Biorama #43

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P.b.b. — 11Z038861 M — 1040 Wien —— www.facebook.com/biorama

KOSTENLOS — ABER ABONNIERBAR

ausgabe 43 — Juni / juli 2016. www.biorama.eu

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vegan. Der Hype. Die Bestandsaufnahme. Eintagsküken: Wo landen die getöteten Brüder von Legehennen? Kinderbücher: Nautisches fürs Kinderzimmer. TTIP: Dokumentarfilmer Valentin Thurn über eine scheinheilige Debatte.

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*mind. 30% weniger Zucker als herkömmliche Knuspermüslis

GESCHICHTEN AUS DER KRUNCHY PRODUKTION AUF WWW.BARNHOUSE.DE 043_002-017_GV 01.indd 2

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TRADITION Das allererste KnuspermĂźsli von Barnhouse hieĂ&#x; Granola. Das war noch vor Krunchy, gegen Ende der 1970er Jahre. Die Kunst, aus einfachen Bio-Haferflocken mit ganz wenigen Zutaten ein zart knuspriges Granola zu backen, hat bei Barnhouse Tradition.

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auftakt

07 Editorial 08 Global Village Die Welt im Großen & Kleinen

inhalt

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Schwerpunkt: Vegan

18 Schubladen-Denken: Vegane Typen – Eine Typologie 24 Vegan-Kontrolle: Ist vegan drin, wo’s draufsteht? 31 Demeter Vegan: Veganismus versus Bio­ dynamische Landwirtschaft 34 Straight Edge: Verzicht und Abstinenz als Pop- und Subkultur 38 Veganes Strandgut: Tierfreie Sommer-Outfits

Magazin 48 Eintagsküken: Was geschieht mit getöteten, männlichen Küken? 52 Kinderliteratur: Eine Seefahrt, die ist lustig 54 #Armeleuteessen: Was vom Selbstversuch bleibt 56 Sonnenschutz: So wirkt er, oder eben nicht 60 TTIP: Ist die Diskussion scheinheilig? 63 Share Economy: Braucht das Teilen neue Regeln? 66 Bier: Neues rund ums Gebraute

Marktplatz 72 Rezept: Neu! 76 Strahlende Augenblicke: Pflegendes rund ums Auge

Kolumnen

vegan Wo über Lifestyle und ganz besonders über Essen geredet wird, geht es seit einer ganzen Weile tierisch oft um Veganismus. Wir haben eine Typologie unterschiedlicher Arten von Veganerinnen und Veganern entworfen, und ein paar weitere Fragen zum veganen Leben beantwortet.

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68 Glasgeflüster 71 Speis & Trank 78 Elternalltag 80 Die Welt, die wir uns wünschen 82 Gregorianische Moral

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en

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72 eingebrockt & ausgelöffelt Die Foodbloggerinnen Anna und Esa werden uns in den kommenden Ausgaben bekochen.

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freihandelsabkommen Teresa Reiter hat sich mit Do­ kumentarfilmer Valentin Thurn darüber unterhalten, ob die TTIPDebatte etwas Scheinheiliges hat.

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marktplatz In der Marktplatz-Rubrik hat Silvia Buchacher für diese Ausgabe ver­ schiedene natürliche Augencremes ausprobiert.

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editorial, impressum

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Thanks for cooking, Parvin!

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Thomas Weber, Herausgeber weber@biorama.eu @th_weber

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Auf zu neuen Ufern: Unsere langjährige Autorin Parvin Razavi gibt ihre Rezept-Seite in neue Hände.

impressum HERAUSGEBER Thomas Weber CHEFREDAKTEUR Thomas Stollenwerk AUTOREN Mirjam Bromundt, Sylvia Buchacher, Karin Chladek, Iwona Dullinger, Doris Fröhlich, Manuel Fronhofer, Miriam Frühstück, Tina Gallach, Pia Gärtner, Katharina Grabner, Christa Grünberg, Susanna Hagen, Micky Klemsch, Ellen Köhrer, Sophie König, Sarah Krobath, Sarah Latussek, Alexa Lutteri, Martin Mühl, Ursel Nendzig, Michaela Pichler, Susanne Posch, Susanne Posegga, Julia Preinerstorfer, Sebastian Rahs, Teresa Reiter, Matthias Schickhofer, Jürgen Schmücking, Elena Seitaridis, Mara Simperler, Wolfgang Smejkal, Anna Sperber, Werner Sturmberger, Julia Unterlechner, Katharina Wiesler, Irina Zelewitz, Helena Zottmann ART DIRECTOR Sig Ganhoer ILLUSTRATIONEN Katharina Hüttler / agentazur. com COVER Erli Grünzweil GESTALTUNG Sig Ganhoer, Lucas Gerstgrasser, Erli Grünzweil LEKTORAT Wolfgang Smejkal, Adalbert Gratzer ANZEIGENVERKAUF Herwig Bauer, Micky Klemsch (Leitung), Clemens Reichholff, Thomas Weber DRUCK Niederösterreichisches Pressehaus, Druck- und Verlagsgesellschaft m.b.H. Gutenbergstrasse 12, 3100 St. Pölten PRODUKTION & MEDIENINHABERIN Biorama GmbH, Wohllebengasse 16 / 6, 1040 Wien GESCHÄFTSFÜHRUNG Martin Mühl KONTAKT Biorama GmbH, Wohllebengasse 16 / 6, 1040 Wien; www. biorama.eu, redaktion@biorama.eu BANKVERBINDUNG Biorama GmbH, Bank Austria, IBAN AT44 12000 10005177968, BIC BKAUATWW ABONNEMENT siehe Website: www. biorama.eu ERSCHEINUNGSWEISE 6 Ausgaben pro Jahr ERSCHEINUNGSORT Wien VERLAGSPOSTAMT 1040 Wien

BLATTLINIE Biorama ist ein unabhängiges, kritisches Magazin, das sich einem nachhaltigen Lebensstil verschreibt. Die Reportagen, Interviews, Essays und Kolumnen sind in Deutschland, Österreich und der ganzen Welt angesiedelt. Sie zeigen Möglichkeiten für ein Leben mit Qualität für Mensch und den Planeten Erde. Ohne dabei den Zeigefinger zu erheben. Biorama erscheint sechsmal im Jahr.

foto Michael Winkelmann

iele Jahre hat sie biorama begleitet: gekocht, gebloggt und Rezepte zum Nachkochen zubereitet, Fotoshootings organisiert, eine Zeit lang war sie sogar Gastgeberin einer gemeinsam mit Micky Klemsch entwickelten Video-Kochshow (»Organic Instinct«). Nun möchte sich Parvin Razavi – vielen auch bekannt als Autorin des Kochbuchs »Vegan Oriental« – neu orientieren. Im Umfeld wird uns Parvin mit ihren Caterings und als Food-Aktivistin erhalten bleiben. In biorama werdet ihr (zumindest vorerst …) nichts mehr von ihr lesen. Wir möchten uns hier bei Parvin für die angenehme, auch unseren Horizont erweiternde Zusammenarbeit der vergangenen Jahre bedanken! Rezepte wird es in biorama natürlich weiterhin geben. Wir freuen uns, dass wir dafür mit Anna und Esa, den beiden Bloggerinnen von »Eingebrockt & Ausgelöffelt«, zwei Mitstreiterinnen gewonnen haben, welche die Lust am Kochen und Experimentieren, die Freude am Umgang mit hochwertigen Bio-Lebensmitteln und das Bewusstsein dafür, dass Essen immer auch politisch ist, wunderbar stilsicher vereinen. Entdeckt haben wir Anna und Esa 2015 – als Teilnehmer am ama Food Blog Award (bei dem ich auch 2016 wieder die Ehre habe, der Jury anzugehören: www.foodblogaward.at – #afba16). Dass sie schließlich nicht nur mich, sondern auch den Rest der Jury überzeugen konnten, verdanken Anna und Esa auch ihrem perfekten Zusammenspiel von anspruchsvoller Food-Fotografie und einem in der Blogosphäre seltenen sprachlichen Gespür. Aber seht und lest selbst! (Seite 72) Ebenfalls neu: Ja! Natürlich sucht (beschränkt auf Österreich) das Bio-Start-up 2016. Und weil wir es gut, wichtig und richtig finden, dass gute (Geschäfts-)Ideen gefördert werden, haben wir uns als biorama bereit erklärt, #biostartup2016 zu unterstützen. Gesucht sind Ideen und Projekte aus den Bereichen Bio-Landbau, Vertrieb, Logistik, Bewusstseinsbildung, Verpackung, Biodiversität, Tierwohl sowie Saisonalität und Regionalität. Eingereicht werden kann bis 12. August 2016. Alle Details dazu findest du auf www.biorama.eu bzw. unter #biostartup2016. Die fünf Finalisten stellen wir auf unserer Website vor, die siegreiche Idee auch in der Printausgabe. Bis dahin: einen schönen Sommer! Wir sehen uns, irgendwo da draußen.

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bild der ausgabe

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Fields of Battle – Lands of Peace

Schlachtfelder, Friedensländer Nur ein verfallener Graben erinnert an den hochalpinen Stellungskrieg während der DolomitenSchlacht, die hier vor einem Jahrhundert tobte. Am Monte Cavallo wurden europäische Grenzen verteidigt, wie sie heute für Bergsportler kaum vorstellbar sind. »Fields of Battle – Lands of Peace« – so heißt ein Bildband von Michael St Maur Sheil über die Schlachtfelder des Ersten Weltkriegs 1914–1918. Zehn Jahre lang hat St Maur Sheil poetische Fotos friedlicher Landschaften inmitten Europas gemacht. Sie zeigen, wie die Natur die Narben und Wunden der europäischen Vergangenheit verwandelt. Erschienen ist der Bildband anlässlich des 100. Jahrestags der Schlacht von Verdun in der Edition Lammerhuber.

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bild Michael St Maur Sheil, Mary Evans Picture Agency / Edition Lammerhuber

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so duscht zumindest die kehle.

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11 street talk Wir fragen, fünf nachspeisentiger antworten.

Birgitta 67, Pensionistin

Sam 24, Straßenmusiker

Ich wäre nichts zu Süßes. Wie heißt denn dieses italienische Zeug, aus dem man Tiramisu macht? Mascarpone. Ich wäre Mascarpone-Erdbeercreme. Ja, das wäre ich. Das ist nicht zu süß, hat aber immer noch diese Süße von den Erdbeeren. Das würde mich interessieren.

Ich glaub, Käsekuchen wäre meine Wahl. Der hat eine weiche und eine knusprige Seite, das ist eine ganz gute Repräsentation meiner Persönlichkeit. Außerdem mag ich Käsekuchen wirklich gern, der ist definitiv einer meiner Lieblingskuchen.

Wolf 42, selbstständig

Beatrix 68, Professorin

Schwierig, schwierig. Hmm, ich würde sagen, ich wäre eine Kardinalschnitte. Die ist schön cremig, fluffig, leicht und bekömmlich im Geschmack.

Eine Créme Bruleé, weil die schön cremig ist und weil sie ein bisschen angebrannt ist oben und weil sie schön zuckrig ist.

Franz 57, selbstständig Ich wäre ein Milchrahmstrudel, weil das in Wien das Beste auf der Welt ist.

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Interview und bild Sophie Schattschneider, Susanne Posch

» Wenn du ein Dessert wärst, welches wärst du dann?«

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global village

12 mobilität

Land der Rekorde Die höchste Seilbahn der Welt gibt’s in Bolivien schon. Nun soll das größte Seilbahnnetz gebaut werden. Pendler und Pendlerinnen aus La Paz und El Alto steigen nicht wie Europa in den Untergrund, um klimafreundlich zur Arbeit und wieder nach Hause zu kommen. Sie steigen in die Lüfte. Das öffentliche Verkehrsnetz, Mi teleférico, das die beiden gebirgigen Städte miteinander verbindet, umfasst derzeit drei Seilbahn-Linien in den Nationalfarben Boliviens; rot, gelb und grün. Es zählt zu Präsident Evo Morales’ Prestigeprojekten für den Umweltschutz und die Armutsbekämpfung. Bis 2019 sollen noch sieben weitere Linien folgen. Damit hätte der Andenstaat das größte Seilbahnnetz der Welt und die längste Seilbahn-Strecke. El Alto liegt auf über 4.000 m Seehöhe, damit beherbergt die Stadt jetzt schon die höchste Seilbahn des Planeten. Die Technologie dazu stammt übrigens aus Österreich von der Firma Doppelmayr, die auch für Mobilität in alpinen Skigebieten sorgt. www.miteleferico.bo rohstoff

Fair und zart schmelzend Ein deutsches Start-up will afrikanische Schokoladengewinne vervierfachen. 70 % des weltweit verbrauchten Kakaos stammen aus Afrika, aber 100 % der im Supermarkt verkauften Schokolade kommt aus der Schweiz, Belgien, Deutschland, und anderen Industrienationen. Afrika liefert die billigen Rohstoffe, der reiche Westen generiert daraus Gewinn. Es ist also nicht verwunderlich, dass nur knapp 5–6 % des Gewinnanteils der Schokolade im Herkunftsland verbleiben. Doch ein deutsches Start-up will das in Zukunft ändern: das von Hendrik Reimers gegründete Unternehmen Fairafric will die Schokoladenerzeugung von Europa, Amerika und Co. nach Ghana verlegen und so aus 5 % Gewinn 25 % machen. Vom Rösten bis zum Verpacken soll alles in dem westafrikanischen Staat passieren. Auf diese Weise können Arbeitsplätze geschaffen werden, um so den Weg aus der Armut zu ebnen. fairafric.com

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mode

Ethische Kinderarbeit Beim Modelabel Tellavision kommt Kinderarbeit zum Einsatz. Aber nicht dort, wo man sie erwartet.

www.tellavision-clothing.com www.startnext.com/tellavision energie

Die ewige Batterie Eine neue Entwicklung der Universität von Kalifornien könnte die Zukunft der grünen Energie entscheidend beeinflussen. Nanodraht ist tausende Male dünner als ein menschliches Haar, doch extrem leitfähig. Wegen dieser Eigenschaften versucht die Wissenschaft schon lange, ihn in der Entwicklung von kleinen, aber dennoch leistungsstarken Akkus einzusetzen. Leider ist er dafür viel zu fragil und er wird durch wiederholtes Laden schnell brüchig. Nun ist es der chinesischen Doktorandin Mya Le Thai an der Universität von Kalifornien gelungen, eine Batterie aus Nanodraht herzustellen, die hunderttausende Male geladen werden kann und damit um ein Vielfaches langlebiger ist als eine herkömmliche Lithium-Ionen-Batterie. Dafür hat sie einen Gold-Nanodraht mit Mangan­ dioxid ummantelt und mit einer Schicht aus Plexiglasgel umhüllt. Diese Kombination macht den Draht flexibel statt spröde, sodass er nach 200.000 Ladezyklen immer noch über eine beachtliche Kapazität verfügt. Die Technologie soll nicht nur in Alltagselektronik, sondern auch in der Raumfahrt Anwendung finden.

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text Theresa Loibl fotos Fairafric, Steve Zylius / UCI, Doppelmayr Seilbahnen GmbH, Eneas De Troya, CC BY 2.0, Tellavision

Die Textilindustrie ist berüchtigt für ihre ausbeuterischen und menschenrechtswidrigen Praktiken. Mit jedem weiteren Bericht über eine abgebrannte oder eingestürzte Fabrik in Indien, China oder Bangladesch entstehen neue Modelabels, die sich gegen die unethischen Produktionsweisen ihrer Konkurrenz aussprechen. Tellavision ist ein ganz besonderes Beispiel dafür. Anstatt Kinderarbeit komplett zu verbannen, wird sie sichtbar gemacht, indem man bedürftige Kinder T-Shirts designen lässt. Für ihre Kreativität werden die Kids natürlich fair entlohnt und es wird ihnen die Möglichkeit gegeben, ihren eigenen Interessen Ausdruck zu verleihen. Wer die Organisation unterstützen will, kann die T-Shirts mit den optimistischen bis appellierenden Botschaften der Kinder in die Welt hinaustragen und sich an der aktuellen Crowdfunding-Kampagne von Tellavision beteiligen.

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global village

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Dr. Bubbles und seine Seifenblasen-Show Stöpsel Festival 2016

SpaSS für Kinder – und Eltern Ende Mai haben wir bereits zum zweiten Mal zum Stöpsel Festival ins Wiener WUK geladen. Unser Ziel: Unterhaltung für Kinder und Eltern zu bieten. Es gab Konzerte, Musiktheater, Clown-Spaß, Mitmach-Workshops und vieles, vieles mehr.

Gesunde Smoothies am Stand von Ja! Natürlich

spielzeug

Umweltschutz? Kinderspiel.

TEXT Jana Wachtmann, Theresa Loibl fotos Patrick Münnich, Plantoys

Eine thailändische Firma produziert umweltfreundliches Spielzeug aus alten Gummibäumen.

Matthäus Bär und seine »Kinderhits«

Mit Eifer dabei: Back-Workshop von Ströck

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Nach 25–30 Jahren versiegt die Kautschukproduktion eines Kautschukbaumes und er ist für die Bewirtschaftung nicht mehr rentabel. Ausgediente Bäume werden oft verbrannt, doch PlanToys stellt aus ihrem Holz Kinderspielzeug und Möbel in Zwergengröße her. Die bunten Spielsachen werden unter fairen Arbeitsbedingungen produziert und mit ungiftigen, umweltfreundlichen Farben bemalt. Mit dem Erlös unterstützt die thailändische Firma lokale Non-Profitorganisationen und Projekte wie den Bau eines solarbetriebenen Kindermuseums. Abgesehen von den Umwelt- und Sozialaspekten sind die Produkte von PlanToys mit vielen Design-Preisen, wie beispielsweise dem begehrten Reddot Design Award, ausgezeichnet. 1981 galt das Unternehmen als das erste seiner Art. Seit 2012 stellt es auch unter dem Namen PlanWood Spielzeug aus den zwei Tonnen Sägemehl her, die täglich in der Fabrik anfallen. plantoys.com

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DAS FESTIVAL FÃœR EINEN GANZHEITLICHEN, GESUNDEN, ZUFRIEDENEN, BALANCIERTEN, NACHHALTIGEN, BEWUSSTEN LEBENSSTIL VOLLER MUT & LEICHTIGKEIT

BERGLSTEINERSEE DETAILS & TICKETING

WWW.WASSERFEST.INFO 043_002-017_GV 01.indd 15

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meine stadt

MEINE STADT: tel aviv

von Donata Kirchner

Lieblingsplätze UND Eco-HotSpots

Donata Kirchner (25) ist nach Abschluss ihres Studiums nach Tel Aviv gegangen, um dort für das Österreichische Kultur-Forum zu arbeiten. Die Wienerin liebt es, zu reisen und sich von verschiedenen Orten inspirieren zu lassen. Dabei dürfen ein nachhaltiger Lebensstil und der Konsum bewusster Produkte aber nicht zu kurz kommen – so wurde auch die weiße Stadt auf biologische Hotspots geprüft.

shuk ha carmel Im Herzen der Stadt und unweit vom Meer entfernt liegt der Shuk Ha Carmel. Hier gibt es von Sonntag bis Freitag täglich frisches regionales Obst, Gemüse und israelische Spezialitäten zu kaufen. Wer sich nach einer kurzen Verschnaufpause vom Rummel nach dem Treiben der vielen Menschen sehnt, findet in den Seitengassen des Marktes viele nette kleine Cafes und Bars. en.shuktlv.co.il

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cold brew shop Dieser kleine Coffee-Shop liegt in einer ruhigen Gasse, nächst der belebten Dizengoff Street. Hier wird Cold Brewed Coffee serviert, und zwar ausschließlich aus Bio-Anbau. Abgesehen von großartigem Kaffee gibt es einmal im Monat einen Workshop für Interessierte der Kaffeekunst und -zubereitung.

marketlv Seit bereits drei Jahren wird hier nur mit regionalen und saisonalen Zutaten gekocht. Aber nicht nur das: das Fleisch für die Speisen kommt von einem der wenigen Bio-Bauernhöfe des Landes. Hier gibt es das ganze Jahr jeden Tag frisch gekochte Suppen, Eintöpfe und Salate. www.marketlv.co.il

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frische säfte an jeder ecke In der weißen Stadt gibt es beinahe an jeder Ecke einen Stand mit frischgepressten Säften. Mein persönlicher Favorit ist Tamara, hier gibt es neben frischen und regionalen Kreationen auch Acai-Bowls mit Früchten. Man muss nur genug Geduld aufbringen, denn um den diesen Stand tummeln sich meist viele Leute – aber Anstellen lohnt sich!

der strand Was macht Tel Aviv so besonders? Auf jeden Fall auch der Strand! Die Stadt am Meer bietet Urlaubern und Einheimischen viele Möglichkeiten, die Promenade entlang des Mittelmeers zu genießen. Zum Beispiel die vielen Fitnessgeräte, die alle Sportbegeisterten dazu einladen, ihr Workout zu machen – und das gratis.

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Veganer-Typologie

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Werner Sturmberger

Veganer ist nicht gleich Veganer. Wir haben da ganz unterschiedliche Typen ausgemacht.

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Veganer der ersten Stunde

Die Troll-Veganer

Er entschied sich in einer Zeit dazu, vegan zu leben, als Vegetarier die Veganer von heute waren. Die Veganismus-Debatte, die er nicht führen musste, gibt es nicht. Dementsprechend gering ist seine Lust, all diese Gespräche noch einmal zu führen. Ob es an der konsequent veganen Ernährung liegt, der meditativen Arbeit im Garten, die für ihn als Semi-Selbstversorger dazu gehört oder der einen oder anderen Tablette, die er altersbedingt schlucken muss, ist schwer zu sagen. Vielleicht ist es auch nur die allmählich einsetzende Altersmilde, die dem Veganer der ersten Stunde zuteil geworden ist. Nicht der allerersten Stunde, denn als die Vegan Society 1944 gegründet wurde, war auch er noch nicht geboren. Das Verhältnis von Mensch und Tier hat ihn aber schon lange beschäftigt. Peter Singers Buch »Animal Liberation. Die Befreiung der Tiere« hat vieles auf den Punkt gebracht, das er schon unausgesprochen wusste. Manche Passagen aus dem Buch kann er noch heute auswendig. Das ist auch gut so, denn nachdem er das Buch in der Absicht, Freunde von der guten Sache zu überzeugen, dreimal nicht mehr zurückbekommen hat, wollte er es nicht noch ein viertes Mal kaufen. Die Zeit, die er früher in Überzeugungsversuche gesteckt hat, verbringt er nun lieber mit einem Achterl veganen Wein, wenn er seinen Blick sanftmütig über die Gemüsebeete streifen lässt.

Den Verzicht auf tierische Produkte lassen sie sich teuer bezahlen: Mit moralischer und ethischer Überlegenheit. Die macht distinktionstechnisch aber nur dann Sinn, wenn man diese auch kommuniziert. Im besten unternehmerischen Geiste wissen sie, dass man Gelegenheiten schaffen muss, anstatt auf sie zu warten: »Woran erkennt man auf einer Party einen Veganer? Völlig unnötig – er erzählt es einem ohnehin irgendwann.« Ohne sie hätte es diesen Witz nie gegeben. Da das Leben aber nun mal keine Party ist, sondern eben meistens Alltag, braucht es andere Bühnen, um der eigenen Mission nachgehen zu können. Online ist ihr Forum und der Shitstorm macht sie zur Naturgewalt. So maßlos ihr Zorn ist, so gerecht ist er auch in seiner Blindheit: er trifft Banken (die mit einem Basketballer in einer Fleischerei warben) genauso wie den Bio-Tante-EmmaLaden von nebenan. Die Tierrechtsbewegung hat sie zum Veganismus gebracht, der Glaube, richtig zu handeln trotz aller Widerstände durchhalten lassen und die Lust, alle anderen, Veganer inklusive, zu nerven, lässt sie weitermachen. In jeder Familie gibt es ein Mitglied, das man lieber verschweigen würde. In der veganen Familie sind sie dieser eine Onkel.

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Veganer-Typologie

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Die Casual-Veganerin

Selbstoptimierungs-Veganer

Fleisch essen war nie so ihr Ding. Wenn, dann zuhause bei den Eltern, da lässt sich das nur selten verhindern, denn es wird gegessen, was auf den Tisch kommt. Auch wenn sie für sich selbst nie Schnitzel, Brathendl oder Rostbraten gemacht hätte. Wirklich geändert hat sich das dann an dem verregneten Nachmittag, als sie einmal diese Doku mit Joaquin Phoenix gesehen hat. Den hat man zwar nicht gesehen, weil er nur gesprochen hat, nach dem Film war das aber auch egal, weil »Earthlings« alles verändert hat. Fleischessen ging danach gar nicht mehr, andere tierische Produkte auch nur mehr schwer. Komplett auf Milchprodukte verzichten wollte sie aber auch nicht. Als sie einmal glaubte, laktoseintolerant zu sein, hat sie es dann doch probiert und festgestellt, dass das gar nicht so schwer ist. Bei Kosmetikas hat sie ohnedies schon lange auf tier(leid)-freie Produkte wertgelegt. Bei Klamotten fällt ihr das schon schwerer, ganz auf Wolle und Leder verzichten will sie nicht. Ihr Kompromiss heißt Second-Hand und Vintage. Dass sie vegan is(s)t, ist für sie eigentlich überhaupt kein Thema mehr. Schlagend wird es erst bei Esseneinladungen: Die Schlacht am Buffet ist für sie meistens schon verloren, bevor sie begonnen hat – das einzige vegane sind die Beilagen. Es gibt wohl wieder mal Kartoffeln und Salat, garniert mit dem mitfühlenden bis schadenfrohen Blick von omnivoren Freundinnen und Bekannten.

Noch mehr als Tierleid hassen sie Übergewicht. Von der Tierrechtsdebatte haben sie zwar irgendwann mal was mitbekommen, so präzise erklären, warum Fleisch essen »eklig« ist, können sie aber nicht. Dafür wissen sie ganz sicher, es ist ungesund und steht einem fitten und trainiertem Körper im Weg. Denn Schönheit kommt von innen – in ihrem Fall eben durch die richtige Ernährung und schweißtreibende Tätigkeiten – und bleibt so rein oberflächlich. Mehr Zeit als beim Mixen grüner Smoothies verbringen sie nur beim Sport – am liebsten superexotische Yoga-Varianten und Crossfit. Und das erwarten Sie auch von anderen: Übergewicht ist kein Schicksal, sondern eine Entscheidung. Wer dick ist, hat sich dazu entschieden, dick zu sein. Wer Fleisch und Fastfood isst, hat die Kontrolle über sein Leben verloren. Je mehr Pfunde, desto weniger Charakterstärke. Menschen mit mehr gesofteten als gestählten Körpern wollen sie zwar gern ein Vorbild sein – dazu betreiben sie Lifestyle-Blogs – eine Hilfe sind sie Ihnen dabei allerdings nicht. Genauso wenig wie der veganen Sache an sich: Ist es ihnen doch gelungen, eine ethische Debatte in ein hyperindividualisiertes, durch und durch neoliberaleres Selbstzweck- und Selbstoptimierungs-, Fatshaming- und Lookism-Szenario zu verwandeln.

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Die Freegans

Die Anti-Veganer

Bist du vegetarisch? – Nein, ich bin freegan. – Bitte? – Na, wenn ich selber koche bin ich vegan, aber wenn es nichts kostet, esse ich alles. – Ok. Da Freegans meist vielbeschäftigte, weil akademisch und/oder künstlerisch tätige Menschen sind, finden sie selten Zeit um selber zu kochen, aber meistens eine Gelegenheit gratis zu essen. Einen Vortrag oder eine Vernissage mit anschließendem Buffet gibt es immer irgendwo. Sie sind aber nicht einfach Schnorrer, sondern konsumkritisch. Und Vorträge und Vernissagen sind auch hervorragende Orte, um sich des Themas anzunehmen. Nun gibt es zwar in der Erziehung eindeutige Hinweise zum Themenbereich Essen und Kommunikationsverhalten, doch im Zweifelsfall lässt sich Konsumkritik leichter mit vollem Mund als mit leerem Magen artikulieren. Theoretisch geht es darum, nicht an der Konsumgesellschaft und der Lebensmittelindustrie zu partizipieren, in der Praxis lässt sich das bei einem solchen Anlass auch gleich vorleben: nichts bezahlt und trotzdem satt. Nicht alle Freegans sind in ihrem Pragmatismus so omnivor. Manche sind Vegetarier, andere strikt vegan. Und auch nicht alle beschränken sich auf Kulturtechniken, die in der Kulturszene ohnehin gang und gebe sind. Neben den Salontigern gibt es auch die, die ihren Hunger nach Abenteuer und eben Essen beim Dumpstern stillen. Die verbotenen sind doch die süßtesten Früchte. Laut dem Pamphlet »Why Freegan« ist daher neben Gärtnern, Sammeln und Tauschen auch Klauen ausdrücklich erlaubt. Freegan ist daher ideal für Leute, die vom Kapitalismus nicht satt werden und ihn loswerden wollen, indem sie ihn aufessen.

Die Mehrheitsgesellschaft setzt ihren hedonistisch-desinteressierten Zugang zum Thema Ernährung überwiegend in einer Comfort Food- und schnitzelbasierten Diät um. Selbst wenn es mittlerweile mal einen vegetarischen Tag gibt, Fleisch hat darin einen sehr hohen, hoch-emotionalisierten Stellenwert. Selbst dann, wenn die Leute nicht täglich Fleisch essen, möchten sie doch immer und überall Fleisch essen können. Der Verzehr von Fleisch wird von manchen als ein Grundrecht, wie es in den USA eines ist, Waffen zu tragen, missverstanden. Und dieses verteidigen Sie mit Zähnen und Klauen, auch wenn es bedeutet, dass es vielen das Leben aufgrund von Herzkreislauferkrankungen kosten wird. Mit der wachsenden Zahl von Veganern scheint auch die Zahl jener zu steigen, die sich davon massiv bedroht fühlen und dem aggressiv Ausdruck verleihen. In der Verteidigung ihres vermeintlichen Anrechts auf den Verzehr von Tierleichen gehen sie dabei ähnlich besonnen und maßvoll vor wie Second-Amendement-Aktivisten. Veganer-Witze sind da noch die harmloseste Waffe im Arsenal, aber auch die treffsicherste: Witze über gesellschaftliche Minderheiten ziehen immer. Dass das, was sie hinter diesem Humor verbergen, ihr bleierner Ernst ist, merkt man spätestens dann, wenn Sie im Internet auf die TrollVeganer treffen. Oder man über ihr Dating-Profil stolpert: »Bitte keine Veganerinnen!« Klar, wie sollte man sich in jemanden verlieben können, der das falsche isst? Tief in ihrem Innern glauben sie wohl wirklich, dass Veganer ihrem Essen das Essen wegessen.

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Vegane Produktkontrolle

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Ursel Nendzig

Wer kontrolliert eigentlich, dass, so vegan draufsteht, auch kein Tierprodukt drin ist? Was versprechen uns die Vegan-Siegel, und: darf eigentlich jeder seine Interpretation von »vegan« auf sein Produkt schreiben? Eine kleine Rundumschau.

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ojamilch und weißer Tofu. Vor gerade einmal 15 Jahren war das das Angebot, mit dem ein durchschnittlich-fortschrittlicher Supermarkt den Veganern aufwartete. Die vegane Lebensweise ist heute nicht nur bekannt, sondern mitten in der Gesellschaft angekommen. Ein Lifestyle, der einen nicht mehr zum Außenseiter macht, sondern zum Insider. Abgesehen davon, dass es in Deutschland und Österreich kein Problem mehr ist, komplett vegan zu leben. Zumindest in und um größere Städte gibt es ein Angebot, von dem die Sojamilch und der weiße Tofu von damals nicht einmal zu träumen wagten. Vegan ist da, vegan ist in, vegan ist möglich. Aber wer kontrolliert, ob tatsächlich vegan drin ist, nur weil es draufsteht? Und: darf das V-Wort jeder nutzen, also: ist rechtlich geschützt, was es genau bedeutet? Welche Vegan-Siegel sind vertrauenswürdig, und: was versprechen sie eigentlich? Grob gesagt gibt es zwei, auf die es ankommt. Die »Veganblume«, eine (meist) grüne Sonnenblume, deren Blätter das V vom Schriftzug »Vegan« bilden. Sie ist im Lebensmittelbereich vor allem in ihrer Heimat England weit verbrei-

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vegan fact

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So groß ist der Anteil der vegan lebenden Menschen in Deutschland, Österreich und der Schweiz zirka. In den DACH-Ländern soll sich die Zahl der Vegetarier und Vegetarierinnen in den letzten 10 Jahren mehr als verdoppelt haben. Die Zahl der Veganerinnen und Veganer wird noch gar nicht so lang erhoben. Als Grund für die Umstellung geben die meisten den Tierschutz an.

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Vegane Produktkontrolle

27 tet. Bei uns ist sie eher im Bereich Kosmetika bekannt und verspricht keinen Einsatz von Tierprodukten und keinerlei Bezug zu Tierversuchen. Dabei geht es nicht nur um die Inhaltsstoffe, sondern auch die Hilfsstoffe zur Produktion. Vergeben und kontrolliert wird sie ausschließlich von der Vegan Society in England. In Deutschland, der Schweiz und Österreich am weitesten verbreitet ist das Europäische VegetarismusLabel, genannt »V-Label«, ein grünes V auf gelbem Grund. Darunter ist zu lesen, welcher der vier Stufen es entspricht: vegan, ovo-, lakto- und ovolaktovegetarisch. Ist unterhalb des Labels nichts angegeben, ist das Produkt vegetarisch, nicht vegan. Es ist das Siegel der Europäischen Vegetarier-Union (evu), dem Dachverband, der alle vegetarischen Gruppen in Europa vereint und im Schweizer Winterthur beheimatet ist. Die evu ist es auch, die ihren Lizenznehmern in den einzelnen europäischen Ländern erlaubt, das Label zu vergeben. In Deutschland ist dies ausschließlich der Vegetarierbund (vebu) mit Sitz in Berlin, in Österreich die Vegane Gesellschaft (vgö)in Wien. Wer das V-Label auf seinem Produkt möchte, muss dem Lizenzgeber die komplette Zusammensetzung offenlegen. Alle Zutaten müssen tierfrei sein – dazu gehören auch tierische Produkte, die zur Verarbeitung zugesetzt werden – und frei von Gentechnik. Zudem muss der Hersteller zusichern, dass er Kontrollen aller Produktionsstätten akzeptiert und jede Änderungen der Zutaten sofort meldet. Bisher wurden die Angaben per Selbstauskunft der Hersteller erhoben, ein Vertrag unterschrieben und stichprobenartig kontrolliert. »Die Hersteller wurden stichprobenartig kontrolliert«, sagt Stephanie Stragies vom vebu Deutschland. »Die Lizenz für das V-Label wird immer nur für ein Jahr vergeben und ist damit auch schnell wieder entzogen.« Mit dieser Methode gab es bisher kaum Probleme. Doch das V-Label erlebt gerade ein starkes Wachstum. »Dem gerecht zu werden, ist eine Herausforderung«, sagt Stephanie Stragies. »Wir sind dabei, ein Risiko-Screening zu entwickeln, um die Anbieter in Risikogruppen einteilen zu können, je nachdem, wie hoch das Risiko einer Kontamination mit tierischen Lebensmitteln ist.« Das sei beispielsweise bei einem Hersteller, der ausschließlich Apfelchips produziert, geringer als bei einem, der in seiner Produktionsstätte auch tierische Produkte verarbeitet. Bei Herstellern, die izu einer hohen Risikogruppe gehören, werden Audits abgehalten. »Unsere Mitarbeiter gehen in die Produktionsstätten. Wenn bei diesem Audit festgestellt wird, dass es zu Verunreinigungen kommen könnte, werden Proben entnommen und im Labor überprüft.« Dieses Kontrollsystem sei schon sehr weit entwickelt, wenn auch noch nicht völlig ausgereift, so Stephanie Stragies. Missbrauchsfälle oder Probleme gebe

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1. NOVEMBER

An diesem Tag ist internationaler »World Vegan Day«. Erstmals wurde er 1994 zum Geburtstag der World Vegan Society begangen und er wird seither jährlich wiederholt.

Die beiden verbreitetsten Vegan-Siegel.

2,89 kg CO2 Im Vergleich produziert fleischhaltige Ernährung zwischen 5 und 7 kg CO2 am Tag, vegetarische verursacht unter 4 kg CO2 und vegane unter 3 kg CO2 pro Tag. CO2Emissionen, aber auch die Abholzung des Regenwaldes gelten als der zentrale Faktor für den Klimawandel.

1984 In diesem Jahr wurde das erste rein pflanzliche Kochbuch veröffentlicht. Es wurde von William Horsell geschrieben, hieß »The Vegetarian Advocat« und ist voller Rezepte, die weder Eier noch Milchprodukte beinhalten.

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Der oberste Veganer Österreichs: Felix Hnat, Obmann der Veganen Gesellschaft.

es in Deutschland bisher kaum, da die Hersteller sehr dahinter seien, das V-Label zu bekommen und auch zu behalten. »Wir haben keine große Erwartung, dass bei unseren Audits und Tests etwas gefunden wird.«

KÜCHE, Lager, Personal: alles wird kontrolliert vegan fact

166 mg / dl So hoch ist der durchschnittliche Cholesterinspiegel eines vegan lebenden Menschen. Der Cholesterinspiegel eines durchschnittlichen Omnivoren ist in der Regel etwa um ein ¼ höher. Erhöhte Cholesterinwerte sind die Hauptursache für Herz-Kreislauferkrankungen.

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In Österreich führt die Vegane Gesellschaft vgö die Kontrollen durch. »Wir haben mittlerweile ein lückenloses System von Audits entwickelt«, sagt Geschäftsführer Felix Hnat. »Jeder, der in Österreich das V-Label für sein Produkt haben möchte, wird von uns kontrolliert.« Dabei prüft der vgö nicht nur Produzenten, sondern auch Dienstleister, dazu gehören etwa Caterer oder Anbieter von Outdoor-Kursen. Gastronomiebetriebe können sich genauso mit dem V-Label besiegeln lassen. Abgesehen davon, dass sie für ihre Gerichte die V-Label-Kriterien für Lebensmittel erfüllen müssen, werden Küche, Lager und Personal regemäßig kontrolliert. »Es muss ein täglich wechselndes Gericht mit dem V-Label plus zwei weitere angeboten werden«, sagt Felix Hnat. »Wir achten vor allem auf Vermischungspotenzial in der Küche – ob Fleisch und Gemüse mit verschiedenen Messer geschnitten werden und Ähnliches.« Darüber hinaus muss das Personal geschult sein, um Wünschen nach vegan bzw. vegetarischer Kost nachkommen zu können. Alle Zutaten müssen den Richtlinien des V-Labels entsprechen. Das bedeutet: Es dürfen in keiner Form tierische Bestandteile enthalten sein. »Auch keine versteckten, die nicht deklarationspflichtig wären«, sagt Hnat. »Aus

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European Vegan Union: www.euroveg.eu Vegane Gesellschaft Östereich: www.vegan.at Deutscher Vegetarierbund: www.vebu.de Vegan Society, Veganblume: www.vegansociety.com Europäisches Vegetarismus-Label: www.v-label.eu

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Veganes »Entenvleisch« kann man problemlos kaufen. Doch was steckt drin?

bild Vegane Gesellschaft Österreich, Wikimedia Commons cc by — Alex Ex

Fruchtsäften beispielsweise wird häufig mit Hilfe von Gelatine das Fruchtfleisch gefiltert.« Laut Gesetz muss die Gelatine nicht bei den Inhaltsstoffen angegeben werden, weil sie wieder entfernt wird. Damit ist das Produkt aber trotzdem nicht vegan – nicht, nach der Definition der evu. Diese Definition wird zwar weitläufig verwendet, rechtlich ist sie aber nicht verbindlich. »Derzeit gibt es weder auf EU-Ebene noch in Deutschland eine rechtsverbindliche Definition«, sagt Stepahnie Stragies vom vebu. »Im April dieses Jahres haben aber die deutschen Verbraucherschutzminister eine Definition der Begriffe vegan und vegetarisch beschlossen.« Diese Formulierung hatte eine Arbeitsgruppe, bestehend aus Vertretern der Länder und der Lebensmittelwirtschaft gemeinsam mit dem vebu erarbeitet. »Das ist ein sehr deutliches Signal der Länder an die Bundesregierung, sich in Brüssel dafür einzusetzen.« Sind die Begriffe erst einmal EUweit definiert, können sie auch EU-weit im Gesetz verankert werden. Bis dahin wird »vegan« also von jedem so verwendet, wie er es eben für sich definiert. »Aber alle, die auf professioneller Ebene damit zu tun haben, verwenden den Begriff so, wie die evu ihn definiert«, sagt Felix Hnat. Eine Gefahr für Missbrauch bei der Kennzeichnung sei deshalb nicht unbedingt zu befürchten. »Dadurch, dass immer mehr Hersteller das V-Label verwenden, wird diese Möglichkeit zurückgedrängt«, meint Hnat. »In der Vergangenheit gab es aber abenteuerliche Geschichten – ich erinnere mich an eine aus China importierte Tofu-Ente. Bei einer dna-Probe stellte sich heraus, dass Schweinefett, Milch und Ei darin enthalten war.« Gruselige Vorstellung, nicht nur für Veganer. Umso schöner die Vorstellung, dass der Begriff »vegan« eines Tages ganz offiziell vom Gesetz geschützt sein wird. Bis dahin kann man sich getrost auf die unabhängigen Labels verlassen.

So viele weitere Urwaldbäume müssten gerodet werden, um Nahrung für eine vegane Weltbevölkerung zu produzieren. Das belegt eine Studie von Prof. Karl Heinz Erb vom Wiener Institut für Soziale Ökologie. Es wurden mehrere spekulative Szenarien über veränderte Ernährungsweisen auf einen Zeitraum von 50 Jahren berechnet und man kam zu dem Schluss, dass der größte Faktor für die Abholzung des Regenwalds die Fleischproduktion ist.

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Vegan vs. Demeter & Co.

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Jürgen Schmücking

Demeter-Weinbauer Karl Schnabel und seine Lieblingskuh.

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Vegan vs. Demeter & Co.

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Demeter-Weinbauer Karl Schnabel aus der Südsteiermark mit (noch leerem) Kuhhorn.

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m Bauch der Kuh rumort es. Zuweilen auch im Kopf. Jedenfalls rauchen die Köpfe im Demeter-Verband, sobald es um die Frage geht, ob biodynamische Produkte gleichzeitig auch vegan sein können. Nein, sagen einige und verweisen auf den Widerspruch bezüglich der Tierhaltung. Natürlich, sagen andere und argumentieren damit, dass die Produkte ja nicht mit dem »Tierischen« in Berührung kommen. Ein Richtungsstreit? Wir wollten wissen, was es mit dieser Diskussion auf sich hat, ob es einen Graben innerhalb des Demeter-Verbands gibt, und wenn ja, wie tief er ist. Also haben wir uns die Sache genauer angesehen. Auf einer – für den Weinmarkt – wichtigen Weinmesse in Deutschland hat der internationale Demeter-Verband einen Gemeinschaftsstand organisiert. Die Aussteller auf diesem Stand kamen aus aller Herren Länder. Ihre Gemeinsamkeit – die Mitgliedschaft im Verband und ihre Entscheidung, die Weingärten nach den biodynamischen Richtlinien des Demeter-Verbands zu bewirtschaften. Zum Stand gehörte auch eine kleine Bühne, auf der über dies und jenes diskutiert wurde und auf der interessierten Messebesuchern Weine präsentiert wurden. Eine der Veranstaltungen hieß »Warum

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biodynamisch und vegan einander ausschließen«. Der Vortrag war gut besucht. Im Kern ging es darum, dass den beiden Denkrichtungen völlig unterschiedliche philosophische Zugänge zugrunde liegen. Am Beispiel Demeter-Wein lässt sich der Widerspruch klar darstellen. Um am Weinberg Trauben wachsen zu lassen, die dem strengen Reglement der biodynamischen Landwirtschaft genügen, werden von den BioWinzern Präparate ausgebracht. Einige dieser Präparate sind tierischen Ursprungs. Für die beiden wichtigsten Präparate, Hornmist und Hornkiesel, werden Kuhhörner verwendet. Natürlich werden für diese Hörner keine Rinder geschlachtet. Das Material kommt von heimischen Kühen, die öfter gekalbt haben und werden nach dem Schlachtprozess entnommen. Ohne dieser Hörner gibt es keinen biodynamischen Wein. Auch andere Präparate kommen gemäß den anthroposophischen Vorgaben nicht ohne tierische Hüllen aus. Das Präparat Schafgarbe reift in der Hirschblase, Kamille im Rinderdarm und die Eichenrinde gar im Haustierschädel. Hierfür wird nicht der Schädelknochen verwendet, sondern der Kopf eines relativ frischen Schlachtkörpers, sodass nach

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33 Ausgraben des Präparats die Eichenrinde noch immer in einem feucht-warmen Milieu reift. Der philosophische Hintergrund veganen Lebensstils beruht auf grundlegenden Annahmen des Tierrechts. Aus dieser Perspektive sind artgerechte Tierhaltung und Tierschutz Entwicklungen in die völlig gegensätzliche Richtung. Das Konzept des moralischen Veganismus geht davon aus, dass Tieren das Recht auf Freiheit und Selbstbestimmung zusteht. Es richtet sich damit vehement gegen die Idee der Nutztierhaltung, die gemeinsam mit der Kreislaufwirtschaft für die Biodynamie wiederum eine der tragenden Säulen ist. Dass von vielen Veganern biodynamische Weine akzeptiert und konsumiert werden, kann nur im fehlenden Wissen über die Herstellung der Weine begründet sein. Biodynamische Winzer, die ihre Weine als vegan ausloben, tun dies allerdings mit Recht, denn laut den Richtlinien der Veganen Gesellschaft gilt ein Wein als »für Veganer geeignet«, wenn bei der Kellerarbeit auf Hilfsund Zusatzstoffe tierischen Ursprungs verzichtet wird. In der Regel sind das Gelatine, Kasein oder Hausenblase. Und es ist – da haben sowohl die Demeter-Bauern wie auch die Veganer recht – der letzte Dreck, der hier zu

Schönungsmitteln verarbeitet wird. Ein Hinweis, dass diese Stoffe nicht im Wein enthalten sind, ist ein wichtiger Schritt. Ein Richtungsstreit ist es nicht. Aber die Verbände werden sich entscheiden müssen. Beide, also auch die Vegane Gesellschaft, die für die Richtlinien verantwortlich ist. Ein genauerer Blick auf die biodynamische Produktion wird vermutlich auch hier eine Diskussion auslösen. Diese Diskussion ist genauso wichtig, wie der interne Dialog der Demeter-Bauern über ihren Zugang zum Veganen. Die Konsumenten, die sich für einen veganen Lebensstil entschieden haben, haben das aller Wahrscheinlichkeit nach nicht wegen des philosophischen Fundaments gemacht. Aus ihrer Sicht ist es eine emotionale Entscheidung. In den Foren wird diese Haltung deutlich: »Ob ich allerdings den Wein ausgerechnet dort kaufe, wo Rinder für den Fleischmarkt gezüchtet werden, ist die andere Frage.« Es liegt jetzt am Demeter-Bund und an der Veganen Gesellschaft, hier konsistente und schlüssige Antworten zu liefern. Schlimmstenfalls wird die öffentliche Diskussion sonst auf einer emotionalen Ebene geführt. Kuhhörner zur weiteren Verwendung im Demeter-Weinbau.

Um am Weinberg Trauben wachsen zu lassen, die dem strengen Reglement der biodynamischen Landwirtschaft genügen, werden von den Bio-Winzern Präparate ausgebracht. Einige dieser Präparate sind tierischen Ursprungs.

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Straight Edge Lifestyle

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rüher wurde einem als Veganer definitiv mehr Unverständnis entgegengebracht, weil das Konzept noch nicht etabliert war. Heute ist es eher beim Nicht-Trinken so, da es in sozialen Situationen heikel werden kann«, beschreibt der Literaturwissenschaftler Gerfried Ambrosch (35) den Alltag eines veganen Straight-Edgers. Zum Veganismus kam Ambrosch 2001, zu Straight Edge 2014 über die Punk-Szene. Er musste sich als Veganer oft rechtfertigen, dass er 2013 die Broschüre »Vindication Of A Vegan Diet« veröffentlichte, in der er im FAQ-Stil Antworten auf die am häufigsten gestellten Fragen liefert. In westlichen Gesellschaften gilt es nämlich keineswegs als »normal«, freiwillig auf jegliche Tierprodukte, Alkohol, Drogen, Nikotin und promiskuitiven Sex zu verzichten. Ähnlich erging es Stefan Kauschitz (40), StraightEdger seit 1996, vegan seit 1998. Der diplomierte Krankenpfleger sieht Hardcore-Punk als elementar verantwortlich für seine Entscheidungen: »Ohne den Einfluss von vielen Bands hätte ich wohl über diese Dinge nicht nachgedacht.« Und das hat sich über mehrere Szene-Generationen hinweg nicht geändert, wie Reinhard Grabler (26), Schlagzeuger der Band Stillborn und Straight Edge Vegan seit 2008, bestätigt: »Als ich damals als junger Metalhead in die Hardcore-Szene gerutscht bin, war ich von meiner neuen Entdeckung gleich begeistert. Die Musik und die Lyrics strotzten nur so vor Energie und viele Bands hatten einfach echt was zu sagen.«

»Don’t smoke / Don’t drink / Don’t fuck« Die Subkultur Straight Edge entstand dabei eigentlich zufällig. 1981 veröffentlichte die Band Minor Threat die beiden Songs »Straight Edge« und »Out Of Step«. Sänger Ian MacKaye wollte ein Statement gegen die selbstzerstörerische und drogendominierte Punk-Szene in Washington, D.C. setzen. Die Textzeile »Don’t smoke / Don’t drink / Don’t fuck / At least I can fucking think« wurde allerdings als Handlungsanleitung verstanden. Die Folge war eine Jugendbewegung, die sich im Laufe der 80er weltweit ausbreitete. Als Erkennungszeichen bei Konzerten galt ein auf die Handrücken gemaltes »X«. Dies hatte ursprünglich allerdings rein praktische Gründe: In den USA war Jugendlichen der Zutritt zu Clubs, in denen Alkohol ausgeschenkt wurde, eigentlich untersagt. Um »Underagers« trotzdem den Konzertbesuch zu ermöglichen, wurden sie beim Zutritt markiert. XXX wurde schließlich zum Markenzeichen der Bewegung.

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Aus XXX wird XVX Ab Ende der 80er Jahre wurde Fleischverzicht immer öfter als zusätzliche moralische Komponente der Subkultur gesehen. Mit Youth Of Today nahm sich 1988 eine der damals wichtigsten Straight-Edge-Bands des Themas an. In »No More« wurden Missstände in der Massentierhaltung thematisiert und die Empathielosigkeit der Fleischkonsumenten kritisiert. Ab den 90ern sollten dezidierte Vegan Straight Edge (XVX)-Bands folgen, bei denen Tierrechte einen zentralen Stellenwert in den Songtexten einnahmen. Aus der grundsätzlich von Toleranz geprägten Szene stach recht bald die HardlineFraktion mit teils sehr wertkonservativen Grundhaltungen hervor. Bands wie Birthright oder Earth Crisis traten als Biozentristen, Abtreibungsgegner oder durch Homophobie in Erscheinung. Ambrosch erinnert sich: »Das war ein Randphänomen. Dennoch war es befremdlich. Der Grund war, dass es auch im Hardcore Leute gibt, die einfache Antworten auf komplexe Fragen wollen.« Für andere XVX-Bands wie Chokehold, 7 Generations oder Gather hingegen waren Veganismus und Tierrechte nur weitere Teile im Baukasten ihrer Gesellschaftskritik-Agenda. Kathi Edge (33), Straight Edge seit 2005, vegan seit 2015, beobachtet gerade die nächste Trendwende in der Szene: »Ich habe das Gefühl, dass der Aktivismus stark abnimmt. Mittlerweile essen viele wieder Fleisch, was ich absolut ok finde, wenn man es bewusst macht. Jeder soll sein Ding machen.« Ambrosch sieht diesen Trend auch: »Seit der Veganismus sich im Mainstream etabliert hat, ist er manchen nicht mehr radikal genug und für diese Leute deshalb uninteressant, was natürlich eine komplett dumme Begründung ist.«

Verzicht und Nachhaltigkeit Die vom Do-it-yourself-Prinzip geprägte HardcoreSubkultur – traditionell hauptsächlich aus weißen, männlichen Teenagern bestehend – war schon immer ein Mittelklasse-Phänomen. Veganismus und Drogenabstinenz eignen sich in einer Überflussgesellschaft natürlich bestens zur Rebellion, wie Ambrosch, der für seine Dissertation »The Poetry Of Punk« zahlreiche Songtexte analysiert hat, ausführt: »Es ist eben schon eine bewusste Entscheidung, anders zu leben als die Mehrheit. Wobei es aber darum nicht gehen sollte, sondern eher darum, vernünftig, verantwortlich und mitfühlend zu handeln.« Für Außenstehende ist dieser freiwillige Verzicht nur schwer nachvollziehbar. Abgehen tut veganen Straight-Edgern aber nichts, wie Kauschitz,

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der am Metal-Label Rotten Relics beteiligt ist, versichert: »Ich lebe, wie ich es für richtig halte, nach meinen eigenen Regeln, weil Ich es so bestimme. Demnach kann ich nicht sagen, dass ich das Gefühl habe, etwas zu versäumen, bzw. auf etwas verzichten zu müssen.« Auch wenn der Protest oft persönlich motiviert ist, sind die Folgen natürlich politisch. Stefan Kauschitz präzisiert das so: »Natürlich hat Veganismus für mich auch etwas mit Nachhaltigkeit zu tun. Veganer respektieren andere, schwächere Lebewesen und selbstverständlich auch den Planeten. Ohne dessen Unversehrtheit ist ein gesundes Leben ja schließlich gar nicht möglich.«

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Erster!

Es leben die Gockel-Küken! Mit unseren „Eiern mit Liebe gemacht“ waren wir die Ersten, die männliche Küken nach dem Schlüpfen groß gezogen haben, obwohl sie keine Eier legen können. Diese Pioniertat von Ja! Natürlich wird nun zum Standard für alle österreichischen Bio-Eierproduzenten.

Mehr Infos zum Pionierprojekt:

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Wasser Aktiv

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Wasser-Action für den Sommer Es ist heiß, die Füße planschen im Wasser, in der Hand ein kühler Drink – was gibt es Schöneres? Zum Beispiel ein preisgekröntes Foto davon!

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Helena Zottmann

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• Der wasseraktiv-Fotowettbewerb: www.wasseraktiv.at • Der Danube Day: www.danubeday.at • Der Neptun Wasserpreis: www.wasserpreis.info

Entgeltliche Einschaltung

»Wie toll wir Wasser finden, wird uns erst im Sommer richtig bewusst, wenn wir vor Hitze gierig danach dursten. Die beste Zeit, sich dieser wichtigen Ressource bewusst zu werden und ihr auch Ehre zu erweisen: Beim Bummeln am Wasser im lockeren Sommer-Outfit und mit Sandalen oder beim Füße-Abkühlen im Bergsee nach einer langen Wanderung – wer bei solchen Gelegenheiten seine Kamera dabei hat oder eine Idee für ein Wasser-Projekt hat, darf nicht lange zögern! Abdrücken und aufschreiben, aufzeichnen oder umsetzen – und dann einreichen. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten mitzumachen und seine Einfälle auszeichnen zu lassen:

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Wasser Aktiv

Bild Lisa Loderbauer, Robert Hatheier, Michel Belcourt, Neptun Wasserpreis (Gemeinde Hard), Neptun Wasserpreis (Philipp Neumann), Marktgemeinde Hard

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Beim Fotowettbewerb darf eingereicht werden, was einen am Wasser fasziniert – sei es ein ruhiger See, Wassertropfen unter der Makro-Linse oder eine spannende Wolkenstimmung.

Show Your Shot!

Danube Day

Nicht auszudenken, wie viele wunderbare Momente geschehen und nicht festgehalten werden. Mit dem Wasseraktiv-Fotowettbewerb sucht das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft nach den besten Bildern rund ums Thema Wasser. Heuer steht der Wettbewerb unter dem Motto »Best of Water«. Zeig, welche Bedeutung Wasser für dich hat, reiche deine Lieblingsbilder ein und gewinne tolle Preise! Der Fotowettbewerb findet bereits zum 6. Mal statt und jedes Jahr machen mehr Menschen mit. 2015 wurden fast 1.000 Fotos eingereicht, aus denen eine mehrköpfige Jury aus Fotografen die besten Einreichungen auswählte. Wasser ist eben nicht nur Lebensmittel, sondern kann auch Inspirationsquelle sein. Von 22. Juni bis 31. August kann man Fotos einreichen, im September werden von einer fachkundigen Jury aus Fotografinnen und Fotografen die besten Fotos gekürt. So geht’s: Mach deine schönsten Wasserfotos und lade sie auf www.wasseraktiv.at und verorte sie in einer Online-Map oder poste sie via instagram und tagge sie mit #bestofwater. Auf www.wasseraktiv.at kannst du dir die Einreichungen der anderen anschauen und kommentieren. Dort findest du außerdem noch viele Infos rund um den Fotowettbewerb und zum Thema Wasser.

Jedes Jahr lassen sich unterschiedliche Länder ein vielfältiges Programm einfallen, mit dem Neugier und Abenteuerlust gestillt werden.

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•• Beim größten Fluss-Festival dieser Art stärken 14 Staaten das Bewusstsein für die Donau und die darin lebenden Arten. •• Jedes Jahr um den 29. Juni findet der Danube Day statt: in Wien wurde er am 13. Juni im MuseumsQuartier mit mit einer großen Veranstaltung mit 1.000 Kindern gefeiert. •• Seit 1995 wird kooperiert und alle Länder des Donaubeckens machen mit: Österreich, Deutschland, Tschechien, Ungarn, Slowakei, Bosnien und Herzegowina, Serbien, Rumänien, Moldawien, Slowenien, Kroatien, Montenegro, Bulgarien, die Ukraine. •• Donau-Solidarität: die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zielt ab auf den Erhalt oder die Verbesserung der Wasserqualität, sowie den Schutz und die respektvolle Nutzung der Donau.

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Neptun Wasserpreis

Aktuelle Wasserinformationen, Hintergründe und Interviews auf

Harald Köhlmeier Bürgermeister der Gemeinde Hard, die 2015 zur österreichischen Neptun WasserpreisGEMEINDE gekürt wurde. Mit der Renaturierung des Dorfbachs überzeugte die Gemeinde.

Warum reichte die Gemeinde Hard für den Neptun WasserpreisGEMEINDE ein? bgm. harald köhlmeier: Wasser bedeutet Leben. Diese für die Menschheit so wichtige Ressource gilt es um jeden Preis zu schützen und zu erhalten. Mit der Renaturierung unseres Dorfbachs haben wir ein Projekt realisiert, dem dieses Bemühen zugrunde liegt. Da wir auf den Erfolg unseres Projekts immens stolz sind,

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Mit der Renaturierung des Dorfbachs gewann Hard in Vorarlberg den Neptun WasserpreisGEMEINDE.

WasserKREATIV ist die Kategorie, die sich der Kunst und Kultur widmet – letztes Jahr gewann das Projekt »Pool«, eine Swimming-Pool-Attrappe mit schwarz eingefärbtem Wasser. So ergibt sich eine künstliche Tiefe

haben wir uns 2015 zur Teilnahme am Neptun WasserpreisGEMEINDE entschlossen. Was glauben Sie, warum konnte dieses Projekt überzeugen? Vor der Umsetzung des Projektes war unser Dorfbach aus biologischer Sicht in einem äußerst bedenklichen Zustand und für die Bevölkerung unzugänglich. Mittlerweile sind im Dorfbach wieder Fischarten wie die Seeforelle und Kleinlebewesen heimisch und der Dorfbach hat sich als Naherholungsraum für unsere Bürgerinnen und Bürger etabliert. Wieso sind naturnahe Gewässer so wichtig? Naturnahe Gewässer und ihre Uferbereiche stellen ökologisch wertvolle Lebensräume für viele Pflanzen- und Tierarten dar. Nicht zu vergessen ihr Erholungswert und den damit verbundenen Nutzen für die Gesundheit der Menschen. Warum sind solche Preise für Gemeinden wichtig? Die Auszeichnung zeigt uns, dass unsere Bemühungen, den Dorfbach wieder zur Lebensader unserer Gemeinde zu machen, nicht nur von unseren Bürgerinnen und Bürgern in höchstem Maße geschätzt werden, sondern weit über die Grenzen unserer Gemeinde und des Landes Vorarlberg hinaus beachtet und gewürdigt werden. Das freut uns natürlich ungemein und trägt hoffentlich auch dazu bei, Hard am Bodensee in den Köpfen der Menschen als ein schönes, naturnahes Stück Österreich weiter zu verankern.

Entgeltliche Einschaltung

Großes Engagement muss belohnt werden! Gerade wenn es sich um Projekte rund ums Thema Wasser handelt. Zu diesem Zweck wird der Neptun Wasserpreis verliehen – nächstes Jahr bereits zum zehnten Mal. Der Umwelt- und Innovationspreis sucht wieder Projekte rund ums Thema Wasser. Seit 1999 wird der Preis alle zwei Jahre vergeben, um Projekte zum Thema auszuzeichnen und weitere Projekte zu motivieren. Der Preis wird in verschiedenen Kategorien verliehen: Kunst, Forschung, Wirtschaft oder Umwelt, und in der Sonderkategorie WasserpreisGEMEINDE. In dieser Kategorie können alle Gemeinden und Städte Österreichs (außer Wien) einreichen oder nominiert werden. Hier zählen Aktivitäten wie Gewässerschutz, der Erhalt der Fluss- und Seenlandschaft oder Maßnahmen zur Renaturierung von Gewässern. Was zählt, ist Engagement und Wahrnehmung bei der Bevölkerung sowie den Besucherinnen und Besuchern. Ab 1. Juni kann man einreichen – auf www.wasserpreis.info gibt es viele weitere Infos zur Einreichung sowie zum Thema Wasser.

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Fast immer endet die Berichterstattung um Eintagsküken beim jähen Tod der frisch geschlüpften Bruderhähne. Doch was passiert mit dem »Abfall« der industriellen Eier-Produktion?

Eine Recherche entlang der Kühlkette hat uns in Zoos geführt und zu Händlern, die ihn als Futter für die Falkenjagd in den Nahen Osten und nach Nordafrika exportieren.

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eintagsküken

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Alexa Lutteri Thomas Weber

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Nationalpark Thayatal

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Oh Brother, Where Art Thou?

den sinnlos getöteten Bruderhähnen auf der Spur S

üß sind sie ja schon. Doch – und das werden die Kinder gleich sehen, die da gebannt am Außengitter des Geheges festgekrallt warten – Frieda und Carlo sind alles andere als Schmusekätzchen. Wir beobachten Wildkatzen, scheu und schwer bedroht, die hier im Nationalpark Thayatal in einem Freigehege gehalten und jetzt gleich gefüttert werden. Zwölf tote Küken hat die Rangerin gerade erst im Gebüsch versteckt, in Baumstümpfen und hoch oben im Geäst. Sechs Happen für jede Katze als Tagesration, die sie sich einfach so mir nichts dir nichts holen, kaum dass die Schleuse ins Außengehege geöffnet wird: ein kräftiger Sprung, drei schnelle Bissen, die Knochen knacken kurz; in ein paar Minuten haben sie alle verschlungen. Weder Schnäbel noch Federn bleiben zurück. Ein paar Wildkatzen gibt es hier in den Wäldern an der Grenze zu Tschechien auch in freier Wildbahn. Erst 2007 haben das dna-Proben nachgewiesen. In freier Wildbahn bekäme man die Tiere allerdings nicht zu sehen. Frieda und Carlo geben ihren freilebenden Vettern einen Namen und damit ein Gesicht. Als Attraktion im Gehege machen sie ihre bedrohte, sonst scheue Art sichtbar. Den aufgetauten Küken, die sie gerade verschlungen haben, ging es bis vor Kurzem nicht anders.

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Tote männliche Küken kann man im Zoohandel für ca. 2,20 Euro pro Kilo kaufen.

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eintagsküken

50 Henne : Hahn = 1 : 0

Löst Superhenne Sandy das Problem?

Und immer noch ist den wenigsten Menschen beim Löffeln ihres Frühstückseis bewusst, was in großen Brütereien in ihrem Namen geschieht: Statistisch gesehen kommt auf jedes weibliche Legehuhn ein geschlüpfter Hahn. Als schwachbrüstiger Bruder seiner aufs Eierlegen spezialisierten Schwester taugt er aber nicht zur Mast. Weshalb allein in Deutschland jährlich 42 Millionen Küken gleich nach dem Schlüpfen geschreddert oder vergast – und tiefgefroren als Tierfutter verkauft werden. In der Branche spricht man nüchtern von »Eintagsküken«. Tierschutzaktivisten haben das männliche Küken mit dem emotionalen Namen »Bruderhahn« bedacht. Ihr Ziel ist klar: das sinnlose Töten soll gestoppt werden. 2.000 Eintagsküken werden jährlich für Frieda & Carlo aufgetaut (deren Kost sonst Mäuse und Ratten ergänzen). Nicht nur der Nationalpark Thayatal, auch viele Zoos und Wildparks gehören zu den Abnehmern der anderweitig nicht gebrauchten Küken. So unterschiedlich etwa die Tiere des Berliner Zoos sind, so einheitlich ist ihre Nahrung – sofern es sich um Fleischfresser handelt: Diverse Raubtiere, Greifvögel, Eulen und Tiere der Fasanerie bekommen männliche Küken zum Fraß vorgeworfen. »In Zoos werden Eintagsküken generell keinesfalls als Abfallprodukte betrachtet, sondern stellen für die artgerechte Ernährung vieler Tiere ein hochwertiges Futter dar«, erklärt Rieke Edelhoff, die Sprecherin des Berliner Zoos. »Deswegen fällt auch der adäquate Ersatz besonders schwer.« Zumal Federn und Knochen für einige Arten – zum Beispiel Eulen oder Greifvögel – für die Verdauung wichtig sind. Im Münchner Zoo sieht man die Sache nicht anders. Nach Hellabrunn werden die Küken gekühlt geliefert und vor Ort eingefroren. »Mähnenwolf, Greifvögel und andere Vögel wie Marabu und Hornraben, Kleinkatzen, Füchse und Vielfraß, ebenso Erdmännchen, Wickelbär und Pinselohrschweine, aber auch unsere Eisbären bekommen einmal in der Woche Küken«, berichtet Verena Wiemann, Pressereferentin im Münchner Tierpark Hellabrunn. Im Wiener Zoo Schönbrunn bekommen Luchse, Wölfe, Schmutzgeier und Habichtskäuzchen, vor allem aber der Waldrapp, eine vom Aussterben bedrohte Schreitvogelart, Kükenkost vorgesetzt. »Die Küken werden jeweils vor der Fütterung aufgetaut«, erklärt Raili Kirchberger, Futtermeisterin in Schönbrunn. »Für die Waldrappen wird der Dottersack entfernt und die Küken werden halbiert. Auch bei den Blatthühnchen sind Eintagsküken Bestandteil der Nahrung. Für sie werden die Küken zusätzlich noch enthäutet und faschiert.« Ergänzend dazu werden immer wieder Mäuse, Ratten und Rindfleisch verfüttert.

In absehbarer Zeit wird man sich überall um Alternativen umsehen müssen. Denn das Töten von Eintagsküken soll bald schon der Vergangenheit angehören. Während großindustrielle Legehennenbrütereien emsig forschen, um das Geschlecht der Küken bereits im Ei bestimmen zu können und die Hähne gar nicht erst auszubrüten, setzen die anderen – allen voran die Bioverbände Demeter und Bioland, in Österreich auch Toni’s Freilandeier – auf die Zucht eines ökonomisch rentablen »Zweinutzungshuhns«, das sowohl Eier als auch Fleisch abwirft. In Österreich haben sich zumindest alle Biobetriebe zu einer umfassenden Branchenlösung des ethischen Problems durchgerungen: Superhenne »Sandy« – eine besonders legestarke Züchtung – soll so viele Eier legen, dass dieser Mehrertrag hilft, die langsam wachsenden Brüder bis zur Schlachtreife durchzufüttern. Sandy heißt mit vollem Namen »Lohmann Sandy« und ist eine Zuchtlinie der zur niedersächsischen EW Group gehörenden Lohmann Tierzucht (ltz). »Wir arbeiten schon seit Jahren daran, das Töten der männlichen Eintagsküken zu beenden«, sagt Rudolf Preisinger, Managing Director der ltz. »Wir sind ausschließlich auf die Zucht von Legehennen spezialisiert. Unser Geschäftsmodell ist von der Geschlechtserkennung im Ei nicht betroffen.« Derzeit ist allerdings vor allem der Export von Eintagsküken ein Geschäft, auch für die Lohmann Tierzucht: »Alle bei uns anfallenden Hahnenküken werden fast ausschließlich nach Spanien verkauft. Von dort aus werden außerdem Falknereien im Mittleren und Nahen Osten sowie Nordafrika beliefert.«

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Küken zum Kilopreis Auch Händler Michael Hassel beliefert nicht nur den Nationalpark Thayatal, sondern Tierparks und Zoos in ganz Europa. Auch nach Nordafrika und in die arabischen Staaten liefert der Allgäuer Unternehmer. Das Kilo tiefgefrorener Küken – bestehend aus 20 bis 25 Tieren – verkauft er um 2,50 Euro. »Ratten und Mäuse sind in diesen enormen Mengen nicht nachzuzüchten«, fürchtet Michael Hassel. »Der Kostenfaktor für diese Alternative ist zirka das Achtfache.« Frieda und Carlo scheint die Sache einerlei. Neben 2.000 Stück frisch geschlüpftem Federvieh vertilgen die beiden immer wieder auch aufgetaute Kleinnager mit demselben Heißhunger. Und während sich ihre Verpflegung ganz ohne Bruderhähne künftig womöglich etwas kostspieliger gestaltet, kommt auf die Geflügelbranche durch die Geschlechtsfrüherkennung bereits das nächste »Abfall«-Problem zu: Wohin mit 42 Millionen angebrüteten Eiern? In den Zoos von Berlin, Hellabrunn und Schönbrunn gibt es dafür jedenfalls keinen Bedarf.

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Fressen und gefressen werden. Von der Nahrungskonkurrenz zur Kooperation.

3. Biologicum Almtal 6. - 9. Oktober 2016 Grünau im Almtal

Man ist, was man isst – oder drückt damit aus, wie man sein möchte. Essen dient der Selbstdarstellung, der Demonstration von Status und der Pflege von Allianzen. Was Menschen essen, hängt ab von sozialen Zugehörigkeiten und Traditionen. Die Nahrungswahl der Menschen ist daher ebenso von Ethik bestimmt wie von gesundheitlichen Überlegungen und die Ernährungsweise wird nicht selten zur Ersatzreligion. Die Grenzen zwischen Genuss, Vernunft und Nachhaltigkeit gestalten sich fließend. Wie prägt uns Nahrung körperlich und geistig? Wie können wir sie verantworten? Wie kooperieren wir für Nahrung? Wie sind Genuss und Gesundheit miteinander verknüpft? Damit befasst sich das Biologicum Almtal aus interdisziplinärer Sicht.

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Kinderbücher

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Irene-Maria Gruber

Schwimmende Ungetüme — groSSe Unbekannte Verkehrsmittel begeistern in Kinderbüchern seit jeher. Schiffe sind die ganz großen Vehikel der Kinderliteratur.

K

inder-Sachbücher über Fahrzeuge werden in Buchläden zu den höchsten Stapeln aufgetürmt. Von bunten Covers brummen Einsatzfahrzeuge, Müllabfuhren und Traktoren. Mit Eisenbahnen und Flugzeugen sind auch Massentransportmittel präsent, wohingegen Schiffe und Fahrräder eher auf Innenseiten Platz finden. Spielen die Geräusche, die motorisierte Fahrzeuge hervorbringen, eine Rolle für diese Ordnung? Titel wie »hör mal: die fahrzeuge« (Christian Zimmer, Carlsen, ab 2) lassen es vermuten. Hier erwecken echte Aufnahmen Polizeiauto, Zug und Helikopter zum Leben.

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Das ist laut! Musik in den Ohren ist hingegen das Fahrradklingeln, und Schiffshörner steuern ungewohnte Klänge für jene bei, die nicht in der Nähe eines Hafens leben.

Von ewigem Eis bis zum Heimweh Für die meisten Kinder sind Schiffe schwimmende Ungetüme und große Unbekannte. Geschichten über sie faszinieren daher umso mehr. So tauchen Schiffe auch in vielen erzählenden Kinderbüchern auf. Als herkömmliche Reisemittel werden sie in »ginpuin« (Bar-

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bara van der Speulhof und Henrike Wilson, Coppenrath, ab 4) genützt. Ein Pinguin mit Sprachfehler flüchtet vor den Artgenossen. Immerzu verdreht er Wörter, und so stößt er, als er hungrig ist, statt auf einen Fisch auf ein Schiff. Das bringt ihn weit weg. Und schließlich, wegen Heimweh, wieder nach Hause. »pin kaiser und fip husar« (Dieter Wiesmüller, Tulipan, ab 3), Pinguin und Affe, sind zuerst als Touristen, später auf der Suche nach einem gemeinsamen Wohnort mit dem Dampfer im ewigen Eis, am Äquator und in New York unterwegs. Und auch das Bilderbuch zur preisgekrönten App »fiete – das versunkene schiff« (Ahoiii, Boje, ab 3) zeigt, dass Schiffe wichtige Weggefährten sein können. Lediglich eine Holzplanke ist dem kleinen Seemann Fiete nach dem Schiffbruch seiner Botilda geblieben. Freunde wollen ihn aufmuntern und das Wrack heben. Durch die Jahre wird in zwei poetischen Büchern geschippert: »wie die zeit vergeht« (José Sanabria, NordSüd, ab 6) dokumentiert, wie ein prachtvolles Schiff von seinen Besitzern vernachlässigt wird und schließlich als Wrack im Hafen liegt. Als die Familie verarmt und vertrieben wird, wird sie vom inzwischen sanierten Koloss in Sicherheit gebracht. »der fluss« (Michael Roher, Jungbrunnen, ab 4) wird als Kind schwimmend und per Papierboot bereist, im Laufe des Lebens kommt man mit dem Schiff aber schneller voran, fährt durch ungewöhnliche Landschaften und trifft auf Piraten, Meerjungfrauen und Ungeheuer.

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#armeleuteessen

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birgit wagner

grasgruen-himmelblau.com

schoenschreiben.com

sabrina haupt

bernhard madlener

ichmachwasanderes.com youtube.com/user/madlenerb

werner reiter

beatrice @mauerunkraut

werquer.com

mauerunkraut.bd4u.de

#Armeleuteessen revisited text

Theresa Girardi

Bei unserem kollektiven Selbstversuch haben wir im Frühjahr dazu aufgerufen, auszuprobieren, ob Bio auch mit wenig Geld möglich ist. Das hat nicht allen gefallen. Wir haben bei denen, die mitgemacht oder uns kritisiert haben, noch einmal nachgefragt.

Isst du anders, seitdem du einen Monat lang unglaublich genau auf dein Ess-Budget achten musstest? amina: Tatsächlich achte ich seit dem Selbstversuch noch mehr auf Regionalität beim Kauf von Produkten und gehe eher auf den Markt oder in kleine Läden. Auch das Preisbewusstsein ist mir erhalten geblieben, ich verzichte vermehrt auf unnötige Snacks on the Go. birgit: Ich habe mich weder einkaufs- noch esstechnisch wirklich groß eingeschränkt. Für mich war es eher ein Versuch, um zu testen, ob ich mit meinem bewussten Ernährungsstil und der Art, wie ich einkaufe, mit dem Budget, das die Mindestsicherung hergibt, durchkomme. Das hat fast geklappt: Ich habe in Summe lediglich zehn Euro mehr verbraucht. Bei welchen Produkten wird der Bio-Anteil aus Kostengründen dennoch gering bleiben? bernhard: Der Bio-Anteil wird ganz generell gering bleiben, weil es mir zu aufwendig ist, Bio einzukaufen. Ich habe im Selbstversuch vor allem festgestellt, dass es zwar mit dem geringen Budget möglich ist, sich nachhaltig zu ernähren, dass man aber mit dem Einkauf nicht in nur einem Geschäft auskommt. Die Rewe-Läden, Spar, aber auch Hofer haben alle eine kleine, feine und günstige Bio-Auswahl, für einen ordentlichen Einkauf müsste ich die alle abklappern, das geht sich zeitlich nicht aus.

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werner: Die Jahreszeit war denkbar ungünstig für den Versuch. Das Angebot an frischem Obst und Gemüse, biologisch und nachhaltig produziert, ist gegen Ende des Winters nicht gerade groß. Ich trinke sehr viel Kaffee. Das ist ein Kostenfaktor, der bio und dann noch innerhalb des Mindestsicherungs-Budgets nur sehr schwer möglich ist. War dein Selbstversuch auch bei Freunden und Bekannten Thema? amina: Nach meinem Selbstversuch habe ich eine 10-Punkte-Liste mit Tipps und Tricks verfasst, die für viele meiner Bekannten zur Anregung wurde. werner: Gratulation zur Idee inkl. Sozialporno-Vorwürfen samt Shitstorm! Ich verstehe den Selbstversuch von biorama nicht nur als Experiment, ob bio und nachhaltig auch billiger geht als in den Boboläden der noblen Innenstadtbezirke, sondern auch als Diskussionsbeitrag, ob die Mindestsicherung tatsächlich bedarfsorientiert ist oder ob es nicht aus volkswirtschaftlichen Bedarfsüberlegungen geboten wäre, den Anteil für gesunde, biologische Nahrungsmittel zu erhöhen. Dahingehend war das Feedback sehr groß. bernhard: Ich habe den Selbstversuch mit YoutubeVideos dokumentiert, da gab es ganz unterschiedliche und stetige Rückmeldungen.

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55 Hast du einen ganz konkreten Spar-Tipp auf Lager? birgit: Am wichtigsten, denke ich, ist, dass man bewusster Einkaufen geht: Sich Zeit nehmen, nicht jeden Tag kleine Mengen, sondern ein-, zweimal die Woche größere Einkäufe tätigen. Im Grunde weiß ja jeder von uns, was er regelmäßig konsumiert und könnte Hamsterkäufe vermeiden. bernhard: Mein konkreter Spartipp: fürs Büro vorkochen. Jausen wie belegte Brote sind im Vergleich zu einem ordentlich gekochten Menü viel, viel teurer und machen weniger satt. amina: Back to Basics! Viele (unverarbeitete) Grundnahrungsmittel sind relativ günstig. Wirklich aufs Budget schlagen sich nur die Feinschmecker-Produkte. Mach Haferflocken, Getreidesorten, Hülsenfrüchte und Kartoffeln gemeinsam mit regionalem Gemüse und Obst zur Grundlage deiner Ernährung. Die Rechnung wird automatisch kleiner sein! Dein Resümee: Lässt es sich mit wenig Geld gut und ausgewogen essen? sabrina: Mit einem eigenen Garten, Food-Sharing oder FoodCoop-Konzepten ist es sicherlich möglich, sich mit geringstem Budget nachhaltig und gesund zu ernähren. Für solche »Unternehmungen« fehlte mir jedoch die Zeit. amina: Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass eine biologische Ernährung in jedem Fall auch mit relativ wenig Geld gut umsetzbar ist, schwierig wird es jedoch, wenn auch die Anforderungen saisonal, regional und vegan erfüllt werden müssen – und beinahe unmöglich, wenn man auswärts isst. bernhard: Ja, es lässt sich mit wenig Geld gut essen – bei der Ausgewogenheit müssen allerdings Abstriche gemacht werden. Der Spaßfaktor am Versuch hielt für mich nicht lange. birgit: Für mich hat das ganz gut geklappt. Zählt man allerdings Ausgaben hinzu, die anfallen, wenn man mit Freunden auf ein Feierabendbier geht und dann spätnachts an einer Imbissbude landet oder mit dem Kunden Kaffee trinkt, dann wird es eng. Würde ich diese Ausgaben bei meinem Versuch hinzurechnen, dann wäre der Versuch, von 180 Euro zu »leben« wohl gescheitert. werner: Ich habe den Versuch abgebrochen. Schon nach ein paar Tagen war mir klar, dass der Zeitaufwand für günstiges biologisches und nachhaltiges Essen enorm hoch ist. Daran bin ich gescheitert. Das wirklich Traurige: Es gibt viele Menschen, die am Existenzminimum leben und keine Zeit haben, nach Bioschnäppchen zu jagen oder auf Vorrat zu kochen. Ich kann diese Lücke mit mehr Geld kompensieren, andere Menschen können das nicht – zu Lasten ihrer eigenen Gesundheit und unserer Umwelt.

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Was hat dich an #armeleuteessen gestört? sabrina: Wenn ein Mensch am Existenzminimum lebt, sind Bio-Lebensmittel wohl so ziemlich das Letzte, worüber er sich Gedanken macht. Ich bin keineswegs gegen Bio: Meiner Meinung nach sollten gerade nachhaltige Produkte gefördert werden und günstiger, also leistbarer sein. Warum ist es problematisch, darüber nachzudenken, was in punkto ethischer Konsum mit wenig Budget möglich ist? beatrice: Darüber nachzudenken, welche Möglichkeiten niedrigste Budgets hergeben, ist durchaus legitim. Dazu hätte es diese Form des Selbstversuchs allerdings nicht gebraucht – und erst recht nicht den Hashtag #armeleuteessen. Auch hätten andere Faktoren, wie der Zugang zu Bio-Lebensmitteln und die Zeit, sich mit ethischem Konsum auseinanderzusetzen, mitbedacht werden sollen. Ist die Frage nicht wichtig, damit nachhaltige Ernährung kein Elitenprojekt bleibt? beatrice: Natürlich ist es wichtig, dass nachhaltige Ernährung kein Elitenprojekt bleibt. Allerdings mutet allein schon ein solcher Selbstversuch als »Elitenprojekt« an, in dem man das Existenzminimum ausprobiert. Besser hätte ich es gefunden, wenn ihr euch mit Menschen auseinandergesetzt hättet, die tatsächlich vom Existenzminimum leben müssen, und ergründet hättet, ob das geringe Budget das wirklich einzige Problem, ethisch und nachhaltig zu konsumieren, darstellt.

alles über unseren selbstversuch: biorama.eu/armeleuteessen

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ÖkoWeltAutor vilkanicht

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sonnenschutz

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Silvia Buchacher

Hautsache Sonnenschutz Wer Sonne tankt, sollte sich eincremen. Wie funktioniert eigentlich Sonnenschutzcreme? Der Sommer ist die Zeit, in der viele Kosmetikmarken mit ihren Sonnenpflegeprodukten verstärkt um die Gunst ihrer Käufer werben. Mittlerweile setzen die meisten Firmen auf Breitbandfilter, die nicht nur langwelliges uvb-Licht, sondern auch kurzwelliges uva-Licht, das für den Alterungsprozess der Haut verantwortlich ist, filtern können. Bei den Lichtschutzfiltern wird zwischen physikalisch-mineralischen und chemischen UV-Filtern unterschieden.

Mineralische UV-Filter (links) reflektieren das Licht von der Hautoberfläche. Chemische UV-Filter (rechts) ziehen in die Haut ein und wandeln das Licht in Wärmestrahlung.

mineralischer UV-Filter

chemischer UV-Filter

• wirkt sofort • enthält natürliche Pigmente

• wirkt erst ab ca. 30 Minuten • hormon- und zellschädigend • kann zu allergischen Reaktionen führen • hohe Hautbelastung Im Gegensatz dazu stehen chemische Lichtschutzfilter im Verdacht, zellschädigend zu sein und durch die hormonelle Veränderungen im Körper Stoffwechselstörungen hervorzurufen und Tumore zu begünstigen. Weiters können durch chemische Inhaltstoffe allergische Reaktionen hervorgerufen werden. Die Substanzen dringen, molekular verteilt, direkt in die Haut ein und bilden einen Schutzfilm. Jedoch ist diese Variante photoinstabil, das heißt, sie weisen nach der Sonnenbestrahlung einen geringeren Schutz auf als davor. Die UV-Filtersubstanzen werden inaktiv und gewährleisten keinen vollen Schutz mehr. Sie wirken erst ca. 30 Minuten und bieten zwar einen Schutz vor der Sonne, aber auch eine enorme Belastung für die Haut.

Der Vorteil von mineralischen Filtern, die natürliche Pigmente wie Titanoxid oder Zinkozid enthalten, ist der, dass diese Filter nicht in die Haut eindringen, sondern das Licht auf der Oberfläche reflektieren. Die Filterung findet also direkt auf der Hautoberfläche statt, der sogenannten Hornschicht. Dies ist die äußerste Schicht der Haut und besteht aus abgestorbenen Hautzellen. Wie winzige Spiegel auf der Haut streuen und reflektieren physikalische Filter die Sonnenstrahlungen. Die Haut wird durch die Inhaltsstoffe abgedeckt und so vor dem Licht geschützt. Sie sind gut verträglich, lösen keine allergischen Reaktionen aus und wirken sofort nach dem Auftragen.

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ttip

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Ist die TTIP-Diskussion

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Teresa Reiter

scheinheilig? Dass die Europäer sich über TTIP so aufregen, kann Valentin Thurn nachvollziehen. Allerdings sehen die Handelsabkommen zwischen EU und afrikanischen Staaten auch nicht viel besser aus als die bisherigen Entwürfe zum transatlantischen Freihandel.

Valentin Thurn ist profilierter Dokumentarfilmer. Zu seinen bekanntesten Produktionen gehören Taste the Waste (2011) und 10 Milliarden – Wie werden wir alle satt? (2015)

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interview

as Freihandelsabkommen ttip, das zwischen EU und den USA verhandelt wird, sorgt in einigen europäischen Staaten für Aufregung. Die usa, so befürchtet man, zwingen Europa Bedingungen auf, die schlecht für unseren Lebensmittelmarkt sind. Eine zumindest teilweise scheinheilige Diskussion, findet Dokumentarfilmer Valentin Thurn (»Taste The Waste«).

Haben Sie bei der Debatte um ttip das Gefühl, dass trotz Populismus von allen Seiten noch objektive Information zur Bevölkerung durchdringt? valentin thurn: Leider nicht. Man würde doch gerne, bevor man sich eine Meinung bildet, die Details wissen. Wenn Greenpeace in Deutschland nicht einige Geheimunterlagen an die Öffentlichkeit gezerrt hätte, wüssten wir ja noch weniger. Greenpeace ist mit den TTIP-Leaks zweifellos ein PR-Coup gelungen, aber in den Dokumenten stand nicht viel, was wir nicht schon zuvor wussten. Fakt ist, dass wir nicht viel darüber erfahren, was verhandelt wird. Meine Spezialität sind Lebensmittel und am meisten hat mich erstaunt, dass die Befürworter behaupten, Lebensmittelstandards in den usa wären keineswegs schlechter als in der EU. Dabei wird ausschließlich die Hygiene verglichen. Klar haben die

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auch Hygiene-Standards, aber unter dem Vorwand der Hygiene werden hier kleine Ernährungshandwerker kaputtgemacht. Ich möchte nicht auf Rohmilchkäse verzichten, weil wir einen Handelspakt mit den usa unterschrieben haben und die sagen, es gäbe dabei eine Handelsverzerrung. Die Informationen darüber, ob das in den Verhandlungen wirklich ausgespart wird, sind sehr widersprüchlich. Das Argument der Befürworter ist doch nicht, dass die Lebensmittel-Standards in den usa gleich hoch sind wie unsere, sondern dass man weiter ausschließlich EU-Produkte konsumieren könnte. Die Sorge ist, dass in Folge der Marktöffnung die hiesigen Produzenten unter größeren Druck geraten und ebenfalls eine Absenkung der Produktions-Standards fordern könnten. Es gibt durchaus die Meinung, dass bestimmte Produkte, die jetzt eine regionale Bezeichnung haben, dann auch anderswo hergestellt werden könnten. Ich könnte mich mit ttip sehr viel mehr anfreunden, wenn zwei großen Bereichen ein Sonderstatus zugestanden würde: Lebensmittel und Kultur. Warum Kultur? Kultur ist kein Handelsgut, das sich nur in Geld bemessen lässt. Amerikanische Produkte haben schon jetzt, allein durch die schiere Größe des dortigen Mark-

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tes, einen Vorteil. Blockbuster aus Hollywood werden auf höherem technischen Standard produziert, darunter leidet die hiesige Kultur. Ich will nicht, dass Kultursubventionen für den europäischen Film oder Theater verschwinden, weil man darin eine Handelsverzerrung sieht. Wir würden unsere kulturelle Autonomie auf dem Altar einer Freihandelsideologie opfern, die alles gleich macht. Der Schutz von lokalen Ausprägungen und auch Esskulturen sollte einem solchen Vertrag als Statement vorangestellt werden. Die EU ist doch schon jetzt in vielen Verträgen, die sehr wohl auch Schiedsgerichte vorsehen, um europäische Investments im Ausland zu schützen. Warum ist das in diesem Fall okay und bei ttip nicht? Das ist richtig. Davon profitieren wir auch. Man muss aber daran erinnern, dass es Anrufungen von Schiedsgerichten, etwa im Fall von Freihandelsverträgen innerhalb Nordamerikas, bereits mehrfach gab, um Umweltschutzbestimmungen auszuhebeln, die in einem Land schärfer waren als im anderen. Fast Dreiviertel der bis 2014 weltweit durch Schiedsgerichte abgehandelten Fälle wurde nicht zugunsten der klagenden Unternehmen entschieden. Ja, aber es sind eben auch welche durchgekommen. Sie haben im Zuge Ihrer Arbeit auch Kontakt mit Konzernen wie Monsanto und Bayer gehabt. Was halten Sie vom Narrativ, dass es bei Verträgen wie ttip um einen Kampf der kleinen Leute gegen skrupellose Großkonzerne geht? Dieses Narrativ ist nie meines gewesen. Wir haben es hier natürlich nicht mit Wohltätigkeitsvereinen zu tun, sondern mit Unternehmen, die Geld verdienen. Wenn es da ein Problem gibt, dann aber nicht, weil sie das Böse schlechthin sind, sondern weil die Staaten zu schwach sind, einen klaren Rahmen vorzugeben. Das Problem ist, dass sie sich oft der nationalen Gesetzgebung entziehen können. Hätten wir einen gesetzlichen Rahmen, der mit diesen Großkonzernen genauso umgeht wie mit Mittelständlern, wären viele Probleme gelöst. Europa verhandelt auch Freihandelsabkommen mit anderen Staaten, etwa verschiedenen afrikanischen Ländern, denen wir eine Marktöffnung aufzwingen, wissend, dass sie nicht konkurrenzfähig mit dem europäischen Markt sind. Die EU hat, als Kenia 2015 so ein Abkommen nicht unterschreiben wollte, hohe

Zölle für die wichtigsten kenianischen Exportpro- 61 dukte festgesetzt, um Kenia unter Druck zu setzen. Ist das Jammern über ttip scheinheilig? Zum einen Teil sind wir scheinheilig. Es ist aber auch so, dass die Öffentlichkeit überhaupt nicht reagiert hat, als diese Abkommen damals geschlossen wurden. Dabei ist das Drama hier ein viel größeres. Hier geht es nämlich wirklich um Menschenleben. Was wir mit diesen Freihandelsverträgen in Afrika kaputtmachen, das kann keine Entwicklungshilfe mehr reparieren. Wir haben entschieden, wenn sie Kaffee und Bananen exportieren wollen, ist das okay, aber sie müssen dafür unsere Agrarprodukte reinlassen. Wenn wir dortige landwirtschaftliche Strukturen durch unsere Exporte zerstören, dann ist die Fähigkeit zur Selbsternährung ruiniert. Ich bin nicht generell gegen Handel mit Agrarprodukten, denn Ananas, Bananen und Kaffee wachsen bei uns nicht und manche Länder haben auch nicht viel mehr zu exportieren. Wir sollten nur den Ländern erlauben, ihre Landwirtschaft zu schützen, sei es durch Zölle oder, indem gleich gänzlich Importe verboten werden, wenn es um Ernährungssicherheit geht. Unter WTO-Regeln legale Freihandelsabkommen zielten eigentlich auf das Gegenteil der jetzigen Wirkung ab. Sie sollten Ländern, die nicht konkurrenzfähig genug für den gesamten Weltmarkt sind, Freihandel mit ihren Nachbarstaaten ermöglichen. Haben wir das aus den Augen verloren? Der Freihandel wird immer einen unfairen Teil haben. Je besser die Regeln sind, desto fairer wird es. Ich persönlich würde mich schon freuen, wenn wir begreifen, dass wir es beim Thema Lebensmittel mit etwas Existenziellem zu tun haben und uns hier um Sonderregeln bemühen. Es wäre gar nicht so ein relevanter Anteil der Handelsmenge, wenn man Ländern erlaubt, für die Nahrungssicherheit essentielle Produkte aus den Verträgen auszuschließen. Der Freihandel mit seinen komparativen Vorteilen, die allen nutzen sollen, führt blöderweise unterm Strich dazu, dass der Stärkere sich durchsetzt. Da bin ich ratlos, denn innerhalb der WTO tut sich ja nichts. Es wäre besser, wenn Freihandelsverträge auf breiterer Basis stehen würden und das nicht so ein eindeutiges Erdrücken der Kleinen durch die Großen wäre. Meiner Einschätzung nach gehen wir mit diesen vielen bilateralen Verträgen den falschen Weg.

nairobi

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»Hier geht es nämlich wirklich um Menschenleben. Was wir mit diesen Freihandelsverträgen in Afrika kaputtmachen, das kann keine Entwicklungshilfe mehr reparieren.«

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Vereins kottchen des as m n ie il m Fa das raße“ e Bernsteinst ch is ch ei rr te „Die Ös

Ein Musical aus der Region für die Region

Im niederösterreichischen Weinviertel arbeiten Schüler an einem Musical. Auf der Bühne stehen dabei talentierte Kinder und Jugendliche aus den Musikschulen des Landes. An den vier Spielorten Poysdorf, Wolkersdorf, Mistelbach und Zistersdorf wirken außerdem lokale Schulchöre und Ensembles mit – als Schulprojekt. Den Titel für das Stück liefert die zentrale MusicalFigur: die rothaarige Betty Bernstein. Schon seit zehn Jahren ist sie die Begleiterin für Kinder und Familien durch Niederösterreich und schwerpunktmäßig durch das Weinviertel. Fast jedes Kind der Region an der Bernsteinstraße kennt Betty Bernstein als Stoffpuppe oder von den Kindermenüs auf den Speisekarten im Land. Die künstlerische Leitung des Projekts liegt bei Alexander Blach-Marius, der schon seit 2013 als Komponist am Musical arbeitet. Flo Staffelmayr führt Regie. Für die Choreografie ist Petra Niedermayer verantwortlich.

Betty Bernstein Das Musical Musical für Kinder ab 5 Jahren

KÜNSTLERISCHE VERANTWORTUNG

Mag. Alexander Blach-Marius Alexander Blach-Marius Oliver Timpe Oliver Timpe & Elisabeth Heller Flo Staffelmayr Petra Niedermayer Georg Hrauda

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Sharing Economy

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Juliane Fischer

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Teilweise unbefriedigend Uber, AirBnB, Food-Coops. Wo geteilt wird, gibt’s Ärger. Die Spielregeln in der Wirtschaft passen nicht wirklich zum Teilen als Konzept. Das sollte man ändern, wenn man die Sharing Economy ernst nimmt.

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ine 80 cm breite Treppe, die an eine Wand grenzt und an der anderen mit einem Geländer gesichert ist, braucht wandseitig auch ein solches. Ein Aufzug muss fernüberwacht werden, obwohl die Rezeption rund um die Uhr besetzt ist. Vorschriften wie diese gelten für ein Hotel, nicht aber für im Internet – beispielsweise durch airbnb.com – vermittelte Privatunterkünfte. »Dazu kommt, dass sich die Sharing Economy-Konzerne Lohnnebenkosten sparen sowie Betriebsanlagengenehmigungen und sämtliche Kontrollen vom Arbeitsinspektorat bis hin zur Finanz«, schildert Michaela Reitterer, Präsidentin der Österreichischen Hoteliervereinigung. Der Sharing Economy möchte sie das zwar nicht direkt an den Hals wünschen, aber ernsthafte Überprüfungen, welche Kontrollen und Vorschriften notwendig wären, sind längst fällig. Die Entfremdung zwischen Wirtschaft und Politik war noch nie so groß wie heute, jammern Unternehmen, ganz gleich, welche Branche man befragt. Denn der Berg der Steuerlast, Büroarbeit und Verbote wächst so gut wie überall. Er trifft die althergebrachten Betriebe, vor allem die kleineren unter ihnen brechen unter der Last zusammen. Wenn nur noch große Handelsketten den wachsenden politischen Auflagen standhalten, wächst trotzdem auf der Käuferseite das Bedürfnis nach Alternativen. In Graubereichen und Schlupflöchern entstehen neue Wirtschaftsformen: Auf der einen Seite nonprofit und im Kleinen, auf der anderen Seite durchaus gewinnorientiert und ganz schön ambitioniert. Immerhin plant Airbnb seit Jahren den Börsengang.

Zivilkapitalismus Wenn der verantwortungsvolle Bürger sich die Ökonomie als Gestaltungsmittel, als Instrument zur Weltverbesserung aneignet, nennt der Journalist und Autor Wolf Lotter das in seinem gleichnamigen Buch »Zivilkapitalismus«. Getrieben von einer Marktlücke, aber nicht auf Profit ausgerichtet, sind beispielsweise Food

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Sharing Economy

64 Coops, also Lebensmittelkooperativen. Eine Handvoll Wohlstand für alle erhöht sich, je mehr alle MarktteilLeute gründet einen Verein, mietet einen Keller oder nehmer miteinander teilen. Bevor jetzt alle den »collaeinen Garagenraum und bestellt direkt bei regionalen borative lifestyle« ausrufen, weil manche Menschen ihre Bauern, die sie am Hof besuchen und mit denen sie Wohnung übers Wochenende vermieten, dem Nachbarn regelmäßig in Kontakt sind. Eine solche Food Coop ist den Hammer leihen, für andere den Hund Gassi führen oder Fremde zum Essen einladen, muss man natürlich im oberösterreichischen Vorchdorf entstanden. »Der festhalten: Die Idee, Dinge zu teilen, ist nicht neu. Doch kleine Lebensmittel-Nahversorger musste vor ein paar mit dem Internet kam die rasante Verbreitung und mit Jahren zusperren«, erklärt der Vereinsobmann, Stefan Hörtenhuber. Er konnte der Konkurrenz der sechs gro- der Zeit auch der Profitgedanke. Man sah, dass man das ßen Handelsketten im Umkreis nicht mehr standhal- starre Regelwerk umgehen und trotzdem Unternehmer sein kann. ten. »Bei den Bauern in der Umgebung gibt es oft auch die Möglichkeit, ab Hof einzukaufen«, erzählt HörtenFreilich ist für Airbnb oder Uber, dem Online-Vermittlungsdienst für Fahrdienstleistungen, die Share huber, »aber das ist natürlich entsprechend mühsam.« Economy schlicht ein Geschäftsmodell. Diesen UnterDeshalb bestellt man jetzt gemeinsam. Das finden nicht alle gut. Der Wirtschaftskammer, stellvertretend für die nehmen geht es nicht darum, die Welt besser zu machen, Handelsunternehmen, ist das ein Dorn im Auge. Sie ver- sondern sie bearbeiten eine unbesetzte Marktnische. Hier wird nicht bottom-up eine Marktlücke langt von den Lebensmittelkooperativen eine von der engagierten Zivilgesellschaft Gewerbeberechtigung. gedeckt, sondern top-down die Ähnlich ergeht es der Initiative Gemeinschaft genutzt. Ein Share Foodsharing. Sie möchte LebensEconomy-Unternehmen grünmittel, die sonst weggeworfen werden, sammeln und verteidet auf der Idee, die Gemeinlen. Mehr als vier Mio. Kiloschaft und das Teilen zu nutgramm Essbares konnte man zen. Es erwirtschaftet Profit so vor der Mülltonne retten. durch die Vermittlung, die einzelnen Privatpersonen 23 Prozent davon allein in machen Geschäfte untereiBerlin. Dort möchte nun nander. Am Papier ist keidas Lebensmittelamt die ner von ihnen so wirklich sogenannten »Fair-Teiler« als Lebensmittelbetrieb einals klassischer Unternehmer Michaela Reitterer von stufen. Die Behörde fordert, tätig. Und so ergeben sich zwider Österreichischen dass die Essenskörbe ständig schen einem Hotel und ShareHoteliervereinigung fordert von einer verantwortlichen PerEconomy-Alternativen wie Airbnb, faire Spielregeln. son beaufsichtigt und die LebensInterhome, Couchsurfing oder 9flats, mittel überprüft und gekennzeichnet Unterschiede auf vielen gesetzlichen werden. Die Rückverfolgbarkeit soll gewährEbenen. leistet sein. »Im privaten ehrenamtlichen Bereich ist das nicht umsetzbar«, meint das Foodsharing-Team. In Bürokratie-Anstieg einer aktuellen Petition fordert die Initiative deshalb Was die Vorchdorfer Food Coop mit dem AirbnbVermieter eint, ist die unklare Rechtslage. Da geht es »eine realistische Einschätzung der Sachlage durch die Behörden und einen gut ausgearbeiteten Leitfaden für um Verbraucherschutz, Hygiene- und BrandschutzvorFair-Teiler vom Berliner Senat«. Diese Beispiele zei- schriften und Versicherungen. Und außerdem natürlich gen: Neue Konzepte schweben teilweise im gesetzlosen um die gewerbliche Konkurrenz. Dabei fühlt sich die Raum. Sie können nicht an Regelungen für herkömmli- Hotelbranche gar nicht so sehr von der Sharing Econoche Unternehmensformen angepasst werden. Meistens my bedroht. »Viel gefährlicher ist der starke Anstieg der wünschen sich alle Beteiligten klare, zeitgemäße Rah- finanziellen und bürokratischen Belastungen, die Kosten im Onlinevertrieb und Krisen in Märkten am obemenbedingungen. ren Ende der Preisskala wie Russland, den arabischen Top-down-Economy Staaten und China. Auf zusätzlichen Druck vom unteren Andererseits gilt es eine Trennlinie zu ziehen: Zwi- Ende der Preisskala, aus dem Non-Service-Bereich ohne schen einer Food Coop und der massiv wachsenden Sha- Standards, kann die Branche aber natürlich verzichten«, ring Economy im großen Stil liegen Welten. Den Begriff sagt Michaela Reitterer. Doch der gesamte Markt, vor »Sharing Economy« hat bereits in den 80er Jahren der allem die Regularien, müssten endlich dem Status quo Ökonom Martin Weitzman geprägt. Seine These: Der und der absehbaren Entwicklung angepasst werden,

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Die Sharing Economy ist ein relativ junger Wirtschaftszweig, der teilweise in einem Grau-Bereich agiert, weil bisher noch keine ausreichenden, modernen und der Situation entsprechenden gesetzlichen Grundlagen geschaffen wurden. Herbert Maier »Laut WKO darf man ja sein Auto gar nicht entgelt­ lich herleihen. Bis zu einer halbwegs akzeptablen Lösung hat es Jahre gedauert. Außerdem wollte uns anfangs keine Versicherung. Schwierig ist es auch, Stellplätze im öffentlichen Raum (mit Lade­ infrastruktur für E-Autos) zu finden.« (Christian Steger-Vonmetz) »caruso« ist eine Carsharing-Genossenschaft und ein sogenanntes Social Business. Die Investoren, also Mitglieder der Genossenschaft, verzichten auf Gewinne. Diese werden nicht ausbezahlt, sondern reinvestiert.

»Die Sharing Economy ist ein relativ junger Wirt­ schaftszweig, der teilweise in einem Grau-Bereich agiert, weil bisher noch keine ausreichenden, moder­ nen und der Situation entsprechenden gesetzlichen Grundlagen geschaffen wurden. Es muss hier auf jeden Fall angepasst werden. Die derzeitige Dis­ kussion über touristische Vermietung von privaten Wohnungen betrifft unser Unternehmen nur am Rande, da wir nicht in diesem Segment tätig sind.« (Herbert Maier) »kurzzeitwohnen« hat sich auf die Vermittlung von möbliertem Wohnraum für beruflich bedingte Ortswechsel spezialisiert.

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meint sie. »Wir haben eine Gewerbeordnung, die Hufschmiede detaillierter regelt als Airbnb, Zalando, Amazon, Uber & Co zusammen.« Wie all diese Unternehmen werken, wirkt sich stark auf unser Zusammenleben aus. Wie beim Tourismus trifft man fast in jedem Fall auf eine Querschnittsmaterie, die viele Rechtsbereiche betrifft: Arbeits- und Steuerrecht, Meldewesen, Gewerbeordnung, Wohn- und Immobilienrecht, Bildung- und Ausbildung. »Wer eine Gewerbeordnung aus dem Jahr 1859 immer nur bruchstückweise adaptiert – mal da ein Prozent, dann dort ein Promille – bekommt einen Fleckerlteppich, der den Anforderungen der Wirtschaft des 21. Jahrhunderts natürlich niemals genügen kann«, so Reitterer. Stabile Rahmenbedingungen braucht es nicht nur für die Vermittlungsdienste, sondern auch für die Geschäftsbeziehungen der Privatleute, die zueinander vermittelt werden. San Francisco, die Geburtsstadt dieser internetbefeuerten Share Economy, hat schon verstanden, dass man das gesetzliche Regelwerk den neuen Entwicklungen anpassen muss. Das kurzzeitige Vermieten von Wohnraum ist maximal 90 Tage pro Jahr erlaubt. Damit lockert man das Verbot der Untermiete oder das Verbot der Zweckentfremdung von Wohnraum und schafft Rechtssicherheit für Privatanbieter. In Berlin zieht man übrigens nach. Airbnb-Ferienwohnungen brauchen neuerdings eine offizielle Genehmigung der Stadt. Die neuen Formen des alternativen Wirtschaftens besitzen Potenzial. Verbote können nicht die Lösung sein. Eher sollte man das Anliegen nach überschaubaren, menschlicheren und nachhaltigeren Wirtschaftsformen aufgreifen und als Chance nutzen. Das Gesetz muss nachziehen, entschlacken und an- und aufpassen, damit es nicht die Richtigen vertreibt und die Falschen einlädt.

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Micky Klemsch

Bier-Jubiläum

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Reinhard Gessl Micky Klemsch

Bier News zum Jubiläum Der Großteil der deutschen Bierwelt feiert das 500-Jahre-Jubiläum des deutschen Reinheitsgebots. Bier ist mehr denn je ein großes Thema

BIer aus altem Brot zum Best New Beverage Concept gewählt Die Hackney Brewery hat sich Gedanken über das viele Brot gemacht, das in London täglich vernichtet wird, weil es untertags nicht verkauft wurde. Dieses Jahr wurde von der World Food Innovation 2016 ihr Konzept, aus diesem alten Brot Bier zu brauen, ausgezeichnet. Brauer Jon Swaein sagt: »Wir haben diesen Schritt wirklich genutzt, um den Kampf gegen die Lebensmittelverschwendung anzutreten. Wichtig war aber auch, dass dieses Bier gut schmeckt und mit anderen Craft-Bieren mithalten kann. Wir haben hart daran gearbeitet, damit es nicht ein weiteres langweiliges Bier wird, sondern Konsumenten es immer wieder gerne mit bleibendem positiven Eindruck trinken.«

Glutenfrei und Bio Zwei Salzburger Brauereien überraschen mit tollem Bier und Radler. Diese sind nicht nur in zertifizierter Bio-Qualität, sondern können auch von Zöliakiekranken getrunken werden. Felix Gmachl konnte mit seiner glutenfreien Salzburger Weissen in Rimini den World Beer Award 2016 gewinnen. Brauer Reini Barta vom Brauhaus Gusswerk entwickelte mit dem Zum Wohl-Radler eine glutenfreie Variante für Geniesser. Vom Oberpfälzer Biopionier Lammsbräu gibt es zudem auch noch ein alkoholfreies Bier in glutenfreier Variante.

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Bier und Braukunst im Mannheimer Technoseum

In diesem besonderen Jubiläumsjahr küren die Gäste der Bio-Hotel-Gruppe nicht nur den besten Bio-Wein, sondern auch das beste Bio-Bier. Für die Biere trifft man sich vom 7.–9. Oktober im bayrischen Hotel Alter Wirt in Grünwald. Unter fachgerechter Führung von Biersommeliere Nicola Buchner und biorama-Autor Jürgen Schmücking verkosten und bewerten die Gäste BioBiere verschiedener Kategorien und küren die Sieger. www.bestofbio.com

Ob Kräuter, Ochsengalle oder sogar Gips: Um den Geschmack schlecht gewordenen Bieres zu übertünchen, versetzten Brauer ihr Bier bis zum Spätmittelalter mit den verschiedensten Stoffen. Bis 1516 das Reineitsgebot für Bier in Bayern erlassen wurde. Nur noch Wasser, Hopfen sowie zu Malz veredelte Gerste dürfen seither rein. Zum 500-jährigen Jubiläum zeigt das Technoseum bis zum 24. Juli 2016 eine großartige Sonderausstellung. www.technoseum.de

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glasgeflüster / Sarah Krobath und Jürgen Schmücking

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Bitte recht vegan-freundlich!

illustration Nana Mandl

Das einzig Tierische bei diesen zwei rein pflanzlichen Weinen ist das Trinkvergnügen.

sarah: Was bei der nächsten Generation der Weintrinker wohl mehr zieht – die »vegan-friendly« Kennzeichnung, das »Junge Wilde Winzer«-Logo oder der Name? Spätestens nach dem ersten Schluck ist klar: der Inhalt! Dass Riesling-Fans mit Urban und Dominique Stagard ihre helle Freude haben, ist schon lange kein Geheimnis mehr, ihr Rock’n’Riesling könnte der Gefolgschaft der weißen Königin aber noch eine ganze Reihe neuer begeisterter Mitglieder bescheren. Was mit blassem Grüngelb, zarter Frucht und Kräuterwürze in der Nase noch recht zurückhaltend anfängt, erobert die Geschmacksnerven gleich mit vollem Karacho. Ein durch und durch lässiger, moselanisch leichter Sommerwein mit dezenter Restsüße und rassiger Säure live in concert. Für das herrlich vergnügte Süße-Säure-Spiel würde ich an einem heißen Tag schon mal mein geliebtes Limetten-Granita links liegen lassen und mir stattdessen eine Flasche aufmachen. Dass sich der Rebsaft von den Rocks des Kremstals mit 8,5 Volumenprozent am Minimum bewegt, fällt bei dem dichten, fruchtigen Aromenkonzert und der feinen Mineralik im Abgang gar nicht auf, macht ihn aber zum idealen Sundowner. Auch für Veganer, denn bei Stagards wird nicht geschönt, überhaupt im Keller wie im Weingarten so wenig wie möglich interveniert. Danke, Jürgen. Zugabe, bitte! Woraus: aus jedem einzelnen Glas – bloß keine Zeit verschwenden. Wozu: »Wellenreiten« von den Sportfreunden Stiller. Mit wem: mit den Mädels beim Roadtrip-Planen.

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jürgen: Danke, Sarah. Mein Wein in dieser Serie kommt von Karl Schnabel aus Gleinstätten in der Steiermark. Die Sausal-Cuvée ist ein Top-Rotwein aus Blaufränkisch, Zweigelt und Pinot Noir, der großen Leidenschaft von Karl Schnabel, der das Winzerhandwerk im französischen Burgund gelernt hat. Der Sausal (der Wein) beeindruckt in der Nase vor allem durch seinen Spagat aus feinen Fruchtnoten, rustikaler Erdigkeit und kristallklarer Mineralik. Am Gaumen dann wieder ein Balanceakt zwischen filigranem Gerbstoff, kräftiger Säure und atemberaubender Komplexität. Karl Schnabel ist ein Ausnahmetalent, der seine steirischen Lagen händisch bearbeitet und seine Kraft und Inspiration aus der Tradition schöpft. In seinem kleinen und dunklen Keller reifen die außergewöhnlichsten Rotweine der Steiermark. Seit Langem sind sie ungeschwefelt, straff und immer leicht im Alkohol. Und er wird im Fachhandel als veganer Wein vermarktet. Am Etikett ist ein entsprechender Hinweis zwar nicht zu finden, auf der Homepage von Karl Schnabel allerdings sehr wohl. Die Sache mit dem Widerspruch zwischen Nutztierhaltung (als Kernphilosophie der Biodynamie) und dem Tierrechtsaspekt (als Kernphilosophie der Veganer) ist zwar noch nicht ausdiskutiert, aber die Weine sind allemal frei von Inhalts- und Hilfsstoffen tierischen Ursprungs. Woraus: Burgunderglas. Keine Kompromisse. Wozu: Steinbock-Ragout. Mit wem? Mit Karl. Weil eine Diskussion über vegane Weine mit ihm längst überfällig ist.

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Speis und Trank

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Micky Klemsch

Im Restaurant auch bio? Zum zweiten Mal findet 2016 die »Bio Gastro Trophy«-Verleihung der Bio Austria statt: Eine Leistungsschau der nachhaltigen Gastronomie … mit viel Luft nach oben!

I

m letzten Jahr wurde auf der Bio Österreich-Messe in Wieselburg erstmals die Bio Gastro Trophy verliehen. Im gesamten Bundesgebiet wurden dafür zahlreiche Betriebe auf Qualität, Service, Ambiente und Kriterien der Nachhaltigkeit getestet. Nach wie vor gibt es noch nicht besonders viele reine Biobetriebe, gängig sind Teilzertifizierungen auf Frühstücksbuffet oder Milchprodukte. Das sich in der Außer-Haus-Gastronomie keine größeren Steigerungen in Richtung Bioqualität ergeben haben – im Lebensmittelhandel ist das ja seit Jahren eine anhaltende Erfolgsstory – hat die Bio Austria auch bewogen, die Trophy einzuführen. Mit der Berichterstattung möchte man der Bio-Gastronomie den Rücken stärken und natürlich auch den Bioproduzenten in der Gastronomie mehr Absatzmöglichkeiten eröffnen. Wie sehen das aber die Prüfstellen, deren strengen Kontrollen sich Biogastronomen unterziehen müssen? Sabine Taudes von der Austria Bio Garantie (abg) erkennt einen guten Zuwachs in der Szene. »Nachdem sich in der Vergangenheit vor allem Pensionen und Hotels in ländlichen Gegenden zertifizieren ließen, erkennt man in den letzten beiden Jahren einen verstärkten Trend im urbanen Raum. Oft kleine ZweiPersonen-Betriebe mit einem sehr hohen Bioeinsatz und erfreulicherweise immer mehr Anbieter im Gesundheitsbetrieb, wie öffentliche Kliniken oder private Kuranstalten.« Die Auslobung von Bioprodukten in der Gastronomie hatte leider auch immer einen gewissen Graube-

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reich, der einer Kontrolle entging und damit auch den Gast verunsichern konnte. Die Gastro-Zertifizierung ist in Österreich ja nach wie vor freiwillig im Lebensmittelcodex geregelt, im Laufe dieses Jahres soll sich dies aber ändern. Das Einsetzen und Bewerben von BioLebensmitteln soll dann in einer Durchführungsbestimmung geregelt sein, ein Gesetz ohne Diskussionsspielraum. Sabine Taudes meint: »Die derzeitige Situation ist nun mal nicht befriedigend, egal wie oft man diese mit Behörden, Kontrollstellen und Gastronomie diskutiert.« Bisher gilt der Gesichtspunkt der Konsumenten­ täuschung als einziger Hebel, wo die Behörde falsche Bio-Auslobungen in die Schranken weisen kann und dies auch tut. Zu solchen und anderen Themen hat sich vor einiger Zeit auch eine Stammtischrunde von Bio-Gastronomen aus Wien und Niederösterreich gefunden. Als Verein Die BiowirtInnen kommunizieren sie auch auf einer Facebookseite ihre gemeinsamen Aktivitäten sowie Veranstaltungen in den einzelnen Betrieben. Und auch die Agrarmarkt Austria (ama Bio-Marketing) setzt 2016 einen Schwerpunkt auf Bio-Gastronomie. Möge diese den Schwung aufnehmen, den der Lebensmittelhandel im Bereich des Biosortiments schon seit Jahren hat! Ab Juni werden wieder neue Bio-Betriebe für die Bio Gastro Trophy beurteilt. Alle Präsentationen sind hier zu finden: www.richtiggutessen.at www.biogastrotrophy.at

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Eingebrockt & Ausgelöffelt

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Erdbeermarmelade mit Rosmarin und Zitronenpfeffer » 1.250 g (Wald-)Erdbeeren » 500 g Rübenzucker » 1 Packung Agranata oder ähnliches Agar-Agar-Produkt

Eingebrockt & Ausgelöffelt Dürfen wir uns kurz vorstellen: Anna & Esa, angenehm. Wir heißen euch herzhaft willkommen und hoffen, ihr seid hungrig.

» 2–3 Rosmarin-Asterln » 3–4 EL Pfeffer » 1 Zitrone » 1 Prise Salz Kurz und schmerzlos: Erdbeeren in kleine Stücke schneiden, mit Zucker, Salz & Rosmarin ca. eine Stunde stehen lassen, bis mächtig Saft austritt. Zitrone schälen, die Schale feinhacken und geduldig im Mörser mit dem Pfeffer vermahlen. Die Schale kann auch haltbar gemacht werden, indem man sie vorher im Rohr bei 50 Grad 1,5 Stunden trocknet. Geliermittel lt. Packungsbeilage mit etwas Flüssigkeit separat glattrühren und gemeinsam mit den angesetzten Früchten aufkochen. Wer mag, kann vorher kurz noch mit dem Pürierstab Aufsehen erregen, nur nicht zu heftig, die Konsistenz ist bekanntlich das A und O. Wenn die Mischung aufwallt, die Hitze von unten etwas mäßigen und rein mit der Pfeffer-Freshness von oben – abhängig davon, wie viel Schärfe ihr vertragt. 2–4 Minuten köcheln und in abgekochte Gläser füllen. Kurz alles auf den Kopf stellen und fertig sind sie für die fein sortierte Vorratskammer. Oder lieber doch in aller Munde. Holt die Jausenbrote wieder raus, jetzt gibt‘s Belag. Na, Prost Mahlzeit!

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on nun an ist diese Doppelseite unser kulinarischer Spielplatz – packt die Jausenbrote schon mal ein, gemeinsam werden wir viel entdecken und es wird heiß dabei hergehen. Wir wollen euch verzaubern, begeistern, verwundern, bewegen, verführen und nicht zuletzt auch bekochen. Auf dem Speiseplan stehen Stadt & Land, Tag & Nacht, Hypomanie & Neurose, Gestern & Morgen, Wasser & Feuer … und sowieso – was wäre denn süß ohne sauer? Wir stehen auf das Gegenspiel. Nur her mit dem Ball und ab zur Vorstellrunde. Seit unseren frühen Kinderstunden reichen wir uns die Kochlöffel mit viel Gespür und hatten dabei über 1.001 Gelegenheiten, das Rezept unserer Freundschaft zu entwickeln. Die kulinarische Essenz daraus ist unser gemeinsames Herzensprojekt »Eingebrockt & Ausgelöffelt«, mit dem wir übers World Wide Web unsere Real Life-Gedanken und Erlebnisse vor die Haustür tragen.

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Æ – Eingebrockt & Ausgelöffelt

Um euch auf unseren Geschmack zu bringen, nehmen wir als erstes Gericht einfach die leidenschaftlichste Frucht ever zur Hand und vereinen sie mit einem Hauch von Annas heiß geliebtem Rosmarin und Esas immer begehrten Zitronen-Pfeffer. Sexy Früchtchen mit Pfeffer im Arsch und Rosemary Jane als Begleitung sozusagen. Irgendwie muss der Foodporn ja anfangen. Aber Zuckerbrot beiseite – obwohl die brennende Feministin in uns immer offen für Ironie im Wimpernschlag ist, werden wir hier abseits vom schön gepuderten, highgloss Perfektionskult der Nahrungsmittelindustrie wieder down to earth kommen. Da kann man uns auch wörtlich nehmen. Manege frei für echtes Essen, gute Produkte und lässige Menschen, die dafür stehen. Wir zeigen euch, was unser Herzblut zum Brodeln bringt.

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Thomas Weber | 100 Punkte Tag für Tag Wie verbessert man seinen ökologischen Fußabdruck und lebt dabei trotzdem gut? Wie sieht ein bewusster und schonender Umgang mit der Umwelt aus? Thomas Weber gibt konkrete Antworten auf diese Fragen und beschreibt Konzepte, die für jeden realisierbar sind.

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Klaus Kamolz, PROFIL

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marktplatz Kosmetik

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STRAHLENDE AUGENBLICKE

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Sylvia Buchacher bild

Erli Grünzweil

Schöne, ausdrucksstarke Augen sind die Visitenkarte des Gesichts und benötigen besondere Pflege. Mit diesen natürlichen Augencremen können Schwellungen und Fältchen wirksam bekämpft werden.

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s ist nach wie vor umstritten, ob für die tägliche Hautpflege eine Augencreme benötigt wird oder nicht. Fakt ist, dass die Haut unter den Augen sehr dünn und empfindlich ist, da sie kein Unterhautfettgewebe besitzt und verstärkt zu Trockenheitsfältchen sowie Irritationen neigt. Eine Augencreme empfiehlt sich ab dem 30. Lebensjahr und sollte morgens und abends sanft mit dem Ringfinger eingeklopft werden. Leider sind in vielen herkömmlichen Produkten nach wie vor Tenside und peg-Derivate enthalten, die die Haut für viele Schadstoffe durchlässig machen. Zertifizierte Naturkosmetik verzichtet gänzlich auf chemische Inhaltsstoffe, ist sehr gut verträglich und pflegt den empfindlichen Bereich auf besonders schonende Art und Weise. Mit Inhaltsstoffen wie Hyaluronsäure, Aloe Vera, Algenextrakt, Brokkolisamenöl oder Weizen wird die Augenpartie optimal versorgt, gestrafft und gepflegt. Wichtig: Abends nicht auf das Abschminken vergessen.

1 // WUNDERMITTEL Einmal drübergerollt und schon sind die Augenringe verschwunden. Das Age Miracle Straffendes Augenserum von Farfalla mit Speierlingsknospen-Extrakt und Roll-On-Applikator ist ein echtes Wunderprodukt, wenn es darum geht, Augenfältchen sichtbar zu reduzieren. www.farfalla.ch

2 // STARKER BEGLEITER Feuchtigkeit, Schutz und Stärkung verspricht die Firming Eye Cream der neuseeländischen Naturkosmetikmarke Living Nature. Squalene lassen Linien verschwinden, während Harakeke-Gel bei regelmäßiger Anwendung oxidativen Schäden vorbeugt. www.living-nature.de

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3 // EYES WIDE OPEN Die Gold & Goji & Ginseng Eye Cream von Masterlin verrät bereits in ihrem Namen, mit welchen kraftvollen Inhaltsstoffen sie gegen Falten, Schwellungen und Augenringe vorgeht. Gleichzeitig sorgt die spezielle tcmRezeptur für eine besonders erfrischte Augenpartie. masterlin.at

4 // SOFORTHILFE Nicht mehr als elf Inhaltsstoffe enthält das Hyaluron Eye and Lip Serum von Yverum. Es polstert die Haut optisch auf und sorgt mit einer Komposition aus Zistrose und Frauen-Ginseng für eine verbesserte Hautfeuchtigkeit und Elastizität. www.yverum.com

5 // NACHTAKTIV Der Rolls-Royce unter den Augencremen vollführt sein Kunststück in der Nacht. Die Empire Overnight Eye Cream von Ambuja verzögert den natürlichen Hautalterungsprozess mit hochpotentem Biobuchweizen und regenerierender Mimose. www.niche-beauty.com

6 // DURSTLÖSCHER Feuchtigkeit ist das Um und Auf, um lästige erste Trockenheitsfältchen wirksam zu bekämpfen. Das Daily Vitalizing Eye Treatment von Team Dr. Joseph wirkt nach dem Auftragen wie ein Schluck Wasser für die durstige Augenpartie und reduziert feine Linien und Fältchen. www.teamdrjoseph.com

7 // REINHEITSVERSPRECHEN Alle Produkte der dänischen Naturkosmetikmarke Nuori werden mit einem Hinweis zum Erst- und Letztverwendungsdatum ausgeliefert. Damit wird die hohe Qualität und Frische der Produkte garantiert. Unser Favorit: die leichte, feuchtigkeitsspendende Vital Eye Cream mit Hyaluronsäure, Bio-Aloe, Sheabutter und Vitamin C und E. www.amazingy.com

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Erfrischende Augenpads Einen halben Teelöffel Kräuter aus der Apotheke oder dem Reformhaus (z. B. Kamille, Fenchel oder Augentrost) mit 125 ml kochendem Wasser übergießen, ziehen und abkühlen lassen. Zwei Wattepads mit dem Sud tränken und leicht ausdrücken, bevor man sie für etwa zehn Minuten auf die geschlossenen Lider legt.

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elternalltag / Ursel Nendzig

illustration Nana Mandl

Jetzt denken sicher alle, ich werde hier jammern – anstrengender Alltag, mühselige Erziehungssachen, Nervendings, ich bin ja so fertig. Werde ich aber nicht, ausnahmsweise.

Vom Fertigsein

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»Man bereut doch immer nur die Dinge, die man nicht getan hat.«

G e f K d w

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nteressant ist ja, dass die Referenzfamilien, mit denen man seine eigene vergleicht, immer die sind, mit denen man aufgewachsen ist, sprich: mit Kindern in meinem Alter und Eltern im Alter meiner Eltern. Diese Familien waren und sind gegebene Fixgrößen. Größe meine ich jetzt im Wortsinne, also: Anzahl der darin enthaltenen Personen, vor allem Kinder. Die Ks haben zwei Kinder, die Ns drei, die Nachbarn, das sind die mit den fünf Kindern. So, als wäre die Anzahl der Kinder schon von vornherein vorgegeben gewesen. Das mag naiv klingen, aber mir ist erst kürzlich eingeschossen, des Mal, wenn jemand mit diesem einen dass das eben nicht so ist. Sondern eine Entscheibestimmten (bescheuerten) Tonfall fragte: dung, die irgendwann mal irgendjemand getrof»Naaa, und Nummer drei?« knallte die Flüfen hat: dass es jetzt genug Kinder sind. geltüre wie bei einer Windböe zu. Und jedes Als meine Mama kürzlich in einem kleinen Mal, wenn ich mir dachte: »Aber man bereut Nebensatz erwähnte, dass sie mal über ein doch immer nur die Dinge, die man nicht viertes Kind nachgedacht hätten, war ich getan hat« und mir vorstellte, dass ich dann schockiert! Meine Familie bestand immer einen potenziellen Altersheimbesucher mehr sowas von fix aus fünf Personen, dass ich hätte, wurde die Türe wieder aufgerissen. Die Tür also auf und zu, aber: immer ein Stückchen nie darüber nachgedacht habe, dass es auch weniger auf und irgendwie dann plötzlich ganz sechs hätten werden oder dass sie zu viert zu. (Vielleicht schloss sie sich, als ich nachts ein hätten bleiben können. angepinkeltes Laken wechselte – ok, schnell mit Interessant nämlich auch: dass ich (ok, einem Handtuch bedeckte. Aber das ist nur eine wir) jetzt genau an diesem Entscheidungspunkt sind: Fertig? Nicht fertig? FaVermutung. Es kann auch sein, dass ich gerade mit miliengröße groß genug? Noch zu klein? meinen zwei Prachtkerlen durch den Wald wanZu groß (oje!)? Jedenfalls ist das besonderte, an jeder Hand einen.) ders gefinkelt, weil: Ich (ok, wir) treffen Interessanterweise stellen die Söhne unsere Familiengröße genauso fest, wie ich es immer getan diese Entscheidung, sie fällt nicht vom Himmel und wird uns schon gar nicht habe. Sie nehmen die Größe unserer Familie genauso abgenommen. Die vermeintliche als fixe Größe an, als was denn auch sonst, aus ihFixgröße wird also soeben erst fix. rer Sicht. Wir sind zu viert, manche zu dritt, zu fünft, Nachdem der kleine Sohn geboren sechst oder siebt. »Mama«, stellt der kleine Sohn fest, war, war das Zeitfenster für diese wie er auch sonst alles beschreibt, was er sieht: völlig Entscheidung offen, wie eine sperrwertfrei nämlich, »die D. hat vier Kinder und du nur angelweit geöffnete Flügeltüre. Jezwei«. »Ja«, sage ich. Und fertig.

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ADVERTORIAL

Gemeinsam mit dem Stöpsel festival hat SiGG im Mai einen Malwettbewerb ausgeschrieben. Die besucher des festivals waren aufgerufen, ein Design für eine SiGG Kindertrinkflasche zu entwerfen. für die fünf finalisten des wettbewerbs kann ab sofort online abgestimmt werden. wir stellen sie euch hier vor.

votinG biS 30. JUNi 2016 unter BioRaMa.eU/sigg Den finaliSten winKen einKaufSGutScheine für Den SiGG webShop iM GeSaMtwert von 400 euro! 1. platz: 120 eURo 2. platz: 100 eURo 3. platz: 80 eURo 4. UNd 5. platz: 50 eURo eine barauSzahlunG iSt nicht MöGlich. Gewinne SinD nicht übertraGbar.

Jet zt FüR die FiNalis teN aBstiMMe N!

RegeNBogeNsCHloss von leni, 8 Jahre

oHNe titel von alva, 5 Jahre

WiR lasseN lUFtBalloNs steigeN von eliSabeth, 4 Jahre

oHNe titel von elvira, 6 Jahre

MUsteR von anna, 10 Jahre

Der Malwettbewerb wirD von SiGG SwitzerlanD bottleS aG DurchGeführt. Der rechtSweG iSt auSGeSchloSSen. auSführliche teilnahMebeDinGunGen SinD unter bioraMa.eu/SiGG zu finDen.

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stoepsel.at sigg.de/KiNdeRFlasCHeN

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die welt, die wir uns wünschen

80 Prozent dessen, was eine vergleichbare herkömmliche Anlage benötigt. Bis zu 365.000 Liter Wasser pro Jahr kann eine einzige Einheit reinigen – genug Trinkwasser für rund 300 Menschen. Das hüfthohe und weniger als 140 Kilo schwere System ist leicht zu transportieren und kann über eine Vielzahl von Stromquellen betrieben werden. Geeignet sind der Anschluss ans Stromnetz, Solarzellen, Batterien – sogar mit Methan aus Kuhdung kann das Gerät arbeiten.

von wolfgang smejkal

Rettende Ideen

Bild Coca-Cola Company

segway-erfinder dean kamen hat eine methode zur wasseraufbereitung erfunden, die selbst die dreckigste brühe reinigt – und das auch noch energiesparend.

Als die Erfinder-Legende Dean Kamen den Stehroller Segway erfand, ahnte niemand, dass sich das zweirädrige Gefährt mit Elektroantrieb weltweit als beliebtes Fortbewegungsmittel etablieren würde. Nach vielen weiteren Erfolgen in der Medizintechnik möchte der 66-jährige Amerikaner jetzt im Kampf für sauberes Trinkwasser seinen größten Durchbruch erzielen. Mehr als zehn Jahre hat Kamen an der revolutionären Technologie für eine Dampfdruckmaschine zur Wasserreinigung mit geringem Energieverbrauch getüftelt. Verschmutzte, selbst übelste Abwässer werden dabei bis zum Siedepunkt erhitzt, ein Kompressor erhöht den Druck und die Temperatur des aufsteigenden Wasserdampfes. So filtert das System Verunreinigungen heraus und fängt sauberes Wasser als Kondensat wieder auf. Das Wasser wird also nicht gefiltert, sondern destilliert. Das Endprodukt ist reines H2O. Dieses kann man in Maßen durchaus trinken, ohne seinen Elektrolyt-Haushalt übermäßig durcheinanderzubringen. Die Idee der Wasserdestillation ist nicht neu, war aber wegen des immensen Energiebedarfs bisher nie praktikabel. Kamen ließ sich deshalb einen Trick einfallen: Die dem Kondenswasser entzogene Hitze wird dem Kreislauf über einen Wärmetauscher wieder zugeführt. So verbraucht die Apparatur nicht mehr Energie als ein Haartrockner. insgesamt sind das immer noch rund 1.000 Watt. Das ist laut Kamen allerdings nur zwei

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Sauberes Wasser per Knopfdruck »Ich war mit meiner Idee bei den ngos, der Weltbank, der uno. Alle haben gesagt: Großartig, aber wir können deine Maschine nicht vertreiben. Es gibt 206 Länder auf der Welt – und eine Firma ist in jedem vertreten. Also bin ich zu Coca-Cola-Chef Muhtar Kent und habe gesagt: Wenn die Menschen Wasser haben und gesund sind, werden sie auch Geld haben und eure Produkte kaufen«, beschreibt Kamen sein nächstes Problem, den Vertrieb in entlegendste Weltgegenden. Nachdem er sich vertraglich fixieren ließ, dass Coca-Cola mit dem gereinigten Wasser keinen Gewinn macht, begann man, nach der optimalen Form zu suchen, wie die Geräte auch in Dörfern fern jeglicher Stromversorgung arbeiten können. Mit dem Berliner Start-up Solarkiosk, die 2012 gerade ihren ersten solarbetriebenen Container in Äthiopien aufstellten, der den Menschen Elektrizität, Mobilfunk, Fernsehen und Internet bringen sollte, war schnell der passende Partner gefunden. Gemeinsam entstand das Projekt »Ekocenter«, ein winziger Supermarkt in Containergröße. Neben Essen und gereinigtem Wasser vom Zapfhahn kann er auch Coca-ColaProdukte und einen Computer mit wlan anbieten. Die Internetverbindung wird über Satellit hergestellt, die Stromversorgung wird mit Solarzellen gewährleistet. Ein seitliches Dach sorgt für Schutz und vergrößert die

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Fläche für die Solaranlage. Der Kiosk ist kein riesiger Automat, sondern erfordert Verkaufspersonal und kann auch zur gekühlten Lagerung von Medikamenten und Lebensmitteln genutzt werden. Für den Betrieb sollen vornehmlich Frauen gewonnen werden und der Franchise-Kiosk soll auch durchaus Umsatz machen, selbst wenn einige Leistungen kostenlos sind. Unter anderem soll eine Gesundheitsaufklärung angeboten werden, die während des Aufladens der Handys stattfinden könnte. Ein einfach zu errichtender und mittels Sonnenlicht betriebener Kiosk bietet in abgelegenen Gegenden Energie und sozialen Anschluss. »Jeder Solarkiosk ist ein kleines Geschäfts- und Entwicklungszentrum, das genug Energie generiert, um sich nachhaltig mit Strom zu versorgen. Dort kann sich die ländliche Bevölkerung zum Beispiel Akkus für Mobiltelefone und Lampen aufladen. Hier kommen die Dorfbewohner zusammen und sind sich bewusst, dass sie hier TV gucken. Der Solarkiosk ist ein sozialer Raum«, erklärt Sasha Kolopic von der Berliner Entwicklerfirma. In Afrika haben 800 Millionen Menschen keinen Zugang zu Elektrizität. Die Solarkioske leisten zu diesem wichtigen Problem eine günstige und auch sehr umweltfreundliche Lösung. Und sie stärken den sozialen Zusammenhalt. 2013 haben Coca-Cola und seine Partner das Projekt gestartet. Ekocenter gibt es in Afrika und Asien, so etwa in Kenia und Äthiopien, Ruanda und Tansania. Das 100. Ekocenter steht seit Kurzem in der Ha Long Bay (Vietnam), in einem Gebiet, wo lokale Fischer wohnen. Hier gibt es nun einen Kiosk mit Wasseraufbereitungsanlage, ein Gemeinschaftshaus und ein Sportgelände. Die bestehenden Ekocenter bieten rund 500 Frauen eine berufliche Perspektive und produzieren jährlich etwa 250.000 Kilowattstunden erneuerbare Energie. Bis Ende 2016 sollen weitere 70 Ekocenter errichtet werden.

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GREGORIANISCHE MORAL / Diana Gregor-Patera

Das Leben – ein Markt. Wer am lautesten schreit, zieht alle Aufmerksamkeit auf sich. Übrig bleibt der, der etwas (Wichtigeres) zu sagen hat und den trotzdem keiner hört.

Laute(r) stille Örtchen

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chon die Sportfreunde Stiller haben sie besungen, die Ruhigen unserer Gesellschaft. Die Textpassage »in stillen Momenten leise« aus dem Song »Kompliment« mag die soziale Randgruppe zwar nur im subtilen Maße meinen, aber ich sehe darin durchaus die Vermarktung einer Gruppe, die schlichtweg vergessen hat, sich selbst nente Testimonials und spritzige Tipps zu vermarkten. Unsere Welt ist schrill, grell, läraus der Pharmaindustrie. So hingegen ist es einfach nur still um die Ruhigen. mend und psychedelisch aufgeladen. Die Fahrt ist Dabei geht es uns angeblich immer um rasant – nur die Geschickten meistern den Alltag unbeschadet. Die Geschickten, das sind allerdings Diversität und Vielfalt. Nur blöd, dass wir nicht immer diejenigen, die am Lautesten schreitrotzdem stets von der Masse ausgehen en, sondern oft die, von denen man gar nicht und nicht um die Ecke denken. Sonst wür(mehr) weiß, dass sie da sind. de uns vielleicht ein- und auffallen, dass Die tägliche Reizüberflutung ist enorm. Und Brainstorming-Runden, Afterwork-Partys neben den unzähligen äußeren, als Einzelner und Lautsprecherfunktionen am Mobiltelekaum zu kontrollierenden Einflüssen – tanfon bei Manchen Hektik auslösen, die schnell zende Infoscreens, Dolby Surround-Beschalin Panik übergehen kann. Für Selbstdarsteller lung, überfüllte Großraumbüros – haben und Alphatiere sind das natürlich siegreiche wir hausgemachte Stressfaktoren, die zwar Instrumente. Für jene, deren Kraft in der Ruhe durchaus zu zügeln wären, ohne die wir jeliegt und die die Kreativität aus der Stille schöpdoch mittlerweile nicht mehr auskommen. fen, sind sie kontraproduktiv. Denn was IntroZumindest glauben wir das. Alles zusamvertierte benötigen, sind Rückzugsorte. Und die gibt es kaum (mehr). men ergibt eine Melange potenzierter Kakophonie, die vor allem für introvertierte Wahrscheinlich ist es so wie mit der Natur: Man muss genau(er) hinsehen, behutsam, vorMenschen einer kaum zu meisternden Herausforderung gleichkommt. Wähsichtig, umsichtig sein – dann entwickeln auch die rend anderenorts emsig Dopamin ausHartgesottensten entsprechend feine Antennen für geschüttet wird, plagen sich die Leisen die, die besondere Beachtung benötigen, weil sie sie still und heimlich über ganz alltäglich selbst nicht einholen. Eine Studie der renommierten gewordene Hürden der Berufs- und Wharton School of Business der University of PennFreizeitwelt. sylvania belegt: Unternehmen, die viel EigenverantRund ein Drittel der Menschen wortung von ihren Mitarbeitern verlangen, sind dann ist – aus neurobiologischer Sicht – besonders erfolgreich, wenn sie von introvertierten introvertiert. Wären das die ExtroChefs geführt werden. Aber wie viele leise Leiter und vertierten, gäbe es dazu zweifellos verhaltene Vorgesetzte kennt man? Na? Innehalten. Stilaufwändige Kampagnen, promile. Nichts? Eigentlich viel zu selten.

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Folge uns Selbstgemachte Matcha-Eiscreme mit frischen saisonalen Früchten und Sesam-Chia-Crunch Von Ariane Bille in DIY, Saisonale Rezeptideen

3 Kommentare

Seitdem ich denken kann, bin ich verrückt nach Eis. Zart süße, cremig schmelzende Eiscreme an einem heißen Sommertag schlecken und danach kreischend ins Meer oder in den See springen – was gibt es Schöneres? Eis essen verbinde ich mit meiner Kindheit. Ich erinnere mich an heiße Griechenlandurlaube mit meinen Eltern, wo das Eis immer das Highlight des Strandtages war.

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Von Erbse Huth in DIY, Naturkosmetik Mittlerweile ist es für mich ganz selbstverständlich geworden, ein Bier nie komplett auszutrinken. Das klingt erstmal komisch, oder? Ich will heute erklären, weshalb Bier nicht nur Genussmittel, sondern seit ein paar Jahren auch mein treuer Beauty-Begleiter ist. Ein gutes Bio-Bier ist nicht nur lecker und erfrischend. Der enthaltene Hopfen, das Malz und die Hefe sind wertvolle Komponenten für allerlei Möglichkeiten unser Haar zu pflegen und in Zaum zu halten. Wenn ich also ein Bier öffne, plane ich direkt mit ein, die Hälfte davon über Nacht stehen zu lassen, um es morgens für meine Haare zu verwenden.

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