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„TANZ DER WUT“ WAS SEXUELLE GEWALT MIT DER SEELE MACHT

Wie würdest du das Stück „Tanz der Wut“ beschreiben?

Das getanzte Theaterstück „Tanz der Wut“ von Andréa Bescond und Eric Métayer befasst sich mit einem der abscheulichsten Themen unserer Gesellschaft: sexueller Gewalt von Minderjährigen durch Verwandte oder Freunde der Familie. Eine schmerzbehaftete Thematik, deren Darstellung in Form eines Theaterstücks eine komplexe Herausforderung ist. Mit der Choreographie und Inszenierung von Christina Comtesse und Silvia Armbruster sowie der schauspielerischen Umsetzung durch Corinne Steudler wird die Bandbreite an Emotionen eines Traumas greifbar. Die Triggerwarnung in der Beschreibung des Stückes spricht für die Intensität der Umsetzung. Auf der Bühne im Kemptener Stadttheater ist Corinne Steudler schon länger zu Hause. Durch welchen Umweg sie zur Schauspielerei gekommen ist, was sie mit ihrer Arbeit ausdrücken möchte und was sie gerne einmal ihrer Rolle Odette sagen möchte, verrät sie uns im Interview.

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Das Stück schildert die Abgründe und Folgen jahrelanger sexueller Gewalt an einem Mädchen. Es ist intensiv, direkt, körperlich, bösartig, emotional, energetisch sowie humorvoll.

Was bewegt dich dazu, eine emotional sehr belastende Rolle wie die der Odette in „Tanz der Wut“ anzunehmen? Kannst du diesen Schmerz nach Verlassen der Bühne ablegen oder belastet dich die Schwere dieser Rolle auch im privaten Leben?

Die Herausforderung! Ich kann die Rolle ablegen und nehme sie nicht nach Hause mit – zum Glück!

Nutzt du bei schwierigen Charakteren wie dem der Odette die Methoden des Method Acting? Wenn ja, erkläre bitte unseren Leser:innen, wie das genau funktioniert.

Ich halte Method Acting für keine sinnvolle Schauspielmethode, da man beim gezielten Aufrufen von durchlebten Emotionen

Schauspielerin

Gefahr läuft, sich zu retraumatisieren.

Was möchtest du mit dem Stück ansprechen? Jeder siebte Mensch in unserer Gesellschaft wird Opfer sexueller Gewalt. Findest du, dass dieses Thema medial oder künstlerisch ausreichend behandelt wird? Ich nicht. Zur Enttabuisierung möchte ich mit diesem Stück beitragen.

Was würdest du als Corinne gerne der kleinen und der großen Odette sagen?

Du allein entscheidest über das Tempo des Heilungsprozesses. Nimm dir Zeit und vergib auch dir selbst, weil man sich oft schuldig fühlt, obwohl einen selbst wirklich keine Schuld trifft!

Gibt es etwas, was du Frauen, denen Missbrauch angetan wurde, sagen oder raten möchtest?

Es gibt Fachstellen und Menschen, die euch helfen können. Hier in Kempten etwa den Frauennotruf, bei dem übrigens nicht nur Frauen um Hilfe bitten können.

Wie bist du zur Schauspielerei gekommen?

Über den Tanz! Deshalb verbindet „Tanz der Wut“ auch meine zwei Leidenschaften. Während des Studiums schlug ich dann immer mehr die Schauspielrichtung ein.

Du gehörst schon länger zum Ensemble des Stadttheaters Kempten. Was war bis jetzt die herausforderndste, deine liebste und unliebsamste Rolle?

Es gab keine Rolle, die ich nicht gerne gespielt habe. Am meisten Spaß machen mir Rollen, für die ich neue Fähigkeiten erlernen darf, zum Beispiel Tuchakrobatik für Shakespeares „Der Sturm“ oder Trampolinspringen als Peter Pan. Die größte Herausforderung war „Tanz der Wut“, da ich 95 Minuten alleine auf der Bühne stehe und körperlich extrem gefordert bin.

In welchen Rollen wirst du in Zukunft zu sehen sein?

Im März werde ich als Heidi auf der Bühne im Stadttheater stehen. Als Schweizerin ist das für mich eine schöne Kindheitserinnerung.

Welche Rolle möchtest du gerne einmal spielen? Welches Stück würdest du gerne einmal aufführen?

Es gibt viele schöne Rollen, aber viel wichtiger ist für mich die Inszenierung, da diese oft ausschlaggebend dafür ist, ob ein Theaterabend gelingt. Wenn ich eine Paraderolle habe, aber dafür das ganze Stück schlecht inszeniert ist, bringt das auch nichts.

Noch Zwei Vorstellungen Im M Rz Im Theater In Kempten

Das getanzte Stück „Tanz der Wut“ handelt von einem Mädchen, das über Jahre hinweg sexuellen Missbrauch innerhalb ihrer Familie erleiden musste. Als junge Frau betäubt sie ihre seelischen Schmerzen mit Alkohol und Drogen. Nach einer Therapie mit ihrer Mutter kann die erwachsene Odette endlich der kleinen Odette die Hand reichen.

04. und 12. März 2023 um 19 Uhr 19 Euro und 7,50 Euro (Jugendliche)

Theaterwerkstatt

Franz-Tröger-Straße 4

Onlinetickets gibt es hier: