Biorama #13

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Biorama Nº. 13

Alternatives Bankenwesen

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Der Schwank von der alternativen ——Bank Kapitalisten, Christen, Ökos und Muslime: alle haben unterschiedliche Ideen davon, wie Geld verwaltet werden soll. Lange Zeit war es normal, dass, wer Geld auf die Bank legt, nicht genau weiß, was damit geschieht – das hat sich in den letzten Jahren geändert. Aber welche Alternativen gibt es zum konventionellen Bankwesen?

uch wenn das Social Banking gerade boomt: Das alternative Bankenwesen gibt es nicht erst seit dem Web 2.0. Die meisten alternativen Formen des Bankings sind bereits während der 70er Jahre entstanden. Das Islamic Banking, also jenes Bankenwesen, das sich nach dem Koran orientiert, profitierte vor allem von der Gründung der OPEC und dem steigenden Ölpreis (was für das nötige Kapital sorgte.) Die demokratisierenden Tendenzen bei Banken hingegen entstanden aus der wachsenden Skepsis gegenüber der Wachstums- und Technikgläubigkeit. Sie stehen somit in enger Verbindung mit der Grün-Bewegung. Die »Grenzen des Wachstums« wurden immer greifbarer und es wurde klar, dass das Diktat des Wachstums auch Konsequenzen hat. Wachstum und Gewinnsteigerung begannen als einzige Werte ungenügend zu werden. Eine der ersten Initiativen dieser Erkenntnis war die deutsche Genossenschaftsbank GLS, die »erste sozial-ökologische Universalbank der Welt«. Ihr sollten noch viele andere Initiativen folgen.

Über Geld sprechen Die Informationstechnologie hat mit dem Web 2.0 das alternative Banking auf ein ganz neue Ebene gehievt. In Deutschland gibt es mittlerweile sogar ein eigenes Institute for Social Banking, in dem auch die Bloggerin Katha Beck (kathas-welt.de), beschäftigt ist. Das Institut beschäftigt sich mit der Fortbildung sogenannter Change Agents, das sind Angestellte in alternativen und konventionellen Banken, die sich für eine sozial-ökologischen Neuorientierung des monetären Sektors einsetzen. Ein wichtiger Weg, wie die Rolle des Geldes neu definiert werden kann, ist den Kunden die Partizipation in der Bank zu ermöglichen. Seit Jänner 2010 gibt die deutsche Bank Fidor (»Banking mit Freunden«) hier den Weg vor, denn sie betreibt eine für alle offene Online-Plattform, auf der Mitglieder und Interessierte diskutieren – aber auch die Konkurrenz wird dazu eingeladen, sich einzubringen. Dieser direkte Austausch führt zu ganz neuen Wegen der Kreditvergabe. Die Online-Bank überlässt es ihren Kunden, ob sie einen Kredit über die Bank oder die Community, also Peer-to-Peer, annehmen wollen. Dieses Prinzip, nach dem sich Menschen untereinander Geld leihen, hat auch eine lange Tradition im Islamic Banking.

Zinsfreie Nächstenliebe Obwohl es natürlich anders ist, muss Islamic Banking in seiner kommerziellen Grundauslegung zum konventionellen Bankenwesen gezählt werden. Vor allem ökologische Verantwortung spielt hier nicht zwangsläufig


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