Wie Waren weltweit reisen

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Juni 2018

60. Jahrgang

W I S S E N

WIE WAREN WELTWEIT REISEN

GLOBALISIERUNG, URBANISIERUNG UND TRANSPORT IM UNTERRICHT

ach Hannover n n io rs u k x E Schul-

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URBAN LIFESTYLE Pakete, Lieferungen, Kommunikation: Alles nur noch digital und Seite 6 vernetzt?

MEGACITIES 10 Millionen Menschen auf engstem Raum: Was zieht uns in die Riesenstädte? Seite 10

40 TONNEN Zwischen Hightech und Handwerk: Jugendliche erzählen von ihrem Seite 20 Joballtag.


INHALT 4 6 8 10

#

Zahlen und Fakten Wie die Pakete zu uns kommen Wer mehr handelt, transportiert mehr Willkommen in der Megacity

transportvonmorgen

12 14 16 18 20 22 23 24 34

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Geht Güterverkehr grüner? Sichererer Schlaue Stadt

Logistik? Na logisch! Handwerk und Hightech Transport von morgen im Unterricht entdecken Technik und Innovation auf der IAA erleben Zehn Arbeitsblätter für den Unterricht Linktipps, Glossar, Lösungshinweise


LIEBE LEHRERINNEN, LIEBE LEHRER,

Transport ist kein praxisfernes Thema, sondern betrifft uns in unserem täglichen Leben. Ob es um die Pakete geht, die wir im Internet bestellen, den öffentlichen Nahverkehr, der uns zur Schule und zur Arbeit bringt, oder Innovationen beim automatisierten Fahren – wir sind Teil eines großen Wandels. Weltweite Entwicklungen wie Globalisierung und zunehmende Urbanisierung werden Siedlungsräume mit ihren bereits bestehenden Versorgungs- und Verkehrssystemen vielerorts an ihre Kapazitätsgrenzen bringen. Studien prognostizieren, dass bis zum Jahr 2050 70 Prozent aller Menschen in Städten leben werden und die Zahl der Fahrzeuge sich voraussichtlich verdoppelt. Eine der größten Herausforderungen für Gesellschaften ist es daher bereits jetzt, auch zukünftig eine funktionierende Mobilität für Menschen und Güter zu gewährleisten. Die Digitalisierung von Technologien und Prozessen schafft dafür neue Möglichkeiten, die Leistungsfähigkeit von Infrastrukturen sowie die Effizienz und Sicherheit von Transport- und Verkehrsmitteln zu erhöhen. Jugendliche können diese konkreten Lösungsangebote auf der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in Hannover am Beispiel der Nutzfahrzeugbranche mit ihren ständig weiter entwickelten Mobilitätskonzepten praktisch erleben. Das vorliegende Zeitbild WISSEN unterstützt Sie und Ihre Schülerinnen und Schüler dabei, eigene Fragestellungen zu den Themen Globalisierung, Urbanisierung und Digitalisierung zu entwickeln, um diese im Rahmen eines Besuchs auf der IAA in diesem September zu überprüfen. Wir wünschen Ihnen dabei viel Erfolg! Ihr Zeitbild Verlag

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ZAHLEN UND FAKTEN Globalisierung: Weltweiter Export steigt stärker als Warenproduktion

Urbanisierung: Weltbevölkerung wächst und drängt in die Städte

Entwicklung des grenzüberschreitenden Warenhandels, weltweit 1960 bis 2016 (1960=1), in konstanten Preisen

nach Stadt- und Landbewohnern 1950 bis 2050 in Tsd.

18,5

17,3

Warenexport + 1.747 %

15,3

15,6

Warenproduktion + 581 %

1950 750.903 (Bezugsgröße)

1.785.372

6.679.756

3.092.067

2050

10,4

3,8 1,0 1,0

2.536.275

5,7

5,9

6,3

6,8

4,6

2,5

1960 1980 2000 2007 2010 2013 2016 Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung, 2018

9.771.823

790 %

73 %

285 %

Stadt

Land   Gesamt

Quelle: UN/DESA, 2018

Digitalisierung: Anzahl der Internetnutzer nach Kontinenten weltweit 2017 in Millionen Menschen; prozentualer Anteil an der Weltbevölkerung Weltbevölkerung: 7.635 Internetnutzer weltweit: 4.157 prozentualer Anteil an der Weltbevölkerung: 54,4 Europa 704,83 9,23 %

Nordamerika 345,66 4,53 %

Asien 2.187,67 28,65 % Afrika 453,33 5,94 %

Südamerika 437,0 5,72 %

Quelle: Internet World Stats, 2017

4

Australien 28,4 0,37 %


Globalisierung, Urbanisierung und Digitalisierung sind die wichtigen Trends unserer Zeit. Waren und Personen reisen mit Leichtigkeit um den Globus, weltweit zieht es Menschen in immer größer werdende Städte, Vernetzung rund um die Uhr gehört zum modernen Lebensstil – und all dies hat mit der Fähigkeit zu tun, immer mehr Menschen und Produkte immer effizienter zu transportieren. Die Grafiken auf dieser Doppelseite werfen ein Schlaglicht auf diese Entwicklungen weltweit und in Deutschland.

Globalisierung: Entwicklung des Güterverkehrs in Deutschland

Urbanisierung: Personenverkehr in Deutschland nimmt zu

in Mrd. Tonnenkilometer*

Mrd. Personenkilometer

500

1.261,7

902,4

2030 (Prognose)

1117,3

Binnenschiff Eisenbahn Lkw

991,8

2010

600

1.714

100

0

896

200

USA 1990

Indien Deutschland 2000

2010

Quelle: BMVI, 2017; *Definition siehe Glossar, S. 34/35

82,8

78,1

100,1

84,0

1.000

300

87,0

52,8

400

2030 (Prognose)

Luft- Eisen- verkehr bahn

Öffent- Motori- Motorilicher sierter sierter Individual- Straßen- Verkehr verkehr verkehr Insgesamt

Quelle: BMVI, Verkehr in Zahlen, 2017

Digitalisierung: E-Commerce in Deutschland steigt weiter an Umsatz des Onlinehandels 2016 in Euro; Steigerung in Prozent im Vergleich zu 2011

Tierbedarf

Lebensmittel

Bekleidung

235 %

133 %

143 %

870 Mio. Euro

932 Mio. Euro

11.164 Mio. Euro

Elektronik & Kommunikation

Möbel

240 %

309 % 3.193 Mio Euro

8.745 Mio. Euro

Quelle: bevh, 2012, 2016, handelsdaten.de

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WIE DIE PAKETE

ZU UNS KOMMEN BLITZVERSAND Genauso wenig wie der Strom aus der Steckdose, kommen Pakete aus dem Internet. Was mit einem einfachen „Klick“ bestellt wird, löst eine Kette von Aktivitäten aus und setzt Menschen und Fahrzeuge in Bewegung. Aktuell entwickelt sich im Zuge der Digitalisierung ein neuartiger „urbaner Lebensstil“, der vor allem Mobilitäts- und Konsumangebote für Menschen durchweg verändert. Einige Internethändler bieten eine immer schnellere Zustellung ihrer Waren an – nun auch den sogenannten Blitzversand. Dabei wird die Lieferung noch am selben Tag zugestellt. Sowohl Voraussetzung als auch Folge davon ist: Es werden Warenlager in Stadtzentren und große Fahrzeugflotten für Kurier- und Expressdienste notwendig. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen Unternehmen ihre kaufmännischen Prozesse für E-Commerce kontinuierlich erweitern, insbesondere ihre Kapazitäten für Transport, Lagerung und Zustellung.

FAST FASHION Bei großen Modeketten sind die Abstände zwischen verschiedenen Kollektionen weiter geschrumpft, mittlerweile sind sechs bis acht Kollektionswechsel innerhalb eines Jahres bei internationalen Anbietern Standard. Auch gibt es Modehäuser, die ihren Kunden kontinuierlich neue Warenauswahl bieten mit der Konsequenz, dass ihre Filialen weltweit ständig neue Waren erhalten, die zudem oftmals parallel auch online zu erwerben sind. Viele Kunden nutzen außerdem die Möglichkeit, Mode in verschiedenen Größen und Farben nach Hause zu bestellen, um sie dort anzuprobieren. Nicht Passendes kann auf Kosten des Versanddienstes wieder zurückgeschickt werden. So entstehen neue Fragen rund um individuelle und gesellschaftliche Verantwortung für einen nachhaltigen, zukunftsfähigen Transport von Gütern. 6


Weiterlesen zum Thema „Urbaner Lebensstil“! www.zeitbild.de/transportvonmorgen

TO-GO

Abfallaufkommen: Leichtverpackungen / Kunststoff in 1.000 Tonnen 5.952 5.141 4.601

1.894

2000 2005 2010 2015 Quelle: Umweltbundesamt / Statistisches Bundesamt 2016

Mit dem Coffee-to-go fing alles an. Inzwischen werden immer mehr Produkte und Dienstleistungen flexibel und im Vorübergehen rund um die Uhr genutzt: etwa der 24-StundenEinkauf, Car- und Bikesharing sowie der Trend zu Street-FoodMärkten und Food Trucks. Wer viel Zeit bei der Arbeit verbringt und sich auch in der Freizeit nicht lange im Supermarkt aufhalten möchte, kann Lebensmittel online bestellen und sie sich von manchen Lebensmittelketten zum Wunschtermin bis in die Küche liefern lassen. Neu sind heute sogenannte Kochboxen, die eine Rezeptidee mit den dafür notwendigen Lebensmitteln per Paket nach Hause liefern. Daraus ergeben sich ganz neue Bedingungen für die Anlieferung der Kochbox, sei es für ihre Verpackung und den geschützten Transport, für die notwendige Höchsttemperatur der Lebensmittel darin und vor allem für die Lieferzeit bis zu den Kunden. Die daraus resultierenden logistischen Aufgaben sind mit einem erhöhten Güter-, Waren- und Abfalltransport verbunden.

ANS ZIEL MIT FAHRRAD, ÖPNV UND CARSHARING Für zahlreiche Städte in Deutschland gibt es Apps, die Nutzern einen effizienten Weg von A nach B berechnen. Anbieter haben teilweise eigene Flotten, seien es Pkw wie beim free floating Carsharing oder Fahrräder (Bikesharing). Die entsprechenden Fahrzeuge sind bereits heute in einigen urbanen Zentren in Deutschland rund um die Uhr flexibel verfügbar. Seit dem Jahr 2000 hat sich die Zahl der Carsharing-Fahrzeuge mehr als verfünfzigfacht. Die Idee eines kostenlosen Personennahverkehrs ist zwar von der Politik nicht aufgenommen worden, die Diskussion darüber zeigt aber, wie wichtig neue Ideen sind, um Staus zu vermeiden, Innenstädte zu entlasten und umweltschonenden Verkehr zu fördern.

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Nordamerika

17.113 356.371 1.028.473

206.734

89.167 846.530 132.799

528.872

119.449

98.927

56.139 28.281

25.712 173.088

93.011 155.767

Globaler Handel – globaler Transport

137.565

8.353

200.281 238.459 71.717

14.461 160.102

Interregionale Handelsströme in Millionen Dollar Die Pfeile beziehen sich auf die Wirtschaftsregionen Nordamerika, Europa, Lateinamerika, Afrika, Russland/GUS, Nahost und Asien/Pazifik.

2.586

Quelle: WTO, 2017

WER MEHR HANDELT,

TRANSPORTIERT MEHR Die Entstehung weltweiter Märkte für Waren, Kapital und Dienstleistungen sowie die damit verbundene internationale Vernetzung der Volkswirtschaften wird mit dem Begriff Globalisierung beschrieben. Sie hat weitreichende Konsequenzen für das Leben aller Menschen.

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10.285 132.986

6.051

WELTWEITER HANDEL NIMMT ZU

86.714

83.430

Die Globalisierung entwickelt sich parallel auf den zwei klassischen Ebenen von Angebot und Nachfrage: zum einen mit individuellen Konsumentscheidungen, – beispielsweise beim Kauf von Lebensmitteln oder Elektronikartikeln, die auf anderen Kontinenten hergestellt werden, zum anderen mit dem Einsatz neuer digitaler Technologien im Kommunikations-, Informations- und Transportwesen. Es sind vor allem weltweite Datennetze, Online-Kommunikation, computergestützte Logistik und hoch entwickelte Verkehrsmittel, die Wertschöpfungsketten (Arbeitskräfte, Produktionswege, Dienstleistungen und Transporte) von nationalen Standorten und Grenzen loslösen.

462.179

653.790 82.056 314.350 146.242

PRODUKTION WÄCHST, EXPORT WÄCHST SCHNELLER Täglich wechseln Milliarden Tonnen von Gütern ihren Ort innerhalb von Städten, Ländern und Kontinenten. Die internationale Arbeitsteilung ermöglicht es Unternehmen, die für sie günstigsten Produktions- bzw. Lieferstandorte weltweit auszuwählen und ihre Aktivitäten permanent neu zu koordinieren. Für Deutschland lässt sich seit den 1960er-Jahren ein besonderer Indikator für die Globalisierung der hiesigen Wirtschaft feststellen: Das jährliche Exportwachstum ist kontinuierlich höher als das der Warenproduktion.

IMMER MEHR GÜTER UNTERWEGS

Weltweites Frachtvolumen im internationalen Straßengüterverkehr in Billionen Tonnenkilometer 2010

31.000

6.388

2050

Die Globalisierung, das weltweite Bevölkerungswachstum, die Urbanisierung und das Entstehen einer breiten Mittelschicht in den aufstrebenden Ländern, allen voran China, werden das Transportaufkommen für Menschen und Waren weiter steigern. Ein urbaner Lebensstil wird vielerorts die Nachfrage nach Gütern weiter erhöhen, die in globaler Arbeitsteilung produziert werden und so ein hohes Transportaufkommen nach sich ziehen. Prognosen sagen voraus, dass der weltweite Straßengüterverkehr bis 2050 im Vergleich zu 2010 um 488 Prozent zunehmen wird.

BOOM AUF DEUTSCHLANDS VERKEHRSWEGEN Diese Entwicklungen führen auch in Deutschland zu einem steigenden Aufkommen an Gütertransport. Beim Personenverkehr ist der Pkw in Deutschland nach wie vor das wichtigste Verkehrsmittel, aber auch Bus und Bahn verbuchen neue Fahrgastrekorde – im Schnitt sind 30 Mio. Menschen am Tag mit dem Linienverkehr unterwegs. Das kontinuierliche Wirtschaftswachstum in Deutschland sorgt außerdem für einen steigenden gewerblichen und privaten Bedarf an Transportkapazitäten. Einen großen Anteil der Warenlieferungen übernehmen Lkw und andere Nutzfahrzeuge, die bis dahin liefern können, wo Schiene und Hafen nicht hinreichen.

Quelle: Statista, 2018

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Städte üben seit jeher eine große Anziehungskraft auf Menschen weltweit aus. Metropolen waren und sind Ballungs- und Entstehungsräume für soziale und ökonomische Trends, die nicht selten gesamtgesellschaftliche oder sogar globale Entwicklungen werden, wie z. B. der sogenannte urbane Lebensstil, der aktuell von den Möglichkeiten digitaler Technologien geprägt wird. Leben in der Stadt weckt auf jedem Kontinent Hoffnungen auf höhere Lebensqualität und sozialen Aufstieg und es zieht dadurch immer mehr Menschen aus ländlichen Gebieten an. Seit einigen Jahren lebt mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung in Metropolen und Ballungsräumen. In Deutschland leben drei von vier Menschen in der Stadt. Dieser Entwicklungsprozess wird Urbanisierung genannt. Er steht u. a. auch für steigende Herausforderungen bei der Ver- und Entsorgung in oftmals unreguliert wachsenden Stadtstrukturen sowie für komplexere Mobilitätsbedürfnisse von Menschen und Gütern. Ein Kennzeichen der weltweiten Urbanisierung sind die größten Städte der Welt, die Megacities (Städte ab 10 Millionen Einwohner). Bis 2050 wird sich die Anzahl von derzeit rund 25 Megacities auf 100 vervierfachen. Die Urbanisierung in den Entwicklungs- und Schwellenländern ist vor allem durch eine enorme Zuwanderung in diese Riesenstädte gekennzeichnet – hinzu kommt ein generell hohes Bevölkerungswachstum. Diese Kombination verursacht dort neue und komplexe Anforderungen an den Personenverkehr, den Warentransport und die Abfallentsorgung.

Urbanisierung hier um weitere vier Prozent zunehmen. Gleichzeitig wird auch das Verkehrsaufkommen sowohl im Personenverkehr als auch im Güterverkehr weiterhin ansteigen. Damit sind neue und komplexe Aufgaben beim Erhalt, Aus- und Umbau der Infrastruktur für die Güterversorgung, die Abfallentsorgung und die Beförderung von Menschen verbunden. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) Deutschlands ist in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich gewachsen. Als Messgröße für die Wirtschaftsleistung einer Volkswirtschaft drückt das BIP auch die gestiegene Nachfrage nach Waren aus und damit auch einen stetig steigenden Bedarf an Transportmitteln und -kapazitäten. Insbesondere der boomende Onlinehandel ist treibender Faktor bei der Entwicklung des Transportwesens, z. B.

WILLKOMMEN IN DER

MEGACITY

URBANISIERUNG GEHT AUCH IN DEUTSCHLAND WEITER In Deutschland und den anderen Industriegesellschaften wachsen die Städte langsamer als in den Entwicklungs- und Schwellenländern. Deutschland hat im weltweiten Vergleich bereits einen hohen Urbanisierungsgrad erreicht. Bis 2020 wird die

Anteil der Stadtbevölkerung an der Gesamtbevölkerung 2030 (Schätzung) weltweit

wettbewerbsbedingt durch häufige% 59,9 re, weil kürzere Zyklen der Warenlieferungen und durch steigende Retourenzahlen Quelle: UN Habitat, 2015 von Paketsendungen. Die Lieferkette baut dabei auf die Vorteile jedes Transportmittels: Warenlieferungen außerhalb der Stadt zwischen Logistikzentren und Großlagern übernehmen oftmals große Lkw, kleinere Verteiler-Nutzfahrzeuge können am raschesten innerstädtische Touren erledigen.

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transportvonmorgen

GEHT GÜTERVERKEHR CHANGE IT, BABY! INTERMODALER GÜTERVERKEHR

Verkehrsökonomen, Logistiker und Unternehmer gehen von einer klaren Prämisse aus: Der Transport von Waren wird dann beauftragt, wenn dadurch in der gesamten Wertschöpfungskette Ressourcen eingespart werden können. Nur wenn der Transport über Ländergrenzen hinweg nicht zu teuer ist, macht es Sinn, Waren in anderen Ländern zu produzieren und dafür länger zu transportieren. Aus Effizienzgründen wird Güterverkehr intermodal organisiert, d. h. Verkehrsträger, z. B. Schiff, Bahn, Nutzfahrzeug und Flugzeug, werden gemäß ihrer jeweiligen technologischen Stärken (= Ressourcen-Einsparpotenzial) intelligent miteinander kombiniert. Die letzte Lieferstation zum Privatkunden kann dabei sogar ein Fahrradkurier übernehmen. Die kommunikationstechnologische Vernetzung der verschiedenen Verkehrsträger entlang der Lieferkette kann den Transport noch besser steuern und einmal mehr die Effizienz steigern.

Sowohl urbane als auch konjunkturelle Entwicklungen führen zu höheren Mobilitätsanforderungen an Menschen und Güter. Infrastruktur und Verkehrsträger werden stärker in Anspruch genommen, ihre Belastungen steigen, ebenso wie Geräuschpegel und Abgase. Gerade in Ballungsräumen spielt die Verminderung von Emissionen und Schadstoffen eine wichtige Rolle für die urbane Lebensqualität. Stellschrauben dafür befinden sich sowohl am Fahrzeug als auch in der Verkehrsinfrastruktur. Die Energieeffizienz im Transport kann durch verschiedene Maßnahmen gesteigert werden, welche die Lieferkette mit verbesserter digitaler Datenübermittlung ganzheitlich in den Blick nehmen.

Mehr Länge, mehr Ladung, weniger CO2: der Lang-Lkw Ein innovatives Transportkonzept ist der Lang-Lkw. Er ist bis zu 6,50 Meter länger als herkömmliche Lkw und kann dadurch bis zu 66 Prozent mehr Ladung bei demselben zulässigen Höchstgewicht transportieren. Damit sinkt nicht nur der Kraftstoffverbrauch pro Transporteinheit, sondern es lassen sich auch Lkw-Fahrten einsparen. In Deutschland werden die Lang-Lkw seit einigen Jahren im Rahmen von Feldversuchen in verschiedenen Bundesländern getestet.

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Konventioneller Sattelzug


GRÜNER?

OTTO, HYBRID, DIESEL & CO. Durch den serienreifen Einsatz verschiedener technologischer Innovationen bei Fahrwerk, Antriebsstrang sowie bei Aerodynamik und neuen Baumaterialien sinken die Emissionen der zumeist dieselangetriebenen großen Lkw seit Jahren. Mithilfe der Abgasnachbehandlung können auch Schadstoffe weitestgehend herausgefiltert werden. Neben dem Otto- und dem Dieselmotor als konventionelle Technologien ist bei Nutzfahrzeugen inzwischen auch eine Bandbreite an alternativen Antrieben wie Hybrid, Elektro, komprimiertes oder verflüssigtes Erdgas verfügbar. Erdgasantriebe bieten zudem die Option einer Beimischung von Biomethan. Ferner besteht die Perspektive, fossiles Erdgas langfristig durch strombasierte, synthetische Kraftstoffe zu ersetzen. Auch alternative Antriebe sollten nur gemäß ihren Stärken eingesetzt werden. Im Stadtbetrieb ist es für Omnibusse, Müll- oder kleine Lieferfahrzeuge in ihrem typischen Stop-and-Go-Fahrprofil sinnvoll, auf SCHON GEWUSST? Hybrid oder Elektro zu setzen, um Ressourcen zu sparen. Bei schweren Lkw im Langstreckeneinsatz auf Fernstraßen stehen Entwickler vor besonders Mit Telematik (Wortschöpfung aus großen Herausforderungen für rentable Batteriekapazitäten. Weitere VorausTelekommunikation und Informatik) setzung sind entsprechend starke Ladestationen an öffentlichen Tankstellen. bezeichnet man digitalisierte Informationssysteme, die auch bei der Organisation von Gütertransport eingesetzt werden. Mit ihrer Hilfe kann der Kraftstoffverbrauch von Nutzfahrzeugen gesenkt und der Anteil an Leerfahrten reduziert werden.

STERNFAHRT NACH ROTTERDAM

Im April 2016 machten sich sechs Lkw-Kolonnen aus verschiedenen europäischen Städten auf den mehrtägigen Weg nach Rotterdam. Die jeweils zwei bis drei Trucks pro Kolonne waren im Abstand von nur 10 bis 15 Metern auf der Autobahn im sogenannten Platoon (engl. für Teileinheit) unterwegs. Alle Lkw- Einheiten waren untereinander vernetzt und fuhren teilautomatisiert. Die Testergebnisse der Effizienzsteigerung: Durch den geringen Abstand zueinander konnten die Fahrzeuge ihren Luftwiderstand während der Fahrt verringern. Darüber hinaus war eine höhere Durchschnittsgeschwindigkeit möglich – ohne dass die Höchstgeschwindigkeit überschritten wurde. Zudem wurde die Fahrbahn von den Kolonnen besser ausgenutzt, da ein Platoon aus drei gekoppelten Lkw nur 80 anstatt der sonst üblichen 150 Meter Fahrbahn einnimmt.

‒ 10 %

‒ 25 %

CO2

CO2

Verlängerter Sattelzug

Lang-Lkw

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transportvonmorgen

SICHERERER

Sicherheitspotenziale von Fahrerassistenzsystemen

Abstandsregler 17 % weniger schwere Unfälle mit Personenschaden

Notbremsassistent 28 % weniger Auffahrunfälle mit Personenschaden

In urbanen Räumen, wo Fußgänger, Zweiradfahrer, Pkw und Nutzfahrzeuge häufig gemeinsam unterwegs sind, spielt die Sicherheit im Straßenverkehr eine entscheidende Rolle. Zahlreiche Sicherheitsassistenzsysteme wurden deshalb schon für Lkw, Busse und Transporter entwickelt, oftmals, bevor sie später in Pkw-Modellen auf den Markt kamen. Seit dem Jahr 1970 konnte das Risiko eines tödlichen Unfalls um 86 Prozent gesenkt werden. Durchschnittlich ist ein Lkw rund drei Millionen Fahrzeugkilometer unfallfrei unterwegs.

Automatisierungsgrade des automatisierten Fahrens ASSISTIERTES FAHREN Fahrer muss die Funktion bewusst aktivieren und kann diese jederzeit übersteuern n Fahrer überwacht dauerhaft und ist eine Rückfallebene n In kritischen Situationen ist die unmittelbare Fahrerreaktion erforderlich n

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AUTOMATISIERTES FAHREN Fahrer aktiviert die Funktion bewusst, kann aber jederzeit eingreifen System gibt bei Erreichen seiner Grenzen an den Fahrer ab n Fahrer bleibt aufmerksam und kann jederzeit rechtzeitig übernehmen n Fahrer muss nicht dauerhaft überwachen; Überwachung durch den Fahrer hängt vom jeweiligen System und dem bestimmungsgemäßen Gebrauch ab n n


Spurhalteassistent

49 % weniger Lkw-Unfälle

durch Verlassen der Spur auf Autobahnen

Lichtsysteme 18 % weniger Verkehrstote durch mehr Sicht auf Autobahnen und Landstraßen

n

Spurwechselassistent 26 % weniger Unfälle beim Spurwechsel

SICHERHEIT UND DIGITALE VERNETZUNG

VOM ASSISTENZSYSTEM ZUM AUTOPILOTEN

Auch die Transportbranche vernetzt sich für ihre Datenübermittlung immer weitreichender. Waren Fahrzeuge zunächst nur in die Datenwelt ihrer zugehörigen Spedition telematisch eingebunden, so können sie jetzt mit Teilen ihrer Verkehrsumgebung kommunizieren, z. B. mittels Navigationssystemen. Der nächste Vernetzungsschritt ist der mobile automatische Datenaustausch eines Fahrzeugs mit anderen Fahrzeugen, mit Verkehrsleitstellen oder mit festen oder temporären Infrastrukturelementen. Die Fahrzeugausstattung wurde bereits erfolgreich getestet, aber noch sind nicht alle Verkehrsbeteiligten ausreichend vernetzt. Im Internet gibt es bereits professionelle Frachtbörsen, um speditionsübergreifend die Anzahl von Freiflächen und Leerfahrten zu senken.

Schon mit heutigen Assistenzsystemen sind die Voraussetzungen für teilautomatisiertes Fahren vorhanden. Tests auf deutschen Autobahnen zeigen, dass automatisiert fahrende und miteinander vernetzte Lkw den Verkehrsfluss verbessern, den Kraftstoffverbrauch und die Emissionen senken sowie die Sicherheit erhöhen. Das Computersystem arbeitet mit Radar, Kamera und Assistenzsystemen. Das automatisierte Fahren wird weiterhin von einem Fahrer überwacht, der jederzeit ins Steuer greifen kann. So fordert das System den Fahrer bei einer Wetterverschlechterung oder schlechter Fahrbahnmarkierung auf, wieder selbst zu lenken. Reagiert der Fahrer nicht auf die Signale, bringt sich das Fahrzeug selbstständig auf dem Seitenstreifen zum Stillstand.

AUTONOMES FAHREN n

Nachtsichtassistent 6 % weniger Verkehrstote bei Nacht

Das System beherrscht die Fahraufgabe in allen Situationen Passagier könnte Fahraufgabe übernehmen, insofern das Fahrzeugkonzept dies vorsieht

SCHON GEWUSST? Automatisierte Fahrfunktionen in Lkw entlasten die Fahrer. In weiterer Zukunft wird sich der Fahrer voll und ganz auf die Techniksysteme des Lastwagens verlassen können, der dank seiner Sensorik und des Datenaustauschs mit der Umgebung sicher und effizient seinem Ziel entgegenfährt.

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transportvonmorgen

SCHLAUE STADT

Globalisierte Handlungsräume für Individuen, Unternehmen und Gesellschaften bringen parallel zu einer weltweit erkennbaren Urbanisierung vielerorts bestehende Verkehrssysteme an ihre Kapazitätsgrenzen. Eine der größten städteplanerischen Herausforderungen ist es derzeit, einen möglichst reibungslosen Transport von Menschen und Gütern auch in Zukunft zu ermöglichen. Die Vernetzung von Fahrzeugen untereinander, mit weiteren Verkehrsteilnehmern und mit Infrastrukturelementen kann Teil einer nachhaltigen Lösung sein. Dafür müssen die technologischen Voraussetzungen von allen Beteiligten geschaffen werden, z. B. mit dem Aufbau und Ausbau einer vernetzungsfähigen Infrastruktur – etwa mithilfe dynamischer Verkehrszeichen, kommunizierender Baustellen und umsichtiger Ampelanlagen – sowohl in der Stadt als auch außerhalb. Aktuelle Fahrzeugmodelle sind bereits für diese Art der Mobilität auf der Autobahn und in der Stadt vorbereitet. Doch die „Gesprächspartner“ entlang der Wegstrecke, die zukunftsfähigen Infrastrukturlösungen, fehlen in Deutschland bislang. International gehen Städte mit gutem Beispiel voran.

Berlin beteiligt sich am Smartcity-Progamm

Staatliche Infrastrukturinvestitionen prozentual zum Bruttoinlandsprodukt 2015

16

0,6 % Deutschland

0,6 % USA


WAS IST EINE SMART CITY?

DIE PLATTFORM FÜR URBANE MOBILITÄT

Intelligente Verkehrsplanung, Förderung des Öffentlichen Nahverkehrs und eine bessere Vernetzung aller Verkehrsteilnehmer innerhalb einer stadtweiten Kommunikationsinfrastruktur sind die Mobilitätskennzeichen einer Smart City. Weniger Staus und somit dauerhaft schnelle Lieferungen von Gütern in der Innenstadt sowie der Ausbau eines weitgehend emissionsfreien Nahverkehrsnetzes haben positive Auswirkungen auf die Umwelt und die Lebensqualität in Smart Cities. Städte wie Kopenhagen (u. a. intelligenter Fahrradverkehr), Toronto (u. a. Parkleitsystem), Wien (u. a. intermodales Verkehrskonzept) und Tokio (u. a. Bus Rapid-Transit System) sind hier weltweit Spitzenreiter.

WER SOLL DAS BEZAHLEN ... Deutsche Städte befinden sich nicht unter den Top 10 der Smart Cities. Als Gründe dafür werden u. a. fehlende gesellschaftliche und politische Unterstützung für neue Mobilitätskonzepte gesehen, gerade im Hinblick auf die erforderlichen Neuinvestitionen in die Verkehrsinfrastruktur. Am Beispiel der Bundesfernstraßen zeigt sich, dass das angepeilte Investitionsniveau des Verkehrsministeriums den ermittelten tatsächlichen Jahresbedarf für den Erhalt und Ausbau der Infrastruktur nicht deckt.

Die Plattform für urbane Mobilität ist SCHON GEWUSST? ein Zusammenschluss von Unternehmen der Automobilindustrie und Neue Fahrzeuge sollen künftig neun deutschen Städten (unter untereinander und mit der Infrastrukanderen Hamburg, Köln, Leipzig tur kommunizieren können. Derzeit sind und Stuttgart). Als Partner veraber noch nicht alle Ampelanlagen und das suchen die Beteiligten, innerVerkehrsleitsystem dafür vorbereitet. Diese städtischen Verkehr effizienter Kommunikation soll es dem Fahrzeug ermögund umweltfreundlicher zu lichen, in Sekundenbruchteilen Verkehrsgestalten. Dabei geht es insbeinformationen – etwa über Ampelphasen sondere um die Verbesserung und Baustellen – zu sammeln und diese der Lebensqualität in den Städten, sogleich zu verarbeiten. So kann der die Reduktion der Emissionen von Fahrer Gefahren oder Staus Luftschadstoffen, Klimagasen und weiträumig umfahren. Lärm, die gleichberechtigte Teilhabe an Stadt und Mobilität für alle, höhere Sicherheit im Verkehr und höhere Verfügbarkeit, Vielfalt und Zuverlässigkeit von Mobilitätsund Logistikangeboten. Neue Ideen, wie diese Ziele erreicht werden können, sollen mithilfe der Plattform schnell und unkompliziert in den teilnehmenden Städten ausprobiert werden können. Lösungen, die sich als geeignet erweisen, können dann in einem zweiten Schritt auch in anderen Städten eingeführt werden. Wichtiges Ziel der Plattform ist, den Ausbau der digitalen Infrastruktur voranzutreiben. Während die Industrie für die Ausstattung der Fahrzeuge zuständig ist, müssen die Städte sich um vernetzte Parksysteme, Ampelanlagen, öffentlichen Nahverkehr und Baustellen kümmern.

0,7 %

0,8 %

0,9 %

0,9 %

1%

1,4 %

1,7 %

1,8 %

5,3 %

Schweden

Frankreich

Großbr.

Russland

Armenien

Indien

Südkorea

Ungarn

VR China

Quelle: OECD, 2015

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LOGISTIK? NA LOGISCH! Die Automobilbranche in Deutschland ist sowohl mit „Industrie 4.0“ als auch durch die weiter zunehmende Vernetzung von Fahrzeugen mit anderen Akteuren Teil der digitalen Revolution. Die Digitalisierung wandelt dabei die Anforderungen an Fahrzeuge und ihre Entwicklungsund Produktionsprozesse rasch. Da auch in Zukunft Fahrzeuge deutscher Hersteller in aller Welt gefragt sein werden, wird die Automobilbranche weiterhin viele gut ausgebildete Fachkräfte benötigen. Neben den klassischen Berufsausbildungen werden Einsteigern auch neue Berufsbilder angeboten (siehe S. 20/21). 18


Weiterlesen zum Thema „Transport und Logistik“!

Schiene

Straße

www.zeitbild.de/transportvonmorgen

SONNTAG 21:42 Uhr

nahe Dresden wird ein französisches Rennrad in einem Onlineshop bestellt

MONTAG 13:30 Uhr

Radhersteller in Romilly-sur-Seine / Frankreich übergibt die Ware einem Paketlieferdienst

MONTAG 19:30 Uhr

Ware kommt in Paris am Güterbahnhof (Umschlagplatz) an – Dienstag, 03:30 Uhr, Ware verlässt per Eisenbahn-Transport Paris in Richtung Hamm / Deutschland

MITTWOCH 9:00 Uhr

Ware kommt in Deutschland / Hamm am Güterbahnhof (Umschlagplatz) an – 13:00 – 14:30 Uhr, Ware per Lkw-Transport zum Händler des Onlineshops bei Bonn

DONNERSTAG Montage und individuelle Umrüstung der Ware beim Händler – Freitag, 08:30 Uhr, 10:00 Uhr Ware per Lkw-Transport zum Startpaketzentrum nach Remscheid

FREITAG 10:45 Uhr

Ware per Eisenbahn-Transport nach Dresden – 17:35 Uhr, Ware kommt in Dresden am Güterbahnhof (Umschlagplatz) an

SAMSTAG 07:30 Uhr

Ware per Paketlieferdienst zum Kunden in Freiberg nahe Dresden – 11:15 Uhr, Übergabe der Ware durch Paketlieferdienst an die Käuferin

TRANSPORT ALS WIRTSCHAFTSFAKTOR Deutschland ist Drehscheibe für die europäischen und weltweiten Güterströme. Durch kein anderes Land der Europäischen Union werden mehr Güter transportiert. 2,82 Millionen Menschen sind mit der hiesigen Logistik beschäftigt. Im Jahr 2015 erbrachten Schiff, Bahn und Lkw in Deutschland eine Transportleistung von 661 Milliarden Tonnenkilometern. Mit sieben von zehn Tonnenkilometern (474,2 Milliarden) übernahmen Lkw den weitaus größten Teil.

WACHSTUMSBRANCHE NUTZFAHRZEUG Die Hersteller von Nutzfahrzeugen in Deutschland profitieren sowohl vom wachsenden hiesigen Logistikstandort als auch von der globalen Nachfrage. Die Nutzfahrzeugbranche exportiert rund 76 Prozent ihrer Produkte ins Ausland. Der weltweite Nutzfahrzeugmarkt wird sich nach Prognosen von 9,5 Mio. Einheiten 2005 auf 12,4 Mio. Einheiten 2024 steigern. Besonders hohe Nachfrage wird aus Indien, Russland und der EU erwartet. Für die Nutzfahrzeugbranche ist Deutschland einer der größten Produktionsstandorte weltweit. Hier sind rund 180.000 Arbeitnehmer beschäftigt.

SCHON GEWUSST? Mit der EU-Osterweiterung im Jahr 2004 verschiebt sich der geografische Mittelpunkt der EU nach Deutschland ins Ruhrgebiet. Nutzfahrzeuge und moderne Logistik machen es möglich, dass Nachschub an Waren für circa 20 Mio. Menschen in der Region innerhalb von zwei Stunden herangeschafft werden kann. Auslöser dieser führenden Rolle des Ruhrgebiets ist der Strukturwandel weg von Kohle und Stahl hin zu einem Logistikkompetenzzentrum.

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HANDWERK UND HIGHTECH Genauso vielfältig wie die Berufsbilder sind auch die Karrierewege in der Nutzfahrzeugbranche. 180.000 Menschen arbeiten in Deutschland in diesem Wirtschaftszweig und immer mehr von ihnen haben auch mit den digitalen Aspekten der Fahrzeuge zu tun. Wir haben drei junge Leute in ihrem beruflichen Alltag begleitet.

NICHT SO DER BÜROTYP Laura (19) hat einen Realschulabschluss und macht eine Ausbildung zur Industriemechanikerin mit der Fachrichtung Maschinenund Anlagenbau beim Unternehmen F. X. Meiller.

Am liebsten arbeitet Laura an der Drehmaschine. Ihr gefällt es, wenn sich die Stahlspäne kringeln und durch die Hitze blau färben. Im Moment baut sie ein Modell in der Ausbildungswerkstatt, und zwar einen Abrollkipper mit einer Mulde aus Baustahl. Dabei lernt sie neben dem Drehen unter anderem auch Fräsen, Biegen, Bohren, Feilen und Schweißen. All das braucht sie, um später mal richtig große Kipper zu bauen, die viele Tonnen wiegen und doppelt so hoch sind wie sie selbst. Wie gesagt: nicht so der Bürotyp ...

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Weiterlesen zum Thema „Berufe in der Nutzfahrzeugindustrie“! www.zeitbild.de/transportvonmorgen

40 TONNEN MIT EINEM FINGER

Benedikt (27) hat im Fahrzeugwerk Spier in Steinheim nach seiner Ausbildung zum Metallbauer Fachrichtung Nutzfahrzeugbau zwei Jahre als Geselle Erfahrung gesammelt, dann den Meister für Karosserie- und Fahrzeugbau gemacht und absolviert jetzt ein duales Studium der Fahrzeugtechnik in Hamburg.

Die zusätzliche Lebenserfahrung hat mir geholfen, mein Studium besser zu planen.

„Wenn ich gleich in der Schule das Fachabi gemacht hätte, wäre ich bestimmt nicht dort, wo ich heute bin“, ist sich Benedikt sicher. Stattdessen folgte er seiner Faszination für die großen, also die wirklich richtig großen Brummer. „40 Tonnen kann man mit einem Finger lenken, das fand ich schon als Kind großartig!“ Schrauben, Schweißen, die Arbeit im Team – das gefiel Benedikt gut. Irgendwann kam die Neugier, wie man einen Betrieb organisiert. Logischer Schritt: die Meisterschule mit BWL, Recht, Personalmanagement und Schwitzen in Klausuren. War der Weg von der Ausbildung über den Meister zum Studium ein Umweg? Keinesfalls, sagt Benedikt. Die zusätzliche Lebenserfahrung hat ihm geholfen, sein Studium besser zu planen, und im Fach Nutzfahrzeugkonstruktion hatte er natürlich einen Riesenvorsprung. Sein Meisterfach wurde ihm im Studium sogar angerechnet. Und nach dem Abschluss darf er sich Bachelor of Engineering nennen.

MIT CAD UND FLEX Anna (21) macht ein duales Studium. Sie studiert im 4. Semester Engineering Technischer Systeme (Maschinenbau) und ist blockweise für jeweils ca. zehn Wochen für ein Semester am Studieren und in den anderen Phasen in den unterschiedlichen technischen Abteilungen im Unternehmen Krone eingesetzt.

Ganz klar, es war das Schnupperstudium im Niedersachsen-Technikum bei Krone. Der Mix aus Studium und Praxis brachte Anna zum dualen Studium. Im Unternehmen lernt sie viele Abteilungen von Forschung und Entwicklung bis hin zur Qualitätssicherung kennen und kann den Weg eines Produkts von der Entwicklung bis zur Fertigstellung verfolgen. Im Moment arbeitet sie im Team „Technisches Zeichnen“ an der Konstruktion eines Fahrgestells. 3-D-Modelle mit dem CAD-Programm am Computer zu erstellen macht ihr besonders viel Spaß. In der Lehrwerkstatt hat sie aber auch handwerklich mit der Fräse und der Flex gearbeitet und zum Beispiel gemerkt, wie sich der Stahl beim Schweißen verzieht. Ist das eine Arbeit für Frauen? Immer mehr, sagt Anna. Ihre Erfahrungen sind jedenfalls positiv. 21


TRANSPORT VON MORGEN

IM UNTERRICHT ENTDECKEN

Das vorliegende Zeitbild WISSEN nimmt technische Lösungen für einen sauberen, sicheren und nachhaltigen Transport rund um das Nutzfahrzeug in den Fokus und ist gleichzeitig zur Vorbereitung auf eine Exkursion von Schulen zur IAA gedacht. Die Vernetzung im Verkehr und die neuen urbanen Trends im Bereich Mobilität, Konsum und Kommunikation betreffen die Schülerinnen und Schüler persönlich in ihrem Alltag. Das vorliegende Material ist hauptsächlich für den Einsatz im 9. und 10. Schuljahr, in der Sekundarstufe II sowie in beruflichen Schulen gedacht. Die Schülerinnen und Schüler können wirtschaftliche und technologische Prozesse nachvollziehen, deren Zusammenhänge verstehen und sowohl in aktuelle ökologische als auch in politische Diskussionen einsteigen. Außerdem kann das vorliegende Material sie unterstützen, eigene Verhaltensweisen zum nachhaltigen Umgang mit Ressourcen (bspw. beim Konsumverhalten) zu reflektieren.

ÜBERSICHT ÜBER DIE ARBEITSBLÄTTER

LERNZIELE UND KOMPETENZEN

AB 1: Megatrend Urbanisierung n AB 2: Digitalisierung und Lebensstil n AB 3: Vernetzung und automatisiertes Fahren n AB 4: Pakete auf neuen Wegen n AB 5: Intermodaler Güterverkehr und Telematik n AB 6: Herausforderungen und Jobperspektiven im Güterverkehr Sie n AB 7: Intelligente Mobilität können dieses n AB 8: Viele Wege führen Zeitbild WISSEN zum Klimaschutz kostenlos hier als pdf n AB 9: Die mobile Welt von herunterladen: morgen www.zeitbild.de/ n AB 10: Transport von morgen transportvon entdecken auf der IAA morgen

Die Schülerinnen und Schüler sollen ... ... den Ablauf des Prozesses der Verstädterung und der Globalisierung beschreiben und erklären. ... sich mit den aktuellen Herausforderungen für urbane Räume im Bereich Mobilität auseinandersetzen, Anforderungen an Transport und Logistik ableiten und Lösungsansätze entwickeln. ... die Auswirkungen von Urbanisierung, Globalisierung und Mobilität auf Mensch und Umwelt beurteilen. ... den gesellschaftlichen Wandel im Zusammenhang mit digitalen Nutzungsmöglichkeiten beschreiben und erklären. ... ihr eigenes Mobilitätsverhalten im Hinblick auf die Nutzung digitaler Techniken reflektieren. ... sich kritisch mit ihrem eigenen Konsumverhalten und dessen Auswirkungen auf Transport und Mobilität auseinandersetzen und Alternativen entwickeln.

n

LEHRPLANANBINDUNG Zu den Themen Urbanisierung, Globalisierung, Digitalisierung, Transport und Nutzfahrzeuge lassen sich in den Lehrplänen der Sekundarstufe II zahlreiche Bezüge herstellen. Erdkunde/Geografie | Stadt- und Wirtschaftsgeografie, Globalisierung und Weltwirtschaft, Ökologie und Globalisierung, räumliche, funktionale und soziale Urbanisierung, Metropolisierung und Marginalisierung, Suburbanisierung, neue Kommunikationstechnologien, Megacities als Funktionszentren, Stadtgeografie, Siedlungsentwicklung und Raumordnung, Stadtentwicklung, Bevölkerungsmobilität, Warenverkehr, Güterversorgung, Verkehrsinfrastruktur eines Verdichtungsraumes Wirtschaft/Politik | Ökologie und wirtschaftliches Wachstum, Chancen und Risiken der Globalisierung, Globalisierung und der Standort Deutschland, Internationale Wirtschaftsbeziehungen, Standortfaktoren und Wettbewerbsfähigkeit Gesellschaftskunde/Sozialwissenschaften | gesellschaftlicher Wandel, Auswirkungen auf den Konsumhandel, Auswirkungen auf den Standort Deutschland, Raumgestaltung durch Gesellschaft, Innovationen und neue Medien Informatik | Informatik, Mensch und Gesellschaft, Mensch-Maschine-Kommunikation, Verhältnis Mensch-Maschine, Möglichkeiten und Grenzen von Informatiksystemen Physik/Technik | Mechanik im Straßenverkehr, Kräfte und Bewegungen 22


TECHNIK UND INNOVATION AUF DER IAA ERLEBEN

Die New Mobility World ist das Zukunftslabor der IAA. Sie ermöglicht es, an verschiedenen Orten auf dem Messegelände Antworten rund um die zentralen mobilen Themen zu finden: n vernetztes Fahrzeug n automatisiertes Fahren n alternative Antriebe n urbane Logistiklösungen und Mobilitätsdienste n Transportdienstleistungen Auch stehen Personalverantwortliche bei den Ausstellern Rede und Antwort zu Fragen zur Ausbildungs- und Berufswahl.

Was gibt es zu entdecken? Jobs und Studium n Forschung und Technik n Wissenschaft und Praxis n Industrie und Unternehmen n

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Arbeitsblatt 1

Megatrend Urbanisierung

Bevölkerungswachstum und Konjunkturschwankungen haben in den vergangenen Jahrzehnten den Megatrend Urbanisierung hervorgerufen. Urbanisierung wird verschieden definiert, sie bezeichnet grundsätzlich eine Ausbreitung städtischer Lebensformen: zum einen SCHON GEWUSST? als physische Urbanisierung durch Vergrößerung von Städten nach Einwohnerzahl und Fläche, zum anderen als soziale Urbanisierung Seit dem Jahr 2007 leben weltweit durch Ausbreitung städtischer Lebensgewohnheiten in ländliche erstmals mehr Menschen in Städten als auf dem Land. Bis 2050 wird das VerGebiete. In Industriestaaten verläuft die Urbanisierung anders als hältnis voraussichtlich 70 zu 30 betragen. in Entwicklungs- und Schwellenländern: In ärmeren Regionen der Immer mehr urbane Ballungszentren werWelt sind es besonders wirtschaftliche und existenzielle Gründe, den zu sogenannten Megacities – dies die für Landflucht sorgen. Im Zuge der Urbanisierung sind dasind Städte ab zehn Millionen Einwohdurch weltweit Megacities (Riesenstädte ab zehn Mio. Einwohner) nern. Derzeit gibt es 28 Megacities entstanden. In den Industriegesellschaften gehen die Erwartungen weltweit, bis zum Jahr 2030 an ein städtisches Leben inzwischen meist über die bloße Existenzsollen es etwa 40 werden. sicherung hinaus. Menschen erwarten in den Städten bessere Schulen, Krankenhäuser, Jobs und Freizeitmöglichkeiten. Alle Formen der Urbanisierung eint, mehr Menschen und Waren transportieren und wachsende Ver- und Entsorgung organisieren zu müssen. ANFORDERUNGEN AN MOBILITÄT

Megacities werden immer größer

Quelle: UN Population Division, World Economic Forum, 2014

Prognose für 2025 Los Angeles 2011: 13 Mio. 2025: 16 Mio. + 23 %

New York 2011: 20 Mio. 2025: 24 Mio. + 20 %

Mexiko-Stadt 2011: 20 Mio. 2025: 25 Mio. + 25 %

Buenos Aires 2011: 14 Mio. 2025: 16 Mio. + 14 %

São Paulo 2011: 20 Mio. 2025: 23 Mio. + 15 %

Rio de Janeiro 2011: 12 Mio. 2025: 14 Mio. + 17 %

Peking 2011: 16 Mio. 2025: 23 Mio. + 44 %

Tokio 2011: 37 Mio. 2025: 39 Mio. +5%

Shanghai 2011: 20 Mio. 2025: 28 Mio. + 40 %

Manila 2011: 12 Mio. 2025: 16 Mio. + 33 %

Karatschi 2011: 14 Mio. 2025: 20 Mio. + 43 %

Neu-Delhi 2011: 23 Mio. 2025: 33 Mio. + 43 %

Mumbai 2011: 20 Mio. 2025: 27 Mio. + 35 %

Kalkutta 2011: 14 Mio. 2025: 19 Mio. + 36 %

Dhaka 2011: 15 Mio. 2025: 23 Mio. + 53 %

Die Urbanisierung ist überall auf der Welt, auch in Deutschland, mit veränderten und steigenden Anforderungen an die Mobilität von Menschen und an den Transport von Gütern verbunden. Ebenso ist die reibungslose Entsorgung von wachsenden Müll- und Abwasseraufkommen sowie eine funktionierende Infrastruktur samt ÖPNV neu zu organisieren. In schnell wachsenden Metropolen halten die Verkehrssysteme mit dem Stadtwachstum nicht immer Schritt, was nicht nur die Lebensqualität der Menschen, sondern die wirtschaftliche Situation im gesamten Land beeinträchtigt.

AUFGABE 1 Geben Sie den Begriff Urbanisierung mit eigenen Worten wieder. Recherchieren Sie gängige wissenschaftliche Beschreibungen von Urbanisierung und tragen Sie zusammen, in welchen Faktoren sie sich unterscheiden. 2 Benennen Sie drei Herausforderungen, die durch die Urbanisierung entstehen. Welche Unterschiede gibt es in Industrie- und Schwellenländern? 3 Vergleichen Sie zwei Megacities auf verschiedenen Kontinenten hinsichtlich ihrer Verkehrssysteme heute und ihrer Ausbaupläne für die Zukunft.

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Digitalisierung und Lebensstil

Die Nutzung des mobilen Internets hat in allen gesellschaftlichen Bereichen in den letzten Jahren rasant an Bedeutung gewonnen. Der schnelle Informationsaustausch durch die Digitalisierung führt insbesondere in urbanen Räumen aufgrund von guter Infrastruktur, kurzen Wegen und einem rund um die Uhr verfügbaren Angebot von Waren und Dienstleistungen zu Veränderungen bei Mobilität, Konsum, Kommunikation sowie kultureller und politischer Teilhabe.

Banu In meiner Clique interessieren wir uns für Mode. Deshalb ziehen wir am Wochenende eigentlich regelmäßig durch die Shoppingcenter und sind auf der Suche nach neuen Trends. Es gibt immer was zu entdecken – ständig wechseln die Kleidungsstile und die Angebote.

AUFGABE

Mein Freund ist achtzehn und hat einen Führerschein. Der mietet sich manchmal unterwegs ein Auto über Carsharing und wir fahren dann einmal quer durch die Stadt ins Open-Air-Kino oder an den See.

Sophie

Jona

Mit meinen Kumpels habe ich letztens einen Flashmob organisiert. Wir wollten so auf eine OnlinePetition für ein neues Fahrradwegkonzept in unserer Stadt aufmerksam machen. Mithilfe einer Messenger-App haben wir alle unsere Leute angeschrieben und zum Vorbeikommen aufgerufen.

Alex

Am Wochenende haben wir eine coole Party im Haus der Eltern einer Freundin organisiert. Den PizzaLieferdienst hatten wir schon bestellt. Da fehlte uns für die Musik noch ein Kabel. Das haben wir ganz bequem online bestellt und es wurde innerhalb von einer Stunde geliefert.

2

Arbeitsblatt 2

1 Die Aussagen drücken unterschiedliche Interessen und Absichten aus. Beschreiben Sie zu jedem Statement die dahinter liegende Erwartung an den Transport von Menschen und Waren sowie die Leistungsfähigkeit von Mobilitätsdiensten. 2 Welche weiteren Trends im Bereich Mobilität, Konsum, Kommunikation sowie kultureller und politischer Teilhabe werden durch die Digitalisierung ermöglicht? 3 Erörtern Sie, ob diese in der Stadt möglichen Trends auch außerhalb der Stadt – in weniger urbanen Räumen – möglich sind.

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3

Arbeitsblatt 3

Vernetzung und automatisiertes Fahren

Im Verkehrsbereich bezeichnet Vernetzung und Verbindung den intelligenten Datenaustausch zwischen Fahrzeugen untereinander und mit ihrer Umgebung. Vernetzte Assistenzsysteme machen schon heute eine präzise Steuerung und vor allem Sicherung des Gütertransports über große Strecken, verschiedene Verkehrsträger und Leitstellen möglich. Diese digitale Entwicklung eröffnet schrittweise auch die Möglichkeit, automatisiert zu fahren. Auch hierbei wird auf das unbedingte Ziel hin geforscht, effizienter und sicherer unterwegs zu sein.

Automatisierungsgrade des automatisierten Fahrens ASSISTIERTES FAHREN n

Fahrer muss die Funktion bewusst

aktivieren und kann diese jederzeit übersteuern

n

AUTONOMES FAHREN

Fahrer muss die Funktion bewusst

n

Das System beherrscht die Fahraufgabe

n

System überwacht seine Funktionsgrenzen

n

Passagier könnte Fahraufgabe über-

n

Fahrer muss Grundaufmerksamkeit sicher-

n

aktivieren und kann jederzeit übersteuern

Fahrer überwacht dauerhaft und ist eine Rückfallebene

n

AUTOMATISIERTES FAHREN

und gibt bei Erreichen an den Fahrer ab

In kritischen Situationen ist die un-

in allen Situationen

nehmen, insofern das Fahrzeugkonzept dies vorsieht

stellen und nach Übernahmeaufforderung mit Zeitreserve übernehmen

mittelbare Fahrerreaktion erforderlich n

Fahrer muss System nicht dauerhaft

überwachen; verbleibende Überwachung durch den Fahrer hängt von den jeweiligen Systemfähigkeiten in Verbindung mit dem bestimmungsgemäßen Gebrauch ab.

VERNETZTE NUTZFAHRZEUGE

AUTOMATISIERTES FAHREN

TRUCK PLATOONING

Bereits heute können moderne Nutzfahrzeuge über Datennetze selbstständig untereinander und mit der Infrastruktur kommunizieren. Fahrerassistenzsysteme werden kontinuierlich „intelligenter“. Sie erkennen kritische Situationen in Sekundenbruchteilen und begegnen ihnen mit leistungsfähiger Software, Ultraschall, Radar und Kameras. Alle relevanten Daten werden einem Assistenzsystem übermittelt und von ihm analysiert. Dies ist die Basis für zukünftiges automatisiertes Fahren.

Nutzfahrzeuge im Fernverkehr sind aufgrund ihrer hohen Fahrleistung und ihres Fahrprofils auf Autobahnen prädestiniert für das automatisierte Fahren. Um Nutzfahrzeuge noch effizienter und sicherer zu machen, wird derzeit in Deutschland teilautomatisiertes Fahren getestet. Das fahrzeugeigene Computersystem arbeitet selbstständig mit Autopilot, wird aber weiterhin von einem Fahrer überwacht. Er kann jederzeit ins Steuer greifen. Autonomes Fahren wird erst in ferner Zukunft möglich werden.

Im April 2016 machten sich sechs LkwKolonnen aus verschiedenen europäischen Städten auf den mehrtägigen Weg nach Rotterdam. Die jeweils zwei bis drei Trucks pro Kolonne waren im Abstand von nur 10 bis 15 Metern auf der Autobahn im sogenannten Platoon (engl. für Teileinheit) unterwegs. Alle Lkw-Einheiten waren untereinander vernetzt und fuhren teilautomatisiert. Durch den geringen Abstand zueinander verringerten die Fahrzeuge ihren Luftwiderstand. Darüber hinaus war eine höhere Durchschnittsgeschwindigkeit möglich.

AUFGABE 1 Erläutern Sie die verschiedenen Stufen des automatisierten Fahrens hinsichtlich möglicher Faktoren für Verkehrssicherheit und Effizienz. 2 Erörtern Sie, welche Verantwortung Fernkraftfahrern innerhalb der Stufen automatisierten Fahrens zukommt. 3 Recherchieren Sie den Feldversuch zum automatisierten Fahren „European Truck Platooning Challenge“. Stellen Sie das Projekt anhand folgender Leitfragen vor: Wer ist beteiligt, wer hat es organisiert, genehmigt, finanziert, beaufsichtigt und gesichert? An wen geht der Ergebnisbericht? Für wen sind die Erkenntnisse wichtig?

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Arbeitsblatt 4

Pakete auf neuen Wegen

Der boomende Onlinehandel, die kürzeren Zyklen der Warenlieferungen und die steigenden Retourenzahlen von Paketsendungen führen in den Städten zu einem wachsenden Güteraufkommen. Einen großen Anteil der Warenlieferungen übernehmen Lkw von Logistikzentren außerhalb der Stadt und kleinere Verteiler-Nutzfahrzeuge, die standardmäßig bis an die Bordsteinkante, die sogenannte letzte Meile, liefern. Da kaum Parkmöglichkeiten für diese zusätzlichen Verkehrsteilnehmer vorhanden sind, stehen diese vielerorts in zweiter Reihe und können so Staus verursachen. Deshalb werden die einzelnen Komponenten des Transports, wie Infrastruktur, Logistikorganisation, Nutzfahrzeuge etc., weiterentwickelt. In Zukunft werden neue Formen des Transports vor allem den Lkw ergänzen.

SCHON GEWUSST? Einige Paketversandunternehmen bieten Kunden Apps an, mit deren Hilfe die exakte Zustellung einer Sendung vorausgesagt wird. Der Empfänger kann in Echtzeit nachvollziehen, wo sich das Zustellfahrzeug mit dem Paket befindet. Besonders Eilige können mit dem Zusteller sogar einen anderen Übergabeort auf der Wegstrecke ausmachen. Wer nicht zu Hause ist, kann mitteilen, wo das Paket alternativ abgegeben werden soll.

AUFGABE 1 Beschreiben Sie die verkehrstechnische Entwicklung am Beispiel Bochum. Welche Lösungsansätze sehen Sie? 2 Die Nordseeinsel Juist führt seit einigen Jahren einen Test mit der Lieferung von Medikamenten via Drohne durch. Fassen Sie die wesentlichen Aspekte des Projekts zusammen: Was ist der konkrete Einsatzgrund für die Lieferdrohne? Was ist der Transportvorteil gegenüber Lieferalternativen? Wie gestaltet sich die Lieferkette vom Entsender bis zum Empfänger? 3 Erörtern Sie den Einsatz von Drohnen für die Paketlieferung innerhalb einer Stadt und vom Festland auf eine Insel. Was spricht jeweils für die Lieferung per Drohne, was dagegen?

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Arbeitsblatt 5

Intermodaler Güterverkehr und Telematik

Im Güterverkehr werden verschiedene Verkehrsmittel – Schiff, Eisenbahn, Flugzeug und Lkw – eingesetzt. Diese Verkehrsträger sind als mobiles „Produktionsmittel“ eines Unternehmens – anders als z. B. Maschinen in einer Werkhalle – nicht ortsfest, was die laufende Überwachung und Steuerung des wertschöpfenden Prozesses in der Logistik erschwert. Ineffizienzen im Transport sind damit vor allem Folgen fehlender Informationen. Telematik hilft dies zu vermeiden. INTERMODALER GÜTERVERKEHR Aus Effizienzgründen wird Güterverkehr intermodal organisiert, d. h. Verkehrsträger, z. B. Schiff, Bahn, Nutzfahrzeug und Flugzeug, werden gemäß ihrer jeweiligen technologischen Stärken intelligent miteinander kombiniert. Die letzte Lieferstation zum Privatkunden kann dabei sogar ein Fahrradkurier übernehmen. Die kommunikationstechnologische Vernetzung der verschiedenen Verkehrsträger entlang der Lieferkette kann den Transport noch besser steuern und einmal mehr die Effizienz steigern.

TELEMATIK Telematik ist eine Technik der Datenund Informationsübermittlung, welche die ursprünglich getrennt entwickelten Bereiche Telekommunikation und Informatik verknüpft. Schon lange ist die Telematik wichtiges Hilfsmittel bei Logistik, Transport, Ladungs- und Verkehrssicherheit. Ihre Aufgaben kreisen um die Erfassung von Daten im und am Fahrzeug sowie die zeitnahe Übertragung der Daten und die Aufbereitung und Visualisierung dieser Informationen. Auch der umgekehrte Informationsfluss ins Fahrzeug hinein gehört zum Aufgabenspektrum der Telematik, wenn es etwa darum geht, den Fahrer mit aktuellen Informationen zu seinem Fahrauftrag, seiner Strecke oder seiner Ladung (z. B. Kühl- und Gefahrengut) zu versorgen.

VERNETZTE INFORMATIONSÜBERMITTLUNG Die neuen digitalen Möglichkeiten (mobiles Internet, mobile Telefonie, Bluetooth, Cloudcomputing etc.) zur Informationsübermittlung haben in den vergangenen Jahren deutliche Effizienzgewinne und ein Plus an Sicherheit gebracht. Das Nutzfahrzeug ist inzwischen nicht mehr ausschließlich mit seiner Spedition vernetzt, sondern auch mit seiner Umgebung. Schon heute erfassen in einem modernen Sattelzug über 400 Sensoren Daten aller Art und erzeugen 100 Millionen Zeilen Software – mehr als in einem Jet. Wenn zukünftig alle Fahrzeuge untereinander und mit der Infrastruktur kommunizieren, wird deren „Intelligenz“ exponentiell zunehmen.

AUFGABE 1 Erklären Sie den Ausdruck „Intermodale Lieferkette“ mit eigenen Worten. Warum ist es sinnvoll, verschiedene Fahrzeugtypen miteinander zu kombinieren? 2 Beschreiben Sie eine intermodale Lieferkette für ein Produkt Ihrer Wahl und überlegen Sie, wie diese mithilfe von telematischen Innovationen optimiert werden könnte. 3 Entlang der Autobahn A9 zwischen München und Nürnberg können Lkw-Fahrer sich in einem Pilotprojekt per App über freie Parkplätze an Raststätten informieren. Recherchieren Sie den derzeitigen Stand des Projekts. Was sind die zentralen Herausforderungen bei der Umsetzung am Fahrzeug und der Infrastruktur?

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Herausforderungen und Jobperspektiven im Güterverkehr

Die Automobilindustrie ist in Deutschland mit einem Umsatz von über 400 Mrd. Euro und 792.600 Beschäftigten, davon rund 180.000 im Nutzfahrzeugbereich (Ende 2018), der größte Wirtschaftszweig – noch vor dem Handel und der Logistikbranche. Im Bereich Logistik arbeiten in Deutschland rund 2,8 Mio. Menschen – der Umsatz lag hier 2015 bei 280 Mrd. Euro. Die Automobil- und die Logistikbranche hängen direkt von weltwirtschaftlichen Entwicklungen und einem global steigenden Verkehrsaufkommen ab. Sie stehen im internationalen Wettbewerb, möglichst ressourcenschonend zu arbeiten. Transporte werden nur dann beauftragt, wenn damit insgesamt Einsparungen erzielt werden. Das erfordert ständig die neuesten Technologien und Ideen, um Menschen und Güter in Bewegung zu setzen. Dafür werden kontinuierlich neue Mitarbeiter gesucht.

NUTZFAHRZEUGINDUSTRIE: NACHFRAGE STEIGT WELTWEIT Infolge des steigenden Bedarfs an Transportkapazitäten hat die Produktion von Nutzfahrzeugen in den letzten Jahren weltweit zugenommen. Im Jahr 2000 wurden in China knapp 1,5 Millionen neue Nutzfahrzeuge zugelassen, 2015 waren es bereits rund 4,6 Millionen. Die deutsche Nutzfahrzeugbranche konnte daher zusätzliche Stellen schaffen. Allein an den inländischen Produktionsstandorten arbeiten circa 180.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.

SCHON GEWUSST? Die Logistikbranche organisiert Lieferketten des Warenverkehrs über Ländergrenzen und Kontinente hinweg. Dabei muss sie sowohl Zeit- und Klimazonen, verschiedene nationale Normen und technische Standards berücksichtigen als auch unterschiedliche Verkehrsmittelkapazitäten und Ausstattungen der Verkehrsträger und der Infrastruktur. Angesichts dieser Herausforderungen bietet die Logistikbranche eine wachsende Bandbreite an Einstiegschancen und Berufsperspektiven.

Nutzfahrzeugbranche boomt auch in Zukunft Anzahl verkaufter Lkw

2014

2024

1.200.000 + 10,6 % 800.000 + 129,7 % 400.000 0

+ 24,2 % + 10,3 %

+ 55,2 % + 68,1 %

China Indien Brasilien USA Russland EU

GÜTERVERKEHR UND WIRTSCHAFTSWACHSTUM Viele Länder investieren in ihre Infrastruktur (Bau- und Instandhaltungsmaßnahmen) bei guter Konjunktur. Ähnlich verhält es sich auch bei Produktion und Verkauf von Nutzfahrzeugen, die eng mit dem Wirtschaftswachstum eines Landes oder einer Region zusammenhängen. Insbesondere in Ländern mit einem hohen gesamtwirtschaftlichen Wachstum steigt der Bedarf an Gütern und damit auch an zusätzlichen Transportkapazitäten und weiteren Logistiklösungen.

AUFGABE 1 Beschreiben Sie die Entwicklung des Nutzfahrzeugabsatzes bis 2024. Erläutern Sie die Zusammenhänge zwischen Wirtschaftswachstum und Güterverkehr. 2 Was sind mögliche Folgen von Wirtschaftswachstum und erhöhtem Güterverkehr? 3 Stellen Sie das Berufsbild der Logistikerin / des Logistikers und mögliche Ausbildungswege auf einem Poster dar.

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Quelle: IHS Global Insight; Deloitte, 2015

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Arbeitsblatt 6


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Intelligente Mobilität

Weltweit werden Versorgungs- und Verkehrssysteme – angesichts kontinuierlicher Entwicklungen bei Globalisierung und Urbanisierung – ihre bisherigen Kapazitätsgrenzen erreichen. Bis zum Jahr 2050 werden voraussichtlich 70 Prozent aller Menschen in Städten leben und die Zahl der Fahrzeuge wird sich verdoppeln. Eine der größten Herausforderungen ist es, weiterhin funktionierende Mobilität zu gewährleisten. Digitalisierung schafft neue Möglichkeiten, die Leistungsfähigkeit von Verkehrsinfrastrukturen sowie die Effizienz und Sicherheit von Fahrzeugen zu erhöhen. Regionen und Kommunen entwickeln daher Konzepte, die im Unterschied zu früheren Plänen auf digitalen Technologien aufbauen können, und fassen sie unter dem Stichwort „Intelligente Mobilität“ zusammen. Zahlreiche Fragen sind dabei zu klären und unterschiedliche Interessen müssen berücksichtigt werden. In einer fiktiven Großstadt findet dazu eine Versammlung unterschiedlicher Akteure statt.

„Wir können das Steuergeld nur einmal ausgeben. Für Verkehrsinvestitionen und eine intelligente Infrastruktur brauchen wir entweder neue Einnahmequellen oder wir müssen an anderer Stelle sparen.“

Bürgermeisterin

„Der Verkehr wird weiter zunehmen – auf Straße, Schiene und in der Luft. Welche Chancen gibt es da noch für Umwelt und Klima?“

Umweltaktivist

„Ich möchte, dass mehr dafür getan wird, dass meine Kinder sicherer im Straßenverkehr unterwegs sind. Tut sich da überhaupt was?“

„Automatisiertes Fahren wird mit mehr Sicherheit und Klimaschutz in der Mobilität verbunden. Wann werden die dafür notwendigen rechtlichen Rahmenbedingungen für den Einsatz geschaffen?“

Familienvater

„Pünktlich im Büro und pünktlich wieder zu Hause am Stadtrand – ein Traum! Leider geht viel Zeit drauf wegen Staus und Verspätungen. Wird das irgendwann mal besser?“

Büroangestellte

Forscherin

„Mobilitätsdaten sind für uns die Grundlage für neue Geschäftsideen und Arbeitsplätze. Aber unsere Apps können nur so gut sein wie die Daten aller Verkehrsteilnehmer, zu denen wir Zugang haben.“

Startup-Unternehmerin

AUFGABE 1 Fassen Sie die dargestellten Anforderungen an Verkehrssysteme kurz zusammen. Überlegen Sie, welcher Punkt Ihnen selbst besonders wichtig ist. 2 Welche Akteure aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft spielen außerdem eine Rolle? Ergänzen Sie die obigen Aussagen durch die Wünsche und Anforderungen dreier weiterer Akteure. 3 Diskutieren Sie, welche unterschiedlichen Lösungen es für die genannten Herausforderungen geben könnte.

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Viele Wege führen zum Klimaschutz

Im Güter- und Personenverkehr in Deutschland sind die Verkehrsleistungen in den vergangenen Jahren auch aufgrund positiver konjunktureller Entwicklungen stetig gestiegen. Für die Zukunft prognostizieren Experten eine weitere Zunahme. In einer Gesellschaft mit hoher außenwirtschaftlicher Vernetzung ist Mobilität von Personen und Gütern wichtiger Teil von Lebensqualität. Doch genau dafür gilt es ebenfalls, Klimaschutzziele zu erfüllen, z. B. indem CO2-Emissionen gesenkt werden. Folgende Beispiele zeigen, welche Entwicklungen im Nutzfahrzeugbereich hier helfen können.

INTERMODALE VERKEHRSPLANUNG

Effizienzsteigerung im Nutzfahrzeugbereich 110 100

Prognose

80 60

Mio. km

40 20 0

transportbedingte CO2-Emissionen in Mio. Tonnen

1995 2000 2005 2010 2015 2020

BUSSE AUF DER ÜBERHOLSPUR

Der Bus ist mit 41 Prozent aller Fahrten Für eine möglichst große Ressourcendas meistgenutzte Verkehrsmittel schonung wird Güterverkehr intermodal organisiert. Die Stärken der unterschied- im ÖPNV. Damit Verspätungen im oftmals zähen Verkehrsfluss urbaner lichen Verkehrsträger (Schiff, Bahn, Zentren minimiert werden, setzt das Lkw und Flugzeug) werden ausgenutzt. Bus Rapid Transit System (BRT) Intermodale Lieferketten können auf eigene Fahrspuren für digital über Kontinente hinweg Omnibusse und einen effizient geplant und dicht getakteten überwacht werden. SCHON GEWUSST? Betrieb. Dabei Im Personenverkehr ist das BRT im gibt es ähnliche Die Beförderung von Personen Vergleich zu Entwicklungen: in einem gut ausgelasteten ReiseStraßenbahn und Apps werden bzw. Fernbus ist nach Angaben U-Bahn kostenzukünftig immer des Umweltbundesamtes mit günstiger und genauer persönli32 g CO2-Ausstoß pro Personenflexibler einsetzche Verkehrswege kilometer die emissionsärmste bar. Unterschiedintermodal ermitteln Art, unterwegs zu sein. liche BRT-Systeme können und vermeisind auf allen Kontiden damit Wartezeiten nenten bereits im Einsatz. und Umwege.

ANTRIEBE IM NUTZFAHRZEUG Hybrid- und reine Elektroantriebe eignen sich besonders für Fahrzeuge, die kurze Strecken in städtischen Gebieten zurücklegen, Energie durch Bremskraft rückgewinnen und eine ausreichende Versorgung mit Ladestationen zur Verfügung haben. Im Bereich der schweren Lkw gibt es bislang kaum Alternativen zum optimierten Verbrennungsmotor, denn Elektroantriebe benötigen für den Langstreckeneinsatz enorme Batteriekapazitäten und entsprechende Ladestationen. Aktuell werden auch emissionsarme Übergangstechnologien erprobt, etwa Antriebe mit Erdgas.

AUFGABE 1 Recherchieren Sie weitere Merkmale von Bus Rapid Transit Systemen. Wie erreichen sie hohe Effizienz? 2 Recherchieren Sie in Ihrem Heimatort, mit welchen Antriebstechnologien Busse im ÖPNV eingesetzt werden und ob bereits Fahrzeuge mit alternativen Antrieben zum Einsatz kommen. Falls nicht, was sind die Gründe? 3 Interpretieren Sie die Infografik und führen Sie Innovationsbeispiele für die Effizienzsteigerung an.

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Quelle: TREMOD, 2012

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Arbeitsblatt 8


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Die mobile Welt von morgen KOOPERATIVE SYSTEME

VERNETZT PARKEN

Intelligente Fahrzeuge brauchen eine intelligente Umgebung, um ihr Potenzial voll entfalten zu können. Durch die Kommunikation mit der äußeren Infrastruktur können Baustellen und Hindernisse frühzeitig erkannt, Staus vermieden und Ampelphasen eingeplant werden. Hierzu reicht es nicht aus, dass die Fahrzeuge mit neuester Technik ausgestattet sind, sondern auch die Umgebung sollte vernetzt sein und die Fahrzeuge mit möglichst vielen Verkehrsteilnehmern in Verbindung stehen. Solche kooperativen Systeme bedürfen hoher Investitionen, aber ein groß angelegtes Testprojekt zeigt, dass diese sich auszahlen: Der Straßenverkehr wird sicherer, ökonomischer und umweltschonender, da Fahrzeit eingespart wird.

Auch die lästige Parkplatzsuche könnte bald der Vergangenheit angehören, wenn Fahrzeuge mit Parkplätzen kommunizieren können. In Parkhäusern könnte der Fahrer sein Fahrzeug in einer Übergangszone abstellen und es parkt selbstständig auf dem ihm vom System zugewiesenen Parkplatz. So spart der Fahrer Zeit, der Verbrauch sinkt und die Innenstädte werden entlastet. Kooperative Verkehrssysteme beinhalten unter anderem: n Warnungen vor Staus, Baustellen und anderen Hindernissen n Warnungen vor Einsatzfahrzeugen n Wetterwarnsysteme n fahrzeuginterne Geschwindigkeitskontrolle n Ampelphasenassistenten n smarte Kreuzungen n Parkleitsysteme

Urbanisierung Gute Infrastruktur und hohe Mobilität führen zu einer fortschreitenden Urbanisierung. So entsteht ein neues Mobilitätsverhalten, das eine Verdichtung des Verkehrs in Großstädten nach sich zieht.

Verkehrsbelastung Das Resultat des steigenden Transportbedarfs und der fortschreitenden Urbanisierung ist eine vermehrte Belastung der Verkehrsinfrastruktur und damit ein höheres Stauaufkommen.

Innovative Lösungen Um trotz steigenden Verkehrs die Anzahl an Staus zu reduzieren, bieten Fahrassistenzsysteme innovative Lösungen wie z. B. Spurhalteassistenten, Geschwindigkeitsüberwachung und Kommunikation mit der Umgebung.

Mehr Güterverkehr Auch durch den zunehmend beliebten digitalen Einzelhandel steigt der Transportbedarf von Kleingütern im innerstädtischen Bereich.

AUFGABE 1 Können Sie in Ihrer Stadt und in der Umgebung Kennzeichen für die fortschreitende Urbanisierung finden? 2 Wo gibt es in Ihrer Stadt schon innovative Lösungen für Verkehrsprobleme? Bereiten Sie eine Präsentation vor.

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Arbeitsblatt 10

Transport von morgen entdecken auf der IAA 2018!

Aktuelle Entwicklungen wie Globalisierung, Urbanisierung und Digitalisierung sind vielschichtige Prozesse mit gleichzeitig regionaler Relevanz und internationaler Wirkung. Um diese Phänomene als unmittelbaren Teil des persönlichen Lebensalltags nachvollziehen zu können und eigenes Verhalten zu reflektieren, bietet es sich an, die Internationale Automobil-Ausstellung (IAA) Nutzfahrzeuge zu besuchen. Sie ist die weltweit größte Ausstellung rund um die Themen Mobilität und Transport. Hier präsentiert die Automobilindustrie der Öffentlichkeit Lösungen und Konzepte für die Mobilität und den Transport von morgen, die sich den Herausforderungen Klimawandel, Ressourcenknappheit und Bevölkerungswachstum zu stellen haben.

Die New Mobility World ist das Zukunftslabor der IAA. Sie ermöglicht es, an verschiedenen Orten auf dem Messegelände Antworten rund um die zentralen mobilen Themen zu finden: n vernetztes Fahrzeug n automatisiertes Fahren n alternative Antriebe n urbane Logistiklösungen und Mobilitätsdienste n Transportdienstleistungen Auch stehen Personalverantwortliche bei den Ausstellern Rede und Antwort zu Fragen zur Ausbildungs- und Berufswahl.

AUFGABE 1 Unterrichtsstunde VERNETZTES FAHRZEUG Vernetzung bleibt weiterhin ein großes Zukunftsthema, auch im Personen- und Güterverkehr. Ziel ist unter anderem eine Verbesserung des Verkehrsflusses. Was ist bereits jetzt machbar? Was ist für die Zukunft geplant? Sammeln Sie auf der IAA auch mithilfe von Experten an den Ausstellungsständen Material, das Sie im Rahmen einer von Ihnen geplanten Unterrichtsstunde Ihrem Kurs präsentieren. 2 Videoreportage AUTOMATISIERTES FAHREN Nutzfahrzeuge sind die Pioniere und Trendsetter hinsichtlich des sogenannten automatisierten Fahrens: Welche Teilstufen gibt es, welche Fahrzeuge sind bereits heute auf Straßen unterwegs? Was muss geschehen, bevor vollautomatisierte Nutzfahrzeuge auf öffentlichen Straßen fahren können? Beantworten Sie die Fragen am Beispiel eines Herstellers Ihrer Wahl mithilfe einer Fotostory oder einer Videoreportage. Entwickeln Sie vorab einen Drehplan inklusive O-Töne von IAA-Ausstellern (bitte an Ständen um Aufnahmeerlaubnis fragen). 3 Pro und Kontra ALTERNATIVE ANTRIEBE Neben optimierten klassischen Antrieben mit konventionellen Kraftstoffen gibt es inzwischen eine Bandbreite an nachhaltigen Technologien zur Kraftstoffeinsparung und CO2-Reduktion bei Nutzfahrzeugen: Welche sind das? Recherchieren Sie dazu auch im IAA-Neuheitenverzeichnis (ab Messebeginn auf iaa.de kostenlos erhältlich). Erörtern Sie Vor- und Nachteile der Antriebe. Welche Antriebe bieten sich für welche Fahrzeugtypen und Einsatzstrecken an? 4 App URBANE LOGISTIKLÖSUNGEN UND MOBILITÄTSDIENSTE Auf der IAA stellen Start-ups ihre Webanwendungen im Bereich Mobilität und Logistik vor. Entscheiden Sie sich vor Ort für eine Anwendung und sammeln Sie Informationen über deren Zweck und Funktionsweise sowie die Zukunftsplanungen des Start-ups. Stellen Sie diese später Ihrem Kurs im Rahmen eines Referats, einer Fach- oder Projektarbeit vor. 5 Mindmap TRANSPORTDIENSTLEISTUNGEN Bevölkerungswachstum, Urbanisierung und der digitalisierte urbane Lebensstil stellen Transportdienstleister vor neue Herausforderungen. Dadurch wandeln sich auch die Berufsbilder in der Branche. Sammeln Sie auf der IAA auch mithilfe von Experten an den Ausstellungsständen Material über Berufe in der Nutzfahrzeugbranche und Logistik. Präsentieren Sie die Informationen später Ihrem Kurs mithilfe einer Mindmap.

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LINKTIPPS

URBANISIERUNG

DIGITALISIERUNG

Städte der Zukunft (2015) – Studie zu Urbanisierung und Fragen der Ressourcennutzung von Städten www.shell.de/medien/shellpresseinformationen/2015/ shell-untersucht-modelle-derurbanisierung.html

Dossier Digitalisierung Bundesministerium für Wirtschaft und Energie www.bmwi.de/DE/Themen/digitale-welt

Megastädte – Die Welt von morgen nachhaltig gestalten Bundesministerium für Bildung und Forschung www.futuremegacities-2013.org/page/downloads/ megacities-brochure-2010.pdf Informationen und Zahlen zur Urbanisierung von der Bundeszentrale für politische Bildung www.bpb.de/nachschlagen/zahlen-undfakten/ globalisierung/52705/verstaedterung Informationen zu den Ursachen, der Entwicklung und den Folgen von Urbanisierung Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung www.berlin-institut.org/onlinehandbuchdemografie/ bevoelkerungsdynamik/auswirkungen.html

GLOBALISIERUNG Zahlen und Fakten zur Globalisierung Bundeszentrale für politische Bildung www.bpb.de/nachschlagen/zahlen-und-fakten/globalisierung/ Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen Statistisches Bundesamt www.destatis.de

Kostenlose Downloads und weitere Informationen zum Thema für den Unterricht www.zeitbild.de/digitalisierung Vernetzung – Die digitale Revolution im Automobil Verband der Automobilindustrie e. V. www.vernetzung-vda.de

TRANSPORT Informationen zum „Aktionsplan Güterverkehr“ und weiteren Verkehrsthemen Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Publikationen/G/ aktionsplan-gueterverkehr-und-logistik.html Informationen und Statistiken zu Paketsendungen, Retourenzahlen und weitere Logistikthemen in der aktuellen KEP-Studie 2017 www.biek.de/index.php/studien.html Plattform für urbane Mobilität www.plattform-urbane-mobilitaet.de Hintergrundinformationen zum Truck, Platooning www.eutruckplatooning.com

Informationen zur Logistik Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik www.iml.fraunhofer.de

Informationen zur IAA Nutzfahrzeuge 2018: Aussteller, Produkte, Angebote für Schulen www.iaa.de

LÖSUNGSHINWEISE

n

AB 1: Mehr Menschen und Güter auf geringem Raum müssen flexibel von A nach B kommen; die Mobilität muss klima- und umweltfreundlicher und sicherer werden. n AB 2: Flexible Verfügbarkeit von Pkw, einfache und effiziente Kommunikationsmittel, Warenverfügbarkeit, schnelle Lieferdienste. Die Digitalisierung macht es möglich: Echtzeit-Kommunikation (Ton, Bild und Video), Bike- und Carsharing, uhrzeitgenaue Paketzustellung, virtuelle Museumsbesichtigung, E-Partizipation, vernetzte Fahrzeuge. Schnelles Internet muss deutschlandweit verfügbar werden. n

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AB 3: Durch Automatisiertes Fahren kann der Verkehr effizienter, umwelt- und klimafreundlicher und sicherer werden. Herausforderung ist, die technischen Innovationen hin zum vollautomatisierten Fahren (fahrerloses Fahren) auch mit entsprechenden Investitionen in eine intelligente Infrastruktur und gesetzlichen Rahmenbedingungen (Haftung etc.) zu unterstützen. n AB 4: Durch vermehrten Einsatz von Telematik können Lieferdienste effizienter werden und Fahrten sparen. Der Einsatz von Drohnen zur Paketlieferung auf Inseln und im Gebirge ist sinnvoll. Grundsätzlich ist der Einsatz von fliegenden Lieferdrohnen hinsichtlich Warenart


GLOSSAR

Automatisierung | Beschreibt die zunehmende Automation von Fahrfunktionen und die Steuerung des Fahrzeugs durch einen Autopiloten. CO2-Emissionen | Emissionen von Kohlenstoffdioxid (CO2), die aus der Verbrennung von fossilen Energieträgern hervorgehen. Sie gelten als Hauptursache für die globale Erwärmung der Erdatmosphäre. Verschiedene Gesetze haben zum Ziel, die CO2-Emissionen bspw. im Bereich Mobilität zu verringern. Free floating Carsharing | Im Gegensatz zum stationären Carsharing stehen die Fahrzeuge frei im öffentlichen Parkraum einer (Groß-)Stadt zur Verfügung. Registrierte Nutzer können sie per App finden, reservieren und nutzen. Nach der Fahrt können sie im entsprechenden Geschäftsbereich abgestellt werden. Intermodaler Verkehr | Beim intermodalen Verkehr wird der Transport in Kombination der Stärken des jeweiligen Verkehrsträgers (Schiff, Bahn, Lkw und Flugzeug) organisiert. Megacity | Laut einer UN-Definition kennzeichnet der Begriff Megacity (Megastadt) eine Stadt mit mindestens 10 Mio. Einwohnern. Personenkilometer (Pkm) | Maß für die Transportleistung von Personen, das sich bemisst an der Anzahl der transportierten Personen (P) und der zurückgelegten Wegstrecke in Kilometern (km).

und Witterung begrenzt. Innerhalb der Stadt ist der Einsatz nicht geregelt – die gut ausgebaute Infrastruktur in der Stadt macht bisher keine Lieferdrohnen notwendig. n AB 5: Die unterschiedlichen Verkehrsträger (Schiff, Bahn, Lkw und Flugzeug) werden je nach ihrer Eignung eingesetzt und kombiniert. n AB 6: Güterverkehr hängt stark vom Wirtschaftswachstum und Güterexport eines Landes ab. Erhöhte Nachfrage an Gütern und Waren führt zu größerem Transportbedarf. Wirtschaftswachstum kann Arbeitsplätze schaffen, aber auch Umweltprobleme verschärfen. n AB 7: Herausforderungen: effiziente und nachhaltige Verkehrsgestaltung, Sicherheit im Verkehr, Investitionen

Telematik | Mit Telematik (Wortschöpfung aus Telekommunikation und Informatik) bezeichnet man digitalisierte Informationssysteme, die auch bei der Organisation von Gütertransport eingesetzt werden. Tonnenkilometer (tkm) | Maß für die Transportleistung von Gütern, das sich bemisst an der transportierten Masse in Tonnen (t) und der zurückgelegten Wegstrecke in Kilometern (km). Urbanisierung | Urbanisierung ist ein komplexer Begriff, wird verschieden definiert, hat historisch einen vielschichtigen Gebrauch durchlaufen und ist auch unter dem Begriff Verstädterung bekannt. Urbanisierung meint in diesem Magazin das Wachstum von Städten und beschreibt einerseits das geografische Phänomen der Ausdehnung und Vermehrung der Städte eines Raumes nach Zahl, Fläche und Einwohnern. Andererseits werden darunter auch soziokulturelle Phänomene der Ausbreitung städtischer Lebensweisen und Wertvorstellungen verstanden. Vernetzung | Steht für den zunehmenden Informationsaustausch zwischen Fahrzeugen und ihrer Umwelt: die Vernetzung von Fahrzeugen untereinander, mit der Infrastruktur, mit anderen Verkehrsträgern und einem IT-Backend (Software-Anwendung). Basis für die Vernetzung sind Innovationen im Bereich der Kommunikationstechnologien.

in Infrastruktur und Datenschutz. Akteure sind z. B. auch produzierende Firmen, Spediteure, Radfahrer, Politiker regional, Land, Bund. n AB 8: BRT: Busspuren, Ampelvorrangschaltungen, große Busse mit vielen Türen, dichter Fahrplantakt, lange Haltestellen; Effizienz von Nutzfahrzeugen: Aerodynamik, Leichtbauweise, Telematik, effizientere Antriebe, teilautomatisiertes Fahren, Einsatz von IT-Anwendungen. n AB 9: Steigende Einwohnerzahlen, Eingemeindung umliegender Dörfer, Wachsen der Stadt ins Umland, Verkehrsverdichtung, Zunahme kultureller Möglichkeiten, Übernahme städtischer Lebensweisen im Umland; zum Beispiel Parkleitsysteme, Ampelphasenassistenten. 35


IMPRESSUM Zeitbild WISSEN „Wie Waren weltweit reisen“, herausgegeben von der Zeitbild Verlag und Agentur für Kommunikation GmbH, Kaiserdamm 20, 14057 Berlin, in Zusammenarbeit mit der IAA. Gesamtherstellung Zeitbild Verlag, Kaiserdamm 20, 14057 Berlin, www.zeitbild.de, 1. Auflage, Juni 2018 Verantwortlich Frank J. Richter Text und Redaktion Frank J. Richter Fotos Titel: IStockphoto/franckreporter; Seite 2 (oben, Mitte): Shutterstock/Africastudio, Nuttanart Khamlaksana; Seite 2 (unten) IStockphoto; Seite 6 IStockphoto/cybrain, filadendron, Seite 7: IStockphoto/michelangeloop; Seite 8: IStockphoto/siraanamwon; Seite 10: Shutterstock/rukawajung; Seite 12 (v.l.n.r.): IStockphoto/Art Wager, Jan-Otto, rtem_Egorov, CasarsaGuru, Shutterstock/AfricaStudio; Seite 14: Shutterstock/Nuttanart Khamlaksana; Seite 16: IStockphoto/martin-dm; Seite 18: IStockphoto/ake1150sb; Seite 20: F. X .Meiller; Seite 23: VDA; Seite 25 (v.o.n.u.): IStockphoto/jeffbergen, amazingmikael, oneclearvision, AnastasiaRasstrigina; Seite 27: IStockphoto/VectorPocket; Seite 28: IStockphoto/Art Wager, Jan-Otto, rtem_Egorov, CasarsaGuru, Shutterstock/AfricaStudio; Seite 30: Istockphoto/Ridofranz, AleksandarNakic, Mlenny, tdub303, Ridofranz, Portra Druck DCM Druckcenter Meckenheim. Printed in Germany Die enthaltenen Texte und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Eine kommerzielle Nutzung ist nicht gestattet. Wir erklären mit Hinblick auf die genannten Internet-Links, dass wir keinerlei Einfluss auf Gestaltung und Inhalte der Seiten haben und uns die Inhalte nicht zu eigen machen.

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