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bei der Nachsuche

ÜBER DIE VERANTWORTUNG DES SCHÜTZEN BEI DER NACHSUCHE „DIE PFLICHT DES SCHÜTZENS MUSS ES SEIN, DEN HUNDEFÜHRER BESTMÖGLICH ZU UNTERSTÜTZEN.“

TEXT: LHR BERNHARD LITTICH FOTOS: P. MAYR, CH. BÖCK, E. WAGNER

Die (erfolgreiche) Nachsuche beginnt eigentlich vor dem Schuss. Denn sollte sie tatsächlich erfolgen müssen, sollte der Schütze sich im Vorfeld bereits einiges überlegen, um einerseits Leid zu verkürzen, und andererseits das Lebensmittel Wildbret noch verwerten zu können. Wir haben Landeshundereferenten Bernhard Littich gebeten, uns seine Erfahrungen dazu zu schildern.

Lungenschweiß! Eine vielversprechende Nachsuche kann beginnen.

Kein Jäger wünscht sich bei der Jagd auf Schalenwild eine Nachsuche. Dennoch werden trotz aller Sorgfalt des Schützen bei der Schussabgabe, optimaler Optik und hochpräziser Munition immer wieder Nachsuchen anfallen. Der bekannte Spruch: „Man kann die Kugel nicht ins Ziel tragen“, wird auch in Zeiten immer modernerer Waffen Gültigkeit behalten. Man möchte, wenn man so mancher Diskussion unter „Weitschussexperten“ zuhört, allerdings glauben, die physikalischen Gesetze der Schwerkraft und des Windes haben sich geändert. Wir sollten uns bei der Abgabe eines Schusses auf Wild in unserem „Können“ nicht überschätzten, da nicht wir im Fehlerfall die Konsequenzen tragen, sondern das beschossene Wild! Die Pflicht des Schützen muss es daher sein, wenn trotz aller Selbstdisziplin und Sorgfalt eine Nachsuche notwendig wird, den Hundeführer bei dieser bestmöglich zu unterstützen. All jene, die schon alles zum Thema wissen, ersuche ich jetzt weiterzublättern, für Jungjägerinnen und Jungjäger sollte der Artikel ein kurzer Ratgeber sein, für die erfahrenen Weidkameradinnen und -kameraden eine Auffrischung.

WIE KANN NUN DEM GERUFENEN NACHSUCHENGESPANN GEHOLFEN WERDEN?

Am besten, wenn wir alle Fragen des Hundeführers wahrheitsgemäß beantworten (können). Dazu müssen wir aber schon vor dem Schuss einige Punkte beachten. Selbstverständlich sind alle Sicherheitsaspekte für die Abgabe eines Kugelschusses einzuhalten. Auch bestmögliche Bedingungen bei Auflage, Lichtverhältnissen und bei der Kaliberwahl sind sicherzustellen. Folgendes ist also zu tun:

Vor dem Schuss:

• Den genauen Standort des

Wildes merken. (Markante Punkte im Gelände oder am Horizont als

Bezugspunkte.) • Wie steht das Stück beim Schuss? (Im besten Fall breit.) • Auf welche Körperseite beschieße ich das Wild? • Steht das Stück allein oder im

Rudel/Rotte/Sprung? • Ist das Stück vertraut oder sichert es bereits?

Nach dem Schuss:

• Wie bin ich abgekommen? • Schusszeichen beachten – die am häufigsten gestellte Frage des Hundeführers. Nicht wenige

Schützen können diese Frage nicht beantworten, da sie bei der Schussabgabe „mucken“ und daher kein „zeichnen des Wildes“ beobachten konnten. Wenn dem so ist, dann ist es besser, dies dem Hundeführer mitzuteilen, als Falschangaben zu machen. Der Hundeführer zieht sonst verkehrte Schlüsse für die Nachsuche. Im Übrigen ergibt die Auswertung der vorhandenen

Pirschzeichen für den erfahrenen

Hundeführer meist ein sehr klares

Bild über den Sitz oder Nichtsitz der Kugel.

• Wenn diese Erkenntnis dann nicht zum Schusszeichen passt, das der

Schütze dem Hundeführer berichtet hat, dann fördert dies nicht die

Glaubwürdigkeit des Schützen. • Wenn das Wild im Feuer liegt, sofort repetieren und das getroffene

Stück durch die Zieloptik noch einige Zeit beobachten. (Krellschüsse, Hohlschüsse) • Wenn das Stück nicht im Feuer liegt - einprägen der Fluchtrichtung! • Was hören wir nach dem Schuss? (klagen, blasen, röcheln, brechen…) • An welcher Stelle ist das Wild in die Dickung gewechselt? • Flüchtet das beschossene Stück mit der Rotte/Rudel/ Sprung oder sondert es sich ab? • Wie flüchtet das Stück? (Bewegungsablauf, setzt es alle

Läufe ein) • Wenn das Stück geflüchtet ist,

Ruhe bewahren und nicht sofort zum Anschuss gehen.

Beim Anschuss:

• Vorsichtiges betreten, untersuchen und verbrechen des Anschusses! • Gefundene Pirschzeichen verbrechen.

Pirschzeichen:

Welche Pirschzeichen können wir am Anschuss finden: • Kugelriss • Geschoßteile (in Hindernissen vor dem Stück) • Schnitthaar • Deckenfetzen • Schweiß (Beschaffenheit des

Schweißes - hell, dunkel, rein, vermischt; Menge des Schweißes) • Knochensplitter (Beschaffenheit?

Z.B. Röhrenknochen) • Knochenmark (Anfangs durchsichtig, später weiß) • Zahnteile • Schalenteile • Wildbretstücke • Organteile (Beschaffenheit? Z.B.

Leberteile, Lungenstücke) • Pansen und oder Darmteile • Geweih- oder Gehörnteile

Der Schweißhund wird angesetzt. Wird er das Stück schnell finden?

Es empfiehlt sich, den Schweiß zwischen den Fingern zu reiben und daran zu riechen. Weidwundschüsse kann man riechen, da sich Schweiß mit Panseninhalt vermischt. Nicht selber „nachsuchen“ und so das Wild, bei nicht tödlichen Schüssen, wieder aufmüden. Selbstbeherrschung ist hier oberstes Gebot!

Vorbereitung der Nachsuche: • Hundeführer verständigen,

Treffpunkt vereinbaren. • Eventuell Jagdnachbarn über die bevorstehende Nachsuche informieren bzw. Erlaubnis einholen, wenn die Jagdgebietsgrenze überschritten werden könnte. • Der Schütze muss sich zur Nachsuche bereithalten. • Anordnungen des Hundeführers befolgen und alle Fragen korrekt beantworten. Alle diese Informationen können dem Hundeführer helfen, eine Nachsuche erfolgreich und schnell zu Ende zu bringen. In jedem Fall sollte aber unser Handeln dazu führen, Tierleid zu vermeiden zumindest aber, wo immer es möglich ist, zu verkürzen. Dieser Verantwortung darf sich keiner, der sich den grünen Rock anzieht, entziehen.

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INFORMATION Wie viel Schweiß hat eigentlich ein Stück Wild? Die Faustregel besagt ca. 70 ml pro kg Körpergewicht. • Rehwild (15 kg) = 1,050 l • Schwarzwild (70 kg) = 4,900 l • Rotwild (100 kg) = 7,000 l