x-fach, dass bei uns tadelloses Trinkwasser aus der Leitung kommt. Das wünsche ich mir für jeden Menschen auf der Welt.

Mein Beitrag – Sorgsamer Umgang mit Wasser Für die Erreichung der Ziele sind Politik und Wirtschaft gefragt, aber auch jeder und jede einzelne kann dabei helfen. Hier sind 5 Ideen, wie du helfen kannst.

In Österreich können wir das Wasser aus der Leitung trinken – verzichte auf Wasser in Plastikflaschen und nutze wiederbefüllbare Flaschen. Autowaschen in Waschanlage statt neben dem Bach. Waschanlagen leiten das Schmutzwasser in die Kanalisation, sodass das schmutzige Wasser nicht ins Grundwasser gelangt.

Spare virtuelles Wasser: Das ist die Menge an sauberem Wasser, das zur Herstellung von Produkten gebraucht wird. Ein T-Shirt aus Baumwolle braucht etwa 2.000 Liter. Mit dem Kauf saisonaler und regionaler Erzeugnisse oder dem Verzicht auf Produkte aus Ländern mit Wasserknappheit lässt sich der Verbrauch verringern. Share, don’t just like! Wenn dir ein Beitrag zu einem (Ab-)Wasserthema, zu Gender Equality oder zum Klimawandel gefällt, dann teile ihn mit anderen. Entweder online oder analog, indem du deinen Mitmenschen ganz klassisch davon erzählst. Bleibe informiert! @GlobalGoalsUN @GenerationBlue #wasseraktiv

Weitere Tipps für deinen Alltag gibt es unter www.youtube.com/watch?v=ievqjwobv1m

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Bild Land Tirol, EBS (Hauptkläranlage Wien)

Keine Abfälle und Medikamente ins WC. Manche Stoffe können nicht so einfach gefiltert werden. Dazu zählen etwa Medikamente. Generell gilt: Abfälle gehören in die richtige Tonne und nicht ins WC. Medikamente können in der Apotheke entsorgt werden.

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glasgeflüster / Sarah Krobath und Jürgen Schmücking

54 Nüchtern betrachtet: zwei spannende Softdrinks abseits von Limo und Eistee.

illustration Nana Mandl

Filling me softly

Sarah

Jürgen

Alkohol löst die Zunge. Nur blöd, dass es gerade die Abstinenzler sind, die sich dauernd erklären müssen. Du bist Autofahrer, Antibiotikaschlucker oder schwanger? Dann kommst du mit dem Schrecken – nämlich dem derer, für die Trinken Teamsache ist – davon. Ansonsten legst du dir besser eine gute Verteidigungsstrategie und ein starkes Selbstbewusstsein zu. Warum sollte man unter Ausschluss der obigen Gründe freiwillig dem Alkohol entsagen? Das beste Argument ist, wie so oft, guter Geschmack. Dank der aktuellen Vielfalt an Erfrischungsgetränken ist der Nichttrinker nicht mehr zum Schlucken von Krot und Wasser verdammt – er kann es z.B. mit dem zitronig-herben Green Monaco sprudeln lassen, das mir der Adamah Biohof ins Haus geliefert hat. Auch wenn das chininfreie Bio-Kräuter-Tonic aus München optisch an Hollerkracherl und in der Nase an Kräuterlimo erinnert, hängt es geschmacklich locker beide ab. Kräuterauszüge aus Fieberklee und Enzianwurzel springen mit Bravour für das ausgeklammerte Chinin ein und schaffen eine zarte frische Bitterkeit. Gepaart mit ausbalancierter Süße und einem Aromenpotpourri aus Zitronenmelisse, Rosmarin und Lavendel eine feinperlige Erfrischung, die gekühlt nicht ins Limonadenregal kippt, aber auch nicht so herb ist, dass man sie unbedingt mit Gin verdünnen, geschweige denn sich für ihren puren Genuss rechtfertigen müsste.

Ich gebe zu, die Idee ist frappierend. Geschätzt 99,2 Prozent aller Hollersäfte sind picksüße Pampen, bar jeglichen Geschmacks. Manche versuchen, den Sirupen die Zuckerspitzen zu nehmen, indem sie mit dem Saft von Zitrusfrüchten kontern. Das gelingt leidlich. Die Entwickler von Rau-Reif aus Lech am Arlberg sind einen anderen Weg gegangen. Zwar schreiben sie, dass die süße Holunderbeere den eher säuerlichen Rau-Reif abrundet. Es wirkt aber vielmehr so, dass sie etwas gefunden haben, das den Holler zügelt: Verjus. Extrem früh gelesene Trauben, die, weil sie so früh geerntet werden, kaum Fruchtzucker, dafür aber noch stattliche Säurewerte haben. In den guten Küchen des Landes hat Verjus – oder Agrest – längst seinen Platz gefunden. Als Getränk musste erst noch was passieren. Mit der Paarung Traube-Holunder haben die Rau-Reif-Jungs also die Süße-Säure-Balance in den Griff bekommen. Fehlt nur noch, dass das Zeug auch nach was schmeckt, und dafür sorgen Vogelbeere und Aronia, Die beiden sind sich dabei gar nicht so unähnlich. Solides Erntematerial vorausgesetzt können sie, zu Beerendestillat verarbeitet, gar nicht so einfach unterschieden werden. Herb und filigran vielleicht die eine (Vogelbeer), üppig und ausdrucksstark die andere (Aronia). Das Ergebnis: ein erfrischender Durstlöscher, den man sich – weil sich das eine oder andere Vitamin darin verirrt hat – auch in der kalten Jahreszeit ohne Bedenken reinziehen kann.

Woraus? Flasche oder Longdrinkglas mit Eis und Gurke. Wozu? hochgelegte Füße und Oasis »Whatever« zum Feierabend. Mit wem? Queen Elizabeth II.

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Woraus? aus der Flasche. Wozu? zu Seractil forte 400 mg oder ein paar Aspirin. Mit wem? …

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Eingebrockt & ausgelöffelt

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Der Selleriesalat in Winteredition

Manch einer hadert mit dem Gemüseangebot im Winter, wir sagen jedoch: zu Unrecht. Augen auf und entdecken, was da ist. Wenn man sich dem Wurzel- und Knollengemüse widmet, ist man auf der richtigen Fährte und wird vielseitig belohnt.

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Anna Zora text

Esa Lotte

Zur Stangensellerie-Liebe Jedes Mal, wenn ihr beim Einkaufen den Stangensellerie ignoriert oder euch still und heimlich die Frage stellt, »was kann er noch, außer hübsch die Bloody-Mary begleiten?«, denkt an die Briten. Im Vereinigten Königreich steht Stangensellerie den ganzen Winter hoch oben auf der Einkaufsliste und davon kann man sich eine Scheibe abschneiden. Also nein zum #sellerexit. Da das wunderbare Gewächs oft nur als pürierte Knolle zum Einsatz kommt, wollen wir hier der verwandten Schwester-Staude die Hauptrolle geben und leichte Kost mit Biss servieren. Heimischer (Stangen-, Stiel- oder Bleich-) Sellerie wächst zwischen Oktober und April. Achtet beim Kauf darauf, dass die einzelnen Stiele sich nicht biegen, sondern knackig brechen. Traut euch ruhig!

Zur Zusammenstellung Der Selleriesalat existiert in unserem Repertoire in unzähligen Ausführungen. Der Sellerie wird dafür gewaschen und in Scheiben geschnitten. Die Größe der Scheiben kann ganz nach der jeweiligen Lust und Laune variieren. Wir mögen sie recht fein. Zum Sellerie gesellen sich Äpfel – aber gerne auch Birnen – und Nüsse. Hier eignen sich Walnüsse oder Cashewkerne sowie jegliche Sorte, die man gerade bei der Hand hat. Der Winteredition des Selleriesalats wurden ebenso Datteln, Rucola und Granatapfelkerne beigemengt. Traut euch an die Granatäpfel, denn sie sind phänomenal und mit einem kleinen Trick lassen sie sich einfach und sauber aus ihrer Schale locken. Nehmt dafür eine Schüssel Wasser, schneidet die Granatapfelschale mit dem Messer an und brecht sie unter Wasser mit den Händen auf. Erstens umgeht ihr Jackson-Pollock-Freskos an der Küchenwand (optional) und zweitens steigt die weiße Haut der Frucht an die Wasseroberfläche, während die Kerne kommod absinken. Wasser abgießen und genießen. Alternativ gibt es auch die Halbierenund-Klopfen Methode, bei der man die halbierten Granatäpfel mit der Schnittseite nach unten auf die Hand legt und einem Kochlöffel oder ähnlichem Schlaggerät die Kerne einfach rausklopft.

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Wir haben den Salat auch mit Rosinen, Cranberries, Fenchel (auch er gehört mehr gefeiert), Orange und Grapefruit, Ziegenkäse und jeglichen Sprossen ausprobiert. Serviert wurde er mit Sesamöl und Balsamicoessig. Schmeckt überwältigend. In einem Glas-to-go gibt der Selleriesalat unterwegs einen knackigen Vitamin-Boost. Wir raten zur baldigen Umsetzung und freuen uns über eure individuellen Varianten.

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MArktplatz kosmetik

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Frostschutz aus der Natur

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1 // LUXURIÖSER BEGLEITER

Während der kalten Jahreszeit wird die Haut besonders stark beansprucht. Dank dieser reichhaltigen, natürlichen Creme-Texturen und milden Ölmischungen kann der Frühling noch etwas auf sich warten lassen.

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älte, Wind und Frost setzen unserem Gesicht in den Wintermonaten besonders zu. Der tägliche Wechsel zwischen trockener Heizungsluft und Minusgraden kann manchmal sogar zu Austrocknungsekzemen führen. Schon bei Temperaturen unter 8 Grad Celsius stellen die Talgdrüsen nach und nach ihre Tätigkeit ein. Das hat zur Folge, dass der schützende Fettfilm verloren geht und die Haut nicht mehr in der Lage ist, Feuchtigkeit zu speichern. Ein guter Tipp ist, die Pflegeroutine bereits mit dem Ein- und Ausschalten der Heizung umzustellen. Außerdem sollte man jetzt auf lipidhaltigere Produkte zurückgreifen. Bei dieser Auswahl ist bestimmt für jeden das Richtige dabei.

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In einer kleinen Manufaktur in Vorarlberg werden die großartigen Naturkosmetik-Produkte von blubonbon hergestellt. Die Creme Luxury versorgt die strapazierte Winterhaut mit Rosenwasser, Jojoba-, Mandel- und Brokkolisamenöl und schützt sie vor dem Austrocknen. blubonbon.com

2 // SENDING OUT AN SOS Beim nächsten Ski-Ausflug darf die SOS Hydra Recharge Cream von Mádara nicht fehlen. Trotz ihrer leichten Konsistenz pflegt sie raue, trockene Hautpartien nachhaltig. Pfingstrose und Hyaluronsäure fördern die optimale Feuchtigkeitsversorgung. greenglam.de

3 // EINE FÜR ALLE Die 8-in-1 Family Remedy Cream von Human + Kind ist die perfekte Pflege für die ganze Familie. Sie wirkt nicht nur bei geröteter, rissiger Haut, sondern auch bei Dehnungsstreifen, Akne und brüchigen Nägel. Außerdem hat sie uns mit ihrem tollen Design und Duft überzeugt. marionnaud.at

4 // KRAFTPAKET Eine Extraportion Pflege verspricht der Ultra Moisturiser von Esse. Selbst der trockenste Teint wird wieder geschmeidig. Traubenkernextrakt und Hyaluronsäure nähren die tieferen Hautschichten, während Probiotika das wichtige Mikrobiom schützen. shop.saint-charles.eu

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Sylvia Buchacher

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Christoph Adamek

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5 // LESS IS MORE Wenn die Haut aufgrund von Temperaturschwankungen aus dem Gleichgewicht geraten ist, hilft das Face oil for dry skin von Less. Einfach ein paar Tropfen auf das noch feuchte Gesicht einmassieren und die luxuriöse Ölmischung wirken lassen. welcometoless.com

6 // Tiefenwirkung Dass die Koreaner auch in Sachen Naturkosmetik die Nase vorne haben, beweist die Organic Flowers Nourishing Cream von Whamisa. Als Basis der Creme werden natürlich fermentierte, botanische Extrakte verwendet, um die volle Wirksamkeit der Inhaltsstoffe zu gewährleisten. amazingy.com

holz und die sahnige Konsistenz umhüllen die Haut, ohne sie zu beschweren. Zu gut, um sie nur am Wochenende zu verwenden. naturtalent-cosmetics.de

9 // STRAHLEND SCHÖN Diese Creme kann alles! Way to Radiance von Le Pure beugt Unreinheiten vor, bekämpft Falten und minimiert Pigmentflecken. Gleichzeitig dringt die Formel bis in die tiefen Hautschichten vor und lässt sie wieder strahlen. lepure.com

7 // Beauty-Boost Granatapfelsamen, Sheabutter, Zuckerrübe und Maisstärke stecken in der Feuchtigkeits- Tagescreme von Sante. Der Wirkstoff-Komplex wirkt wie ein Wasserspeicher und schützt 12 Stunden lang vor dem Austrocknen. sante.de

8 // NORTHERN STAR Naturtalent hat uns mit der Weekend Creme sofort überzeugt. Der dezente Duft nach Zitrone und Sandel-

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AVOCADO-BANANEN-MASKE Für den Extra-Kick Feuchtigkeit eine halbe Avocado, eine halbe, reife Banane und einen Esslöffel Olivenöl mit dem Mixer verrühren. Die Paste auf das gereinigte Gesicht auftragen und 15 Minuten einwirken lassen. Danach gut abspülen.

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marktplatz food

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in und wieder stehen die Sterne einfach günstig. Bei Büchern kommt das vor, wenn ein Autor (oder natürlich eine Autorin) Leidenschaft hat und sich seines oder ihres Themas annimmt. Wenn er oder sie darüber hinaus mit Sprache umgehen kann und dann noch einen Verleger findet, der diese Leidenschaft versteht und erwidert, dann haben wie sie, so eine Konstellation. Christoph Neidhart ist leidenschaftlicher Weltreisender und Beobachter. Der Mann hat eine Vorliebe für Nudeln und diese Vorliebe gleich in einem Buch manifestiert. »Die Nudel – Eine Kulturgeschichte mit Biss« im Deuticke Verlag ist eine Hommage an alle Teigwaren dieser Welt. Wer selbst tiefer in die Welt von Pasta, Soba, Maultaschen & Co. vordringen will, hat hier ein paar Impulse für den Start. biorama hat sich im Nudelregal umgesehen, getestet und weiß jetzt, was unbedingt in den Nudeltopf muss. Ein grundlegender Tipp vorweg: Niemals, never ever, die frisch gekochte Pasta mit kaltem Wasser abschrecken. Abgesehen davon, dass es Spaghetti, Linguine und ihre Brüder einfach so heiss wie möglich serviert werden sollen, entfernt man damit auch den dünnen Film aus Hartweizenstärke, der für (deutlich) mehr Geschmack sorgt. Noch mehr Geschmack und einen Hauch Exotik bekommen die Teigwaren, wenn in den Topf ein Schuss Aniswasser kommt. Wer das nicht zur Hand hat, nimmt einfach den Ouzo vom letzten Griechenlandurlaub.

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Jürgen Schmücking

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Christoph Adamek

1 //  Melchart, Bunte Spiralen Bio-Hartweizen Durum Aus dem Kulmland, genauer aus Pischelsdorf, kommen die bunten Spiralnudeln von Heide und August Melchart. Der Betrieb kultiviert alte Getreidesorten, die Nudeln sind eifrei, bio und ausgesprochen köstlich. Die Spiralen eignen sich perfekt als Begleiter traditionelle Rezepte der österreichischen Wirtshausküche.

2 // Alce Nero, Rigatoni biologico Alce Nero ist ein italienischer Hersteller, bei dem es glücklicherweise nicht nur Pasta, sondern gleich auch die passenden Tomatenprodukte und Pestos gibt. Herausragend aus dem Nudelsortiment sind aber die Rigatoni. Nudeln, deren Durchmesser an einen Gartenschlauch erinnert, in mundgerechte Häppchen geschnitten. Großes Italien-Kino. www.alcenero.com

3 // PPURA Fettucine biologico Die Premium-Linie bei PPUR heisst Grand Cru. Das ist aus der herkunftsbezogenen Vermarktung von Wein entlehnt. Für die Fettucine heisst das: der Hartweizengries spiegelt das Terroir Apuliens wider, das Quellwasser kommt aus der Nachbarquelle und erzeugt wird klarerweise in Italien. Traditionelle Herstellung über Holzstangen ist selbstverständlich. Am besten nur mit etwas Olivenöl und Parmigiano servieren. www.ppura.ch

4 // Gustoni, Hartweizen–Hirse-Fusilli Gustoni ist zwar Supermarktware, aber eine, die sich sehen lassen kann. Die Spezialität dieser Pasta ist die rauhe Oberfläche, hergestellt durch die Verwendung einer speziellen Ausformscheibe aus Bronze. Die Oberfläche wird dadurch etwas aufgerauht, was am Teller dazu führt, dass Pestos und ölige Saucen viel besser von der Fusili aufgenommen werden können. www.gustoni.de

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elternalltag / Ursel Nendzig

Eigentlich ist es nicht erstaunlich, faszinierend ist es trotzdem: wie die Kinder keine Ahnung, aber auch wirklich nicht die geringste Spur eines Durchblicks haben, wenn es um die Zeit geht.

illustration Nana Mandl, Khaneeros / Shutterstock

Aus der Zeit

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ich rührt das immer so. Dass die Kinder sich vollkommen darauf verlassen, dass das, was wir Erwachsenen sagen und tun, schon passen wird. Das Urvertrauen eben. Besonders deutlich wird mir das immer, wenn so was passiert wie: Wir fahren mit dem Auto irgendwo hin, der kleine Sohn schläft ein. Er wacht auf, schaut aus dem Fenster, wundert zum Kacken gebraucht« oder »Du hast sich nicht über völlig unbekannte Häuser, Bäu21 Minuten telefoniert«. Aber einen Plan me und Straßen und fragt so nebenbei: »Wohin hat er deshalb noch lange nicht. Richtung Weihnachten und Jahreswechsel fahren wir?« Er sitzt in diesem Auto und ist mir wurde bei uns ständig darüber philosovöllig ausgeliefert und das scheint ihn nicht zu phiert, dass das gerade der letzte Monat stören. Ich schiebe Gedanken an Kindesentim Jahr ist und dass dann ein neues Jahr führer zur Seite und denke mir: Ich könnte jetzt alles antworten, er würde mir auch das anfängt und zwar mit Jänner und so weiter. glauben. Meistens sage ich ihm die Wahrheit. Wir hören dazu sogar ein dämliches Lied, bei Mit der Uhrzeit, dem Wochentag und der dem es statt Juli »Julei« heißt und ich wieder Jahreszeit ist es genau dasselbe. Ich wecke alles erklären muss. Na gut, denke ich mir, fansie morgens und sage, so, ab jetzt Richtung gen wir klein an. Wir sprechen darüber, an welSchule und Kindergarten, es ist Zeit. Keichen Tagen der Woche Schule ist und welche ner fragt: Aha, und welche Uhrzeit ist Wochenende sind und dass dann die Woche wiedas jetzt grade so? Nur interessehalber? der von vorne losgeht. Sie nicken und freuen sich. Sie liefern sich dem einfach so aus, ich An Silvester besprechen wir erneut den Jahfinde das wie gesagt sehr faszinierend. reswechsel, dass jetzt 2017 anfängt und wer im Dem großen Sohn war es jetzt anscheikommenden Jahr wie alt wird. Natürlich nicht nend doch langsam wichtig, Kontrolle ohne die Angeberei, dass der Große kürzer auf zu erlangen und eine Uhr wurde geseinen Geburtstag warten muss als der Kleine, wünscht. Schwarz-grün wenn geht, ällabätsch, sie werden es einfach niemals einsehen. möglichst prollig (zum Geschmack des Der Jänner beginnt, wir sitzen beim Frühstück vor großen Sohnes ein andermal mehr, es dem ersten Schultag nach den Ferien, ich frage den ist zu traurig). Eine gebrauchte Uhr Großen ob er weiß, welches Datum heute ist. Schulwurde gekauft, blau-rot und ins Nikoterzucken. Ich helfe ihm: »Der neunte …?« »Novemlosackerl gesteckt (was kann ich daber?«. Argh. Meine Nerven! Und gerade als ich anfanfür, wenn der Nikolo nicht schwarzgen wollte, ihm noch einmal die Monate zu predigen, grün kann?). Und seither nervt er fragt der Kleine, im Müsli rührend: »Ist das das Abendessen?«. Boah! Ey! mit »Ich habe genau 48 Sekunden

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EINES TAGES WERDEN ALLE TIERE SO FREI SEIN. Sie werden genau das Futter bekommen, das ihrer Art entspricht und natürlich in der Herde aufwachsen. Sie werden das ganze Jahr, Sommer wie Winter, in Freilauf leben und jeden Tag so verbringen, wie es die Natur vorgesehen hat. Sie werden so frei sein wie unser Muxl, unsere Weidejungrinder, unsere Hendln, unsere Puten, unsere Schweine, unsere Ziegen und unsere Schafe. Als Vorreiter der Bio-Branche arbeiten wir unermüdlich daran, dass dieser Tag bald kommt.

Aus artgemäßer Tierhaltung.

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Biorama Nº. 47

die welt, die wir uns wünschen

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von wolfgang smejkal

der saatgut-multi monsanto machte letztes jahr durch die fusion mit dem chemie-riesen bayer von sich reden. seit längerem wird befürchtet, dass der agrarkonzern auch ein patent auf genverändertes cannabis-saatgut plant. Gentechnische Forschung zu Hanfpflanzen gibt es schon länger und Monsanto ist seit Jahren indirekt daran beteiligt. In Holland hat der Wissenschaftler David Watson mit seiner Firma HortaPharm seit 1990 die weltweit größte Sammlung von Cannabis-Saatgutsorten angelegt. 1998 verkündete der neugegründete britische Konzern GW Pharma, dass er mit HortaPharm ein Abkommen geschlossen habe, um die HortapharmSamenbank für seine Forschungen zu verwenden. 2003 schlossen GW Pharma und Bayer ein Abkommen, um gemeinsam an einem auf Cannabis basierendem Extrakt zur Behandlung von Multipler Sklerose zu arbeiten. 2007 vereinbarten wiederum Bayer und Monsanto einen gegenseitigen Technologie-Austausch, der in Hinblick auf die genetische Veränderung von Cannabis rele-

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vant ist. 2009 erklärte GW Pharma, dass es gelungen sei, eine Cannabispflanze »künstlich zu manipulieren« und deren Extrakt als oralen Spray (Sativex) im medizinischen Bereich einzusetzen. Im Jahr 2012 schloss GW Pharma eine Partnerschaft mit Bayer für den Vertrieb von Sativex in den USA ab, was dem jährlichen geschätzten Anbau von 100 Tonnen genetisch verändertem Cannabis entspricht. Warum aber sollte ein Unternehmen in die genetische Veränderung von Cannabis-Samen investieren, wenn es nie die Möglichkeit hat, diese auch legal anzupflanzen? Mit der Legalisierung von Cannabis in Uruguay vor zwei Jahren hat sich inzwischen ein interessanter Markt aufgetan. Staatliche Agraranlagen, Bauernkooperativen oder private Firmen, die in Uruquay Cannabis anbauen werden – irgendwoher müssen sie ihr Saatgut beziehen. Und der Präsident des Landes ordnete überhaupt gleich einen eigenen genetischen Code für den Anbau an, um die Pflanzen von der Schwarzmarktware zu unterscheiden. Monsanto ist in Uruquay schon seit Jahren mit GVO-Mais und -Soja im Geschäft, nun aber steht zu erwarten, dass die lokalen Cannabis-Saatgutzüchter mit Patenten, Chemikalien und Düngemitteln ebenso angegriffen werden wie man einst die Landwirte weltweit mit dem Unkrautvertilger Round-Up abhängig machte. Und dies, obwohl Monsanto langjähriger Partner der DEA (der Drogenvollzugsbehörde der USA) bei der Herstellung von Giften ist, die gegen Cannabis- und Kokapflanzen eingesetzt werden. In den USA ist der Cannabis-Konsum und -Anbau inzwischen in den Bundesstaaten Colorado und Washington für den privaten Genuss erlaubt, in 19

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anderen Staaten ist er zumindest teilweise zugelassen. Beobachter sehen in Cannabis ein Mega-Geschäft, mit Wachstumsraten von 18 Prozent jährlich. In Kalifornien soll mit dem Anbau inzwischen mehr Geld verdient werden als mit Weizen und Gemüse. Der Marijuana Bussiness Daily sagt voraus, dass die Marihuana-Verkäufe 2019 die 8-Milliarden-Dollar-Marke erreichen könnten, und deshalb fordern Investment-Firmen lautstark ihren Platz in diesem aufkeimenden Sektor. Insider der sich gerade erst etablierenden Industrie befürchten allerdings, dass Monsanto diese zerstören, das Saatgut gentechnisch verändern und seiner Vielfalt und natürlichen Vorteile berauben wird. Die konzerneigenen Interessen und die riesige Macht von Bayer-Monsanto, die von der Welthandelsorganisation und dem internationalen Patentrecht gestützt wird, könnte dazu führen, dass dem Konzern eines Tages das gesamte Marihuana-Saatgut gehört und der private Marihuana-Anbau wieder verboten wird.

Weltweites Protest-Netzwerk Dank Protesten der Bevölkerung verlängerte die EU-Kommission im Juli 2016 die Zulassung für den landwirtschaftlichen Einsatz von Glyphosat (Marktname »Round-Up«) nur mehr um 18 Monate, obwohl ursprünglich 15 Jahre von Monsanto beantragt worden waren. Immer mehr »Unkräuter«, die mit Glyphosat hätten eigentlich gar nicht aufkommen dürfen, sind gegen dieses resistent geworden. Herbizide und Insektizide sind Gifte und befinden sich mittlerweile in unserer Nahrung. Zahlreiche Studien belegen, dass Glyphosat schwere Schäden bei Säugetieren erzeugen

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und als Auslöser von Krebs wirken kann. Mehr als die Hälfte der Bauern in den usa haben bereits Probleme mit der Unkrautresistenz als Folge von Round-Up und die Super-Unkräuter breiten sich immer weiter aus. Der Widerstand gegen den gvo-Konzern hat sich seither ebenso weltweit verbreitet: Die Nationalversammlung Venezuelas hat im Oktober 2014 ein neues »Gesetz über Samen« verabschiedet, das den Import von genetisch verändertem Saatgut verbietet. Darin wird Saatgut als »strategisches öffentliches Gut« definiert und seine Patentierung und Privatisierung eingeschränkt. Dem Kampfgeist der Quechua-Indianer ist es zu verdanken, dass in Peru ein zehnjähriger Bann auf gvo-Pflanzen in Kraft getreten ist. Auch andere Länder in Lateinamerika haben Monsanto und Co. mitsamt ihrem Saatgut aus dem Land geworfen. El Salvador, Mexiko und Guatemala haben Glyphosat schone lange verbannt, ebenso die Bermudas und Sri Lanka. In Brasilien steht eine Klage des Obersten Staatsanwalts wegen Gesundheitsgefährdung kurz vor der Rechtssprechung. Nach den Niederlanden und Frankreich hat als jüngstes EU-Land auch Italien Glyphosat verboten. Die Entscheidung des italienischen Ministeriums, den Gebrauch zu verbieten, könnte eine düstere Zukunft für den Konzern in Europa bedeuten. Und der Aufstand geht weiter: Der USBundesstaat Kalifornien darf neuerdings von Monsanto verlangen, auf seinem Unkrautvernichter Round-Up mit Aufklebern vor Krebs zu warnen, entschied kürzlich ein US-Gericht. Kalifornien wird als erster USBundesstaat diese Warnung ausbringen – am meisten schockiert wird wohl die Vorstandsriege von Monsanto selbst sein.

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Biorama Nº. 47

biss zum Ende / Sina Trinkwalder

… und so ließ ich die sozialen Netzwerke unbeachtet, kurz nachdem Donald Trump der 45. amerikanische Präsident geworden ist.

Mittlerweile weiSS ich es ja besser ...

illustration Nina Hübner, Undrey / Shutterstock

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ch schaltete dafür den Fernseher ein, in der Hoffnung, seriöse, ruhige Berichterstattung zu erhalten. Aber wie sollen Journalisten meinem Wunsch nach faktenbasierter Information nachkommen, wenn der Protagonist der gewünschten Nachricht selbst einen »war on truth« anzettelt? Aus blanker Eitelkeit. Trumps Sprecherin deklariert Lügen einfach als »alternative Fakten«. Ich schaltete den Fernseher aus und war Trump dankbar. Für Und er wird gewählt. Das Volk wählt seinen Mut und seine Offenheit. Er praktiziert seinen eigenen Henker. Das kennen wir aus unserer eigenen Geschichte. nun öffentlich und für jeden nachvollziehbar, was Während die »alternativen Fakten« seit geraumer Zeit auch bei uns passiert: Politider Steigbügel sind, um aus einer Lüge ker pflegen Rassismus, Menschenverachtung, treten Grundrechte mit Füßen, schürfen kaleine Wahrheit zu machen, ist die Alternative für Deutschland der Wegbereikuliert an der Volksverhetzung vorbei und hater, um aus einem lebenswerten, freien ben eine große Freude daran, Dinge kaputt zu und toleranten Land etwas zu machen, machen. Selbst die Demokratie. Mit glasklawas wir alle uns als Menschenfreunren Lügen – oder eben »alternative Fakten«. de und humanistisch gebildete GesellDank Trump kann niemand mehr sagen, er schaftsmitglieder nicht wünschen können. verstünde die Mechanismen dieser Zerstörung nicht. Er selbst und sein Team demonsAm wenigsten mein Großvater. Wäre er noch trieren in Perfektion, wie aus Lüge Wahrheit am Leben – er würde er es sich spätestens jetzt wird. Diese Wahrheit spiegelt die Interesnehmen. Wie ich zu dieser kruden Annahme senslage einer kleinen Gruppe, die der Sukomme? Kurz vor seinem Tod, der mehr als 20 perreichen. Längst ist die exponierte PosiJahre vorbei ist, nahm er mich an die Hand und tion dieser Menschen angezählt, denn der erzählte mir sein Leben. Er war Jahrgang 1916. Geboren inmitten eines Krieges. Den Zweiten Kapitalismus in seiner heutigen AuspräWeltkrieg hat er überlebt. »Einen dritten Krieg gung ist nichts mehr, woran die Mehrwerde ich nicht erleben«, sagte er. »Nicht, weil heit glaubt. Mehr als 40 Jahre galt, dass Kapitalismus und Globalisierung dem mich vorher der Sensenmann holt. Ich würde ihm Vorteil aller dienen. Seit einigen Jahren zuvorkommen.« Viele von uns haben in ihrer Familie dient er nur noch den Reichen. Das hat noch die Möglichkeit, aus erster oder zweiter Hand sich herumgesprochen. Nur: Glauben ein grausames Stück Geschichte erzählt zu bekommöchte es die breite Masse nicht so men. Es liegt an uns, sie nicht erneut erleben zu müssen. Dafür aber reicht es nicht, nichts zu tun und abzurecht. Folglich stellt sich einer hin warten. Wenn der Mut müde wird, wird die Sehnsucht und erklärt mit »alternativen Fakten«, dass es allen bessergehen groß. Und jene ist mit leichtem Spiel von alternativen werde. Allen? Nein. America first! Fakten zu beeindrucken. Seid mutig!

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