Karosserie Journal 05. 2018

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Foto: Mercedes-Benz

05.2018

KAROSSERIE JOURNAL DER KAROSSERIEBAUTECHNIKER ÖSTERREICHS www.karosseriebautechnik.at

P.b.b. Abs. Bundesinnung der Fahrzeugtechnik, Berufsgruppe Karosseriebautechniker, Karosserielackierer und der Wagner, Schaumburgergasse 20/4, AT-1040 Wien, www.karosseriebautechnik.at

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EDITORIAL INHALT 03

Erik Paul Papinski Bundesinnungsmeister

UNTERSTÜTZUNG UNSERER BRANCHE IST UNSER OBERSTES ZIEL! Auf der Messe Automechanika in Frankfurt gab es 3 Hauptthemen: Digitalisierung, Facharbeitermangel und die Zukunft der Automobilindustrie. Nicht nur in Deutschland werden die drohenden Kündigungen von Tausenden Beschäftigten im Fahrzeugbau thematisiert. Das Nachwuchsproblem ist in vielen Ländern der Welt ähnlich gelagert, die gesuchten Lösungen dessen sind jedoch unterschiedlich. Auf der Automechanika zeigte der Deutsche Zentralverband Karos-

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AKTUELLES Neuestes Hybridauto für die Ausbildung KAROSSERIEREPARATUR Der neue Sprinter mit rund 1.700 Varianten LACKIERUNG Profi-Tipps für Lackprozesse im Winter

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Fachmesse Automechanika und mehr

serie- und Fahrzeugtechnik (ZKF) seinen Ansatz, den wir für unsere Berufsmessen in Österreich auch in Betracht ziehen könnten. Auf der Facebook-Seite „Lehre zum Karosseriebautechniker“ besteht für Sie die Möglichkeit, unsere geteilten Videos des ZKF über die

IMPRESSUM / OFFENLEGUNG

Präsentation der Berufe „Karosseriebauer und Lackierer“ anzusehen. Am ZKF-Stand fertigten und lackierten Lehrlinge Elefanten aus Blech. Mit diesem sympathischen Auftritt gelingt es, Vorurteile gegenüber unseren Berufen, die oft mit Lärm und Schmutz verbunden werden, abzubauen. Die oberösterreichische Landesinnung geht hier einen eigenen Weg. Der Berufsschule Wels wurde ein havariertes, modernes Hybridfahrzeug und ein Diagnose- und Kalibriergerät zur Verfügung gestellt. Nur so ist gewährleistet, das von der Wirtschaft geforderte Ausbildungsniveau zu erreichen. Hier ist der Beweis, dass die oftmals geäußerte Kritik, „die Innung horte nur Geld“ unrichtig ist. Wir unterstützen die Branche dort, wo der Staat keinen Beitrag leistet, denn es ist uns ein Anliegen, die Jugend für unseren Beruf zu begeistern. Die fortschreitende Digitalisierung zeigt sich im vermehrten Verbau von Assistenzsystemen in Fahrzeugen, die von unseren Fachbetrieben repariert und kalibriert werden müssen. Repair-pedia ist mit

HERAUSGEBER: Bundesinnung der Fahrzeugtechnik BG Karosseriebautechniker, Karosserielackierer und der Wagner Schaumburgergasse 20/4, AT-1040 Wien Tel.: 01 505 69 50-129, Fax: 01 253 30 33 93 20 E-Mail: karosseriefachbetrieb@bigr2.at VERANTWORTLICH FÜR DEN INHALT: Bundesinnung der Fahrzeugtechnik Berufsgruppe Karosseriebautechniker, Karosserielackierer und der Wagner Konzept und Design: Werbeagentur Werbeconnection / PMDM Druck: BTS Druckkompetenz GmbH, Holthausstraße 2, AT-4209 Engerwitzdorf

Sicherheit der erste Schritt ins digitale Zeitalter. Umso wichtiger ist es für freie Werkstätten, dies auch zu nutzen, da die Branchenlösung gerade ihnen einen unbezahlbaren Mehrwert bietet. So

MIT FREUNDLICHER UNTERSTÜTZUNG

stehen in repair-pedia alle aktuellen Rückrufe zum Nachlesen bereit. Wir haben seitens der Innung für Sie, unsere Fachbetriebe, die Lösungen vorbereitet – jetzt liegt es an Ihnen, diese zu verwenden. www.standox.at

www.nexaautocolor.com

www.sehon-lackieranlagen.de

Ihr Erik Paul Papinski www.spieshecker.at

KAROSSERIE > Journal 02

www.sikkenscr.at

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LERNOBJEKT MIT 300 KM AM TACHO U nter der Devise „Learning by doing“ übergab die oberösterreichische Landesinnung der Karosseriebautechniker einen reparaturbedürftigen Prius Hybrid und ein modernes Diagnoseund Kalibriersystem an die Berufsschule Wels 1.

Foto: W. Simlinger/cityfoto.at

Die Schüler gingen mit ihrem neuen „Unterrichtsgegenstand“ sofort auf Tuchfühlung.

Foto: Wolfgang Simlinger/cityfoto.at

Foto: W. Simlinger/cityfoto.at

Berufsschüler der BS Wels bei der Schlüsselübergabe mit Berufsschulinspektor Dipl.-Päd. Ing. Friedrich Schneeweiß, Berufsschullehrer VL Dipl.-Päd. Alois Eichelseder, Welser Bürgermeister Andreas Rabl, BIM Erik Paul Papinski und Bildungsreferent Erwin Aichberger (v. l. n. r.)

Gemeinsam mit den AUTEL Technikern (l. Mike Richter) überreichte BIM Erik Paul Papinski das moderne Diagnose- und Kalibriersystem an Direktor Walter Mitterschiffthaler.

Die Fahrzeughavarie ist das neueste Model und hat gerade einmal 300 Kilometer

lieferung des Fahrzeuges bedankte sich Papinski beim

auf dem Tacho – genau das passende Auto für eine Lehrwerkstätte. „So gesehen

ÖAMTC Oberösterreich. Um das Fahrzeug praxisge-

können Lehrlinge mit einem intakten Fahrzeug im Berufsschulunterricht wenig recht und perfekt wieder instandsetzen zu können, anfangen“, begründet Erik Paul Papinski, Bundesinnungsmeister und oberöster-

bekamen die Karosseriebautechniker-Lehrlinge auch

reichischer Berufsgruppensprecher der Karosseriebautechniker, warum die Bran-

ein wichtiges Tool mitgeliefert, und zwar ein AUTEL

chenvertretung jetzt den Karosseriebautechniker-Lehrlingen einen havarierten

MaxiSys MS906TS Diagnose- und Kalibriersystem. „Es

Toyota Prius Hybrid ins Klassenzimmer gestellt hat. Erik Paul Papinski überreich-

ist es wichtig, den Berufsnachwuchs so professionell

te den Schlüssel für das Lernobjekt an Berufsschuldirektor Walter Mitterschifftha-

wie nur möglich zu qualifizierten Fachkräften auszubil-

ler und seine Schüler gemeinsam mit der Spartenobmann-Stellvertreterin Gerda den. Dazu gehört auch ein Berufsschulunterricht mit Kainberger, dem Landesinnungsmeister der oberösterreichischen Fahrzeugtechni-

größtmöglichem Praxisbezug“, so Papinski. Alle Fotos

ker Jörg Silbergasser, dem Bildungsreferenten der Karosseriebautechniker Erwin von der Fahrzeugübergabe finden Sie online: Aichberger und dem Welser Bürgermeister Andreas Rabl. Für die kostenfreie An- https://www.cityfoto.at/content/de/fotogalerie/14303

UNSER KANDIDAT FÜR KAZAN 2019 Im Rahmen von National Competition WorldSkills Italy 2018 in Bozen sind heuer im Wettbewerbsberuf Karosserietechnik – außer Konkurrenz – zwei österreichische

Foto: Erwin Aichberger

Jungfachkräfte angetreten: Dominik Eidler von der Porsche Inter Auto GmbH & Co KG in Wiener Neustadt sowie Stefan Bayer von der Karosserie-Akademie Wilfried Mennel GmbH in Alberschwende. Für sie ging es um das österreichische Ticket für die Teilnahme an den WorldSkills 2019. Dominik Eidler hat letztendlich das Match für sich entschieden und wird unsere Branche in Kazan vertreten. „Beide Teilnehmer zeigten ausgezeichnete Leistungen, Dominik hat mit einem knappen Vorsprung das Rennen für sich entschieden“, sagt Erwin Aichberger, Bundesbildungsreferent der Karosseriebautechniker. Experte Wilfried Mennel, Chef der Karosserie Akademie, wird Dominik Eidler bei den Vorbereitungen auf den Bewerb begleiten. Im Trainingsteam ist auch Simon Winder, unser Teilnehmer bei den WorldSkills 2017 in Abu Dhabi. Wir werden über die Vorbereitungen berichten.

Dominik Eidler (obere Reihe, 3. v. l.) wird die österreichischen Karosseriebauer bei der Berufsweltmeisterschaft WorldSkills 2019 in Kazan/Russland vertreten.

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BEREIT FÜR TRANSPORTAUFGABEN

Bild: Jürgen Klasing

Die Redaktion des „Karosserie Journal” war exklusiv zur Besichtigung der Rohbaufertigung im Mercedes-Werk Düsseldorf eingeladen. Hier im Vordergrund ein Sprinter als Kombifahrzeug oder Kleinbus mit hohem Dach, Standardradstand und Fenster hinten.

S

eit April rollt der neue Sprinter von MercedesBenz im Werk Düsseldorf vom Band. Der Transporter kann in ganz verschiedenen Fahrzeuglängen, Radständen, Dachhöhen, Tonnagen und Antrieben konfiguriert werden, je nach Transportaufgabe des Kunden.

VIELE FAHRZEUGVARIANTEN Die Variantenzahl des neuen Sprinters liegt bei ca. 1.700! Der Heckantrieb lässt sich mit drei Radständen und vier Aufbaulängen kombinieren. Der erstmals verfügbare Frontantrieb steht mit zwei Radständen und zwei Fahrzeug-Aufbaulängen zur Wahl, der Allradantrieb wird nur mit dem mittleren und langen Radstand erhältlich sein. Das Fahrgestell mit Einzelkabine gibt es als Front- oder Heckantrieb; die Doppelkabine gibt es nur in Verbindung mit dem Heckantrieb. Dazu kommen die unterschiedlichen Aufbaulängen (= Fahrzeuglängen): beim Frontantrieb die Aufbaulängen A1 (5.261 mm) und A2 (5.926 mm); beim Heckantrieb zusätzlich die Aufbaulängen A3 mit 6.956 mm, mit 1.610 mm Überhang hinten und einer Ladelänge von 4.400 mm. Die Aufbaulänge A4 misst 7.361 mm, mit 2.015 mm Überhang hinten und einer Ladelänge von 4.800 mm.

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Bild: Jürgen Klasing

Deutlich sichtbar: die Stufe zwischen Fahrerhaus und Ladeboden.

Zwei weitere Stellgrößen erweitern die Variantenvielfalt nochmals: erstens die Dachvarianten Standard, Hoch und Superhoch; letztere besteht aus GfK und wird geklebt. Zweitens lassen sich die Schiebetüren je einmal rechts oder links anordnen beziehungsweise beidseitig. Nicht zu vergessen die Variante ohne Schiebetüren, die zum Beispiel für Kühlfahrzeuge mit ausschließlich Heckbeladung vorgesehen ist, die jedoch selten nachgefragt wird. Unter Berücksichtigung der möglichen Tonnagen des Transporters von 3,0 bis 5,5 Tonnen ergeben sich weitere Varian-


ten beziehungsweise sind bestimmte Kombinationen nicht verfügbar. Auch die erstmals angebotene Fahrzeugvariante des Triebkopfes ist schließlich ein Sprinter, wenn auch nur im vorderen Teil.

Bild: Jürgen Klasing

Bild: Jürgen Klasing

Gut sichtbar – die Fügetechnik des Punktschweißens am Dach des Fahrerhauses innen. Nur der Rohbau zeigt die Laserschweißnähte am Ladeboden, die diesen mit der darunter liegenden Rahmenstruktur verbindet.

MODIFIZIERTES DESIGN Mercedes-Benz hat das Design gründlich überarbeitet: Entstanden ist ein Transporter mit einer neuen Vorderwagenstruktur inklusive neuer Kotflügel und Motorhaube. Die Übergänge in den Seitenwänden sind fließender, die Heck- und Schiebetüren sowie die Heckleuchten tragen eine neue Handschrift. Stehen das neue Modell und sein Vorgänger nebeneinander, fällt der Unterschied an der Motorhaube auf, die neue verläuft umgreifend auf die seitlichen Kotflügel. Kleines Detail, große Auswirkung: Bei den Scharnieren der Hecktüren waren bisher seitliche Puffer an Tür und Seitenwand notwendig, um beim Aufklappen die Seitenwand nicht zu beschädigen. Die neuen Scharniere der Hecktüren erlauben ebenfalls einen Schwenkradius von 270 Grad, jedoch wird jetzt die Öffnung begrenzt. Der neue Vorderwagen des Sprinters kann die bestehenden Antriebsarten wie Front-, Heck- und Allradantrieb aufnehmen und auch für die elektrische Antriebseinheit muss dieses PlatzBild: Jürgen Klasing

angebot reichen. Neu ist auch die Vorderachse mit einem MacPherson-Federbein. Zudem wurde die Vorderachse um neun Millimeter nach vorne verlagert und die Spur um 50 Millimeter verbreitert, sodass zusätzlicher Platz gewonnen wurde. Im Hinterwagen wurde die Achse um 250 Millimeter nach hinten verschoben und die Spur um 53 Millimeter verbreitert.

LEICHTE BAUART Die neue Variante des Frontantriebs ermöglicht es, den Ladeboden ab der B-Säule um 80 Millimeter abzusenken. Bei dieser Variante werden dann die Hecktüren in der Höhe entsprechend angepasst. Erstmals wird auch die Variante eines Triebkopfs angeboten, der es erlaubt, sehr spezielle Fahrzeuge mit einem Mercedes-Sprinter-Vorderwagen zu bauen, beispielsweise Camping- und Reisemobile. Im Lastenheft des Sprinter-Karosseriebaus standen mehrere Entwicklungsziele: Eines der wichtigsten war, das Gewicht des Fahrzeugs zu senken, um die Nutzlast erhöhen zu können. Zudem mussten die aktuellen gesetzlichen Vorgaben in Sachen Sicherheit und Geräuschdämmung erfüllt werden. Aktuell werden im Werk Düsseldorf die Aufbauvarianten mit Heckantrieb und den drei möglichen Radständen, also die Aufbaulängen A1, A2, A3 gefertigt. Die Aufbaulängen A3 und A4 haben den gleichen Radstand, aber unterschiedliche Überhänge hinten. Dazu können die Schiebetüren optional rechts, links oder beidseitig angeordnet sein. Die Rohbaukarosserie des Sprinters kann je nach Aufbaulänge, Tonnage sowie Türund Fensterkonfiguration zwischen 650 und 800 Kilogramm wiegen.

FRONTANTRIEB IST NEU

Das Laserlöten wird zwischen Seitenwand und Dachrahmen oben angewendet und dabei entsteht eine Sicke. Diese ist nach dem KLT-Prozess nicht mehr als Fügestelle zu erkennen.

Der für Mercedes-Transporter neue Frontantrieb machte einige Veränderungen im Karosseriebau notwendig: Durch den Wegfall der Kardanwelle für den Hinterradantrieb konnte der Ladeboden, der ab der B-Säule beginnt, um 80 Millimeter abgesenkt werden. Daraus resultiert ein größeres Ladevolumen und eine tieferliegende Ladekante beziehungsweise Einstiegshöhe. Außerdem müssen die Hecktüren und die Radhäuser nach unten verlängert werden.

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Bild: Jürgen Klasing

Beispiel an der Seitenwand innen oder an den Dachspriegeln zu erkennen. Der Festigkeitskleber ist zwischen den Schweißpunkten an den Flanschen aufgebracht. Beide Klebstoffe erhalten ihre volle Festigkeit erst im KTL-Prozess, wo sie aushärten. Das Fügen mittels Laserschweißen (Lasersteppnähte) wird am Ladeboden eingesetzt, um ihn mit der darunter liegenBlick auf die Seitenwand hinten innen, wo das Innenblech mit einem Stützklebstoff zur Außenplatine verbunden wird. den Rahmenstruktur zu verbinden. Auch die Dachplatine wird mit dem Dachrahmen durch LaserBAUWEISE: STAHL schweißen verbunden. Diese durchgängige Kehlnaht ist nach Wie das Vorgängermodell fertigt Mercedes auch den neuen dem KTL-Prozess nicht mehr zu erkennen und erfordert in der Sprinter als Ganzstahlkarosserie. Dabei verwenden die KonRohbaufertigung eine sehr große Spanntechnik. Die Fügetechstrukteure in der Außenhaut weiche, elektrolytisch verzinkte nik des Laserlötens wird zwischen der Seitenwand und dem Tiefziehstähle. Die niedrige Streckgrenze und die hohen BruchDachrahmen oben angewendet, es entsteht eine Sicke. Einige dehnungen erlauben es, auch komplexe Blechteile zu produkleine MAG-Schweißnähte sind z. B. am Heckrahmen unten zieren. Für funktionsrelevante Strukturbauteile im Vor- und und am Bodenblech zu finden, weil hier nur eine einseitige Unterbau kommen vorwiegend feuerverzinkte mikrolegierte Zugänglichkeit gegeben und/oder zusätzliche Festigkeit erforStähle und Dualphasenstähle mit Festigkeiten von bis zu derlich sind. 600 MPa zum Einsatz. Warm umgeformte Stahlbleche setzen die Ingenieure nicht ein. Im Vorderwagen sind der StossfängerJürgen Klasing querträger und die beiden Längsträger vorne in Schalenblechbauweise gefertigt. Die seitlichen Schweißpunkte an den Längsträgern deuten auf innenliegende Verstärkungen hin.

FÜGETECHNIKEN Wie für eine Stahlkarosserie üblich, steht das Punktschweißen als Fügetechnik im Mittelpunkt. Je nach Variante verbinden circa 7.500 Schweißpunkte die Blechteile zu einer Karosserie. Zusätzlich erhöht ein Klebstoffeintrag die Festigkeit und Stabilität. Der Stützkleber ist zum

Bild: Jürgen Klasing

Neu beim Sprinter sind die geschraubten Türscharniere vorne, hier der obere Befestigungspunkt.

KAROSSERIE > Journal 06


PRAXISTIPP: RICHTIG LACKIEREN IM WINTER Foto: Axalta Coating Systems/Standox

Für das Lackieren im Winter gelten erschwerte Bedingungen, doch mit ein paar einfachen Maßnahmen erzielt man erstklassige Ergebnisse.

E

rfahrene Lackierer kennen das Problem: Sobald der Winter naht und die Nächte kälter werden, muss man sich in der Arbeitsvorbereitung darauf einstellen. Denn bei niedrigen Temperaturen können beispielsweise Klarlacke oder Härter dickflüssiger werden – und das macht es weitaus schwieriger, sie zu verarbeiten. Fritz Pewny, Technischer Trainer Standox Österreich, gibt Tipps für das Lackieren im Winter.

1. TIPP: 20 GRAD CELSIUS SIND IDEAL Bei vielen chemischen Vorgängen – und die spielen auch beim Lackieren eine große Rolle – ist die Temperatur von entscheidender Bedeutung. Darum muss der Lackierer diesem Punkt in der bevorstehenden kalten Jahreszeit besondere Aufmerksamkeit schenken. „Die heutigen Lacksysteme sind ziemlich robust, sie verzeihen bis zu einem gewissen Grad auch nicht perfekte Umstände“, erklärt Fritz Pewny. „Dennoch sollte ein Fachbetrieb gewisse Mindestbedingungen sicherstellen, um auch im Winter professionell arbeiten zu können. Insbesondere bei der Lagerung und Verarbeitung von VOC-konformen Klarlacken sollten Temperaturen von 20 Grad Celsius nicht unterschritten werden. Dabei sind optimale Viskosität und Verspritzbarkeit sichergestellt. Wasserbasierende Produkte müssen unbedingt vor Frost geschützt werden!“

2. TIPP: KALTE LACKE NICHT STÄRKER VERDÜNNEN Pewnys zweiter Tipp für die Winterpraxis: „Erscheint Ihnen ein Lackprodukt schon beim Anmischen deutlich zähflüssiger

als gewohnt, sollten Sie als erstes seine Temperatur und gegebenenfalls die Viskosität prüfen. In den meisten Fällen ist das Material einfach nur zu kalt.“ Vom weiteren „Runterverdünnen“ mit mehr Verdünnung rät er eindeutig ab. „Das wäre die falsche Methode, sie kann später zu Lackierfehlern wie ‚Orangenhaut‘ führen.“ Und dann hilft auch der Versuch nicht, die Arbeit durch weiteres Überlackieren zu retten. Das funktioniert in der Regel nicht – im Gegenteil: Durch die Überbeschichtung können Kocher und Läufer auftreten.

3. TIPP: AUCH FAHRZEUGE INS WARME STELLEN Das Thema Wärme betrifft jedoch nicht nur die Lackkomponenten – auch die Karosserie des Wagens darf nicht zu kalt sein. Andernfalls bildet sich beim Erwärmen ein feiner Feuchtigkeitsfilm auf der Oberfläche. Dies kann zu Problemen bei Verlauf, Oberflächenbenetzung und Haftung des frischen Lacks sowie zu Langzeitschäden durch Blasenbildung führen. Ein perfektes Arbeitsergebnis wird somit praktisch unmöglich. Pewnys Tipp: „Stellen Sie das Fahrzeug möglichst schon vor der Lackierung für einige Zeit in die beheizte Halle.“

4. TIPP: AUF GUTE REINIGUNG DER KAROSSERIE ACHTEN Fritz Pewny weist noch auf einen weiteren Punkt hin, der im Winter zu beachten ist: Streusalzreste auf der Karosserie. Auch sie können lästige Lackfehler (zum Beispiel Blasenbildung durch Osmose) verursachen, die dann aufwendige Nacharbeiten notwendig machen. Vermeiden lässt sich dies nur durch besondere Sorgfalt bei der Reinigung der Karosserieteile. „Der Aufwand lohnt sich. Die dafür aufgewandte Zeit macht sich später bei Qualität und Langlebigkeit der Lackierung bezahlt“, sagt er. „Die Salze lösen sich übrigens nur in Foto: Axalta Coating Systems/Standox Wasser – verwenden Sie daher einen wässrigen Silikonent- Fritz Pewny, Technischer Trainer ferner.“ Standox Österreich

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SPLITTER

ROST-CHECK IM 5. JAHR

DAS WAR DIE AUTOMECHANIKA 2018

an 14 Stützpunkten in Wien, NÖ und im Burgenland eingeladen. In we-

Die erfolgreiche Aktion von ÖAMTC, der Bundesberufsgruppe der Karosseriebautechniker und des Rostschutzexperten DKS Technik GmbH ist zum 5. Mal gestartet. Im September und Oktober sind ÖAMTC-Mitglieder sowie Nicht-Mitglieder zum kostenlosen Rost-Check

Viele Neuigkeiten, über 5.000 Aussteller und rund 136.000 Besucher

nigen Minuten wird im Beisein des Fahrzeughalters eine umfangreiche

– das war die 25. Ausgabe der Fachmesse in Frankfurt. Für Karosserie-

Rostanalyse durchgeführt und ein Befund erstellt. In den vergangenen

und Fahrzeugbauer bot die Halle 11 einige Highlights zur Blechbear-

Jahren wurden über 1.000 Fahrzeuge kontrolliert. Die Hälfte der bis

beitung und Fügetechnik sowie Lackiertechnik. Wer Interesse an Oldti-

zu fünf Jahre alten Autos wies Rostmängel aufgrund ungenügendem

mern hat, wurde in der neuen Halle 12 von schönen, alten Fahrzeugen

Unterboden- und Hohlraumschutz auf.

verwöhnt. Auch der deutsche Berufsverband ZKF zeigte an einem der

Das Video „Jedes Auto rostet“ veranschaulicht, wie schnell Rost ent-

vier Stände alles rund um das Berufsbild des Oldtimerspezialisten und

stehen kann, und liefert Argumente für Kundengespräche:

gab Hinweise zum „Oldtimerfachbetrieb“.

https://www.youtube.com/watch?v=78KaE3Y2LwI

Beim Schadentalk wurde unter anderem über Arbeitszeitwerte in den Kalkulationssystemen diskutiert, wobei das IFL als Clearingstelle auftritt. Fehlermeldungen von den Betrieben werden durch das IFL überprüft und korrigiert. Alle aktuellen IFL-Mitteilungen sind in der Branchensuchmaschine repair-pedia abrufbar (Link zur einmaligen Registrierung: https://www.repair-pedia.eu).

Der ZKF war mit vier Ausstellungsplätzen an der Automechanika vertreten, hier die Blechbearbeitung in Halle 11 am Gemeinschaftsstand. Bild: ÖAMTC

Initiatoren der Aktion Florian Melchert, ÖAMTC-Stützpunktleiter der Dienststelle Erdberg, BIM Erik P. Papinski, Jakob Pfleger, Leiter der ÖAMTC-Stützpunkte Wien, NÖ und Burgenland, und Thomas Knapp, DKS Technik GmbH (v. l. n. r.).

REZERTIFIZIERUNG FÜR DELLENDRÜCKER

Der Thematik Oldtimer wurde in der Halle 12 viel Platz eingeräumt und auch über Berufsbilder, Ersatzteile und Werkstattausrüstung informiert.

Wie das Karosserie Journal 4/2018 berichtete, wurde die Zertifizierung für Dellendrücker durch die Bundesinnung neu gestaltet. Zertifizierte Dellendrücker (vormals TÜV-zertifizierte) haben nun die Möglichkeit, Alle Bilder von Jürgen Klasing

ihr Zertifikat um vier Jahre zu verlängern. Der neuerliche Nachweis der Kompetenz erfolgt durch ein Fachgespräch und gegebenenfalls eine praktische Prüfung sowie die Vorlage einer maximal 26-Monate alten

Mike Richter von der Firma AUTEL führte uns das universale Kalibrierungssystem ADAS vor. Mit einem mobilen Tablett kann der Anwender alle Assistenzsysteme (mit Radar, Kamera oder Sensoren) an nahezu allen Fahrzeugmodellen schnell überprüfen oder einstellen. Dies ist nach einem Teiletausch oder einer Unfallreparatur für die Karosseriebetriebe eine wichtige abschließende Arbeit. AUTEL aktualisiert die Messdaten für die Fahrzeuge wöchentlich.

Teilnahmebestätigung einer von der Bundesinnung der Fahrzeugtechnik ausgeschriebenen Dellendrücker-Fachveranstaltung. Es dürfen weiters keine unangebrachten Beschwerden gegen den Zertifikats-inhaber und kein Entzug des Zertifikats vorliegen. Die erste Fachveranstaltung findet am 10. November 2018 statt. Alle Details dazu erhalten die Dellendrücker auf der Homepage www.dellendruecker.at.

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