Not welcome! - Gegen den Papstbesuch 2011

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NOT WELCOME

22. - 23. DEN PAPSTBESUCH SEPT. 2011

ZUM DESASTER MACHEN


NOT WELCOME! DEN PAPSTBESUCH IN BERLIN ZUM DESASTER MACHEN. Vom 22. Bis 25. September 2011 wird der ehemalige Hitlerjunge, NS-Flakhelfer und jetziger Papst, Joseph Ratzinger, die Erzbistümer Berlin, Freiburg und das Bistum Erfurt besuchen. Unter seinem Titel Benedikt XVI. ist er als einer der rückschrittlichsten Päpste der jüngsten Geschichte bekannt. Bereits während der Amtszeit seines Vorgängers Johannes Paul II. war Ratzinger die treibende Kraft hinter einer langen Reihe von Äußerungen, in denen Schwule und Homosexualität als "das Böse" bezeichnet wurden. Seine ultrakonservative Auslegung der katholischen Heilslehre führte unter anderem zur Verdammung von Kondomen, die laut Ratzinger unablässig zur Verbreitung von HIV wären, missachtete die Rechte von Frauen und bekräftigte staatlich betriebene Diskriminierung von Schwulen, Lesben und Transgendern. In der Bundesrepublik trieb Ratzinger den Ausstieg aus dem staatlichen System der Schwangerschaftskonfliktberatung voran, da er in ihr eine Form der Mitwirkung an Abtreibungen sah und dies der Haltung Johannes Paul II. widersprach, jegliches menschliche Leben von der Zeugung bis zum natürlichen Tode zu schützen. Als Präfekt der Glaubenskongregation (1), der Nachfolgeorganisation der Inquisitionsbehörde, kämpfte Ratzinger unerbittlich gegen innere und äußere Feinde der katholischen Kirche. Er befürwortet die Arbeit der ultrakonservativen „Legionäre Christi“, die sich der traditionellen katholischen Jugend- und Familienseelsorge widmen. Gegründet wurde die Ordensgemeinschaft 1941 von Marcial Maciel, heute fungiert sie insbesondere in Südamerika als katholisches Gegenmodell zu den vor Ort erstarkenden fundamentalis-tischen evangelikalen Freikirchen. Dem 2008 verstorbenen Gründer Maciel wird vorgeworfen, sich an Priesteranwärtern sexuell vergangen zu haben. In der Tradition seines Amtsvorgängers Johannes Paul II. bekämpft Benedikt XVI. die weltlich orientierte Befreiungstheologie (2). Schon während seiner Amtsphase als Chef der Glaubenskongregation des Vatikans war Ratzinger die befreiungstheologische Bewegung suspekt, weil sie sich an weltlichen Bedürfnissen der Menschen orientierte und eine klare politische Positionierung auf Seiten der marginalisierten Gesellschafts-schichten bezog. 1984 mahnte er, die Kirche müsse zunächst die Botschaft Christi verkünden, dann erst könne sie sich um die sozialen 02


Jene Äußerungen sind auch mit den aktuellen Positionierungen Benedikts XVI. gegen den Marxismus, Liberalismus und Individualismus kompatibel. Insbesondere der Marxismus hat es Panzer-Ratze angetan. Ihn hält der konservative Gralsritter für eine moderne Ausgeburt der Hölle. „Wie vielen Widerstreit der Wellen haben wir in den letzten Jahrzehnten kennen gelernt, wie viele ideologische Strömungen, wie viele Denkweisen? Das kleine Boot des Denkens vieler Christen ist nicht selten von diesen Wellen umher geworfen worden von einem Extrem ins andere; Vom Marxismus zum Liberalismus, bis hin zum Libertinismus; vom Kollektivismus zum radikalen Individualismus; vom Atheismus hin zur einem vagen religiösen Mystizismus.“(3) EIN REVISIONIST REINSTEN WASSERS Im Rahmen der Feierlichkeiten zum 60. Jahrestag der Landung der Alliierten in der Normandie besuchte Kurienkardinal Ratzinger 2004 den deutschen Soldatenfriedhof La Cambe. Unter den dort begrabenen deutschen Soldaten befinden sich mehrere hundert Angehörige der berüchtigten Waffen-SS-Division „Das Reich“, unter ihnen SS-Sturmbannführer Adolf Diekmann, der im nahe gelegenen Oradour-sur-Glane das Massaker an nahezu der gesamten Dorfbevölkerung, darunter 207 Kinder und 254 Frauen, befehligt hatte. In revisionistischer Manier wies Ratzinger in einer Rede den Westalliierten die Kriegsschuld am nationalsozialistischen Vernichtungskrieg zu: „Der Vertrag von Versailles hat ganz bewusst Deutschland demütigen wollen und es mit Lasten beladen, die die Menschen in die Radikalisierung trieben und so der Diktatur die Tür öffneten, ihren betrügerischen Versprechungen auf Wiederherstellung von Freiheit, Ehre und Größe Deutschlands Gehör verschafften“, so Ratzingers O-Ton. Bereits 1980 sorgte Ratzinger mit geschichtsrevisionistischen und antisemitischen Äußerungen für negative Publicity. Als jüdische Organisationen im Vorfeld der Oberammergauer Passionsspiele unter Hinweis auf „Nostra Aetate”(4) auch Änderungen im Text und der Aufführungspraxis der Festspiele forderten, wurden sie von Ratzinger als zuständiger Erzbischof von München und Freising mürrisch-polternd zurechtgewiesen: „Man kann Antisemitismus auch herbeireden; auch das sollte bedacht werden; deshalb möchte ich alle, insbesondere unsere jüdischen Freunde, bitten, mit dem Vorwurf des Antisemitismus aufzuhören“, wetterte er in seiner Predigt zur Eröffnung der Oberammergauer Festspiele am 17. Mai 1980.

Frauen und Kinder wurden in der Kirche von Ordour von der SS bei lebendigem Leibe verbrannt.

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DIE OFFENE FLANKE INS RADIKAL-RECHTE LAGER Ein weiteres „Highlight“ in Benedikts Pontifikat stellt die umstrittene Rücknahme der Exkommunikation von vier suspendierten Bischöfen der Pius-Bruderschaft dar, darunter der des Antisemiten und Holocaust-Leugners Richard Williamson. Bereits im April 1989 leugnete Williamson bei einer Predigt anlässlich einer Heiligenmesse im kanadischen Sherbrooke die Vergasung von Juden im Vernichtungslager Auschwitz und behauptete, der Holocaust sei eine Erfindung der Juden. „Sie haben vielleicht vom Leuchter-Report gehört? Fred Leuchter war ein Experte für Gaskammern. Er hat drei Gaskammern für drei der fünfzig US-Staaten zur Exekution von Kriminellen entworfen. Er wusste, wie aufwändig das ist, und er hat die angeblichen Gaskammern in Deutschland in den 1980er Jahren untersucht, das was von den angeblichen Gaskammern übrig war - die Krematorien von Birkenau und Auschwitz zum Beispiel - und sein Fazit als Experte war, dass es unmöglich sei, dass diese jemals für die Vergasung einer großen Anzahl von Menschen gedient haben könnten. Dort wurden keine Juden in den Gaskammern getötet! Das waren alles Lügen, Lügen, Lügen! Die Juden erfanden den Holocaust, damit wir demütig auf Knien ihren neuen Staat Israel genehmigen. […] Die Juden erfanden den Holocaust, Protestanten bekommen ihre Befehle vom Teufel, und der Vatikan hat seine Seele an den Liberalismus verkauft.“(5) Erzbischof Marcel Lefebvre, der Gründer der Pius-Bruderschaft, einer Priestervereinigung katholischer Fundamentalisten, fiel durch Predigten auf, in denen er die Militärjunta von Argentinien und die Diktatur in Chile unter Augusto Pinochet als vorbildliche Regierungen bezeichnete. Mitglieder der obskuren Bruderschaft äußerten sich in der Vergangenheit vermehrt antisemitisch, anti-muslimisch und homophob. Die Piusbruderschaft lehnt wie Benedikt XVI. die weltliche Öffnung der katholischen Kirche im Rahmen des Zweiten Vatikanischen Konzils ab. Lefebvre hatte sich dort der von Johannes XXIII. angestrebten vorsichtigen Anpassung der katholischen Kirche an neu-zeitliche Entwicklungen widersetzt, vor allem der Toleranz gegenüber anderen Glaubens- und Religionsgemeinschaften. Dem Beschluss „über die Religionsfreiheit“, einer Absage an den katholischen Antijudaismus, hatte Marcel Lefebvre seine Zustimmung verweigert. Lefebvre bezeichnete die Beschlüsse als Folge satanischer Einflüsse auf den Klerus. Jene Tatsachen sind Ratzinger gut bekannt, hatte er doch als theologischer Berater des Kölner Erzbischofs Kardinal Frings am 2. Vatikanischen Konzil teilgenommen.

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Erzbischof Marcel Lefebvre hält die Militärdiktatur von Argentinien und Chile für vorbildliche Regierungen


Schon Benedikts Vorgänger und Förderer Johannes Paul II. hatte den Begründer und langjährigen Generalpräsidenten der klerikal-faschistischen Priesterbruderschaft Opus Dei, Josemaría Escrivá, seliggesprochen. Escrivá hatte sich bereits in der frühen Franco-Ära mit dem spanischen „Caudillo“ angefreundet. Als Franco Mitte der fünfziger Jahre sein Kabinett umbildete, berief er drei Opus-Dei-Anhänger in Ministerialämter. Als Belohnung für seinen bedingungslosen Kampf gegen den gottlosen Kommunismus wurde Josemaría Escrivá 1992 durch Benedikts Vorgäng-er und Förderer Papst Johannes Paul II. selig- und am 6. Oktober 2002 schließlich heiliggesprochen. Auch Benedikt verdingte sich 2001 als direkter Unterstützer von Opus Dei. Zur Buchveröffentlichung der Opus-Dei-Geistlichen Klaus Becker und Jürgen Eberle („Die Welt - eine Leidenschaft. Charme und Charisma des Seligen Josemaría Escrivá“) steuerte er einen Gastbeitrag bei. NOT WELCOME! Benedikts Anhänger_innen mobilisieren für den 22. September zu einer Massenandacht ins Berliner Olympiastadion, außerdem stehen ein Besuch bei Bundespräsident Christian Wulff und ein Empfang im Bundestag auf dem Programm. “Berlin freut sich auf Papst Benedikt XVI.“ fabuliert Bürgermeister Klaus Wowereit. Dass dies nicht alle so sehen belgen die zahlreichen Initiativen die sich mittlerweile gegen den Besuch Ratzigners in Stellung bringen und zu einer Großdemonstration am selben Tag aufrufen. Zur öffentlichen Massenandachten werden nach aktuellen Schätzungen rund 50.000 Menschen zusammen kommen, um den Worten des greisen Hasspredigers zu lauschen. Da bleibt dem denkenden Menschen nur ratloses Kopfschütteln über so viel Verblendung, einen „Moralapostel“ zu verehren, der verbal bereits auf so ziemlich alles und jede_n einge- prügelt hat, der_die sich nicht den „Sittlichkeitsvorstellungen“ seines Vereins unterwerfen wollte oder konnte. Die Hauptursache liegt anscheinend im fanatischen Glauben an die Lehren der katholischen Kirche mitsamt ihren unglaublichen Auswüchsen. Warum fallen Menschen scharenweise klerikalen Scharlatanen anheim, lassen soziale Beziehungen flöten und schenken ihnen ihr Geld, ihre kostbare Lebenszeit und vor allem das Wichtigste was sie besitzen - nämlich das eigene Gehirn? "Die Waffe der Kritik kann allerdings die Kritik der Waffen nicht ersetzen” (Karl Marx)

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VON RELIGION... Claudia Barth erklärt die Popularität des Übernatürlichen wie folgt: „Trotz aller Aufklärungsversuche über Unsinn, an höhere Mächte zu glauben, bleibt doch das Grundproblem bestehen: eine Gesellschaft, die ihr nach einem irrationalen Rationalität funktionierendes System tagtäglich mit Waffen und Gebeten verteidigt. Ein entfremdetes Dasein, das an sozialer Kälte und Isolation, Vermitteltheit, individueller Machtlosigkeit leidet, dem so sehr die Erklärungsmöglichkeit und de Vorstellung der Überwindung dieser Misere fehlt, das nach jedem Betäubungsmittel gegriffen wird, um die empfundene Leere für eine Weile zu kompensieren. […] Doch sind diese Abhilfen nur Narkose, private Abkapselungsversuche vom gesellschaftlichen Prozess, die nicht auf Dauer und nicht für alle gelingen können.“(6) Gemessen an der Zahl praktizierender Katholiken, anthroposophischer Wurzelrassenkundler_innen und Anhänger_innen des Tibetanischen Buddhismus, denen der Wunsch nach einer gerechten und friedlichen Welt gemeinsam ist, erscheint deren reale Präsenz dort, wo Menschen ihre Wohltätigkeit tatsächlich gebrauchen könnten, verschwindend gering. Nur die wenigsten Anhänger_innen religiöser Gemeinden bringen sich aktiv in die Veränderung der irdischen Verhältnisse zu Gunsten einer Gleichberechtigung aller ein. Der Glaube an die „Gottgegebenheit“ gesellschaftlicher Zustände und die damit verbundene Unlösbarkeit weltlicher Missstände hat für viele einen Rückzug in die private, selbst-bezogene Religiosität zur Folge. Da bleibt kein Platz für Gesellschaftskritik, gepredigt wird stattdessen das widerspruchslose Erdulden jeden Elends als Prüfstein auf dem Weg ins Paradies. ...UND ANDEREN OPIATEN Das aktuelle Hoch religiöser und esoterischer Strömungen hat mit dem erstarkenden Nationalismus, der sich vor allem rund um die Spiele der deutschen Fußball-Nationalelf der Männer zeigt, eine herausstechende Gemeinsamkeit: beides ist freiwillige Selbstbetäubung. Ob der Fußball-Mob mit schwarz-rot-goldener Kriegsbemalung auf den Wangen grölend dem Klang Vuvuzela folgt oder vom Leben enttäuschte Lehrer_innen und Beamt_innen im Glauben vereint umherzappeln, um Lobpreisungen auf den Herrn singen, es geht um die kollektive Ausblendung gesellschaftlicher "Wäre bereits Ei oder Sperma menschliches "Leben", dann beginge jeder onanierende Mann millionenfachen Massenmord und der zölibatere Klerus stünde womöglich als kriminelle Vereinigung vor dem Gottesgericht. ” (Jutta Ditfurth)

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Abtreibungsgegner_innen beim 1000-Kreuze-Marsch


Widersprüche. Weinend hängen sich Familienväter in den Armen, die das normalerweise als „schwul“ empfinden würden, und feiern jeweils Jesus oder Schweinsteiger. So vermögen es Nationalismus und Religion, über Interessenunterschiede innerhalb des nationalen und religiösen Kollektivs hinweg Menschen zu vereinen, die auf Grund ihrer ökonomischen Lage sonst herzlich wenig miteinander zu tun hätten. Dieses Gemeinschaftsgefühl ermöglicht das gleichgültige Erdulden politischer Dreistigkeiten: zur Zeit der Fußball-WM 2006 wurden die Gesundheitsreform, die Unternehmenssteuersenkung und die Föderalismusreform ohne Widerspruch durchgewunken. Zwischen Lenas Gesangserfolg und dem Schaulauf der Fußballnationalmannschaft 2010 wurde über die Laufzeiten von Atomkraftwerken verhandelt und darüber hinaus das, im September abgesegnete, 80-Milliarden-EuroSparpaket vorbereitet. Für den „Schwarz-Rot-Geil“-Mob währt der berauschende Cocktail aus Fußball und Nationalismus nur ein paar Monate, der Trip der Religiösen hingegen dauert wesentlich länger, schließlich steht Gott das ganze Jahr über auf ihrer Seite. Das trügerische Gemeinschaftsgefühl, das Religion oder Nationalismus erzeugen, täuscht über soziale Unterschiede hinweg und dient als Rettungsanker in einer Gesellschaft, in der jede_r auf sich allein gestellt ist. Leistungsorientierung und gegenseitige Konkurrenz sind sonst die einzigen gemeinsamen Prinzipien der Menschen, so dass der Staat vom Stillhalten der Gläubigen profitiert. FÜR EIN LEBEN VOR DEM TOD! Der Rückzug in den beruhigenden Selbstbetrug kann nicht die Reaktion auf das Leben in einem Gesellschaftssystem sein, das auf Ausbeutung und Widersprüche gebaut ist. Anstatt sich in Parallelwelten zu flüchten, gilt es, diesen Verhältnissen entschieden den Kampf anzusagen. Mit der religionskritischen Veranstaltungsreihe unter dem Motto „Don't believe the hype“ soll darum im Vorfeld des Papstbesuchs die „Waffe der Kritik“ geschliffen werden. „Die Waffe der Kritik kann allerdings die Kritik der Waffen nicht ersetzen, die materielle Gewalt muss gestürzt werden durch materielle Gewalt.“(7) Während des Papstbesuches in Deutschland, vom 22. Bis 25. September, gilt es darum, die „Kritik der Waffen“ sprechen zu lassen! Kommt zu den Demos, organisiert Blockaden und dezentrale Aktionen um dem Panzerpapst und seinem Anhang die Parade der öffentlichen Verblendung gehörig zu vermiesen.

"Fatal ist mir das Lumpenpack, // das, um die Herzen zu rühren, // den Patriotismus trägt zur Schau, // mit allen seinen Geschwüren.” (Heinrich Heine)

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Quellen des Aufrufs: | 01 | 1542 gegründete Zentralbehörde der römisch-katholischen Kirche zum Schutz der Religionslehre | 02 | Eine dezidiert gesellschaftskritische Ausrichtung der christlichen Theologie. Sie vereint die Forderung nach einer basisdemokratischen Gesellschaftsordnung mit der Kritik an der politökonomischen Abhängigkeit und Unterdrückung von Entwicklungsländern durch Industriestaaten. | 03 | Predigt am 18. Mai 2005 in Rom zum Beginn der Papstwahl durch die Kardinäle | 04 Erklärung über das Verhältnis der katholischen Kirche zu den nichtchristlichen Religionen, welche dem Judentum die Anerkennung als von Gott gestiftete Religion zuspricht. | 05 | Peter Wensierski, “Wie die Piusbrüder gegen Juden, Muslime und Schwule hetzen”, Spiegel Online, 3. Feb. 2009 | 06 | Claudia Barth, „Über alles in der Welt Esoterik und Leitkultur“, Seite 200, Libri Verlag, 2006 | 07 | Karl Marx, “Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie”, Dez. 1843 - Jan. 1844

DIE RATTENLINIE DIE KATHOLISCHE KIRCHE ALS FLUCHTHELFER

FÜR FASCHISTISCHE KRIEGSVERBRECHER

Für die katholische Kirche galt der Kampf gegen den „atheistischen Kommunismus“ als entscheidende epochale Auseinandersetzung. Ihre christliche Nächstenliebe erstreckte sich darum insbesondere auf östliche Kollaborationsregime der Nazis, die von katholischen politischen Parteien geführt worden waren. Dies galt an erster Stelle für die kroatischen Ustascha-Faschisten. 1941 wurde der kroatische Satellitenstaat von den Nazis und den italienischen Faschisten an die Macht gehievt. Die Weltanschauung der Klerikalfaschisten brachte Erziehungs- und Kulturminister Mile Budak im Juli 1941 folgendermaßen auf den Punkt: „Für Minderheiten wie Serben, Juden und Zigeuner haben wir drei Millionen Kugeln. Wir werden einen Teil der Serben umbringen, 08


den Rest werden wir zwingen, die römisch-katholische Religion anzunehmen.“.

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Der kroatische Priester Krunoslav Draganovic, seines Zeichens selbst UstaschaOberst, begann gegen Kriegsende im April 1945 die Schleusung der kroatischen Faschisten zu organisieren. Er ging 1943 nach Rom, wo er als inoffizieller Repräsentant Pavelic' fungierte und die ersten Kontakte nach Argentinien herstellte. In dieser Zeit war er mit der Verwaltung des Ustascha-Vermögens betraut. Draganovic's Hauptquartier befand sich im Kloster Istituto San Girolamo degli Illirici, nahe der Vatikanstadt. Die Bruderschaft von San Girolamo war vom Vatikan als kroatische Sektion der Päpstlichen Hilfskommission (PCA) anerkannt. Diese Institution war u.a. für die „Flüchtlings- und Gefangenenbetreuung“ zuständig, die Kardinal Giovanni Montini im Staatssekretariat des Vatikans, dem späteren Papst Paul VI. unterstand. Über die PCA und ihre nationalen Unterkomitees sowie die internationale Caritas wurde die Fluchthilfe des Vatikans koordiniert. Bereits 1946 arrangierte Draganovic die Ausreise von ungefähr 50 Ustascha-Funktionären über Spanien nach Argentinien. Ende 1946 erhielt er von der Regierung Peróns (zweimaliger Präsident Argentiniens) eine Blanko-Einreisegenehmigung für 250 Kroaten. In Argentinien wurden sie vom Franziskanerpriester Blas Stefanic empfangen. Fast die gesamte UstaschaFührungsriege wurde auf den Weg der sogenannten „Rattenlinie“ nach Argentinien geschleust: Minister, KZ-Kommandanten, Plünderer und Massenmörder, unten ihnen Ante Pavelic, das ehemalige Staatsoberhaupt. UuiiiiUuuuu

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Neben Draganovic war eine ganze Schar weiterer kirchlicher Würdenträger in der Fluchthilfe aktiv. Zum Beispiel Erzbischof Iwan Butschko, der sich für die Freilassung einer ganzen Division der ukrainischen Waffen-SS aus britischer Kriegsgefangenschaft einsetzte. Für die erfolgreiche Rettung dieser „Blüte der ukrainischen Nation“ konnte er die persönliche Fürsprache von Pius XII. gewinnen. Die deutschen NS-Täter nahm der Leiter der österreichischen Sektion der PCA, Bischof Alois Hudal, unter seine Fittiche. Hudal war Rektor des deutschen Priesterkollegs, Vorsteher der deutschen Nationalkirche Santa Maria dell'Anima in der Via della Pace in Rom und träger des „Goldenen Ehrenzeichens der NSDAP. Massenmördern wie Eichmann, Priebke, Schwammberger oder Roschmann verdankten Hudal ihre Flucht. Bis heute ist unklar ob Papst Pius XII. selbst in das Nazifluchthilfenetzwerk involviert war. Unstrittig ist, dass er sich persönlich bei den Alliierten für die von Draganovic protegierten kroatischen Kriegsverbrecher einsetzte. Er attestierte den UstaschaGenerälen Vladimir Kren und Ante Moskov, „standhaft für die Anwendung humanitärer Prinzipien eingetreten zu sein“. Pius XII. verwandte sich zudem für zum Tode verurteilte Massenmörder wie Otto Ohlendorf, der als Führer der Einsatzgruppe D die Ermordung von 90 000 Juden befahl, oder Oswald Pohl, der als Chef des SS-Wirtschaftsverwaltungshauptamtes für die Verwaltung der Konzentrationslager verantwortlich war. 09


DON`T BELIEVE THE HYPE RELIGIONS- UND KIRCHENKRITISCHE VERANSTALTUNGSREIHE

Warum auch mit der Religion Staat zu machen ist 22. August 2011 | 19.30 Uhr | Café Morgenrot | Kastanienallee 85 Referent_innen: Junge Linke Jimmy Boyle Bei dieser Veranstaltung soll das geklärt werden was Staat und organisierte Religion jeweils voneinander haben und wie sie sich untereinander bedingen. Christlicher Fundamenatlismus Sexuelle Normalisierung und christliche Wiedererweckungin den USA 02. September 2011 | 19:00 Uhr | K9 | Kinzigstr. 9 Referent: Georg Klauda | In Kooperation mit: VOSIFA Ein Streifzug durch das Gestrüpp der christlichen Rechten in den USA, deren Einflüsse sich auch hierzulande bemerkbar machen. Georg Clauda ist Autor des Buches „Die Vertreibung aus dem Serail: Europa und die Heteronormalisierung der islamischen Welt“. Der klerikale Panzergeneral und sein Trupp Die braunen Seilschaften Joseph Ratzingers und der katholischen Kirche 08.09.2011 | 19:00 Uhr | Haus der Jugend Bunte Kuh | Bernkasteler Str. 78 Referent_innen: North-East Antifascists [NEA] und LAG Antifa Die.LINKE Piusbruderschaft, Rattenlinie, Lateranverträge mit faschistischen Regierungen, Holocausleugnung, Antisemitismus-Relativierung… Der Vortrag schafft einen Überblick über die braunen Verstrickung und Wurzeln der katholischen Kirche. Kirche und Staat - eine unheilige Allianz 14. September 2011 | 19.00 Uhr | Junge Welt-Ladengalerie | Torstr. 6 Referent: Carsten Frerk Carsten Frerk, Autor des “Violettbuches" über Kirchenfinanzen, wird in seinem Referat anhand von statistischem Material und selbst vorgenommenen Schätzungen belegen, wie der deutsche Klerus über ihre Kirchensteuereinnahmen hinaus von staatlicher Unterstützung profitiert. 10


Zwischen Verantwortung und Anpassung: der "Sündenfall" der katholischen Kirche und christliche Widerstandskultur 15.September 2011 | 20:30 Uhr | Bandito Rosso | Lottumstr.10a Referent_innen: von der Antifaschistische initiative Schöneberg (AIS) Trotz der unübersehbaren Gräul des Nationalsozialismus verhielt sich die Großkirche weitestgehend konform. Wir wollen in der Veranstaltung beleuchten warum es innerhalb der katholischen Lehre Anknüpfungspunkte zu reaktionären Weltanschauungen gab und gibt. Außerdem soll es um die Menschen gehen die den "antifaschistischen Kirchenkampf" als göttliche Pflicht begriffen. Meine Transpis, meine Schilder, mein Block. Bastelworkshop für die Anti-Papst-Demo. 18.September 2011 | 13:00 Uhr | Haus der Jugend Bunte Kuh | Bernkasteler Str. 78 Ab 13.00 Uhr gibt‘s Brunch und Lagebesprechung, ab 14.00 Uhr maximalen kalvinistischen Arbeitsethos! Fahrverbindungen zu den Veranstaltungsorten: Café Morgenrot: U2: U-Bhf. Eberswalder Str., Tram M12: Schwedter. Str. Haus der Jugend Bunte Kuh: Tram: 12, 27: Berliner Allee / Rennbahnstr., M4: Buschallee, Bus: 156, 255, N50: Berliner Allee / Rennbahnstr. | Bandito Rosso: U 2: U-Bhf. Rosa Luxemburg Pl., U8: U-Bhf. Senefelder Pl. | Junge Welt-Ladengalerie: U2: U-Bhf. Rosa Luxemburg Pl., Tram M2: Mollstr./ Prenzlauer Allee | K9: U5: U-Bhf. Samariter Str.

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...lebt von eurer Beteiligung. Wir haben einen Youtube-Kanal und eine FacebookSeite angelegt die bundesweit von Papstgegner_innen genutzt werden können. Um mehr Menschen gegen das “klerikale Megaevent” mobilisieren zu können ist es wichtig Informationen zentral zu bündeln, damit Jede_r, ohne langes Suchen, Zugriff darauf hat. Sendet Kirchen- und Papst-Kritische Videos an notwelcome@riseup.net, postet Artikel, Musik und was euch noch einfällt auf Facebook. L

SHIRTS, BEUTEL, BUTTONS GEGEN DEN PAPST UND SEINE BANDE

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"Der Mensch ist ein religiöses Tier. Er ist das einzige Tier, das seinen Nächsten wie sich selber liebt und, wenn dessen Theologie nicht stimmt, ihm die Kehle durchschneidet.” (Mark Twain)

DEMO GEGEN DEN PAPSTBESUCH 22. SEPT. 2011 | BERLIN | 16 UHR | INFOS FOLGEN 23. SEPT. 2011 | ERFURT | 18 UHR | BAHNHOF

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