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mehr auf Bewegungsjagd setzen!“

UNTERAUSSCHÜSSE DES OÖ LANDESJAGDVERBANDES

Ein Unterausschuss ist eine Gruppe von besonders interessierten Menschen, die zu einem speziellen Teilgebiet den Entscheidungsträgern Vorschläge, Details, Studien oder Tipps geben, damit diese fundiert richtungsweisende Entscheidungen treffen können. Der OÖ Landesjagdverband hat – beschlossen durch den Landesjagdausschuss – verschiedene Unterausschüsse eingerichtet und deren Mitglieder bestellt, damit diese sich mit der jeweiligen Thematik tiefer und professionell auseinandersetzen. Die Ergebnisse dienen der Entscheidungsfindung des obersten Gremiums des Landesjagdverbandes sowie dem Landesjägermeister.

DER UNTERAUSSCHUSS FÜR DAS SCHIESSWESEN „DEN FOKUS NOCH MEHR AUF BEWEGUNGSJAGD SETZEN!“

Welche Ziele verfolgt der Unterausschuss für das Schießwesen, mit welchen Themen beschäftigt er sich aktuell? Gottfried Stadler, Delegierter des Bezirks Braunau zum OÖ. LJV und Vorsitzender dieses Gremiums, nimmt im Interview mit dem Oö Jäger dazu Stellung.

Das Schießen allein macht bekanntlich den Jäger nicht aus, aber ohne Schießen gibt es klarerweise keine Jagd. Welchen Stellenwert hat das Schießwesen im OÖ. Landesjagdverband? Gottfried Stadler: Sauberes Schießen ist ein Herzstück des Jägerhandwerks, es ist ein Ausdruck unserer Verantwortung dem Wild gegenüber. Der professionelle Umgang mit der Waffe im Jagdbetrieb ist nicht nur mitentscheidend für den Jagderfolg, sondern auch aus Sicherheitsgründen unverzichtbar und hat daher oberste Priorität. Neben der Vermittlung der Grundkenntnisse in der jagdlichen Ausbildung ist auch regelmäßiges Üben wichtig, wobei sich manche Anforderungen im Lauf der Zeit ändern. So werden z. B. heute mehr Bewegungsjagden auf Schalenwild ab-

Gottfried Stadler

Delegierter vom Bezirk Braunau

gehalten, daher hat der Kugelschuss auf bewegte Ziele stark an Bedeutung gewonnen.

Wie reagiert der OÖ. Landesjagdverband darauf? Wir werden in Abstimmung mit dem Ausschuss für Jungjägerausbildung schon bei den Jagdkursen verstärkt den Fokus auf diesen Bereich setzen, um auf Bewegungsjagden einerseits den Jagderfolg und andererseits die Sicherheit zu gewährleisten. Und wir werden die Schießanlage des OÖ. Landesjagdverbandes, den Schießpark Viecht, entsprechend gestalten, damit dort der Schuss auf den Laufenden Keiler sauber und auf dem neuesten technischen Stand geübt werden kann. In Deutschland wird heute schon vielerorts von den Teilnehmern bei Riegeljagden ein Übungsnachweis verlangt. Dieser Entwicklung können uns auch wir nicht verschließen.

Wie ist der aktuelle Stand beim Ausbauprojekt in Viecht? In einem ersten Bauabschnitt soll die Anlage für den Laufenden Keiler errichtet werden. Eine geschlossene Bauweise wäre bei diesem Projekt wegen der Auflagen – Absaugung, antistatische Ausrüstung und so weiter – sehr teuer, noch dazu angesichts der enormen allgemeinen Preissteigerungen am Bau. Das wäre derzeit wirtschaftlich nicht zu verantworten. Daher wollen wir eine offene Bauweise umsetzen. Es wird ein schalltechnisches Sachverständigengutachten eingeholt. Wenn alle behördlichen Genehmigungen vorliegen, wird der Landesjagdausschuss die nächsten konkreten Schritte beschließen. Ziel wäre es, 2023 mit der Errichtung zu beginnen.

Welche weiteren Baumaßnahmen sind geplant? Da gibt es mehrere Varianten. Im zweiten Bauabschnitt sind drei weitere Schießkanäle vorgesehen, eine 100-Meter-Anlage und zwei 200-Meter-Anlagen, außerdem Seminarräumlichkeiten z. B. für die Jungjägerausbildung und Sanitäranlagen. Langfristig müssen wir gemeinsam mit dem Pächter überlegen, wie es mit den derzeit vier Schrotschuss-Parcours weitergeht.

Ein 300-Meter-Schießkanal ist kein Thema mehr? Es gab zwar ursprünglich Überlegungen in diese Richtung, aber das Projekt wird aus Kostengründen aktuell nicht mehr weiterverfolgt. Für Jäger, die auf diese Entfernung üben wollen, bietet der OÖ. Landesjagdverband in Kooperation mit dem österreichischen Bundesheer ein Weitschuss-Training auf dem Truppenübungsplatz RamsauMolln an. Schließlich kann sich speziell bei der Gebirgsjagd die Notwendigkeit ergeben, weidgerechte Schüsse auch auf große Distanzen anzubringen.

Stichwort weidgerecht: Wie steht der Unterausschuss zu den Weiterentwicklungen bei Waffentechnik und Optik, etwa Nachtzielgeräten?

Das zählt nicht zu den Aufgaben des Unterausschusses für das Schießwesen. Es gibt klare rechtliche Rahmenbedingungen, die einzuhalten sind.

Anders als das regelmäßige Üben findet das jährliche Einschießen der Büchsen meist direkt im Revier statt. Jagdleiter berichten seit einiger Zeit vermehrt von Problemen mit Anrainern und Freizeitnaturnutzern. Soll darauf verzichtet werden? Sicher nicht! Die Überprüfung der Treffpunktlage der Waffe vor Beginn des neuen Jagdjahres ist gesetzlich gefordert, aus Gründen der Weidgerechtigkeit und somit des Tierschutzes. Der Jagdleiter hat die Verpflichtung, ein Einschießen durchzuführen, natürlich unter strenger Beachtung aller Sicherheitsauflagen. Eine vorherige Anmeldung bei der zuständigen Polizeidienststelle sollte jedoch unbedingt erfolgen und ist hilfreich, um eventuelle Probleme schon im Vorfeld zu vermeiden.

Sollte das regelmäßige Schießtraining für Jäger verpflichtend werden? Dass regelmäßiges Üben im Umgang mit der Waffe sinnvoll und wichtig ist, steht außer Frage. Jeder Jäger tut sich damit auch selbst etwas Gutes – wer will schon im entscheidenden Moment um den Jagderfolg kommen, weil es bei der Schießfertigkeit hapert? Wir setzen aber statt auf Verpflichtung auf das Verantwortungsbewusstsein der Jägerschaft und auf Anreize wie z.B. das Leistungsabzeichen „OÖ. Meisterschütze“, welches ein Ansporn für das Üben mit der Waffe sein soll. Erfreulich ist auch das Engagement im Wettkampfbereich, etwa beim jährlichen Österreichischen Jägerschaftsschießen. Ich bedanke mich in diesem Zusammenhang besonders bei HansJörg Bernhardt, der Interessierten als Ansprechpartner in Fragen des Schießwesens zur Verfügung steht.

Mitglieder im Unterausschuss für Schießwesen: (in alphabetischer Reihenfolge):

Del. Gottfried Stadler (Vorsitz) LJM-Stv. Ing. Volkmar Angermeier Landesschießreferent Hans-Jörg Bernhardt GF Mag. Christopher Böck RR Ing. Franz Kirchberger BJM DI Dr. Ulf Krückl Ing. Christian Mayr Del. Alois Mittendorfer Büchsenmacher Thomas Ortner LJM Herbert Sieghartsleitner

Der Plan für den Laufenden Keiler im Schießpark Viecht.