BIORAMA 64 – Deutschlandausgabe

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AUSGABE 64 — DEZEMBER 2019 / JÄNNER 2020. WWW.BIORAMA.EU ÖSTERREICHAUSGABE

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BON VOYAGE?

Traumschiff: Wird die Kreuzfahrt ökologisch vertretbar? Verhütung: Natürliche Alternativen zu hormoneller Empfängnisverhütung. Vleischeslust: Ein Skeptiker findet im Marktplatz Gefallen an Fleischersatz. Veränderung: Die »Göttin des Glücks« ist wieder da und wird Genossenschafterin.

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E DIT O R I AL , IM P RE SSU M

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ALTES ÖL IN ALTEN SCHLÄUCHEN

U

mwelt und Natur. Irgendwie alles dasselbe. Es gibt jetzt klimaschonendere Kreuzfahrtschiffe. Oder doch nicht? Venedig – Barcelona – Palma de Mallorca – die derzeit aus etwa 600 Schiffen bestehende Kreuzfahrtindustrie ist eine regelrechte Luftverschmutzerin und diese Häfen beziehungsweise diese Städte sind die am stärksten betroffenen. »Kritische Themen steigern die Glaubwürdigkeit» heißt Punkt fünf im »Journalisten Werkstatt«-Sonderheft zum Beitrag »Besser Schreiben: Die Reisereportage«. Die Anleitung ist im November 2019 erschienen, verfasst von »Medium. Magazin für den Journalisten« und »Der Österreichische Journalist« und wir haben sie uns zum Vorbild für unseren Schwerpunkt genommen. Kritisches Thema flechten wir ein. Check! Dort lautet der dritte Absatz: »Am bedenklichsten sieht die Berichterstattung über Kreuzfahrten aus. Nirgendwo klaffen Anspruch (heile, sorgenfreie Welt) und Wirklichkeit (Umweltverpestung, Gesundheitsprobleme an Bord und Nepp auf Landgängen) so weit auseinander. Erfrischend, wenn wenigstens zwischendrin einmal über die neuen Flüssiggasmaschinen berichtet wird. Und unvermeidlich, auch die neuen Beschränkungen in vielen Häfen dieser Welt zu thematisieren.« Der letzte Absatz schließt mit einer Kritik am grundsätzlichen Umgang mancher Redaktionen mit der Rubrik Reise: »Mancherorts heißt die Devise: Die Welt ist schon in der ganzen Zeitung oder Zeitschrift so schlecht, dann lasst sie doch zumindest im Reiseteil heile sein.« Wir lassen die Welt also heile sein und damit sie auch heile bleibt, sagen wir dazu: Macht die Schlote dicht! Nicht nur für die Gesundheit und für die Natur. Sondern fürs Klima.

ILLUST RTATION LA HS

BILD MI CHAE L MI CKL

Wir wünschen gute Lektüre!

Irina Zelewitz, Chefredakteurin zelewitz@biorama.eu

Den Geflügelten Bleistift für den besten Newcomer hat 2019 LAHS mit »Kreuzfahrttouristen« gewonnen. Bild: Deutscher Karikaturenpreis.

IMPRESSUM HERAUSGEBER Thomas Weber CHEFREDAKTEURIN Irina Zelewitz AUTORINNEN Nina Ainz, Valentina Dirmaier, Iris Eichtinger, Helge Fahrnberger, Bettina Landl, Ursel Nendzig, Lucia Scarpatetti, Jürgen Schmücking, Anika Suck GESTALTUNG Michael Mickl, Selina Alge Lektorat Mattias Feldner COVERBILD Montage: Michael Mickl, Bilder: istock.com/rtguest, istock.com/ aleksandarvelasevic ANZEIGENVERKAUF Herwig Bauer, Micky Klemsch (Leitung), Bernadette Schmatzer, Thomas Weber DRUCK Walstead NP Druck GmbH, Gutenbergstraße 12, 3100 St. Pölten PRODUKTION & MEDIENINHABERIN Biorama GmbH, Wohllebengasse 16 / 6, 1040 Wien GESCHÄFTSFÜHRUNG Martin Mühl KONTAKT Biorama GmbH, Wohllebengasse 16 / 6, 1040 Wien; www.biorama.eu, redaktion@biorama.eu BANKVERBINDUNG Biorama GmbH, Bank Austria, IBAN AT44 12000 10005177968, BIC BKAUATWW ABONNEMENT siehe Website: www.biorama.eu ERSCHEINUNGSWEISE 6 Ausgaben pro Jahr ERSCHEINUNGSORT Wien. BLATTLINIE BIORAMA ist ein unabhängiges, kritisches Magazin, das sich einem nachhaltigen Lebensstil verschreibt. Die Reportagen, Interviews, Essays und Kolumnen sind in Deutschland, Österreich und der ganzen Welt angesiedelt. Sie zeigen Möglichkeiten für ein Leben mit Qualität für den Menschen und den Planeten Erde. Ohne dabei den Zeigefinger zu erheben. BIORAMA erscheint sechs Mal im Jahr.


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AU F TAKT

64 INHALT 03 10 12 14

Editorial Global Village Meine Stadt Gibt es Green Cruising? Welchen Beitrag leisten alternative Antriebe?

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KreuzfahrerInnen Drei bekennende Kreuzfahrttouristinnen

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Gegen die Gigantonomie Auf Galápagos wehrt man sich gegen den Overtourism.

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Kreuzfahrten? Kann man machen. Ein Kommentar von Helge Fahrnberger

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Was bedeutet halbwegs berechenbar? Die gängigsten »natürlichen« Verhütungsmittel

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Gott verhüte!

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Fürs Klima gekocht Das Ergebnis eines Rezeptwettbewerbs

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Die Göttin hat Glück Eine Marke kehrt zurück

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Men at work Eco Fashion fürs Büro und den Weg dorthin

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Plastikfreie Kosmetik Fünf Mal anders verpackt

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GREEN CRUISING Sind ökologisch vertretbare Kreuzfahrten möglich? Welchen Beitrag können alternative Antriebe dazu leisten – und sind sie auch im Einsatz?

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Aus dem biorama Universum

MARKTPLATZ 38

Marktplatz Food Wurstersatz

60

Martkplatz Kosmetik Mascara

KOLUMNE 66

Elternalltag

BILDER ISTOCK.CO M/RAYLI PSCO MBE, ISTOCK.CO M/POW EROFFOREVE R, FO RUM UMWE LTBILD I UN G, MICHÉLE PAUT Y

Christian Fiala im Interview: Natürlich werden Frauen schwanger.


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41

GEGEN DIE GIGANTONOMIE

FÜRS KLIMA GEKOCHT

Kreuzfahrt im Kleinformat. Die Galápagos-Inseln versuchen, ihre Natur vor dem Massentourismus zu schützen.

Was macht ein Rezept aus, das klimafreudlich ist?

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MODESTRECKE

Männermode für Alltag und Büro: Eco Fashion gibt es Fahrrad– und Office-tauglich.


Entgeltliche Einschaltung Fotos: BMF/Adobe Stock

bmf.gv.at

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absetzbarkeit finden Sie auf

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gilt nicht nur für Spenden an be-

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L ES E R I NNEN M E IN U N G

WIR MÜSSEN REDEN … LeserInnen an und über uns Mails, Tweets und hoffentlich Liebesbriefe an die Redaktion – und unsere Antworten. BETRIFFT:

VOM KAMPF GEGEN WINDMÜHLEN Biorama NÖ#4 in der Onlineausgabe »So tragisch – wir alle wollen zurück zur Natur ... aber nur nicht zu Fuß! Solaranlagen verschandeln das Landschaftsbild, Flusskraftwerke töten Frösche und Windparks wollen wir einfach nicht. Vielleicht sollten wir weiterhin fossile Brennstoffe verheizen und Atome spalten, wenn irgendwelche selbsternannten ExpertInnen gegen »ineffiziente Windparks im Wald« wettern – ich gehe davon aus, dass die ExpertInnen, die die Standorte wählen, schon ein wenig Ahnung haben, ehe sie einen Standort freigeben …« – ANDREAS ANGERER, auf Facebook BETRIFFT:

RE:POST »Ist das nur für Studenten oder für alle?« - @DARYNCHOOK, via Instagram

Nein, auch Menschen, die nicht studieren, können sich an »Re:Post«, dem von BIORAMA und dem Poolbar Festival präsentierten Uniformrecycling-Projekt der Österreichischen Post AG, beteiligen (unter poolbar.at/generator). Es reichen Gestaltungswille wie -Talent. Das Designlabor – der Re:Post Generator – findet von 17. bis

25. Februar in Wien statt, das Nachbearbeitungslabor von 13. bis 15. März. ECTS-Punkte gibt es halt nur für an der Universität Linz, Technischen Universität Wien und an der New Design University (NDU) in St. Pölten Inskribierte. BETRIFFT:

BIORAMA 63 in biorama 63 (Oktober/November 2019) Kennst du das biorama Magazin? [...] Ich hab mich ja auch schon oft gewundert, was ich in Ernährungsberatungen so erzählt bekomme, was man angeblich nicht essen soll, weil Hildegard gesagt hat, dass es nicht gut ist, z. B. Tomaten oder Melanzani/Auberginen. Dabei hat noch nie jemand logisch überlegt, dass zu ihren Lebzeiten ja noch gar keine Nachtschattengewächse bei uns verfügbar waren, die kamen erst ab 1492. Und ein Fasten nach Hildegard gibt es auch nicht wirklich, zumindest findet sich in ihren Schriften nichts dazu, dass sie dem medizinische Bedeutung zugemessen habe. Danke für die gute Recherche, biorama. Den Artikel findest du in der aktuellen Ausgabe unter issuu.com/biorama – CLAUDIA NICHTERL, auf Facebook

Claudia, wir danken DIR! Für das Lob, und für die geschätzte Weiterverbreitung!

Bitte mehr davon an redaktion@biorama.eu!

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Nachrichten Meinung Magazin

Wir geben Ihnen unser Wort. Täglich aufs Neue. Lesen und erleben Sie Journalismus in höchster Qualität, digital neu gedacht und händisch kuratiert für max imales Lesevergnügen.

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STREET TALK WIR FRAGEN – 5 PERSÖNLICHE ANTWORTEN.

»WÄRE DIE PILLE FÜR DEN MANN AUF DEM MARKT, WÜRDEST DU AUF DIESES VERHÜTUNGSMITTEL SETZEN?« INTERVIEW UND BILDER IRIS EICHTINGER, LUCIA SCARPATETTI

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OLIVER

20, Student Ja, würde ich. Wenn die Frau die Pille nehmen kann, kann das der Mann genauso. Ich sehe da überhaupt keinen Unterschied.

JULIA

20, Studentin Es ist eine Frechheit, dass sich Frauen immer um Verhütung kümmern müssen. In einer vertrauensvollen Beziehung würde ich die Pille für den Mann in Betracht ziehen. Bei einem One-Night-Stand würde ich zusätzlich mit einem Kondom verhüten.

AHMET MARIA

65, Pensionistin Ich fände das großartig, wenn das auf den Markt käme. Es geht um Gleichberechtigung. Man muss halt dem Partner vertrauen, dass er die Pille genommen hat. Das könnte ein Problem sein. Aber ich geh immer vom Besten im Menschen aus, ich würde den Männern da schon vertrauen.

25, Installateur Ich würde keine Pille nehmen. Das ist Aufgabe der Frau, es geht ja um ihren Körper. Ich hätte auch Bedenken wegen der Nebenwirkungen.

JIMMY

30, Putzmeister Es wäre eine ungewohnte Situation. Aber ich könnte es mir schon vorstellen. Wir haben ja alle die gleiche Verantwortung, egal, welchen Geschlechts man ist.


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G LOBAL VI LLAGE

DEUTSCHLAND

THE DAYS ARE LONG, BUT THE YEARS ARE SHORT

GRIDANIMATION

Das Jahr beginnt mit einer französischen Truppe, die trotz ihrer Unterschiede beim Musikmachen zusammenfindet, und endet mit einer holländischen Uhr voller Zeit. Zeit, die für immer weg – nein, für immer mein ist, denn »die habe ich erlebt«! Im Kinder Kalender 2020 finden kleine und große Heranwachsende einen heiteren Begleiter für das neue Jahr: 52 Gedichte aus der ganzen Welt sorgen gemeinsam mit farbenfrohen Illustrationen jede Woche für Staunen. Die HerausgeberInnen haben aus über 30 Ländern – von Serbien bis Senegal, von Norwegen bis Japan – Kinderlyrik ausgewählt, die ihnen besonders gut gefallen hat. Aus dieser Vielstimmigkeit ist ein Kalender entstanden, der nicht nur mehrfach prämiert worden ist, sondern der auch Sehnsucht macht: Sehnsucht danach, das neue Jahr mit ebenso vielen sinnlichen Eindrücken zu füllen, wie sie der Kinder Kalender 2020 weckt. Nur ein Kalenderblatt ist weiß geblieben: Darauf können Kinder ihrer Fantasie freien Lauf lassen. Und wer sein Werk beim Kalender-Wettbewerb einreicht, gewinnt vielleicht einen Kinder Kalender 2021. NINA AINZ Kinder Kalender 2020, Hg. von der Internationalen Jugendbibliothek, München, 60 Blätter, 52 vierfarbige Ill., 33 x 30,5 cm, ¤ 20,-

BILDE R E DI TION MOMENTE , IST OCK.CO M/ALFS NAIPER

Der wunderbare Kinder Kalender führt in 34 Sprachen durch die Welt und durch das Jahr.


WELTMEERE

NO FILTER: ZIGARETTENFILTER, DIE SICH AUFLÖSEN

Erhältlich bei:

Die Ozeane sind voller Zigarettenfilter. Und die halten sich dort lange. So klein und doch ein Problem: 4,5 Billionen Zigaretten werden Schätzungen zufolge jährlich weltweit geraucht – wobei herkömmliche Zigarettenfilter aus Cellulose-Acetat bestehen. Was von ihnen bleibt, wenn sie sich zersetzt haben: vor allem Mikroplastik. Die Filter und ihre Bestandteile gelangen in die Gewässer und in die Böden – und so auch in die Nahrungskette. In Süßwasser dauert es 15 Jahre, bis Zigarettenstummel vollständig zerfallen, in Salzwasser dauert es ein Vielfaches. Während auch 2019 wohl wieder zwischen 340 und 680 Millionen Tonnen Zigaretten in den Weltmeeren gelandet sind, hat an der FH Münster Max-Fabian Volhard an einer Lösung geforscht und konnte in Laborversuchen bereits erste Erfolge verbuchen: Durch die Beimischung von Titandioxid soll – angeregt durch Sonneneinstrahlung – die Polymerstruktur des Celluloseacetats angegriffen und binnen fünf Jahren zersetzt werden. Die nötige Menge Titandioxid wäre so gering, dass – so schätzen die Wissenschaftler – es Mehrkosten von maximal einem Cent pro Zigarette verursachen würde. IRINA ZELEWITZ

Find us on:

fh-muenster.de

www.biometzger.at


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M E IN E STA DT

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MEINE STADT:

GRAZ

LIEBLINGSPLÄTZE UND ECO-HOTSPOTS TEXT UND ILLUSTRATION Bettina Landl

Bettina Landl hat in Graz Kunstgeschichte und Philosophie studiert. Hier lebt und arbeitet sie auch als freie Autorin. Ein in einem weiten Sinne nachhaltiger Lebensstil ist ihr wichtig und die Stadt bietet viele Möglichkeiten, einen solchen zu pflegen, nicht zuletzt durch Konsumverhalten, das auf Umweltschutz und Solidarität setzt.

SOLIDARITÄT ÜBEN

1959 in Graz gegründet, leistet das Forum Stadtpark wichtige gesellschaftspolitische Arbeit und versteht sich als ein Ort für Diskurs, der für einen erweiterten Kunstbegriff und für spartenübergreifendes Arbeiten steht. Veranstaltungen in den Bereichen Architektur, Literatur, bildende Kunst, Film, Fotografie, Musik, Theater, Performance und Theorie bieten ein dichtes Programm für Auseinandersetzung. So beherbergt es beispielsweise die Buchpräsentations- und Diskussionsreihe »debating.society«, die jeden ersten Mittwoch des Monats stattfindet, wie auch das jährlich stattfindende »Crossroads – Festival für Dokumentarfilm und Diskurs«, das sich mit entscheidenden Entwicklungen der Gegenwart beschäftigt.

KULTURANGEBOTE

Rotor, 1999 gegründet, widmet sich sozialen, politischen, ökologischen und ökonomischen Fragen der Gegenwart, die mittels zeitgenössischer Kunst zur Diskussion gestellt werden. Es geht um die Suche nach geeigneten Methoden der Zusammenarbeit, um das Provozieren eines Umdenkens und die Möglichkeiten der Teilnahme an künstlerischen Prozessen. Der öffentliche Raum spielt dabei eine entscheidende Rolle, Menschen aktiv mit Kunst in Kontakt zu bringen, urbane Transformationen zum Thema zu machen und einen konstruktiven Beitrag zum Zusammenleben zu leisten.


AutorInnen Kinga Tóth, Stefan Schmitzer, Christoph Szalay und Max Höfler

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MACHEN

Das Sub ist ein Versuch, den Menschen als autonom zu begreifen und sich der Frage zu widmen, wie wir die Gesellschaft, in der wir leben, organisieren wollen. Sub bietet einen Freiraum für Diskussionen, Konzerte, Lesungen, Vorträge, Workshops etc., ist ein selbstverwaltetes und gemeinnütziges Vereinsprojekt, dessen Absicht es ist, diskriminierende Strukturen und Verhältnisse zu thematisieren und Gegenentwürfe zu entwickeln.

BON COURAGE!

»Nachhaltig in Graz« (NiG) hat sich zum Ziel gesetzt, es allen Menschen, die in Graz nachhaltig(er) leben wollen, so leicht wie möglich zu machen, zu den dafür nötigen Informationen zu kommen. Gesammelt wurden Grazer Geschäfte mit nachhaltigen, verpackungsarmen Waren, aber auch regionale Läden, die reparieren, upcyceln und wiederverwenden, wie auch Initiativen und Tipps für ein nachhaltigeres Leben. Im NiG-Laden in der Leonhardstraße 38 wird verschenkt und getauscht – auch Informationen rund um ein umweltbewusstes Leben.


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GIBT ES GREEN CRUISING?

TEXT Bettina Landl

A

bhängig davon, in welcher »Bubble« man lebt, kann einen die Nachricht überraschen: Die Kreuzfahrt ist in Mode. Im Hinblick auf deren Klimabilanz könnte man meinen, dieser Wirtschaftszweig würde derzeit durch Auflagen und Druck von KonsumentInnen zum Einlenken gezwungen, doch nur ein kleiner Teil der Schiffsflotte wird sauberer. Das Gros der Branche setzt weiterhin auf Schweröl und verzichtet auf den Einsatz von Abgastechnik. Mit dem Pariser Klimaabkommen hat sich die Weltgemeinschaft auf Klimaschutzziele verständigt, wonach bis 2050 fos-

sile Energie durch regenerative ersetzt werden soll. Seit vielen Jahren wird versucht, einen Kraftstoff zu entwickeln, der sauber verbrennt, bezahlbar ist und klimaneutral hergestellt wird, um nachhaltige Schifffahrt möglich zu machen, auch im Hinblick auf den weltweit beliebten Kreuzfahrttourismus.

GEGENSTEUERN »Die 15 größten Seeschiffe der Welt stoßen jährlich mehr schädliche Schwefeloxide aus als alle 760 Millionen Autos weltweit«, heißt es in der »Zeit« Nr. 36/2017. Die Behauptung geht


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BILD ISTOCK.CO M/DE EBROW NING

Machen die neuen Antriebstechnologien die Kreuzfahrtbranche umweltschonender?

auf die Kampagne »Mir stinkt’s – für eine saubere Kreuzschifffahrt« des Naturschutzbunds Deutschland (nabu) aus dem Jahr 2012 zurück, in der eine umgehende und strenge Begrenzung des Ausstoßes von Luftschadstoffen gefordert wird, so wie es an Land zumindest Fortschritte im Bezug auf die Grenzwerte für den Straßenverkehr gibt. Allerdings wurde der NABU für die der Rechnung zugrunde liegende Annahme der weltweit in Verwendung befindlichen Pkw kritisiert – es waren damals und sind auch heute wohl deutlich über eine Milliarde. Doch erst im Sommer 2019 hat wieder

eine Studie – diesmal des Thinktanks Transport & Environment – diese Grundaussage bestätigt und mit einem ähnlichen Beispiel für Europa illustriert: Allein die Schiffe des Kreuzfahrtanbieters Carnival haben in Europa mehr Schwefeldioxid emittiert als alle Personenkraftfahrzeuge (d. h. nicht nur Autos, sondern etwa auch Busse) auf dem Kontinent. Schiffe sind tatsächlich für einen größeren Teil der Schwefeloxidemissionen verantwortlich als Autos. In den sozialen Medien bezieht man sich aktuell wieder auf diesen Vergleich, angeheizt von der Debatte um schmutzige Dieselautos und deren Einfluss

Cruise Lines International Association (CLIA), der weltweit größte Handelsverband der Kreuzfahrtbranche, hat im April 2019 seine neueste Statistik vorgelegt: Ein Plus von fast sieben Prozent von 2017 bis 2018 und insgesamt 28,5 Millionen Passagiere zeigen, dass die Kreuzfahrt im internationalen Tourismus eine wichtige Rolle spielt und weltweit wächst.


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Spanien, Italien, Griechenland, Frankreich und Norwegen sind jene EU-Staaten, die am stärksten von den durch Kreuzfahrtschiffe ausgestoßenen Luftschadstoffen betroffen sind. Mehr Informationen dazu im Bericht »One corporation to pollute them all« des Thinktanks transportenvironment.org.

LNG steht für liquefied natural gas; Methangas

gen Pampe, die auf dem Boden der Raffinerien zurückbleibt und (derzeit noch) bis zu 3,5 Prozent Schwefel enthalten darf. Ausnahme: In seca-Gebieten (Schwefelemissionsüberwachungsgebieten) darf nur noch Treibstoff verwendet werden, der bis zu 0,1 Prozent Schwefel enthält. Ab 2020 will die Internationale Schifffahrtsorganisation imo den Schwefelausstoß auch auf hoher See – außerhalb der seca-Zonen – reduzieren: von früher 3,5 auf 0,5 Prozent Schwefel. Schiffsreeder sind (dann erst) aufgefordert, den Schiffsantrieb umzustellen und schwefelfreien Treibstoff, Katalysatoren und Abgasfilter zum Einsatz zu bringen. An fehlender Technik liegt es nicht. Dass sich die Schifffahrt so lange gegen Umweltauflagen wehren konnte, liegt auch an ihrer Internationalität, denn Grenzwerte können nur global durchgesetzt werden.

NEUE TRIEBKRÄFTE MOBILISIEREN Seit Dezember 2018 setzt die aidanova, ein Kreuzfahrtschiff der Marke aida Cruises, das 2019 als erstes Kreuzfahrtschiff mit dem Blauen Engel für ein umweltfreundliches Schiffsdesign ausgezeichnet wurde, auf Flüssiggasantrieb. Damit macht aidanova den Anfang im Hinblick auf eine zu erwartende Umrüstung der Flotte. Der Haken dabei: Auch das verwendete Flüssiggas (lng) ist weiterhin ein vollständig fossiler Brennstoff, der teilweise mit erheblichen Eingriffen in die Umwelt gewonnen wird. Für gewöhnlich wird das Erdgas in Rohrleitungen von einer Erdgasförderstätte zu einem lng-Terminal in einem Hafen transportiert, wo es gespeichert, aufbereitet und durch Herunterkühlen verflüssigt wird. Erdgas enthält in der Regel eine Mischung aus Methan und schwereren Kohlenwasserstoffen sowie Stickstoff, Kohlendioxid, Wasser und weitere Bestandteile wie Schwefelverbindungen. In lng-Terminals wird das Flüssigerdgas im tiefkalten Zustand in isolierten Lagertanks (meist zylindrische Flachbodentanks) und unter atmosphärischem Druck bis zum weiteren Transport zwischengespeichert. Das lng wird danach durch Umladen auf kleinere Tanker oder nach einer Umwandlung in den gasförmigen Zustand in

BILDER I ST OCK.COM/DEBBIE ANN PO WELL, AIDA

auf die Luftqualität. Und schon in wenigen Jahren werden Schwefeloxide aufgrund schärferer Umweltgesetze im Straßenverkehr praktisch keine Rolle mehr spielen, denn seit geraumer Zeit wird an Tankstellen zunehmend schwefelarmer, seit 2008 in der EU, den usa und Japan nur noch schwefelfreier Treibstoff angeboten. In China und Indien läuft die Umstellung derzeit. Nur bei Seeschiffen verläuft die Abkehr vom Schwefel deutlich langsamer. Mindestens so schädlich für Umwelt und Gesundheit sind außerdem auch andere Schadstoffe. Neben dem Treibhausgas CO2 sind das vor allem Stickoxide und Feinstaub. Auch dabei schneiden Seeschiffe schlecht ab. Sowohl an Bord als auch in den Häfen erzeugen sie gesundheitsschädliche Feinstaub- und Stickoxidemissionen, die weit über jenen Grenzwerten liegen, die im Straßenverkehr gelten. Schiffe stoßen sowohl an Bord als auch in den Häfen gesundheitsschädliche Feinstaubund Stickoxidemissionen aus, Angetrieben werden sie meist mit Schweröl, einer drecki-

»Trotz des großen Handlungsdrucks angesichts der Klimakrise bringen die AnbieterInnen noch immer weitere Riesenschiffe auf den Markt, die mit fossilen Kraftstoffen betrieben werden.«


Gewinnt LaSelva

Auch das in der AIDAnova verwendete Flüssiggas (LNG) ist ein vollständig fossiler Brennstoff, der teilweise mit erheblichen Eingriffen in die Umwelt gewonnen wird. LNG gilt daher als Übergangstechnologie.

Rohrleitungen zu einem weiteren Verteiler (Hub) oder direkt zu Ferngasgesellschaften weitertransportiert und findet so unter anderem in der Schifffahrt Abnehmer. Problematisch ist also nicht nur dessen Gewinnung, sondern auch dessen Einsatz, denn hinzu kommt der sogenannte Methanschlupf, bei dem das hochpotente Klimagas Methan in die Atmosphäre entweicht. Somit bietet der Gasantrieb zwar in puncto Luftschadstoffminderung unbestreitbare Vorteile gegenüber Marinediesel und Schweröl, nicht jedoch in Hinblick auf die Klimabilanz der Flotte. lng gilt eher als mittelfristige Übergangstechnik. Nach aktuellem Stand reduziert lng den für die Klimaerwärmung problematischen Ausstoß von klimawirksamen Gasen (insbesondere CO2 und Methan) um sechs bis im Idealfall maximal 20 Prozent. Die Hybridtechnik schafft nach Angaben der Betreiber 14 Prozent.

PERSPEKTIVENWECHSEL Weder Urwaldrodungen zur Gewinnung landwirtschaftlicher Nutzflächen noch die Verknappung der Verfügbarkeit dieser Rohstoffe als Lebensmittel können die Antwort auf den hohen Verbrauch von fossilen Energieträgern sein. Die zentralen Kritikpunkte an der Verbrennung von Agrosprit – also von Kraftstoffen aus landwirtschaftlichen Erzeugnissen wie Mais, Raps, Weizen und Palmöl für Ottound Dieselmotoren – würden auch für deren Einsatz in der (Kreuz-)Schifffahrt gelten. Nach wenig erfolgversprechenden Versuchen auch mit Kraftstoffgewinnung aus Abfall, Reststoffen oder auch Algen wird nun mit synthetischen Kraftstoffen experimentiert, die auf Wasserstoff als Grundprodukt setzen. Die Wasserstoff- und Brennstoff-

Fruchtig durch den Winter mit 100 Prozent Toskana Tomate Die leuchtend rote Tomaten-Polpa grüßt Dich dampfend aus dem Kochtopf. Ihr süßer Duft entfaltet sich. Ein wenig Salz nach Bedarf. Wenn überhaupt. Der fruchtige Geschmack der Bio-Tomate erzählt vom Hochsommer auf dem toskanischen Landgut LaSelva und auf den Feldern der 13 Anbaupartner aus der Region. Die Feldfrüchte kommen als Passata, Polpa oder geschält ins Glas. Sie verwandeln sich zur würzigen Basis für Salsa-Kreationen mit Artischocken, Basilikum und Oliven. Auch für Pesto, Tomatensaft oder Ketchup mit Balsamico wird das Fruchtfleisch vorbereitet. Der intensive, natürliche Tomaten-Geschmack ohne Zusätze ist bis heute die Besonderheit in der Verarbeitung bei LaSelva. LaSelva Bio-Feinkost verlost 10 x 30 Euro– Gutscheine für den Onlineshop. Um teilzunehmen schick uns einfach mit dem Betreff „Toskana“ ein Mail an toskana@biorama.eu, in dem du uns dein Lieblingstomaten-Gericht nennst. Rechtsweg ausgeschlossen. Verlosung am 16.1.2020. www.laselva.bio


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2015 einigten sich 196 Staaten darauf, die Erderwärmung bis 2100 auf »deutlich unter zwei Grad« gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen. Laut einer Analyse des Climate Action Trackers (CAT) aus dem Dezember 2018 ergreifen davon jedoch nur sieben Staaten ausreichende Maßnahmen: Marokko, Gambia, Bhutan, Costa Rica, Äthiopien, Indien und die Philippinen.

KLIMANEUTRALE VERBRENNUNGSMOTOREN Zunächst braucht man regenerativen Strom – am besten überschüssigen Wind- oder Solarstrom, den das Netz nicht aufnehmen kann. Damit wird Wasser per Elektrolyse in Sauerstoff (O2) und Wasserstoff (H2) gespalten – das ergibt als ersten Grundstoff Wasserstoff. Im zweiten Arbeitsschritt wird dieser Wasserstoff mit Kohlendioxid (CO2) verbunden, das zum Beispiel als Abfallprodukt aus anderen industriellen Prozessen entstanden ist oder aus der Umgebungsluft extrahiert wird.

Mögliche Endprodukte sind synthetischer Diesel, synthetisches Benzin und synthetisches Gas. Die Herstellung erfolgt derzeit noch in geringen Mengen, etwa in Forschungs- und Pilotprojekten. Die bekannteste Anlage steht im norddeutschen Werlte, wo Audi mit Industriepartnern klimaneutrales, synthetisches E-Gas produziert. Gegen eine baldige Markteinführung auf breiter Front sprechen der schlechte Wirkungsgrad, die aufwendige, also teure Herstellung und fehlende Industrieanlagen. ExpertInnen sehen das Einsatzgebiet von E-Fuels aufgrund des schlechten Wirkungsgrads nicht im Pkw, sondern in Transportbereichen, wo weder ein Elektro- noch ein Brennstoffzellenantrieb infrage kommen. Das wäre vor allem in Flugzeugen und Schiffen der Fall. Der Grund: In Flugzeugen oder Schiffen müsste man so extrem große Batterien oder Wasserstofftanks mitführen, dass vom Transportvolumen zu wenig übrig bliebe. Synthetische Kraftstoffe hingegen beanspruchen wegen ihrer hohen Energiedichte nicht mehr Raum als Kerosin oder Diesel und wiegen auch nicht mehr.

WICHTIGE REGULATOREN IM UMWELTSCHUTZ Der nabu erfasste dieses Jahr erstmalig Technologien zum Klimaschutz im Bereich der Antriebe und der Energieversorgung. Einzig zwei Segelschiffe sowie jene Schiffe, die über einen Landstromanschluss verfügen und über diesen ihren Energiebedarf während der Liegezeit im Hafen mit Strom aus erneuerbaren Quellen speisen, schneiden hier besser ab. Zu bedenken ist bei derartigen Rankings aber, dass die Zahlen nicht immer einem Faktencheck standhalten (siehe oben). Die »Roald Amundsen« der Reederei Hurtigruten AS fährt seit Juli 2019 und ist das weltweit erste Kreuzfahrtschiff, das mit einer Kombination aus Batterien und Marinedieselöl als Treibstoff unterwegs ist. Mit einem Hybridantrieb, einer Kombination aus dieselelektrischem und reinem Elektroantrieb, gespeist aus Akkumulatoren – ein Schiff, das zumindest auf kurzen Strecken emissionsfrei übers Meer fährt. Dafür müssen die vier Schiffsschrauben zunächst Strom erzeugen, der in 120 Lithium-Ionen-Akkus unter Deck gespeichert wird. Sobald

BILD ISTOC K.C OM/REDTEA

DAS PARISER KLIMASCHUTZABKOMMEN

zellentechnologie entwickelt sich zu einer echten Alternative für die spezifischen Bedürfnisse der Schifffahrt. Grundlage bilden standardisierte Einheiten, die modular aufgebaut sind und durch Zusammenschalten zu beliebigen Leistungsgrößen skaliert werden können. Die so entstehenden Energiemodule sollen künftig die Grundlage eines dezentralen Netzes an Bord bilden. Die Brennstoffzelle ist ein elektrochemischer Energiewandler. Es wird chemische Energie direkt, ohne Umweg über mechanische Energie, in elektrische Energie umgewandelt. Darüber hinaus hat Wasserstoff den entscheidenden Vorteil, in der Natur nahezu unendlich vorhanden zu sein und außerdem klimaneutral hergestellt werden zu können. Und da Wasserstoff per Elektrolyse von Wasser mithilfe von regenerativem Strom freigesetzt wird, reden WissenschaftlerInnen hier von »strombasierten Kraftstoffen« bzw. von E-Fuels oder Power-to-X.


genug Energie verfügbar ist, fährt der Computer die Leistung der Dieselmotoren zurück. Dafür sorgt das sogenannte Power Management System, das steuert, wie viel Energie erzeugt und wieder verbraucht wird. Die Werte sind im späteren Betrieb steigerbar: Derzeit sind weniger als 20 Prozent des für Akkus vorgesehen Platzes tatsächlich bereits bestückt. Damit ist ein Fahrbetrieb im reinen Elektromodus für 20 bis maximal 30 Minuten möglich. Wegen der derzeit enorm schnellen Entwicklung in der Akkutechnik sind leistungsfähigere Generationen in Aussicht, aber vermutlich in vielerlei Hinsicht ähnlich kritisch zu sehen wie die Vorgängermodelle, denn (Hochleistungs-)Akkus stellen wiederum für sich ein Umweltproblem dar. Vor allem beim Bau der Batterie können große Mengen an Energie verbraucht und CO2 ausgestoßen werden. Zudem gelangen Umweltgifte bei der Produktion in die Natur und die nötigen Metalle werden bekanntlich häufig unter menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen abgebaut.

Die neue Gesamtedition

KEINE KREUZFAHRT OHNE UMWELTVERSCHMUTZUNG Dem Traum von einer umweltschonenden Kreuzfahrt sind Grenzen gesetzt. Trotz des großen Handlungsdrucks, unter dem die Weltgemeinschaft angesichts der Klimakrise steht, bringen die AnbieterInnen noch immer weitere Riesenschiffe auf den Markt, die allesamt mit fossilen Kraftstoffen betrieben werden. Die Branche handelt (noch) unzeitgemäß und verantwortungslos, auch sind viele Schiffe heute mit jahrzehntealtem technischen Standard unterwegs. Eine umfassende Reduktion von Luftschadstoffen ist heute technisch möglich. Es ist höchste Zeit, saubere Abgastechnik auf allen Schiffen zu verbauen und zur gesetzlichen Vorschrift für das Einlaufen in Häfen zu machen. Die Steuerbefreiung mariner Kraftstoffe muss dringend beendet, die Anforderungen an Energieeffizienz der Schiffe angehoben werden. Nur so können die Entwicklung und der flächendeckende Einsatz emissionsfreier Antriebstechnologien auch in der Schifffahrt vorangetrieben werden. Schlussendlich liegt die Wirkungsmacht auch in diesem Fall bei den VerbraucherInnen. Mit Sicherheit ist die Reduktion von Schadstoffemissionen ein notwendiger Schritt in Richtung nachhaltige Schifffahrt, aber ein Konzept, das sich den Namen »Green Cruising« verdient, ist umfassender angelegt.

Zu Beethovens 250. Geburtstag veröffentlicht die Deutsche Grammophon die vollständigste Werkausgabe aller Zeiten. Diese offizielle Gesamtedition der BTHVN2020 Feierlichkeiten bietet über 175 Stunden Musik, darunter Neuaufnahmen und Weltersteinspielungen, von 250 legendären Interpreten.

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31. JAN – 01. FEB 2020

KREUZFAHRER INN EN

Valentina Dirmaier, 27, 2013, in der Karibik

URANIA BERLIN

SPECIAL TRACK BILINGUAL:

FOOD

DEUTSCH & ENGLISCH

WEITERE THEMEN Bau & Architektur, Printing, Textil, Packaging & Kunststoffe, Digitalisierung, Landwirtschaft

#C2CC20 #CRADLETOCRADLE #POSITIVEFOOTPRINT

C2C-CONGRESS.ORG SCHIRMHERRSCHAFT Ministerin Svenja Schulze

DIE HEDONISTIN … will kalkkulierbares Abenteuer ohne tägliches Kofferschleppen.

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ie kommt ein junger Mensch auf die Idee, eine Schiffsreise zu machen? Nicht wenige waren verblüfft, als ich mich 2013 dafür entschied, meinen Winterurlaub mit mehr als 4000 Fremden in der Karibik schippernd zu verbringen. Warum also? Ich wollte möglichst viele Eindrücke in einer kurzen Zeit hamstern – und das, ohne jeden Tag die Koffer packen und schleppen zu müssen. Nun, das Unterhaltungsprogramm auf dem damals größten Passagierschiff der Welt war für mich Junggemüse und meine 21 Jahre nicht ausgerichtet. Geboten wurde mir, der Immer-Neugierigen, auf der schwimmenden Stadt trotzdem einiges: Ich konnte untertags in einem Meer aus Weißhäutigen sonnenbaden, mich der Völlerei an den Rund-um-dieUhr-Buffets hingeben und abends zwischen Roulette, Galadinner und Bummeln auf der Einkaufsmeile wählen. Spektakulär war das Abseits-Getöse: die Führungen durch die Küche, die ein österreichischer Koch den deutschsprachigen Gästen ermöglichte. Und die Erkundungstouren auf den Inseln – im Speziellen die auf eigene Faust, hinter den Zäunen, die TouristInnen und Einheimische trennten. Ich ignorierte sie geflissentlich. Unvergessen bleibt der turbulente Markt in Jamaika, dem ich in einem Rausch aus betörenden Düften der Gewürzbottiche und frischen Früchten verfiel. Und trotzdem bin ich davon abgekommen. Nach einer heuer beendeten 16-monatigen Solo-Rucksackreise durch Lateinamerika könnte ein Kreuzfahrt-All-inclusive-Urlaub mit kalkulierbarem Abenteuer im Rudel und europäisiertem Abendprogramm und Abendessen inzwischen maximal das Prädikat »Jo eh nett« abstauben. TEXT: VALENTINA DIRMAIER

BILDER VALENTINA DIRMAIER, CHRI STA RE I TING ER, HILDEGARD BRÜ CKLE R

C2C CRADLE TO CRADLE CONGRESS 2020


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KR E U ZFAH R E R IN N EN

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Hildegard Brückler, 75, Pensionistin 2018 auf der Costa Luminosa

Christa Reitinger, 27, Unternehmerin, aus Zell an der Pram

DIE GRUPPENREISENDE

DIE BEQUEME

… freut sich vor allem über Gesellschaft auf Reisen. The more the merrier!

… macht sich nicht gern Gedanken über die Bewältigung von Wegen.

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uch 2000 Mitreisende machen Hildegard Brückler nichts aus. Wenn andere schon von einer Busfahrt mit dreißig Fremden überfordert sind, dann lebt sie erst so so richtig auf. Je mehr los ist, desto besser. Die Pensionistin hat daher schon lange vor ihrer ersten Kreuzfahrt auf eine solche hingefiebert. Sie freut sich, dass man auf seinen täglichen Wegen an Bord ständig die temporären »NachbarInnen« trifft. Zuletzt fuhr sie mitihrer Tanzgruppe, mit der sie regelmäßig Boogie tanzt, die Adria entlang: Split, Dubrovnik, Malta. »Ich hab mich jahrzehntelang auf eine Kreuzfahrt gefreut, konnte es mir aber nicht leisten«, sagt Hildegard. Als die Preise dafür sanken, buchte sie in der Gruppe – gemeinsam mit dem Ehemann und einem befreundeten Paar – und fuhr – mit Tausenden anderen Gästen – gen Malta und Sizilien. Von den angebotenen Landgängen buchten sie nur zwei. Dass immer Massen von Menschen gleichzeitig auch auf noch so kleine Orte losgelassen werden, findet die Niederösterreicherin schwierig. »Santorin ist so ein herziger kleiner Ort. Leider war es eine einzige Schieberei«, erinnert sie sich. Abends genießt sie das volle Programm: Theater, Film, Essen, dort findet sie schnell neue FreundInnen. »Das ist gar kein Problem, das liegt mir im Blut«, beschreibt Hildegard ihre Kontaktfreudigkeit. Unangenehme Mitreisende kennt sie nicht: »Es gibt zwar auch echte Trampel, aber andere tragen an der Bar Abendkleidung. Menschen sind eben unterschiedlich, das macht mir nichts aus.« TEXT: ANIKA SUCK

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s ist der Komfort, antwortet Christa Reitinger auf die Frage, was Schiffsreisen für sie so attraktiv macht. Das schaukelnde Taxi auf dem Wasser, das einen im Schlaf von A nach B bringt und nach den Erkundungstouren an Land und auf Inseln wie ein sicherer Hafen (inklusive sauberer Dusche und warmen Wassers) in der Fremde ist, ist mittlerweile ihr favorisiertes Reisemittel. 2016 buchte die Oberösterreicherin ihre erste Kreuzfahrt. Das Boot schipperte zwischen den Kanarischen Inseln. Der Urlaub wurde aber beinahe zum Albtraum – das Mittelmeer war stürmisch, das Schiff und die PassagierInnen in Turbulenzen. »Die Lektion, keine Stöckelschuhe auf Booten zu tragen, lernten wir schnell.« Die humorvolle 27-Jährige verdaute das Trauma auf See schnell und buchte im Jahr darauf gleich die nächste Kreuzfahrt – von Dubai nach Indien. Damals lockten der Jugendbonus für Unter-25-Jährige und die Ferne. »Mumbai hat sich zum Beispiel für mich als superspannend herausgestellt. Aber per Direktflug hätte ich diese Destination nie gebucht«, sagt Reitinger. Ihren letzten Abenteuerurlaub verbrachte sie auf Mauritius, Madagaskar, La Réunion und den Seychellen. Dass sie und ihre Freundinnen oder ihr Partner das jüngste Publikum ausmachen, ist der Unternehmerin egal. Es gebe auch andere jüngere Paare und Familien. Nur die Discos am Partydeck hätten eine Verjüngungskur notwendig. Verbieten würde Christa Reitinger auch die Handtuchmanieren so mancher deutschsprachiger TouristInnen. Das nervt. Ansonsten liebt sie die Schifffahrten. Nächstes Ziel: »Vielleicht Südostasien.« TEXT: VALENTINA DIRMAIER


Bio-Äpfel

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Seit über 10 Jahren werden die BIO vom BERG Äpfel im Tiroler Oberland angebaut. Hier ist vor allem im Herbst das Klima mit milden Sonnentagen und frischen, klaren Nächten optimal für das Aroma. Apfelspezialist Georg Tappeiner betreut seinen Apfelgarten in Inzing. Professionell gelagert und verpackt wird dann im Obstlager Haiming. Von dort gehen die Bio-Äpfel direkt zur MPREIS Zentrale nach Völs. Frischer und regionaler geht‘s fast nicht. Das Gütesiegel „Qualität Tirol“ steht für den Tiroler Ursprung.

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GEGEN DIE GIGANTONOMIE

TEXT UND BILD Valentina Dirmaier

Expeditionsreisen auf Minikreuzfahrtschiffen liegen als Alternative zu Urlauben auf Riesenschiffen im Trend. Auch im Kleinformat kann der Massentourismus zur Gefahr für Natur und Tier werden – wie ein Blick auf die Galápagos-Inseln zeigt. 6800 Gäste

passen auf die »Symphony of the Seas« – aktuell das größte Kreuzfahrtschiff der Welt.

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ehr Menschen, mehr Laufmeter und größere Flotten. Der Massentourismus auf dem Meer wächst sich in immer neue Sphären aus. Etwas mehr als 28 Millionen PassagierInnen wurden weltweit im Segment Schiffsreisetourismus im vergangenen Jahr gezählt. 30 Millionen sollen es 2019 werden, prognostiziert der Weltverband der Kreuzfahrt-Reedereien (clia). Pauschalurlaub auf Wasser floriert. Abseits von Andrang und Auswüchsen treibt die Industrie neue Blüten: Expeditionsreisen. Beispielsweise zur Antarktis. Das Konzept: weniger Gäste, exklusive Destinationen, gehaltvolleres Programm und intimeres Umfeld. Mehr Tiefgang in der Unterhaltung. Mitunter schweift das Programm auf den eigens dafür gebauten Yachten, Minikreuzfahrtschiffen und Segelbooten in die Wissenschaft ab: MeeresforscherInnen referieren. Nachhaltigkeit wird versprochen. Oder gepredigt. Danach treten Stars aus der Unterhaltungsbranche auf. Den Gästen wird vieles ge-

boten. Auch sagenhaft schöne Natur. Leckerbissen, die exklusiv nur einem bestimmten, zahlungskräftigen Publikum vorbehalten sind. Die Branche richte sich und ihr Angebot bereits danach aus, sagt clia-Deutschland-Sprecherin Caroline Schröder.

UNBERÜHRTE NATUR Szenenwechsel auf die Galápagos-Inseln. 3488 EinwohnerInnen wurden im Jahr 1972 auf den fünf Inseln des Archipels dokumentiert. 40 Jahre später waren es mehr als 25.000. Die Folgen des rasanten Wachstums: Infrastrukturprobleme, Umweltverschmutzung, Konflikte. Expeditionsreisen gibt es hier längst. Um die Archipele mit ihren Riesenschildkröten, Leguanen, Pinguinen, Robben machen die klassischen KreuzfahrerInnen einen großen Bogen. Gigantisch dürfen nur Tiere und Natur sein – nicht die Boote und Yachten, die zwischen den Eilanden verkehren. Sie sind streng limitiert – 80 Bootslizenzen gibt es. Sie werden unter strengen Richtlinien vergeben und unter-


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FLORA UND FAUNA AUF GALÁPAGOS 40 Prozent der Pflanzen und 80 Prozent der Tiere sind endemisch. Sie kommen nur auf Galápagos vor, so auch der Darwinfink.

NATIONALPARKGEBÜHR 100 US-Dollar (der Preis gilt für TouristInnen, nicht wohnhaft in Ecuador, über zwölf Jahre) müssen TouristInnen bei ihrer Einreise auf einem der beiden Flughäfen auf den Galápagos-Inseln bezahlen. Von dort aus geht es mit den Expeditionsschiffen weiter.

liegen den Vorgaben der Nationalparkbehörde: So dürfen die von Satelliten überwachten Boote innerhalb von 14 Tagen ein Ziel nur einmal ansteuern. Eine notwendige Maßnahme in einem höchst fragilen Ökosystem, das immer wieder auf der Kippe steht: Nach einem Tankerunglück 2001, bei dem ein Frachtschiff 250 Tonnen Öl verlor, rief die unesco den Notstand aus. Erst Anfang November 2019 lief vor den Galápagos-Inseln wieder ein TouristenInnenschiff auf Grund. Ob die Umwelt Schaden genommen hat, ist noch unklar. Auch wenn es sich um Wasserfahrzeuge im Kleinformat handelt – intensiver Waren- und Personenverkehr sind Gift für sensible Ökosysteme. Durch Tourismus und Transport eingeschleppte Parasiten, Tier- und Pflanzenarten richten enorme Schäden an, wie Sabine Tebbich und Birgit Feßl bestätigen. Die Biologinnen der Veterinärmedizinischen Universität Wien forschen auf den Galápagos-Inseln im Landvogelschutzprogramm und beobachten die Veränderungen durch den Massentourismus. 50 Prozent betrug der BesucherInnenanstieg innerhalb von zehn Jahren: 2017 wurden 241.800 Gäste gezählt. »Das größte Problem

Der Bootstourismus nimmt parallel zu den Gesamtbesucherzahlen stark rasant zu: Innerhalb von zehn Jahren haben sich die TouristInnenzahlen auf den Inseln in Ecuador verdoppelt.

Strenge Regeln: Nur kleine, meist sehr luxuriöse Kreuzfahrtschiffe mit Lizenz sind auf den Galápagos zugelassen.

sind die erhöhte Mobilität von Leuten und Gütern und die Gefahr, neue Arten und Krankheiten in ein bestehendes System einzubringen. Je mehr Boote, desto höher das Risiko«, sagt Birgit Feßl. Der Anstieg der BesucherInnenzahlen bleibt nicht ohne Folgen: Tierarten, die es nur auf den Galápagos-Inseln gibt, sterben aus. Der Rubintyrann, ein Verwandter des Darwinfinken, könnte bald durch die Philornis-Krankheit ausgerottet werden. Alarmzeichen, auf die die Regierenden in Quito mit strengeren Regelungen für den Tourismus reagierten. Die Schiffe werden von naturfreundlicheren Motoren angetrieben und vor der Jungfernfahrt generalgereinigt. Die Maßnahmen reichen bis hin zur Bewusstseinsbildung der PassagierInnen. Nach jedem Landgang auf einer Insel müssen die Schuhe gewaschen werden, damit keine Samen oder Erde verschleppt werden. Dann, nach den Ausflügen, werden die zur Umsicht getrimmten UrlauberInnen zum allabendlichen Vortrag in Kamingesprächsatmosphäre geladen. Offen ist aber auch hier, ob das Ökosystem mit den 80 Booten pro Tag in einer Zieldestination umgehen kann.


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LOGBUCH

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KREUZFAHRTEN?

KANN MAN MACHEN. Das ganze Jahr hart gearbeitet. Jetzt gönn ich mir was. Jeden Tag ein anderer Strand, all inclusive. Roman Abramowitsch und Heidi Horten haben Yachten, wieso soll’s mir schlecht gehen. KOMMENTAR Helge Fahrnberger

BILD LISA LUX

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ierzehn Tage Karibikkreuzfahrt inklusive Flug, das macht einen CO2-Ausstoß wie das ganze restliche Jahr in Österreich, wo er nach dem Produktionsprinzip berechnet bei 8,2 Tonnen pro Kopf und Jahr, nach dem Konsumprinzip bei ca. 11 Tonnen liegt. Aber was ist das schon gegen Hortens Yacht. In den 14 Tagen verursache ich so viel CO2 wie ein Bangladescher in 18 Jahren? Ein bisserl viel ist das schon. Jeden Tag ein anderer Strand. Bangladesch, das ist doch das Land, in dem in 30 Jahren 42 Millionen Menschen durch jährliche Überflutungen ihre Häuser verloren haben werden. Wie weitere 200 Millionen allein in Asien. Ich hab das ganze Jahr hart gearbeitet! Ich hab mir jetzt was verdient. Apropos hart arbeiten: Das tun die Menschen unter Deck auch. 7-Tage-Woche und 12-Stunden-Tage sind da keine Ausnahme. Nur, die KellnerInnen lächeln

immer, so schlimm kann es nicht sein. Erzähl mir bitte jetzt nicht, dass laut who jährlich 50.000 Menschen durch den Schwerölruß der Kreuzfahrtschiffe sterben. Der Kreuzfahrtbetreiber Carnival allein stößt zehn Mal so viele krebserregende Gase aus wie alle europäischen Autos gemeinsam? Ich geh lieber mal aufs Unterdeck, da seh ich den Schlot nicht. KreuzfahrtbetreiberInnen kippen tonnenweise Müll in die Meere und zahlen auf ihre Milliardengewinne kaum Steuern, weil sie unter der Flagge von Steueroasen fahren? Ich bin im Urlaub, ich würde mich gerne etwas entspannen! Und überhaupt, hab ich schon Roman Abramowitsch und Heidi Horten erwähnt? Daheim in Europa fahr ich einen Prius, trenne meinen Müll und der Susanne schreibe ich für Fridays for Future immer eine Entschuldigung. Und jetzt würde ich bitte gerne den Sonnenuntergang genießen.

Helge Fahrnberger Der Unternehmer Helge Fahrnberger ist unter anderem Gründer der Medienbeobachtungsplattform Kobuk.

Online kann man bei verschiedenen Anbietern durch Eingabe von Eckdaten in eine Maske den CO2-Ausstoß einer Kreuzfahrtreise schätzen – unter anderem bei der internationalen Initiative mit Schweizer Wurzeln my climate.de. myclimate.org.

Mehr Informationen zu den Schadstoffemissionen u. a. der Flotte von Carnival im 2019 veröffentlichten Bericht »One corporation to pollute them all« des Thinktanks Transport & Environment. transportenvironment.org


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Pille

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Kondo

WAS BEDEUTET HALBWEGS BERECHENBAR?

TEXT UND ILLUSTRATION

Bettina Landl

»Natürlich« verhüten – klingt verlockend. Das funktioniert sicher nicht für jedeN. Wie wird verhütet? Das mittelmäßig wirksame Kondom ist das am häufigsten angewendete Verhütungsmittel in Deutschland und Österreich. Unter den wirksamen Methoden führt noch immer die Pille. Andere sehr wirksame Methoden werden deutlich seltener angewendet, gewinnen aber mit zunehmendem Alter an Bedeutung: Hormonspirale, Vasektomie, Kupferspirale. Ähnlich selten werden Methoden wie Coitus interruptus, Kalendermethode angewendet: In den letzten Jahren werden hormonelle Methoden kritischer beurteilt und seltener angewendet.

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erhütung ist nicht die einfachste Sache. Nicht, wenn man in einer Beziehung ist, und auch nicht, wenn man die richtige Methode sucht, um nicht bei einem One-Night-Stand schwanger zu werden. Neben den hormonellen wie beispielsweise Pille, Vaginalring oder Verhütungspflaster, mechanischen wie Kondom oder Diaphragma, der Spirale oder chemischen wie Zäpfchen wird üblicherweise von den nicht ganz so reichlichen Alternativen abgeraten, weil zu »unsicher«. Die Skepsis insbesondere gegenüber hormoneller Verhütung nimmt jedoch zu und die Alternativen bekommen auch dadurch Aufwind, dass für ihre Anwendung ein bestimmtes Körpergefühl entwickelt werden muss. Der Trend lautet – technische Hilfsmittel hin oder her – auch: Kenne und höre auf deinen Körper und nähere dich so (d)einer Natürlichkeit an! Vorweg stellt sich allerdings die Frage, für wen nicht hormonelle Verhütungsmethoden

geeignet sein könnten und für wen nicht. Laut René Wenzl eignet sich eine natürliche Empfängnisverhütung jedenfalls nur für Frauen mit einem stabilen Zyklus. Der Oberarzt für Frauenheilkunde an der Universitätsklinik der Meduni Wien weiß: »Jegliche natürliche Verhütung ist nur dann möglich, wenn ich einen halbwegs berechenbaren Zyklus habe.« Und das ist erst der Anfang, denn durch die oft geringere Zuverlässigkeit der Methoden und die erforderliche Disziplin in der Anwendung sind natürliche Verhütungsmethoden nicht für jedeN geeignet.

VERGLEICHSWEISE AUFWENDIG Aus einer kleinen Palette kann man sich das Passende mit seinem Partner auswählen – verbunden mit einem etwas höheren Zeitaufwand als gewöhnlich. Der Coitus interruptus (Pearl-Index von 4 bis 18), der vorsieht, dass man vor dem männlichen Höhepunkt die »Gefahrenzone« verlässt, um einer Befruch-


Überblick behalten.

Spirale

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INTELLIGENTE ANWENDUNGEN Apps können bei der Durchführung bestimmter Methoden behilflich sein. So erstellt ein Programm aus den eingegebenen Daten eine Zykluskurve, zeigt unfruchtbare und fruchtbare Tage im Kalender an und ermöglicht den Vergleich mehrerer Zyklen. Wer möchte, kann sich durch ein Signal an das tägliche Eintragen der Daten erinnern lassen. Wichtig ist die Auswahl einer seriösen App und zu bedenken, dass aussagekräftige Studien zu deren Zuverlässigkeit bisher fehlen. Es ist daher

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Saubere Luft? Nitrat? Pestizide? Sauberes Wasser? Kohleausstieg? Müllvermeidung? Meeresschutz?

ring

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geb. am

PLZ, Wohnort

Straße AZ 2019 biorama 64

tung zu entgehen, oder die Kalendermethode (Pearl-Index von 9 bis 30!) wurden mittlerweile um Möglichkeiten ergänzt. »Hormonmessung, Temperaturmethode, Billings-Methode oder kombinierte symptothermale Methode« lassen schon vorab vermuten, dass es sich um nüchterne medizinische Verfahren handelt, aber schließlich geht es ja auch darum, zu verhüten – um konkrete Maßnahmen, die auf den Körper abgestimmt sind. Der Spaß-Teil ist der andere. Technik beziehungsweise Digitalisierung kommen den AnwenderInnen hier zugute, denn insbesondere bei der letztgenannten Methode wird man durch Verhütungscomputer unterstützt. Mittlerweile ermöglichen darüber hinaus einige Programme und Onlineangebote eine Erfassung und automatische Interpretation der Messwerte. Zu beachten ist, dass bestimmte Faktoren (z. B. Medikamente, Erkrankungen, Schlafmangel) die Testergebnisse verfälschen können und bei all den genannten Me thoden eine sorgfältige Durchführung wichtig ist. René Wenzl betont zudem: »Ein entscheidender Faktor ist, ob man bloß verhüten oder auch einen Schutz vor sexuell übertragbaren Erkrankungen möchte, denn dann ist klar, dass eine natürliche Verhütung ungeeignet ist.«

© DUH/Sophie Wanninger

Hormonimplantat

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Deutsche Umwelthilfe e.V. | Tel. 07732 9995-0 | info@duh.de Fritz-Reichle-Ring 4 | 78315 Radolfzell | www.duh.de umwelthilfe

umwelthilfe

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Pearl-Index

Er ist das Beurteilungsmaß für die Zuverlässigkeit der Empfängnisverhütung und sagt aus, wie sicher eine Verhütungsmethode ist. Er gibt an, wie viele Frauen von 1000 ungewollt schwanger werden, wenn sie ein Jahr lang eine bestimmte Verhütungsmethode anwenden. Je niedriger der Pearl-Index, desto sicherer ist die Verhütungsmethode. Zum Vergleich: Bei regelmäßigem Geschlechtsverkehr ohne jegliche Art der Empfängnisverhütung beträgt der Pearl-Index im Alter von 20 Jahren etwa 80 bis 90 und sinkt mit steigendem Alter stetig.

Mehr Zahlen und Daten zu Verhütung zum Beispiel im Österreichischen Verhütungsreport 2019 verhuetungsreport.at

unklar, wie sicher trotz sorgfältiger Eingabe aller Daten Schwangerschaften verhütet werden können. Entscheidet man sich für eine Hormonmessung (Pearl-Index von 5 bis 6), wird ein Minicomputer verwendet, der das Ergebnis eines morgens durchgeführten Urintests auswertet und danach anzeigt, ob man an diesem Tag, ohne zusätzlich zu verhüten, schwanger werden kann oder nicht. Darüber hinaus »lernt« der Computer. Dadurch werden Empfehlungen speziell auf die Anwenderin angepasst. Das ist auch der Grund, warum zu Beginn der Selbstbeobachtung auch mehr morgendliche Messungen notwendig sind als später. Hormoncomputer ermitteln die fruchtbaren Tage, indem sie die Menge bestimmter Hormone im Morgenurin analysieren. Man gibt den Beginn seiner Monatsblutung ein und wird an bestimmten Tagen aufgefordert, einen Hormontest mit einem Teststreifen durchzuführen. Der Computer wertet die Konzentration der Hormone im Urin aus und gibt fruchtbare und unfruchtbare Perioden mit einem Lichtsignal an. Mit der Temperaturmethode lässt sich im Vergleich dazu der genaue Zeitpunkt des Eisprungs ermitteln, da an diesem Tag die Körperwärme bis zu einem halben Grad ansteigt. Diese Verhütungsmethode bedarf ein wenig Disziplin, damit sie zuverlässige Informationen liefert, auf deren Basis die Tage ermittelt werden, an denen eine Frau fruchtbar ist. Ausgehend davon lässt sich dann grob ermit-

teln, an welchen Tagen Geschlechtsverkehr zu einer Schwangerschaft führen kann: Jeden Morgen wird – gleich nach dem Aufwachen und noch vor dem Aufstehen – die Basaltemperatur gemessen. Dabei kann ein Temperaturcomputer behilflich sein. Dieser ist etwa handtellergroß, batteriebetrieben und misst die Körperwärme mit einem Thermofühler. Oft wertet er noch zusätzlich die Beschaffenheit des Zervixschleims oder des Muttermundes aus. Mithilfe dieser Daten werden die fruchtbaren und unfruchtbaren Zeiten im monatlichen Zyklus errechnet und angezeigt. Ohne Technik geht das auch. Dann ist es wichtig, immer dasselbe Thermometer zu verwenden. Für beide Varianten gilt, im Idealfall täglich zur gleichen Zeit zu messen und sich die Körpertemperatur täglich zu notieren oder in ein Temperaturdiagramm einzutragen. Zeichnet sich ein Anstieg ab und bleibt die Temperatur auf höherem Niveau, ist der Eisprung erfolgt. Die Temperaturmethode hat einen Pearl-Index von 3,8 bis 20 (!), was bedeutet, dass innerhalb eines Jahres 38 bis 200 von 1000 Frauen, die mit dieser Methode verhütet haben, schwanger geworden sind. Auch nicht viel besser schneidet die Billings-Methode ab. In diesem Fall beträgt der Pearl-Index im Schnitt 15. Bei dieser Methode nimmt man sein Scheidensekret genauer unter die Lupe. Darauf hat man vielleicht nicht jeden Tag Lust, aber was man dabei feststellen kann, ist eine Verflüssigung, die drei, vier Tage vor dem Eisprung stattfindet. An jenen Tagen, an denen zwischen zwei


Fingern Fäden gezogen werden können, ist die Wahrscheinlichkeit, schwanger zu werden, am höchsten. So lautet die Theorie. Es wird empfohlen, den Körper zuerst über Monate hinweg in dieser Hinsicht zu beobachten, bevor auf diese Methode gesetzt wird. Am zuverlässigsten dürfte wohl die kombinierte symptothermale Methode sein. Im Vergleich zu anderen natürlichen Verhütungsmethoden gilt sie als recht sicher. Ihr Pearl-Index beträgt bei optimaler Anwendung 0,4 bis 2,6. Allerdings dauert es mehrere Zyklen, bis Anwenderinnen diese Methode erlernt haben und zuverlässig anwenden können. Die symptothermale Methode besteht darin, in den Tagen um den Eisprung die Beschaffenheit bereits oben genannter Körperflüssigkeit zu untersuchen, um dessen Zeitraum grob eingrenzen zu können, und ergänzend dazu jeden Morgen vor dem Aufstehen die Aufwachtemperatur (Basaltemperatur) zu messen, um abzulesen, wann der Eisprung vorüber ist. Nur etwa 6 bis 7 Tage im Zyklus sind fruchtbare Tage. Diese exakt zu bestimmen ist mit keiner dieser Methoden möglich, doch lässt sich mithilfe dieser der Zeitraum auf etwa 12 bis 14 Tage eingrenzen.

B ILD MEDUNI WIE N/ FEE LIMAGE

KOMMT ZEIT, KOMMT GUTES KÖRPERGEFÜHL? Bei natürlicher Verhütung Pearl-Indices zu nennen ist schwierig, denn sie hängen sehr stark von der Erfahrung der AnwenderInnen ab. »Da diese Methoden auch einschränken, weil sie eine längere Planung voraussetzen, eignen sie sich nicht für jemanden, der einfach die nächsten zwei Monate verhüten möchte, denn dafür müsste man sich selber schon ziemlich gut kennen«, hält René Wenzl fest. »Wenn jemand eine sichere Verhütung möchte, dann kann man diese Methoden nicht empfehlen, insbesondere bei häufigem Partnerwechsel. Das ist eben etwas, was die Pille möglich gemacht hat: das spontane Liebesleben. Die Revolution der Pille hat uns eine Unabhängigkeit gegeben, die ich mit › natürlicher VerUniv.-Prof. Dr. hütung‹ komplett verliemed. René Wenzl re. Wenn ich eine stabile Facharzt für GeburtsBeziehung habe, ist das hilfe und Frauenheilcool, aber wenn nicht, kunde und Oberarzt an würde ich das niemander Universitätsklinik dem raten.« für Frauenheilkunde.

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VE R H Ü T U N G

GOTT VERHÜTE! »Natürliche Verhütung« hält Christian Fiala, Gynäkologe und ärztlicher Leiter des Gynmed-Ambulatoriums in Wien und Salzburg, für ein Missverständnis. INTERVIEW Irina Zelewitz

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hristian Fiala beobachtet, dass Frauen durch einen oberflächlichen Diskurs über »natürliche Verhütung« eine Vorstellung von Sicherheit und Zuverlässigkeit von der Kombinationsmethode aus Selbstbeobachtung und Enthaltsamkeit bekommen, die nicht der Realität entspricht. Ein Gespräch über Illusionen von Natürlichkeit und die Gnadenlosigkeit der Natur. Über Freiheit und Verantwortung und die Unmöglichkeit, die Verantwortung für die Verhütung von der Frau an den Mann zu bringen. BIORAMA: Was ist natürliche Verhütung? CHRISTIAN FIALA: Eine Illusion. Natürlich ist, dass

BILD RE INHARD MAY R

DDr. Christian Fiala Seit mehr als zwanzig Jahren ist der in Stuttgart geborene Gynäkologe DDr. Christian Fiala auf die Betreuung und medizinische Behandlung von Frauen mit einer ungewollten Schwangerschaft spezialisiert und ärztlicher Leiter des Gynmed-Ambulatoriums in Wien und Salzburg.

eine Frau 35 Jahre lang schwanger wird. Verhütung bedeutet, dass sie nur so viele Kinder bekommt, wie sie möchte. Aber so funktioniert die Natur nicht. Entweder eine Frau oder ein Paar lebt die natürliche Fruchtbarkeit von 12–15 Schwangerschaften. Oder ein Paar oder eine Frau überlegt sich, wie viele Kinder sie wann wollen und verantwortungsvoll ins Leben begleiten können. Frauen müssen sich entscheiden: Entweder sie kontrollieren ihre Fruchtbarkeit oder ihre Fruchtbarkeit kontrolliert sie. Warum wollen so viele Frauen weg von hormoneller Verhütung? Das ist in dieser Breite ein neues Phänomen. Es sind nun 60 Jahre seit der Revolution der Einführung der Pille – die Frauen zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte die Möglichkeit

gegeben hat, zu bestimmen, wann sie schwanger werden. Bis dahin hatten Frauen kaum die Möglichkeit, das zu begrenzen. In den letzten Jahrzehnten ist die natürliche Fruchtbarkeit der Frau etwas in Vergessenheit geraten – genauer gesagt das Bewusstsein der Unbarmherzigkeit der natürlichen Fruchtbarkeit. Dies hat zu einem Missverständnis darüber geführt, was natürlich ist. Worin besteht das Missverständnis? Da gibt es eine falsche Vorstellung von Hormonen. Hormone sind die Sprache des Körpers. Sie sind weder gut noch schlecht. Mit ihnen kommunizieren die verschiedenen Organe des Körpers. Wenn eine Frau ihrem Eierstock sagen möchte: »Bitte nicht jeden Monat einen Eisprung!«, dann muss sie ihm das so sagen, dass er es versteht. Und gut zureden wird nicht helfen. Hormone haben auch Nebenwirkungen. Die muss man versuchen zu vermeiden! Aber der überwiegende Teil der Frauen erlebt keine negativen Nebenwirkungen durch hormonelle Verhütung. Das heißt, die Nebenwirkungen werden überschätzt? Nein, sie werden nicht überschätzt, sie sind real. Aber sie werden medial etwas aufgebauscht. Und es wird suggeriert, dass jede Nebenwirkung ein Zeichen dafür ist, dass es sich um eine schlechte Verhütungsmethode handelt. Das ist ein Verhaltensmuster, das wir bei ande-

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32 Christian Fiala ist Koautor des Österreichischen Verhütungsreports, der nach 2012 und 2015 im Jahr 2019 zum dritten Mal erschienen ist. verhuetungsreport.at

ren Situationen im Leben so nicht haben. Dass etwas, was wir tun, auch Nebenwirkungen hat, führt meist nicht dazu, dass wir komplett damit aufhören, sondern dass wir es besser an uns anpassen. Bei Auftreten von Nebenwirkungen bei hormoneller Verhütung wäre es wichtig, auf ein anderes Präparat umzusteigen. Die Verhütungsmethode muss zur Frau passen. Wenn es Nebenwirkungen gibt: Gleich auf ein anderes Präparat wechseln! Eines, das entweder mehr oder weniger Östrogene hat – oder ein anderes Gelbkörperhormon. Es gibt eine große Anzahl verschiedener hormoneller Methoden.

Was weiß man denn über die Nebenwirkungen hormoneller Verhütung und wie kann man das greifbar machen? Man kann die Nebenwirkungen der Pille – ich spreche von der Pille oft stellvertretend für alle hormonellen Verhütungsmittel – gut vergleichen mit denen der Schwangerschaft. Manche Frauen sind sehr glücklich und fühlen sich wohl und sagen: Ich könnte das ganze Leben lang schwanger sein. Anderen geht es schlecht. Die Nebenwirkungen der Pille können erheblich sein, aber dann ist es meist das falsche Präparat und es wäre empfehlenswert, schnell auf ein anderes umzusteigen, statt das jahrelang

KNAUS & OGINO: DIE ENTDECKUNG DER FRUCHTBAREN TAGE

fruchtbar

unfruchtbar

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1911 ANNA FISCHER DÜCKELMANN 14–21

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JAHRHUNDERTWENDE AMERICAN JOURNAL OF OBSTETRICS AND GYNECOLOGY 1–28

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1920 MARIE STOPES 1–2 28

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1929 HERMANN KNAUS –KYUSAKU OGINO 12–16

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»Immer schon haben die Menschen darüber philosophiert, ob es überhaupt fruchtbare und unfruchtbare Tage gibt. Und es gab ganz unterschiedliche Vermutungen, wann diese wären. Erst Knaus und Ogino kamen nach ihren wissenschaftlichen Arbeiten zum richtigen Ergebnis.« – Quelle für Text und Grafikbasis: Museum für Verhütung und -Schwangerschaftsabbruch (MUVS)


33 auszuhalten und dann der hormonellen Verhütung abzuschwören. Gibt es also ein Informationsdefizit? Ja! Es ist nach wie vor so, dass viel zu wenig Beratung vorgenommen wird durch die ÄrztInnen. Einerseits, weil das Thema Verhütung in der gynäkologischen Ausbildung viel zu kurz kommt. Andererseits zahlt in Österreich die Kasse die Verhütungsberatung nicht. Das Argument dahinter: Es handelt sich nicht um eine Krankheit. Das ist unfassbar – und unfassbar gemein. In Deutschland hingegen sind auch die Verhütungsmittel, zumindest für junge Frauen bis zum Alter von 22, eine Kassenleistung. In fast allen anderen Ländern Westeuropas wird Verhütung für junge Frauen und Frauen mit geringem Einkommen von der Krankenkasse bezahlt. Österreich ist das einzige, das weder Verhütung noch Abbruch bezahlt. Das ist natürlich sozial ungerecht und gesellschaftlich dumm – aus Vorsorgeperspektive und aus Genderperspektive, weil Frauen, die verhüten, haben Sex ja mit Männern. Die Kosten tragen aber die Frauen allein. Und der österreichische Gesetzgeber sagt dazu: Die Frauen sollen das halt mit ihrem Partner abrechnen. Wie steht es um die Forschung an der »Pille für den Mann«? Grundsätzlich ist zu sagen, dass die meisten Männer sofort die Kontrolle über ihre Spermien übernehmen würden, weil es sehr unangenehm ist, diesbezüglich von der Partnerin abhängig zu sein. Nur gibt es derzeit leider noch keine brauchbare Methode. Der letzte große Pharmakonzern, der daran gearbeitet hat, Bayer, hat sich vor einigen Jahren aus diesem Forschungsbereich zurückgezogen. Es gab hier auch Studien, die aufgrund von Nebenwirkungen beendet wurden. Die Darstellung, wie sie vor rund zwei Jahren in der »Zeit« veröffentlicht wurde, die suggeriert, Bayer hätte die Forschung eingestellt, weil die beobachteten Nebenwirkungen bei den männlichen Probanden quasi die gleichen gewesen wären wie bei Frauen, die die Pille nehmen, ist für mich absolut nicht nachvollziehbar. Denn so war es nicht, die Forschung wurde aus mehreren Gründen

eingestellt, vergleichsweise (!) erhebliche Nebenwirkungen waren ein Teil davon. Aber die Forschung geht weiter. Es gibt viele engagierte WissenschaftlerInnen, die daran arbeiten. Sind Sie nach wie vor der Meinung, dass Frauen die Verantwortung ohnehin nicht an Männer abgeben würden? Es ist ja ein biologischer Fakt, dass Frauen schwanger werden. Früher waren Frauen von der Kooperation von Männern abhängig, es gab quasi nur den Coitus interruptus und Kondome. Mit den heutigen Methoden haben Frauen die Kontrolle über die Verhütung. Umfragen zufolge hätten Männer diese Kontrolle gerne zurück, wenn es eine vergleichba»Es gibt ja keine Bloggerin, re Methode gäbe wie die sagt: ›Ich hab natürdie, die es für Frauen gibt. Aber es gibt einlich verhütet. Jetzt hab fach derzeit keine reich zwei Abtreibungen versible Methode für Männer. Es gibt Kongehabt, ich bleib aber dome. Die sind nicht trotzdem dabei.‹« sehr wirksam und nicht sehr beliebt. Letzteres ist diskussionswürdig, aber den Umstand zu negieren bringt auch nichts – außer ungewollte Schwangerschaften. Es ist leider biologisch recht schwierig: Ein Mann produziert 1000 Spermien pro Sekunde. Das ist deutlich schwieriger zu kontrollieren als ein Eisprung im Monat. Irgendwann in den nächsten Jahrzehnten wird es die Forschung geschafft haben, eine Art »Pille für den Mann« zu entwickeln. Dann werden etwa 80% beider PartnerInnen mit ihrer eigenen Methode verhüten. Denn auch in diesem Fall würden die Frauen, das geben sie auch bei jüngsten Umfragen an, natürlich mit /ihrer/ Verhütung weitermachen und sich nicht aufeinander verlassen wollen. Für wen ist natürliche Verhütung und für wen sicher nicht? Wenn man darunter Selbstbeobachtung versteht – also Temperatur und Muttermundschleim beobachten, um den Eisprung festzustellen –, dann eignet sie sich nur für Paare, die eigentlich eh ein Kind haben wollen, aber sagen,


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»Wenn eine Frau ihrem Eierstock sagen möchte: ›Bitte nicht jeden Monat einen Eisprung!‹, dann muss sie ihm das so sagen, dass er es versteht.«

es muss nicht gleich sein. Ich sage das nicht aus ideologischen Gründen, sondern aus der Beobachtung, dass viele Frauen damit schwanger werden. Eigentlich wäre es ja schön, wenn jede Frau ihren Körper kennen würde und könnte, aber in der Realität funktioniert Selbstbeobachtung als Verhütungsmethode nicht zuverlässig.

Gibt es zuverlässige Verhütungsmittel auf Basis von Pflanzen? Es wird immer wieder auf unterschiedliche Weise Pflanzen eine verhütende Wirkung nachgewiesen. Zum Beispiel der Yamswurzel, dem Öl von Baumwollsamen oder auch Niemöl. Und daraus werden teilweise auch Präparate hergestellt, aber ein wirksames, zuverlässiges Verhütungsmittel wurde so nicht entwickelt. Natürlichkeit und Zuverlässigkeit sind hier ein Widerspruch. Ich habe kein Interesse daran, die Pharmaindustrie zu verteidigen. Aber es ist nicht alles schwarz und weiß. Und ohne hormonelle Verhütung hätten wir alle sehr viel mehr Kinder und viel mehr Abtreibungen. Die Fruchtbarkeit einer Frau ist eine starke Kraft. Und die Sexualität auch. Das macht es so schwierig, während 35 Jahren nur ein oder zwei Kinder zu bekommen, die die meisten Frauen wollen. Weil: Dann muss mann/frau 30 Jahre lang wirksam verhüten.

Für einen Überblick über die Forschungstätigkeiten rund um hormonelle Verhütungsmethoden für Männer empfiehlt Christian Fiala die Initiative für die Verhütung für den Mann www.ic-mc.info

Legen Sie hier fest, ab welchem Pearl-Index eine Methode zuverlässig genannt werden darf? Wenn fruchtbare Paare mit Kondom verhüten, passiert im Schnitt alle vier Jahre eine Schwangerschaft. Und dann können Sie sich ausrechnen, wie viel Schwangerschaftsabbrüche so entstehen. Ob man das will, muss sich jede Frau überlegen. Und die natürlichen Ver-

hütungsmethoden sind noch weniger wirksam als Kondome. Die Erfahrung über die Wirksamkeit der verschiedenen Methoden, die ich dadurch habe, dass ich Abtreibungen durchführe, die möchte ich in der Beratung weitergeben. Was eine Frau dann macht, ist selbstverständlich ihre Entscheidung. Wenn die Zuverlässigkeit natürlicher Verhütungsmethoden so stark von den AnwenderInnen abhängt, was interessiert einen dann der Durchschnitt – also der Pearl-Index? Richtig! Ich bin ein begeisterter Motorradfahrer. Ich hatte noch nie einen Unfall und finde, das ist eine sehr sichere Fortbewegungsart. Man darf halt keinen Fehler machen. Das Gleiche gilt auch für Verhütung mit Kondom, und auch für natürliche Verhütungsmethoden wie Selbstbeobachtung. Wenn ein Paar, das so verhütet, sagt: »Wir haben einen kontrollierten Umgang mit Sexualität«, dann gratuliere ich den beiden und sage: Ihr habt die ideale Verhütungsmethode für euch gefunden! Die meisten Leute leben ihre Sexualität aber nicht vernunftkontrolliert und halten sich nicht ausnahmslos über Jahre strikt an bestimmte Regeln von Selbstbeobachtung und Tagen der Enthaltsamkeit. Wenn das aber nicht jedes Mal und über Jahre fehlerfrei gemacht wird, dann wird die Frau schwanger. Öffentlich reden viele Leute über Verhütung, aber kaum jemand redet darüber, was dabei alles schiefgeht. Es gibt keine Bloggerin, die sagt: »Ich hab natürlich verhütet. Jetzt hab ich zwei Abtreibungen gehabt, ich bleib aber trotzdem dabei.« Die Irreführung findet diesmal halt nicht von der Pharmaindustrie statt, sondern eher von anderen AkteurInnen und vermutlich eher aus ideologischen Gründen. Wenn man dem öffentlichen Diskurs folgt, hat man den Eindruck, das funktioniert eh alles wunderbar. Aber die Realität sieht anders aus.


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DAS WAR DAS #BIOCAMP2019 D ass Österreich in Sachen Bio ein Vorreiter ist und Ja! Natürlich die Geschichte der österreichischen Biolandwirtschaft mittlerweile seit Jahrzehnten aktiv mitgestaltet, ist kein Geheimnis und wird im Ausland oft bewundert. Auch darum ging es am Biocamp von Ja! Natürlich, auf das »die erfolgreichste Biomarke der Welt« (Geschäftsführerin Martina Hörner) VertreterInnen der Branche Mitte November in die Galerie OstLicht in Wien-Favoriten geladen hatte, um ihr 25-jähriges Bestehen zu feiern. Den fundierten Blick von außen brachte Jan Niessen, Professor für strategisches Biomarketing an der Technischen Hochschule Nürnberg, ein. »Der Erfolg der Bioproduktion in Österreich ist auch ein Erfolg schlauer und weitsichtiger Agrarpolitik«, meinte er in seiner Keynote. Darin stellte er die Entwicklung der Biobewegung in Deutschland jener in Österreich gegenüber und verdeutlichte die Bedeutung der Biolandwirtschaft im Bezug auf angewandten und genussvollen Klima-

»Wir alle vergessen, dass Lebensmittel im Boden wachsen und dass es nur gute Lebensmittel gibt, wenn sie in intakten Böden wachsen.« – Martina Hörmer, Geschäftsführerin Ja! Natürlich schutz. Auf die besondere Bedeutung des in der konventionellen Landwirtschaft gefährdeten Bodenlebens wies auch Johann Zaller, Buchautor (»Unser täglich Gift«) und auf Pestizide spezialisierter BOKU-Forscher hin. Begeisterung für Vielfalt und alte Sorten war bei der Diskussionsrunde zum »Geschmack der Vielfalt« (mit u. a. Gastronomin Christina Nasr und Biobauer Hans Ackerl) spürbar. Kulinarische Höhepunkte waren neben einer Milchverkostung mit dem niederländischen Milch-Sommelier Bas de Groot die Karpfen-Nose-to-Fin-Session mit den drei Filmemachern von »Fisch ahoi«.

Karpfen-Session mit Biofisch-Züchter Marc Mössmer (links) und Fotograf und Filmemacher Ingo Pertramer („Fisch ahoi“).

Entgeltliche Medienkooperation mit


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VLEISCHESLUST

Bei aller Skepsis gegenüber der Idee an sich: Es gibt Spannendes im Bereich Fleischersatz. Sechs Substitute.

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ass wir zu viel Fleisch essen, steht außer Frage. Viel zu viel. Die Menge, die wir konsumieren, tut weder unserem Körper gut noch unserem Planeten. Michael Pollan, ein Amerikaner mit Weit- und Durchblick in kulinarischen Gefilden, brachte es auf den Punkt: »Eat food. Not too much. Mostly plants.« Um den Fleischkonsum zu reduzieren, bieten sich ein paar Strategien an. Eine davon ist, Ersatz zu finden. Substitute. Weil wir uns, so scheint es, an die Textur von Schnitzel und Konsorten ebenso gewöhnt haben wie an

würzigen Bratenduft, arbeitet die Industrie daran, mit pflanzlichen Rohstoffen möglichst nah an die Dinge heranzukommen, ohne die wir scheinbar nicht leben wollen: Chicken Nuggets, Burgerpatties oder Extrawurst. Jetzt kann man natürlich argumentieren, auch VeganerInnen haben ein Recht auf Genuss. Haben sie. Die Frage ist, ob die Industrie da in die richtige Richtung geht. Bei den folgenden sechs ausgewählten Produkten hat es unter der Lupe und in der Bratpfanne einige Überraschungen gegeben.

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TEXT UND BILD Jürgen Schmücking


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VEGGIE LIFE – CHICK’N NUGGETS

Also »Chicken Nuggets« dürfen sie nicht heißen. Da würde sofort die Behörde auf der Matte stehen (Täuschung!). Oder die Anwälte vom Schachtelwirt (Markenrecht!). Aber »Chick’n«? Grenzwertig, aber scheinbar möglich. Wie sie schmecken? Eigentlich gar nicht übel. Im Grunde nach recht wenig (außer den verwendeten Gewürzen). Damit ist man aber recht nah am Original. Die Chicken Nuggets beim McDonald’s schmecken eigentlich auch nur ein wenig nach Hühnerbrühe. Aber garantiert nicht nach Huhn. Diese hier sind aber bio. Und hauptsächlich aus Soja. Was aber klar war. Kommt immerhin aus dem Hause Tofutown (und aus der Tofustraße 1 – kein Witz).

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WHEATY – THE VEGAN WAY VEGANES WINNER SCHNITZEL AUS SEITAN

www.biogastrotrophy.at

BIO AUSTRIA gratuliert den Gewinnern der

oniste n p m o k n e t r • Die To ks Luftburg • Kolari o • MioBi

Ich muss gestehen, ich bin beeindruckt. Verabschieden wir uns einfach von dem Gedanken, dass diese Produkte wie ihre Vorbilder schmecken müssen. Müssen sie nicht. Hier reicht zum Beispiel die Konsistenz. Und da ist Seitan kein unbeschriebenes Blatt. Geschmacklich ist das Schnitzel jedenfalls beeindruckend. Einzig die Panade macht kleine Schwierigkeiten. Sie nimmt eine Spur zu viel vom Bratfett auf, der Seitan kann mit diesem Fett aber wenig anfangen. Und nein, es ist kein Tippfehler. Es heißt tatsächlich Winner Schnitzel. Verantwortlich für das Schnitzel (und für Wheaty überhaupt) ist Klaus Gaiser. Asienerprobter Kulturwissenschaftler, Tofuguru und Gründer von topas.

HERMANN – ROSTBRATWÜRSTCHEN OHNE FLEISCH

Ein Paukenschlag. Hinter Hermannstehen die Neuburgers. Vater und Sohn »Sagen Sie nie Leberkäse zu ihm«. Also ein Unternehmen, das sein Vermögen mit Fleischkäse gemacht hat und damit (immer noch) einer der größten Fleischverarbeiter Österreichs ist. Jetzt gibt es auch die Linie »hermann« , und sie ist großartig. Bratwürste aus Kräuterseitlingen. Man merkt beim ersten Bissen, dass hier jemand am Werken ist, der was vom Rezeptieren versteht. Bio! Was beim Leberkäse aufgrund der gewaltigen Menge laut Neuburgers nicht möglich war.

Eine Initiative von Mit freundlicher Unterstützung von

Foto: © David Faber

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DIE OHNE FEINE EXTRA

Macht man sich auf der Website von »die Ohne« schlau, sieht man sofort, in welche Richtung die Positionierung geht. Modernes Foodstyling, Instagram-Account, klare Bildsprache, ein Haufen Hashtags. Wir haben uns hier für die Extrawurst entschieden, weil es der Wurstklassiker schlechthin ist. Sagen die von »die Ohne« übrigens auch. Die feine Extra ist eine Komposition aus Milch-, Hühnerei- und Molkeeiweiß. Gefärbt, mit einer Handvoll Geschmacksverstärkern gepimpt, aber fein abgestimmt und überraschend extrawurstähnlich. Ziemlich gut sogar. In Linz beginnt’s, aber nicht ohne die ohne. Und irgendwie schließt sich da wieder ein kleiner Kreis, denn genau wie bei Neuburger steht hinter der Marke die stattliche Fleischmacht von Norbert Marcher mit seinen Marken Landhof, Loidl Spezialitäten und Styria Beef. Wenig erstaunlich also, dass man da recht nah ans Original herankommt.

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VEGANZ – BRATGRILLER DIE ORIGINALE

Sie heißen »Die Originale«, weil es sie auch in einer anderen Geschmacksrichtung gibt: pikant. Beide probiert, Original ist besser. Das Produkt ist ein Amalgam aus Palmfett, Erbsenstärke, Kartoffel- und Weizenhalmfasern, Sonnenblumenöl und Kräutern. Aus der Pfanne genommen, wenn Fett und Hitze die Kräuter und Gewürze noch einmal unterstreichen, ist der Bratgriller schon recht nah an der Bratwurst. Oder – aufgeschnitten und in scharfem Curry ertränkt – recht nah am Currywurstfeeling. Was auch nicht verwunderlich ist. Immerhin ist Veganz ein Berliner Start-up. Mittlerweile natürlich ein großer Player am Markt.

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EDEN – VEGETARISCHER FLEISCHKÄSE

Beginnen wir damit, wie er aussieht. Der Grundton gleicht einem Leberkäse, der ohne Nitritpökelsalz hergestellt wurde. Das ist von der Qualität und vom Geschmack her zwar etwas besser, farblich aber immer eine gewisse Herausforderung. Hier kommt dazu, dass die Gewürze und andere Zutaten offen sichtbar sind. Kurz: Rein vom Anschauen her ist der Eden weit weg vom Paradies. Geruch und Geschmack sind da deutlich besser. Die Basis, Soja, ist erkennbar, auch Muskatnuss, Knoblauch und Kurkuma. Eden, der Hersteller, ist ein Urgestein am Biomarkt. Mit 120 Jahren ein Methusalem sogar unter den Bionieren.

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Die SchülerInnen der HLTW13 Bergheidengasse beim Nachkochen der aus den Einreichungen ausgewählten Rezepte.

FÜRS KLIMA GEKOCHT

BILDER FORU M U MWELTBILDUNG, CO RINNA DO ME NIG

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Ein klimafreundliches Kochbuch, gemacht von fast allen für fast alle.

as rauskommt, wenn ein Ministerium, (s)eine Bildungsinitiative, SchülerInnen und LehrerInnen mit einer ngo, einem Forschungsinstitut und der Umweltberatung der Wiener Volkshochschulen auf Basis eines öffentlichen Rezeptwettbewerbs gemeinsam ein Kochbuch produzieren wollen? Ein weniger zähes Projekt, als man vielleicht meinen würde jedenfalls. Am Anfang war beim Initiator Forum Umweltbildung die Idee eines klimafreundlichen Kochbuchs – und wenig später die Frage, was »klimafreundlich« im Kontext Kochen bedeuten kann, erinnert sich Rebecca Zeilinger, die das Buchprojekt beim Forum Umweltbildung verantwortete. Ebendieses, eine Initiative des österreichischen Landwirtschaftsministeriums und des Bildungsministeriums, wollte nämlich breit zu einem Rezeptwettbewerb zum Thema aufrufen – und hat sich für die Einreichkriterien Hilfe von ExpertInnen gesucht und sie beim Forschungsinstitut für biologischen Landbau, der Umweltberatung (der Wiener Volkshochschulen) und dem wwf Österreich gefunden.

»Rausgekommen ist, dass wir nur Einreichungen annehmen wollten, die entweder Getreide als Hauptzutat haben oder zu über 50 % aus Obst oder Gemüse bestehen oder vegetarisch oder vegan sind«, sagt Zeilinger. Außerdem mussten die verwendeten Zutaten – mit Ausnahme von Gewürzen und Ölen – zu mindestens ¾ aus regionaler Produktion verfügbar sein. Und regional bedeute in diesem Fall Österreich und seine Grenzregionen, erläutert Zeilinger. Aus den Einreichungen wurden 40 Rezepte ausgewählt und mit der hltw13 Bergheidengasse nachgekocht, das Ganze wurde dokumentiert. Gerahmt von knackigen Informationshappen findet sich das Ergebnis in »Von wilden Kräutern und beerigen Zeiten. Ein klimafreundliches Koch- und Lesebuch« zusammengefasst. Mühsam sei der Erstellungsprozess jedenfalls nicht gewesen, beteuert Zeilinger. »Ich war da von Anfang an zuversichtlich, weil ich wusste, wir arbeiten mit einer Schule, an der die LehrerInnen Kochprofis sind und es gewohnt sind, mit den SchülerInnen viel zu kochen.« Die SchülerInnen wiederum hätten interessiert

TEXT Irina Zelewitz SCHÜLERINNENINTERVIEWS Corinna Domenig


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Foodfotografin Sonja Priller bei der Arbeit.

und engagiert gekocht – zusätzlich motiviert durch die Anwesenheit der Foodfotografin im Unterricht und die Fähigkeiten eines ihrer Lehrer, der, wie der Zufall es will, auch einer der bekannteren Foodstylisten der Stadt ist. Dass es sich hier keinesfalls um ein Projekt handelt, in dem Eulen nach Athen getragen werden, zeigt das Gespräch mit den SchülerInnen der hltw13 Bergheidengasse. Auf die Frage, inwiefern sie im Unterricht schon mit dem Thema klimafreundliches Kochen befasst waren, antwortet Philip, dass das noch nie Thema war. Emina sagt: »Wir haben wahrscheinlich schon darüber gesprochen, aber ich habe es wahrscheinlich vergessen, also wahrscheinlich

nicht so intensiv.« Und Michaela schränkt ein: »Wir haben schon gelernt, dass wir vor allem saisonale Produkte kaufen sollen, aber mehr wegen der Ernährung. Über das Klima haben wir nicht wirklich gesprochen.« Doch manche können sich doch erinnern und hoffen, dass noch mehr zum Thema im Unterricht auf sie wartet, so etwa Jonas: »Bis jetzt war das noch kaum ein Thema. Im ersten Jahrgang hatten wir Ernährungslehre, da haben wir über Freilandhaltung gesprochen und dass Massentierhaltung nicht gut ist für das Klima. Aber grundsätzlich haben wir noch nicht viel zu diesem Thema gemacht, das kommt wahrscheinlich erst noch.« – Das ist zu hoffen! Dieses Kochbuch leistet durch seine Entstehungsgeschichte und durch seine Inhalte einen Beitrag dazu.

Rezepte aus »Von wilden Kräutern und beerigen Zeiten. Ein klimafreundliches Koch- und Lesebuch«: BILDER Sonja Priller

KOHLRABICARPACCIO Carpaccio: 250 g Kohlrabi Dressing: 10 ml Weißweinessig 30 ml Kürbiskernöl Salz und Pfeffer Zucker Kräuter Gervais-Creme: 50 g Topfen

40 g Gervais (oder Hüttenkäse) 1 gehackte Knoblauchzehe Salz und Pfeffer Kräuter Garnitur: 150 g Tomaten 50 g Vogerlsalat 20 g geröstete Kürbiskerne

Kohlrabi schälen und mit Hobel oder Brotschneidemaschine in hauchdünne Scheiben schneiden. Klare Marinade zubereiten aus Essig, Öl, Salz, Pfeffer, Zucker und Kräutern. Topfen, Gervais, Knoblauch und Gewürze verrühren und gut abschmecken. Tomaten schälen, entkernen und in Würfel schneiden. Kohlrabischeiben auf Teller auflegen und marinieren. Die Gervais-Creme in der Mitte aufspritzen. Mit Vogerlsalat, Tomatenwürfeln, Kürbiskernen und Kräutern garnieren. Mit Baguette oder Jourgebäck servieren. – Eingereicht von der 2U der HBLA Elmberg, ihr Geheimtipp: Es können auch andere Öle und Samen verwendet werden.


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SONNTAGSBRATEN 250 g Weißkraut 70 g Zwiebeln eine Handvoll Petersilie Salz Kümmel gemahlen 1/2 altbackene Semmel 125 ml Milch zum Einweichen 250 g Faschiertes 1 Ei 1 Knoblauchzehe Salz und Pfeffer Muskat Majoran

Paprika Butter für die Form 250 ml Suppe zum Aufgießen Erdäpfelpüree: 600 g mehlige Erdäpfel 200 ml Milch 50 g Butter Salz weißer Pfeffer Muskat 2 Zwiebeln 3 EL Mehl Öl zum Anbraten

Weißkraut waschen und fein schneiden oder hobeln. Die Zwiebel ebenfalls klein und würfelig schneiden. Eine Handvoll Petersiliengrün fein hacken. Die Semmel in kleine Würfel schneiden, in eine Schüssel geben, mit der Milch übergießen und ziehen lassen. Inzwischen die fein geschnittene Zwiebel in einer Bratpfanne in etwas Rapsöl anbraten. Petersilie und Kraut dazugeben und alles mit Salz und Kümmel würzen. Ca. 125 ml Wasser dazugeben und alles 15 Minuten zugedeckt dünsten lassen. Das Backrohr auf 200° C Ober-/Unterhitze vorheizen. Eine Auflaufform mit Butter ausstreichen. Knoblauch schälen und durch eine Presse drücken oder fein hacken. Faschiertes in eine Schüssel geben, mit Ei, Knoblauch und Gewürzen vermischen. Krautgemisch aus der Pfanne geben und auskühlen lassen. Das Wasser sollte verdunstet sein. Faschiertes mit Semmelwürfeln und Kraut vermischen. Auf ein mit Semmelbröseln bestreutes Brett geben, zu einem Wecken formen und in die Auflaufform geben. Ca. 1 Stunde backen und immer wieder mit etwas Suppe übergießen. In der Zwischenzeit Erdäpfel waschen, schälen, vierteln und in wenig Salzwasser ca. 15 Minuten weich dünsten. Erdäpfel stampfen

oder durch die Kartoffelpresse drücken. Milch erhitzen und würzen. Abwechselnd Butter und Milch den Erdäpfeln unterrühren, bis eine sämige Masse entsteht. Zwiebeln in Ringe schneiden, in Mehl wenden und schwimmend im Öl knusprig backen. Auf etwas Küchenrolle überschüssiges Fett abtropfen lassen. – Eingereicht vom Agrarbildungszentrum (abz) Hagenberg, ihr Geheimtipp: Statt der Semmel kann jede Brotart genommen, auf Brot vom Vortag zurückgegriffen bzw. Knödelbrot verwendet werden.


Landwirtschaft am Scheideweg Landwirtschaft hat in der Klimafrage eine mehrfache Rolle. Einerseits ist sie immer stärker mit den Folgen der globalen Erwärmung konfrontiert: Lange Hitzeperioden, Starkregenereignisse oder verstärkter Schädlingsbefall machen die Bewirtschaftung schwieriger. Andererseits ist sie einer der Treibhausgas-Hauptemittenten. Ursachen dafür sind primär direkte und indirekte Emissionen aus der Tierhaltung sowie der Import von Sojafuttermitteln aus Süd- und Mittelamerika, der durch die Zerstörung des Regenwaldes einen besonders hohen CO2-Rucksack aufweist. Einzig für die Bio-Landwirtschaft werden kaum Soja-Futtermittel aus diesen Ländern importiert. Zudem verbraucht die Produktion von Stickstoffdünger für die konventionelle Landwirtschaft enorme Energiemengen. Die

Bio-Verbandes BIO AUSTRIA. „Und die Bio-Landwirtschaft hat hier gute Karten in der Hand“, ist sie zuversichtlich. Bio-Böden weisen einen um 40 Prozent höheren Humus-Gehalt auf – was die Wasserspeicherfähigkeit des Bodens erhöht und gleichzeitig die Erosionsgefahr minimiert.“ Und: Humus bindet CO2 aus der Atmosphäre im Boden. Wenn wir Biolebensmittel kaufen, unterstützen wir diese schonende Landwirtschaft.

E NTG ELTLICH E EINS CH ALT UNG

bio-austria.at

Ganz bio. Ganz sicher. Ganz regional.

mit diesem Kunstdünger behandelten Böden wiederum setzen Lachgas frei, welches rund 300 Mal klimawirksamer ist als CO2. „Landwirtschaft wird in Zukunft dann erfolgreich sein, wenn sie sich bestmöglich den sich verändernden VorausGerti Grabmann, setzungen anpassen Bio Austria Obfrau kann“, meint Gertraud Grabmann, Obfrau des


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ROTE-RÜBEN-KUCHEN 5 Eier 200 g Honig 150 g Vollkornmehl 1/2 TL Backpulver

250 g geriebene Walnüsse 250 g fein geriebene rohe Rote Rüben 10 EL Orangensaft

Backrohr auf 180° C Ober-/Unterhitze vorheizen. Guglhupfform einfetten und mit Bröseln bestreuen. Eier trennen. Eidotter und Honig sehr schaumig schlagen. Vollkornmehl mit Backpulver vermischen und unter die Dotter-Honig-Masse mischen. Eiklar zu Schnee schlagen. Walnüsse, Rote Rübe und Eischnee unter die Masse ziehen. In die Form füllen und ca. 1 Stunde backen. Den fertigen Kuchen mit Orangensaft beträufeln und genießen. – Eingereicht von Lena Heibl und Christina Bichler, HBLA Elmberg.

VEGANE SUPPENWÜRZE 500 g Karotten 250 g Petersilienwurzel 250 g Sellerieknolle 200 g Zwiebeln oder Jungzwiebeln (inkl. grünen Röhren) 2 Stangen Lauch

1 Bund Petersilie 1 Bund Schnittlauch 3 Zweige Liebstöckel Majoran, Dille, Bohnenkraut (je nach Verfügbarkeit und Geschmacksvorlieben) 300 g grobes Meersalz

Gemüse und Kräuter waschen, putzen und in grobe Stücke schneiden. Alles vermengen und anschließend sehr fein faschieren (beim Fleischwolf mit der feinlöchrigen Scheibe). Mit dem Meersalz sehr gut vermischen, sprich »abbröseln«, und anschließend in kleine Gläser füllen. Kühl und dunkel gelagert ist die Suppenwürze circa sechs Monate haltbar. Nach dem Öffnen rasch verbrauchen. – Eingereicht von Anna Weiss, ihr Geheimtipp: Die Suppenwürze eignet sich ideal zur geschmacklichen Verbesserung von Suppen und Saucen. Vorsicht: Metalldeckel beginnen zu rosten.

»VON WILDEN KRÄUTERN UND BEERIGEN ZEITEN. EIN KLIMAFREUNDLICHES KOCH- UND LESEBUCH« ist 2019 im Forum Umweltbildung erschienen, herausgegeben vom Umweltdachverband.


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DIE GÖTTIN

HAT GLÜCK

Vom Niedergang und der Wiederauferstehung einer Marke.

INTERVIEW Irina Zelewitz

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ute Nachrichten! Nachdem 2018 das Fair-Fashion-Label Göttin des Glücks der Mitgründerin Lisa Muhr Insolvenz angemeldet hat, hat Ende 2018 der deutsche Unternehmer Öko-Kondom-Pionier Oliver Gothe (Fair Squared) die Markenrechte aus der Konkursmasse gekauft, Lisa Muhr wieder an Bord geholt und nun sind sie beide MarkeneignerInnen. Es wird, zumindest auch, wieder Kleidung geben. Aber noch viel mehr, und das in einem neuartigen Konzept. biorama-Herausgeber Thomas Weber hatte hinter den Kulissen seine Finger im Spiel. biorama hat alle drei gemeinsam dazu befragt, wie es zu diesem unverhofften Happy End kommen konnte.

BIORAMA: Lisa, woran erkennt man nachhaltige Mode? LISA MUHR: Ich möchte ökologische und soziale Nachhaltigkeit entlang der gesamten Wertschöpfungskette feststellen. Das können leider wenige vom Rohstoff bis zur Verwendung, oder sogar den After-Use-Bereich mitgedacht, transparent machen – von einer Listung aller ProduzentInnen bis zu entsprechender Zertifizierung. Weil sagen kann ich viel, aber belegen kann ich es nur durch Zertifikate und Transparenz.

Oliver, gilt für Kosmetik dasselbe? Oder funktioniert da Nachhaltigkeit anders?

OLIVER GOTHE: Wir machen ja Fairtrade-zertifizierte Kosmetik, die auch naturkosmetikzertifiziert, vegan, klimaneutral und halal-zertifiziert ist. Also ja, Zertifikate braucht es. Da hast du wenig Spielraum. Da kannst du nur ganz sauber arbeiten.

Thomas, gelten im Kosmetik- und Modebereich andere Regeln als im Lebensmittelbereich? THOMAS WEBER: KonsumentInnenseitig auf jeden Fall, handelsseitig sind die Überschneidungen zwischen den Bereichen vermutlich größer. Ich beobachte an mir selbst: Je näher mir das Produkt ist, desto strenger bin ich. Das gilt sowohl in der Hinsicht, wo ein Produkt produziert wurde, als auch in der Frage, wie nahe das Produkt mir physisch kommt – also Nahrung, Kosmetik, Kleidung und dann anderes. Oliver, Mode wird ja kaum in unserer Nähe produziert – ist also die Sicherstellung einer nachhaltigen Produktionsweise bei Mode komplexer als bei Kondomen oder Kosmetik? OLIVER GOTHE: Ich habe im Textilbereich nur sehr zaghafte Versuche gemacht, bevor ich Lisa kennenlernte – also Taschentücher und Aufbewahrungssäckchen für unsere Menstruationstassen. Aber nicht mehr. Ich hab mit Lisa nun eine Partnerin, die sich viel besser mit Mode und Bekleidungsproduktion auskennt. Für mich ist das eine spannende neue Welt.


Ihr beide arbeitet nun seit Anfang des Jahres zusammen. Oliver, woher kennst du Lisa? LISA MUHR: Frag doch Thomas! THOMAS WEBER: Ich habe grade drüber nachgedacht, woher ich Lisa kenne. Schon lang! Ich war nie Kernzielgruppe ihrer Produkte, aber ich habe das Label gekannt und mit etwas Distanz mitverfolgt. Und ich besitze zwei Unterhosen von der Marke Göttin des Glücks, die ich von meiner Freundin geschenkt bekommen habe. Und Oli habe ich 2014 auf der Naturkosmetikmesse Vivaness kennengelernt. LISA MUHR: biorama und die Göttin des Glücks gibt es beide seit 2005. Als ich 2011 die Kette unserer Baumwollproduktion in Indien bereist habe, habe ich einen Bericht darüber geschrieben, ihr habt den zusammengekürzt und zwei Seiten davon im Printmagazin gebracht. Oli, hast du aktiv nach einer zusätzlichen Marke gesucht? OLIVER GOTHE: Nein, ich habe leider ein bisschen zu spät mitbekommen, dass die »Göttin« in Schwierigkeiten geraten ist. Die Marke kenne ich lange, weil es eine Pioniermarke war, deren Prinzipientreue ich bewundert habe. Und nicht zuletzt auch, weil einer unserer Wiener PartnerInnenläden, »Liebenswert«, ein Kooperationsbetrieb der Göttin des Glücks war. Ich habe dann gelesen, dass Insolvenz angemeldet wurde, und das sehr bedauert. Dann habe ich Thomas angerufen und gefragt, ob er mir nicht einen Kontakt zu Lisa herstellen könnte. Zwischenzeitlich habe ich auch mal den Insolvenzverwalter angerufen und wollte wissen, ob ich die Markenrechte aus der Insolvenzmasse herauskaufen kann. Und der Zuschlag ist dann an mich gegangen. THOMAS WEBER: Als Olis Anruf kam, vor knapp einem Jahr, hat mein Umfeld um die Göttin des Glücks getrauert. Oliver hat aber zu mir gesagt: »Sag noch nicht, dass du weißt, wer die Marke gekauft hat. Jetzt ist noch die Trauerphase.« Wie ist es dir denn gegangen, als dich Thomas angerufen hat? LISA MUHR: Für mich war das Jahr 2018 eines, in dem ich mein Herzensprojekt aufgeben musste. Eigentlich war es mein Wunsch, zumindest die Marke zu erhalten. Ich habe selbst mitgeboten, allerdings knapp zu wenig, ich wusste auch

nicht, wer noch mitbietet. Der Masseverwalter hat mir trocken am Telefon mitgeteilt: Frau Muhr, die Marke hat jemand anderer gekauft. Das war für mich ein schwerer Schlag. Meine Hoffnung war, dass sie zumindest nicht h&m gekauft hat und damit Greenwashing betreibt. Als ich dann vom Masseverwalter die schriftliche Mitteilung bekommen habe, wer die Marke erworben hat, war ich erleichtert. Ich wusste, dass es sich hier um ein Urgestein aus der Fairtrade-Szene in Deutschland handelt. Ich dachte mir: Vielleicht ist sie dort sogar besser aufgehoben als bei mir, weil ich hätte nicht mehr die Kraft gehabt, sie wiederaufzubauen, und ich hatte schon andere Zukunftspläne. Als Thomas angerufen und gefragt hat, ob ich weiß, wer die Marke gekauft hat und ob er mich mit dem Käufer verbinden darf, war ich überrascht und neugierig. Oli und ich haben telefoniert und uns im Februar getroffen. Es war letztlich der Umstand, jemandem gegenüberzusitzen, dem der faire Handel genauso wichtig ist wie mir, der mich dazu gebracht hat, wieder an der Göttin des Glücks weiterzuarbeiten zu wollen. Woran ist die Göttin des Glücks beim ersten Anlauf gescheitert? LISA MUHR: Erstens: Mode im Sinne von saisonabhängigen, wechselnden Kollektionen ist das Gegenteil von nachhaltig. Zweitens: Mode in 100% Fairtrade-Qualität zu produzieren ist immens schwierig. Drittens: Die zarte Nische der nachhaltigen Mode kannibalisiert sich aus verschiedenen Gründen im Moment. Die Branche ist in Phase zwei der Entwicklung. Wir hätten weiter wachsen müssen, um zu verhindern, unterzugehen, aber unsere Umsätze gingen zurück. OLIVER GOTHE: Mehr Ausgaben als Einnahmen. Wie viel von dem, was ihr heute anhabt, ist aus einer 2019er-Kollektion eines Modelabels? OLIVER GOTHE: Null. LISA MUHR: Null. THOMAS WEBER: Nichts. Seid ihr die absolute Ausnahme in eurem Konsumverhalten? Oder warum ist es sonst kaum möglich, nachhaltige Mode zu produzieren?

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Mitunter war unklar, wer hier wen interviewt: Thomas Weber, Lisa Muhr, Oliver Gothe und Irina Zelewitz (v. l. n. r.) beim Gespräch im neuen Büro der »Göttin des Glücks«. LISA MUHR: Wir leben da in einer Blase. Die meisten Menschen denken noch nicht wirklich darüber nach, sich nachhaltig zu kleiden. In den ersten fünf Jahren gab es fast kein Material und erst recht kein Zubehör in entsprechender Qualität. Da hatten wir halt fairtradeund gots-zertifizierte Biobaumwolle und haben geschaut, was wir damit alles machen können. Da kannst du aber auch nicht ein ganzes Design-Portfolio wie ein konventionell arbeitendes Label anbieten. Seither ist auf dem Markt viel passiert, es gibt Angebot. Nicht alles ist gleich ökologisch und sozial nachhaltig. Und jetzt ist die Nische auch für die großen Modeketten interessant, weil sie mittlerweile auch eine KäuferInnenschicht dafür sehen. Sie stellen jetzt einen Minianteil ihres Sortiments auf die minimalsten nachhaltigen Kriterien um und schreiben sich das groß auf die Fahnen. Die Kundschaft wächst aber derzeit nicht proportional zu diesem Angebot. Und das ist hart für die Kleinen. Denn der Mitbewerb unterscheidet sich hier nicht nur in der Größe, sondern auch darin, wie ernst zu nehmend ihr Nachhaltigkeitsansatz ist. Es ist eine Zeit des Übergangs. Ich finde nicht, dass es schlecht ist, dass h&m und c&a Biobaumwolle verwenden. Aber das ist zu wenig, das ist nur der Rohstoff und sagt nichts über die Bedingungen in der weiteren Verarbeitung. Das macht die Mode noch nicht nachhaltig und bedeutet ein Preisdumping, unter dem die Labels, die ganzheitlich fair arbeiten, leiden.

Oliver, ist Skalierung die Antwort auf die

Probleme der Kleinen im Mitbewerb? OLIVER GOTHE: Grundsätzlich ist es unseren Fairtrade-ProduzentInnen egal, wohin sie ihre Ware verkaufen, Hauptsache, es wird viel gekauft. Wenn etwa Aldi eine Saison lang Fairtrade-Biobaumwollunterwäsche ins Sortiment aufnimmt und damit für den Mitbewerb den Preis ruiniert, finden wir das natürlich nicht nur toll. Was ist das Besondere der Marke Göttin des Glücks? LISA MUHR: Wir haben auf höchste Standards gesetzt und uns so über 13 Jahre eine Glaubwürdigkeit erarbeitet. Für diese und für Transparenz entlang der gesamten Wertschöpfungskette steht die Marke und dafür stehen auch Oli und ich als Personen. Das ist das Kapital der Marke. Oli, wo endet die Marke? Welche Produkte wird es geben und welche nicht? OLIVER GOTHE: Die Marke Göttin des Glücks muss eine Marke sein, die insbesondere Frauen täglich glücklich macht. Das muss Wäsche sein, das ist auch Kosmetik, für unser Dafürhalten kann es auch Sekt oder Schokolade sein. Wir machen jetzt einmal den Anfang. Unser Ziel ist eine Marke für viele Produktgruppen. Wir wollen den Markennamen ProduzentInnen und PartnerInnen zur Verfügung stellen, die in unsere Märkte möchten. Ein srilankischer Taschenhersteller, der wfto-zertifiziert ist, kann noch so tolle Taschen machen, wenn er hier nicht durch Marketing eine Marke aufbaut, wird er es in Europa schwer haben. Und da wollen wir ansetzen. Was ich schon ver-


raten kann: Wir werden eine Partnerschaft mit kleinen SchmuckherstellerInnen im Amazonasgebiet eingehen. Wir glauben, dass wir in zwei, drei Jahren eine sehr breite Produktpalette haben. LISA MUHR: Was die Marke weiterhin garantiert, ist die Kombination von höchsten Produktionsstandards und coolem Design, das sich auf dem europäischen Markt gut verkaufen lässt. OLIVER GOTHE: Und wir wollen das als Genossenschaft machen. Das macht es für mich speziell reizvoll, das wurde im Fairtrade-Bereich noch nicht oft versucht. Ich hab das noch nie gemacht, ich bin ja so erzogen, dass die Marke das höchste Gut ist. Dass sie jemandem gehört, der möglichst viel Geld damit macht. Klassischerweise steht sie nicht allen Beteiligten offen. LISA MUHR: Es passt so gut zum Fairtrade- Gedanken: Viele ProduzentInnen in den Ländern des Südens arbeiten in Kooperativen unter dem altbewährten Motto »Gemeinsam sind wir stark« organisiert. Wir wollen diesen Gedanken nun auch bei unseren ProduktpartnerInnen und bei den KonsumentInnen umsetzen. Das klingt so, als ob alles möglich wäre im Sortiment. Thomas, gibt es etwas, das längst überfällig ist – das dir in Bio-Fairtrade-Qualität auf dem Markt fehlt? THOMAS WEBER: Ich würde mir eine Kooperation von Göttin des Glücks und Fairphone wünschen, die ein stylisches Fairphone rausgeben und das pushen. Weil hier die Komplexität hoch und Transparenz auch eine besondere Herausforderung ist. Ich kenne Oliver als jemanden, der sich vor allem für Bereiche interessiert, über die Leute sagen: Dort geht Fairtrade nicht. Oder: Da gibt es noch keine klaren Standards. Da drängt sich mir die Frage auf, wo es dringend Standards zu setzen gäbe. Da gibt es aus österreichischer Sicht ja mit dem Schokoladenhersteller Zotter jemanden, der sich gerade aus der Fairtrade-Zertifizierung verabschiedet hat, weil ihm der Standard nicht weit genug geht. Ich frage mich dann, wo man in verschiedenen Produktkategorien welche neuen Standards setzen und erreichen kann. LISA MUHR: Das Thema, wo wir welche Standards anlegen können, ist für uns natürlich auch ein wichtiges. Und ich verstehe den Zotter in seinem Produktbereich sehr gut mit dieser Entscheidung. Für ihn ist Fairtrade noch zu wenig, weil er garantieren will, dass er die 100% Kontrolle darüber hat, welche Rohware in seine Produkte kommt. Das haben wir aufgrund des Mengenausgleichs bei Fairtrade leider noch nicht geschafft. Aber das ist nicht Schuld von Fairtrade, sondern da muss sich der


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NE U STA RT

50 mehr im Voraus Mengen in verschiedenen Farben und Größen und wir machen keine saisonbedingten Kollektionen mehr. Wir produzieren erst, wenn die Nachfrage da ist.

Der Chocolatier Josef Zotter hat lange auf das Fairtrade-Siegel gesetzt. 2018 ist er ausgetreten. Anfang 2019 haben er und Hartwig Kirner, der Geschäftsführer von Fairtrade Österreich, BIORAMA dazu im Doppelinterview Rede und Antwort gestanden. BIORAMA.EU/ FAIR-TRADE-VSFREE-TRADE

globale Markt bewegen. Zotter ist in seiner Produktionskette einfach einen Schritt weiter. Aber er bleibt ja wfto-zertifiziert, das ist die Fairtrade-Zertifizierung für Unternehmen statt für Produkte. Wir möchten mit unserer Marke Produkte diverser Produktgruppen mit den höchstmöglichen Branchenstandards, wenn geht Fairtrade oder wfto und Bio jedenfalls, belabeln . Es wird auch bei uns Produkte geben, bei denen nicht jede Zutat Fairtrade-zertifiziert ist, weil es das Rohmaterial oder die Zertifizierung dafür nicht gibt. Aber dann müssen sie den aktuell höchstmöglichen Branchenstandards entsprechen – das wird dann beispielsweise gots oder fsc oder Cradle-to-Cradle sein. Wir erarbeiten hier gerade an einem Kriterien- und Wertekatalog. Was wird die größte Schwierigkeit für euch beide sein, die sich jetzt schon abzeichnet? OLIVER GOTHE: Wir sind ja kein Konzern, der jedes Quartal seinen Report abgeben muss. Wir müssen auch nicht nächste Woche Weltmarktführer sein. Wir haben genug Zeit und wir werden das auch noch die nächsten fünf bis zehn Jahre machen. LISA MUHR: Ich bin gespannt. Dass es diese Marke wiedergibt, ist für mich ein Traum, den ich letztes Jahr schmerzhaft abgelegt habe und der jetzt wieder wahr wird. Wir machen jetzt was viel Schöneres mit der Marke, als wir zuvor gemacht haben, wir haben kein Lager, keine eigenen Geschäfte, wir müssen nicht jedes halbe Jahr eine neue Kollektion auf den Markt bringen und dann die Restbestände unter dem Deckungsbeitrag auf den Markt werfen. Ich habe genug vom Modezirkus: Wir produzieren nicht

Wann wird es die ersten Produkte eures neuen alten Labels geben? OLIVER GOTHE: Wir haben schon einiges im Bereich Kosmetik, Essentials wie Cremes und Peelings, auch feste Shampoos. Und Hygieneartikel: Menstruationskappen aus Naturkautschuk zum Beispiel. Mit meiner Marke Fair Squared war ich in Österreich noch nicht so erfolgreich, wie ich gerne wäre. Dank der Hilfe von Annemarie Harant (Gründerin von Erdbeerwoche, Anm.) haben wir hier auch alle Tests des Österreichischen Forschungs- und Prüfinstituts ofi durchlaufen und das passt alles. Und – ja, ich kann es nicht lassen – wir produzieren Kondome: Wir haben endlich Kondome in Papierverpackung, natürlich wieder aus fairtrade-zertifiziertem Naturkautschuk. Wir werden in einem nächsten Schritt bis Februar eine erste Unterwäschekollektion auf den Markt bringen. In einem zweiten Schritt, etwa ein halbes Jahr später, wird es Nachtwäsche und Yogawear geben. Aber es sollen Basics sein, die zeitlos sind. Wo wird man die bekommen? OLIVER GOTHE: Zuerst wird es die Produkte in den Weltläden geben, in einem nächsten Schritt auch im Biofachhandel. Natürlich wird es sie auch online auf fair2.me geben – und bestimmt auch bald bei OnlinehandelspartnerInnen. Wir stehen gerade am Anfang und können sehr bald mehr sagen!

BILD GÖTTI N DE S GLÜ CKS

Zu Beginn gibt es im Sortiment der »Göttin des Glücks« Kosmetik-Essentials wie Cremes, Peelings oder feste Shampoos und Menstruationskappen und Kondome.

Das heißt: Klassische Modekollektionen können nicht nachhaltig produziert werden? LISA MUHR: Das geht. Entweder in kleineren Stückzahlen, die regional produziert und nach Bedarf nachproduziert werden. Oder mit Fairtrade im globalen Süden. Aber dafür muss man sehr groß sein oder nur einen Teil des Sortiments damit ausfüllen. Man kann nicht nachbestellen, dafür ist die Saison zu kurz, es bleibt immer etwas übrig, das dann zu Rabattware wird, mit der du nichts mehr verdienst. Die schnellen Kollektionswechsel in der Mode sind sowieso nicht nachhaltig.


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BILDER Michèle Pauty

So schön kann radfahr- und officetaugliche Eco Fashion sein.

Hemd: Daryn Chook Chino: Shakkei Schuhe: Noah Models: Nikolaus Zelewitz Nikolaus Barton (Derzeit zu sehen in Anton Tschechows »Der Kirschgarten« im Wiener Theater in der Josefstadt.)

Hemd: Daryn Chook Jeans: Armed Angels Sneakers: Veja

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Hemd: Daryn Chook Chino & Umhängetasche: Shakkei Schuhe: Noah – Italian Vegan Shoes Der Schuh Mattia von Noah ist von der Sohle über die Farbe bis zu den Schuhbändern biologisch abbaubar aus Naturlatex, Bioleinen, Biobaumwolle und Naturkautschuk gefertigt. PS: Gibt’s auch für Damen! noah-shop.com/organic

Hemd: Daryn Chook Jeans: Armed Angels Sneakers: Veja Hinter Daryn Chook steckt die Designerin Daryna Eder. Im Herbst 2019 hat sie ihre erste Kollektion nachhaltiger Herrenmode für mobile Städter 001.UNI.FROM auf den Markt gebracht. Wen sie damit meint? »Office-Arbeiter, urbane Radfahrer und Reisende« – Schnitte und Material sind auf Basis von Interviews entstanden und spiegeln die Dynamik menschlicher Bewegung wider. Das Ergebnis: Zwei ergonomische Schnitte in drei Größen und elegantem Tencel-Material in drei Farben. darynchook.com


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Hemd: Daryn Chook Hose: Shakkei Schuhe: Fairticken

Hemd: Daryn Chook Jeans: Armed Angels Schuhe: Fairticken

Gato (Kork, links) und Alvaro werden – wie alle Schuhe von Fairticken – vegan in einem portugiesischen familienbetrieb entwickelt und produziert. Die Sohlen bestehen aus bis zu 70% aus alten Autoreifen oder recycvelten alten Sohlen. Das Innenfutter ist aus Biobaumwolle, das Obermaterial aus Kork oder Microfaser aus pet-Recycling.


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Hemd & Tasche: Shakkei Hose: Armed Angels Schuhe: Noah

Das Wiener Label Shakkei gehört zu den Pionieren im Bereich Eco-Mode. Designer und Gründer Gabriel Baradee bloggt über seinen Nachhaltigkeitsanspruch, seit er 2012 mit dem Projekt »nachhaltiger Anzug« bewiesen hat, »dass es möglich ist, chice und elegante Herren-Businessmode mit sozialer und ökologischer Verantwortung zu produzieren«. Gefertigt wird ausschließlich in der EU, zu 80% in Österreich. shakkei.at Die Jeans und Stoffhosen von Armed Angels und die Veja-Sneakers wurden über die beiden Filialen (1070 und 1150) des großartigen Wiener ebenberg.shop bezogen.


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ES GEHT AUCH OHNE Fünf Produkte, die üblicherweise in Plastik verpackt sind – hier ohne den erdölbasierten Wertstoff.

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Irina Zelewitz

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adezimmer sind nicht nur umweltfreundlicher, sondern auch einfach schöner, wenn weniger Plastik rumsteht. Empfehlungen für NaturkosmetikBasics – und wie man sie plastikfrei verpacken kann: Haarshampoo, eine Creme für den Körper, eine fürs Gesicht, Deo und Lippenbalsam.

Die jüngst um Produkte gezielt für Mütter erweiterte Mainzer Babypflegemarke Das Boep produziert extra mildes festes Shampoo. Naturkosmetikzertifiziert nach dem cosmos-Standard und vegan. Verpackt in Karton.

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Innen Kiefer, außen Kiefer: Die Finnen Hetkinen (übersetzt: »Nimm dir mal einen Moment«) produzieren (nebst anderem in Holzverpackung) Lippenbalsam in drei Varianten – Waldkiefernöl ist in allen enthalten, in dieser auch noch kaltgepresstes Kaffeebohnenöl. Einfach schön.

Die Wiener von Erui konzentrieren sich auf ein Minisortiment mit Zero-Waste-Anspruch. Die biozertifizierte Gesichtspflege Dreaming Duchess für trockene Haut und Hornwald mit entzündungshemmender Funktion enthalten weder Wasser noch Konservierungsstoffe und werden in biologisch abbaubaren Tiegeln verkauft.

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ioni CO2-neutrale Produkt etiki zertifizierte Naturkosm hi produziert in Österreic tierversuchsfreii

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MAR K T PL ATZ KOSM E TIK

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MIT EINEM TUSCH TEXT Irina Zelewitz

BILD Michael Mickl

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ei Wimperntusche greifen auch eingefleischte Naturkosmetikfans mitunter zu konventioneller Ware, denn: Für wasserfeste Mascaras braucht es – zumindest derzeit noch – Erdöl. Aber: Wie oft muss die Wimperntusche wirklich Wind und

Die Volume Mascara von Alverde legt mit einer ganz klassischen Bürste einen unaufdringlichen, hauchdünnen Mantel um die Wimpern und trennt perfekt. Gute Haltbarkeit – und trotzdem lässt sie sich mit Wasser entfernen.

6 Mal färben, verlängern, verdichten.

Regen standhalten? Und wenn es dann einmal so ist, ist man dann nicht froh, wenn man sich die Reste zumindest auch ohne Profi-Equipment unterwegs aus der Visage entfernen kann? Sechs Mal Naturkosmetik – Mascara zum (endlich) Umsteigen.

Etwas deutlicher ist die VolumeMascara aus Alverdes limited Edition, der Wolke 7-Linie: Hier landet mehr Farbe auf den Wimpern und die ergibt insgesamt mehr Volumen. Versprochen werden zwölf Stunden Halt – es bleibt jedenfalls erstaunlich lange, da wo, es soll. Hier empfiehlt sich allerdings ein Augen-Make-up -Entferner. Beide Alverde-Produkte werden vegan in Deutschland hergestellt. aleverde.de

Dr. Hauschkas unkompliziertes Volume Mascara gibt es derzeit auch in »plum« – es ist zum Schnellauftragen, Volumen ist schnell da, schnell perfekt. Das Ergebnis: großes Volumen, aber alltagstauglich, weil nicht tiefschwarz, sondern subtiles plum. Bei Wischen und Wasser landet es schnell woanders, dafür auch mit Wasser leicht entfernbar. Zertifizierte Naturkosmetik nach natrue-Standard. Hergestellt in Deutschland. drhauschka.at


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Mit der Natural Definition Mascara von Lavera und ihrer sehr filigranen Bürste erreicht man auch die kleinsten Härchen. Die Textur der Tusche ist vergleichsweise dick, Klumpen gibt es trotzdem keine. Nach dem Auftragen kurz trocknen lassen, dann hält sie einiges aus.

Die Wint von Und Gretel in Chestnut ist ein wahrer Allrounder. Tolle Farbe, schöner Glanz, praktische Bürste, keine Patzerei. Unkompliziert und schnell aufzutragen – wenn es mehr sein soll: wiederholen. Und auch von außen ist das Fläschchen einfach schön. Nach dem cosmos Standard zertifizierte Naturkosmetik. Mit echtem Bienenwachs hergestellt in Italien. undgretel.com

Ganz andere Bürste, ganz anderer Effekt: Die ebenfalls von Lavera gemachte Butterfly Effect sorgt mit großer Gummibürste für ebenso großes Volumen. Ohne Patzer, ohne zu klumpen. Beide in Deutschland produziert, vegan und biozertifiziert nach natrue-Standard. lavera.de

Die Natural Fun Size von Benecos sieht aus wie Spielzeug, ist aber vor allem eines: ziemlich praktisch. Für unterwegs oder auch für alle, die ihre Wimpern nicht täglich tuschen und trotzdem nicht regelmäßig halbvolle Packungen wegwerfen möchten. Lässt sich mit der kleinen Bürste sehr präzise auftragen, verklebt nicht, keine Fliegenbeine, setzt nicht auf großes Volumen, sondern auf fein definierte Wimpern. Hält vergleichsweise gut, ist allerdings auch nicht ohne Weiteres ohne Fett oder Make-up-Entferner wieder loszuwerden. Die Mascara in Reisegröße ist biozertifiziert nach dem cosmos-Standard und vegan. Hergestellt in Italien. benecos.eu


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U ND SO N ST SO

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Jährlich sechs Ausgaben von BIORAMA direkt in deinen Briefkasten! Auch wenn biorama ein Gratismagazin ist, kannst du es abonnieren. Für 25 EUR im Jahr bist du dabei und unterstützt unsere unabhängige redaktionelle Arbeit. biorama.eu/abo

ANLEITUNG

Für den Cashew-Camembert braucht man:

TEAM

HEIMKÄSE VERKOSTUNG

BIORAMA macht veganen Camembert Die biorama-Redaktion muss bei neuen Trends in der Bioproduktwelt immer auf dem neuesten Stand bleiben, daher muss das Team auch regelmäßig durch Verkostungen im Büro. Dieses Mal: veganer Camembert, selbst gemacht von Kollegin Suck. Der Käse besteht aus Cashews, Wasser und Pilzkulturen. Die Herstellung dauert etwas mehr als einen Monat. Zehn Minuten Verkostung, dann war alles aufgegessen. Nächstes Mal gibt’s veganen Blauschimmelkäse.

(»Vzym«) oder ein paar probiotische Kapseln. Die Schimmelpilzkulturen bekommt man beim Käsereibedarf. (Nicht alle sind vegan.)

Sauber zu arbeiten ist essenziell, daher vor Beginn alle Utensilien mit heißem Wasser reinigen, das Wasser abkochen und die Cashewkerne in kochendem Wasser pasteurisieren. Abkühlen lassen und mit dem Wasser pürieren, dann die Pilzkulturen unterrühren. In einer Schüssel mit einem Tuch abgedeckt einen Tag lang bei Zimmertemperatur ruhen lassen. Zwei Käsetücher nach dem Abkochen auswringen und in Formen legen. Die Käsemasse aufteilen und mit den Tuchzipfeln zudecken. Flachdrücken und über Nacht in den Kühlschrank stellen. Danach aus der Form nehmen, die Ober- und Unterseite mit unjodiertem Salz besprenkeln und zwölf Stunden auf einem Kuchengitter oder Ähnlichem im Kühlschrank trocknen lassen. Dazwischen wenden. Danach die Laibe in einer Plastikdose in den Kühlschrank geben, bis der Schimmel die gesamte Oberfläche bedeckt (circa zwei Wochen). Zwischendurch die Laibe wenden, sonst wird die Oberfläche uneben. Ein Zuviel an Feuchtigkeit abtupfen, sonst bildet sich der »schlechte« Schimmel. Eine weitere Woche in Käsepapier reifen lassen. Je länger der Cashew-Camembert reift, desto schärfer der Geschmack.

BILDER MI CHAEL MICKL, WE INFRANZ, A NG ÉLICA MORA LES

300 Gramm Cashews 180 Gramm Wasser je 1/8 TL Weißschimmel und Mesophilekultur 1 + 1/4 TL Enzym


Das Beste für unsere Freunde

KOOPERATION

BIO GASTRO TROPHY 2019

2019

BIORAMA und BIO Austria haben es gesucht und gefunden: das beste Auswärtsbioessen. In der Kategorie »Bestes biozertifiziertes Restaurant« konnte sich Kolariks Luftburg durchsetzen. »Für die Biobewegung mit Sicherheit ein Meilenstein, denn: Kolariks Luftburg ist seit Jahren ein Gästemagnet«, weiß Micky Klemsch von Biorama. Die Auszeichnung für das »Beste Biofrühstück« ging an »Die Tortenkomponisten«, die aus einem Onlinevoting, an dem mehrere Tausend Personen teilnahmen, als Gewinner hervorgingen. Der Preis für das »Größte Bioengagement« geht an den Betrieb MioBio, einen Salzburger Cateringanbieter und Biobotschafter, der auch in Private Cookings sein Können zeigt. Partner der Bio Gastro Trophy 2019 waren unter anderem Biogast und Sonnentor. Den Hauptpreis für das Publikumsvoting sponserte das Biohotel Grafenast: Es erwartet seine Gäste seit vier Generationen hoch über dem Tiroler Inntal, zwischen Tuxer Alpen und Karwendel gelegen. Im 100 Prozent biozertifizierten Haus (mit staatlicher Kontrolle – at-bio 301) spürt man die über 111 Jahre gewachsene Struktur, die familiäre Atmosphäre und den Stellenwert, den gute Musik und Kunst hier haben. »Umgeben von viel Freisinn«, das ist der Hoteliersfamilie Unterlechner wichtig. grafenast.at

Im Freundeskreis BioKistl ... findest du eine bunte Mischung unserer liebsten BioProdukte und Empfehlungen in wöchentlich neuen Zusammenstellungen. Für Freunde vom ADAMAH BioHof gibt‘s dieses BioKistl immer um 10% günstiger. www.adamah.at/freundeskreis Das Biohotel Grafenast liegt hoch über dem Tiroler Inntal, ein bisschen wie zwischen Himmel und Erde.


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U ND SO N ST SO

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ALT, ABER GUT & NEU IM KINO: LATTE IGEL Ein Eichhörnchen und – anders als in der finnischen Buchvorlage aus den 1950er-Jahren – ein Igelmädchen retten die Tiere des Waldes vor dem Verdursten. Inklusive Prinzessin, synchronschwimmender Bären und Hokuspokus! biorama ist stolze Medienpartnerin.

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BIORAMA BIOKÜCHE 2020

MA BIORA RT TIE PRÄSEN

Die zweite Ausgabe des BIORAMABookazines für alle ÖsterreicherInnen, die Wert auf biologische Küche legen! Wir zeigen die Vorzeigebetriebe der Biogastronomie, Biomärkte und Biocatering genauso wie jene, die deren Grundlagenarbeit machen: BioproduzentInnen von Vorarlberg bis zum Neusiedler See. Ein Schwerpunkt widmet sich dem Comeback von Lamm & Ziege, Rezepte gibt’s obendrauf!

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BIOSAATEN AUS ÖSTERREICH VON JA! NATÜRLICH Buchweizen, Chia und Amaranth gab es in Bioqualität bislang als Importware. Eine Kooperation mit 70 Biobäuerinnen und -bauern bringt nun erstmals österreichischen Bioamaranth, Biochia und Biobuchweizen in den Supermarkt. Nicht zuletzt eine Erlös-Perspektive für die lokale Landwirtschaft.

GROSSAUER EDELKONSERVEN Gleich für zwei Produkte ausgezeichnet wurde Stefan Grossauers Waldviertler Edelkonservenmanufaktur: das Bruschetta-Bio-Ofengemüse und das Bio-Kräuterseitling-Pesto. Für Letzteres verwendet Grossauer statt Zitrone Verjus, den grünen Saft unreifer Trauben, und statt Pinienkernen geschälte Sonnenblumenkerne. Radikal regional.

BROTBIER VOM BRAUHAUS GUSSWERK Gemeinsam mit Interspar veredelt das Salzburger Brauhaus Gusswerk überproduziertes Biobrot zu einem besonderen Brotbier. Das Endergebnis ist dadurch doppelt fermentiert, schmeckt vollmundig karamellig und ist trotz Naturtrübe bernsteinfarben. Alkoholgehalt: 5,5% Vol. bei einer Stammwürze von 12,8°.

BILDE R HERSTELLE R, MICHAEL MI CKL

Seit 2018 zeichnen biorama und die Messe Wieselburg auf der »Bio Österreich«-Messe das Bioprodukt des Jahres aus. Knapp 100 Produkte waren nominiert. Bewertungskriterien sind: Innovation, Design, Nachhaltigkeit und NomNom (also der Spaßfaktor bzw. der Geschmack). Shortlists unter biorama.eu/ bioprodukt-2019

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Radikale Regionalität, herausragender Geschmack, das genussvolle Vermeiden von Food Waste, vertretbare Convenience-Ansätze und möglichst ganzheitliche Nachhaltigkeit: Das zeichnet die »Bioprodukte des Jahres« aus.

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BRANDNEU IN NOW: Selina & Norbert

ich denke »Weg mit der Wegwerfgesellschaft, hin zur Kreislaufwirtschaft!« Es wird uns allen guttun. ich bin am Land im Weinviertel aufgewachsen, deswegen am liebsten Wein oder Wasser. Am besten immer gute Musik hören und unbedingt Kino. Apropos Kino: Herausgeber Thomas Weber ist ein Jedi-Ritter und ich bin sein Padawan :). In der Freizeit wandern, filmen oder Tennis. Gesunde Ernährung, immer mehr. Ich lebe jetzt bewusst mit biorama. – Norbert Windpassinger, Verkauf

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ich denke ein nachhaltiger Lebensstil soll Freude machen. Wir sollten ermuntert werden, neue Wege für dessen Gestaltung zu finden. Manchmal weiß man gar nicht, wo damit anfangen. Da kann man jegliche Unterstützung brauchen. biorama sehe ich als Multiplikator dafür. Und fesch ausschauen soll es eben auch, damit möglichst viele Menschen motiviert werden. Deshalb freut’s mich besonders, jetzt mit an Bord zu sein. ich bin so gut wie frei von Hobbys. Aber immer, wenn’s geht, im Gemüsegarten, am (ebendieses) Gemüse verkochen, am Werkeln, auf dem Rad – Hauptsache im »Tun« bleiben. – Selina Alge, Grafik

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MÜHLVIERTLER BOHNENKAS »Mühlviertler Bohnenkas im Saftl« vom Ackerlhof schmeckt roh, gebraten und am Grill und besteht letztlich aus hofeigenem Soja, das Jungbauer Gregor Mittermayr in der Sojarei des einstigen Milchviehbetriebs zu Tofu veredelt. Das »Saftl« hat er mit der »Wiener Würze« von Vorjahresgewinner Genusskoarl verfeinert. Eine sinnvolle Cobranding-Kooperation zweier kleiner, herausragender Biobetriebe.

BIENENLIEB BIO-HONIGBUTTER Im wiederverwendbaren Glas ist dieser Aufstrich aus Honig und Butter letztlich ein Convenience-Produkt. Schließlich liefert die Bioimkerei Bienenlieb aus Salzburg-Stadt mit ihrer Honigbutter das Honigbrot gewissermaßen »vorgestrichen« und im idealen Honig-Butter-Verhältnis, sodass der Aufstrich nicht vom Brot rinnt.

»ERNTE MICH IM WINTER«

BUCH VON WOLFGANG PALME Wenigen ist bewusst, was Garten, Balkon und Land(wirt)schaft auch im Winter an Gemüse und an Genüssen hergeben, was sich selbst unter Schnee oder am frostigen Fensterbrett noch ernten lässt. Wolfgang Palme macht praxisnah Lust aufs ganzjährige Gärtnern und auf Winterkresse, Asiasalate und Frischkräuter (Löwenzahn Verlag).

REBEL MEAT BURGER Die Gastronomie ist in Sachen Bio unterentwickelt. Das Wiener Start-up bietet Lokalen und Burgerläden mit seinem Rebel Meat ein hochwertiges Produkt für verantwortungsvollen Fleischgenuss. Rebel Meat besteht zu 50 Prozent aus Waldviertler Biofleisch – der Rest sind hochwertige Pilze, Hirse und Gewürze. Überzeugte die anfangs skeptische Jury auch geschmacklich hundertprozentig. Ab Februar 2020 bei Metro gelistet.


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TEAM INTIM Während wir Eltern uns fragen, wo die Kinder hingehen, fragen sie sich, wo sie herkommen. Die Antwort? Könnte alles so einfach sein, ist es aber nicht.

Autorin Ursel Nendzig, Mutter zweier Söhne, berichtet live aus der Achterbahn.

W

ir nähern uns der Weihnachtszeit, oder, wie xuelles Wesen entlarven, möchte so wir Eltern von Volksschulkindern auch sagen: lange wie möglich im Team unschulZeit der unbefleckten Empfängnis aka Zeit dig bleiben, gemeinsam mit dem Kind, der Erklärungsnot. Eine Zeit lang geht das dort, wo alles harmlos ist. Möchte nicht, super gut mit der Geschichte der Jungfrau Maria, dass sie wissend schauen, wenn sie zum die ein Baby bekommt. Erst fragt auch keiner nach, unpassendsten Zeitpunkt was Schlechwie das sein kann, wo sie doch unverheiratet ist, eites geträumt haben (zum Glück trampeln gentlich ein klares Indiz dafür, dass sie keine Kinbeide Söhne so laut, dass es eine Vorwarder bekommen kann. Der Heilige Geist, so wenig nung von ca. 10 Sekunden gibt, in denen ich an ihn glaube, in der Zeit der Erklärungsnot man hastig Decken über Körperteile werwünschte ich, die Story wäre wahr. fen kann), möchte nicht, dass sie einem dieIst sie aber nicht. Eine gewisse, angenehm einsen Blick verpassen, der zeigt, dass sie einen fache Zeit lang sind Kinder ja total zufrieden jetzt durchschaut haben, der »Aha, deshalb mit der Erklärung, dass die Babys im Bauch der habt ihr ein Doppelbett und kein StockMutter wachsen. Dann kommt Stufe zwei: Wie bett«-Blick, möchte diesen einen Groschen sind sie eigentlich in den Bauch der Mutter (sagt man heute eigentlich Cent?) nicht fallen hineingekommen? Es folgt Stufe drei: Wieso sehen, möchte nicht, dass sie wissen, dass wir wachsen da nicht dauernd in allen Mütterauch zum Team intim gehören, möchte nicht, bäuchen Babys? Ja, gute Fragen. Und lauter dass dieses Superunschuldige aufhört, niemals schlechte Antworten. Herumgestammel, Abjemals! gelenke, Ausflüchtereien. Warum eigentlich? Warum fällt es uns so schwer, einfach zu sagen: Schau her, setz dich, »Ich will mich einfach selber nicht hier, ein paar Internetfilmals sexuelles Wesen entlarven, chen, so ähnlich machen wir Erwachsenen das. Und wenn möchte so lange wie möglich im man nicht verhütet (hier, ein Team unschuldig bleiben.« paar Fotos), wird die Frau schwanger, was sie aber meistens nicht möchte. Und dazu, Ich denke, meine Freundin D., vierfache Mutter, mein liebes Kind, muss man nicht hatte genau diese Gedanken, sie zögerte das Gespräch verheiratet sein, man muss sich eimit ihrer ältesten Tochter hinaus und hinaus und hingentlich nicht einmal näher kennen. aus, bis es nicht mehr ging und sie sich gezwungen sah, Und Maria, die war schwanger, und, ihr alles zu sagen. Die Tochter ließ das Comicheft, hinsorry, mit Sicherheit nicht von einem ter dem sie sich das ganze unangenehme Gespräch lang Geist, Augengezwinker, schmutziversteckt hatte, sinken, sah ihre Mutter mit genau diesem ges Lachen, Kind aufgeklärt, Sache Blick an, der verrät, dass man jetzt für immer und ewig in erledigt! ihren Augen versaut sein wird, und fragte entsetzt: »Und Ich denke, es ist so: Ich will das hast du vier mal gemacht?« mich einfach selber nicht als se-

ILLUST RATION NANA MANDL

TEXT Ursel Nendzig


KERNKRAFT? JA, BITTE!

Wir essen, was wir säen. www.kernkraft-ja-bitte.de


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