Fight Back 02 - Antifa-Recherche Berlin - 2003

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FIGHT BACK MAI/03

TREPTOW

rechts: Detlef Cholewa (später Detlef Nolde) - FAP und NPD Aktivist (Foto AIB)

TREPTOW ENTWICKELTE SICH NACH DER SOG. WIEDERVEREINIGUNG ZU EINER HOCHBURG DER EXTREMEN RECHTEN IN BERLIN. FAST ALLE RECHTSEXTREMEN ORGANISATIONEN KONNTEN SICH HIER AUSTOBEN. BEI GENAUERER BETRACHTUNG WIRD ABER DEUTLICH, DAS FAST IMMER EIN FESTER KERN VON LOKALEN AKTIVISTEN HIERBEI DIE FÄDEN IN DER HAND HATTE.

BERLIN-TREPTOW Von diesen alten Aktivisten ist heute fast keiner mehr im Bezirk aktiv. Doch ihre Aufbauarbeit vor Ort sorgte dafür, dass immer wieder eine neue rechtsextreme, gewalttätige Jugendszene nachwächst - sich die Szene ständig reproduziert. Exemplarisch wollen wir hier die Entwicklung und die Umbrüche in der Treptower Nazi-Szene ausführlich beleuchten.

DIE ERSTE GENERATION Bereits zu DDR-Zeiten gab es vereinzelte Nazi-Aktivitäten im „roten“ Bezirk Treptow. Detlef Cholewa/Nolde verteilte Nazi-Propaganda im Bezirk und auch der Berliner Nazi-Kader Arnulf Priem trieb in Adlershof sein Unwesen, bevor er wegen „Unzucht“ und „staatsfeindlicher Propaganda“ inhaftiert und vom Westen freigekauft wurde. Schon die erste NachDDR-Nazi-Generation um die Nationale Alternative (NA) verfügte ab 1990 in Treptow über zahlreiche Mitglieder und Symphatisanten. Zu diesen zählten u.a. Karsten Hausmann, Edgar Meyer, Sabine

Lauenroth und der spätere Landser-Sänger Michael Regener. Auch der Westberliner Naziterrorist Ekkehard Weil ließ sich 1991 in Adlershof nieder. Regionale Aktivitäten gingen aus dem NA-Spektrum in Treptow jedoch nicht aus. Eine der ersten wirklich regional aktiven Nazigruppen in Treptow war die Freiheitliche Deutsche Arbeiterpartei (FAP). Die NaziKader Detlef Cholewa (später Detlef Nolde), Tino Stange und Sofia Boche (geb. 1963) bauten in den Jahren von 1992 bis 1995 in Treptow eine agile Ortsgruppe der FAP auf. Die meisten der Treptower FAPKader waren schon vorher in rechtsextremen Parteien organisiert gewesen. Detlef Cholewa/Nolde war Anfang der 90er Jahre als Vorsitzender des NPD-KV Berlin-Ost und Verantwortlicher der Jungen Nationaldemokraten (JN) Berlin/Ost aktiv. Später machte er sich zum Vorsitzenden der Kameradschaft Johannisthal, um dann Vorsitzender des Treptower FAPKreisverbandes zu werden. In der Berliner FAP brachte er es noch bis in den Landesvorstand und zum sogenannten Schulungsbeauftragten. Sofia Boche war Beisitzerin im Kreisverband Ost der Berliner

Republikaner und war Mitglied der Nationalen Offensive. Ihr Mann, Peter Boche, war sogar stellv. Vorsitzender des REP-KV Ost. Die FAP war mit ständigen Propagandaaktionen im Bezirk präsent, führte regelmäßige Kameradschaftsabende durch und terrorisierte alternative Jugendliche und Projekte. Nolde und Co. versuchten ständig in den verschiedenen Jugendclubs des Bezirkes Fuß zu fassen. Am 1. Mai 1994 versuchte die FAP in Johannisthal aufzumarschieren. Doch hunderte AntifaschistInnen stellten sich dem Häuflein FAP’ler erfolgreich entgegen und verhinderten so den Aufmarsch. Zu den lokalen FAPAnhängern zählten u.a.: Peter Boche, Jens König und Marco Spottek. Nach dem Verbot der FAP im Jahr 1995 wechselten die meisten FAP’ler in die Kameradschaft Treptow und in Die Nationalen e.V. Sofia Boche zog aus Treptow weg und tauchte später bei der NPD als Vorsitzende des Kreisverband HellersdorfMarzahn wieder auf. Detlef Cholewa/Nolde und Peter Boche waren erst mal für Die Nationalen aktiv und kandidierten für diese zur Wahl. Eine weitere Nazigruppe, die zu dieser Zeit in Treptow über zahl-


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