newspeak magazin #2 (1/2013)

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N ISSN 2195-2876

EW Ausgabe 2 (1/2013)

Mandi Kiadu-Szinmanow | LANDSTREICHEN Maria Levchenko | ETYMOLOGIE Martyna Lingenfelder | MÄRCHENWELT Georg Simic | KRISENWÖRTER Marc-Philipp Maeck | ORDRE PUBLIC Mehmet Akif Öz | ARCHITEKTUR Pavlo Popov | SLAWISTIK


Inhalt | Artikel 4

Das Landstreichen Mandi Kiadu-Szinmanow

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Die Märchenstunde hat geschlagen Martyna Lingenfelder

13 Der ordre public. Eine philosophische Betrachtung Marc-Philipp Maeck

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Las Vegas: Die Jagd nach „Enten“ und „dekorierten Schuppen“ Mehmet Akif Öz

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Existiert noch Slawistik? Pavlo Popov

Inhalt | Rubriken 3 Editorial 5

Bab(b)elfischkolumne

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Interview

12

Worte über Worte Impressum Herausgeber

Aleksander Wiatr Redakteur

Georg Simic Autoren dieser Ausgabe

Kontakt redaktion@newspeakmagazin.de www.newspeakmagazin.de facebook.com/ZirkelBabel

Mandi Kiadu-Szinmanow, Maria Levchenko, Martyna Lingenfelder, Marc-Philipp Maeck, Mehmet Akif Öz, Pavlo Popov, Georg Simic Layout & Design

Adam Borowski (Titelbaltt) Damian Mandzunowski, Aleksander Wiatr

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Editorial Für die zweite Ausgabe des nsm haben wir ein Inspirationswort gewählt: Ignoranz. Dies hatte keinesfalls zum Zweck, unseren Beiträgen eine Grenze zu setzen – was in unseren Zeiten gar nicht ungewöhnlich ist – sondern schlichtweg, um unseren Autoren eine Stütze für die Ideengebung ihrer Texte liefern zu können. Die Wahl dieses Worts ging aus einer zirkelinternen Diskussion heraus, in der aus vielen anderen Wortvorschlägen, ebendieses den größten Teil der Stimmen bekommen hat. Warum Ignoranz? Erstens, weil sie etwas ist, was alle von uns jeden Tag miterleben, ob wir es wollen oder nicht. So hat die Stadtpolitik gegenüber den Obdachlosen und Asylanten zur Folge, dass wir eine saubere und schöne Stadt erleben, die jedoch in ihrer Sterilität viele nicht so repräsentative, aber desto mehr reale Elemente einer Großstadt, hinter seiner renovierten Oberfläche versteckt. Anders, aber genauso ignorant, ist es in surrealen Konsumstädten wie Las Vegas, wo die Fassaden nichts mehr als das, wie sie aussehen, zu bieten haben. In der Jagd nach Schönheit und Erfolg vergessen wir, dass die Wirklichkeit nicht nur aus Plastik und Flitter besteht. Eine andere, nicht weniger politische, Ebene in der Ignoranz vorkommt, ist der rechtliche Aufbau von vielen Ländern. Dort, wo wir es mit dem ordre public zu tun haben, kommt es auch oft zu Missbrauchen und einem Kampf zwischen Toleranz und Ignoranz. Auch die Berichterstattung der Mainstream-Medien beeinflusst das Wahrnehmen der Welt durch eine gezielte Wortwahl, die ein konkretes Weltbild voller Bedrohungen und Gefahren, vor denen wir Angst haben sollen, kreiert. Sogar in der, wie man denken würde, sehr politisch-neutralen Realität der Märchen und Sagen, gelangen durch eine rücksichtslose Entwicklung der elektronischen Umgebung und durch die Zunahme der Geschwindigkeit des Lebens viele kulturschaffende Erzählungen ins Vergessen. Genau so in der Wissenschaft – bei der Gestaltung von solchen kulturbreitgreifenden Studiengängen wie Slawistik werden auch viele Elemente der jeweiligen Kulturen zwangsläufig außer Acht gelassen, die zur Vernachlässigung der Einen zugunsten der Anderen führen können. Es ist uns bewusst, dass die vielen Ebenen der Ignoranz hiermit erstens nicht vollständig übergreifen und zweitens auch nicht beseitigt werden konnten. Durch die thematisch differenzierte Auswahl von Texten wollten wir aber darauf aufmerksam machen, dass das Problem der Ignoranz in fast allen gesellschaftlichen Bereichen und kulturunabhängig vorkommt. Es ist eine ewige Dichotomie, dass im Rahmen einer Kultur die Ignoranz und das ihr gegenübergestellte Engagement, existierten, existieren und existieren werden. Es ist eine Konstante, die wir nicht komplett bekämpfen können, die jedoch auf viel mehr Aufmerksamkeit und Debatte verdient. Ignorieren wir die Ignoranz nicht.

Die Redaktion

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Das Landstreichen Mandi Kiadu-Szinmanow

E

s kann zu jemandem sein.

Es kann mit jemandem sein.

Aber trotzdem immer alleine. In einer Gruppe. Zum Ziel. Ohne Ziel. Nach etwas. Weit. Nah. Für lange. Für ein Moment. Zurück. Für immer. Von sich selbst oder gezwungen. Aus der Notwendigkeit des Kennenlernens, der Freiheit, des Raumes. Aus Mangel. Aus Übermaß. Aus einem Grund oder einfach so. Mein ist nicht anders als alle. Am Anfang dachte ich so, aber nach einer Weile habe ich es verstanden, dass es weder mein Landstreichen gibt, noch kein dein, kein unseres, kein eures, kein sein, kein ihr, keins der anderen, aber nur ein, gemeinsames, wahres, echtes. Ohne zu sehen dachte ich, ich sehe alles. Ohne etwas zu können dachte ich, ich kann alles. Ohne etwas zu haben dachte ich, ich habe alles. Deswegen musste ich los und alles hinterlassen. Ich ging raus und kam nie zurück. Das musste so sein, alles andere wäre falsch. Denn würde ich bleiben, gäbe es mich nicht mehr. Ich würde mich unter den Menschen verdünnen. Unter denen, die sich entschlossen haben zu bleiben. Ich bin nicht weggerannt, in Wahnsinn schreiend, in Panik geflüchtet, wie es viele vor mir gemacht haben. Ruhig, bewusst ging ich hinaus und fing mein Landstreichen an. Ich nahm nur das wichtigste mit mir: gute Schuhe, warme Kleider, ein paar Bücher. Ich weiß nicht wann ich mich dafür entschlossen habe. Ich zähle keine Tage. Ich brauche keine Minuten, Stunden, Tage oder Jahre. Ich gehe. Egal woher, egal wohin. Und bin. Ohne ein Ziel zu haben. Ich komme nie an, ich kehre aber auch nie zurück. Wohin denn? Manchmal bleibe ich stehen. Nicht für lange, aber auch nicht für sehr kurz. Wenn ich schon stehen bleibe, dann bleibe ich so für eine Weile. Manchmal dauert es nur paar Sekunden, um auszuruhen. Manchmal dauert es Jahre. Aber ich bleibe nie für immer stehen, immer gehe ich weiter.

Schlendernd lerne ich neue Welten und neue Menschen kennen, Menschen, von dessen Existenz ich nicht wusste. Manche schließen sich an und wir gehen dann zusammen weiter, eine Weile. Manche fangen selber an zu gehen. Manche treffe ich noch oft, manche nie wieder. Jedes Treffen gibt mir etwas, jedes bereichert, jedes bleibt in der Erinnerung. Ich bereue es nie. Ich denke nie daran, was wäre, wenn ich geblieben wäre. Es ist kein Aufschrei gegen Menschen, es ist kein Widerstand gegen die Zivilisation, das alles ist für sie. Ich bin derjenige, den sie sich mit den Fingern zeigen. Ich bin derjenige, der aus den touristischen Vierteln vertrieben wird. Ich bin derjenige, den sie morgens in der Mülltonne wühlend nicht sehen wollen. Ich bin derjenige, der nicht passt, der stört, der beunruhigt. Die, die geblieben sind statt loszugehen, würden es gerne sehen, dass es mich nicht gäbe. Dass ich ihnen die Sicht ihrer sauberen Stadt mit meiner im Hintergrund vorbeigehenden Person nicht verschmutze. Das ich nicht auf den selben Bänken sitze, auf denen sie ihr Lunch in Anzügen essen. Sie fühlen Ekel wenn sie mich sehen. Das glauben sie mindestens. Sie verstehen es nicht, dass es ein Echo der alten Entscheidung ist, dass ein kleiner Teil ihrer Persönlichkeit, jetzt schon fast total abgestumpft, sich das letzte Mal probiert zu befreien. Ich streiche umher. Ich streiche umher für immer. Weil ich so muss, um frei zu sein. Um zu versuchen. Um zu erleben. Um zu verstehen. Um zu wissen. Um alles zu haben ohne etwas zu haben. Um zu sein. Um mich zu sein. Weil es so ist. Weil man es anders nicht kann. Weil ich es anders nicht kann. Weil ich und du und er und sie und wir und alle.

Wenn man einmal anfängt zu gehen kann man nicht mehr stehen bleiben. Es macht süchtig, wie reine Luft, wie die Jagd nach dem Horizont, wie Freiheit. Ich wandere zu Fuß, fange Mitfahrgelegenheiten, schlafe in Güterwaggons, esse zwischen den Containern auf Schiffen. Straßen entlang, quer durch die Städte, mitten in Abwegen. In der Luft, auf dem Lande, im Wasser, unter der Erde. Vor mich.

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So ergeht es mir beispielsweise häufig bei den nicht enden wollenden Beiträgen zur Finanzkrise. Einer der populärsten Begriffe in den letzten Wochen war hierbei mit Sicherheit die Systemrelevanz. Kein Tag verging ohne eine neue Meldung, in der es um die wirtschaftliche Rettung Zyperns ging. Und dauernd sah man einen Politiker oder Volkswirt, der uns versucht hat beizubringen, dass das Land von der Europäischen Union unterstützt werden muss, da der Inselstaat schließlich systemrelevant sei. Ganz vereinfacht gesagt geht es bei diesem Begriff darum, eine Finanzinfusion in Milliardenhöhe zu rechtfertigen, in dem man den Patienten, in diesem Fall Zypern, als systemrelevant labelt. Denn würde die finanzielle Hilfe ausbleiben, wäre dies ein fataler Zug für das ganze System, da folglich alles in einem Domino-Effekt kollabieren könnte. Mit alles ist im Übrigen nicht mehr und nicht weniger als das gesamte Wirtschaftssystem der EU gemeint. Was das System jedoch im Einzelnen ist und ausmacht, erscheint dennoch viel zu komplex, als dass man es uns erklären könnte. Wichtig ist aber auch nur, dass man dem Nicht-Ökonom begreiflich macht, wie wichtig der Transfer (oder die Gewährleistung) von Milliardenbeträgen ist. Der Ausdruck Systemrelevanz, der sich im Übrigen wunderbar in das Wortfeld der Rettungsroutine einreiht, ist somit mittlerweile zum Angstmacher und zur Entschuldigung zugleich mutiert. Interessant, was so ein abstrakter Fachbegriff alles erreichen kann. Doch ob dieser noch denselben Effekt hat, wie bei den Berichterstattungen zur Commerzbank-Rettung oder der Griechenland-Krise, muss allerdings bezweifelt werden. Immerhin ist der Begriff, vor allem in Bezug zu Zypern, dem englischen Fachausdruck too big to fail deutlich überlegen.

Georg Simic

Bab(b)elfisch: eine Kolumne über die Sprache und so . . .

D

ie tagesschau ist eine Institution im deutschen Fernsehen. Täglich sitzen Millionen vor den Fernsehern, um sich von den seriösesten und kompetentesten TV-Redakteuren des Landes die mutmaßlich wichtigsten Geschehnisse der Welt in nur 15 Minuten näherbringen zu lassen. Auch ich muss zugeben, dass ich fast täglich die Nachrichten von Jan Hofer & Co. verfolge, wenngleich ich nicht jedem Inhalt folgen kann.

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Die Märchenstunde hat geschlagen Martyna Lingenfelder

D

ie Sonne ist längst untergegangen und obwohl der Tag schon deutlich länger dauert, als es noch vor kurzem der Fall war, bricht der Abend immer noch viel zu schnell ein. Ein heißer Tee wird zubereitet und in die Lieblingstasse eingegossen, eine Kerze angezündet, damit sie für Gemütlichkeit sorgt. In flauschige Decken eingekuschelt sitzen wir auf dem Sofa und ein Buch wird aufgeschlagen. Die Geschichte heißt Sindbad der Seefahrer – ich kenn sie noch grob aus meiner Kindheit. Sieben Abenteuer erwarten uns, pro Abend eines – kurz, aber intensiv. Und mit jedem vorgelesenen Abenteuer kommen die Zweifel, ob sich diese Geschichte für einen fünfjährigen Zuhörer eignet. Denn, wie erklärt man einem Vorschulkind, dass es keine Riesen gibt, die einen fressen wollen, wenn diese bunt und detailliert illustriert sind und den Anschein erwecken, sie würden doch existieren… Oder dass es ein Volk gab (gibt?), dass den lebenden Ehepartner mit dem verstorbenen in einer Höhle mitbegräbt und mit nur wenig Brot und Wasser ausstattet, so dass das Überleben völlig ausgeschlossen ist… Oder dass es eine Stadt gab (und wieder: gibt?), deren Männern zu Beginn jedes Monats Flügel wachsen und sie einfach davonfliegen, um am nächsten Tag zurückzukehren und wie gewohnt weiter zu leben… Aber das irritiert den kleinen Zuhörer nicht, er lässt sich auf das Vorgelesene ein, während meine Gedanken rasen und ich nicht länger weiß, ob ich das rechtfertigen kann, denn: ES IST DOCH BRUTAL! Und wie schafft dieser Sindbad überhaupt jedes seiner Abenteuer zu überleben, zu bewältigen, zu meistern und zu guter Letzt immer mit einem Haufen Edelsteine nach Hause zu kehren (ist er etwa eine Art Vorgänger von MacGyver?). Und ja, es ist nichts Reales, reine Fantasie, pure Fiktion, ein Märchen eben. Dornröschen, Schneewittchen, Aschenputtel, Pinocchio, Rapunzel, Das hässliche Entlein… Die Liste der Märchen ist lang und sie sind populär – nicht nur in Kinderzimmern. Was macht aber die Märchen attraktiv und zugleich so selbstverständlich, dass sie einen festen Platz in der Gesellschaft eingenommen haben? Sind sie mehr als schöne oder schreckliche Erzählungen? Sind sie für uns überhaupt von Nutzen? Haben sie einen Wert? Was ist überhaupt ein Märchen? Das Märchen oder auch Märlein bezeichnet ursprünglich eine kurze Erzählung. Es sind Diminutivformen zu Mär (mittelhochdeutsch Maere), was Kunde, Bericht, Erzählung, Gerücht

bedeutet. Es wird zwischen Volks- und Kunstmärchen unterschieden. Volksmärchen wurden über lange Zeiträume weitergegeben. Ihr Verfasser, Entstehungszeit, -ort und –zweck sind unbekannt. Im Lauf ihrer Überlieferung wurden sie variiert und treten in verschiedenen Versionen in unterschiedlichen Ländern auf. 1 Dagegen sind Kunstmärchen – der Begriff soll keineswegs als abwertend gedacht werden, sondern als eine durchdachte, kunstvolle, literarische Leistung verstanden werden – keine Volksüberlieferungen und deutlich jünger als Volksmärchen. Sie werden schriftlich fixiert und ihre Verfasser sind bekannt, wie z.B. Ludwig Tieck, Clemens von Brentano, E.T.A. Hoffmann oder Hans Christian Andersen. Die Kunstmärchen können sich durchaus am Volksmärchen orientieren, z.B. an derer Erzählstruktur, oder ganz frei fantasievolle Wundergeschichten entwickeln. Durch das Element des Übernatürlichen, Unwirklichen, Unwahren, Phantastischen usw. bleiben sie mit dem Volksmärchen verbunden.2 Wunderbare und wundersame Inhalte werden in Märchen wie selbstverständlich dargestellt, ohne jedoch Anspruch auf ihre Glaubwürdigkeit zu stellen. So zum Beispiel in Rotkäppchen, wenn es sich mit dem Wolf unterhält, später von ihm aufgefressen wird, um schließlich von einem Jäger befreit zu werden und heil aus des Tieres Bauch zu schlüpfen. Die partielle Aufhebung der Naturgesetze3, der Griff zum Geheimnisvollen, der Realität Widersprechendem, Zauberhaftem stellt sich als das Charakteristikum des Märchens heraus, das bis heute eine fesselnde Wirkung sowohl auf Kinder als auch auf Erwachsene ausübt. Enthält das Märchen den „innewohnenden Zauber“, so wird es als Zauber- oder Wundermärchenbezeichnet.4 Nach Max Lüthi ist die Schreibart des Märchens durch abstrakten Stil, Flächenhaftigkeit und Isolation der Figuren, Eindimensionalität der Wirklichkeitswahrnehmung, Sublimation als Entwirklichung sowohl des Magischen als auch des Alltäglichen gekennzeichnet.5 Das Märchen (Volksmärchen) neigt zum bestimmten Personal, Requisitengebrauch, Handlungsverlauf und Stil. Das gängigste Schema der Märchenhandlug ist die Darstellung von Schwierigkeiten und derer Bewältigung: dem Kampf folgt der Sieg, eine schwierige Aufgabe wird erfolgreich gelöst. Das Volksmärchen garantiert den guten Ausgang (während das Kunstmärchen dies nicht zwingend tut) – das Gute besiegt das Böse, das Kleine/Schwache/Unscheinbare triumphiert über das Große/Mächtige. Die Handlungsträger sind dabei der Held oder die Heldin, die beide der

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menschlichen und diesseitigen Welt angehören. Daneben haben die Erzählungen Einblick in die Märchentherapie an. Auweitere Figuren wie zum Beispiel den Auftraggeber, den Helfer des Helden oder die ßerdem ist sie Autorin von zwei KinderKontrastgestalten. Alle Figuren beziehen sich jedoch auf den Held/Heldin und kön- büchern „Bajki terapeutyczne 1“ und nen, als Gegner oder Helfer, der außermenschlichen Welt angehören. Das Personal „Bajki terapeutyczne 2“, deren Inhalt aus trennt sich in gut und böse, schön und hässlich, groß und klein etc. Zauberwesen therapeutischen Märchen besteht, die wie Hexen, Riesen, Zwerge, Feen, Tiere vertreten die Über- und Unterwelt. Nicht auf unterschiedliche Themen eingehen, nur Figuren, sondern auch bestimmte Dinge können zu Repräsentanten werden: als wie z.B. Tod, Alkoholsucht und Gewalt in das durch den Helden zu gewinnende Ding (wie das Lebenswasser, ein schöner Tep- der Familie, Angst vor Dunkelheit, Verlupich, eine Lampe etc.). In der Regel werden Personal und Requisite knapp benannt, stängste uvm. Beschreibungen der Umwelt oder Innenwelt seiner Figuren sind selten.6 Trotz der „Sparsamkeit“ werden bestimmte Merkmale, Zustände, Berufe usw. des Helden her- Märchen behandeln Probleme, mit welvorgehoben, wie bei Sindbad – der eine wird als Sindbad der Seefahrer, der andere chen Kinder, und nicht selten Erwachsene zu kämpfen haben. Nach Molicka als Sindbad als Lastträger bezeichnet. unterstützen sie die Entwicklung der Die Einfachheit, das Spielerische, das Magische lassen das Märchen brillieren. Es Empathie, sensibilisieren auf Ungerechkann sowohl der Unterhaltung dienen und als eine von Leichtigkeit und relativer tigkeiten und stimulieren das soziale Klarheit geprägte Erzählung genossen werden. Es kann dem Leser/Zuhörer aber Verhalten. Zudem ist die Identifikatiebenfalls eine Welt voller Symbole und Bedeutungen eröffnen. onsschwelle dieser Geschichten niedrig. Somit kann das Kind sich mit dem HelDer Wert des Märchens den oder der Heldin leicht gleichsetzen, da seine Charakterisierung gemeinhin Der Umgang mit dem Märchen hat sich im Laufe seines Bestehens verändert bzw. „ärmlich“ ausfällt. Das Kind kann ihn weiterentwickelt. Waren Märchen zuerst von Erwachsenen für Erwachsene gedacht, nachahmen und seine Abenteuer nachso wurden am Anfang des 19. Jahrhunderts Kinder zu ihren Adressaten, und zwar spielen, die Ereignisse auf eigene Art aufgrund der veränderten soziologischen und geistesgeschichtlichen Verhältnisse und Weise nacherleben und interpreund besonders durch die Herausbildung der Kleinfamilie und ihrer Kommunkati- tieren. Manche Märchen bieten auch onsstrukturen.7 Heutzutage gelten Märchen nicht nur als Kinderliteratur, sondern die Möglichkeit einer Veränderung oder werden auch von den „Großen“ gelesen. Die Beliebtheit der Märchen oder mär- Verwandlung an, wie zum Beispiel des chenhafter Stoffe kommt in diversen Verfilmungen zum Ausdruck. Schneewittchen, Hässlichen ins Schöne, des Dummen Schneekönigin, Alice im Wunderland, Dornröschen, Der gestiefelte Kater u.a. er- ins Weise, der Armut in Reichtum usw. scheinen auf der Kinoleinwand, im heimischen Fernseher und sind stets als DVD er- Das Happy End des Märchens ist enthältlich. Nicht selten sind diese so konzipiert, dass sie sowohl das junge Publikum un- scheidend. Was manchmal als kitschig terhalten, als auch von Erwachsenen gerne angeschaut werden. Als Gattung findet erscheinen kann, ist für das Kleinkind das Märchen in der Literaturwissenschaft seinen Platz (als Gattungsbegriff hat sich unerlässlich. Ein guter Ausgang der GeMärchen mit der Erstausgabe der „Kinder- und Hausmärchen“ von Grimm-Brüdern schichte beschenkt das Kind mit dem 1812 durchgesetzt; die Arbeit der Brüder Grimm wurde im Übrigen zur ersten seriö- optimistischen Gedanken, dass alles gut sen Märchenforschung)8, aber auch innerhalb der Psychologie spielt es keine geringe wird. Das glückliche Ende gibt Hoffnung Rolle. Schließlich drückten sie für Freud die individuelle Entwicklung des Ichs aus und – wenn der Märchenheld es schafft die spiegelten universelle menschliche Probleme wider. Für Jung hingegen repräsentier- Hindernisse zu überwinden, dann werte das Märchen das kollektive Unbewusste und barg in sich die Archetypen. 9 Und de ich es auch schaffen.11 Am Ende wird schließlich gab es auch noch Bruno Bettelheim. Er war einer der bekanntesten Kin- alles Böse besiegt und das Gute gewinnt. derpsychologen und ebenso der Autor von „Kinder brauchen Märchen“. Damit schuf Märchen erzählen von menschlichen er ein Buch, das nicht nur von der Notwendigkeit der Märchen für Kinder handelt, Problemen, Ängsten, Konflikten, von sondern auch davon überzeugt. Folglich nimmt das Märchen eine bedeutende Rolle Geburt und von Tod – unverblümt und in der Bewältigung des Alltags, der damit verbundenen Ängste und Enttäuschungen manchmal drastisch. Nicht immer geim Leben des kleinen Menschen ein. So kann es ihm dabei helfen, die Welt besser fällt eine solche Konfrontation, doch sie zu ordnen und zu verstehen. In Märchen sieht Bettelheim im Übrigen ebenfalls eine gehört zum Leben und betrifft sowohl wertvolle Erziehungshilfe und einen „Helfer“ bei der Sinnsuche. Er weist auf den uni- die Kinder als auch uns Erwachsene. versellen Charakter der Märchen hin: „Sie erreichen den noch unentwickelten Geist des Kindes genauso wie den differenzierten Erwachsenen. […] Die Märchen ver- Innerhalb der Kinderpädagogik und mitteln wichtige Botschaften auf bewusster, vorbewusster und unbewusster Ebene -psychologie haben Märchen ihren Platz entsprechend ihrer jeweiligen Entwicklungsstufe. Da es in ihnen um universelle Pro- längst eingenommen. Ob im Kindergarbleme geht und ganz besonders um solche, die das kindliche Gemüt beschäftigen, ten oder in der Schule – sie sind da. Ob fördern sie die Entfaltung des auskeimenden Ichs; zugleich lösen sie vorbewusste ein „traditionelles“ Märchen, das wir und unbewusste Spannungen“10. von den Brüdern Grimm kennen, oder ein Kunstmärchen von Hans Christian Das magische Element des Märchens regt also nicht nur die Phantasie des Kindes an, Andersen, oder aber auch jüngere märsondern spricht zu ihm auf einer Ebene, auf der das Kleinkind, das noch nicht „realis- chenhafte Geschichten wie Astrid Lindtisch“ denken kann, sich die Welt ohnehin zu erklären versucht. Zwischen dem Ma- grens „Pippi Langstrumpf“ oder Ottfried gischen und dem „Realen“ gibt es für das Kind keinen Unterschied – die Sonne kann Preußlers „Der kleine Wassermann“ und ohne Probleme lachen oder die Wolken können weinen. Auf den Wert des Märchens natürlich viele weitere – sie sind für die weist in Ihrem neuesten Buch „Biblioterapia i bajkoterapia“ („Bibliotherapie und Kinder da. Und was ist mit uns „Großen“? Märchentherapie“, Anm. d. Ver.) Maria Molicka hin. Als Psychologin, die mit Kindern Sind Märchen auch für uns da? Als Erund Jugendlichen arbeitet, erläutert sie die Bedeutung der Märchen für die Jüngsten. wachsene können wir aus dem Reichtum Anhand ihrer im Buch dargestellten empirischen Untersuchungen bietet sie einen

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der Märchen schöpfen und profitieren. Der psychologische Wert der Märchen, kann aber ebenfalls für uns von Bedeutung und Nutzen sein – sie können uns helfen und uns z.B. im Prozess der Heilung unterstützen. Der Verein mamazone e.V. hat gemeinsam mit der PONS-Stiftung (Patientenorientierte NachsorgeStiftung) ein Hörbuch mit ausgewählten Märchen herausgegeben. Es ist speziell für Frauen mit Brustkrebs bestimmt und soll ihnen vor allem Mut machen – und so heißen sie schließlich Mutmachmärchen (www.mutmachmaerchen.de).

Endnoten: 1 Vgl. Rölleke, Heinz: Märchen. In: Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft. Neubearbeitung des Reallexikons der deutschen Literaturgeschichte. Band II. Hrsg.: Fricke, Harald. Berlin/New York 2007. S.513. 2 Vgl. Lüthi, Max: Märchen. Stuttgart 2004.S.5 3 Vgl. Rölleke, H.: Märchen. S. 513. 4 entsprechend dem Typenregister von Antti Arne. Dieses Typensystem wurde von Stith Thompson bearbeitet und erweitert. Es ist ein Verzeichnis der Märchentypen, das mit Tiermärchen beginnt. Die zweite Gruppe heißt Eigentliche Märchen und gliedert sich in Zaubermärchen, legendenartige Märchen, novellenartige Märchen und Märchen vom dummen Teufel oder Riesen. Die Schwänke bilden die dritte Hauptgruppe. Die Eigentlichen Märchen sind die umfangreichste und gewichtigste Gruppe. Dabei bilden die Zauber- oder Wundermärchen den Schwerpunkt und werden somit an die Spitze gestellt. 5 Rölleke, H.: Märchen. In: Reallexikon…, S. 514. 6 Vgl. Lüthi, M.: Märchen. S. 25-29. 7 Rölleke, H.: Märchen. In: Reallexikon…, S. 514. 8 Vgl. Rölleke, H.: Märchen. S. 514 und 516. 9 Vgl. Molicka, Maria: Biblioterapia i bajkoterapia. Rola literatury w procesie zmiany rozumienia świata społecznego i siebie. Poznań 2011. S.187-188. 10 Bettelheim, Bruno: Kinder brauchen Märchen. München, 31.Auflage 2012. S.12. 11 Vgl. Molicka, M.: Biblioterapia i bajkoterapia. S.187-214.

Märchen können auch Berufsfelder erschaffen, was an der Tätigkeit als Märchenerzählerin zu sehen ist. In München gibt es ein Institut für Märchenpädagogik, an dem man sich zur Märchenerzählerin ausbilden lassen kann oder einzelne Seminare besuchen kann (www. institut-maerchenpaedagogik.de). Die Vorschläge sind vielfältig: von Erzählkompetenz, Gestaltung der Märchenprogramme bis hin zu Methodenseminaren. Die Seminare richten sich sowohl an Pädagogen als auch an „Laien“. Märchen sind vielfältig und sie bieten uns einen ebenso vielfältigen Umgang mit ihnen. …Den Sindbad der Seefahrer konnte ich erfolgreich zu Ende vorlesen. Bis heute frage ich mich, wen die Geschichte mehr beschäftigt hat – mich oder meinen Sohn. Sie ging nicht spurlos an mir vorbei – die Abenteuer sorgten für genug Spannung. Das ist das Allerschönste an Märchen – sie hinterlassen Eindruck und führen in die Welt der Symbole, Metaphern, Fantasien ein, die wir zwar nicht (be)greifen können, die wir aber auf irgendeine Weise dann doch verstehen. Es lohnt sich, sich in ferne Zeiten zu begeben, „als das Wünschen noch geholfen hat“…

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Interview mit Karin Wedra

I

m Café Glockenbach in München traf ich Karin Wedra zu einem Gespräch. Karin Wedra ist eine Märchenerzählerin und gehört zum Leitungsteam des Instituts für Märchenpädagogik. Wie wurdest Du Märchenerzählerin? Ich habe Germanistik studiert und habe mich sehr für Mittelhochdeutsch interessiert – die alten Sagen, Siegfried und die Nibelungen, das gesamte Portfolio rauf und runter. Nach dem Studium habe ich als Online-Redakteurin gearbeitet, bin schnell in die Internetbranche hineingerutscht und war als Projektmanagerin tätig. Eine Zeit lang hat das Spaß gemacht, doch an manchen Stellen wurde es recht fade. Zum Abschied bekam ich von meinen Kollegen das erste Seminar zum Märchenerzähler. Das hat mir so gut gefallen, dass ich die ganze Ausbildung gemacht habe. Ich habe richtig Blut geleckt und es ging los. Ich nahm jeden Auftrag entgegen und mit der Zeit habe ich ein kleines Standbein aufbauen können. Jetzt bin ich als Erzählerin teilselbständig. Das heißt, dass Märchenerzähler tatsächlich ein Berufsbild ist. Ja, es gibt auch sehr viele Vollzeit Märchen- und Geschichtenerzähler. Was macht einen Märchenerzähler eigentlich aus? Es ist kein geschützter Beruf, aber man merkt schon, ob jemand ausgebildet wurde oder nicht. Es ist ähnlich wie beim Schauspiel – es gibt ein paar wenige Naturtalente, doch eine Grundausbildung ist durchaus vom Vorteil. In Deutschland gibt es einige Schulen, z.B. in München und in Nürnberg. In München haben wir das Institut für Märchenpädagogik gegründet, an dem man Geschichtenerzähler werden kann. Dann heißt es üben, üben, üben und viel auftreten. Dabei sollte man über ein großes Repertoire verfügen. Der Märchen- bzw. Geschichtenerzähler liest nicht vor, sondern er erzählt. Er hat also die Geschichten im Kopf. Der innere Funke und die Begeisterung müssen dabei auf den Zuhörer überspringen. Man merkt sehr schnell, ob jemand erzählt, weil er es auswendig gelernt hat, oder ob er für die Geschichte begeistert ist. Was sind mögliche Einsatzbereiche für Märchenerzähler? Diese sind sehr breit gefächert. Ich persönlich arbeite mit Kindern, hier gibt es, wenn man es so sagen darf, einen ganz großen Markt – von Kindergeburtstagen bis Vorlesen in Bibliotheken, Erzählvormittage, Geschichtenwerkstätten, in denen zusammen mit Kindern Geschichten erfunden werden und ich dann der Moderator und nicht mehr Erzähler bin. Teenager sind ebenfalls eine Zielgruppe. Dann darf es nicht mehr Märchen heißen, sondern Geschichten und Heldensagen. Für den Erwachsenenbereich gibt es das Märchenkulinarium bis hin zu Märcheninterpretationen, jedoch nicht im Freud´schen Sinne, sondern ganz offene Interpretationen, wie es z.B. die Germanisten machen – man hat eine Ausgangsfrage und untersucht die Geschichten darauf hin. Eine weitere Zielgruppe sind Menschen in Krankenhäusern und Senioren. Ich arbeite ehrenamtlich im Altenheim mit Men-

schen, die an Demenz erkrankt sind. Wie wirkt sich das Märchenerzählen auf an Demenz erkrankte Menschen aus? Die Demenz ist eine Krankheit, bei der man sozusagen aus der Realität langsam verschwindet. Hier erweisen sich vor allem die ganz bekannten Grimm Märchen als hilfreich. Diese Geschichten versetzen sie in ihre Jugendzeit, d.h. sie kommen wieder ins Aktive hinein. Das Wichtige bei dieser Arbeit ist, die Demenzkranken wieder zu aktivieren etwas mitzumachen. Da sind Märchen ein schönes Mittel, weil sie sich wieder erinnern, wieder wach werden, dabei sind und mitmachen. Ich erzähle oft Geschichten und bleibe bei bestimmten Versen stehen. Ich warte bis sie mit mir mitspringen, wie z.B.: „Heute back ich, morgen brau ich, übermorgen hol ich mir der Königin ihr Kind“. Dann wissen schon alle wie es weiter geht: „Ach, wie gut dass niemand weiß, dass ich Rumpelstilzchen heiß!“ und plötzlich habe ich sie alle bei mir. Das ist ein Moment, in dem man Sicherheit geben kann. Demenzerkrankung ist sehr stark von Unsicherheit geprägt, da man weiß, dass das Gedächtnis immer schlechter wird und man sich nicht mehr orientieren kann. Durch Märchen werden die Betroffenen in ihre Jugend zurückgebracht, in ihre Vergangenheit, in der sie sich auskennen und dadurch sicher fühlen. Hier achte ich auf das textgenaue Erzählen. Die Demenzkranken kennen bestimmte Verse noch sehr gut, daher bleibe ich nah am Text. Märchen können vorgelesen oder erzählt werden. Was zeichnet das Erzählen gegenüber dem Vorlesen aus? Wenn ich vorlese bin ich an das Papier, an ein Buch gebunden. Das heißt, dass ich die Zuhörer nicht anschauen und mit ihnen in Verbindung treten kann. Wenn ich erzähle, muss ich eine Geschichte so verinnerlicht haben, dass sie in mir lebt. Eine Geschichte zu lernen ist ein Prozess – ich muss mich mit den Rollen auseinander setzen, die Rede lernen, die Gestik und die Mimik üben. Du unterstützt das Erzählen durch vielfältige und kreative Mittel, wie z.B. das Kamishibai für das bildgestützte Erzähler, Geschichtenbaukasten… Was verbirgt sich dahinter, was gibt es für Möglichkeiten noch und wann werden sie eingesetzt? Das Zuhören fällt manchmal schwer, gerade bei Kindern. Es gibt Kinder, die zuhörerfahren sind und Kinder, die fernseherfahren sind. Den letzteren fällt es oft schwer, sich eigene Bilder im Kopf vorzustellen. Beim bildgestützten Erzähler gebe ich zu jeder Szene haptische Bilder vor – es ist für sie wie fernsehen ohne Strom. Dann packe ich die Kinder sozusagen dort, wo sie sind und gehe mit ihnen durch die Geschichte. Je öfter ich den Kindern erzähle, umso weniger muss auf den Bildern drauf sein bis ich sie ganz weglasse. Ich habe z.B. eine Kindergruppe in einem Waisenhaus in München und am Anfang habe ich ganz stark bildgestützt erzählen müssen, mittlerweile kann ich es bei einigen Geschichten weglassen, weil sie schon so weit sind, dass sie sich die eignen Geschichten vorstellen können. Das bildgestützte Erzählen ist eine erste Hilfestellung bis hin zu dem

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Moment, an dem von den Kindern „verlangt“ werden kann, dass sie ihre Fantasie benutzen. Der Geschichtenbauskasten wurde hier in München von Helga Gruschka erfunden. Es ist ein totsicheres Kochrezept, um zu einer Geschichte, einer einfachen Heldenreise zu kommen. Es ist eine sehr schöne und einfache Sache, um mit Kindern zu arbeiten und sie Geschichten erfinden zu lassen. Dabei entstehen sehr, sehr witzige Geschichten, da purzelt die Fantasie. Es gibt die Möglichkeit nicht nur bereits vorhandene Märchen zu erzählen, sondern auch welche zu erfinden. Wie erfindet man ein solches? Wir arbeiten mit Helga Gruschka zusammen und verwenden den Geschichtenbaukasten. Sie hat anhand der Heldenstruktur eine sehr schlichte Form entwickelt, die mit Kindern sehr einfach durchzuführen ist. Man braucht einen Ort, an dem die Geschichte startet, einen Helden, und da wir von Heldenreisen sprechen, müssen wir ihn auf eine Reise schicken. Das heißt, der Held braucht irgendeinen Bedarf diesen Ort zu verlassen, auch wenn es ihm dort gut gefällt. Wir geben ihm etwas Zauberhaftes mit, wie z.B. einen Zauberstab oder ein besonderes Glöckchen, und setzen ihn auf einen fliegenden Teppich, damit er losreisen und sein Glück finden kann. Erweitert wird das Ganze um einen Gegenspieler, wie einen bösen Zwerg oder einen Polizisten, der den Helden nicht durchlässt – der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt. Dann muss der Gegenspieler überwunden werden, entweder mithilfe des Zaubergegenstandes oder einer List und der Held findet schließlich sein Glück. Bei Kindern geht es oft um das Thema Alleinsein und Freunde finden. Die Erzählkultur scheint etwas untergegangen zu sein. Während bei den älteren Generationen, Großeltern oder gar Urgroßeltern, das Erzählen viel präsenter war, ist es heute deutlich weniger geworden. In den 70er Jahren waren Märchen sehr verpönt. In den Schulen wurde das Erzählen herausgestrichen. Es herrschte gewisse Angst vor dem gewalttätigen Aspekt in Märchen. Das Leben ist aber auch kein Ponyhof. Es gibt Schwierigkeiten im Leben und das muss ein Kind auch lernen. Märchen vermitteln aber zugleich den Glauben daran, dass es gut ausgehen wird, den Glauben ans Gute, dass einem geholfen wird und dass man es schaffen wird. Es ist das Grundvertrauen ins Leben, das man mit Geschichten und Märchen den Kindern mit auf den Weg gibt. Märchen werden nicht nur wegen ihres Zaubers gelobt, sondern nicht selten als Lügengeschichten, fern von Reali-

tät verurteilt. Das Happy End scheint für manche überholt zu sein. Der überwiegend gute Ausgang der Märchen erscheint manchen als realitätsfremd. Ich stelle die Gegenfrage: Was würde mit unserer Welt passieren, wenn wir nicht mehr an das Gute glauben? Diesen Grundglauben tragen fast alle in sich. Das heißt, dass Märchen glauben- und hoffnungsspendend sind. Tragen Märchen das Potenzial in sich, unser Bewusstsein füreinander zu fördern und zu stärken, das Gemeinschaftliche anzuregen? Auf jeden Fall. Was mir an Märchen gefällt ist, dass sie Werte vermitteln, aber nicht mit einem gehobenen Zeigefinger moralisieren (es gibt zwar Versionen, in denen das gemacht wird, es kommt jedoch eher selten vor). Und diese Werte können der Glaube daran sein, dass die Schwierigkeiten überwunden werden können, auch wenn es schwierig ist. Außerdem die Naturverbundenheit, das Hilfe-annehmenkönnen, Kleine und Schwache zu schützen. Das sind Werte, mit denen man gut im Bereich der Gewaltprävention arbeiten kann. Gewalt spielt in Märchen eine Rolle. Wenn es um die Gewalt geht, kann ich empfehlen, nur die Geschichten zu erzählen, die man wirklich auch erzählen möchte. Aschenputtel würde ich persönlich nicht in der Grimm Version erzählen, weil am Ende die Augen ausgepickt werden. Den Gedanken finde ich so fürchterlich, dass ich diesen nicht erzählen will. Da bin ich an meinem Ausgangspunkt: wenn das Feuer nicht in mir brennt und die Emotion nicht in mir drin ist, dann kann ich sie auch nicht rüberbringen. Das würde ich auch jedem raten, der bezüglich einer Gewaltszene Bedenken hat – sie einfach nicht zu erzählen. Sie zu verändern birgt manchmal mehr Gefahren als auf sie zu verzichten. Bei „Die sieben Geißlein“ wird dem Wolf der Bauch aufgeschnitten und die Geißlein springen heraus. Der Bauch des Wolfes wird mit Steinen gefüllt und zum Schluss ertrinkt er. Eine besorgte Mutter könnte jetzt meinen, den Wolf z.B. in einem Naturschutzpark unterzubringen, dass es dort sein Unwesen treiben kann. Aber in dem Fall könnte der Wolf wieder zurückkommen. Das erzeugt mehr Angst als wenn er einfach stirbt. Hier werden die Archetypen bedient – der Wolf ist kein Hund, er ist kein normales Tier, sondern das Böse, das verschlingt. Etliche Märchen wurden und werden weiterhin verfilmt. Ganz beliebt sind die Disneyverfilmungen, doch der Bogen wird weit gespannt bis hin zu Neuinterpretationen, wie z.B. „Hänsel und Gretel: Hexenjäger“. Der Unterhal-

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tungswert steht an oberster Stelle. Was hältst Du davon? Ich mag das und ich schaue mir solche Filme gerne an. Ich finde, jeder Regisseur und jeder Schriftsteller hat die Freiheit alte Texte zu nehmen und sie neu zu interpretieren. Es ist ein schönes Potenzial, das wir haben. Es ist eine andere Qualität. Die Frage ist, was man erreichen will und welches Publikum angesprochen wird. Da hat jedes Genre und Vorgehen durchaus seine Berechtigung. Für das Erzählen gilt das auch. Ich habe einen Text, ein bestimmtes Publikum und ich will gezielt etwas erreichen, dann wähle ich aus meinem Methodenschatzkästchen, damit ich das erfüllen kann. Wo kann, neben Veranstaltungen wie Erzählabende, die Erzählkunst und –kultur populärer gemacht werden? Ganz klare Schnittstellen sind für mich Lehrer. Gerade an den Schulen wird das Schriftliche verherrlicht, aber das Gesprochene kommt zu kurz. Die Schüler haben wenig Gelegenheit, zu erzählen. Später im Leben müssen sie aber Präsentationen halten, obwohl sie vielleicht nie eine gewisse „Bühnenpräsenz“ erfahren durften. Ich finde, dass der Schulund Erziehungsbereich den Mut zum Erzählen geben könnte. Ganz wichtig ist natürlich auch das Zuhause. Mir wurden sehr viele Geschichten, auch selbsterfundene, erzählt. Und da habe ich den Spaß am Fantasieren, am Sprechen und Erzählen mitbekommen. Was möchtest Du persönlich durch das Erzählen weitergeben? Die Freude, die ich habe, wenn ich Geschichten erzähle. Das ist für mich das Kostbare daran. Einerseits selber als Erzähler den Funken überspringen zu lassen und andererseits andere Menschen dazu zu befähigen – ganz viele neue Erzähler zu schaffen. (sie lacht)

Martyna Lingenfelder

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Maria Levchenko

Worte über Worte

gnoranz, was ist das? Als ich dieses Wort zum ersten Mal hörte, musste ich, als Nicht-Muttersprachlerin, zunächst zum Duden greifen. Das intelligente Buch definiert es als eine „tadelnswerte Unwissenheit, Kenntnislosigkeit in Bezug auf jemanden, etwas“. Und der Mensch, der eine derartige Unwissenheit besitzt, ist schließlich der Ignorant. Beide Substantive sind relativ stark negativ konnotiert. Es gibt aber auch das Verb ignorieren. Im Gegensatz zu den beiden Substantiven ist dieses Wort (abgesehen von seiner Bedeutung) doch relativ neutral. Wenn wir über jemanden sprechen, der etwas ignoriert, dann stellen wir einfach fest, dass diese Person etwas nicht wissen will oder etwas nicht beachtet. Bezeichnen wir jedoch jemanden als Ignoranten, gilt es schon fast als Schimpfwort. Diese unterschiedliche Konnotation verwundert umso mehr, da alle drei Wörter aus dem lateinischen direkt entlehnt wurden und auf das ignorantia, bzw. ignorare zurückzuführen sind, was wiederum schlichtweg Unwissenheit, bzw. nicht wissen, bedeutet.

Übersetzt man Ignoranz auf Russisch, so kommt man auf невежество (newežestwo). Das Wort ist genauso wie im Deutschen sehr negativ wertend. Es bedeutet nicht nur eine tadelnswerte Unwissenheit, sondern beinhaltet auch das Bewusste nicht wissen zu wollen. Ein невежа bzw. невежда (neweža, newežda) hat zwar eine Möglichkeit Wissen zu erlangen, nutzt aber diese Möglichkeit bewusst nicht. In der Epoche der Klassik wurde oftmals von newežestwo als Hauptlaster und Übel des Menschen gesprochen. Interessant ist zudem, dass es im Russischen in dieser Wortfamilie kein Verb mit gleichem Stamm gibt. Dabei gibt es aber sehr wohl das Verb игнорировать (ignorirowat’), mit der gleichen Bedeutung wie im Deutschen. Seit neuerem gibt es auch das Substantiv игнорант (ignorant), das aber im Gegensatz zur deutschen Sprache, tatsächlich nur als Bezeichnung für einen Menschen der etwas nicht beachtet, also ignoriert, verwendet wird. Dieses Wort ist nur leicht negativ konnotiert. Das ist aber noch nicht alles. Des Weiteren gibt es auch die Wortfamilie неведение (Verb: не ведать, Person: неведающий – newedenie, ne wedat’, newedajuš’ij) die zwar nach dem gleichen Muster, ja sogar aus den gleichen Bestandteilen, wie die Wortfamilie newežestwo besteht, merkwürdigerweise aber überhaupt keine negative Konnotation besitzt. Невежество bedeutet, wie bereits zuvor erwähnt, das Bewusste nicht wissen zu wollen, und das неведение ist die unbewusste Entsprechung dazu. Jemand, der ne wedajet, weiß nicht, dass er etwas nicht weiß. Dabei macht der Sprecher Niemandem einen Vorwurf, sondern bemitleidet das Objekt. Insgesamt ist es aber relativ egal welches Wort man für diese Eigenschaften verwendet, da sie schließlich nichts positives beinhalten. Vielleicht sollte man sich stattdessen lieber mit den Bedeutungen von Neugier oder Bildung beschäftigen…

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Der ordre public. Eine philosophische Betrachtung Marc-Philipp Maeck

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nsere Welt, wie wir sie heute erleben, befindet sich in einem dauernden Prozess des Umbruchs. Die technologische Revolution hat eine neue Moderne eingeläutet. In ihren Ausmaßen der industriellen Revolution gleichend, betrifft die zunehmende Verflechtung in seiner kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Ausprägung im Zuge der neuen Kommunikationsmöglichkeiten annähernd die Gesamtheit ihrer Bevölkerung. In Interdependenz mit der politischen Liberalisierung des Welthandels findet damit ein Phänomen bis dahin ungeahnten Ausmaßes seinen Eingang in die Weltpolitik - die Globalisierung. Die Welt rückt zunehmend näher zusammen, interkulturelle Beziehungen sind zur Selbstverständlichkeit, grenzüberschreitender Austausch zum wirtschaftlichen Überleben unabdingbar geworden. Das positive Potential, dass das Aufeinandertreffen verschiedenster Kulturkreise und Wertesysteme mit sich bringt, sei es im wirtschaftlichen, politischen oder auch persönlichen Bereich, birgt gleichwohl aufreibendes Konfliktpotential. Der Ausdruck des Clash of Civilizations sieht sich dabei zu Recht als eurozentrischer und konservativer Ansatz von Friedensforschern erheblicher Kritik ausgesetzt, sollte doch das Ziel der globalen Gemeinschaft die Annäherung und das interkulturelle Verständnis sein. Unbestritten scheint dennoch, dass dem unermessliche Mehrwert einer multipolaren kulturübergreifenden Weltordnung auch Herausforderungen inne wohnen. Nationale Rechtsordnungen sehen sich zunehmend konfron-

Recht entgegen dem deutschen Grundgesetz, dass eine Adoption unzulässig sei, wenn die Ehefrau jünger als 30 ist und bereits ein Kind hat. Sofern das internationale Privatrecht auf fremdes Recht verweist, muss dieses trotz der Diskrepanz im Sinne der Akzeptanz fremder Rechtsordnungen zu eigenen Wertvorstellungen vollumfänglich zur Anwendung kommen. Damit wird aber gleichwohl eine der Schwächen des Kollisionsrechts offensichtlich, die Raape 1961 mit dem “Sprung ins Dunkle” verglich. Eine kollisionsrechtliche Verweisung auf ein unbekanntes Sachrecht birgt stets die Gefahr, dass die Anwendung des fremden Rechts mit den Grundsätzen und Wertvorstellungen des eigenen Kulturkreises offensichtlich unvereinbar ist. Es entsteht ein Paradox, dass die als Ausdruck der Toleranz zu verstehende kollisionsrechtliche Norm sich nunmehr plötzlich ins Gegenteil verkehrt und die freie Selbstbestimmung unseres Grundgesetzes torpediert. Die größte Problematik ergibt sich daraus, dass unsere Welt nicht ohne Weiteres schwarz oder weiß begriffen werden kann, sondern ist richtigerweise doch nur in eine Kompilation verschiedener Grauzonen einzuteilen. Fremde Kulturkreise legen oftmals ein anderes Selbstverständnis zugrunde, das akzeptiert werden muss. Man muss sich fragen lassen, “wer sind wir, um fremde Traditionen, kulturelle Eigenheiten, die meist in einem Rechtssystem ihren Ausdruck finden, an unserer eigenen Wertvorstellung messen zu dürfen”. Die westliche Welt mit ihren Moralvorstellungen und politischen Systemen hat

„Der ordre public ist als Ergebniskontrolle, als Korrektiv eines lege artis abgeschlossenen Entscheidungsvorgangs zu verstehen. Das fremde Recht darf unter keinen Umständen bewertet werden, sondern nur das Ergebnis der Anwendung im konkreten Fall korrigiert werden.“ tiert mit einer Vielzahl grenzüberschreitender Sachverhalte. Während das Strafrecht seinem Grundsatz des Territorialitätsprinzips folgt, ist die Frage nach dem anwendbaren Recht im Privat-, bzw. Zivilrecht ungleich differenzierter. Das Internationale Privatrecht unterwirft sich einer komplexen Fülle von Einzelregelungen, dem sogenannten Kollisionsrecht. Das Kollisionsrecht als Ausdruck der Toleranz

im letzten Jahrhundert zur Genüge moralisch zu verurteilende Handlungen vorgenommen und sollte in seiner Beurteilung entsprechend vorsichtig sein. Andererseits wird mit dem Urteil ein hoheitlicher Akt auf deutschem Boden erlassen. Sollte da nicht auch die eigene Wertvorstellung Maßstab sein? Gibt es nicht im Grundgesetz verankerte Werte, die zu schützen wir verpflichtet sind, um die angelegte Toleranz aus dem starren Kollisionsrecht nicht selbst in Ignoranz umzukehren?

Das Kollisionsrecht ist eine der großen Errungenschaften des 20. Jahrhunderts. In ihm spiegelt sich Toleranz und Akzeptanz gegenüber fremden Kulturkreisen und Wertesystemen wider. In vorrangigen völkerrechtlichen bilateralen oder multilateralen Abkommen, europarechtlichen Kodifikationen und nachrangigen nationalen Regelungen bestimmen Kollisionsnormen, ob nationales Recht oder ein fremdes Recht auf den jeweiligen Einzelfall anzuwenden ist. So wird ein iranisches Ehepaar beispielsweise, trotz langjährigem Wohnsitz in Deutschland, bei einer Adoption sich weiter dem Recht Irans unterwerfen müssen, dass durch kollisionsrechtliche Bestimmungen von dem deutschen Gericht bei der Urteilsfindung anzuwenden ist. In diesem Falle statuiert das iranische

Einigkeit besteht darin, dass zum Schutz fundamentaler Grundsätze wie Handlungsfreiheit, Religionsfreiheit, Gleichberechtigung, Emanzipation und Menschenwürde die starre Regelung des Kollisionsrechts durchbrochen werden muss und es somit einer gewissen Grenze bedarf. Damit ist das rechtliche Konstrukt geschaffen, dass sich um den Begriff des ordre public versammelt. Die Nähe von Toleranz und Ignoranz tritt dabei in Betrachtung der Grenzziehung der Toleranz zu Tage. Eine Toleranzgrenze ist zum Schutz der eigenen Wertvorstellungen unabdingbar, doch wo setzt man sie an, wie weit ist sie zu verstehen? Ergo wann wird die Toleranz zur Ignoranz, wann wird die Grenze zur Eindämmung der Ignoranz selbst zur Intoleranz?

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Der ordre public - Ausdruck der Toleranz oder Ignoranz Der ordre public. Er ist das Spiegelbild der Toleranzgrenze und dabei doch unabdingbarer Ausdruck von Toleranz, schützt er gerade Werte wie im obigen Fall das Recht zur freien Entfaltung, nicht weniger also denn die freie Selbstbestimmung. Das Amtsgericht Hagen stand vor dem Widerspruch, die iranische Regelung zum Adoption lege artis, also kunstgerecht, anwenden zu müssen. Das Missverhältnis zum deutschen Grundgesetz, welches das Selbstbestimmungsrecht der Ehegatten statuiert, tritt damit in einer Entscheidung eines deutschen Gerichts offensichtlich zu Tage. Ohne entsprechendes Korrektiv einer solchen Entscheidung würde die Bundesrepublik seiner Pflicht zum Schutze der fundamentalen Grundprinzipien nicht gerecht werden. Kapitel zwei des EGBGB normiert hierzu in Artikel 6 Satz 1 entsprechende: “Eine Rechtsnorm eines anderen Staates ist nicht anzuwenden, wenn ihre Anwendung zu einem Ergebnis führt, das mit wesentlichen Grundsätzen des deutschen Rechts offensichtlich unvereinbar ist”. Art. 6 ist subsidiär zu völkerrechtlichen Vereinbarungen und unionsrechtlichen Regelungen, gleichwohl aber als die Generalklausel des autonomen ordre public zu betrachten. Sie versteht sich als Auffangbecken für widersprüchlich erscheinende Anwendungen auf der Grundlage fremden Rechts. Die Sensibilität der Thematik wird deutlich, wenn man sich vor Augen führt, dass mit einer so offenen Norm eine Vielzahl von fremden Rechtsnormen in ihrer Anwendung im Richterspruch abgeschmettert werden können. Was sind wesentliche Grundsätze des deutschen Rechts, welche Bedeutung wohnt der Offensichtlichkeit inne, was bedeutet offensichtlich unvereinbar. Es sind Begrifflichkeiten, die unbestimmter nicht sein könnten. Gerade deshalb könnte der ordre public zum Einfallstor der Ignoranz werden und eben nicht seiner ursprünglichen Bestimmung als Norm der Toleranz gerecht werden. Die offene Formulierung trägt dem Umstand Rechnung, dass die Kriterien ihrer Kasuistik, also dem Einzelfall, geschuldeten Relativität nur schwerlich in konkretisierende Merkmale zu fassen ist. Das Zurückhaltungsgebot zur restriktiven Anwendung dieser Norm findet sich allerdings in allen, dem allgemeinen Kriterienkatalog zugrunde liegenden, Ansichten. Von entscheidender Bedeutung ist in diesem Zusammenhang vor allem der Begriff des Ergebnisses. Der ordre public ist als Ergebniskontrolle, als Korrektiv eines lege artis abgeschlossenen Entscheidungsvorgangs zu verstehen. Das fremde Recht darf unter keinen Umständen bewertet werden, sondern nur das Ergebnis der Anwendung im konkreten Fall korrigiert werden. Das ist ein wichtiger Schritt, der die Aushöhlung der Norm als Diffamierung der fremden Rechtsnormen bzw. ganzer Rechtssysteme und damit der fremden Rechtskultur verhindert. Damit ist der Arroganz und Überheblichkeit einer egozentrischen Weltansicht ein Riegel vorgeschoben und in einer weltumspannenden Gesellschaft den Bürger eines Planeten, in welchem sich nationale Grenzen im Bewusstsein der Gesellschaft immer weiter auflösen, fördert und weiter befreit. Toleranz und Akzeptanz, das höchste Gut, um das von dem US-amerikanischen Wissenschaftler und Preisträger des Wissenschaftspreises 2001 (der Wirtschaftspreis der schwedischen Reichsbank in Gedenken an Alfred Nobel) J. Stiglitz geforderte positive Potenzial der Globalisierung freizusetzen, muss weiterhin Aufgabe aller Rechtspfleger sein. Der verantwortungsvolle Umgang mit dieser Norm und seine rechtliche Entwicklung gilt es zu jeder Zeit im Auge zu behalten. Wie es um das Gut der Toleranz im Rechtssystem steht, ist noch durch den Schreck der Beschneidungsdebatte in guter Erinnerung. Der Grundsatz der gesellschaftlich und rechtskulturell weiter befördert werden muss (und hier kommt es zur Aufgabe eines jeden Einzelnen von uns) bleibt: Fremd ist nicht schlecht, anders nicht falsch, westlich nicht gleich gut. Eine Welt in grau und grau.

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Las Vegas: Die Jagd nach „Enten“ und dem Durchstöbern „dekorierter Schuppen“ hat begonnen... Mehmet Akif Öz

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as Vegas – Sündenpfuhl für die Einen, Inbegriff des amerikanischen Traums für die Anderen: Keine andere Stadt in den USA dürfte wohl dermaßen polarisieren, wie die Großstadt in der Wüste Nevadas. Das Touristenmekka, in welches jährlich über 39 Millionen Menschen ein- und ausreisen, ist weltbekannt für seine Kasinos und das pulsierende Nachtleben, in der sich Live-Shows mit Berühmtheiten aus der Entertainment-Industrie ebenso zahlreich finden, wie Hochzeitskapellen und Elvis-Imitatoren. Doch neben all jenem ist Las Vegas vor allem ein architektonischer Spielplatz, in der sich nahezu größenwahnsinnige Bauprojekte aneinanderreihen. Daher ist es auch nicht verwunderlich dass das Spielerparadies, in Diskursen um die moderne Architektur, unumgänglich ist. Ein Standardwerk an dem man bezüglich dieser Thematik kaum umhinkommt nennt sich „Lernen von Las Vegas“; ein Buch, dessen Mitverfasser Robert Venturi, nach dem Hinscheiden des Altmeisters Oscar Niemeyer (1907 - 2012 †), wohl getrost als eine der letzten überlebenden ArchitekturIkonen des vergangenen Jahrhunderts bezeichnen darf. Venturi gilt als bedeutender Vertreter der Postmodernen Architektur, besonders auch als Theoretiker und Publizist. Der US-amerikanische Architekt ist am 25. Juni 1925 in Philadelphia geboren und erhielt 1991 den bedeutsamen Pritzker-ArchitekturPreis, der in Fachkreisen auch gerne als „Nobelpreis der Architektur“ bezeichnet wird. In „Lernen von Las Vegas“ beschreibt Venturi zusammen mit seiner Frau Denise Scott Brown und dem bereits verschiedenen Steven Izenour (1940 - 2001 †) eine außergewöhnliche Theorie, welche die Interpretation gebräuchlicher Architektur im Lichte dieser Großstadt zu exemplifizieren versucht. Schließlich habe die Wüstenstadt die besten Voraussetzungen und sei unvoreingenommen. Man könnte durchaus sagen, dass die Semiotik (also die Zeichenlehre) als eine Art „Brücke“ zum Verständnis dienen soll. Letztlich sind es Äußerungen wie, das Haus sei eine „Ente“ oder ein „dekorierter Schuppen“, die Einem sichtlich zu denken geben. Gemeint ist schlichtweg, die Kombination sogenannter „Signets“ (Zeichen), die auf irgendeine Art in Verbindung mit Bauwerken stehen sollen. Geschrieben wird, wie man sich nun vermutlich vorstellen kann, in einer fast ununterbrochenen soliden akademischen Nuance, was für Architekturlektüren gewissermaßen nicht unüblich, gar unumgänglich scheint, da die Definition der Architektur, oft individuell gedeutet wird und Gelehrte wie Adolf Behne sie sogar als „soziale Kunst“, Schoppenhauer

hingegen als „gefrorene Musik“ bezeichnen durften. Wenn man nun der besagten „Ente“ auf die Schliche kommen möchte, muss man Venturi und seinen Kompagnons aufmerksam folgen. Die Architektur wird hierbei als Gesamtzeichen betrachtet, womit anhand dieses Zeichens die Nutzung des Raumes deduktiv plausibel wird. Die Ente verwendet Venturi als Beispiel für eine Entenbraterei. Jenes Haus der Entenbraterei hat also die Gesamtform einer Ente. Sie ist somit für hungrige oder auch nicht-hungrige Passanten als ein Ort mit (gebratenen) Enten zu verstehen. Im Allgemeinen möchte uns der postmoderne Architekt damit sagen, dass die „Ente“ das Gebäude darstellt, welches selbst zum Ornament geworden ist. Die Fassade ist das Zeichen bzw. „Signet“. Man braucht seiner Kreativität nur freien Lauf lassen um weitere „Enten“ laut der Theorie der Autoren diagnostizieren zu können. Beispielsweise wäre eine Hendlbraterei in Gesamtform eines Huhns ebenso „Ente“, wie die Hütte eines Metzgers in Form eines Rinds oder Schweins. Kommen wir nun zum besagten „dekorierten Schuppen“. Anders als bei der „Ente“ trennt der „dekorierte Schuppen“ die Fassade vom Inhalt des Hauses. Dies bedeutet, dass der Schuppen (das Haus) an sich ohne Ornament klarkommt, jedoch das „Signet“ vor dem Haus (Schuppen) klar ersichtlich sein sollte um die Funktion des Raumes für das Volk zu implizieren. Eine Tankstelle dient hierbei als gutes Beispiel. Während der Kassierer im unspektakulären Schuppen haust bzw. sitzt, dekoriert bzw. suggeriert das „Signet“ in Form eines auffälligen Schildes, mit beispielsweise den Lettern „BP“, den Kraftfahrern ein Bild dieser Tankstelle. Auch einige Fastfood-Lokale mit dem berühmten geschwungenem „M“ locken mit Hilfe ihrer „Signets“, welche in Nähe ihrer „Schuppen“ positioniert sind, die Kunden in ihre Lokalitäten. Und was lernen wir von Las Vegas? Eine Stadt, die mitten in der Wüste jeglichen ökologischen Bedenken strotzt und mit ihrer Artifizialität die Menschen zum Staunen versetzt, kann für sich selbst als ein Symbol für Vieles betrachtet werden. Aber bleiben wir bei der Architektur. Bedient durch die gewagte Annahme, „Architekten hätten es verlernt, ihre Umwelt voraussetzungslos zu betrachten“, ist dieses Werk überhaupt zustande gekommen. Ob man diese Behauptung wirklich so stehenlassen kann, vermag jedem selbst. Jedoch wirken die finalen Autorenthesen über die Gesamtreduktion der Architektur auf zwei metaphorische Kategorien mehr als kühn, fast schon ein wenig ignorant...

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Existiert noch Slawistik? Pavlo Popov

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Zwischenkriegszeit wurde des Weiteren das Augenmerk auf die slawistische Dialektologie gelegt.

Slawistik als Universitätsfach hat eine über 200-jährige Geschichte; es ist ein Fachgebiet, das seit ihren Beginnen bis in die Gegenwart sich immer wieder aufs Neue definieren musste.Angefangen hat es noch am Ende des 18. Jahrhunderts, als die progressiven Vertreter der Kleinbürgerlichkeit gegen die Vorherrschaft der Feudalklasse kämpfte, was zum Streben einer nationalen und ökonomischen Einheit führte, würde man in sozialistisch dominierten Darstellungen lesen. Wir lassen die marxistisch-dialektische Deutung erst einmal beiseite und schauen uns die Folge an: Eine neue Idee war geboren worden. Diese Idee besagte, dass der Volksgeist in der Sprache des Volkes, in seinen Sitten und Bräuchen, in seinen Liedern lebt. Die Idee kam zur rechten Zeit: Außer Russland hatte kein einziges slawisches Volk einen eigenen Staat, sondern existierte innerhalb der Grenzen der damaligen Riesenimperien: Dem Osmanischen Reich, der

Der Slawistik-Boom endet mit dem Zerfall des sozialistischen Lagers. Nimmt man die LMU als Beispiel, so bleiben in München zurzeit nur noch 4 slawistische Lehrstühle, wobei „von oben“ bereits angedeutet wurde, dass eine Professur nach der Pensionierung des einschlägigen Dozenten nicht mehr besetzt wird.

lles befindet sich im Wandel. Was ist das Tribut, das der Gegenwart zu entrichten gilt, was eine vorübergehende, modische Erscheinung, Trend, und wer mag darüber urteilen? Diesen Prozessen unterliegt auch das Bildungssystem im Allgemeinen und die akademische Fachrichtung Slawistik im Einzelnen.

Mit dem Ende des zweiten Weltkrieges und zum Beginn des Kalten Krieges wuchs schließlich das Interesse der westlichen Länder an seinen slawischen Nachbarn, die sich auf der anderen Seite des Eisernen Vorhangs befanden. Für Deutschland kann man ohne Übertreibung von der Blütezeit der Slawistik sprechen. Das spiegelte sich qualitativ in der Breite der Angebote und quantitativ in der Anzahl der Professuren an Slawistikinstituten wider.

Im Ganzen lassen sich in der Slawistik heute folgende Tendenzen erkennen: Untergang der Slawistik als eine philologische Disziplin und Herauskristallisierung der einzelenen „Istiken“ wie Russistik, Polonistik, Bohemistik.

„Die These der kulturellen, sprachlichen und geschichtlichen Einheit der slawischen Völker bestimmte die Breite der damaligen Slawistik, die den rein philologischen Rahmen sprengte. Geschichte, Ethnographie, Landeskunde, Archäologie und viele andere Disziplinen machten das neue komplexe Fach aus.“ Habsburger Monarchie, dem Russischen Imperium, sowie in anderen Staatsgebilden. Die neue Idee sollte die slawischen Völker einen, wobei der stärkste Einigungsfaktor die Sprache war. Die ersten „Slawisten“ erfassten also im Dienste der neuen Idee des Nationalen die Folklore der slawischen Völker, sammelten slawische schriftliche Denkmäler, bemühten sich, die einzelnen Sprachen zu kodifizieren und gaben erste Grammatiken heraus. Die These der kulturellen, sprachlichen und geschichtlichen Einheit der slawischen Völker bestimmte die Breite der damaligen Slawistik, die den rein philologischen Rahmen sprengte. Geschichte, Ethnographie, Landeskunde, Archäologie und viele andere Disziplinen machten das neue komplexe Fach aus. Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kam es zu Tendenzen, die eigentliche Slawistik auf die sprachwissenschaftlichen, literaturwissenschaftlichen und folkloristischen Gebiete zu begrenzen. Mit dem Entstehen der Indogermanistik wächst zudem das Interesse an der vergleichenden historischen Sprachwissenschaft, wo die slawischen Sprachen untereinander und im Kontext der indoeuropäischen Sprachfamilien verglichen und untersucht wurden. An vielen Universitäten äußerte es sich z.B. darin, dass das Altgriechische, das Litauische oder das Sanskrit zum Bestandteil der Slawistik-Lehrpläne wurde. In der

Dort, wo es ursprünglich eine starke Slawistik gab, entstehen sogenannte „areale Studien“. Populär scheinen in diesem Zusammenhang Studiengänge wie Ost- und Mitteleuropastudien, Balkanistik etc. zu sein. In Prag gibt es mittlerweile kein Slawistikinstitut mehr. Dieses wurde schließlich in das Institut für Osteuropastudien, das Institut für Südosteuropa- und Balkanstudien und das Institut für Mitteleuropastudien aufgeteilt. In ihrer ganzen philologischen Breite wird wahrscheinlich nur noch die tschechische Philologie am Institut für Bohemistik unterrichtet. Am Institut für Mitteleuropastudien wird beispielsweise neben den Sprachen und Literaturen auch Geschichte, Politik und Kultur studiert und neben Polen und der Slowakei fließen auch Ungarn und Albanien in das Programm mit ein. Das ist natürlich keine Slawistik mehr, denn im Vordergrund stehen ganz andere Ideen, als es noch im 19. Jahrhundert der Fall war. Die Idee der slawischen Einheit ist nicht mehr politisch aktuell; diese tritt zurück hinter einer Idee der einzelslawischen Eigenheit sowie der Idee der wirtschaftlichen Integrität im globalisierten Europa. Panslawismus muss also seinen Platz für die neuen abstrakten Begriffe der Areale räumen. Die ‚Ent-Philologisierung‘ der Slawistik nimmt dabei ganz konkrete Züge an. Wenn man beispielsweise die

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Literaturwissenschaft nimmt, so sind in Prag und in München sehr wohl Vorlesungen zur Geschichte der Literaturen vorhanden. Allerdings gibt es keine systematischen praktischen Übungen (mehr), in welchen Primär- und Sekundärtexte unter Studenten diskutiert wurden, wie es zum Beispiel [noch] in Polen üblich ist. In München werden außerdem nicht alle Literaturgeschichten angeboten (nur „die wichtigsten“, wie z.B. die Russische, im Gegensatz zur Weißrussischen oder der Ukrainischen). Das Gleiche betrifft auch die Sprachwissenschaft. Die einst für den deutschsprachigen Raum ruhmreiche Tradition der Beschäftigung mit historischen Grammatiken der einzelnen slawischen Sprachen wird in München nur sporadisch fortgesetzt. In Prag, wo die vergleichbaren Fächer noch regulär angeboten werden, schlagen die Zahlen Alarm. Nur wenige Studenten besuchen diese (vier für Serbisch und Kroatisch, zwei für Bulgarisch, einer für Slowenisch), sodass fraglich ist, ob diese Disziplinen auch weiterhin angeboten werden. Als Kompensation für die weggefallenen Angebote wird öfters zum Selbststudium geraten: „Das Studium ist vor allem die selbständige Arbeit des Studenten“ [lässt sich schließlich auf vielen offiziellen Universitätswebsites lesen]. Doch jedem, der einst selbst Student gewesen war, dürfte klar sein, dass das Selbststudium niemals die Lehre und die Betreuung ersetzen kann – und darf. Neben den geschilderten „Untergangserscheinungen“ hat aber jede Universität, jedes Land seine Stärken und Traditionen. So werden in München immerhin 8 von 10 slawischen Standartsprachen in Form des praktischen Unterrichts angeboten; Mehr noch werden in Deutschland die Fähigkeiten zum wissenschaftlichen Arbeiten sehr gut geschult, indem während des Studiums mehrere wissenschaftliche Arbeiten von unterschiedlichem Umfang geschrieben werden müssen. Das System der spezifischen Seminare in einer derart ausgeprägten Form und Quantität gibt es wahrscheinlich nur in den deutschsprachigen Ländern. In Prag werden die slawischen Sprachen sechs Semester lang unterrichtet (während es in München nur vier sind). Es gibt außerdem reguläre Vorlesungen zur Geschichte und Literatur. In Polen, wie erwähnt, wird die Literatur nicht nur theoretisch behandelt, sondern auch diskutiert. Zudem werden ebenfalls Veranstaltungen zur geistigen Kultur und Geschichte der Slawen angeboten. Das Studium der Philologie in Ljubljana und in Sofia ist dagegen strenger philologisch ausgerichtet. Das heißt, dass die Rahmenfächer, wie sie in Deutschland, Polen und Tschechien angeboten werden, nur beschränkt bzw. gar nicht im Studienplan vorhanden sind. Ein Nachteil? Nicht unbedingt, denn dafür ist das Angebot an philologischen Fächern umso reicher. Möchte sich einer als Slawist in der breiteren Bedeutung dieses Wortes profilieren, scheint es im Rahmen des Studiums an einer Universität fast unmöglich zu sein. Der junge Wissenschaftler ist auf Mobilität und Mobilitätsstipendien angewiesen. Es gilt dabei die Vielfalt der europäischen Universitätenlandschaft sowie die Stärken und Besonderheiten der einzelnen Schulen auszunutzen. Wie auch immer, es bleiben eine Menge Fragen offen. Wie sind die aktuellen Änderungen im Bildungssystem und in der Slawistik zu bewerten? Ist der Prozess tragbar und spiegeln die Transformationen die Bedürfnisse der Zeit wider, oder gar die Interessen der Finanzoligarchie? Sind die verschlechterten Bedingungen an den Universitäten zu akzeptieren? Wie steht es mit den Möglichkeiten zur Mobilität und können auch Studenten aus ärmeren europäischen Ländern darauf zugreifen? Was ist das Beste für Studenten, Universitäten und Staat?

Literatur: Petr, Jan. (1984). Základy slavistiky. Státní Pedagog. Naklad: Praha

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Call for papers Artikel gesucht

H

iermit laden wir dich zur Teilnahme an der 3. Ausgabe vom newspeak magazin ein. Wir würden uns sehr freuen wenn Du Dich entscheidest, für uns (und dabei natürlich auch für Dich) etwas zu schreiben.

Bislang tauchten in unserem Magazin nur bestimmte Artikel auf. Mit dieser Ausgabe wollten wir jedoch die Horizonte, sowohl von uns als auch unserer Autoren und Lesern, weiter öffnen. Sei es ein Artikel, ein Essay, ein Gedicht, eine Kolumne, ein Kurzfilm oder gar eine Fotoreportage - wir sind für sämtliche Ideen von Dir offen, um ein vielfältiges Magazin für Sprache und Kultur zu gestalten. Und da wir nur in digitaler Form erscheinen, haben wir keine Grenzen wenn es um die Medienform geht. Diese Idee wird in den nachfolgenden Ausgaben weiter entwickelt. Zum Ablauf:

 Zunächst erwarten wir eine E-Mail oder facebook Message von Dir, in der Du uns Deine Pläne bezüglich der nächsten Ausgabe erläuterst.  Wir schreiben sofort zurück. Wir schicken Dir auch ein Stillblatt und eine Erklärung zu.  Artikel dürfen auf Englisch oder auf Deutsch geschrieben werden.  Artikelabgabefrist für die 3. Ausgabe ist der November 2013.  Die 3. Nummer des Magazins wird voraussichtlich Ende 2013 veröffentlicht.

Wie profitierst du davon?

 Dein Magazinbeitrag wird an 200 Personen aus unserer Datenbank geliefert, darunter Studenten, Doktoranden, Professoren etc. Klingt 200 nicht überzeugend? Die 1. Ausgabe erreichte bisher über 1500 Besucher auf der Plattform für digitale Zeitschriften issuu.  Deine Worte werden nicht nur in Deutschland verbreitet, aber auch z.B.: in Polen, Italien, China wie auch weltweit über das Internet.  Wir kümmern uns um die professionelle Redaktion Deines Textes.  Du wirst zu einer Magazin Releaseparty als VIP eingeladen. Dort wird es die Möglichkeit geben, einige Leser und andere Autoren des newspeak magazins kennen zu lernen.

Mehr Infos über uns, unsere Initiativen wie auch über die nächste Ausgabe des Magazins findet ihr auf unserer Facebook Seite facebook.com/ZirkelBabel und auf unserer Webseite www.newspeakmagazin.de. Wir freuen uns auf alle, die Interesse an diesen Projekt haben und sind auch für alle weiteren Vorschläge offen!

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EW Ausgabe 2 (1/2013)


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