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Ein Arboretum für die Jagd

HEIMISCHE WALDVIELFALT AUF 5.000 m² EIN ARBORETUM FÜR DIE JAGD

im Bezirk Perg

TEXT & FOTOS: MARGIT LETTNER-DRAXLER

Geboren und sozialisiert in einem kleinen Ort im Machland, auf einem landwirtschaftlichen Betrieb inmitten von Tieren und reicher Natur, wuchsen meine Geschwister und ich in einer nahezu perfekten Umgebung auf. Kein Wunder, dass in mir schon bald der Wunsch entstand, einen Beruf mit Naturnähe zu ergreifen. Die beruhigende Wirkung von Natur und das ungezähmte Leben in den Auen haben mich von Kindesbeinen an fasziniert, und diese Leidenschaft ist nach wie vor ungebrochen der Motor meines täglichen Handelns. Naheliegend war, dass ich mich nach wenigen Überlegungen entschlossen hatte, den Beruf der Gärtnerin zu erlernen. Nach der Grundausbildung habe ich die Gärtnermeister-Ausbildung und noch weitere fachspezifische Prüfungen absolviert. Mit 25 Jahren führte mich mein

Berufsweg in die Gartenbaufachschule Ritzlhof, wo ich neben meiner Verantwortung für die Lehrgärtnerei an der Schule auch praktischen Unterricht gemacht habe, und so mein Wissen an die Schüler und Auszubildenden weitergeben durfte. Durch intensiven Austausch mit unseren jagdverbundenen Freunden war es beinahe ein logischer Schritt, dass sich mein Mann und ich für die Jagd zu interessieren begannen und schließlich im Jahr 2007 die Jagdprüfung ablegten. Der Fachbereich Gehölzkunde fiel mir als gelernte Gärtnerin damals wesentlich leichter als so manch anderen Teilnehmern. Da der Wald der Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten ist, ist es für den Jäger am Ort seines Wirkens wichtig, umfangreiches Wissen über

DER GEDANKE, EINEN PLATZ

ZU SCHAFFEN, WO DER ANGEHENDE JÄGER DIE VIELFALT DER HEIMISCHEN GEHÖLZE AUF KLEINEM RAUM SEHEN UND BEGREIFEN KANN, MANIFESTIERTE

SICH IN MIR IN KURZER ZEIT.

diesen Lebensraum zu haben. Nach der Absolvierung der Jagdprüfung habe ich fallweise die Jagdkursleiter für Jagdschutzorgane beim Fachgebiet Gehölzkunde unterstützt, indem ich Zweige, Triebe, Knospen und Blätter für die Kursteilnehmer gesammelt habe. Das Sammeln der vielfältigen Gehölztriebe war aufwändig, da man dazu viele unterschiedliche Standorte aufsuchen musste. Der Gedanke, einen Platz zu schaffen, wo der angehende Jäger die Vielfalt der heimischen Gehölze auf kleinem Raum sehen und begreifen kann, manifestierte sich in mir in kurzer Zeit. Ich wollte ein Arboretum schaffen und machte mich auf die Suche nach einem geeigneten Ort. Die Au-Landschaft, in der mein Mann und ich unseren jagdlichen Ausgang haben, erschien uns als perfekter Platz dafür. Mit Margarethe Habsburg-Lothringen haben wir unkompliziert und schnell eine passende Grundfläche gefunden und ihr Ehemann unterstützte uns nach Kräften. Unermüdlich begann ich nun, Gehölze bei den Baum- und Forstschulen zu sammeln, zeichnete einen Plan für die Struktur und den Aufbau des Arboretums. Ich achtete darauf, dass der Setzabstand zwischen den Bäumen jeweils 12 Meter betrug, damit die Bäume sich gut entfalten können, und dazwischen wurde mittig auf sechs Meter jeweils ein Strauch gesetzt, sodass der verfügbare Raum optimal genützt werden konnte. Bäume und Sträucher wurden in Reihen versetzt, um die Pflegemaßnahmen zu erleichtern. Derzeit wird die Wiese des Arboretums drei- bis viermal im Jahr gemulcht. Diese Pflanzarbeit brauchte Vorplanung. Da es um die Vielfalt der heimischen Bäume und Sträucher ging, wurde keine Art ein zweites Mal gesetzt. Der Reihenabstand – in der Reihe und zwischen den Reihen – wurde ausgemessen und mit Pflöcken markiert. Mit einem Erdbohrer wurden die Pflanzlöcher gebohrt. Die Setzlinge wurden dahingehend vorbereitet, dass die wurzelnackten Pflanzen über Nacht eingewässert wurden und ein Wurzelschnitt durchgeführt wurde. Nach dem Setzen wurde ein Fegeschutz angebracht, auch die breitwüchsigen Gehölze wurden speziell geschützt. Da das erste Jahr ein sehr trockenes war, wurden die Bäume und Sträucher regelmäßig bewässert. Bei diesen Arbeiten unterstützten mich Andreas Habsburg-Lothringen und mein Mann sehr tatkräftig. Auf einer Fläche von etwa 5000 m2 entstand so im Laufe der letzten drei Jahre ein Schaugarten mit 85 verschiedenen Gehölzen, die ausnahmslos mit deutschem und ebenso mit dem botanischen Namen beschriftet sind. Derzeit wird die Fläche noch vergrößert, um weitere heimische Baumarten zu pflanzen.

Es wurde also eine solide Basis geschaffen, um allen Jagdauszubildenden vor Ort die Gesamtheit der heimischen Gehölze und der Pflanzenwelt auf kleinem Raum erfahrbar zu machen. Diese Möglichkeit wurde auch schon von der Jagdkursleiterin in Perg, Magdalena Froschauer, mit Freude genutzt. Der Schaugarten ist noch jung und wird erst in ca. fünf bis zehn Jahre seine endgültige Form erreichen, eine parkähnliche Anlage, die die Vielfalt der heimischen Arten veranschaulicht. Dann erst kann man den Habitus der einzelnen Gehölze in seiner endgültigen Form sehen. Es ist im Bezirk Perg eine einzigartige Möglichkeit für Jungjäger und Jagdschutzorgane, ihr Wissen und die Kenntnisse rund um den Lebensraum Wald auf einfache und barrierefreie Art zu erweitern. Der Jäger kann dabei auch selbst erfahren, warum die Wildarten bestimmte Knospen so gern annehmen, indem er sie „verkostet“.

Abschließend bedanke ich mich sehr herzlich bei der Familie Habsburg-Lothringen für die Möglichkeit, dass ich dieses Projekt umsetzen konnte. Und bei meinem Mann Erwin für die vielen Stunden, die wir mit diesem Projekt gemeinsam verbracht haben.

Margit Lettner-Draxler und mit der Besitzerin des Arboretums Margarethe Habsburg-Lothringen. ZUR PERSON Praktikzierende Jägerin seit 2007, ausgebildetes Forstschutzorgan und Naturwacheorgan, Ausbildung zur landwirtschaftlichen Gärtnerin, Meisterprüfung im Zierpflanzen- und Gemüsebau, Floristin, Lehrlingsausbilderin in der Gartenbaufachschule Ritzlhof, Verantwortliche für die Lehrgärtnerei am Ritzlhof.