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Serie: Der Jagdleiter – Der eierlegende Wollmilchkeiler

Jagdleiter Der

Der eierlegende Wollmilchkeiler

Jagdleiter zu sein, eventuell über viele Jahre, oder werden zu wollen, ist so leicht dahingesagt. In einer Serie des Oö Jägers wird diese vielfältige Aufgabe aus verschiedenen Seiten betrachtet. Es gibt mehrere Gruppen, die nicht unwesentliche Anforderungen an den Jagdleiter oder die Jagdleiterin (über 99 % sind es Männer) stellen und zwar:

Jagdausschuss

Landesregierung/ Bezirksverwaltungsbehörde

Einhaltung von Terminen, Kontrolle der Gültigkeit von Jagdkarten, kooperatives Verhalten, konsequentes Einschreiten Handschlagqualität, Verlässlichkeit und Lösungsorientiertheit, Partnerschaft, Gespräche, Freude an der Sache

Jagdleiter Der

Landesjagdverband/ Bezirksjägermeister

Kommunikation, Information, Abstimmung, Geschlossenheit, Verantwortung

Bevölkerung Jägerschaft vor Ort

Etwa 10 % der im europäischen Zentralraum lebenden Menschen wollen unter allen Umständen Führungskraft sein. Dieser Umstand bewirkt daher, dass es immer wieder Jäger geben wird, die aus diversen Motiven vorne stehen wollen! Nun ist es aber auch erforderlich, neben dem Wollen – Jagdleiter zu sein – vielfältige Fähigkeiten mitzubringen, um nicht zu scheitern. Die vom Jagdleiter mitzubringenden bzw. zu erlernenden Fähigkeiten werden im letzten Beitrag dieser Serie beschrieben. Vorab schon ein WEIDMANNSDANK allen fleißigen Jagdleitern, die nicht eigennützig, sondern zum Wohl unserer Gesellschaft, der Jagd, dem Lebensraum und dem Wild ihre wertvolle Zeit verschreiben!

DIE ERWARTUNGEN DES JÄGERS AN DEN JAGDLEITER INTERVIEW MIT EINEM EHEMALIGEN JAGDLEITER UND EINEM JUNGJÄGER

TEXT & INTERVIEW: DEL. JOHANN HACKL FOTO: J. PRIEMAIER

Die Ansprüche wurden von zwei Jägern bekanntgegeben, nämlich von Hans Bachleiter (Jäger in Maria Schmolln und ehemaliger Jagdleiter) sowie von Robert Kappacher (Jungjäger in Burgkirchen).

Oö Jäger: Ab wann wird der Jagdleiter als Führungskraft von der Jagdgesellschaft so akzeptiert, dass seine Aufgabe, die Jagdgesellschaft nach außen zu vertreten und im Inneren zu steuern, auch tatsächlich funktioniert?

Bachleitner: Wenn der Jagdleiter jagdfachlich ein Vorbild ist, er in der Bevölkerung akzeptiert wird und einen hohen Grad an sozialer Kompetenz mitbringt.

Was heißt, jagdfachlich ein Vorbild sein?

Bachleitner: Der Jagdleiter braucht ein hohes Maß an rechtlichem Wissen und muss dieses erklären und im Bedarfsfall anzuwenden wissen. Er muss alle relevanten Jagdarten für das Revier kennen und beherrschen und sich mit den Wildarten entsprechend auseinandersetzen. Er muss Entwicklungen in der Jagd aufgreifen und für die Umsetzung sorgen. Und, er muss den Wert von Traditionen kennen, vorleben und einfordern.

Was heißt, er muss ein hohes Maß an Akzeptanz in der Bevölkerung haben? Jägerschaft vor Ort

Bachleitner: Er muss Reden halten und Konflikte öffentlich austragen können. Er muss bei den Grundeigentümern bekannt sein und deren Anliegen so rasch als möglich bearbeiten. Er muss die Wildbretvermarktung vor Ort forcieren. Er muss der nichtjagenden Bevölkerung das Verhalten in der Natur erklären und positive Jägertätigkeiten herzeigen, z.B. die Kitzrettung.

Was heißt, einen hohen Grad an sozialer Kompetenz mitbringen?

Bachleitner: Er muss wissen, wie es einem Jungjäger nach der Prüfung geht und die wichtigen ersten Schritte organisieren. Z.B. dem Jungjäger oder der Jungjägerin einen Lehrmeister zuteilen und auch laufend hinterfragen, was geschieht. Er muss gerecht sein, denn die Mitjäger sind sehr sensibel und bei Ungerechtigkeiten äußerst empfindlich wie z.B. bei Reviervergaben, Abschussaufteilung, Einladungen, „Freunderlwirtschaft“. Er muss Tätigkeiten gerecht und nach Talenten verteilen und auf ältere Jäger Rücksicht nehmen, wenn es um Revierarbeiten geht. Er muss das Engagement der Jungjäger, Hundeführer und der sehr fleißigen Jäger belohnen.

Wie hast Du, Robert, als Jungjäger die ersten Lehrjahre in der Praxis erlebt, und wieweit stand diese Zeit im Einfluss des Jagdleiters?

Kappacher: Wahrscheinlich hatte ich großes Glück, denn mir wurde gleich zu Beginn vom Jagdleiter das Gefühl vermittelt, gebraucht zu werden. Ich wurde einem sehr erfahrenen Ausbildungsjäger zugeteilt, der meine Naturliebe und mein jagdliches Interesse nicht bremste, sondern durch diverse Maßnahmen förderte. Anfangs konnte ich mir gar nicht vorstellen, wie man ein altes Reh von einem mittelalten unterscheiden kann, aber mit der Zeit und den vielen Erklärungen durch meinen Lehrer, habe ich schön langsam Sicherheit bekommen. Ich bin dankbar dafür, angenommenes Mitglied unserer Jagdgesellschaft zu sein, mittlerweile alleine auf die Pirsch gehen zu können und auch ständig speziellere Jagdformen wie z.B. die Krähenjagd ausüben zu können.

Und wie siehts mit der Zeit aus, die der Jagdleiter aufzubringen hat, damit er diesen Ansprüchen gerecht wird?

Bachleitner: Ja, es ist eben so, dass das Amt einen hohen Aufwand für den Jagdleiter bedeutet. Wenn die Gruppe gemeinsame Ziele verfolgt, muss der Jagdleiter entsprechend Aufgaben verteilen, darauf vertrauen, dass die Vereinbarungen umgesetzt werden und notfalls eingreifen. Damit gibt er allen Mitjägern das Gefühl, wichtiger Bestandteil der Gruppe zu sein und kann so einen Teil der Tätigkeiten wie Kassier, Organisation von Treibjagden und Hegeringschießen, Verkehrsopferversorgung, Wildkammer, Wildbretvermarktung, Kitzrettung, Jungjägerausbildung delegieren. Es bleiben noch mehr als genug wichtige und dringend zu erledigende Arbeiten für ihn übrig.

Danke für das Gespräch! (In sehr netter Atmosphäre)

Wir

… IM SALZKAMMERGUT

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