BIORAMA #30

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KOSTENLOS — ABER ABONNIERBAR

P.b.b. — 11Z038861 M — 1040 Wien —— www.facebook.com/biorama

ausgabe 30 — Mai / juni 2014. www.biorama.eu

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Jetzt wird s dreckig Leben auf, im und mit der endlichen Ressource Boden Einleuchtend: Was ist dran an den Stromspar-Mythen? Verbindend: Eine Reise zwischen Israel und Palästina Kreativ: Die neuen Food-Entrepreneure und ihre Ideen

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Anmeldung: www.erdgespraeche.net

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© Fotos von links: Rupert Pessl, TERI, Biovision, Dmitri Sharomov, Andreas Edler

15. Mai 2014, Wiener Hofburg

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Š Fotos von links: Rupert Pessl, TERI, Biovision, Dmitri Sharomov, Andreas Edler

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ERDgEspRächE ERDgEspRächE2014 2014

15. 15.mai, mai,wiEnER wiEnERhofbuRg hofbuRg

Programm Programm 13.00 13.00

Eröffnung, Eröffnung,Freda FredaMeissner-Blau Meissner-Blau

- 15.00 13.30 13.30- 15.00

ParallEl ParallElSESSionS SESSionSMit MitVortragEndEn VortragEndEn

Podiumsdiskussion* Podiumsdiskussion*mit mitRajendra RajendraPachauri Pachauri am amPodium: Podium:Helga HelgaKromp-Kolb, Kromp-Kolb,Ulrich UlrichBrand, Brand,Helmut HelmutHojesky Hojesky Moderation: Moderation:Alexandra AlexandraFöderl-Schmid, Föderl-Schmid,Der DerStandard Standard Gespräch Gesprächmit mitHans HansHerren Herren im imgespräch: gespräch:Franz FranzFehr, Fehr,gerhard gerhardZoubek, Zoubek,anton antonreinl reinltbctbc Moderation: Moderation:Johanna JohannaStögmüller, Stögmüller,Biorama Biorama Gespräch Gesprächmit mitRoland RolandDüringer Düringer HorstEbner Ebner im imgespräch: gespräch:Josef JosefZotter Zottertbctbc, ,Horst - 17.00 15.30 15.30- 17.00

Vorstellung Vorstellungneongreen neongreenAd(Ventures) Ad(Ventures) Moderation Moderationder der33Gruppen: Gruppen:Stephanie StephanieGrace GraceCox, Cox, tbc tbc Lukas LukasHammer, Hammer,Matthias MatthiasReisinger Reisinger

16.30 16.30 ViP**Empfang ViP**Empfang EinlaSS//BEginn BEginnVorträgE VorträgE 17.00 17.00/17.30 /17.30 EinlaSS rajendra rajendraPachauri Pachauri Hans HansHerren Herren Faiza Faizaoulahsen oulahsen roland rolanddüringer düringer neongreen neongreenad(ventures) ad(ventures) - 23.00 BUFFEt+nEtworKing BUFFEt+nEtworKing 20.30 20.30- 23.00

die die saubere saubere Alternative Alternative

Medienpartner Medienpartner

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Sponsoren Sponsoren

Hauptsponsoren Hauptsponsoren

Förderer Förderer

* *English Englishsession session ****Very VeryInterested InterestedPerson Person

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Vortragende Vortragende

„The „Theearth earthisiswhat whatwe weall allhave haveinincommon. common.““ Wendell WendellBerry Berry

RAjEnDRA RAjEnDRApAchAuRi pAchAuRi Vorsitzender Vorsitzenderdes desUn-Weltklimarats Un-Weltklimarats(IPCC) (IPCC) Ingenieur Ingenieurund undÖkonom Ökonom Friedensnobelpreisträger Friedensnobelpreisträger hAnS hAnShERREn hERREn Präsident Präsidentdes desMillenium MilleniumInstitute Institute&&Biovision Biovision Agrarwissenschaftler Agrarwissenschaftlerund undentomologe entomologe Alternativnobelpreisträger Alternativnobelpreisträger2013 2013 FAizA FAizAoulAhSEn oulAhSEn Greenpeace GreenpeaceKlimaKlima-und undenergie-Campaigner energie-Campaigner Mitglied Mitgliedder der„Arctic „Arctic30“ 30“ RolAnD RolAnDDüRingER DüRingER Schauspieler, Schauspieler,Kabarettist, Kabarettist, Autor Autorund undAktivist Aktivist

www.erdgespraeche.net www.erdgespraeche.net Anmeldung Anmeldungzu zuERDgesprächen ERDgesprächenund undSide SideEvents Events 30_Cover_Flappe_fuer Issuu.indd BIORAMA_Klappe BIORAMA_Klappe mitte.indd mitte.indd 11 5

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Biorama Nº. 30

auftakt

07 Editorial 08 Global Village Die Welt im Großen & Kleinen

inhalt

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Schwerpunkt: Boden

18 Boden, der die Welt bedeutet Über die endliche Ressource 22 Ode an den Wurm Wissenswertes über den wurmigen Umweltschützer 24 Kontaminierte Landschaften Ein Interview mit dem Autor Martin Pollack 28 Hupf’ in Gatsch Eine Gummistiefel-Modestrecke wie ein Georg-Danzer-Lied

Magazin 32 Wer säen will, muss ernten Katharina Seiser auf Besuch bei Reinhild Frech-Emmelmann 36 Punktgenau das Klima schützen Das Lernspiel »100 gewinnt« 38 Nationalpark für Unermüdlche Naturerlebnisse mit Action 44 Licht aus, Stecker raus Stromsparideen und was Experten dazu sagen 50 Eine Reise, zwei Welten Fair Travel zwischen Israel und Palästina 58 Ein köstliches Leben Die neuen Food-Entrepreneure

Marktplatz 74 Naturwunder aus Fernost Ingwer in der heimischen Küche 76 DIY-Rezept Gurken-Carpaccio 80 Oberflächen-Analysen Reinigung mit kosmetischer Erde

let’s get dirty! »Dreck potenziert gute Laune«, haben wir im Rahmen einer biorama LeserSafari einmal festgestellt. Dieser Dreck, der Boden unter unseren Füßen, ist etwas Großartiges. Er ist aber auch eine endliche Ressource, auf die wir zum Leben angewiesen sind – wie auf Wasser und Luft. biorama widmet den Schwerpunkt dieser Ausgabe dem Boden und seinen Bewohnern.

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Kolumnen 42 Die Welt, die wir uns wünschen 48 Elternalltag 57 Glasgeflüster 79 Speis & Trank 82 Und hinter mir die Sintflut

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© Hundertwasser Architekturprojekt

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special: mit voller craft voraus Mit dem Craft Bier Fest in Wien veranstaltet biorama erstmals einen Markt, auf dem die kreative Bier-Szene gebündelt vorgestellt wird. Erfreulich ist: Immer mehr kleine und große Brauer bekennen sich zum Bio-Gedanken und verwenden ausschließlich Rohstoffe aus organischem Ursprung. Grund genug, uns auch in dieser Ausgabe dem handwerklichen Brauen zu widmen.

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Ringelgrün Ihre Gedanken sind schon da … Rogner Bad Blumau ab € 99,–

wer säen will, muss ernten Saatgut ist theoretisch in aller Munde. Praktisch züchtet Reinhild FrechEmmelmann in ihrem Waldviertler Unternehmen Reinsaat seit über 15 Jahren samenfestes Bio-Saatgut.

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punktgenau das klima schützen Das Lernspiel »100 gewinnt« schärft das Bewusstsein für die Klimawirksamkeit unseres Alltags – und hat dafür von uns einen Preis bekommen.

blumau.com

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www.fairfair.at bild Arnold Pöschl

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Biorama Nº. 30

editorial, impressum

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reck begegnet uns überall, im Wort- und im übertragenen Sinn: als Gatschfleck am Gewand (nach der Landpartie), eingetreten im Schuhprofil (als Hundedreck); als U-Bahn-Zeitung, als Billigfleisch-Verschnitt am Kebabstand, als mikroskopisch kleiner Feinstaub (der Krebs erregt); als Plastikinsel im Meer (längst groß wie ein eigener Kontinent) oder als Kunststoffpartikel in unseren Flüssen und Seen. Nicht zuletzt als Schimpfwort und – So ein Dreck! – Ausruf des Ärgers. Um all das soll es in dieser Ausgabe zum Thema Dreck aber explizit nicht gehen. Wir wollen den Begriff umwerten und haben ihn bewusst so verwendet, wie es manch Großstädter tut, wenn es sich nicht vermeiden ließ, mit dem Boden in Berührung zu kommen. Boden, Schlamm, Erde, Humus und Gatsch machen eben »dreckig«. Das ist, natürlich, eine Provokation. Aber es soll eben verdeutlichen, dass Boden, Erde, Humus nichts Wertloses sind, sondern im Gegenteil unsere wichtigste Ressource, Lebensgrundlage - ein bedrohtes, rares Gut. Dann wird Dreck eine Chiffre fürs wilde Leben. Der Dreckspatz auf dem Titelblatt führt es uns nicht nur vor. Er führt auch uns vor. Denn Dreck ist, wollen wir uns nichts vormachen, für die meisten von uns natürlich nichts Alltägliches. Manchmal, am Wochenende, brechen wir aus unseren durchformatiert reibungslosen Smart Cities aus, verlassen die zersiedelten Vororte. Dann zieht es uns hinaus in die letzten Freiräume, in die Lücken im Masterplan. Doch auch die werden weniger. Exemplarisch und zur Inspiration sei deshalb die „Initiative Bodenfreiheit“ des Vereins zur Erhaltung von Freiräumen genannt. Unter www.bodenfreiheit.at versammeln sich Vorarlberger, die mindestens zehn Euro im Monat bereitstellen und mit dem Geld gemeinsam freie Flächen kaufen, die als Bauland gewidmet sind. Nach dem Vorbild der vielen zusammengelegten Quadratmeter Regenwald, die große ngos wie der wwf im Auftrag ihrer Unterstützer kaufen, um sie langfristig erhalten zu können, sollen diese Freiräume dauerhaft zugänglich und erhalten bleiben. In diesem Sinne: Ran an den Dreck! Raus in den Dreck!

Thomas Weber, Herausgeber weber@biorama.eu @th_weber

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@biorama_mag

impressum HERAUSGEBER Thomas Weber CHEFREDAKTEURIN Johanna Stögmüller AUTOREN Mirjam Bromundt, Anne Erwand, Juliane Fischer, Doris Fröhlich, Miriam Frühstück, Yannick Gotthardt, Katharina Grabner, Christa Grünberg, Susanna Hagen, Micky Klemsch, Franz Knipp, Sarah Krobath, Astrid Kuffner, Martin Mühl, Ursel Nendzig, Karin Pointner, Sebastian Rahs, Theres Rathmanner, Parvin Razavi, Werner Reiter, Teresa Reiter, Martin Rohla, Matthias Schickhofer, Jürgen Schmücking, Katharina Seiser, Mara Simperler, Wolfgang Smejkal, Sarah Stamatiou, Thomas Stollenwerk, Werner Sturmberger, Daniel Tarmann, Katharina Wiesler, Jörg Wipplinger PRAKTIKUM Iwona Lamaszewska, Lena Nagler COVERBILD plainpicture/Julia Franklin Briggs FOTOGRAFIE Elisabeth Els, Michèle Pauty ILLUSTRATIONEN Sarah Egbert Eiersholt GESTALTUNG Elisabeth Els, Annemarie Sauerbier, Thomas Wieflingseder LEKTORAT Wolfgang Smejkal, Adalbert Gratzer ANZEIGENVERKAUF Herwig Bauer, Wolfgang Hoffer, Micky Klemsch (Leitung), Thomas Weber WEB Super-Fi, m-otion DRUCK Druckerei Janetschek, Gußhausstraße 24–26, 1040 Wien PRODUKTION & MEDIENINHABERIN Biorama GmbH, Favoritenstraße 4–6 / III, 1040 Wien GESCHÄFTSFÜHRUNG Martin Mühl KONTAKT Biorama GmbH, Favoritenstraße 4–6 / III, 1040 Wien; Tel. +43 1 9076766; www.biorama.eu, redaktion@biorama.eu BANKVERBINDUNG Biorama GmbH, Bank Austria, IBAN AT44 12000 10005177968, BIC BKAUATWW ABONNEMENT siehe Website: www.biorama.eu ERSCHEINUNGSWEISE 6 Ausgaben pro Jahr ERSCHEINUNGSORT Wien VERLAGSPOSTAMT 1040 Wien BLATTLINIE Biorama ist ein unabhängiges, kritisches Magazin, das sich einem nachhaltigen Lebensstil verschreibt. Die Reportagen, Interviews, Essays und Kolumnen sind in Deutschland, Österreich und der ganzen Welt angesiedelt. Sie zeigen Möglichkeiten für ein Leben mit Qualität für Mensch und den Planeten Erde. Ohne dabei den Zeigefinger zu erheben. Biorama erscheint sechsmal im Jahr. Biorama wird nach den Vorgaben des Österreichischen Umweltzeichens in der Druckerei Janetschek auf Lenza Top Recycling gedruckt. 100 % Recycling-Papier. Eh klar.

foto Michael Winkelmann

So ein Dreck

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bild der ausgabe

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Urbane Perspektive

Liegt die Stadt in der Natur des Menschen? Der Mensch hält sich zuweilen für ziemlich ausgefuchst und schlau – und für kreativ genug, um sich die Natur in die Stadt zu holen, sich kleine Oasen zu schaffen. Grüne Oasen inmitten von Beton. Tut der Kunstrasen am Dach des Wohnparks Alt-Erlaa (übrigens eine der größten Wohnanlagen Österreichs, eine in sich funktionierende Stadt in der Stadt) schon sein Übriges? Diese Schnittfläche zwischen menschlicher Natur und vermeintlich unmenschlichem Stadtraum hat der Street-Photography-Künstler Dennis Iwaskiewicz zum Thema seiner Ausstellung gemacht. Unter dem Titel »Stadt: Beton(t) frei« präsentiert die Wiener Galerie Eigensinnig die Werke des jungen Wieners und zeigt damit urbane Perspektiven auf die Großstadt. www.eigensinnig.at

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Text Johanna Stögmüller bild Dennis Iwaskiewicz

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global village

Viel zu selten zeigen wir geliebten Menschen, was sie uns bedeuten. Dabei reicht oft schon eine kleine Aufmerksamkeit! Dass Liebe durch den Magen geht, ist eine alte Weisheit. Ganz frisch schmeckt jedoch unser Alles Liebe Tee mit Apfelminze, Verbene und Rosenblüten. Noch mehr Zuneigung lässt sich mit der Alles Liebe Geschenkbox zeigen. Zu entdecken im gut sortierten Fachhandel und natürlich auf www.sonnentor.com

Liebe

schenken

war noch nie

so genüsslich!

Green IT

Schicke Stromerzeugung Wenn die »Smartflower« ihre Blütenblätter Richtung Sonne streckt, wandelt sie die damit aufgenommene Energie in Elektrizität um.

Da wächst die Freude.

d.signwerk.com

Renate Ecker

Seit fast vier Jahren arbeitet ein kleines österreichisches Unternehmen an der Entwicklung einer PhotovoltaikAnlage, die sich nicht nur an den Leistungsdaten misst, sondern andere Eigenschaften in den Vordergrund stellt: einfache Inbetriebnahme durch Plug and Play (einstecken, fertig!), ausreichend Elektrizität für einen Einfamilienhaushalt, mobile Lösung. Das Produkt ist ein echter Hingucker geworden: Aus einem Kasten wächst automatisch eine Blume mit zwölf Blättern, die mit Photovoltaik-Modulen ausgestattet sind. Das System verhält sich wie ihr Vorbild aus der Natur und richtet sich gps-gestützt optimal nach der Sonne aus, was einem Gewinn von etwa 40 % im Vergleich zu einer stationären Anlage bringt. Zu übersehen ist die Anlage nicht: 18 m2 Kollektorfläche sind auf 4,8 Meter Durchmesser verteilt. Trotzdem ist die Anlage im eingefahrenen Zustand so klein, dass sie auf einen pkwAnhänger passt. Bleibt als Knackpunkt nur der Preis, um den man heutzutage schon recht große Aufdachanlagen bekommt – aber nicht jeder hat ein geeignetes Dach, und was das Design betrifft, ist die »Sonnenblume« weit überlegen. www.smartflower.mquadraat.com

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11 street talk Wir fragen, fünf Erd(en)bewohner antworten.

» WeiSSt du eigentlich, wie Erde schmeckt? Niven und Daniela 11 und 13, Schülerinnen »Wir wissen es nicht. Vielleicht haben wir es mal probiert, als wir klein waren.«

Stimme aus dem Off

Karoline 30, Kulturwissenschaftlerin »Ich hatte schon öfters zufällig Erde im Mund. Wenn mir eine Erdbeere am Boden gefallen ist oder ich Gemüse nicht richtig abgewaschen habe.«

Daniel 50, Professor an der Akademie der bildenden Künste »Ich hab schon mal Erde ge­gessen, also Erde, keinen Dreck! Sie schmeckt an jedem Ort anders.«

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Robert 23, Modestudent »Erde schmeckt wie Regen riecht.«

links text Franz Knipp bild Smartflower — RECHTS Interview und bild Lena Nagler und Iwona Lamaszewska

Pflanzen schmeckt Erde jedenfalls sehr gut.

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präsentiert

DOK.fest

07. bis 14. Mai 2014

29. Internationales Dokumentarfilmfestival München www.dokfest-muenchen.de

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MILOŠ MILOŠ ´ KARADAGLIC ARANJUEZ

Mit dem berühmtesten Gitarrenkonzert aller Zeiten von Joaquín Rodrigo hat Miloš seine eigene Interpretation eines klassischen Meilensteins vorgelegt. Maria Hertweck. HR Radio

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Leseproben

Mit Stift und Sprechblase Comics, die die Lage der Welt thematisieren? Ins Bild gebrachte Nachrichten aus aller Welt? Wir skizzieren zwei aktuelle Bucherscheinungen. »Mit dem Elefantendoktor in Laos« – Olivier Kugler, der unter anderem für den Guardian, die Süddeutsche Zeitung und die New York Times zeichnet, hat mit diesem programmatischen Titel eine Reise durch die Berge und den Norden von Laos illustriert: Er begleitete den Tierarzt Bertrand Bouchard von der Organisation Elefantasia, die sich mit Hilfe einer mobilen Klinik für die Gesundheit von Arbeitselefanten in entlegenen Holzfäller-Camps einsetzt. Auch die Einflüsse der internationalen Wirtschaftsinteressen, die bis dorthin reichen, halten Einzug in diesen kritisch-bunten Reisebericht. Frei von formalen Zwängen entstehen allmonatlich aufregende Comics von Künstlern der internationalen Comic-Szene auf der letzten Seite der deutschen Ausgabe der französischen Monatszeitung Le Monde Diplomatique. Reprodukt hat in »Comics zur Lage der Welt« bereits zum zweiten Mal die 50 besten Beiträge gesammelt. Sie vermitteln nicht nur Informationen, sondern entfalten auch eine große ästhetische Wirkung. www.editionmoderne.ch www.reprodukt.com BauernHof-Abenteuer

Auf Die felder, Fertig, Los!

Schon seit mehreren Sommern bietet das Biokräuterunternehmen Sonnentor Interessierten die Chance, eine Woche lang auf einem ihrer Partnerbetriebe im Wald- oder Mühlviertel bzw. im Burgenland mitzuarbeiten – eine Möglichkeit für (Stadt-)Menschen, den Alltag am Land, die damit verbundene Arbeit und das Leben am Ursprung kennenzulernen. Woher kommen eigentlich die Produkte, die später im Geschäft stehen und wie werden die unterschiedlichen Kräuter von den Biobauern angebaut, gehegt und gepflegt? Fragen kann man viel, aber auch anpacken! Denn Arbeit gibt’s ja zur Erntezeit genug. Außerdem führt jeder Teilnehmer einen Blog, in dem das Erlebte und die Abenteuer am Bauernhof geschildert werden. Am Ende der Woche gibt es als Zuckerl sogar eine Nacht im Hotel, wo man dann nochmal so richtig zum Abschalten und Entspannen kommt. Volontäre sollten mindestens 17 Jahre alt sein und können sich noch bis 20. Mai bewerben. www.landluft-schnuppern.at

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text Iwona Lamaszewska, Lena Nagler bild Elisabeth Els, Sonnentor

Mal wieder Landluft schnuppern, ein Ausgleich vom Stadtleben, am Bauernhof neue Kraft schöpfen. Sonnentor sucht Bio-Bauern auf Zeit.

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TEXT Lena Nagler, Sebastian Rahs BILD Milpa Films, Chelsea Fringe Vienna, Blackstar Bikes

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Neu auf DVD

Grüne Stadt

Pioniere des Wandels

Gemeinsam Gärtnern

Können wir in Zukunft die Welt ernähren? Und wenn ja, wie? Mögliche Antworten liefert der Dokumentarfilm »Voices Of Transition«.

London, Melbourne, Wien und Bristol sind vom 17. Mai bis 8. Juni Schauplätze der Chelsea Fringe, einer Blumenshow der ganz besonderen Art.

»Wir glauben nicht, dass es einfach nur noch ein Film zum Thema ökologischer Landbau und Ernährungssicherheit ist: Erstens, weil er neue und innovative Methoden eröffnet und zweitens, weil der Fokus auf das Positive gerichet ist«, so der deutsch-französische Regisseur und Soziologe Nil Aguilar über seinen neuen Dokumentarfilm »Voices Of Transition«. Der Film zeigt, wie man unseren Planeten auf zukünftige Probleme – zum Beispiel die Veränderung des Klimas, Erdölknappheit und Bodenunfruchtbarkeit – vorbereiten kann. Es beginnt eine Reise, die uns nach Frankreich, England und Kuba führt. Aguilar erzählt, mit welchen Problemen welches Land zu kämpfen hat und wie die jeweilige Regierung und die Menschen damit umgehen. Der Film zeigt wegweisende Beispiele, wie mit einer postfossilen, relokalisierten Landwirtschaft die ganze Welt ernährt werden kann. In England besucht das Filmteam zum Beispiel Transition-Town-Initiativen, in denen lokale Akteure Strukturen aufbauen, die resilient gegenüber Peak Oil, Klimawandel oder Wirtschaftskrisen sind.

Mit kleinen Initiativen die Welt grüner gestalten – so der Gedanke des Landschafttheoretikers Tim Richardson. 2012 hatte er die Idee, eine Gartenshow zu veranstalten, die gleichzeitig urbane Landschaften, Gärtnerei und öffentlichen Raum miteinander verbindet. Jeder, der möchte, kann bei diesem Festival mitmachen, es gibt weder Zugangsbeschränkung noch festgesetzte Bewerbungskriterien. Hauptsache, das jeweilige Projekt ist innovativ und setzt sich mit Grünem auseinander. Die Vielfalt der Gärten und Grünanlagen einer Stadt – vom Schlosspark bis zum Schrebergrärten, vom Selbsterntefeld bis zum Blumentopf – sollen durch das Projekt verknüpft werden, es soll eine Debatte über Urban Gardening anregen. Die Ideen variieren von ganz großen und aufwendigen Konzepten bis hin zu kleinen Entwürfen, die die Stadt vergrünen. In Wien am Plan: ein Gartenflohmarkt, wo man alles findet, was man als Pflanzenliebhaber braucht, Garden-Pop-up-Stores, Wiesenfeste und vieles mehr. www.chelseafringe.com

www.voicesoftransition.org

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Bambus-Bike

Ein neuer Stern am Fahrradhimmel Wem beim ersten Vernehmen des Firmenwortlautes Blackstar Bikes instant kreissägenartiges Greinen durch das Hirn fährt, behält jedenfalls recht damit. Doch ist hier nicht etwa die Rede von einem etwaigen ersten Serien-Boom- / Scraper-Bike in Collabo mit einem berüchtigten britischen Metal-Amp-Hersteller, vielmehr sollte der Blitzgedanke ans Fichtenmoped auf Grund der »Ernte« des Rohmaterials für den jüngsten Auswuchs des Bamboo-Bike-Segments einschlagen. Blackstar Bamboo Bikes darf als die logische Konsequenz aus dem Design-Weltwurf des modernen Bamboo-Bikes an sich von Craig Calfee um 2005 gelten. Gleicht die Bauweise der ebenso zu fairsten Konditionen in Ghana handgefertigten Bambus-Rahmen dem offensichtlichen Vorbild auch aufs Äußerste, so könnten sie sich konzeptuell kaum mehr unterscheiden. Wo Calfee einst mit dem damaligen Carbon-Start-up enve auf Hypersportlichkeit wettete, setzt Blackstar heute auf holländische Entschleunigung, einem sonst undenkbaren Drei-Größen-Konzept sowie liebes Zubehör. Und vor allem auf ein Drittel des Preises. In das jeweilige andere Gehege kommen sich die zwei Platzhirschen dennoch bestimmt nicht.

* ab einem Mindestbestellwert von € 40

www.blackstarbikes.de

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Global Village

MEINE STADT: Buenos Aires

von Theres Konrad

Lieblingsplätze UND Eco-HotSpots

Theres Konrad, 24, wohnt nach ein paar Monaten in der Hauptstadt Argentiniens nun in Lund, Schweden. Nach ihrem BA in Kultur- und Sozialanthropologie studiert sie jetzt Environmental Studies and Sustainability Science. Nach Buenos Aires hat es sie wegen ihrer Leidenschaft – dem Tanzen – gezogen. Dass sich ihre Vorliebe für nachhaltigen Konsum in der Fleisch-Hauptstadt schlechthin auch sehr gut verfolgen ließ, war eine glückliche Entdeckung.

buenos aires market Selbstversorger in der Großstadt? Hungrig? Neugierig? Dann ab zum Buenos Aires Market. Dort gibt’s ökologische, regionale Produkten und das jeden Monat ein Wochenende lang an einem anderen magischen Ort der Metropole. Einmal in den Bosques de Palermo, dann wieder im Viertel Belgrano. Auch deutsche Einwanderer haben Spuren hinterlassen: Nicht wundern, wenn man an einem Stand »Schatzi« liest. Entweder man fühlt sich einfach angesprochen, oder man gönnt sich zum Beispiel ein Säckchen gebrannter Mandeln. Gesundheit und Nachhaltigkeit werden hier übrigens auch bei der Anreise mit gratis Radparkplätzen gefördert. www.buenosairesmarket.com

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la catedral Zum Beten ist man hier falsch! In diese alte Fabrikhalle in der Straße Sarmiento 4006 pilgert man des nachts. Entweder, um selbst Tango zu tanzen, dies zu erlernen oder bei ausschließlich vegetarischen, ökologischen Köstlichkeiten Tango-Könner anzuhimmeln. Vorsicht! Zu viel Augenkontakt könnte zur ersten Tango-Erfahrung führen. Abgesehen von (Öko-Vollwert-)Pizzen, die dank italienischer Einwanderer zu den typischen Landesgerichten zählen, sind die hausgemachten Empanadas zu empfehlen. Geniales Essen in genialer Atmosphäre! Nicht zuletzt auch durch an Wänden und von Decken hängenden Kunstobjekten. www.lacatedralclub.com

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Zu mir oder zu dir? reserva ecologica Noch schnell auf der sonntäglichen Feria de San Telmo die Nationaldroge Dulce de Leche besorgen und sich diese löffelnd (Achtung: Zuckerschock!) ins Reserva Ecologica setzen. Speziell an Wochenenden wird diese grüne Lunge von den Porteños zum Picknicken genutzt. Mate, das Nationalheißgetränk, nicht vergessen. Sich die Zunge zu verbrennen gehört bei diesem bitter schmeckenden Aufputschgetränk dazu. Und zum Thema »schnell«: Todo tiene su tiempo. Alles hat seine Zeit. Um den Markt vom Anfang bis zum Ende entlang zu flanieren, das dauert schon un ratito, eine kleine Weile.

Im Hofladen, am Markt oder im BioKistl bei dir zu Hause. Mit uns ist Bio wo du bist. www.adamah.at // 02248 2224 mercado sabe la tierra Wer dem Stadttreiben in Richtung Tigre Delta entfliehen möchte, steigt in den Zug Tren de la Costa. In der Station San Fernando werden samstags, von 10 bis 18 Uhr, Raw-Food-Spezialitäten, frisches Obst und Gemüse, lokales Bier und so einiges mehr angeboten. Nicht selten auch bei Live-Musik. www.sabelatierra.com

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BioHof

Das bin

BioProdukte mit Biographie

Das bin ich.

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Boden-Basiswissen

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text

Astrid Kuffner

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illustration

Sarah Egbert Eiersholt

Boden, der die Welt bedeutet Der Boden ist eine endliche Ressource, auf die wir zum Leben angewiesen sind – wie auf Wasser und Luft. BIORAMA beantwortet die Frage, warum mit Füßen treten weniger ausmacht als betonieren.

Ö

sterreich ist kein Bodenreich. Zwei Drittel der Landesfläche sind ungeeignet für dauerhafte Besiedlung oder ernährungsbedingte Landwirtschaft. Das findet im Gegensatz zu unseren Nachbarländern keinen Widerhall in der Gesetzgebung. Auf dem übrigen Drittel wird täglich mit großer Nutzungs- und Umwidmungsflexibilität fruchtbarer Boden völlig legal vernichtet. Einkaufszentren werden außerhalb des Siedlungsgebiets gebaut, ein Parkhaus nicht einmal angedacht und Steuereinnahmen durch eine Betriebsansiedelung sind allemal attraktiver als solide Raumplanung. Fünf von neun Bundesländern haben ein schön formuliertes, aber unverbindliches Bodenschutzgesetz. In Deutschland ist die Raumordnung regional streng geregelt und ein Bundesbodenschutzgesetz vermeidet Zersiedelung und unnötige Eingriffe. In der Schweiz war die Entscheidungsmacht der Gemeinden ebenso groß wie in Österreich. 2013 gab es eine Weichenstellung per Volksentscheid für eine Raumordnung auf Kantonsebene.

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Auf die Knappheit der Ressource Boden bezieht sich der ökologische Fußabdruck, der Rohstoffverbrauch und Produktionsprozesse auf Flächenbedarf umlegt. Wenn alle so leben würden wie wir hier in Österreich, bräuchte es eineinhalb Planeten Erde. Ein weiteres Stichwort ist Ernährungssicherheit: »In Österreich haben wir schon heute nicht mehr genug Fläche, um uns auf hohem Niveau mit Lebensmitteln selbst versorgen zu können«, macht Gundula Prokop, Spezialistin für Boden- und Flächenmanagement im Umweltbundesamt, klar. Das Boden-Kompetenznetzwerk des Bundes (b5) reicht gerade ein Forschungsprojekt ein, das Klarheit schaffen soll. In der Schweiz ist Selbstversorgung mit geschützten Landesflächen für die autarke Versorgung mit Lebensmitteln schon seit 1992 verankert. Manche Regierungen und Unternehmen betreiben Prävention durch Land Grabbing und erwerben v.a. in Entwicklungs- oder Schwellenländern große Ländereien auf fremdem Staatsgebiet.

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Boden-Basiswissen

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Boden wissen kompakt Was ist Boden? Die belebte oberste Schicht der Erdkruste an Land leistet unschätzbare Dienste – die Bodenfunktionen. Der Boden ist Lebensraum, filtert, puffert und verwandelt Schadstoffe und Wasser, macht sich als Substrat für Pflanzenwachstum und als Trägermedium nützlich, speichert Wasser und co2 und stellt ein Archiv für Natur- und Kulturgeschichte sowie genetische Vielfalt. Die Berliner Stadtverwaltung verfügt über Bodenfunktionskarten, Oberösterreich und Salzburg auch, in Wien werden diese in etwa 18 Monaten fertig sein.

Der Zielwert von maximal 2,5 Hektar pro Tag, festgeschrieben in der heimischen Nachhaltigkeitsstrategie, ist das Papier nicht wert, auf dem er steht. Erosion auf intensiv bewirtschafteten Monokulturen ist die zweitgrößte Gefahr. Je vielfältiger und differenzierter eine Landschaft ist, desto weniger sind Böden gefährdet. Die drittgrößte Bedrohung ist Verdichtung durch große Maschinen, wo sie zum Einsatz kommen können.

Was hat das mit uns zu tun?

Um Böden zu kartieren, kommen Bodenbohrer und Erfahrung zum Einsatz. Ein Eisenhalbrohr wird so weit es geht eingeschlagen, gedreht und vorsichtig ein zylindrisches Bodenprofil gezogen. Darin zeichnen sich in Farbe, Tiefe und Korngröße unterscheidbare Bodenhorizonte ab, grob aufgeteilt in die organische Auflage, den mineralischen Oberboden angereichert mit Humus und ausgewaschenen Stoffen, den mineralischen Unterboden und das Ausgangsgestein. Typische Horizontabfolgen charakterisieren wiederum Bodentypen, die abhängig von Ausgangsgestein, Klima und Bewirtschaftungsform sind. Wichtig für die Bodenfruchtbarkeit sind pH-Wert, Feuchtigkeit und Humusgehalt.

Der Klimawandel verändert in unseren Breiten – anders als im Permafrost – die Möglichkeiten, was man aus dem Boden herausholen kann. Nicht egal ist der Boden für die Treibhausgasbilanz. Über den Eintrag pflanzlicher Biomasse wird atmosphärisches Kohlenstoffdioxid im Humus fixiert. Durch nicht nachhaltige Bewirtschaftung werden co2, Methan und Lachgas freigesetzt. Der Umweltkontrollbericht 2013 des Umweltbundesamtes verzeichnet vereinzelt Belastungen mit den »Top of the POPs«, also persistenten organischen Schadstoffen auch abseits von Industriestandorten. Bundesweite Aussagen sind nicht möglich. Die Schwermetallbelastung mit Blei und Quecksilber in Waldböden ist zurückgegangen. Das Bodenleben passt sich an, aber was an Dreck herunterkommt, landet über kurz oder lang wieder auf unserem Teller oder in unserem Glas. Im Wasserhaushalt macht sich intakter Boden beim Aufbereiten von Trinkwasser und beim Speichern von Niederschlägen nützlich. Wenn starke Regenfälle auf versiegelten Flächen rasch abfließen, drohen Überflutungen, Muren und Hochwässer. Bei der Entsiegelung von Flächen ist es notwendig mit Boden zu verfüllen, der anderswo als Aushub anfällt. Das regelt sich nicht von selbst.

Was gefährdet den Boden?

Was hilft dem Boden?

Den Spitzenplatz nimmt die Versiegelung ein. In Österreich gehen rund 20 Hektar natürlicher Boden pro Tag verloren. Einerseits durch Verbauung wie Straßen, Parkplätze und Gebäude, andererseits durch Umnutzungen wie zum Beispiel durch Skipisten, Golfplätze und andere Freizeitanlagen. Skipisten verändern die Bodenstrukturen gänzlich. Unter Verbauung stirbt der Boden und verliert alle seine natürlichen Funktionen.

Gundula Prokop sieht zwei Bodenschutzstrategien: Siedlungsräume kompakt und Bodenverbrauch gering halten sowie geeignete landwirtschaftliche Praktiken. Hier schneidet Österreich mit einer relativ kleinteiligen Landwirtschaft und geförderten ökologischen Ausgleichsmaßnahmen im Vergleich zu Deutschland, Frankreich oder Polen besser ab. Es geht darum, den organischen Anteil im Boden zu erhalten, nicht jeden

Wie entsteht Boden? Der mineralische Anteil entsteht aus dem jeweiligen Muttergestein durch Verwitterung (Wind, Wasser, Sonne). Der organische Anteil (= Humus) besteht aus zersetzten Pflanzenresten. Boden ist eine endliche, sich nur sehr langsam erneuernde Ressource.

Wie wird er beschrieben?

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Halm aufzusammeln, nicht jedes Unkraut totzuspritzen. Im biologischen Landbau sind Energie, Nährstoffe, Luft und Wasser im Kreis zu führen. Diese Art zu wirtschaften ist flächenintensiv und bedeutet, dass sich Viehwirtschaft und Ackerbau ergänzen. Die industrielle Landwirtschaft schlägt den gegenteiligen Weg ein. Europaweit gehen mindestens 1.000 Quadratkilometer Fläche pro Jahr verloren. Große, intensiv bewirtschaftete Landwirtschaften werden also eher mehr. Eine eigene EU-Bodenrahmenrichtlinie wurde seit 2006 von Österreich, Deutschland, Niederlande, England und Frankreich blockiert.

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Hat der Boden ein Imageproblem? Das Umweltbundesamt in Wien setzt auf Bewusstseins- und Bildungsprogramme ab dem Kindergartenalter: »Der Boden begeistert nicht wie ein Pandabär, aber Kinder garteln, gatschen und mikroskopieren gerne. Wir wollen sensibilisieren und den Boden ins Bildungssystem hineinbringen«, erklärt Gundula Prokop. Das deutsche Umweltbundesamt hat 2004 den Regenwurm Fridolin kreiert. Das heimische Maskottchen ist ein noch namenloses Springschwanzmädchen, ein wenige Millimeter großes, bodenlebendes Gliedertier, das von Wäldern, Ufern, Dünen, Wüsten, den Katakomben im Wiener Stephansdom, bis zu Schneeflächen im Hochgebirge verbreitet ist. Bodenschützendes Verhalten im Alltag bedeutet – neben der Einmischung in Planungsverfahren – sich damit auseinanderzusetzen, wo die Lebensmittel herkommen, die man konsumiert. Internationaler Tag des Bodens ist jedes Jahr am 5. Dezember, für 2015 hat die uno das Internationale Jahr des Bodens ausgerufen.

Zahlen zum Boden • Ein gesunder Boden kann 200 Liter Wasser pro Quadratmeter speichern. • Ein Hektar mittelmäßig fruchtbarer Boden liefert fünf Tonnen Weizen pro Jahr, aus denen sieben Tonnen Brot gebacken werden können. • In einem Gramm Waldboden, das entspricht in etwa einem Teelöffel Erde, leben 100 Millionen Bakterienzellen, 60 Kilometer Pilzfäden, 30.000 Einzeller und 1.000 Fadenwürmer. Ein Quadratmeter Boden beherbergt zirka 120 Regenwürmer. • Pro Hektar Oberboden (0–30 cm Tiefe) leben bis zu 25 Tonnen Bodenorganismen, das entspricht etwa dem Gewicht von 35 Rindern. • Die Artenvielfalt im Boden ist höher als im oberirdischen Teil des Waldes. • Im Schnitt entstehen rund 10 cm Boden in 2000 Jahren.

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Boden-bewohner

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Ode an

den Wurm Der Boden gilt als unsere Lebensgrundlage, und ohne Regenwurm sind unsere Böden zum Sterben verdammt. Ein paar Fakten rund um das wurmige Dasein. Warum der Regenwurm nur bei Regen rauskommt Im Zuge einer kanadischen Studie wurde festgestellt, dass das Prasseln eines Starkregens die gleichen Vibrationen verursacht wie das Graben des Maulwurfs, des größten Fressfeindes des Regenwurms. Deshalb fliehen sie aus dem Boden, wenn es zu regnen beginnt.

Wurmgrunzen Als Wurmgrunzen bezeichnet man das im Südosten der USA seit Generationen angewendete Verfahren, um Würmer an die Bodenoberfläche zu treiben. Mittels eines Holzpflocks, der in die Erde getrieben wird und eines Metallstabs, mit dem über den Holzpflock gerieben wird, entstehen Vibrationen. Diese Vibrationen werden – wie der Regen – vom Wurm als herannahende Maulwürfe gedeutet. Das veranlasst Würmer im Umkreis von bis zu zwölf Metern, aus dem Erdreich zu fliehen. Die dann aufgesammelten Regenwürmer werden entweder von den Sammlern selbst oder von Käufern als Angelköder verwendet.

Der längste Regenwurm der Welt Die größte unter den 3.000 Regenwurm-Arten lebt in Australien. Der Riesenwurm mit dem Aborigine-Namen Karmai (Megascolides australis) erreicht Längen von über einem Meter. Aufgrund seiner Größe kann man ihn sogar unter der Erde hören, wenn er sich bewegt.

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Iwona Lamaszewska

Aristoteles, Darwin und die Würmer Die Bedeutung der Würmer wurde bereits von Aristoteles erkannt, ihm sagt man den Ausspruch »Die Regenwürmer sind die Eingeweide der Erde« nach. Auch Charles Darwin, der britische Naturforscher und Begründer der Evolutions­ theorie, war ein begeisterter Regenwurmforscher. In seinem letzten Buch hat er anhand von Belegen aus unterschiedlichen Kontinenten die Bedeutung der Regenwürmer für die Bodenbildung aufgezeigt.

Der Regenwurm als Boden- und Umweltschützer Regenwürmer sind überwiegend Substrat- und Pflanzenfresser, das heißt, sie füllen ihren Darm mit humusreicher Erde und vermoderndem Pflanzenmaterial. Das hat enorm positive Auswirkungen auf den Boden. Durch seine Arbeit leistet der Regenwurm auch einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz, da er dafür sorgt, dass wir keine Mineraldünger und Pestizide ausbringen müssen.

Regenerationsvermögen und Selbstverstümmelung Regenwürmer verfügen über ein beachtliches Regenerationsvermögen: Nach einer Duchtrennung ist es ihnen möglich, ihr Hinterende wieder auszubilden. Dass zwei lebende Würmer entstehen, wenn man einen Wurm in der Mitte durchtrennt, ist allerdings ein Mythos. In bestimmten Gefahrensituationen sind Regenwürmer in der Lage, sich selbst zu verstümmeln, wenn sie zum Beispiel von einem Fressfeind bedroht werden. Dabei wird eine Reihe von den Segmenten am Hinterende des Wurms abgeschnürt und dem Räuber zum Fressen überlassen, während sich der restliche Körper durch Flucht in Sicherheit bringt.

Mehr davon hier: www.biorama.eu/das-wunder-wurm

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kontaminierte böden

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Jürgen Schmücking

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Katarzyna Dzidt / Paul Zsolnay

»Der Boden hier ist verflucht auf ewige Zeiten.« Martin Pollack, Historiker mit scharfem Blick auf die Schatten der Vergangenheit, hat ein neues Buch geschrieben. Und berührt damit essenzielle Fragen zu unserer Nahrung.

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biorama: Dein Buch »Kontaminierte Landschaften« scheint einen Nerv getroffen zu haben. Es geht dabei um Orte, an denen Verbrechen, Schlachten oder Exekutionen stattgefunden haben. Und darum, dass sich diese Geschehnisse auf die Menschen auswirken, die jetzt dort leben. Gibt es auch Auswirkungen auf die Landschaft oder den Boden selbst? martin pollack: Wahrscheinlich nicht im naturwissenschaftlichen Sinn. Der Begriff kontaminierte Landschaften ist auch kein wissenschaftlicher. Ich habe ihn erfunden und geprägt. Damit ist er subjektiv und natürlich auch eng mit meiner persönlichen Geschichte verknüpft. Auswirkungen gibt es trotzdem. Sie werden von Menschen beobachtet und erzählt. Ich erinnere mich noch genau an einen ukrainischen Bauern, der bei der Besichtigung des Ortes, an dem die Juden von Rohatyn erschossen und verscharrt wurden, dabei war. Er hat erzählt, dass an dieser Stelle nichts Ordentliches mehr wächst. Kraut, Rüben, Buchweizen. Egal, was die Bauern versucht haben, der Boden wollte nichts mehr hergeben. Dieser »Fluch« hat natürlich das Potenzial zur Legendenbildung. Auch die Konstruktion »Früher war alles viel besser« trägt dazu bei. Trotzdem, es ist an vielen Stellen zu beobachten. Das ist für mich eine der zentralen Fragen: Können auf kontaminierten Böden wie du sie interpretierst überhaupt glückliche Hühner leben? Die glücklichen Hühner natürlich nur als Beispiel und weil wir dieses Bild der Biolandwirtschaft gerne vermitteln. Ha! Gute Frage. Ich bin selbst Bio-Bauer mit Streuobst-Wiesen im Südburgendland. Die Frage beschäftigt mich also auch persönlich. Aber auch hier gilt wieder: Es ist der Mensch, der mit der Vergangenheit »seines« Ortes lebt und leben muss. Wenn über diesen Ort Geschichten existieren, wirkt sich das auf ihn, seine Wahrnehmung und damit auch auf sein Handeln aus. Und das wiederum auf die Tiere, die er hält. Klar, niemand möchte, dass in seinem Garten gegraben wird, niemand will permanent an die Leichen erinnert werden, die in seinem Acker vergraben sind. Dieses Nicht-Hinsehen ist eine Art Schutzmechanismus. Im Biolandbau gibt es eine klare Vorstellung davon, wie kontaminierte Böden entgiftet werden. Hier reden wir allerdings von stofflicher Kontamination durch Kunstdünger und chemisch-synthetischen Pflanzenschutz. Kann man historisch kontaminierte Landschaften dekontaminieren? Ja. Indem man hinschaut und darüber redet. Als Beispiel erzähle ich dabei gern von Rechnitz im Burgenland. Hier hat sich im März 1945, kurz bevor die Rote Armee den Ort erreichte, ein besonders grausames Massaker ereignet, bei dem 200 Zwangsarbeiter, vorwiegend ungarische Juden, getötet wurden. Die diesbezüglichen Verfahren sind ebenso im Sand verlaufen, wie die Suche nach den Überresten der Opfer, und bis heute wird das

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Thema in Rechnitz einfach ignoriert. Dabei ist Rechnitz 25 ein wunderbares Beispiel dafür, dass nicht nur Landschaften selbst, sondern auch ihre Namen kontaminiert sein können. Heute ist Rechnitz ein Weinbauort, der versucht, seine Weine auch international zu vermarkten. Das wird so lange nicht funktionieren, so lange man beim Googeln von Rechnitz erst einmal nur auf Hinweise über das Verbrechen vom März 1945 stößt. Google hat da aber einen recht langen Atem. Diese Treffer wird es auch noch geben, wenn sich der Ort entschließt, sich seiner Vergangenheit zu stellen. Sicher, aber es sind dann nicht die einzigen Treffer, und das hat schon Auswirkungen auf die Wahrnehmung. Also kann kontaminierter Boden durch Erinnerung und Kommunikation dekontaminiert werden. Wäre es da nicht naheliegend, die bereits bestehenden Kontrollmechanismen in der Landwirtschaft – damit meine ich die Kontrollen durch ama oder Bio Austria – auszudehnen und um eine entsprechende Überprüfung zu erweitern? Ein interessanter Ansatz, der auch gut zu der Idee passt, die kontaminierten Landschaften zu kartografieren. Allerdings vermute ich, dass das ein langer und mühsamer Weg sein könnte. Mich hat nach einem Interview eine Mitarbeiterin des orf, die auch an der Universität für Bodenkultur studiert, angesprochen und zu einer Veranstaltung eingeladen, bei der es genau darum geht. Das Aufarbeiten der Geschichte und der Umgang mit ihr, ist das eine. Das andere – und das erkennen jetzt scheinbar viele – ist, dass Landschaft und Boden die Grundlage für unsere Nahrung sind. Das ist ein interessanter Blickwinkel, der es wert ist, noch genauer betrachtet zu werden.

Martin Pollack Martin Pollack, geboren 1944, ist Autor, Übersetzer und Journalist. Er studierte Slawistik und osteuropäische Geschichte, war Redakteur des Spiegel in Wien und Warschau und ist seit 1998 als freier Autor tätig. Martin Pollacks Buch »Kontaminierte Landschaften« ist im Residenz Verlag erschienen.

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Gummistiefel-modestrecke

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Michèle Pauty

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Sonja trägt das Modell »Victoria«in Rot von Grand Step. David setzt in kakifarbenen »Woody Pops« von Aigle zum Matsch-Sprung an. Nils kraxelt im Modell »Pendrix« in Braun von Aigle.

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Gummistiefel-modestrecke

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Hose dreckig, work done. Erstmal rasten. David trägt das Modell »Woody Pops« von Aigle.

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29 Mit Gummistiefeln, die »Miss Juliette« heißen (hier in der Farbe Bubblegum), beweist man auch im größten Dreck Stil. Modell von Aigle.

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Gummistiefel-modestrecke

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Knöcheltief im Schlamm? Wen kann das schon aufhalten! Nils und David tragen beide das Modell »Beppo« von Grand Step (in Grün und Orange), Sonja trägt das Modell »Maxima « (in Azurblau, mit Schnürung), auch von Grand Step.

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31 Sonja und Nils auf Erkundungstour. Sonja trägt das Modell »Malouine« in Türkis, Nils stapft im Modell »Lolly Pop« in Gelb. Beide von Aigle.

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Reportage Reinsaat

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Reinhild Frech-Emmelmann züchtet im Waldviertel Bio-Saatgut, »das in die Zeit passt, Ertrag liefert und anpassungsfähig ist«.

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Katharina Seiser

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Stefan Knittel

Wer säen will, muss ernten Saatgut ist theoretisch in aller Munde. Praktisch züchtet Reinhild Frech-Emmelmann in ihrem Waldviertler Unternehmen Reinsaat seit über 15 Jahren samenfestes Bio-Saatgut.

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aatgutgärtnerinnen dürfen ihr bestes Gemüse nicht aufessen, sondern müssen warten, bis es austreibt, blüht und die Samen abreifen. Die neue Mangoldsorte Jessica, die Reinhild Frech-Emmelmann über die letzten Jahre entwickelt hat, will sie uns zeigen. Die Sonne brennt auf die 13 Gewächshäuser. Darin wachsen meterhohe Pflanzen in kleinen Abschnitten, durch engmaschige Vliese getrennt, in denen Hummeln und andere Insekten ihre Bestäubungsarbeit verrichten. Die Reinsaat-Chefin schlüpft durch die Reihen einer weit über zwei Meter hoch aufschießenden Pflanzenart. Wir sollen raten, worin wir gerade stehen, von Kopf bis Schuh in gelben Blütenstaub gehüllt. Keine Ahnung. Aber der Blick Richtung Erde hilft: Tatsächlich Mangold, ausgetrieben, blühend, auf dem Weg zur Samenreife.

Jahrelange Entwicklung Beim Mangold Jessica hat es mit ein paar ungewöhnlichen Pflanzen begonnen. »Die waren kompakt, wie Pak Choi, hatten strahlend weiße Stiele, ledrige Blätter«, und genau diese Pflanzen wollte Frech-Emmelmann haben. Aus vielen tausenden Exemplaren wurden nur wenige selektiert, zur Reife gebracht, wieder angebaut, wieder selektiert. Das Beispiel verdeutlicht, worauf es der im Ton sanften, aber in der Sache energischen Reinsaat-Chefin ankommt: »Vielfalt ist wichtig. Mir geht es

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aber nicht darum, etwas museal zu bewahren, sondern Gemüsesaatgut anzubieten, das in die Zeit passt, Ertrag liefert, anpassungsfähig ist.« Seit 1979 lebt die gebürtige Süddeutsche im Waldviertel. Seit 1981 betreibt sie hier Demeter-Landwirtschaft. 1998 gründete sie Reinsaat, »weil die Bio-Bauern mich gefragt haben, ob ich ihnen Saatgut machen kann«. Heute kennt wohl jeder Bio-Gemüsebetrieb »die Reinsaat«.

Hier wächst die Bio-Elite Wie aufwendig die Saatgutproduktion der inzwischen 600 verschiedenen Sorten ist, sieht man nicht nur am Mangold, sondern z.B. auch an Kohl, Karotten oder Artischocken. Die Pflanzen werden im ersten Jahr am Feld gezogen, dann zur Vollreife die schönsten und besten samt Wurzeln vom Feld ins Gewächshaus transferiert. Im zweiten Jahr dann dürfen sie unter geschützten Bedingungen, die auch unabsichtliche Verkreuzungen verhindern sollen, blühen und abreifen. Während dieser Phase sind die wiederum besten Pflanzen als »Elite« beschildert. Jenes Top-Saatgut also, das der weiteren Vermehrung bei einem der Partner-Bio-Betriebe von Reinsaat in Österreich und darüber hinaus dient. Daraus entsteht dann erst das samenfeste, nachbaufähige Standardsaatgut, das man als gewerbliche Gärtnerin oder Hobby-Gärtner bei Reinsaat kaufen kann. »Bio-Saat-

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Reportage Reinsaat

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Tomaten, durch kurzes Fermentieren des Fruchtfleisches (um eine keimhemmende Haut um die Samen herum zu entfernen), Auswaschen und anschließendes Trocknen. Außerdem muss von jeder Partie eine Keimfähigkeitsprüfung durchgeführt werden. Diese Prozesse sind zeitaufwendig und damit teuer. Die Räumlichkeiten rund um den Hof reichen dafür nicht mehr aus. Frech-Emmelmann will mit ihrer Reinsaat weiterwachsen und bietet deshalb die Möglichkeit, sich durch Genussscheine oder Darlehen am Betrieb zu beteiligen: »Es reicht nicht, gegen Monsanto zu schimpfen, man muss schon etwas tun.« Eine neue Saatgutaufbereitungshalle, neue Maschinen und Lagermöglichkeiten sollen gekauft und gebaut werden.

gut sollte man vom Berg ins Tal bringen«, sagt FrechEmmelmann. Saatgut, das unter erschwerten Bedingungen wie hier auf 500 Meter Seehöhe im Waldviertel, bei oft wochenlangen Trockenperioden, Wind und Kälte optimale Ergebnisse bringt, sollte in niederen oder Gunstlagen nämlich gar keine Probleme haben.

Samenfest heiSSt stabil Was die Unterschiede zu konventionellem Saatgut sind? »Wir produzieren samenfeste Sorten«, erklärt sie, »wir schöpfen damit aus dem Erbgut der Gemüse unserer Vorfahren«. Hybridsorten (erkennbar an der Abkürzung »F1« hinter dem Sortennamen), die in der konventionellen Landwirtschaft längst überwiegen und auch im Bio-Bereich oft die (laut EU-Bio-Verordnung erlaubte) Norm sind, bringen nur beim einmaligen Anbau in einer einzigen Saison die gewünschten Ergebnisse. Samenfeste Sorten dagegen sind das Ergebnis einer langjährigen züchterischen Selektion, die Sorte muss stabil sein, das heißt, auch die nächste Generation die gleichen, gewünschten Merkmale ausprägen.

Reinsaat unterstützen Je nach Gemüseart werden die Früchte, Kapseln, Schoten im Spätsommer und Herbst reif geerntet und daraus Saatgut gewonnen. Trocken, wie z.B. bei Kohl und Salat, durch Dreschen und Versieben. Nass, bei Gurken und

Guter Geschmack braucht Jahre Neben Mangold, Karotten und Salat sind Paprika, Chilis und Paradeiser immer schon die Liebkinder von Frech-Emmelmann. Bei Gemüse ist vor allem die geschmackliche Selektion entscheidend. Das kann Jahre dauern und macht die Bio-Saatgutproduktion von Reinsaat so außergewöhnlich: Jegliche Abkürzung wird abgelehnt, die Pflanzen dürfen und müssen wachsen, reifen und ihre Nachkommen den gleichen Zyklus durchleben. Bis sie nicht nur überlebensfähig sind, sondern die besten ihrer Art.

Samenfestes Bio-Saatgut Das Saatgut von Reinsaat gibt es im Online-Shop, außerdem in vielen Bio-Fachgeschäften. Katalogbestellung und Online-Katalog auf www.reinsaat.at Das »Handbuch Samengärtnerei. Sorten erhalten, Vielfalt vermehren, Gemüse genießen« von Andrea Heistinger, Arche Noah, ProSpecieRara (Hrsg.) ist im Löwenzahn Verlag erschienen.

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ÖGUT Umweltpreis

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Kairos/Lucas Breuer

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Lena Nagler und Johanna Stögmüller

Punktgenau das Klima schützen Unbeschwert lernen, die Umwelt zu retten: Das Lernspiel »100 gewinnt« schärft das Bewusstsein für die Klimawirksamkeit unseres Alltags – und hat dafür von uns einen Preis bekommen.

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in guter Tag hat 100 Punkte – biorama begleitet das von Martin Strehle und seinem Team mitinitiierte Projekt nun schon seit ein paar Jahren. Das MemorySpiel »100 gewinnt« ist – ganz im Sinne der als OpenSource-Kampagne angelegten Initiative – eine weitere Möglichkeit, ein hochkomplexes Thema alltagstauglich aufzubereiten und das Bewusstsein für den CO²Verbrauch unseres Lebensstils zu schärfen. Spielend eben, für Kinder und für Erwachsene. »Ein guter Tag hat 100 Punkte« soll das Bewusstsein dafür schärfen, wie man seinen täglichen CO²Verbrauch unter 6,8 Kilogramm, das sind umgerechnet 100 Punkte, halten kann. So viel dürfte jeder Mensch täglich verbrauchen, damit wir unsere Welt und unser Klima im Gleichgewicht halten können. Mittels grafischer Darstellungen wird anhand dieses einfachen Punktsystems gezeigt, welche alltäglichen Handlungen wie viel CO² verbrauchen.

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Punkte zählen Das dazugehörige Spiel basiert auf dem gleichen Punktesystem, das übrigens vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau (Fibl) Österreich berechnet wurde. Im Vergleich werden die Unterschiede sichtbar: zehn ökologisch produzierte Eier kommen zum Beispiel auf 15 Punkte, zehn konventionell produzierte Eier auf 30. Eine Rolle recyceltes WC-Papier schlägt sich mit einem Punkt nieder, eine Rolle nicht-recyceltes mit vier. Und wer viele Punkte sparen will, verzichtet am besten auf das Auto (50 km: 75 Punkte) und fährt mit dem Rad (50 km: 0 Punkte). Die vereinfachte Spielvariante (spielbar wie ein Memory-Spiel) kann übrigens bereits von Kindern ab vier Jahren gespielt werden. Die Vollversion eignet sich gut für das Üben im »Zahlenraum 100« – üblicherweise für Kinder ab acht Jahren.

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»100 gewinnt« wurde im Rahmen des ÖGUT-Umweltpreises mit dem biorama-Sonderpreis ausgezeichnet. Das Memospiel gibt’s übrigens auch in einer Online-Version auf www.eingutertag.org

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Nationalpark

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Matthias Schickhofer

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Matthias Schickhofer, NP Hohe Tauern / Klein, NP Neusiedler See – Seewinkel

2014 widmet sich biorama in regelmäßigen Abständen den österreichischen Nationalparks. www.nationalparksaustria.at

Nationalpark für Unermüdliche Die heimischen Nationalparks kennen wir als Orte des Naturerlebnisses, der Erholung und Entspannung. Doch es geht auch anders. BIORAMA zeigt, wo und wie wir im Zeichen des Naturschutzes mit anpacken können.

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chauplatz Nationalpark Donau-Auen. Der große Fluss durchströmt Österreichs größten TieflandDschungel in scheinbarer Gemächlichkeit. Doch wenn die Donau Hochwasser führt, dann nimmt sie alles mit, was sie erwischt: alte Autoreifen, Holz in jeder Form, Plastikflaschen, zerfetzte Sackerl, ja sogar ein Koffer durfte einmal im Winter die Reise stromabwärts antreten. Koffer wie Flasche landen dann, je nach Strömungslaune und Ufer-Beschaffenheit, auf einer der ausgedehnten Schotterbänke oder im Dickicht des Auwaldes (der Koffer setzte sich an den Gestaden der Lobau ab). All das Gerümpel hat im Nationalpark jedoch nichts verloren. Den Müll zu entfernen, ist in dem ausgedehnten Gebiet aber eine Herkulesaufgabe. Deshalb werden dringend viele helfende Hände benötigt.

Nationalparks neu entdecken Um Menschen zu ermuntern, im Nationalpark mitzuhelfen, wurde ein auf Firmen zugeschnittenes Programm zur freiwilligen Mitarbeit entwickelt: der »Arbeitstag der anderen Art« im Nationalpark Donau-

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Auen. So können naturhungrige (Stadt)-Menschen mithelfen, die Lebensräume der Flussauenlandschaft zu erhalten und zu verbessern – und erhalten dabei exklusive Einblicke in das Schutzgebiet-Management. Ronald Hillerbrand kümmert sich im Nationalpark um die freiwilligen Helfer: »Seit Jahren kommen nun regelmäßig Freiwilligen-Teams in den Nationalpark, die von Müllsammeln bis zu Pflegetätigkeiten kräftig mit anpacken. Da sind Kinder ebenso dabei wie Pensionisten. Sogar aus dem Ausland kommen Freiwillige, die neben dem Nationalpark-Erlebnis auch Umweltschutzarbeit leisten wollen.« Ursula Grabner, Bereichsleiterin Besucher und Kommunikation, berichtet davon, dass der Nationalpark Donau-Auen die Umweltarbeit nun auch mit Teambuilding-Elementen anreichern wird: »Trainer werden mit den Gruppen in der Natur Teambuilding-Übungen durchführen. Davor und danach wird ein wenig gearbeitet und Einblick in den Nationalpark vermittelt. Das Angebot haben wir neu im Programm und wir sind schon gespannt, wie es angenommen wird.« Kern des

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Nationalpark

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Bei diesem Freiwilligen-Programm im Nationapark Hohe Tauern wird der Lebensraum des Auwilds verbessert.

Programms ist, dass Teams aus Betrieben durch Ranger und Trainer betreut werden, was auch eine Wanderung oder Bootstour beinhaltet. Mit Hilfe von spielerischen Übungen soll der Teamgeist gestärkt werden sowie die Möglichkeit bestehen, miteinander kreativ und schöpferisch tätig zu sein. Das sind alles Dinge, die sich später positiv und nachhaltig im Arbeitsalltag umsetzen lassen. Ein besonderes Angebot ist auch das »Junior Ranger«Programm: »Wir wollen damit Kinder und Jugendliche ab zehn Jahren aus der Nationalpark-Region ansprechen und ihnen die Natur näher bringen. Sie leben im Sommer im Camp und helfen bei Naturschutzarbeiten. Wir nehmen jedes Jahr 20 bis 25 Bewerbungen aus der Region an. Viele kommen immer wieder und fühlen sich richtig zugehörig«, so Ursula Grabner. www.donauauen.at

Helfende Hände, Krampen und Schaufeln In Österreichs »steilstem« Nationalpark, dem Gesäuse, stößt die Einbindung von Freiwilligen gewissermaßen an natürliche Grenzen. Andreas Hollinger, er ist im Nationalpark für den Fachbereich Kommunikation zuständig, verrät: »Das Gesäuse ist aufgrund des abschüssigen Geländes sehr gefährlich. Daher ist der Betreuungsaufwand für Freiwillige bei uns sehr groß.« Im Rahmen des Projekts »Sichere Wege« arbeitet der Nationalpark aber

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mit den wegerhaltenden alpinen Vereinen zusammen und saniert die Pfade im Hochgebirge gemeinsam mit vielen »helfenden Händen samt Krampen und Schaufeln«. Im Rahmen der Aktion soll nun das gesamte alpine Wegenetz der Tourismusregion Nationalpark Gesäuse in den Jahren 2013 bis 2015 durch den gemeinsamen Kraftakt einer Generalsanierung unterzogen werden, weil es sich teilweise in einem schlechten Zustand befindet. Die Erhaltung durch die alpinen Vereine auf Basis von Freiwilligkeit ist alleine kaum mehr zu bewältigen. Ein Gruppenerlebnis der besonderen Art ist wohl das »Waldläufercamp« (26. bis 27. Juli 2014): An diesem Wochenende können Menschen ausprobieren, wie sie mit einem Minimum an Ressourcen und ohne Smartphone und Uhr »überleben« können. Statt Handy und Stress locken ein Robinson-Leben in der freien Natur, Lagerfeuer, selbstgekochtes Essen und selbst gebautes Nachtlager. Alle Infos über »Sichere Wege« und »Waldläufercamp«: www.nationalpark.co.at

Einmal Bäuerin sein Der Nationalpark Hohe Tauern lockt mit seinen gleißenden Gletschern, seltenen Tieren und der bergbäuerlichen Welt. Im Kalser Tauerntal wird eine besondere Tour zu den Eistürmen und Spalten am einsamen Teischnitzkees angeboten. Die »Gletscherreise Kals« ist

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Voluntourismus – Urlaub für und mit der Natur Biosphere Expeditions

eine Art Mini-Expedition in Österreichs »Arktis« und verspricht intensive Team-Erlebnisse (zum Beispiel: Abseilen in Gletscherspalten). Im Rahmen des Programms »In drei Tagen zur / zum begeisterten Bäuerin / Bauer« können Feriengäste in Osttirol die Herstellung von Brot, Butter oder Joghurt erlernen und bei Stall- und Feldarbeiten mit anpacken und den stressfreien Umgang mit den Tieren erleben. Außerdem können Freiwillige im Rahmen des Tiroler »Naturjuwele Volunteering«-Programms bei der Bestandsaufnahme der bedrohten Bartgeier und bei Waldarbeiten zur Verbesserung des Lebensraumes des Auerhahnes mitarbeiten. www.nationalpark-partnerbeitriebe.at

ArtenreichtuM hautnah Im Unterschied zu den Hochgebirgs-Nationalparks, in denen alpine Naturlandschaften vorherrschen, hat der Nationalpark Neusiedler See – Seewinkel mit einem Füllhorn von Arten und mit einem eng verwobenen Mosaik aus Natur- und Kulturlandschaften zu tun, das in Österreich seinesgleichen sucht. Im einzigen »Steppen-Nationalpark« der Alpenrepublik finden sich rund um den Neusiedler See ausgedehnte Wiesen und Weideflächen, Salzlacken, Schilf und eine reiche Tier- und Pflanzenwelt (allein 340 Vogelarten). Alois Lang, Leiter des Bereichs Öffentlichkeitsarbeit und Ökotourismus, erläutert: »Alleine die Rote Listen-Aufstellung unserer Hutweiden ist enorm. Die vielen OffenlandFlächen sind extrem artenreich. Doch das erfordert ein intensives Flächen-Management. Invasive Arten wie die Ölweide müssen entfernt werden. Und die vielen Kilometer Weide- und Koppelzäune müssen in Schuss gehalten werden. Da helfen uns immer wieder Freiwillige – von Kleingruppen mit einer Handvoll Menschen bis zu ganzen Firmen mit 200 Leuten.« Eine derartige Freiwilligenaktion fand im Herbst 2013 im Nationalpark Neusiedler See – Seewinkel statt. Sechs motivierte Freiwillige griffen für einen Tag zu Mistgabel und Rechen. Öl-Weiden wurden den Sommer über im Seevorgelände maschinell gefällt und zerkleinert. Im Netzwerk mit den umliegenden drei Nationalparks (Ungarn) und sechs Naturparks (Burgenland) wird aktuell darüber nachgedacht, wie das wachsende Interesse der Menschen, etwas für den Naturschutz zu tun, am besten integriert werden kann. www.nationalpark-neusiedlersee-seewinkel.at

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Die mehrfach ausgezeichnete Naturschutzorganisation ermöglicht es auch Normalbürgern, im Rahmen von Expeditionen aktiv zum Schutz einzigartiger Natur und gefährdeter Tierarten beizutragen. »Mit einer Expeditionsteilnahme bieten wir allen die Chance, Zeit und Geld in einen Urlaub mit Sinn zu investieren und tatkräftig mit anzupacken«, verspricht die Organisation und garantiert, dass mindestens 2 / 3 des Expeditionsbeitrags direkt in das jeweilige Naturschutzprojekt fließen. Biosphere Expeditions organisiert den Abenteuerurlaub an wilden, entlegenen Orten und bringt die urlaubenden Freiwilligen im Feld mit Wissenschaftlern zusammen. Ein Expeditionsleiter sorgt für Sicherheit und Wohlbefinden. Was die Teilnehmer für die Arbeit wissen müssen, lernen Sie vor Ort. Aktuelle Angebote: Schnee-Leoparden-Monitoring im Tien-Shan Gebirge (Kirgisien, Juni / Juli 2014) oder WolfLuchs-Bären-Monitoring in den slowakischen Karpaten (Februar 2015). www.biosphere-expeditions.org

Das Bergwaldprojekt Das Bergwaldprojekt wurde 1987 in der Schweiz, mitten in der Waldsterben-Debatte, gegründet. Impulsgeber und längjähriger Financier war Greenpeace. Heute ist das Projekt unabhängig, renommiert, international und stellt einen breit anerkannten Brückenschlag zwischen Umweltschutz und Bergbevölkerung dar. Das Ziel ist es, die Bergwälder und damit auch ihre Schutzfunktion für die Täler zu erhalten. In Österreich bietet der Alpenverein mit dem »Bergwaldprojekt« Freiwilligen eine Woche lang die Gelegenheit, beim Bergwald unter die Arme bzw. Äste zu greifen: In enger Zusammenarbeit mit Waldbesitzern, Bauern, sowie mit Forst-, Wildbach- und Lawinen-Fachleuten können Bergfreunde dem Wald zu Hand gehen und dabei helfen, die Naturnähe, Stabilität und Vitalität des Bergwaldes zu verbessern. www.alpenverein.at

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Die Welt, die wir uns wünschen

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von wolfgang smejkal

Der WildnisArchitekt douglas tompkins, gründer von north face und esprit, verkaufte sein mode-imperium und wurde naturschützer. heute ist er bio-bauer mit hohen ästhetischen ansprüchen und gestaltet kulturlandschaften in patagonien. Die Vorherrschaft des Menschen lehnt er ab und bezweifelt, dass sich Natur und Wirtschaftswachstum versöhnen lassen, weil das herrschende Wirtschaftsmodell auf der Ausbeutung der natürlichen Ressourcen basiere. Er glaubt auch nicht an das Prinzip der Nachhaltigkeit, sondern vertritt vielmehr eine angewandte Tiefenökologie, in der die Identifikation mit nichtmenschlichen Lebewesen wie Tieren, Bäumen, Pflanzen, Moosen, Meeren, Bergen, Steinen im Vordergrund steht. Douglas Tompkins, hat für seine konsequente Art des Naturschutzes, die den Nutzen der Natur für den

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Menschen außer Acht lässt, bereits einiges an Kritik von Umweltschutzorganisationen einstecken müssen. Ihm wurde vorgeworfen, sein Bemühen um Renaturierung gefährde die wirtschaftliche Entwicklung Patagoniens. Umstritten ist auch das Prinzip des Naturschutzes mit privaten Geldern: Der heute 70-jährige Unternehmer hat durch Einsatz seines erheblichen Privatvermögens aus dem Verkauf seines Mode-Imperiums in den vergangenen 20 Jahren eine Million Hektar Naturschutzgebiet in Argentinien und Chile geschaffen und bewiesen, dass es möglich ist, staatlichen Naturschutz durch private Initiativen zu ergänzen. Zäune und Hütten befahl er zu entfernen, wo nötig, forstete er auf und überließ dann den Wald sich selbst. Der Schlüssel zu einer ökologischen und sozialen Wende liegt für Tompkins jedoch in der Landwirtschaft, da sie den größten Einfluss auf Landschaft, Wasser und Klima habe.

Eine Landschaft wie ein Gemälde Die Laguna Blanca Farm hat mehr als 7.000 Hektar und liegt am Zusammenfluss der Flüsse Feliciano und Parana im Nordosten der Provinz Entre Rios in Argentinien. 2007 von Tompkins angekauft, ist sie längst ein Modell und Vorbild für diversifizierte ökologische Landwirtschaft für die gesamte Region geworden. Es gibt nichts, was hier nicht angebaut wird. Aus der Luft wirken die Felder wie eine paradiesische Illusion, wie Gemälde. Die Landschaft ist terrassiert, kein Feld misst mehr als vier Hektar, in runden Formen greifen sie inei-

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nander, überall wächst etwas anderes Buntes. »Unsere Traktor­fahrer sind allesamt Picassos«, witzelt Tompkins. Eine falsche Bewegung am Steuer und das Kunstwerk hat fortan einen Makel. Mit Laguna Blanca hat er die wahrscheinlich schönste Farm der Welt geschaffen. Was braucht man, um eine solche Harmonie, Ästhetik und bunte Vielfalt zu kreieren? »Eigentlich ist es einfach, schöne Farmen zu schaffen. Ausgangspunkt für uns ist, dass nur eine schöne Farm eine gute Farm ist. Deshalb achten wir darauf, dass mit jeder Maßnahme die Farm auch schöner wird. Egal ob man einen Zaun zieht, eine Scheune baut, eine Obstanlage oder einen Garten plant, einen Weg anlegt oder nur die Farbe für Gebäude wählt – all diese Dinge gestalten wir unter dem Gesichtspunkt der Ästhetik und mit dem Ziel, auch Schönheit zu schaffen. Eine zentrale Rolle spielt dabei der Aspekt der Fürsorge. Für mich gibt es nichts Schöneres als ein gepflegtes Haus oder eine gepflegte Farm.« Mit dem Aufkauf abgewirtschafteter Farmen wurden Tompkins und seine Frau Kris zu »Landheilern«, die das versehrte Land zu einer neuen Öko-Blüte führen.

und Nüsse, darunter Pfirsiche, Birnen, Oliven, Datteln, Haselnüsse, Pekannüsse und Mandeln geerntet. Weitere aromatische und pflanzliche Arten ergänzen ein breites Sortiment an Gartenpflanzen und viele erfordern keine weitere Bodenbearbeitung. Darüber hinaus stellt Tompkins in seinem riesigen Reich Wildnis wieder her, so wie ein Architekt historische Bauten restauriert. Er legt sich mit den Lachsfarmern an, weil sie mit ihren Futterabfällen die Fjorde verschmutzen, und kämpft gegen die Asphaltierung der Panamericana-Straße, die durch seinen Nationalpark Pumalín führt. Sein Ziel sei es, eines Tages alle seine Ländereien, Regenwälder und Farmen zu verschenken, erklärt Tompkins. Sobald die Regierungen von Argentinien und Chile ihm versicherten, seine Schöpfung für mindestens 100 Jahre zu bewahren, sei der Tag dafür gekommen. Sieben solcher Projekte laufen derzeit, ein erstes riesiges Schutzgebiet in Chile hat er bereits abgegeben.

Restaurierung der Wildnis Trotz der gewaltigen Ausmaße der Farm gibt es eine enorme landwirtschaftliche und auch biologische Vielfalt. Eine Vielzahl von Körnern wie Hafer, Hirse, Gerste und Weizen werden auf den Feldern von Laguna Blanca angebaut. In den neuen Obstgärten werden Früchte

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Luis Franke

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Stromsparen für Nerds

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DOKUMENTATION

Mara Simperler

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Thomas Kirschner, Greenpeace Energy, Polarstern Energie, Monika Kupka, Hans Ringhofer

Licht aus, Stecker raus Zum Stromsparen hat fast jeder seine eigene Idee. Und viele klingen logisch. Was ist nun aber wirklich sinnvoll? biorama hat bei Energieexperten nachgefragt.

Roland Weyss Ökostrom

Stand-by oder Stecker ziehen? Stecker ziehen oder Verteilerdose abschalten ist nie falsch. Der Stand-by-Verbrauch sollte bei neuen, seit 2014 in Verkehr gebrachten Geräten, nur noch 0,5 bis 1 Watt betragen. Das hat die Europäische Kommission mit der sogenannten Ökodesign-Richtlinie bestimmt. Bei einem typischen Haushalt kann man aber davon ausgehen, dass es genügend Altgeräte gibt, bei denen Verbräuche bis zu 20 Watt üblich sind. Unser Fazit: Entweder man kauft sich ein Messgerät oder man steckt ab – bei ganz neuen Geräten kann das dann auch mal für eine Einsparung von 4,5 kWh im Jahr »eine reine Fitnessübung« gewesen sein. Die verbrauchten Kilowatt fallen nicht ins Gewicht. Abschalten schadet aber alleine im Sinne der Bewusstseinsbildung nicht. Außerdem hat vermutlich noch keiner von uns nur neue Geräte zuhause.

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Henrik Düker, Greenpeace Energy

Energiesparlampe oder LED-Licht? Das umweltfreundlichste und energieeffizienteste Licht liefern led-Lampen. Sie verfügen nicht nur über eine lange Lebensdauer, sondern verbrauchen vor allem rund 80 Prozent weniger Energie als eine herkömmliche Glühbirne. Die Lichtausbeute ist hoch und bereits direkt nach dem Einschalten erreichen led-Lampen die richtige Helligkeit. Potenzielle Käufer sollten sich nicht vom hohen Preis der led-Lampen abschrecken lassen. Bedenkt man die eingesparten Stromkosten und die lange Lebensdauer, dann rentiert sich der Kauf in den meisten Fällen. Laut Stiftung Warentest können hochwertige leds mehr als 20 Jahre halten und lohnen sich vor allem dann, wenn die Lampen oft und lange brennen. Energiesparlampen hingegen wandeln gerade einmal 25 Prozent der eingesetzten Energie in Licht um. Außerdem enthalten sie immer noch kleine Mengen Quecksilber. Wichtig ist aber auch: Schalten Sie das Licht ab, wenn Sie den Raum verlassen. So sparen Sie am meisten Energie.

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FLORIANk Henle, Polarstern Energie

Wenn man wegfährt: Heizung auf 16 Grad runterdrehen oder konstant laufen lassen?

Ingrid TriButsch, Die Umweltberatung

Es gibt dieses Ammenmärchen, dass man die Heizung auch in Abwesenheit durchlaufen lassen soll, weil das Aufheizen angeblich mehr Energie verbrauche als die konstante Beheizung. Es ist aber eben ein Märchen. Es ist besser, die Heizung zwei bis drei Grad runterzudrehen. Die Wohnung oder das Haus sollten aber nicht unter 15 Grad haben, sonst kühlt nämlich das komplette Gebäude zu sehr aus. Ein Richtwert von 16 Grad ist daher meiner Meinung nach angemessen. Damit hängt aber auch zusammen, dass die Ausgangstemperatur nur zwischen 19 und 21 Grad betragen sollte. Mit 21 Grad Raumtemperatur können sich die meisten Menschen wohlfühlen, man braucht wirklich nicht auf 25 Grad zu heizen. Wenn es kalt ist, muss man im Winter ja nicht mit T-Shirt in der Wohnung herumlaufen, sondern kann sich einen Pullover anziehen. Das hören viele Leute aber nicht gerne, weil sie es als Selbsteinschränkung empfinden. Ich finde auch die in München entwickelte HeizungsApp Tado sehr interessant: Die ist mit dem Smartphone verbunden. Je nachdem, wie weit man sich von zu Hause entfernt, lässt Tado die Temperatur absinken. Sobald sich ein Bewohner nähert, wird wieder aufgeheizt. Da muss man sich gar keine Gedanken mehr machen.

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Geschirrspüler oder Handwäsche? Die meisten Untersuchungen dazu vergleichen ineffizientes, verschwendendes Handabwaschen bei fließendem Wasser (100 l Wasser, 2,5 kWh Stromverbrauch) mit effizienten Geschirrspülmaschinen (10 bis 15 l Wasser, 1 bis 2 kWh Stromverbrauch). Die Wahrheit liegt – wie so oft im Leben – in der Mitte. Wenn Sie bereits einen Geschirrspüler besitzen und ihr Haushalt größere Mengen an schmutzigem Geschirr erzeugt, ist es effizienter, den Geschirrspüler ordentlich vollzuräumen, allerdings mit einem Programm, das niedrigere Waschtemperaturen wählt. Effizientes Handabwaschen kommt bei der gleichen Menge Geschirr mit rund 30 l Wasser und 2 kWh Stromverbrauch aus, was ca. doppelt so viel ist wie mit einer Maschine. Allerdings spart es graue Energie ein – das ist jene Energie, die für die Herstellung des Geschirrspülers verbraucht wird. Diese Ersparnis gibt Spielraum für viele Handwäschen, vor allem in Haushalten mit geringem Geschirrverbrauch. Spülen Sie also ruhig weiter mit der Hand, wenn Sie das sparsam tun. Kaufen Sie sich einen Geschirrspüler so wie alles andere nur dann, wenn Sie ihn wirklich brauchen. Benutzen Sie Geschirrspüler nur vollgeräumt und auf Sparprogrammen. Brechen Sie, wenn möglich, den Trocknungsvorgang ab und lassen Sie das Geschirr an der Luft trocknen – das spart Energie.

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Green brands hat sich bestens etabliert

Andreas Hudecek Wien Energie

Mit über 50 ausgezeichneten Marken in Österreich sowie bislang 36 in Deutschland hat sich das internationale Auszeichnungsverfahren für ökologisch nachhaltige Marken bestens etabliert. Im weltweit einmaligen Verfahren können Marken sich nicht selbst bewerben, sondern erst nach Nominierung an einer aufwendigen Validierung teilnehmen. Final entscheidet dann eine hochrangige und kompetente Jury über die Auszeichnung. Über 60 Marken nehmen bereits am neuen Verfahren teil und die ersten wurden bereits ausgezeichnet und dürfen das Gütesiegel nutzen, darunter: riess kelomat (Unternehmen und Emaille-Produkte), Das Grüne Hotel zur Post in Salzburg, Toni Bräu, dhlGoGreen, Palfinger, AlmaWin und Klar.

Wasserkocher oder Herd? Wasser erhitzt am schnellsten und energiesparendsten im elektrischen Wasserkocher. Er spart bis zu 35 Prozent Stromkosten im Vergleich zum Erhitzen in einem Topf mit Deckel am Herd. Ein durchschnittlicher Haushalt kann sich damit rund 20 Kilowattstunden Strom im Jahr sparen. Wichtig ist außerdem: Passen Sie die Topfgröße an den Durchmesser der Herdplatte an, verwenden Sie Geschirr mit planem Boden und kochen Sie mit geschlossenem Topfdeckel. Sonst kann der dreifache Verbrauch die Folge sein. Wichtig ist es auch, mit der richtigen Wassermenge zu kochen. Ein Glas Wasser reicht bereits aus, um in einem Topf mit Deckel eine Portion Erdäpfel zu kochen.

Für die erfolgreiche Re-Validierung und damit zweite Auszeichnung erhalten die Marken dann das Siegel mit Stern, wie bereits römerquelle, Boutiquehotel Stadthalle, Buchdruckerei Lustenau, gutenberg und elektrabregenz. Abschluss des zweiten Verfahrens ist mit einer Feier im November 2014. Dabei wird auch das exklusive Buch der green brands Austria 2014 veröffentlicht und eine Persönlichkeit ausgezeichnet. www.green-brands.org

In einer Welt, in der alles vernetzt und jederzeit erreichbar ist, verbraucht alles auch ständig Energie. Im Großen – etwa bei Rechenzentren – ist Green IT schon lange Thema und auch die Energiefresser im Haushalt – Waschmaschinen, Geschirrspüler und E-Herde – hat das ökologische Bewusstsein längst erreicht. Im Bereich der Consumer Electronics zählt die Leistung noch immer mehr als der dafür nötige Input. Die 19. Ausgabe der Diskursveranstaltung twenty.twenty begibt sich auf die Suche nach Green IT im Haushalt und nach Strategien für Öko-Nerds. »Stromsparen für Nerds« 29. April 2014 Wien, HUB www.twentytwenty.at

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elternalltag / Ursel Nendzig

illustration Nana Mandl, Sarah Egbert Eiersholt 30_044-061.indd 48

Prinzessin oder Pirat. Rosa oder Blau. Fee oder Auto. Hose oder Rock. Zauberstab oder Schwert. »Typisch Bub« oder »typisch Mädchen«. Schrecklich.

Kinder-Gender

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»Ich wünsche mir ehrlich, dass die Kinder einfach mit diesem Gender-Wahn in Ruhe gelassen würden.«

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eine Freundin A. ist Mutter der entzückenden S. Sie ist deshalb entzückend, weil sie unglaublich sozial ist. Weil sie mutig ist, Dinge durchschaut und bespricht. Sie heult nicht wegen jeder Kleinigkeit, sondern ist rationalen Argumenten zugänglich. Sie traut Wozu gibt es Mädchen-Kleidung (Röcke und Rüschen, um rechtzeisich mit Schwimmflügeln ins Wasser zu hopsen. Sie tig von ihrer Intelligenz abzulenken) kann super Laufrad fahren und alle vier Stockwerke und Buben-Kleidung (möglichst dunin ihre Wohnung ohne zu jammern schaffen. Ja, sie kel und eintönig gefärbt, damit sie nicht hat auch ihre »Momente«, nicht dass jetzt jemandem der Frust ausbricht. Aber sie ist einfach cool. durch bunte Farben ihre sexuelle OrientieUnd ihre Mama wundert sich, warum ständig jerung verlieren)? mand zu ihr sagt: »Na, bist du eine Prinzessin?«. Wieso nicht einfach: Spielzeug und Kinderkleidung für alle? Sie sind unterUnd zwar nicht, weil sie annehmen, sie wäre schiedlichen Geschlechts (nein, nicht gevielleicht tatsächlich eine, also Thronfolgerin genteiliges!) und werden das früh genug oder Ähnliches. Mit »Prinzessin« meinen die erfahren. Und sich dann hoffentlich nicht nämlich: typisch Mädchen. Und anscheinend wäre jedes Mädchen automatisch gerne eine in »ihr« Lager zurückziehen und sich darauf Prinzessin. Ich wäre nämlich im Falle von S. reduzieren lassen. noch nicht einmal auf die Idee gekommen, Mein Sohn trägt gerne Nagellack. Als wir sie so zu bezeichnen. Mit »Prinzessin« im Restaurant waren, nahm der Kellner uns schwingt nämlich alles mit, was es in der zur Seite und warnte uns davor, er könne »Mädchen-Abteilung« (aaaah!) jedes grodavon schwul werden. Ja, echt! Ich wies den Kellner darauf hin, dass er, wenn, dann wohl ßen Spielzeugmarkts zu kaufen gibt: Rosa, Glitzer, Feenstaub, Einhörner, Küchensaschwul zur Welt gekommen sei. Und wenn, dass dann diese Tatsache für uns ebenso schön sei, als chen, Spielzeug-Putzzeug, Modelheftwäre er hetero. chen, Schminksachen und vieles mehr. Ich wünsche mir ehrlich, dass die Kinder einfach Hä? Hab ich was verpasst? Wollten mit diesem Gender-Wahn in Ruhe gelassen würden. wir nicht darüber hinweg kommen? Wozu gibt es Mädchen-Spielzeug Dass ihnen ihre echten, ureigenen Interessen gelassen (Puppen und Küchensachen, um sie werden und nicht schon die kleinen Jungs im Kinderrechtzeitig auf ihre spätere Rolle garten aus der Puppenecke geschmissen würden. als Mutter und Familienköchin zu Auch uns Eltern zuliebe. Neulich nämlich hüpfte reduzieren) und Buben-Spielzeug mein Sohn vor mir herum, zeigte mir seinem lackier(Autos und Werkzeug, um sie rechtten Finger auf mich und äffte: »Du bist ein Mädchen, zeitig unter Druck zu setzen, ja sehr du bist ein Mädchen!« Da liegt wohl noch eine Menge männlich zu werden)? Arbeit vor uns.

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Danke für die Förderung: Feldkirch, Vorarlberg, BMUKK, AKM

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The Dandy Warhols Sofa Surfers Gilles Peterson´s Sonzeira Bonaparte Shout Out Louds Anna Calvi The Hidden Cameras Maximo Park, Ja,Panik Irie Révoltés The Subways The Real McKenzies Wallis Bird WhoMadeWho Fink William Fitzsimmons u.v.a. more to come!

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Fair Travel Israel & Palästina

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Susanna Hagen

Eine Reise – zwei Welten In Israel und dem Westjordanland konzentriert sich mehr an historischem, religiösem und kulturellem Erbe als anderswo auf der Welt. Ein israelisch-palästinensisches Joint Venture regt nun unter dem Motto »Fair Travel« zu friedensstiftenden Studienreisen an.

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it dieser neuen Initiative bieten der israelische Reiseveranstalter SK-Tours in Nature und das christlichpalästinensische Lifegate Rehabilitationszentrum erstmals die Möglichkeit zu anspruchsvollen Reisen, die unparteiisch die touristischen Attraktionen und gleichzeitig die Lebensumstände in Israel und Palästina zeigen, denen zwei unterschiedliche Realitäten bzw. Narrative zugrunde liegen. Neben den bestehenden Konflikten werden dabei auch die konstruktiven Lösungsansätze von beiden Seiten angesprochen. Dabei bleibt viel Raum für informelle Begegnungen. »Wir wollen unseren Gästen die Chance geben, sich wertfrei ein Bild über die Situation der Menschen zu machen«, sind sich die Masterminds des Fair-Travel-Konzepts, Georg Roessler, Tzachi Kedar und Gedi Hampe von SK-Tours und Burghard Schunkert von Lifegate einig.

Früchte der Kooperation Die meisten Einkünfte aus dem Tourismus bleiben bislang in dem dichten Netz an Reiseunternehmen in Israel hängen, selbst wenn die Besucher zur Weihnachtszeit zu Hunderttausenden nach Bethlehem pilgern. Nach der Stippvisite bringen israelische Busse sie zum Übernachten stets wieder nach Jerusalem, obwohl

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es im Westjordanland inzwischen eine Auswahl an Hotels gibt, die mit internationalen Standards Schritt halten können. Den Palästinensern entgehen dadurch dringend benötigte Einkommensquellen, gleichzeitig nimmt man den Touristen die Möglichkeit, mit der lokalen Bevölkerung in Kontakt zu treten. Dieses Muster versucht die Fair-Travel-Initiative zu brechen: »In dieser von Konfliktgräben gezeichneten Region wollen wir mit dem Vehikel des Tourismus eine Kooperation zwischen jüdischen Israelis und Palästinensern erreichen. Durch die gemeinsame Arbeit lernen sich die Menschen unwillkürlich kennen, es entstehen Berührungspunkte und gemeinsame Interessen, die auf ökonomischen Füßen stehen«, ist Georg zuversichtlich.

Reise der Kontraste In einem israelischen Reisebus, gelenkt von einem arabischen Israeli und mit einem palästinensischen Christen als Reiseführer, geht es vom leichtlebigen Tel Aviv und der pittoresken Hafenstadt Jaffa über die palästinensischen Städte Nablus, Jenin, Jericho, Bethlehem und Hebron bis nahe an den Gazastreifen in der NegevWüste im Süden. Die Route verläuft durch biblische Landschaften und grüne Wadis, vorbei an Beduinen-

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Wir haben nicht viele Sonnenstunden in unserem Land und halten uns weniger häufig in der Sonne auf, als gut für uns wäre. Darum brauchen wir eine natürliche Quelle für Vitamin D in unserer Nahrung. Die Chefköche von Bertyn fügten der geschmackvollen Sauce den Agaricus-Speisepilz mit einem hohen Gehalt an Vitamin D hinzu. Resultat: mit 100 g Protein-Steak erhältst du genügend Vitamin D für eine ganze Woche. Für starke Zähne, Knochen und einen guten Widerstandskraft. Protein-Steak von Bertyn ist wegen des Stoffes Betain eine Supernahrung und wirkt positiv auf das Herz und die Blutgefäße. Seitan beinhaltet ebenfalls viel Alpha-Liponsäure, das ist eine Antioxidans gegen frühzeitige Alterung. Bertyn Seitan ist in der Kühltheke deines NaturkostLadens erhältlich. Einfache Zubereitung. Lecker und auf pflanzlicher Basis.

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Fair Travel Israel & Palästina

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kert eine der modernsten Einrichtungen dieser Art in Palästina, die er auch gerne den Gästen aus aller Welt zeigt. Derzeit fördert Lifegate 150 Kinder und Jugendliche vom Kindergarten bis zur abgeschlossenen Ausbildung. »Durch Fair Travel können wir Arbeitsplätze für behinderte Menschen im touristischen Servicebereich schaffen«, freut sich Burghard.

Frieden ohne Mauern

camps, bewässerten Plantagen, verstädterten Flüchtlingslagern, Olivenhainen und israelischen Siedlungen, die mit ihren roten Dächern und hohen Schutzzäunen wie riesige Festungen die Hügel dominieren. Immer wieder gilt es Checkpoints zu passieren, was für Besucher problemlos vonstatten geht. Am Straßenrand bezeichnen große rote Schilder mit A, B oder C, welche Befugnisse die palästinensische Autonomiebehörde und der israelische Staat jeweils in dieser Zone haben. Viel zu oft bleibt der Blick an den bis zu neun Meter hohen Betonmauern und Zäunen der 700 Kilometer langen Sperranlage hängen, die das Kernland Israel vom Westjordanland trennt.

Momentaufnahmen in Palästina und Israel So vielfältig wie die kulturellen und landschaftlichen Eindrücke, die sich im Rahmen einer Reise in dieser spannenden Region ansammeln, sind auch die Begegnungen, die sich dies- und jenseits der Grenzen geplant oder auch ganz zufällig ergeben. In der hauptsächlich von Muslimen bewohnten Stadt Jenin hat sich ausgehend von dem Film »Das Herz von Jenin« des deutschen Filmemachers Marcus Vetter ein Kulturzentrum etabliert. Es richtet sich mit einem dichten Workshop-Programm speziell an Frauen, Kinder und Jugendliche. »Im Sinne der Gewaltprävention ist es wichtig, die Jugendlichen weg von der Straße zu bekommen«, betonen die Betreiber, Dr. Lamei Assir und seine Frau Maisa. Mit dem Lifegate-Reha-Zentrum in Beit Jala bei Bethlehem leitet der gebürtige Deutsche Burghard Schun-

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Die Terrassenfelder des palästinischen Dorfes Battir bei Jerusalem stammen aus der Antike. Ein einzigartiges Kanalsystem, das von den Familien des Dorfs zu streng geregelten Bewässerungszeiten in Anspruch genommen wird, verteilt das Wasser von sieben Quellen. Pläne der israelischen Regierung, die Sperranlage durch dieses Gelände zu bauen, konnten durch Intervention der Umweltschutzorganisation Friends of The Earth Middle East gestoppt werden, die einen Schulterschluss zwischen den Bürgern von Battir und ihren israelischen Nachbarn erreichte. Wenn alles gut geht, soll es Battir 2014 auf die Unesco-Weltkulturerbeliste schaffen. »Wir wollen ein Pilotprojekt für den Frieden ohne Mauern sein«, zeigt sich der beherzte Bürgermeister Akram Bader hoffnungsvoll. Um Wasser geht es auch in Ouja in der Nähe von Jericho im Jordantal. »Als vor 15 Jahren die Siedler kamen, ist unsere Quelle ausgetrocknet, denn die riesigen landwirtschaftlichen Siedlungsflächen werden rund um die Uhr bewässert«, klagt Mohammed Saahida, der Wirtschaft studiert hat und aus einer Bauernfamilie stammt. Inzwischen hat seine Familie auf Ziegenzucht umgesattelt. Er selbst arbeitet zusätzlich im örtlichen Umweltschutz-Zentrum und führt Wandertouren durch das Jordantal. »Wie die meisten ehemaligen Bauern aus der Gegend müssen jetzt auch zwei meiner Brüder für die Siedler arbeiten, weil sie keinen anderen Job finden«, erklärt Mohammed. »Aber was können wir machen? Ich werfe sicher keine Steine, sondern möchte die Situation mit meiner Arbeit verbessern. Heutzutage kämpfen wir in den Sozialen Medien.« Leora Sella-David managt die 33 Gästehäuser im traditionellen Kibbuz Tze’elim. Sie genießt den einfachen Lebensstil, den sie mit ihrem Mann und den beiden Kindern führt. Dennoch ist es nicht leicht, so nah am Gazastreifen zu leben: »Bis hierher reichen die Raketen nicht, aber die Schule und der Schulbus sind gefährdet.« An das Artilleriefeuer, das oft zu hören ist, hat sie sich längst gewöhnt: »Das kommt vom Armeelager hier um die Ecke …«

Auf der anderen Seite der Grenze Roni Keidar ist eine gestandene Frau in ihren 70ern. Die jüdische Israelin steht seit Jahren als Aktivistin bei der Friedensorganisation The Other Voice im Einsatz. Sie lebt im Moshav Netiv Ha’assera, einer Genossenschaftssiedlung an der Grenze zum Gazastreifen, die immer wieder unter Raketenbeschuss gerät. Trotzdem

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Fair Travel Israel & Palästina

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– oder gerade deshalb – ist ihr der enge Kontakt mit den Menschen in Gaza wichtig. Interessierte Besucher lädt sie gerne in ihr Wohnzimmer ein, um ihre Arbeit zu erklären und führt sie sogar hinter die Scharfschützenwand, um ihnen den Ausblick nach Gaza zu zeigen: »Ich möchte meinen Mitbürgern begreiflich machen, dass die Menschen auf der anderen Seite der Grenze genauso leiden wie wir. Sie kämpfen nicht gegen uns, sondern für ihre eigene Existenz.« Batsheva Dori-Carlier ist Israelin mit irakisch-jüdischen Wurzeln. Obwohl sie ihre politische Orientierung als links bezeichnet, war sie bis vor einigen Jahren wie die meisten ihrer israelischen Mitbürger nie »auf der anderen Seite«. Erst durch ihre Arbeit im Tourismus hat sie die Angst vor ihren Nachbarn verloren: »Ich habe erkannt, dass ich viel mehr mit Arabern gemeinsam habe als mit Israelis, die aus Osteuropa oder sonst woher stammen. Bei meinen Reisen habe ich gesehen, dass eine Zusammenarbeit zwischen Palästinensern

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und Israelis funktionieren kann. Voraussetzung ist der direkte Kontakt.« »F s’htek« heißt »Prost« auf Arabisch. Madees Khoury, die erste weibliche Braumeisterin von Palästina, begrüßt ihre Gäste mit einem kühlen Blonden. Ihre Eltern gründeten die Mikrobrauerei 1995 in dem größtenteils von Christen bewohnten Dorf Taybeh in der Nähe von Ramallah. Seit 2005 organisiert die Familie das Taybeh Oktoberfest mit gutem Essen, palästinensischem HipHop und verschiedenen Biersorten. 2013 feierten 15.000 lokale und internationale Besucher mit. Madees: »Wir wollen, dass unsere Besucher die Politik vergessen und endlich ein anderes Palästina sehen und genießen!«

Die Teilnahme an dieser Reise wurde unterstützt vom Staatlichen Israelischen Fremdenverkehrsbüro, von der israelischen Fluglinie El Al, sowie dem israelischen Reiseveranstalter SK-Tours in Nature. Die in dem Artikel ausgedrückten Meinungen beruhen auf den subjektiven Erfahrungen der Autorin.

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20 Jahre Ja! Natürlich haben das Land verändert. Früher war ein sprechen-

ern und Bäuerinnen nach

des Schweinderl die einzige

dem Motto „Freiheit für die

Rarität bei Ja! Natürlich.

Vielfalt“ täglich daran, lo-

Das war uns

kale Spe-

aber nicht ge-

zialitäten

nug. Seit 2005 setzen wir uns deshalb als erste

wiederzubeleben. Dadurch haben wir heute

Bio-Marke Österreichs

nicht nur den Obst-

dafür ein, regiona-

und Gemüseregalen

le und vergessene

zahlreicher Su-

Obst- und

permärkte neues

Gemüse-

Leben einge-

raritäten einer brei-

haucht. Auch

ten Masse zugänglich

aus vielen Hobby-

zu machen. Gerade in

gärten sind die viel-

einer Zeit, in der die EU

fältigen Farben

Saatgut-Verordnung

und Formen unse-

droht, die Biodiver-

rer Obst- und Gemüseraritä-

sität unseres Landes massiv

ten nicht mehr wegzudenken.

zu beschränken, arbeiten wir

Von den Tellern der Österrei-

mit unseren regionalen Bau-

cher übrigens auch nicht.

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Biorama Nº. 30

glasgeflüster / Sarah Krobath und Jürgen Schmücking

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TrinkspaSS, bodenständig Erde? Zwei heimische Weine tragen sie im Namen. Einer besser als der andere.

sarah: Wie ich hat die Erde ihren Ursprung in der Steiermark. Genauer im südsteirischen Leutschach, Heimat frischer Weißweine. Frisch und weiß – zwei Attribute, die ich mir von Jürgens Empfehlung (Abholung bei Orange & Natural Wines) nicht erwarte. Den ersten Aha-, oder steirisch Öha!-Effekt gibt’s beim Einschenken aus der Tonflasche. Die Cuvée 2011 aus Sauvignon Blanc und Morillon macht der vierten Weinfarbe alle Ehre – das Ergebnis von mindestens sechs Monaten auf der Maische, teils samt Traubenstielen, spontan vergoren. Farbe und Aroma bringen mich in den Mostkeller meines Vaters, einen Steinkeller mit Lehmboden, in dem Fässer mit Süßmost, vergorenem Most und Essig lagerten. Bevor sie in Tonflaschen gefüllt wird, bringt die Erde am biodynamischen Weingut von Sepp und Maria Muster 10–14 Monate im großen Holzfass zu. Feinmaschig, Gaumen füllend und adstringierend – wie ein Biss in eine Mostbirne. Trotzdem: Most ist das Getränk mit 13,5 % Vol. keiner. Aber Wein? Nicht im klassischen Sinn. »Gönnen Sie sich Zeit. Dann vermag ein solcher Wein zu inneren Reisen inspirieren«, empfiehlt der Winzer. Und wirklich, wie bei einem Parfum macht die anfänglich recht herbe, moosig-holzige Kopfnote nach einer Weile Platz für eine wärmere Herznote aus Kernobst und Löwenzahnhonig. Öha!

jürgen: Irgendwie war es ja fast aufgelegt. Welcher unter den Weinböden Österreichs ist näher am Generalthema Erde, als der Wagramer Löss? Jetzt haben wir das ganze doppelt gemoppelt. Mit Toni Söllners Irden vom Löss. Für den Roten Veltliner Irden 2012 selektierten Daniela Vigne und Toni Söllner die besten Trauben der Riede Berg-Eisenhut. Lange Maischestandzeit, also langer Schalenkontakt, danach Reifung. Beides im Steinzeugtank. Völlig ohne Licht und ohne Sauerstoff. Das ist eine Art der Vinifikation, die dem Roten Veltliner scheinbar besonders entgegenkommt. Der Wein ist blitzsauber und kristallklar, filigran und trotzdem tiefgründig, verfügt neben seinem sortentypischen Aroma nach Rosenblüten und gelber Frucht auch über feine Cremigkeit sowie integrierte, mineralisch anmutende Säure. Dazu erweist sich der rote Schotter, Löss und Sand als ideal für den Roten Veltliner. Ein hochfeiner Wein, der in einzigartiger Ausstattung daherkommt: In einer edlen, anthrazit-schwarzen Tonflasche mit einprägsamen Schriftzug. Mittlerweile gibt es den Irden schon in zweiter Auflage. Bis Ende Mai, wenn die Blüte der Obstbäume die Landschaft verzaubert, lässt sich am Wagram der sogenannte Lössfrühling noch erleben. Wahre Schätze gibt es da zu entdecken. www.regionwagram.at weist den Weg.

Woraus: einem urigen Tonbecher. Wozu: zur Osterjause mit süßer Pinze und würzigem Schinken. Oder einem Menü im Kopenhagener Noma. Mit wem: den Eltern oder Großeltern – Neugier vorausgesetzt.

Woraus: Zalto‚ Universal. Der Fragilität wegen. Wozu: Arvo Pärts »Für Alina«. Der Fragilität wegen. Mit wem: mit Hélène Grimaud.

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Food-Entrepreneure

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Die junge, kreative Generation entdeckt die Liebe zu hochwertigen Lebensmitteln – so wie Cédric Casanova von La Tête dans les Olives.

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text

Sarah Krobath

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Florent Drillon, Matthew Millman, Gestalten 2014

Ein köstliches Leben Sie tauschen Anzug gegen Schürze, bauen Küchen auf Rädern, veranstalten Dinner im Gewächshaus und erzählen essbare Geschichten – die neuen Food-Entrepreneure.

E

s brodelt im Lebensmittelsektor: Das Angebot an handwerklich hergestellten Produkten und regionalen Geschmackserlebnissen wächst. Angetrieben von einem hohem Qualitätsbewusstsein und noch größerer Leidenschaft und Neugier entdecken selbsterlernte Köche und Produzenten das kulinarische Erbe ihrer Heimat wieder. Sie verfolgen Zutaten bis zum Ursprung zurück, wollen die Verbindung zwischen einer Region und ihrer Bevölkerung wiederherstellen und der Anonymität beim Lebensmittelkauf entgegenwirken. Mit kleinen Manufakturen, kreativen Ladenkonzepten und fantastischen Vehikeln hauchen sie ganzen Vierteln neues Leben ein und prägen unsere alltägliche Esskultur. Der Gestalten Verlag hat der neuen Generation der Food-Entrepreneure ein ganzes Buch gewidmet und schildert in dessen Vorwort die Umstände, die weltweit für Aufbruchsstimmung gesorgt haben. »A Delicious Life« stellt die Akteure dieser Genussbewegung vor und nimmt den Leser mit in ihre Gärten, Shops und Gasträume.

Hunger auf den ersten Blick Tolle Fotos, interessante Persönlichkeiten und Design, das sich sehen lassen kann – »A Delicious Life« ist ein Augenschmaus auf 240 Seiten. Einige Projekte werden nur kurz angerissen, besonders interessant sind aber die ausführlichen Profile dazwischen, die über den Werdegang und die Beweggründe einzelner Unternehmer erzählen – etwa die der amerikanischen Mast Brothers. Für die beiden bärtigen Ex-WG-Mitbewohner ist Schokolade verkosten wie alte Mark Twain-Geschichten lesen: »Sie erzählt von Abenteuern, Unabhängigkeit

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und einem starken Freiheitsgeist«. Der meist in Weiß auf Fotos gesetzte Text macht dem Auge zeitweilen das Lesen schwer. Umso besser gelingt es dem Verlagshaus, die visuelle Kultur der gegenwärtigen Lebensmittelszene einzufangen, die an Design und Branding dieselben Qualitätsansprüche zu stellen scheint wie in Hinblick auf die Auswahl ihrer Rohstoffe. Neben Produzenten begegnet man im Buch auch Stadtfarmern, Küchenkünstlern und den Herausgebern von eindrucksvollen Foodzines, die allesamt neben dem Appetit auch den eigenen Unternehmergeist wecken.

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Food-Entrepreneure

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Aus einem umfunktionierten Container auf Rollen heraus beliefert »Del Popolo« die San Francisco Bay Area mit Pizza neapolitanischer Güte.

Wer sind die neuen Food-Entrepreneure?

Alles hedonistische Idealisten?

So vielfältig wie ihre Betriebe und Produkte sind auch die Unternehmer. Einige kommen aus der Filmund Werbebranche, so wie die Macher von Marou, der ersten Ursprungsschokolade aus Vietnam. Mazen Hajjar war Kriegsreporter im Libanon, bevor er die erste Mikrobrauerei im Mittleren Osten startete. Die Foodies Adolf und Monika ließen sich auf ihren Weltreisen inspirieren und setzen ihre mitgebrachten Rezepte unter dem New Yorker Label »Saucy by Nature« um. Nina Junghans hat sich in Paris in Macaroons verliebt und beglückt damit heute die Berliner Kundschaft von Art Sucré. Mal gab ein Urlaub den Ausschlag zur Geschäftsidee, mal basiert sie auf Kindheitserinnerungen. Im Fall der Macher von Quinn Popcorn war es die Geburt ihres Sohnes, die sie dazu anspornte, besseres Mikrowellen-Popcorn herzustellen.

Zugegeben, mit den ursprünglichen Lebensmittelhandwerkern haben die vorgestellten Food-Entrepreneure mit ihrer ausgeprägten Ästhetik, ihren idealistischen Ansprüchen an Produktion und unkonventionelle Vertriebswege nicht viel gemein. Das hat unser heutiges Zeitalter mit knappen Ressourcen und undurchsichtigen Lebensmittelketten mit den vergangenen aber auch nicht. Oder wie Küchenchef Dan Barber es im Buch beschreibt: »Auch wenn wir als Träumer gesehen werden, sichern wir Foodies die Zukunft von gutem Essen; wir fordern unsere Gewohnheiten heraus und sind offen für neuen Geschmack. Was aber noch wichtiger ist: Wir sind nicht offen für jegliche Art von Kompromiss, wenn unsere Gesundheit und die Zukunft des Geschmacks auf dem Spiel stehen«. Ein inspirierendes Lese- und Blättervergnügen.

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»A Delicous Life – New Food Entrepreneurs« ist im Gestalten Verlag erschienen.

Köstliche Trends 1. Mut zur Einfachheit: Gute, natürliche Rohstoffe ohne Zusatz. Die Marke Feinschlicht trägt sogar im Namen, worauf es ihrem Macher ankommt. 2. Zu Kunden kommen: Fahrbare Eisdiele mit Nitro-Einspritzung, Frachtcontainer mit Pizzasteinofen oder Gin-Bar-Fahrrad – die neuen Gastronomen sind mobil. 3. Verpackungskunst: Schokolade als Tagebuch und Gläser aus geschmolzenem Zucker sind zu schade zum Wegwerfen. 4. Interdisziplinär: Wenn Lebensmitteldesigner, Künstler, Produzenten, Wissenschaftler und Köche zusammenarbeiten, entstehen essbare Landschaften und multisensorische Ausstellungen. 5. Raum mehrfach nutzen: Küche, Feinkostladen und Event-Space lassen sich gut kombinieren – Haven’s Kitchen in New York macht’s vor. 6. Natürlich urban: Stadtbienen, Mikro-Fischfarmen, Dachhühnerställe und Gemeinschaftsgärten holen die Natur zurück in die Stadt. 7. Nachhaltig wirtschaften: Aus vermeintlichem Unkraut werden Köstlichkeiten, aus Resten Fine-Dining-Gerichte. 8. Die guten alten Zeiten: In Berlins erster nachhaltiger Fisch-Räucherei und beim Einmachen von Obst und Gemüse leben alte Traditionen neu auf.

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Handwerklich hergestellte Bierspezialitäten aus heimischen Braumanufakturen und internationalen Kreativbrauereien

Adria Wien 16.– 18. 05. 2014 www.craftbierfest.at www.facebook.com/craftbierfest

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Bier- S pecial

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Mit voller Craft voraus

enn sich engagierte Menschen zusammentun, und Ideen spinnen, die der Massenware und der Industrialisierung von Lebensmitteln Vielfalt und Geschmack entgegensetzen, dann sollte man genauer hinhören, riechen und schauen. So wie bei der jungen, sehr lebendigen Craft-Bier-Szene. biorama veranstaltet von 16. bis 18. Mai 2014 das Craft Bier Fest Wien – und als Vorgeschmack widmen wir uns auf den folgenden zehn Seiten der Thematik. Es geht um handwerklich gebrautes Bier, neu entdeckte alte Geschmäcker, experimentierfreudige Kreativlinge und junge Wilde. Aber warum setzen sie nicht – wie die meisten Start-ups im Food-Bereich – von Anfang an auf Bio? Damit wollen wir uns auseinandersetzen. Auch bei Diskussionen und Fachgesprächen am Craft Bier Fest Wien. Wir schauen uns außerdem an, wie die großen Brauer mit der Revolution von unten umgehen und wie zeitgemäß das Reinheitsgebot zwei Jahre vor dem 500-JahrJubiläum eigentlich noch ist.

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Diese Produkte schmecken Mmmmhhhuhhh! Die Bio Wiesenmilch-Produkte aus dem Hause natürlich für uns sind neu am österreichischen Lebensmittelmarkt und schmecken einzigartig gut. Sie beinhalten selbstverständlich keine künstlichen Konservierungsstoffe, Farbstoffe und Aromen, dafür aber außergewöhnliche Rezepturen. Und wenn Sie uns jetzt fragen, ob man die Einzigartigkeit der Bio Wiesenmilch in den aus ihr gewonnenen Produkten schmeckt, sagen wir: „Sie haben Fragen! Probieren Sie es doch einfach aus!“

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Höchste Zeit, Grundlegendes zu verändern! Mehr Grasland - mehr Klimaschutz! Das Meer ist der größte CO2-Speicher unseres Planeten. Etwa ein Viertel der von Menschen verursachten CO2-Emissionen wird von den Ozeanen absorbiert. Wussten Sie, dass Grasland der zweitgrößte CO2-Speicher der Erde ist? Das Futter der BioWiesenmilchkühe stammt hauptsächlich von Wiesen und Weiden. Für die Erzeugung von Bio-Wiesenmilch wird deshalb viel mehr Grasland benötigt. Mehr Grasland heißt mehr Klimaschutz. Die Bio-Wiesenmilchbäuerinnen und -bauern zeigen mit ihrer Wirtschaftsweise, wie man den großen Herausforderungen der Gegenwart und der Zukunft begegnen kann. Nämlich „von Grund auf natürlich“. Genießen Sie mit gutem Gewissen die wertvolle Bio-Wiesenmilch und gehen Sie mit uns auf unserer Milchstraße ... in die richtige Richtung! Mit besten Wünschen, die ARGE Bio-Wiesenmilch www.biowiesenmilch.at /biowiesenmilch

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Reinheitsgebot

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Miriam Frühstück

Die liebe Not mit dem Reinheitsgebot Während sich einige Brauereien rühmen, nach deutschem Reinheitsgebot zu brauen, steht für viele andere dessen Reform zur Diskussion.

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016 wird das Reinheitsgebot 500 Jahre alt. 1516 in Bayern erlassen, sieht dieses grundsätzlich bis heute vor, dass zur Bierherstellung lediglich die Rohstoffe Malz, Wasser, Hopfen und Hefe verwendet werden dürfen. Damals als Maßnahme zur Regulierung der Produktion und vor allem deren Qualitätssicherung formuliert, stellt sich die Frage, inwieweit die Vorschrift heute noch notwendig und nützlich ist. Während es in Österreich gestattet ist, andere vermälzte und unvermälzte Zutaten – wie Weizen, Roggen, Dinkel, Mais, Hirse und Reis – mitzuverarbeiten, wird in Deutschland zwar der Import von Bieren, die nicht nach dem Gebot gebraut sind, gestattet, innerhalb der eigenen Grenzen wird jedoch an der Bierverordnung festgehalten – mehr oder weniger. Denn anders als im Original – das nicht einmal Hefe erlaubte – finden sich zum Teil Farbstoffe und andere haltbar machende Zutaten, die das Reinheitsgebot nie vorgesehen haben, welche aber die modifizierten Fassungen des Gesetzes der letzten Jahre gestatten.

Möglichkeiten der Braukunst Viele, die das Gebot kritisch sehen, geht es nicht darum, dieses abzuschaffen, sondern lediglich, es an die Möglichkeiten in der Braukunst anzupassen. Die preiswertere Zubereitung durch Ersatz von teurem Malz,

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die Gewinnung neuer Zielgruppen und der Verkauf von weiterhin traditionell nach Reinheitsgebot gebrautem Bier, dass durch die größere Vielfalt seinen Stellenwert betonen kann, sind nur ein paar Argumente – die unter anderem von Braumeister Günther Thömmes (Brauerei Bierzauber) vorgebracht werden –, die für eine Änderung der Bierregelung zugunsten der Braumöglichkeiten sprechen, ohne sich dabei gegen die Tradition und das Erbe des Reinheitsgebots zu stellen. Ein Argument wie »das Reinheitsgebot wahrt das Bier als solches« scheint dann weniger haltbar und lässt das Festhalten an diesem wie eine Marketingstrategie wirken. Verstärkt wird dieser Eindruck durch die Beantragung im letzten Jahr, wonach das Reinheitsgebot Weltkulturerbe werden soll. Das Wagnis, jenes Gesetz doch noch auf die Möglichkeiten in Zusammensetzung und Zubereitung hin zu ändern, wird dann – wenn überhaupt – wohl erst nach dem groß gefeierten Jubiläum möglich sein. Bis dahin beweist zumindest die Kreativität der vornehmlich kleinen Brauereien – die trotz des Reinheitsgebotes mit den Zutatenvorgaben experimentieren, Bio-Bier oder aber auch Märzen und Pils in verschiedenen Geschmacksrichtungen und Zutatenkombinationen einfach nicht unter der Marke Bier brauen –, dass Vielfalt und Ideenreichtum keine Sünde ist.

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Pro und Contra

DOKUMENTATION

Lena Nagler

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Günther Menzl, privat

Pro & contra Bio-Bier Die Zahl der Öko-Brauer wächst. Was sagen Auskenner sowie kleine und große Brauer dazu? Und: Reicht der Bio-Hopfen denn für alle?

Günther Thömmes Bierzauberei Problematisch bei Bio-Bier sind die deutlich höheren Kosten von Rohstoffen, aber gegen den Gedanken BioBier spricht ganz und gar nichts. Auch die Zertifizierung ist sehr teuer. Ein anderer Kontrapunkt ist die mangelnde Vielfalt bei Hopfen. Bei Hefe weiß ich gar nicht, wie man da zwischen bio und nicht-bio trennen sollte. Insofern ist dies eine bürokratische Gratwanderung.

Conrad Seidl

Christiane Wenckheim

Bierpapst

Ottakringer Brauerei

Bio-Bier schützt Böden und Grundwasser! Leider versuchen viele Brauer, das »Bio« auch im Geschmack widerzuspiegeln. Bei Brauereien, die nur teilweise auf Bio umsteigen, fragt man sich natürlich, was denn in deren konventionellem Bier drin ist. Darum würde ich sagen, dass es am sinnvollsten ist, mit ökologisch angebautem Getreide und Öko-Hopfen spannende Biere zu brauen.

Grundsätzlich besteht Bier ja aus rein natürlichen Zutaten, darauf legen wir in der Ottakringer Brauerei großen Wert. Der Begriff »Bio« steht für streng kontrollierten, ökologischen Anbau. Das bedeutet, dass der Aufwand, Bio-Bier herzustellen, ungleich größer ist. Der Trend bisher ist zwar überschaubar, doch wird die Nachfrage immer größer. Für uns, als Qualitätsbrauerei ist daher klar, dass wir uns mit Bio-Bier befassen und es bereits seit 2010 mit dem Goldfassl Pur im Sortiment haben.

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Craft Beer selber brauen! Oliver Wesselohn Biersommelier Bier aus biologischen Zutaten sollte das Ziel der Brauerei sein. Leider ist jedoch Auswahl und Verfügbarkeit der Rohstoffe begrenzt. Generell gilt: Bier ist ein Naturprodukt und sollte nur aus rein natürlichen Rohstoffen gebraut werden. Würde es meine ausgewählten Rohstoffe in Bio-Qualität geben, würde ich diese sofort verwenden.

Mit dem Craft Werk von Speidel!

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Harald Riedl Bayreuther Bio-Brauer Gegenwärtig gibt es leider nicht genug biologische Rohstoffe, um ausschließlich Bio-Bier zu brauen. Heute legen jedoch immer mehr Verbraucher Wert auf Lebensmittel, die nachhaltig erzeugt werden. Sie wollen wissen, woher ihre Lebensmittel kommen und wie sie hergestellt werden. Die Bayreuther Bio-Brauer sind sich sicher, dass Bio-Biere die zeitgemäße Ergänzung zum Bayerischen Reinheitsgebot sind und auch in Zukunft immer mehr Freunde finden werden. Vergessen darf man aber nicht: Bier ist ein Genussmittel und muss vor allem gut schmecken. Eine Bio-Zertifizierung allein macht noch kein herausragendes Bier.

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Hopfen

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Von der

Seele des Bieres

Hopfen ist nicht nur eine beeindruckende Pflanze, sondern gilt auch als die Seele des Bieres, denn seit eh und je ist er der wichtigste Geschmacksträger des Getränks.

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aus nachwachsenden Rohstoffen, ohne schädliche Weichmacher.

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Iwona Lamaszewska

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ereits seit dem Mittelalter wird Hopfen angebaut und zum Bierbrauen verwendet. Durch die Tatsache, dass seine Bitterstoffe aufgrund ihrer bakteriziden Wirkung wesentlich zur Haltbarkeit des Getränks beitragen, erreichte der Hopfen seine große Bedeutung. »Seine Bitterkeit verhindert die Fäulnis«, wusste schon Hildegard von Bingen. Der Hopfen ist aber auch Hauptgeschmacksträger von Bier. Die Hopfendolden – die weiblichen Blütenstände des Hopfens – verleihen dem Bier sein ausgeprägtes Aroma und seine typische Bitterkeit. Die Hopfeninhaltsstoffe wirken außerdem beruhigend und schaumstabilisierend.

Anbau, Ernte und Weiterverarbeitung So wird alljährlich der Hopfen im Frühjahr, ab Ende März, in den Gerüstanlagen von sogenannten Hopfengärten kultiviert. Zwei bis drei Triebe werden um einen Draht gelegt und dienen so als Kletterhilfe für die Pflanze, die sich dann im Uhrzeigersinn hinaufwindet. In Mitteleuropa wächst das »grüne Gold des Brauers« bis etwa Ende Juli auf eine übliche Gerüsthöhe von sieben Metern. Innerhalb von drei Wochen (letzte August- und erste September-Dekade) werden die Hopfenreben geerntet und anschließend getrocknet, gepresst und gekühlt. Oft wird Hopfen zu Pellets weiterverarbeitet – so erreicht er eine längere Haltbarkeit.

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Sebastian Schmid

beachtliche Mengen.« Und wie schmeckt das? »Die Aromen im Wildhopfen sind subtil, aber spannend, da sie je nach Standort variieren können«, so Malte.

Hopfen in Bio-Qualität Viele der Hopfen-Traditionssorten werden zunehmend auch im biologischen Landbau gepflanzt. Neben mehreren kleineren Brauereien setzen auch große, wie zum Beispiel die Stiegl-Brauerei, auf Bio: Stiegl hat langfristige Abnahmeverträge mit Mühlviertler Hopfenbauern abgeschlossen. Diese Verträge und die fairen Preise sichern den Bauern verlässliche Einkommen und geben einen Anreiz, auch in Zukunft Hopfen anzubauen.

Klimawandel: Bier in Gefahr Hopfen braucht einen kalten Winter und einen heißen Sommer. Durch zu warme Winter und Frühjahre blüht er zu früh, oder es kommt zu Ertragseinbußen. Studien haben gezeigt, dass er durch den Klimawandel aber nicht nur weniger gut wächst, sondern auch wichtige Inhaltsstoffe verliert. So könnte nicht nur die Produktion von Bier schrumpfen, sondern – schlimmer noch – auch die Qualität.

Born to be wild Hopfen wächst aber auch wild – in Mitteleuropa ist er nahezu überall anzutreffen, zum Beispiel in Auwäldern, aber auch in Gebüschen oder an Waldrändern auf trockeneren Flächen. Malte Feldmann, Braumeister im Lichtenthaler Bräu im 9. Wiener Gemeindebezirk, hat sich diese Tatsache zunutze gemacht und 2012 ein Experiment gestartet: Er braut Bier unter der Verwendung von wild wachsendem Hopfen. »Zuerst nur anteilig, im letzten Jahr gab es dann aber das Wiener Wildhopferl, ein Ale mit 100 % Wildhopfen. Das kam so gut an, dass wir den großen Aufwand auch in diesem Jahr nicht scheuen werden.« Wie er auf die Idee kam? »Eines Spätsommertags habe ich daran geschnuppert und wusste, dass man den Wildhopfen mal probieren sollte. In Heiligenstadt und auf der Donauinsel ranken

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Die Biologie des Hopfens Die Pflanzengattung Hopfen zählt botanisch zur Familie der Hanfgewächse. Alle Hopfenarten kommen auf der Nordhalbkugel vor, der bekannteste Vertreter unter ihnen ist der Echte Hopfen, der auch beim Bierbrauen eingesetzt wird. Er trägt den melodisch klingenden lateinischen Namen Humulus lupulus. Es gibt zahlreiche Unterarten und Sorten. Hopfenarten sind sind zweihäusig getrenntgeschlechtlich, das heißt, dass sich männliche und weibliche Blüten auf verschiedenen Pflanzen befinden. Da nur die weiblichen Hopfendolden oder -zapfen beim Bierbrauen zum Einsatz kommen, werden in Hopfengärten auch nur weibliche Individuen kultiviert.

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Brauer-Porträts

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Junge Wilde text

Doris Fröhlich

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BEVOG www.bevog.at

ie arbeiten mit Leidenschaft an Qualitätserzeugnissen aus hochwertigen Zutaten – trotz mangelnder Verfügbarkeit vieler Bio-Rohstoffe und dem mancherorts rigiden Reinheitsgebot. Ihr Ideenreichtum und die Bereitschaft, über Unternehmens- und Branchengrenzen zu denken, sind ungebremst. Junge Brewer revolutionieren als kreative Querdenker und -schmecker die Bier-Szene in Europa. Hier sind sie:

Durch viel Lesen und Ausprobieren hat sich Vasja Golar fast im Alleingang das Brauen gelernt. Jeder noch so kleine Schritt in der Kreation ist ihm wichtig, die Kosten der Produktion dafür weniger. Die Liebe zum Detail sieht man auch auf den fabelhaften Etiketten. Gemeinsamer Biergenuss und die Diskussion darüber gehören zum Schulungsprogramm und Alltag bei Bevog in Bad Radkersburg. Vom Brauen mit Leib und Seele verspricht man sich einen ordentlichen Aufschwung in den nächsten Jahren durch das Wachstum der Craft-Beer-Szene nach dem Vorbild der usa.

BEER4WEDDING

KEHRWIEDER KREATIVBRAUEREI

www.beer4wedding.de

www.kreativbrauerei.de

Vom ausgebildeten Winzer zum Bier-Spezialisten: Craft Beer ist laut Sebastian Mergel nicht nur eine Art von Bier, sondern eine Philosophie. Entstanden sind die ersten Biere am WG-Balkon, irgendwann wurden die Jungbrauer zu »Gipsy-Brauern« und produzierten mit den freien Kapazitäten anderer Brauereien. Sie ignorieren das Reinheitsgebot, kritisieren die Fülle individueller Bierflaschen, die das Mehrweg-System behindern, sowie den Umgang des Deutschen Brauerbundes mit dem Thema Alkoholkonsum. Durch so viel Verbesserungslust und Netzwerkgedanken haben die Berliner zusammen mit 20 Brauereien aus der ganzen Welt vor Kurzem die Global Association of Craft Beer Brewers gegründet, die Zusammenarbeit und Austausch in der Craft Beer-Szene ermöglicht.

Die Craft-Beer-Definition aus dem Amerikanischen funktioniert laut Oliver Wesseloh in Deutschland nicht, daher verwendet er den Begriff Kreativbier. Natürliche, aber nicht unbedingt alltägliche Rohstoffe wie Früchte und Kräuter benutzen er und sein Partner Fiete Matthies – für die Rückkehr des guten Geschmacks. Sie setzen auf Mehrweg, regionale und hochwertige Zutaten. Mehr Bio-Rohstoffe würden sie sich wünschen, doch um die volle Bandbreite an sensorischen Möglichkeiten auszuschöpfen, verlassen sie sich auch auf andere Qualitätskriterien. Denn beim Geschmack wollen sie kompromisslos bleiben.

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BIEROL

BRAUKATZ

www.bierol.at

www.braukatz.de

Die beiden Volkschulfreunde Christoph und Maximilian haben durch die Leidenschaft für kreatives Brauen wieder zueinandergefunden und entwickeln Biere mit Ecken und Kanten, natürlich mit Tiroler Bergwasser. Qualität ist Priorität. Dass nur natürliche Zutaten ins Bier kommen, ist selbstverständlich, doch den Spielraum für Unkonventionelles lassen sie sich nicht nehmen. Nicht so tragisch, wenn das Pale Ale im Erstversuch schwarz statt pale war, wichtig ist schließlich der Geschmack – und der überzeugt, egal ob spezielle Hopfensorten, Molke oder Kaffee im Einsatz waren. Kooperation statt Konkurrenzdenken ist für sie der Schlüssel zur Weiterentwicklung, und auch in anderen Branchen sehen sie inspirierende Vorbilder, von denen man lernen kann.

Bei den beiden Schwestern fließt Bier sozusagen in den Adern, die Eltern stammen aus Brauer-Familien, ihre Brauerei gibt es seit 1650, doch nun mit neuem Profil. Neugierig auf andere Bierstile und offen für neue Ideen wünschen sie sich bewussteren Bierkonsum und Zelebrieren des Biertrinkens. Denn selbst können sie sich praktisch nicht satt trinken an den feinen Nuancen des Hopfengeschmacks. Mit speziellen Kreationen wie Hopfen Royal, Pale Ale und Allgäu-Kräuter-Märchen treffen die Braukatzen vor allem bei Freunden der Edel- und Spezialbiere genau den richtigen Nerv. Durch ihre Vorbildung in Grafik-Design legt Kathrin Meyer auch besonders viel Wert auf schöne Flaschen und Etiketten und gibt den Hopfensäften einen ungewohnt eleganten Auftritt.

HOLLADIBIERFEE

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www.holladiebierfee.de

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Vier Bier-Feen aus Brauereifamilien haben sich zusammengefunden, um mit Sommernachts- und Wintertraum einen Kontrast zur industriellen Bier-Massenware zu schaffen. Verwurzelt in der Region Oberfranken halten sie traditionsbewusst das Bayerische Reinheitsgebot hoch und hoffen, so auch Biergenießer-Touristen aus anderen Ländern anzuziehen. Sie wünschen sich auch, das bewusste Biertrinken wieder in der deutschen Gesellschaft zu verwurzeln, die nicht gerade für ihre Genussfähigkeit bekannt ist. Das schaffen sie mit Liebe, Hingabe, Zeit und Passion – für die Idee, den Brauprozess und für die eigene Kreation.

Die »Herrschaft der Craft-Beer-Brauer« wünscht sich Heidenpeters aus Berlin: Die Menschen sollen statt Massenware nur mehr gutes Bier trinken. Frisch, handgemacht und begrenzt muss das Angebot sein – ob’s nun nach Hopfen, Holunder oder Pfirsich schmeckt.

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Bierspezialitäten

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Micky Klemsch

Von der Ähre ins Glas Auf ihrem eigenen Gut in Wildshut kultiviert Österreichs größte Privatbrauerei Stiegl alte Getreidesorten. Daraus entstehen einzigartige Kreativbiere in Bioqualität.

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opfen und Malz – Gott erhalt’s!«, so lautet ein Spruch unter Bierfreunden. Neben dem Wasser sind das laut dem deutschen Reinheitsgebot die beiden Grundzutaten, die für Bier zulässig sind. Dass sowohl der Hopfen als auch das aus Getreide gewonnene Malz sehr vielfältig sein können, beweisen gerade die neuen Kreativbiere. In einem Aufbegehren gegen den weltweit fortschreitenden Trend zum Einheitsbier experimentieren immer mehr Brauer – bestärkt durch die Erfolge der jungen Wilden aus der Craft-Beer-Szene – mit diesen Zutaten.

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Anbau, Veredelung und Verarbeitung Die Salzburger Stiegl-Brauerei startete zu diesem Zweck eine Serie von Hausbieren, die seit Beginn alle aus 100% Biozutaten gebraut werden. Saisonale Bierspezialitäten, die in limitierten Sonderfüllungen im ausgewählten Handel erhältlich sind und in einigen Lokalen auch vom Fass gezapft werden. Mit Markus Trinker wurde ein Kreativbraumeister engagiert, der für die Kreativbiere und damit auch für das wieder-

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belebte Gut Wildshut mit eigener Rösterei und Mälzerei verantwortlich zeichnet. 30 Kilometer nördlich der Stadt Salzburg werden dort in Biolandwirtschaft alte Getreidesorten kultiviert. Das gesamte Dreieck aus Anbau, Veredelung und Verarbeitung der Grundstoffe bleibt somit in der Hand des Brauers. Für die fünfte Edition der Hausbiere wurde so das »Wildshuter Sortenspiel« entwickelt, eine Bierspezialität aus Urgetreiden wie Dinkel, Schwarzer Hafer, Emmer und Einkorn. Während die Landwirtschaft hier mit einer deutschen Saatbank zusammenarbeitet, werkt Markus Trinker an weiteren Kooperationen mit Biopionieren für die Stiegl-Hausbiere. Chocolatier Josef Zotter war an Bord, als man ein Chocolate Stout namens »Männerschokolade« entwickelte. Und für die neue 2014er Kräuterbier-Edition »Gmahte Wiesn« stand Sonnentor-Gründer Hannes Gutmann mit seinen Kräutern am Sudkessel. Bei so interessanten Kreationen kann man dann über das Reinheitsgebot gerne auch einmal hinwegsehen.

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Micky Klemsch

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Elisabeth Els

Das Naturwunder aus Fernost Obwohl Ingwer in der heimischen Küche wie ein Newcomer wirkt, kann man den Einsatz der schrumpeligen Wurzel schon beinahe als traditionell bezeichnen.

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rgendwie ist Ingwer erst in den letzten zwei Jahrzehnten so richtig auf unserem Speisezettel erschienen. Kommt uns zumindestens so vor. Unsere Großmütter hätten mit der unansehnlichen Knolle wohl nichts anzufangen gewusst. Dabei war die Wurzel – ursprünglich aus der Gegend zwischen Südostchina und Nordindien – hierzulande schon im Mittelalter eine feste Größe in der Küche. Echten Pfeffer aus Madagaskar konnten sich nur die reichen Leute leisten, und so galt die scharfe Knolle aus Fernost als der »Pfeffer der armen Leute«. Der Siegeszug der Asia-Küche in den letzten Jahren brachte aber auch die Renaissance von Ingwer, der mittlerweile in jeder Gemüseabteilung liegt und auch in Bioqualität erhältlich ist. Ingwer gibt nicht nur diesen besonderen Geschmack, sondern ist auch in seiner heilsamen und aphrodisischen Wirkung unumstritten. Er enthält viele Mineralstoffe, fördert die Sekretproduktion in Magen und Gallenblase und schützt die Magenschleimhaut. In der Heilkunde galt Ingwer schon lange als schmerzstillend, entzündungshemmend und antibakteriell. Er hilft, das Herz-Kreislauf-System zu stärken und den ldl-Cholesterin- sowie den Blutzuckerspiegel zu senken. Kein Wunder, dass die Wunderwurzel in immer mehr Produkten zu finden ist.

DIY-TIPP Einfacher können wir das diesmal gar nicht gestalten. Im Sommer – wenn es heiss ist und man gerne etwas Geschmack im Mineralwasser hätte, aber auf die diversen überzuckerten Geschmacksvarianten der traditionellen Anbieter verzichten möchte: Einfach ein paar Stück kleingeschnittenen Ingwer in die nicht ganz gefüllte Flasche geben und geschlossen für ein paar Stunden ruhen lassen.

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1 // Streichbar Die »Streich’s drauf«-Brotaufstriche aus dem Hause Zwergenwiese vereinen Geschmacksrichtungen, die ideal aufeinander abgestimmt sind. Beim neuen Ingwery Ingwer Kokos Curry trifft Ingwer mit Kokos und Curry herzhaft aromatisch aufeinander. Ideal für Allergiker und Veganer. www.zwergenwiese.de

2 // Würzig gesalzen Exotisch frisch und kräftig drängt sich das Kräutergold Wacholder-Ingwer Salz für Eintöpfe und Gerichte mit Kohl oder Geflügel auf. Hinten nach schmeckt man auch noch eine Prise Basilikum und Rosmarin. www.kraeuterschloessl.it

3 // Für die Küche Den Voelkel Ingwersaft aus 95 Prozent Ingwer sollte man nicht pur trinken. Dazu ist er auch gar nicht gedacht. Die natürliche Schärfe nutzt man am besten zur Teezubereitung oder als Aroma beim Kochen. www.voelkeljuice.de

4 // Flüssigenergie Für alle Suppenfreunde mit Energiebedarf: Mit Ingwer, Zitronengras und Pilzen haben die Waldviertler Kräuterspezialisten diese würzige Gemüsesuppe verfeinert. Die Sonnentor Ingwer Energie Suppe ist ideal als peppiger Ersatz für Suppenwürfel und als Basis für diverse geschmackige Suppenklassiker mit Kürbis oder Karotte. www.sonnentor.at

5 // Szene-Drink Direkt aus der Flasche soll man das neue Ginger Green geniessen, das eigentlich genau auf die Zutaten reduziert ist, wie man sie auch zu Hause selber verwenden würde – und genau so schmeckt es auch. Ingwer, Grüner Tee und etwas Honig. www.gingergreen.de

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9 // Scharfer Würfel 5

Für alle, die es scharf und klebrig brauchen: Handgewälzte Pocket Gelly Bio-Würfel aus den Alpen inklusive Ingwerkick. 100 % vegan, 50 % sogar aus FairtradeHandel. www.genusswerkstatt.com

6 // It’s Teatime

10 // Zum Aufspritzen

Der beruhigende Zitrone, Ingwer & Manuka-HonigTee ist ein echter Brite – Pukka eben. Aus reifen Biozitronen und der langsam getrockneten Ingwerwurzel, abgemischt mit Manuka-Honig, ergibt das einen sanftsüßen Geschmack mit fruchtig-würziger Note. www.pukkaherbs.de

Der Bio-Ingwer stammt aus Aufforstungsprojekten in Costa Rica. Gemischt mit milden Äpfeln von Streuobstwiesen, etwas Maracuja und aufgepeppt mit Sanddorn, Limette und Rohrzucker ergibt der Saft von Ginger­ verde eine ideale Basis zum Aufspritzen: im Verhältnis 1:3 mit Wasser mischen. www.gingerverde.com

7 // Rauf auf’s Brot

11 // Katzengold

Darauf freut sich das Brot: 70 Prozent Fruchtanteil stehen beim Beerenbauern Quitte-Ingwer-Aufstrich einem Rest von (Rohrohr-)Zucker gegenüber. Von der Konsistenz erinnert das Demeter-Produkt eher an ein klassisches Apfelmus, lässt sich aber gut auf ’s Brot schmieren oder mit reifem Käse geniessen. www.die-beerenbauern.de

Eine unserer Entdeckungen auf der diesjährigen Biofach-Messe in Nürnberg: Ginger Cat. Till Bohn hat das hauseigene Ingwer-Likör-Rezept der Mama verfeinert und dem herrlichen Bio-Likör ein elegantes Outfit verpasst. Die Schärfe des Ingwers gezähmt durch eine milde Note von Akazienhonig – miau! www.gingercat.de

8 // Gingerbeer

12 // Bayrische Bonbonlutschkultur

Das Fürstlich Drehna Ingwer Bier ist zwar kein BioBier, wird aber klimaneutral produziert. Entstandene Emissionen werden durch Investitionen in Umweltprojekte ausgeglichen. Der würzig-starke Geschmack wird hier durch aromatische Kräuterextrakte abgerundet. Sehr erfrischend! Schmeckt nach Radler, wirkt wie Bier. www.schlossbrauerei-fuerstlich-drehna.de

All die Kräuter aufzuzählen, die bei den Alpenbauer Ingwer-Kräuter Bio-Bonbons mit Ingwer zu einem sehr süßen, intensiv-scharfen Lutscherlebnis kombiniert wurden, würden diesen Rahmen sprengen. Aber neben viel Glucosesirup und Zucker sind auch immerhin 0,07 Prozent gemahlener Ingwer enthalten. www.alpenbauer.de

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DIY-Rezept

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Parvin Razavi

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Arnold Pöschl

das rezept im bild. Diesmal:

Gurken-carpaccio mit Wildkräutern

Jetzt im Frühling, wenn die Temperaturen endlich wieder steigen und die Sonne schön langsam wieder Licht und Wärme abgibt, erwachen auch die Wiesen und Wälder aus ihrem Winterschlaf. Frühling ist die Zeit der blühenden Bäume und der prächtigen Farben. Überall duftet es nach frischer, vom Frühlingsregen feuchter Erde und auf den Wiesen kann man sie nicht nur sehen, man kann sie förmlich riechen, die herrlichen Wiesenkräuter. Jetzt ist sie endlich wieder da, die Zeit des Sammelns, Einkochens und Verkochens, denn Wiese und Wald bieten nicht nur Erholung für die ganze Familie, sondern allerhand an duftenden und wohlschmeckenden Wildkräutern. Die essbaren Schätze der Natur sind nicht nur unheimlich gesund, sie schmecken auch sehr gut!

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ZUTATEN (für 4 Portionen) » 1 Gurke, geschält und mit einem scharfen Messer in hauchdünne Scheiben geschnitten » 1 Zitrone, ebenfalls in hauchdünne Scheiben geschnitten » 2 bis 3 Champignons, gehobelt

» allerbestes fruchtiges Olivenöl » flockiges Salz, z.B.: Maldon Salz oder Fleur de Sel » 100  Gramm Wiesen kräuter

Zuerst einige Gurkenscheiben auf dem Teller nebeneinander anrichten und mit jeweils 2 bis 3 Scheiben Zitrone belegen. Anschließend die gehobelten Champignons ebenfalls darüberlegen und mit einer weiteren Schicht Gurken abschließen. Jetzt vorsichtig und wenn vorhanden mit einer Kochpinzette die Wildkräuter zu einer Pyramide drapieren. Erst am Tisch salzen und mit Olivenöl beträufeln.

Die Champignons geben diesem sehr leichten Gericht Körper. Der frische Geschmack der kühlen Gurken in Kombination mit der frischen Säure der Zitrone, der fruchtige Geschmack des Olivenöls und den Wildkräutern ergibt eine Geschmacksexplosion, die alle Herzen höher schlagen lässt!

Bild 1: v.l.n.r.: Veilchen, Ahornblüte, Taubnessel Bild 2: Labkraut, Wiesenknopf, Löwenzahn Bild 3: Vogelmiere, Gänseblümchen, Spitzwegerich Bild 4: Giersch, Primel, Klee

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Speis & Trank

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Micky Klemsch

Zuviel Frost für die Tiefkühlkost Unsere Ernährungsgewohnheiten beeinflussen den fortschreitenden Klimawandel in hohem Ausmaß. Kleine Schritte können helfen und beginnen muss man ohnehin bei sich selbst.

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nlängst lauschte ich dem Vortrag von Helga KrompKolb, einer der angesehensten Klimaforscherinnen. In einer Grafik zeigte sie die Veränderungen unserer Geografie, sollten wir den Klimawandel nicht bald in den Griff bekommen. Wenn die Kurve der Erderwärmung weiter steigt und wir mit Ende dieses Jahrhunderts die Grenze von +2 Grad erreicht haben, dann sind nicht nur die Malediven längst unter Wasser. Köln würde Küstenstadt sein, Holland und Belgien wären schon geflutet. Ob sie denn glaube, dass diese Entwicklung noch zu stoppen sei, wurde die Meteorologin gefragt. »Da bin ich mir nicht sicher, aber ich möchte meinen Beitrag zur Wende geleistet haben.« Helga Kromp-Kolb ist eine gute Multiplikatorin, als Professorin an der Uni Wien erreicht sie viele Menschen. Aber wie sieht es denn mit meinem eigenen Beitrag aus? Hier schreiben – Papier ist geduldig – ist das eine, aber wie konsequent bin ich im wirklichen Leben? Da gibt es noch einen großen Graben zwischen Vorsätzen und Umsetzung. Leider.

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Illustration

Sarah Egbert Eiersholt

Vermeidbarer Ressourcenverbrauch Mein ewiges Thema – die richtige Ernährung. Sie kann soviel beitragen zur Eindämmung des Klimawandels, denn sie benötigt im schlechtesten Fall wahnsinnig viele vermeidbare Energieressourcen. Wir kennen die Zahlen zur CO2-Bilanz von Fleisch. Aber da gibt es noch andere Punkte: Stark ins Gewicht fällt dabei die Tiefkühlkost. Es bedarf abseits der eigentlichen Herstellung extrem viel Energie, diese einzufrieren und zumeist große Transportwege ohne Unterbrechung der Tiefkühlkette. Dann die Zwischenlager, Tiefkühltruhen des Handels und daheim das Tiefkühlfach. Irgendwie ist es ja auch irrwitzig oder eigentlich eher irr: Im Winter heizen wir unsere komplette Wohnung auf und mittendrin steht so ein Tiefkühler, der innerhalb dieses beheizten Wohnraums die Lebensmittel wieder auf Minusgrade hinunterfriert. Früher gab es für die Lagerung von Lebensmitteln die Speisekammer, den kühlsten Raum im Haus. Warum also nicht auch solche Ansätze im modernen Wohnbau umsetzen? Oder Ausbuchtungen nach außen, die im Winter natürlich kühlen?

Lebensmittel oder bloSS Sattmacher? Freilich ist es praktisch, Speisereste einzufrieren und über Tage haltbar zu machen. Besser aber gleich vernünftig einkaufen oder portionsgerecht kochen! Der Trend zu Tiefkühlgerichten ist auch ein Schritt zu ungesünderer Ernährung. Gerade zeitnah schockgefrostetes Gemüse soll noch mehr gesunde Inhaltsstoffe haben als tagelang in der Gemüsekiste liegendes Frischgemüse. Aber bei tiefgefrorenen Komplettgerichten? Solche lassen sich heute nur mehr mit ausgefeilten Techniken und mit Einsatz von Konservierungs-, Farb- und Aromastoffen sowie Geschmacksverstärkern, Bindemitteln und Emulgatoren produzieren. Mit Lebensmitteln im eigentlichen Sinn hat das nicht mehr viel zu tun. Gerade mal als Sattmacher tauglich. Und jetzt bei meiner Entscheidung für die anstehende neue Küche? Mit oder ohne Tiefkühl-Lade? Sollte eigentlich eine klare Entscheidung sein. Oder soll ich noch meine Freunde in Holland und Belgien fragen?

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Marktplatz Kosmetik

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Johanna Stögmüller

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Elisabeth Els

DIY-TIPP Erde im Mund? Sehr gern sogar. Diese selbstgemachte Zahnpasta ist 100 % chemiefrei und verpackungssparend: 100 Gramm feine, weiße Heilerde (bekommt man in der Apotheke oder im Naturkosmetik-Laden) mit einer Prise Meersalz mischen und mit abgekochtem Wasser zu einer Paste vermischen. 3–4 Tropfen ätherisches Öl (z.B. Pfefferminzöl oder Salbeiöl) hinzufügen. Am besten immer nur in kleinen Mengen anrühren, weil die Zahnpasta schnell eintrocknet bzw. verdirbt.

Oberflächen­­­ Analysen E

Das Paradoxe ist ja: (Kosmetische) Erde besitzt eine intensive Reinigungskraft – und ist natürlich frei von chemischen Zusatzstoffen.

in wahres Metaphernfeuerwerk könnte man an dieser Stelle zünden. Grobporige und glatte Oberflächen analysieren, von Krusten reden, Fettfilmen … Aber belassen wir es bei der einen Feststellung: Der Boden ist die Haut der Erde. Und was unseren Planeten schützt, kann für unsere Haut so schlecht nicht sein. Immerhin schmiert sich die Menschheit seit Jahrtausenden Dreck ins Gesicht – manchmal zur Tarnung, meistens vor allem zu kosmetischen Zwecken. Heilerde, Lavaerde (übrigens hat das nichts mit Lava zu tun, sondern kommt vom lateinischen lavare = waschen), Wascherde, Rhassoul oder Ghassoul, rote, grüne und weiße Tonerde, Kaolin – die staubigen Schönmacher lassen sich vorrangig anhand ihrer Feinheiten unterscheiden. Entstanden sind sie aber alle im Deluvium, in der letzten Eiszeit. Da wurden Gletscher, Felsen und Gestein zu feinem Staub zermahlen. biorama hat Naturkosmetik aus, mit und wie Erde getestet.

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1 // Ganz in WeiSS Kaolin, seines Zeichens nichts Geringeres als das »Gestein des Jahres 2013«, ist eine besonders feine, eisenfreie und daher sehr helle Tonerde. Mit Wasser angerührt, entfernt die feinkörnige Erde – auch weiße Lavaerde oder Porzellanerde genannt – Schmutz und überschüssiges Fett von Haar und Kopfhaut. Lotusblütenextrakt und eine Mischung ätherischer Öle machen die Weiße Lavaerde-Waschcreme Lotusblüte zu einer kleinen Duftoffenbarung im eigenen Badezimmer. www.logona.de

2 // Ein besonderes Fleckchen Erde Der Speick wächst in den Kärntner Nockbergen – und zwar nur dort, nirgendwo sonst auf der ganzen Welt. Die Ernte des Baldriangewächses ist eine sensible Angelegenheit, denn es müssen immer einzelne Wurzelteile der Pflanze in der Erde bleiben. Der daraus gewonnene Speick-Extrakt ist seit 2003 als »kontrolliert biologische Wildsammlung« zertifiziert. Die Speick-Seife ist heute ein Klassiker. Immerhin fand sie schon Luis Trenker gut. www.speick.de

3 // Mama Afrika In Subsahara-Afrika ist mehr als ein Viertel der Pflanzenbiodiversität der Welt beheimatet. Der Wissenschaftler Trevor Steyn ist mit der Entwicklung der Naturkosmetiklinie Esse angetreten, biologische Hautpflegeprodukte zu entwickeln und gleichzeitig das Bewusstsein für und den Schutz von Afrikas Biodiversität zu fördern. Die Esse Clay Mask aus Kaolin, Betonit und Olivenblattextrakt verbessert die Hautelastizität und spendet Feuchtigkeit für müde Haut. www.esseorganicskincare.eu

4 // Die Knolle als Schwamm Der Kongy Konjac Sponge besteht aus Konjacmehl, hergestellt aus der Konjac-Knolle und Wasser. Wertvolle Mineralien und Vitamine machen das SchwammWunder, das im südostasiatischen Raum seit über tausend Jahren verwendet wird, perfekt. Die Netzstruktur des Schwammes massiert die Haut sanft und regt die Durchblutung sowie die Neubildung von Hautzellen an. Für die Pflege von trockener und empfindlicher Haut wird dieser Konjac-Schwamm mit roter Tonerde angereichert. www.konjac-sponge.com

5 // Für Tensid-Allergiker In vielen Reinigungsprodukten enthaltene Tenside trocknen die Haut schnell aus. Die Alva Rhassoul Waschcreme kommt ohne diese fettlösenden Substanzen aus und befreit auf natürliche Art und Weise von Schmutzpartikeln und überschüssigem Hautfett. Eignet sich auch zur therapiebegleitenden Pflege aknebelasteter Haut und für Tensid-Allergiker. www.alva.de

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6 // Von Marokko nach Indien

9 // Gebrannte Erde

Lava-Erde ist prinzipiell für jeden Haut- und Haartyp geeignet. Für schuppenfreies Haar bietet Farfalla das Balance Neem-Rhassoul Shampoo an. Rhassoul (auch Ghassoul, von: ghassala = waschen) ist das arabische Wort für Tonerde. Neem, die Wunderpflanze aus Indien, besitzt eine antibakterielle Wirkung. Ätherische Öle von Wacholderholz, Thymian und Rosmarin vitalisieren die Kopfhaut. www.farfalla.ch

Lehm mit Wasser vermischt ergibt eine leicht formbare Masse. Wird diese getrocknet oder gebrannt, wird die Form fest – Gegenstände aus Terrakotta sind fast so alt wie die Menscheitsgeschichte selbst. Und mindestens genauso lange kennt man also das typische warme, matte Rot mit brauner Untermalung. Der Lakshmi Lippenstift Terrakotta verleiht blassen Lippen eine lebendige Reminiszenz an den letzten Italien-Urlaub. www.lakshmi.de

7 // Bye, bye Schuppen Auch das Shampoo Lava Power basiert auf weißer Tonerde und löst sanft Fett und Schmutz. Wer Probleme mit Schuppen hat, sollte auf die Wirkung der Birke setzen, die seit jeher als natürliches Anti-Schuppen-Mittel gilt. Bio-Birkenblatt-Extrakt, Bio-Wacholderöl und Weidenrinden-Extrakt unterstützen das Gleichgewicht der Kopfhaut und sorgen für einen ziemlichen Frischekick. www.sante.de

8 // Unter die Haut Die indigene Bevölkerung Australiens schwört seit Jahrtausenden auf Schlammpackungen mit Teebaumöl. Die feine Teebaumöl Peelingcreme mit Heilerde und Walnussschalenpulver reinigt porentief. Bio-Mandelund Avocado-Öl hinterlassen ein babyweiches Hautgefühl. Ideale Reinigung und Pflege für reine, fettige und Mischhaut. www.cmd-natur.de

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10 // Porentief Clear Waschcreme Heilerde von Alverde öffnet verschlossene Poren. Was erstmal so klingt, als wollten wir uns das nicht bildlich vorstellen, ist natürlich eine sehr feine Sache, um die Haut wirksam gegen Pickel und Mitesser zu pflegen. www.dm.de

11 // Allrounder aus dem Altlasgebirge In Nordafrika wird die elf Millionen Jahre alte Wascherde aus den Tiefen des Atlasgebirges seit Generationen zur traditionellen Pflege von Haut und Haar verwendet. Jalë Rhassul Wascherde in warmem Wasser auflösen und verrühren, bis ein dickflüssiges Gel entsteht. Ins feuchte Haar einmassieren und einwirken lassen. Für die Reinigung des Körpers wie ein herkömmliches Duschgel verwenden, gründlich aus- und abspülen. www.tautropfen.de

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Es ist die Zeit des Lächelns. Jetzt lächeln alle. In ihre Smartphones zum Beispiel und posten das in den Sozialen Medien. Deswegen weiß man, dass die Sonne scheint, auch wenn man selbst im Halbdunkel des Büros sitzt.

Ich habe heute leider kein Lächeln für dich!

illustration Nana Mandl / Sarah Egbert Eiersholt

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und hinter mir die sintflut / Johanna Stögmüller

»Könnte ja sein, dass sie glauben, die Welt sei ganz in Ordnung.«

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lle lächeln, auch der Wettermann im Fernsehen, weil die Ankündigung, die er machen darf, so wolkenlos, aber ehrlicherweise »schon etwas zu warm für diese Jahreszeit« ist. Es wird Zeit, dass sich im Wetterstudio ein Greenpeace-Aktivist von der Decke Die Aufregung ist groß, die Steuer aber gar abseilt und ein Banner entrollt: »Klimawandel nicht so neu. Sie wurde nur »vergessen«. ist lustig. not.« Auch sie lächeln, die Menschen, Der Staat vergisst also einfach, die Steuern die sich sonntags aufs Fahrrad schwingen und einzuheben, die er sich selbst ausgedacht hat. Kann ja mal passieren. Andere vergesso viele sind, dass die Radwege in der Stadt sen halt, ihre Steuern zu zahlen – und wie überquellen. Schön ist das. Fast zu schön. Aber auch die lächeln, die sich in ihre suvs setzen, die erst lächeln (es grenzt an ein Lachen, ins ein paar Kilometer stadtauswärts fahren und Fäustchen). Weil das Prinzip der Gerechtigkeit dort im Kreis, weil das Navi wieder einmal scheinbar ausgehebelt wurde. Vom hohen Hoversagt. Sie lächeln trotzdem – immerhin norar der Anwälte und von den Beziehungen, gibt’s sonntags keinen Stau. Auch der Chef die man noch hat, aus seiner Zeit in der Politik. der Firma, die Plastik in die Donau leitet, Es ist zwar für alle Beteiligten zeitweise etwas lächelt an solchen Tagen. Weil die Krisenunangenehm, aber am Ende können sie dann wiePR wird’s schon richten und die Plastikder … genau: zufrieden in die Kameras lächeln … Lobby hilft mit. Es ist einfach so herrlich, das Wetter. So schön warm. Wie könnte … und das schöne Wetter genieSSen … man da anders, als einfach … … was man selber ja auch gern würde. Aber wo man hinschaut, da ist er: der Pizzaburger. Die Lebensmittelindustrie hat ein neues Monster ge… weiterlächeln … schaffen und es marketingplanmäßig platziert, im … und sich freuen, dass es so warm Fernsehen, auf den Straßen, in den gedruckten und und sonnig ist. So sonnig sogar, dass der österreichische Staat auf die in den Sozialen Medien. Da vergeht einem das Lächeln. Idee kommt, bei privat produzierDas ist eher alles schon zum Brüllen komisch. Apropos tem und ebenso konsumiertem Brüllen: Den Pizzaburger würde nicht mal der KopenSolarstrom Steuern einzuheben. hagener Zoo verfüttern.

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Weniger ist mehr! Bereits seit 30 Jahren ist die Reinigungsmittel-Manufaktur Uni Sapon aus Vorarlberg diesem Credo treu geblieben. Weniger verschiedene Produkte, weniger Transporte, weniger Verpackungsmüll, weniger Kosten – so das konsequent ökologische Konzept: Und die Rechnung geht auf! Aus einer Flasche Allzweckreiniger-Konzentrat mischt man zu Hause bis zu 125 Flaschen gebrauchsfertiges Reinigungsspray! Noch Fragen? Hier gibt s die Antworten: www.uni-sapon.com

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